Pogorelich- Beruf Exzentriker

  • Zitat

    Original von Syrinx
    Das ist zwar sehr interessant, aber das hat doch absolut nichts mit der zitierten Frage zu tun. Die Frage war, was aus dem 1. Preisträger 1980 beim Chopin-Wettbewerb wohl geworden ist. Pogorelich ist ja berühmt geworden, weil er NICHT gewonnen hat, soweit ich mich erinnere hatte er den 2. bekommen


    Man findet alle Wettbewerbe im Netz


    http://www.chopin.pl/imprezy/konkursy/c10.html


    1980 taucht Pogorelich (wie Alexander Lonquich und Angela Hewitt) nur unter "Honorable mention" auf.
    Den ersten Preis erhielt Dang Thai Son (Vietnam), den 2. Tatyana Shebanova (UdSSR). Von denen habe ich noch nie was gehört.
    (Sehe gerade, dass Flotan schneller war)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes!
    Ich war eigentlich ziemlich "betroffen" zu sehen, daß von all diesen Tastentigern beim Chpoin-Wettbewerb, die 6, 8, 10 Stunden am Tag üben, mindestens 90% nicht mehr im Konzertbetrieb aufscheinen.
    Was ist bloß aus denen geworden....
    LG
    Flotan


  • Der Meister tritt am 16.06. in Düsseldorf im Rahmen des Klavierfstivals Ruhr auf. Das Programm ist bereits im Vorfeld geändert worden:


    Muzio Clementi
    Sonatine C-Dur op. 36/3 Sonatine F-Dur op. 36/4
    Sergej Prokofjew
    Sonate Nr. 6 A-Dur op. 82
    Enrique Granados
    Drei Tänze aus Danzas españolas op. 37
    Maurice Ravel
    Gaspard de la nuit


    Ich meine mich zu erinnern, daß ursprünglich auch Beethoven auf dem Programm stand. Live habe ich Pogorelich bislang nicht gehört, kenne ihn aus seiner frühe Phase. Gewiss ist Pogorelich technisch absolut perfekt. Ich bin fest überzeugt, daß seine Einspielungen nicht Zufallsergebnisse sind, sondern daß er mit seiner perfekten Anschlagskunst ein Ergbenis abliefert, das er so auch im Kopfe hat.


    Da aber fängt's dann an zu hapern: Pogorelich ist für mein Empfinden die Wiedergeburt des Typus Künstler, der ein Werk nachschafft und ihm dabei seine Handschrift aufdrückt. Das muß man mögen. Vor allem muß man die Handschrift mögen, und genau an dieser Stelle habe ich meine Probleme mit Ivo Pogorelich: seine Einspielung der b-moll Sonate von Chopin ist für mich -zumal im ersten Satz- fast die Übertragung des Stückes in eine Slapstick-Untermalung. Den zweiten Versuch, mich mit Pogorelich zu befassen, hatte ich seinerzeit mit der Beethoven / Schumann-Platte unternommen. Die erinnere ich schlichtweg als langweilig.


    Unter den jugendlichen Ekzentrikern der späten 1980er Jahre lag mir Tzimon Barto, der zeitgleich mit Pogorelich für EMI die Symphonischen Etüden Schumanns vorgelegt hatte, deutlich mehr. Aber auch für den gilt: das Werk wird mit der sehr individuellen Handschrift des Pianisten gedeutet. Barto, um den es in den vergangenen Jahren ähnlich ruhig geworden ist wie um Pogorelich, wird übrigens auch am Klavierfestival Ruhr teilnehmen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Syrinx


    Hallo Christian,
    Das ist zwar sehr interessant, aber das hat doch absolut nichts mit der zitierten Frage zu tun. Die Frage war, was aus dem 1. Preisträger 1980 beim Chopin-Wettbewerb wohl geworden ist. Pogorelich ist ja berühmt geworden, weil er NICHT gewonnen hat, soweit ich mich erinnere hatte er den 2. bekommen


    Hallo Syrinx,


    Du hast ja recht :DIch hatte Dein Posting nicht genau gelesen- aber die Frage ist ja geklärt. Tja, eine gute Frage: Da gewinnt man den Chopin-Wettbewerb- und was bleibt? Wenig bis nichts, eine Fußnote.
    Tzimon Barto hat ja mit seiner Rameau-CD ein bemerkenswertes Comeback hinbekommen.
    Von dem Düsseldorfer-Programmm würde mich besonders der Ravel interessieren. Gaspard de la nuit hat Pogorelich ja auch auch aufgenommen. Die anderen Stücke des Programms hat er soweit ich weiß- noch nicht eingspielt.


    Zitat

    Da aber fängt's dann an zu hapern: Pogorelich ist für mein Empfinden die Wiedergeburt des Typus Künstler, der ein Werk nachschafft und ihm dabei seine Handschrift aufdrückt. Das muß man mögen. Vor allem muß man die Handschrift mögen, und genau an dieser Stelle habe ich meine Probleme mit Ivo Pogorelich: seine Einspielung der b-moll Sonate von Chopin ist für mich -zumal im ersten Satz- fast die Übertragung des Stückes in eine Slapstick-Untermalung. Den zweiten Versuch, mich mit Pogorelich zu befassen, hatte ich seinerzeit mit der Beethoven / Schumann-Platte unternommen. Die erinnere ich schlichtweg als langweilig.


    @ Santoliquido


    Beethoven scheint Pogorelich nicht zu liegen- warum auch immer. Schumann und Pogorelich? Das geht gut zusammen, auch wenn die CD im Vergleich zum Live-Auftritt deutlich blasser bleibt. Seine Einspielung der b-moll Sonate kenne ich nicht. Und bei dem Stück ist die Konkurrenz auch wirklich erdrückend. Pogorelichs Hang zu extremen Deutungen führt manchmal zu bizarren Resultaten. Trotzdem würde ich mich über eine neue Aufnahme von ihm freuen. Aber ob wir das noch erleben?


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo Christian,


    die Chopin-Platte war Pogorelichs erste Platte nach dem Warschauer Wettbewerb. Sie ist spieltechnisch exzellent. Wie gesagt, bei ihm liegen mir sein Deutungsvorschläge nicht so sehr. Und, nochmals: die Einspielung ist nun 26 Jahre alt.


    Zu Tzimon Barto: Die Rameau-CD ist hinreißend Allerdings auch hier die Einschränkung:es ist eindeutige eine Barto-Platte auf Basis von Rameau. Thomas Salisburgensis dürft ausflippen, wenn er sie hört.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Zitat

    Original von Santoliquido
    die Chopin-Platte war Pogorelichs erste Platte nach dem Warschauer Wettbewerb. Sie ist spieltechnisch exzellent. Wie gesagt, bei ihm liegen mir sein Deutungsvorschläge nicht so sehr. Und, nochmals: die Einspielung ist nun 26 Jahre alt.


    Zu Tzimon Barto: Die Rameau-CD ist hinreißend Allerdings auch hier die Einschränkung:es ist eindeutige eine Barto-Platte auf Basis von Rameau. Thomas Salisburgensis dürft ausflippen, wenn er sie hört.


    Lieber Thomas,


    Du hast schon recht: Man muss Pogorelichs Stil mögen- noch mehr als das für andere Künstler gilt. Seine Interpretationen sind immer extrem.


    Bei Rameau hast Du recht :D Obwohl es amüsant wäre sich das oben beschriebene Szenario einmal vorzustellen .... :D :D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

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  • Zitat

    Original von Caesar73
    Beethoven scheint Pogorelich nicht zu liegen- warum auch immer.


    Liebe Forianer,


    ich wage hierzu eine Vermutung: ein Zentrum von Beethovens (Klavier-) Musik ist doch der "Entwicklungsgedanke": was für Material steckt in einem musikalischen Thema, wie entwickelt es sich, wie wird es durchgeführt, wo führt es hin usw. Es gibt dafür bestimmt griffige Fachtermini.


    Pogorelich scheint mir eher ein Pianist zu sein, der die Musik eher aus dem Augenblick heraus ausleuchtet und weniger musikalische Prozesse gestaltet. Seine Aufnahme von Liszt's h-Moll-Sonate finde ich deswegen bedenklich, erzählt sie doch auch eine Geschichte. Bei Pogorelich tut sie das nicht, da ist sie mehr eine Aneinanderreihung von Momenten. Eine Interpretationshaltung, die mehr Wert auf 'göttliche Augenblicke' als auf musikalische Prozesse legt, muss bei Beethoven natürlich scheitern.


    Aber das ist nur eine Vermutung - seine Haydn-CD finde ich richtig gut, auch die Chopin-Scherzi sind gerade in ihrer erzählerischen Dramatik großartig.


    Viele Grüße,
    Christian


  • Im gedruckten Programm des Klavierfestivals sind folgende Werke aufgeführt:


    Beethoven
    Sonate Nr. 23 f-Moll op. 57 "Appassionata"
    Liszt
    Mephisto-Walzer Nr. 1 A-Dur
    Granados
    Goyescos: Suite für Klavier nach Bildern von Francisco Goya, Heft I und II


    Vielleicht ändert er das Programm noch einmal, es sind noch einige Wochen bis zum Konzert ;).


    Sophia

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Ich schätze an ihm besonders seine Anschlagskunst. Wenn man seine( viel zu kleine ) Sammlung von Scarlatti-Sonaten hört, wird man nie wieder zu Horowitz greifen. Er spielt virtuos, aber mit Samtpfötchen, nimmt die Stücke ernst, gibt ihnen zugleich viel Farbe. Ebenso hohe Anschlagskunst bei Bilder einer Ausstellung. Mir ist egal, dass er 42 min. braucht, wofür Horowitz bereits mit 27 minuten fertig ist. Ich löse mich von der Vorstellung, wie das Werk offiziell klingen muss, sondern höre und bin begeistert, mit welche pianistischen Mitteln er das Werk umsetzt ( man höre con mortuis...Nr. 14).
    Leider ist sein Repertoire sehr klein. Mozart-Konzerte würde ich gerne von ihm hören.


    Ein großer Pianist.


    Das trifft meinen Eindruck von seiner Spielweise sehr gut; als ich ihn im Konzert mit Chopin 24 Preludes hörte war ich völlig überrascht, diese bekannte Werk auf eine so schön-schaurige Art zu hören. Er zelebrierte jede einzelne Note! Es war als würde er den Zuhörer auf jede noch so kleine sechzentel Note aufmerksam machen wollen. Seine Anschlagskultur ist ungeheur differenziert. Zugegeben...keine leichte Kost für den Zuhörer, aber ungeheuer spannend Chopin mal anders zu hören :jubel:


    Schönen Gruß
    Niko

  • hallo,


    für alle, die sich bereits auf pogorelich beim ruhr-klavierfestival freuen: ich erlebte ihn vor ca. 2 wochen in baden-baden mit einem im vorfeld mehrfach geänderten programm:


    brahms intermezzo op. 118/ 2
    prokoffjew: sonate no. 6
    granados: drei spanische tänze
    ravel: gaspard de la nuit
    zugabe: balakirew: islamey


    alles in allem: begeisterung (und erleichterung, kann ich nicht verhehlen).
    ich erlebte ihn das dritte mal live: das erste mal, vielleicht vier jahre mag es her sein, in mülheim/ ruhr beim klavierfestival ruhr: damals phänomenal (mit rachmaninov & beethoven, v.a. op 111 - meine bleibendste konzerterfahrung überhaupt).


    dann vor 2 jahren in heidelberg mit chopin (3. sonate), rachmaninov (2. sonate) und scriabin (sonate no. 4) - eine sehr zwiespältige erfahrung: pogorelich wirkte seelisch sehr angegriffen, die allesamt auf "dekonstruktion" angelegten interpretationen zeugten davon - und man bekam den eindruck, in einen dunklen abgrund zu schauen.


    die gute nachricht: von einer nahezu greifbaren seelischen krise scheint sich pogorelich erholt zu haben: phänomenales klavierspiel, sowohl technisch (sehr sicher und extrem virtuos: scarbo & islamey), als auch bez. des farbenreichtums im anschlag (wie differenziert pogorelich unterschiedliche ausdrucksgehalte in den kleinsten nuancen ausgestaltet, wie er abschattiert und heraushebt - dabei ein werk, bestimmt individualistisch, wie aus dem augenblick heraus neuschafft, obwohl alles, das wird ganz klar, einem konzept gehorcht,.... ich wüsst wenige, die ihm so etwas nachmachen können) und v.a. der tiefgründigkeit seiner interpretationen.


    insgesamt wirkte pogorelich, trotz eines verschlossenen, undurchschaubaren äußeren, in guter stimmung, "zugewandter", "heller.." als vor jahren.
    er spielte vom blatt, kurzgeschoren nach wie vor, wenig emotionen in gestik und mimik zeigend - alles geschah in der musik.
    der höhepunkt für mich gleich am anfang mit brahms' intermezzo: gespielt als trauriges "lied ohne worte", nicht gesungen, eher gespielt im nachsinnen, gleichsam als traurige erinnerung.


    der granados ebenfalls nicht direkt tänzerisch - eher als reflexion über vergangene, längst verklungene tänze.


    der prokoffjew war nicht so scharf und perkussiv wie auf cd eingespielt, dafür wesentlich reicher in den emotionalen gehalten: mochte ich diese sonate bislang eigentlich nie so recht, so habe ich hier erstmals zugang zu ihr gefunden.


    der ravel: sehr farbenreich, kleinste nuancen ausspielend interpretiert: ein fahler "gibet" - ein dämonischer "scarbo" - und dann, fast attacca, ohne beim applaus aufzustehen: die islamey - virtuosenstoff, gewiss, aber phänomenal virtuos (u.das heisst nicht: bloss schnell und donnernd) in den saal hinausgeschleudert (was ich auch vorher nicht wusste: die verbindung zw. ravel und islamey besteht durchaus, wollte ravel doch mit seinem scarbo das bis dahin als das spieltechnisch anspruchvollste geltende stück: die islamey überbieten... merkwürdige motive haben manche komponisten..)



    alles in allem: pogorelich scheint wieder voll da zu sein: bestimmt nicht "der alte" (denn die interpretationen sind meiner meinung nach deutlich elaborierter als früher), sondern eher "so gut wie nie".
    bei allem gilt: man muss sich darauf einlassen und darf nicht mit der normierenden erwartung in das konzert hineingehen - man folge einfach dem, was zu hören ist - und wird mit bislang unerhörtem belohnt.
    bleibt zu hoffen, dass aus den angekündigten aufnahmeprojekten (beethoven, rachmaninov) auch tatsächlich etwas wird.
    viel vergnügen also auf dem ruhr-klavierfestival (wäre sehr an einem bericht darüber interssiert)
    gruß,
    jiohn lackland

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  • Gehört ja eigentlich in den Konzerte-Thread, aber da hier munter über Pogorelich diskutier wurde, stelle ich meinen Konzertbericht hier ein:


    Zugegeben: ich habe dieses Konzert nicht vorurteilsfrei besucht. Den Karrierebeginn von Ivo Pogorelich hatte ich seinerzeit als Plattenhörer durchaus mitverfolgt und war von dem, was ich damals hörte alles andere als begeistert. Im Konzert habe ich ihn nun erstmalig gehört. Und war ausgesprochen angenehm überrascht:


    Daß er sein Programm kurzfristig ändern würde war nach allem, was man über ihn so hört, fast zu erwarten: die angekündigte Beethoven-Sonate wurde ersetzt durch die 6. Prokoffiew-Sonate. Dazu gab’s Brahms op. 118,2, drei Tänze aus Grandos‘ op. 37 und Gaspar de la Nuit.


    Zunächst Brahms. Ich habe auf die Uhr geschaut: Pogorelich nahm sich knapp 10 min. Zeit für dieses schöne Intermezzo. Zum Vergleich, Backhaus braucht dafür knapp 5 min, Gould gute 5 min, Katchen und Opitz liegen bei etwa sechs min, Ciccolini knapp 8. Pogorelich selbst hat dieses Stück im Studio eingespielt mit 9 min.


    Dieses langsame Tempo ist zunächst ungewöhnlich und ungewohnt, allein: das Stück hält das aus, hüllt es in einen träumerischen Zauber. Verblüffenderweise vermochte es Pogorelich, die Proportionen des Stücks zu wahren, so daß diese Deutung nichts von der Exzentrik seiner frühen Einspielungen hatte (ich denke da nur an seine erste Chopin-Platte).


    Programmpunkt Nr. 2 war dann schon kräftezehrend: die Prokoffiew-Sonate hatte ich zuvor nie gehört, war aber sehr angetan von diesem Stück. Allerdings schien mir, daß dieser Kraftakt Spuren im weiteren Verlauf des Programms hinterlassen hatte: Drei Tänze aus Grandos‘ op. 37 gab’s nach der Pause und Ravels Gaspard.


    Unstreitig, die Virtuosität Pogorelichs ist beeindruckend, dennoch: bei den Grandos-Tänzen fehlte das letzte leichte Federn. Daß Pogorelich das tänzerische der Stücke unterstreichen und herausarbeiten wollte glaube ich schon. Bei Ravel glückte restlos das Mittelstück „Le Gibet“, dessen dunkle, fahle Stimmung perfekt eingefangen wurde, bei den beiden Eckstücken wiederum der Eindruck, der sich bereits bei Granados eingestellt hatte: die Finger wollten offensichtlich nicht mehr so behende über die Tasten. Das machte sich bei Ondine bemerkbar, zumal wenn man das Stück in der Einspielung von Samson Francois oder Vlado Perlemutter im Ohr hat. Scarbo hingegen zeichnet wieder ein brillianten Gnomenspuk.


    Tosender Beifall eines Publikums, das ich während des Konzertes verschiedentlich gerne vor die Tür geschickt hätte. Offensichtlich muß man sich daran gewöhnen, daß irgendeiner Flachzange Mobile klingelt, keuchen, husten und röcheln bei vermuteten und tatsächlichen Pausen scheint sich im Kampf gegen offensichtlich schwer ertragbare Pausenstille einzubürgern (einfach widerlich)


    Pogorelich –und das fand ich ausgesprochen sympathisch- wartete mit seinem Spiel gar nicht erst, bis Ruhe eingekehrt war, sondern spielte einfach in verebbendes Klatschen oder unötiges Husten hinein.
    Am Ende gab’s noch eine Zugabe von Balakirev.


    Alles in allem ein faszinierender Konzertabend und persönlich eine positive Revision meines Pogorelich-Bildes.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo zusammen,


    gerade habe ich noch mal nachgesehen: ich habe keine CD mehr mit Pogorelich. Den Scarlatti und das Tschiakowsky-Konzert habe ich irgendwann verschenkt.
    Irgendwie bin ich langfristig nicht mit Pogorelichs Spiel glücklich geworden; Beethoven und Schumann konnte ich gar nicht hören, auch die berühmten Chopin Préludes lagen mir nicht am Herzen.


    Was ich aber im Zusammenhang mit der Chopin-CD erstmals gesehen hatte und bis heute wichtig, richtig und gut finde ist die Nennung des Klavierstimmers!


    Wie der Namen des Übersetzers auf den Titel eines fremdsprachlichen Romans gehört, so will ich den Vermittler zwischen Fingern und Instrument genannt haben. Das hatte mich bei besagter CD sehr überrascht und gerfreut und ich mahne dies immer wieder mal bei Plattenfirmen an - und meine auch, einen spürbaren Erfolg im einen oder anderen Fall beim Lesen der Booklets erfahren zu haben... :)


    Eine Anekdote zumSchluß:
    Pogo litt wohl an einer Art Überbein am Fuß und fand bei der Aufnahme der Chopin-Préludes heraus, daß es dem Stimmer ebenso ging. Kurzhand wurden alle Anwesenden durch Pogo aus dem Raum geschickt, bis auf den Stimmer. Und dann zogen die beiden Männer die Socken aus, zeigten sich ihre empfindlichen geschundenen Füße und tauschten sich über das individuelle Leiden aus... Sehr nett, oder?
    Die Quelle wird natürlich verschwiegen...


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Aus gebotenem Anlass möchte ich diesen Thread wieder aus der Versenkung holen:


    Ivo Pogorelich begeht heute seinen 50. Geburtstag!


    Welche Aufnahmen, welche Konzerterlebnisse mit Ivo Pogorelich haben Euch besonders beeindruckt?



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ich habe Pogorelich mehrmals live gehört, in Erinnerung geblieben sind mir die Chopin-Preludes, deren leisen Passagen im promblematischen Münchner Gasteig allerdings untergingen und KV 331 von Mozart (artifiziell, aber in sich sehr konsequent, vor allem vom Tempoaufbau her). Die h-Moll-Sonate von Liszt hat mich (weder live noch Studio) nicht so überzeugt, da fehlte der Zusammenhang, bzw. zerfiel sie in schöne Stellen.


    Bemerkenswert fand ich immer seine desinteressierte, schlaffe "Haltung" auf dem Weg zum Flügel einerseits und sein aufgeladenes, zwingendes Spiel andererseits. Bei allen Konzerten hatte er mehr als drei Zugaben gegeben, und der Flügel war gegen Ende der Konzerte fast immer ganz fürchterlich verstimmt, so hat er in den virtuosen Passagen reingehauen. Es war gräßlich, fast schmerzahft, aber ihn schien das gar nicht zu stören, denn er hat trotz verstimmtem Flügel weitere Zugaben gegeben.


    Am 16.11. spielt er in München und ich werde versuchen Karten zu bekommen!


    Viele Grüße,
    Christian

  • Zitat

    Am 16.11. spielt er in München und ich werde versuchen Karten zu bekommen!


    ... und am 31.10 seit laaaaanger Zeit wieder einmal in Wien (ich glaubs erst, wenn er die Bühne betritt...) und ich habe schon Karten :D!


    Programm
    Frédéric Chopin
    Nocturne Es-Dur op. 55/2 (1843)
    Sonate h-moll op. 58 (1844)


    Franz Liszt
    Der Tanz in der Dorfschenke / Mephisto-Walzer Nr. 1 S 514 (1859-1861)


    Jean Sibelius
    Valse triste op. 44/1 (Kuolema) (1904)


    Maurice Ravel
    Gaspard de la nuit / Drei Gedichte für Klavier nach Aloysius Bertrand

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  • Das klingt ja sehr interessant. Ich habe ihn nämlich noch nie live gehört und wohne zufälligerweise in München.
    Für mich ist er einer der größten Pianisten überhaupt.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Sagitt meint:


    Zwei fallen mir sofort ein.


    Seine herrliche Einspielung von Scarlatti-Sonaten und die englischen Suiten Nr. 2 und 3 von Bach. Da müssen sich die Herren Horowitz und Gould schon sehr warm anziehen.


    irgendwie ist auch eine Erinnerung in Richtung " bemerkenswert" über Bilder einer Ausstellung in meinem Hinterkopf. Aber ich habe die Aufnahme lange nicht gehört, wenn ich sie wiederfinde, werde ich das aufgrund dieses Anlasses nachholen.

  • Zitat

    Original von bubba


    Für mich ist er einer der größten Pianisten überhaupt.


    Möchte ich auch meinen.


    Im Konzert habe ich ihn zweimal hören können, wobei das erste Konzerte das beeindruckendere gewesen ist. Weiter oben im Thread habe ich ja einige Zeilen dazu geschrieben.


    Von seinen Aufnahmen ist die Einspielung von Chopins Preludes diejenige, die mich nach wie vor am meisten fesselt. Da kommen Pogorelichs Stärken einfach besonders zum Tragen: Eine fehlerlose Technik, ein unglaublich variantenreicher Anschlag- und eben sein Hang zu Extremen- oder Exzentritäten- wie man möchte.


    Was die Faszination des Künstlers Pogorelich mit Sicherheit zu einem nicht wesentlichen Teil mitausmacht ist seine Biographie.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von sagitt



    irgendwie ist auch eine Erinnerung in Richtung " bemerkenswert" über Bilder einer Ausstellung in meinem Hinterkopf. Aber ich habe die Aufnahme lange nicht gehört, wenn ich sie wiederfinde, werde ich das aufgrund dieses Anlasses nachholen.


    Lieber Sagitt,


    Du meinst diese CD hier, denke ich mal:





    Edwin hat über diese CD einmal in einem anderen Zusammenhang geschrieben, eigentlich spiele Pogorelich hier nicht Mussorgsky sondern Pogorelich- so etwa jedenfalls. Das genaue Zitat müsste ich suchen.


    Die Aufnahme der Bilder ist auch eine meiner Lieblingsaufnahmen des Zyklus.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Bei Ravel glückte restlos das Mittelstück „Le Gibet“, dessen dunkle, fahle Stimmung perfekt eingefangen wurde, bei den beiden Eckstücken wiederum der Eindruck, der sich bereits bei Granados eingestellt hatte: die Finger wollten offensichtlich nicht mehr so behende über die Tasten. Das machte sich bei Ondine bemerkbar, zumal wenn man das Stück in der Einspielung von Samson Francois oder Vlado Perlemutter im Ohr hat. Scarbo hingegen zeichnet wieder ein brillianten Gnomenspuk.


    Hallo Thomas,


    ich kann es mir hier nicht verkneifen etwas zu Pogorelichs >Interpretation< (ich verwende bewußt die Anführungszeichen!) von >Le Gibet< zu sagen. (Deinen Konzertbericht finde ich ansonsten sehr schön geschrieben!) Ich habe das Konzert natürlich nicht gehört, kann mich also nur auf seine Studioaufnáhme beziehen! Für mich ist Pogorelichs Version eines der schlimmsten Beispiele für Willkür und Mißachtung der Intentionen des Komponisten. Ravel hat Robert und Gaby Casadesus auf ihren Konzertreisen begleitet und von beiden ist überliefert, daß Ravel forderte, bei >Le Gibet< ganz rigoros und starr das Tempo zu halten! Das kann man übrigens auch nachvollziehen in der Welte-Mignon-Aufnahme, die Ravel selbst von >Le Gibet< gemacht hat (CD: Ravel plays Ravel). Genau das steht auch unmißverständlich als Anweisung an den Pianisten im Notentext, direkt unter der Tempobezeichnung >Tres lent<: "Sans presser ni ralentir jusqua la fin"! Bei Pogorelich hört man nichts anders als >ralentir<und >presser< - eine ganz bewußte Mißachtung der Spielanweisung! Ich habe ungefähr 25 verschiedene Aufnahmen von >Gaspard de la nuit< bzw. >Le Gibet< und mich intensiv mit diesem Stück beschäftigt - darunter auch die von Dir erwähnte sehr hörenswerte Aufnahme von Vlado Perlemuter, der übrigens zu denen gehört, die noch mit Ravel in persönlichen Kontakt gekommen sind - kein einziger erlaubt sich diese Eigenmächtigkeiten von Pogorelich, die nicht nur willkürlich sind, sondern jedes Verständnis für den Sinn dieser Musik vermissen lassen. Das finde ich einfach völlig inakzeptabel!


    Pogorelich ist zweifellos ein begnadeter Pianist mit großer Anschlagskultur und einer perfekten Technik (jedenfalls in seinen Aufnahmen, ich finde schon interessant, daß Du über technische Schwächen in seinem Konzert berichtest!), aber neigt dazu, den Notentext als Anlaß zu nehmen für ein willkürliches Spiel mit Assoziationen - für mich ist er ein egomanischer Manierist. Ein besonders erschreckendes Beispiel: Valses nobles et sentimentales wiederum von Ravel, das ist für mich schlicht ungenießbar; der Notentext ist hier auch nicht im Entferntesten wiederzuerkennen geschweige denn der Sinn dieser Musik.


    Um ihn nicht nur zu tadeln: Seine beste Aufnahme für meinen Geschmack ist die 6. Sonate von Prokofieff, auch die 2. Chopin-Sonate ist hörenswert, wenn er nicht diese unsinnigen Kürzungen (vor allem im Satz mit dem Trauermarsch) vornehmen würde. Die >Bilder einer Ausstsellung< fand ich eigentlich wider Erwarten sehr spannend - er kann wirklich charakterisieren. Wenn er sich nur nicht wieder den ansonsten überragenden Gesamteindruck mit seiner Egomanie verderben würde: der zerdehnte Schluß der Katakomben und die unsinnigen Eingriffe in den Notentext zum Ende des Tors von Kiew: das wird bei ihm zum bombastischen Kitsch. Für Sonatenarchitekturen fehlt ihm der Sinn und Verstand - wie er den Kopfsatz der 2. Sonate von Scriabin angeht, das wirkt wie ein hilfloses Herumirren. In der h-moll-Sonate von Liszt gibt es eine Trillerstelle, wo Liszt auf der ersten Note einen Betonungskeil notiert. Pogorelich spielt dann jede Note mit Betonung nach dem Motto: Seht her, ich habe das in den Fingern! Musikalisch ist das einfach Nonsens. Die Aufnahme der Liszt-Sonate ist ansonsten natürlich perfekt - aber eben ein eiskalter Manierismus ohne wirkliche >Seele<.


    Ich werde wohl nie mit diesem Pianisten warm werden...


    Musikalische Grüße :hello:
    Holger

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  • Zitat

    Wenn er sich nur nicht wieder den ansonsten überragenden Gesamteindruck mit seiner Egomanie verderben würde: der zerdehnte Schluß der Katakomben und die unsinnigen Eingriffe in den Notentext zum Ende des Tors von Kiew: das wird bei ihm zum bombastischen Kitsch.


    Hallo, Holger!


    Ich kenne mit Pogorelich im Wesentlichen nur einige Chopin-Interpretationen, darunter die b-moll-Sonate, und würde Deiner Einschätzung zustimmen.


    Interessanterweise gibt es von den Moussorgsky'schen "Bildern" aber auch eine Einspielung mit Horowitz, die - für den Meister nicht untypisch - ebenfalls den Schluss des Tors von Kiew derart banal aufdonnert, dass ich gleichermaßen von "bombastischem Kitsch" sprechen würde. Wie gesagt: Der direkte Vergleich mit Pogorelich fehlt mir. Ob er sich lohnt?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ


    Interessanterweise gibt es von den Moussorgsky'schen "Bildern" aber auch eine Einspielung mit Horowitz, die - für den Meister nicht untypisch - ebenfalls den Schluss des Tors von Kiew derart banal aufdonnert, dass ich gleichermaßen von "bombastischem Kitsch" sprechen würde. Wie gesagt: Der direkte Vergleich mit Pogorelich fehlt mir. Ob er sich lohnt?


    Hallo Wolfgang,


    da gebe ich Dir voll recht! Der Horowitz am Schluß ist wirklich kitschig! Der Unterschied zu Pogorelich ist, daß Horowitz ein >ehrlicher< Exzentriker ist, die ganzen >Bilder< sind total übertrieben (er interpretiert den Mussorgsky wie einen exaltierten Scriabin, obwohl der zu den >Realisten< zählt und mehr Verwandtschaft mit Schostakowitsch aufweist), so daß dieser bombastische Schluß dann doch irgendwie zu dem Ganzen paßt. Das ist zwar sehr hart an der Grenze des guten Geschmacks, aber genialisch. Bei Horowitz gibt es ja die Fälle, wo er so übertrieben bombastisch-kitischig spielt (so komische Sachen wie "Stars and Stripes"), daß man unwillkürlich lachen muß, so als spiele er das mit einem Augenzwinkern. Bei Pogorelich, der ansonsten ungemein sorgfältig ohne große Übertreibungen charakterisiert, fällt dieser Schluß einfach aus dem Konzept. Man fragt sich: Wozu macht er das, warum diese blödsinnigen Oktavierungen? Das ist irgendwie nicht intuitiv, sondern einfach willkürlich ausgedacht. Interessant ist die Aufnahme von Pogorelich sicher, aber ob man sie unbedingt kennen muß, das weiß ich nicht!


    Für mich die eindrucksvollste Aufnahme von den >Bildern< ist der Sofia-Mitschnitt von Svjatoslav Richter von 1952 (Philips). Der überragt selbst andere Mitschnitte von Richter deutlich. Eine andere wirklich außergewöhnliche Aufnahme ist die von William Capell (CD: Capell Rediscovered). Die sollte man wirklich kennen - und auch die wirklich sehr souveräne von Vladimir Ashkenazy. Die Orchesterversion von Ravel in der Interpretation von Sergui Celibidache empfiehlt mein Lehrer und Pianistenfreund F.-J. allen Pianisten zum Studium - wegen der absolut vorbildlichen Phrasierung der Promenade! Dem kann man nur zustimmen! Aber nun sind wir schon weit weg von Pogorelich... :angel:


    Beste Grüße
    Holger

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Um ihn nicht nur zu tadeln: Seine beste Aufnahme für meinen Geschmack ist die 6. Sonate von Prokofieff, auch die 2. Chopin-Sonate ist hörenswert, wenn er nicht diese unsinnigen Kürzungen (vor allem im Satz mit dem Trauermarsch) vornehmen würde.


    Hallo Holger,


    aus meiner Erinnerung heraus war die Prokofiew-Sonate das stärkste Stück des Abends. Meine grundsätzlich positive Haltuing dem Konzert gegenüber resultierte daraus, daß ich mit sehr gemischten Erwartungen hingefahren bin (die frühe Chopin-Platte fand ich zwar nett anzuhören, letztlich doch sehr maniriert, die nachgelegte Beethoven-Platte des jungen Pogorelich habe ich seinerzeit nach Erwerb postwendend weiterverscherbelt) und doch sehr, sehr angenehm überrascht war. Das galt für das mehr als ungewöhnlich gespielte Brahms-Intermezzo ebenso wie die Prokofiew-Sonate. Brahms op.118 Nr.2 im Celibidache-Zeitlupe. Das Ergebnis war sehr beeindruckend. Zum ggf. notwendigen Grimmen der Ravel-Deutung gegenüber fehlen mir die Kenntnis und die Auseinandersetzung mit dem Notentext Ravels (und die Kenntnis der Studio-Aufnahme, die wohl auch eine seiner Jugendtaten ist, oder?). Nun liegt das Konzert ja auch schon ein Weilchen zurück; wenn das denn Ravel arr. Pogorelich war, dann Chapau pour le pianiste.


    Deine Ausführungen zu 25 Einspielungen des Gaspard habe ich mit Interesse gelesen. Magst Du dazu ein Wort im Ravel-Thread verlieren?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    ...
    Bei Horowitz gibt es ja die Fälle, wo er so übertrieben bombastisch-kitischig spielt (so komische Sachen wie "Stars and Stripes"), daß man unwillkürlich lachen muß, so als spiele er das mit einem Augenzwinkern.
    ...


    Was heißt hier "mit einem Augenzwinkern"? Er amüsiert sich königlich, wie man aus Video-Mitschnitten weiß (z.B. aus dem Weißen Haus). Könnte sich durchaus auf YouTube finden lassen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    da gebe ich Dir voll recht! Der Horowitz am Schluß ist wirklich kitschig! Der Unterschied zu Pogorelich ist, daß Horowitz ein >ehrlicher< Exzentriker ist, die ganzen >Bilder< sind total übertrieben (er interpretiert den Mussorgsky wie einen exaltierten Scriabin, obwohl der zu den >Realisten< zählt und mehr Verwandtschaft mit Schostakowitsch aufweist), so daß dieser bombastische Schluß dann doch irgendwie zu dem Ganzen paßt. Das ist zwar sehr hart an der Grenze des guten Geschmacks, aber genialisch. Bei Horowitz gibt es ja die Fälle, wo er so übertrieben bombastisch-kitischig spielt (so komische Sachen wie "Stars and Stripes"), daß man unwillkürlich lachen muß, so als spiele er das mit einem Augenzwinkern. Bei Pogorelich, der ansonsten ungemein sorgfältig ohne große Übertreibungen charakterisiert, fällt dieser Schluß einfach aus dem Konzept. Man fragt sich: Wozu macht er das, warum diese blödsinnigen Oktavierungen? Das ist irgendwie nicht intuitiv, sondern einfach willkürlich ausgedacht. Interessant ist die Aufnahme von Pogorelich sicher, aber ob man sie unbedingt kennen muß, das weiß ich nicht!


    Hallo Holger,


    Ich habe letztes Jahr mal einen Vortrag über die Bilder gehalten und dafür alle möglichen Aufnahmen gehört. Darunter auch die Horowitzaufnahme und auch Pogorelich, Richter etc.
    Ich stimme Dir zu: Horowitz spielt Mussorgsky vom rubato her wie Scriabin oder Rachmaninov. Vieles ist dazu überhetzt, unsauber und die Stimmungen der einzelnen Bilder sind für mich nicht wirklich getroffen. Du kannst das als "ehrlich" aus Horowitz Sicht bezeichnen, ich finde es aber einfach total unreflektiert- was Du daran trotzdem "genialisch" findest ist mir nicht klar.
    Pogorelich hingegen finde ich eben doch eine Aufnahme, die man kennen sollte, wenn man sich für die Bilder interessiert. Natürlich exzentrisch in den Tempi manches rubato auch hart an der Grenze und darüber, aber doch von echtem Gefühl geprägt und für mich in diesem Sinne sehr ehrlich. Die Trauer dominiert in vielen Überleitungen und dies ist ja auch nach zu voll ziehen, schliesslich hat Mussorgsky dei Bilder für seinen verstorbenen Malerfreund geschrieben.
    Die Richteraufnahme ist in jedem Fall beeindruckend, wenngleich die wirklich "wahnsinnigen" Tempi wohl Geschmackssache sind.
    Als Klavieraufnahme hat mich bisher am meisten die Pletnevaufnahme überzeugt (wenngleich der auch ziemlich am Notentext rumbastelt) und bei den Orchesteraufnahmen Gergeiv mit den Wienern.
    Der erwähnte Celibidache mag gut phrasieren, aber es ist unvorstellbar langsam gespielt...


    Gruss


    Syrinx

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  • So, jetzt habe ich auch das Zitat von Edwin gefunden:


    Zitat

    Auch meiner Meinung nach ist das Klavier der ideale Ort, diesem Werk zu begegnen: Richter in der Melodija-Aufnahme ist ein Muss, Pogorelich - na ja, er spielt halt Pogorelich, das aber großartig!


    Ein Wort noch zu Horowitz: Was die Tendenz zu Manierismen angeht unterscheiden sich Pogorelich und er eigentlich gar nicht einmal so sehr.


    Pogorelich höre ich mir gerade wieder einmal an. Später dann mehr.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Um diesen Fred mal wieder aus der Versenkung zu holen: Weiß jemand, wann Pogorelich mal wieder live zu hören sein wird? Hat jemand ihn in letzter Zeit gehört?

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Live zu hören wird er sein in...., am,...:


    [url=http://www.daten-banken.de/cgi-bin/baseportal.pl?htx=/event/topevents&localparams=7&db=topevents&cmd=list&range=0,50&TITEL%7E=Ivo%2bPogorelich&cmd=all&Id=242178]25.Oktober.2009 [/url]Ivo Pogorelich München Prinzregententheater


    [url=http://www.daten-banken.de/cgi-bin/baseportal.pl?htx=/event/topevents&localparams=7&db=topevents&cmd=list&range=0,50&TITEL%7E=Ivo%2bPogorelich&cmd=all&Id=354355]16.Januar.2010 [/url]Ivo Pogorelich & Die Stuttgarter Philhar FrankenthalCongressforum Frankenthal


    LG Michael

  • Liebe Taminos,
    je mehr ich Pogorelich höre, umso mehr überzeugt er mich derzeit, im Zeitalter der Inflation von Pianisten. Vielleicht verließ die Argerich doch nicht zu unrecht den Platz in der Jury, als er nur dritter wurde in Warschau.


    Ich verweise auf den Anfang des bereits bestehenden Threads:
    hier klicken


    Heute sieht Pogorelich so aus:



    und hier vielleicht noch ein Link zu einerm Artikel aus Bayerns Vorzeigeblatt, das ihn als "geläutert" bezeichnet, nachdem ihm einiges widerfahren ist. Ich mochte ihn schon immer.:jubel:


    Artikel


    Michael

  • es wurde hier leider nicht von pogos haydn aufnahme (nr. 19 & 46) gesprochen: sie polarisiert wie ich weiss natürlich enorm, aber sie stellt für mich ein wunder der interpretationskunst dar. ich bin mir sicher, dass haydn sie so nicht im ohr oder "vor augen" hatte beim komponieren. sie erlaubt aber so viel einsicht, ist plattform für weitere gedanken, träumereien, etc. boßes dienen dem urtext hätte dies nicht erreicht. pogos manko ist leider daß nur antüpfeln von komponisten: mehr sonaten von haydn würd ich mir sehnlichst von ihm gespielt wünschen, wird aber sicher nicht realisiert werden.

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