DVD-Video Tristan und Isolde

  • Hallo,


    vor ein paar Wochen lief der 3. Akt von Tristan und Isolde im Fernsehen. Die von Zubin Mehta dirigierte Aufführung.


    Die Aufnahme wird bei Amazon gefeiert. Ich fand das Ende extrem peinlich (die beiden Särge....)


    Von welchen Aufnahmen ratet Ihr ab? Gibt es überhaupt empfehlenswerte Aufnahmen?


    Gruß,
    Oliver

  • Hallo,


    ich halte den Konwitschny-Tristan noch für den besten auf dem aktuellen DVD-Markt.


    Wenn Dir der nicht gefallen hat, solltest Du warten, bis z.B. die zwar recht traditionelle, aber sehr schöne Bayreuther Ponnelle-Inszenierung mit Kollo und Meier unter Barenboim auf DVD veröffentlicht wird.


    Abzuraten ist zum einen vom 1993er Tristan aus Berlin (mit den ziemlich abgesungenen Protagonisten Kollo und Jones, dazu noch schlechte Bildqualität) und von dem MET-Tristan mit Heppner und Eaglen unter Levine. "Jimmy" veranstaltet wieder sein schon traditionelles Wagner-Schlepp-Fest, dazu singen die Herren Heppner und Pape zwar sehr gut (weniger gut Frau Eaglen), aber wer will schon über längere Zeit zwei fast unbeweglichen Sängern mit Sumo-Statur im gnädigen Halbdunkel beim Verweilen zusehen. Wenn die Inszenierung also mangels Interesse ausfällt, sollte man lieber gleich zur CD greifen - da gibt es eine quantitativ und qualitativ weitaus größere Auswahl.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Sagitt fragt :


    Wann ist denn die Ponelle-Inscernierung zu erwarten ?


    ich bin seit Jahren hinter dieser her. Ich denke, sie gehört zum Unitelbereich, der ja leider auf dem Markt nicht erwerbbar ist. Vor einiger zeit habe ich eine Anfrage bei classica gestartet, wurde aber unbestimmt vertröstet.



    Ich habe noch einzelne Bilder im Kopf. Sie lief schon einmal, aber ich habe versäumt, diese Inscenierung aufzunehmen.


    Wenn eine Veröffentlichung geplant wäre, würde mich das sehr interessieren...

  • Hallo


    Also ich besitze den Levine-Tristan

    und muß sagen, daß ich damit eigentlich zufrieden bin. klar, die beiden hauptrollen sind nicht unbedingt ein augenschmaus, wie man sich das pärchen vorstellen mag, aber in diese Inszenierung passen die beiden überzeugend rein. Die Regie finde ich durchaus ansprechend - leicht japanisch angehaucht und mit wirkungsvollen bildern ausgestattet, keine kopflose hektik auf der bühne, gefällt mir, daßt zur musik. Klang ist gut, und wenn Levine auch tatsächlich ein bisschen langsam ist - was solls!? man hat genug Alternativen auff CD. Meiner Meinung nach der beste Tristan auf DVD - was nicht heißen soll, daß ich nicht auf einen besseren Tristan auf DVD hoffe... (Christoph Nels Inszenierung aus Frankfurt würde mich auf DVD begeistern - aber das wird es nie geben)

  • Hallo,


    wer bereit ist, den technischen Standard heutiger Aufnahmen weit hinter sich zu lassen (Mono-Sound, grobes Schwarz-Weiß), das Format zu wechseln (von DVD auf VHS-Video (Belcanto Society)) und auch auf jeglichen Zusatz-Feature-Schnickschnack zu verzichten, der kann sich die einzige erhaltene Aufzeichnung einer Wieland-Wagner-Inszenierung nach Hause holen. Ein Mitschnitt der letzten "Tristan"-Inszenierung Wieland Wagners vom April 1967, die er selbst noch vor seinem Tod im japanischen Osaka vorbereitet hatte, mit den Protagonisten Nilsson und Windgassen (dazu noch Herta Töpper als Brangäne, Frans Andersson als Kurwenal und Hans Hotter als Marke, Dirigent: Pierre Boulez). Die Inszenierung ist weitgehend identisch mit der berühmten aus Bayreuth (der Böhm-Mitschnitt auf DG).


    Verglichen mit heutigen Inszenierungen fällt die starke Stilisierung der Bühne und der Darsteller auf. Es wird nicht realistisch agiert, sondern sehr verhalten mit wenigen Gesten, die dafür um so stärker wirken. Die Darsteller wirken weniger wie individuelle Personen, sondern eher wie menschliche Archetypen. Aufgrund des schwarz-weißen Bildes kann man die intensive Lichtregie (blau, grün, rot) nur ahnen. Es wirkt eher wie ein psychedelischer Traum vor dem Hintergrund riesiger Bühnen-Symbole (angedeuteter Schiffsbug im 1. Akt, phallischer Turm im 2. Akt). Gesungen wird gut bis hervorragend, selbst Frau Nilsson wirkt nicht ganz so "stählern" wie sonst. Boulez dirigiert das japanische Orchester mit Umsicht, seine Interpretation ist eher nüchtern, aber dennoch sehr hörenswert.


    Frau Nilsson ist als Isolde auch noch auf einer weiteren DVD dokumentiert, zusammen mit Jon Vickers unter Karl Böhm (Festival in Orange, 1974, Hardy Classics). Ich kenne allerdings nur den CD-Mitschnitt (Rodolphe), den ich hervorragend finde, die Bild- und Tonqualität der DVD soll allerdings nicht überragend sein.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Sagitt meint:


    Nach langem Warten bekam ich gestern den Tristan von Ponelle. das schreibe ich bewusst, weil ich mich zur musikalischen Seite mangels ausreichender Kompetenz nicht auslassen möchte- ich bin nicht gerade ein Wagner- Fan, aber was Ponelle- und deswegen die Bezeichnung- an Inscenierung auf die Bühne bringt, ist einfach fascinierend. So unglaublich eindrucksstarke Bilder, das Spiel mit dem Licht- das lohnt dringend ein Anschauen. Leider sind die Sänger nicht ausreichend integrierbar und ergehen sich in den ebenso üblichen wie albernen Sängergesten, vor allem Kollo als Tristan.


    Vielleicht gibt es ja auch noch eine Aussagen zur musikalischen Qualität ?

  • Nur eine kleine Ergänzung: dieser Tristan wird diese Woche mehrfach in classica ausgestrahlt. Heute war mal wieder ein solcher Termin


    Warum bloss wird diese Inscenierung nicht vermarktet ?

  • Ich bin stolzer Besitzer des Böhm-Tristan mit Vickers und Nilsson und ich bin begeistert! Sicher, Bild- und Tonqualität lassen sehr zu wünschen übrig, es gibt keine Extras, der Preis ist völlig überhöht und man sollte die Oper gut kennen bevor man sich diese DVD antut. Aber Vickers sängerisches und darstellerisches Potenzial sind überwältigend! Ich Bin ein großer Fan seiner Stimme und sein Tristan auf CD gehört für mich zu den größten Momenten des Operngesangs - ihn endlich einmal zu SEHEN ist zusätzlich nochmal ein ebensogroßes Erlebnis. Nilsson steht dem in nichts nach, auch die anderen Rollen sind mit Ruth Hesse (Brangäne), Walter Berry (Kurwenal) und Bengt Rundgren (Marke) ordentlich besetzt.Jedem Tristan-Liebhaber wärmstens zu empfehlen!

    Elen Rusco caluva tielyanna!

  • Momentan an jedem besseren Bahnhof für 14,99 zu erstehen, bei e bay vielleicht noch billiger. Ich kann das musikalisch nicht beurteilen,obwohl man mit Frau Meier sicher " die Isolde" der Jetzt-Zeit einkauft. Weikl und Moll sind ebenfalls mit viel Bayreuth-Erfahrung " geweiht".
    Interessant natürlich wieder Konwitschny als Regisseur.Er hat seine Vorstellung, die sicher nichts mit Wagner-Mythos zu tun hat, sondern eher die Unbedingtheit der Liebe inscenieren will und deswegen auch zu einem sehr eigenen Schluss kommt. Wird nicht verraten,selbst sehen..

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    klar, die beiden hauptrollen sind nicht unbedingt ein augenschmaus, wie man sich das pärchen vorstellen mag, aber in diese Inszenierung passen die beiden überzeugend rein


    Wegen König Marke, Tristan und Orchester würde sich der Kauf lohnen, aber nur akustisch. Ich finde Levine hier gar nicht schleppend, wie manche sagen, sondern recht spannend, und der Klang ist hervorragend! Man kann ja den Fernseher ausgeschaltet lassen und nur einschalten, wenn Marke auftritt.





    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Nach langem Warten bekam ich gestern den Tristan von Ponelle. das schreibe ich bewusst, weil ich mich zur musikalischen Seite mangels ausreichender Kompetenz nicht auslassen möchte- ich bin nicht gerade ein Wagner- Fan, aber was Ponelle- und deswegen die Bezeichnung- an Inscenierung auf die Bühne bringt, ist einfach fascinierend. So unglaublich eindrucksstarke Bilder, das Spiel mit dem Licht- das lohnt dringend ein Anschauen. Leider sind die Sänger nicht ausreichend integrierbar und ergehen sich in den ebenso üblichen wie albernen Sängergesten, vor allem Kollo als Tristan.


    Vielleicht gibt es ja auch noch eine Aussagen zur musikalischen Qualität ?


    Hallo Sagitt, nach anderthalb Jahren meine Frage: Hast du den Tristan auf DVD bekommen oder nur die Videos ersteigert? Ich habe noch die Videokassetten (vor vielen Jahren gekauft), aber die Tonqualität ist nicht so gut, da sich die Bänder schon etwas abgenützt haben. Ich erinnere mich, dass es diese Produktion auch als "Laser-Discs" gab. Wie sind die DVDs von der Ton- und Bild-Qualität her - hoffentlich synchron? Kann man Untertitel dazuschalten?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich habe auf einer Film-Seite diesen Kommentar zum Ponnelle-Tristan gefunden. Ist er von einem Kind geschrieben? Hat sich jemand verstellt und bewusst naiv gefragt? Oder handelt es sich einfach um einen Anfänger, der aus seiner Sicht manche berechtigte Frage stellt?


    Zitat

    Author: aberrancy from Canada


    This is supposed to be a tale of young lovers. The IMDb page of René Kollo, who plays Tristan, says he was born in '37, which would make him 46 when he made this. I think he's lying about his age - he looks like he's well into his 50's. His hair is obviously dyed. There was no information on Johanna Meir (sic) (I do believe her name is spelled Meier) on IMDb, but I googled her, and have found more than one source that says she was born in '38. That would make her 45. Ditto about the lying about the age (her, I'd say early 60's), and the dyed hair. They both have jowls! But still, Tristan and Isolde are supposed to be in their early 20's! I mean, Johanna is attractive in a matronly kind of way, but I think King Mark would be a little disappointed. Why didn't they have Hanna Schwarz, who plays Brangane, play Isolde? Her voice is just as good, and she's prettier, and even though her page says she was 40 when this was filmed, she looks about 30 (and 30 years younger than Johanna Meier). Not that this is the best literary material to draw from in the first place - it's a romanticization of adultery - but they just take 3 scenes from the story and then just stand in their respective places and sing - first about how much they hate each other and then about how much they love each other - for 81 min. per scene! And they sing about stuff that happened in the past and between scenes - why don't they act those parts out? I guess that's the fault of Wagner who wrote the thing, though, the Nazi. Only someone who knows the story will understand what's going on.


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Angesichts der "Qualität" des Kommentares hätte sich der Verfasser lieber mental aberrancy nennen sollen... :wacky:

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Diese Aufnahme habe ich heute zufällig im Saturn entdeckt. Alle Protaginisten - und sogar das Opernhaus ;) - sind mir unbekannt. Vielleicht taugt die ja was:


  • Zitat

    Original von S.Kirch
    Diese Aufnahme habe ich heute zufällig im Saturn entdeckt. Alle Protaginisten - und sogar das Opernhaus ;) - sind mir unbekannt. Vielleicht taugt die ja was:


    Im amerikanischen amazon ist ein ausführlicher persönlicher Kommentar dazu. Anscheinend soll die Produktion recht gut sein, die Sänger gut bis hervorragend (Dohmen als Kurwenal), die Tempi (zu) zügig. Das Manko ist angeblich eine unerträgliche Videoregie mit hektischen Bildschnitten und Bildausschnitten, durch die man immer nur einen Teilbereich der Bühne sehen kann, oft sogar einen, den man vielleicht nicht sehen will (am Schluss sieht man die Hände und den Taktstock von Armin Jordan, obwohl man vielleicht lieber die Isolde gesehen hätte). Auf die musikalische Darstellung bin ich jedenfalls neugierig geworden.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo Melot


    Zitat

    Anscheinend soll die Produktion recht gut sein, die Sänger gut bis hervorragend (Dohmen als Kurwenal), die Tempi (zu) zügig.


    Bei 274 Minuten Länge (auch wenn man Vorspann etc. abrechnet) kann es wohl kaum "zu zügig" sein. Das wäre deutlich langsamer als Furtwängler. Auch ist Armin Jordan nicht für zügiges Wagner-Dirigieren bekannt...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Endlich gibt es den Ponnelle-Tristan auf DVD!


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Endlich gibt es den Ponnelle-Tristan auf DVD!


    Hallo Melot,


    hast Du ihn schon? Ich habe ihn auf Laserdisk und m.E. ist mindestens der dritte Akt Playback. Was ist Dein Eindruck?


    Liebe Grüße,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Darauf habe ich dir schon mal in einem anderen Thread geantwortet: "Was bringt die Zukunft: kommende Neuerscheinungen"

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Zitat

    Original von Melot1967
    Darauf habe ich dir schon mal in einem anderen Thread geantwortet: "Was bringt die Zukunft: kommende Neuerscheinungen"


    Oh sorry, Du warst das. Dabei war ich an einer zweiten Meinung interessiert.

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Ich würde darüber ja auch gern mehr erfahren; generell zu den Video-Aufnahmen der Bayreuther Produktionen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Kennt jemand die Aufzeichnung aus Glyndebourne mit Nina Stemme als Isolde und Robert Gambill als Tristan?


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Kennt jemand die Aufzeichnung aus Glyndebourne mit Nina Stemme als Isolde und Robert Gambill als Tristan?



    Kurze Antwort von mir selbst: Für mich ist diese Produktion musikalisch und szenisch eine der besten neueren Tristan-Produktionen überhaupt. Darsteller, Dirigent und Orchester realisieren diese Musik vorbildlich. Nina Stemme als Isolde und Katarina Karnéus als Brangäne scheinen derzeit keine Konkurrenz zu haben. Robert Gambill klingt als Tristan noch mehr baritonal als die meisten anderen Sänger, die man in dieser Partie hören kann, und stößt in der Höhe an seine stimmlichen Grenzen; ein hervorragender Tristan (das Wort "dennoch" wollte ich hier vermeiden, da ich es unangebracht fände). Das Orchesterspiel ist oft über-transparent, etwas mehr Atemlosigkeit zugunsten der Ekstase hätte der Perfektion sicher noch lange keinen Abbruch getan. Als Bühnenbild fungiert ein "ellipsenförmiger Stufen-Kubus", optische Veränderungen finden einzig durch Veränderungen der Beleuchtung statt, "die Schauplätze der Handlung - Schiff, Garten, Burg - sind szenische Hilfs-Chiffren und verlangen nicht nach szenischer Entsprechung. Der Schauplatz dieser Handlung ist die Seele [...]" (Nikolaus Lehnhoff)


    Jede DVD enthält einen Akt und jeweils Bonusmaterial. Herrn Trimborns Erläuterungen zu Werk und Entstehungszeit sowie seine musikalischen und philosophischen Betrachtungen auf der dritten DVD wären allein den Kauf der DVDs wert. Bild- und Tonqualität sind hervorragend. Die Bildschnitte sind akzeptabel trotz mancher Nahaufnahmen, bei denen aber dank der hervorragenden Darsteller die Ansichten stets diesseits der Peinlichkeitsgrenze bleiben.


    Einziger Wermutstropfen für mich ist, dass - und das könnte ja für manche wieder ein Plus sein - jegliche Mängel, die sich aus einer Live-Aufführung ergeben würden, fehlen. Ich vermute, dass diese Aufzeichnung durch Aufnahmen außerhalb der öffentlichen Vorstellungen zustandekam. Immerhin erreichte man dadurch seltene Perfektion und Durchhörbarkeit.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat von S.Kirch

    Diese Aufnahme habe ich heute zufällig im Saturn entdeckt. Alle Protaginisten - und sogar das Opernhaus ;) - sind mir unbekannt. Vielleicht taugt die ja was:



    Diese Tristan-DVD ist zum einen der absolute Hit (Inszenierung von Olivier Py, dann J.-M. Charbonnet als Isolde und Fujimura als Brangäne) zum anderen aber auch das Grauen in Person (Clifton Forbis als Tristan, der "knödelt" wie ein Weltmeister...).


    Diese DVD kann ich allen anraten, die weniger Wert auf Stimmen legen, aber eine absolut grandiose Inszenierung sehen wollen mit schauspielerisch sich übertreffenden Sängern (Charbonnet ist die Isolde, der I. Akt ist atemberaubend !!!).


    Immer noch meine absolute Lieblings-DVD meiner Tristan-Sammlung, wenn auch der Tristan stimmlich nicht überzeugt. Macht mir selbst aber nicht so viel aus.



  • Dieser Tristan gibt einiges her. Zum einen singt Jane Eaglen eine wundervolle und hinreißende Isolde, auch Ben Heppner singt einen souveränen Tristan. Die Inszenierung ist eher "schnörkellos", viel passiert nicht auf der Bühne, aber das soll beim Tristan ja auch nichts negatives heißen.
    Ein wenig "befremdlich" allerdings ist die Optik der beiden Hauptdarsteller. Verzeihung für die deutlichen Worte, aber Jane Eaglen ist einfach eine Tonne mit großem Zelt um ihren Körper. Wenn sie im III. Aufzug hinten auf der Bühne erscheint und zum sterbenden Tristan wankt, dann meint man, der Koloss von Rhodos stampft auf Tristan zu :stumm: :stumm: :stumm:
    Nichtsdestotrotz eine für mich eine der besseren DVDs des Tristan.


    Achtung: Hier gibt es große Preissprünge ! Im Normalverkauf kostet die DVD bis 45 EUR, ist eine Frechheit ! Mehr als 20 EUR sollte man dafür nicht investieren, es gibt hierfür gute Angebote !

  • Der weitaus beste DVD-"Tristan" ist meiner Meinung nach dieser:

    Ich weiß, was Ihr jetzt denkt...
    Ich habe auch so gedacht - könnte szenisch interessant sein, aber musikalisch...?
    Er ist musikalisch Spitze! Der mir völlig unbekannte Golo Berg treibt sein ausgezeichnet klingendes Orchester zu unglaublichen Eruptionen, die dennoch nie überhitzt sind, sondern angenehm distanziert erscheinen. Das verursacht wahrscheinlich auch der sehr durchhörbare Orchestersatz. Berg achtet sehr genau auf Farbnuancen und modelliert die Musik mit sagenhafter Spannung.


    Aber nicht nur das: Es wird auch hinreißend gesungen: Richard Decker ist ein fabelhafter Tristan, der nur an einer Stelle des Dritten Aktes markieren muß - aber das verzeihe ich ihm gerne, denn er macht es mit viel Intelligenz. Die große Überraschung ist für mich die Bulgarin Iordanka Derilova, die mit ihrer leuchtkräftigen Stimme hinreißend singt und so aussieht, daß man schon verstehen kann, wieso alle dieser Isolde verfallen.


    Die Inszenierung ist modern, aber kein Regietheater im herkömmlichen Sinn. Johannes Felsenstein folgt eher seinem Vater, deutet die Personen psychologisch genau aus und erzählt das Drama ungeheuer zwingend, ohne es umzudeuten.
    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin,


    ganz herzlichen Dank für Deine Beschreibung dieser Tristan-DVD. Ich habe schon von mehreren Seiten gehört, daß es eine absolut geniale Aufnahme sein soll.
    Ich habe diese DVD im Amazon-Marketplace schon bestellt gehabt, nach 6 Wochen (...) meine der Verkäufer dann, er könne nicht liefern. Geld gabs zurück, ich muss jetzt aber noch auf diesen Tristan warten X(

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Hallo,


    wer bereit ist, den technischen Standard heutiger Aufnahmen weit hinter sich zu lassen (Mono-Sound, grobes Schwarz-Weiß), das Format zu wechseln (von DVD auf VHS-Video (Belcanto Society)) und auch auf jeglichen Zusatz-Feature-Schnickschnack zu verzichten, der kann sich die einzige erhaltene Aufzeichnung einer Wieland-Wagner-Inszenierung nach Hause holen. Ein Mitschnitt der letzten "Tristan"-Inszenierung Wieland Wagners vom April 1967, die er selbst noch vor seinem Tod im japanischen Osaka vorbereitet hatte, mit den Protagonisten Nilsson und Windgassen (dazu noch Herta Töpper als Brangäne, Frans Andersson als Kurwenal und Hans Hotter als Marke, Dirigent: Pierre Boulez). Die Inszenierung ist weitgehend identisch mit der berühmten aus Bayreuth (der Böhm-Mitschnitt auf DG).


    Verglichen mit heutigen Inszenierungen fällt die starke Stilisierung der Bühne und der Darsteller auf. Es wird nicht realistisch agiert, sondern sehr verhalten mit wenigen Gesten, die dafür um so stärker wirken. Die Darsteller wirken weniger wie individuelle Personen, sondern eher wie menschliche Archetypen. Aufgrund des schwarz-weißen Bildes kann man die intensive Lichtregie (blau, grün, rot) nur ahnen. Es wirkt eher wie ein psychedelischer Traum vor dem Hintergrund riesiger Bühnen-Symbole (angedeuteter Schiffsbug im 1. Akt, phallischer Turm im 2. Akt). Gesungen wird gut bis hervorragend, selbst Frau Nilsson wirkt nicht ganz so "stählern" wie sonst. Boulez dirigiert das japanische Orchester mit Umsicht, seine Interpretation ist eher nüchtern, aber dennoch sehr hörenswert.


    Hallo Wagner-Freunde,


    mittlerweile gibt es diese Aufnahme auch auf DVD sehr preisgünstig zu erwerben ("http://www.operapassion.com/dvdbb2985.html").


    Da ich schon immer eine Wieland Wagner-Inszenierung sehen wollte, also fast ein Pflichtkauf.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph II,


    falls Du Dich für Wieland Wagner interessierst, solltest Du Dir auch noch die Osaka-Aufzeichnung seiner letzten Bayreuther "Walküre" auf DVD zulegen. Es singen Adam, Silja (als Brünnhilde!), Dernesch, Thomas, Nienstedt, Hoffman, es dirigiert Thomas Schippers.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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