Hallo miteinander,
eines der wichtigsten Klavierkonzerte des 20. Jahrhunderts und wir haben noch keine Besprechung davon (es sein denn, ich habe nicht richtig gesucht ). Das muss sich ändern.
Ravel hat dieses Konzert sehr spät in seinem tragisch verkürzten Leben komponiert. Begonnen hat er 1929, auch wenn er zum Teil Ideen und Skizzen früherer Jahre verwendete. Abgeschlossen hat er das Werk zwei Jahre später. Seine Idee, die Uraufführung vom Klavier aus zu dirigieren, konnte er nicht verwirklichen, da ein Gehirntumor ihn zu sehr einschränkte. Er beschränkte sich deshalb am 14. Januar 1932 in Paris aufs Dirigieren, den Klavierpart übernahm Marguerite Long.
Das dreisätzige Werk (Allagramente/Andante/Alle Breve) fällt schon durch die Instrumentierung auf: es gibt eine Peitsche, die knallend den Auftakt für das Werk bewirkt. Ein Anfang, den man nicht mehr vergisst, der einen aber immer wieder aufrüttelt, wenn er gut gespielt ist. Stilistisch ist das Klavierkonzert geprägt von Jazz-Einflüssen, vor allem im ersten und dritten Satz (Ravel hatte kurz vor Beginn der Komposition eine erfolgreiche USA-Tournee absolviert), sowie spät-romantisch-impressionistischen (Mittelsatz). Das Werk ist rund 20 Minuten lang und hat sich relativ schnell in die Herzen von Publikum und Pianisten gespielt.
Ich habe mittlerweile mehr als zehn Aufnahmen des Konzerts und könnte eigentlich allen irgendetwas gutes abgewinnen und darüber berichten. Besonders erwähnenswert ist natürlich die Aufnahme von Michelangeli mit Ettore Gracis. Daneben haben sich aber auch Francois, Argerich, Zimmerman oder Grimaud erfolgreich um dieses Konzert bemüht.
Dennoch möchte ich heute mein Augenmerk auf einen eher unbekannten Pianisten widmen: Alexis Weissenberg, den meisten wenn überhaupt nur bekannt, da Karajan diverse Konzerte mit ihm eingespielt hat (für EMI). Die Ravel-Aufnahme hat er mit Seji Ozawa und dem Orchestre de Paris verwirklicht, und sie braucht sich vor den anderen nicht zu verstecken. Die Anforderungen (Ravel hat das Stück als Präsentationsstück zur Darstellung seiner virtuosen Fertigkeiten erdacht) meistert Weissenberg mühelos, auch weil er von einem Dirigenten unterstützt wird, der ihm mit dem Orchester überall hin folgt und ein inspirierendes Fundament liefert. Besonders gelungen ist jedoch der Mittelteil, schwelgerisch und impressionistisch zugleich, in dem Solist und Orchester regelrecht verschmelzen. Die Klangqualität ist leider vor allem in den ersten Takten relativ schlecht. Insgesamt dennoch eine lohnende Aufnahme, wahrscheinlich aber nur für Sammler von Interesse
Interpretation: 7
Klang: 4