Opernaufführungen als Übertragungen per Rundfunk und Fernsehen

  • ein Personalpronomen, Mehrzahl. Du kannst aber anführen, daß Deine Frage nicht "was ist uns" lautete, sondern "wer ist uns". Das Personalpronomen bleibt "uns" aber trotzdem. "Wer" ist ein Interrogativpronom

    Da durch (vermutlich angeborenen) Schreib-Leseschwäche gehandicapt, kann ich kaum was damit anfangen...
    also nochmal: wer fällt unter Zeilgruppe "uns.. so verleidet " ?

  • also nochmal: wer fällt unter Zeilgruppe "uns.. so verleidet " ?



    Das ist nicht so einfach, denn abgesehen von etwa 4-5 Mitgliedern hier müsste ich die ellenlange Liste der schreibenden Mitglieder aufführen. Das ist die 8-) Zeilgruppe 8-) von "uns"!
    Und selbst, wenn es nur 3 wären, hätte ich die Berechtigung, "uns" zu schreiben. Ansonsten verbuche ich deinen Einwand in der Rubrik "The Untouchables"!
    By the way, do not try to outpingel dr. pingel himself!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber Dr. Pingel,


    du bist - auch wenn jemand, der blind ist und der sich lächerlich machen will, das nicht gefällt - mit dem Wort "uns" nicht nur hier im Forum, sondern auch außerhalb des Forums in einem gewaltigen Kreise. Eine Antwort auf diese Frage zu geben ist ohnehin pure Verschwendung.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Gestern haben wir die prächtige Inszenierung der "Semiramide" aus der MET im Kino gesehen, die nach 25 Jahren wieder Neu aufgenommen wurde und deren damalige Inszenierung ich auf DVD habe. Die Semiramis wurde von Angela Meade gesungen, die eine wunderbare Stimme hat und nach dem Applaus einer der besonderen Lieblinge des New Yorker Publikums zu sein scheint. Ihre Körperfülle, die wahrscheinlich einigen Taminos nicht gefallen hätte, fand ich in der Rolle der alternden Königin nicht unbedingt störend.


    Unter den Sängern hat mich ich vor allem Ildar Abdrazakow als Assur begeistert.
    Die Chorszenen waren etwas statisch, aber das hat uns absolut nicht gestört. Besser etwas weniger Bewegung als die völlig unnötige "Action", wie sie heute manche Regisseure künstlich erzeugen zu müssen glauben und die in keine Verbindung mir dem Stück zu bringen sind.
    Obwohl die Oper (mit Pause) 4 Stunden dauerte, bestätigten mir alle, die mit mir im Kino waren und die ich hinterher noch gesprochen habe, das die Inszenierung kurzweilig war und die Stunden wie im Fluge vergangen seien. Für Justin muss ich hier bestätigen, dass - wie immer - auch diesmal im Kino nicht geklatscht wurde - was ich auch für völlig sinnlos halte. In NewYork gab es aber nicht nur zwischendurch, sondern auch am Ende heftigen, nicht enden wollenden Applaus.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Der große Publikumsrenner scheint die Serie vor Ort in New York allerdings nicht zu sein:
    http://slippedisc.com/2018/03/…at-semiramide-half-empty/

    Ist "Semiramide" denn ein Publikumsrenner, wo alle reinrennen? Ich glaube nicht. Damals an der Deutschen Oper Berlin (ca. 2004) war es auch ziemlich leer, als ich diese Oper zum ersten (und hoffentlich letzten) Mal live erlebte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Semiramide hab ich gestern Abend in Oberhausen gesehen. Die Inszenierung kenne ich von DVD und hat mich eher gelangweilt, da alles sehr statisch wirkt und Personen Regie überhaupt nicht vorhandenen war. Dank der hervorragenden Sänger und der guten Leistung des Dirigenten, vergingen die 4 Stünden sehr schnell. Der Kinosaal war nicht so gut besucht wie sonst.

  • Ist "Semiramide" denn ein Publikumsrenner, wo alle reinrennen? Ich glaube nicht. Damals an der Deutschen Oper Berlin (ca. 2004) war es auch ziemlich leer, als ich diese Oper zum ersten (und hoffentlich letzten) Mal live erlebte.


    Habe die von dir angesprochene Produktion an der DOB zwischen 2003 und 2007 insgesamt dreimal (wegen des Stückes, wechselnder Besetzungen und Alberto Zedda, nicht wegen der Inszenierung) live gesehen. So leer wie die Vorstellung an der Met war keine. Letzte Spielzeit wurde das Stück in einer Neuproduktion mit Joyce DiDonato an der Bayerischen Staatsoper gespielt. Sowohl die Premierenserie als auch die beiden Vorstellungen zu den Opernfestspielen waren ausverkauft.

  • Lieber Melomane,
    In dem von dir verlinkten Artikel steht in einem Kommentar, daß es wohl am Samstag in New York eine Unwetter Warnung gab und das deshalb viele zu Hause geblieben sind.

  • Dass Rodolfo sich wegen der etwas statischen Aufstellung der Chöre langweilen würde, hatte ich erwartet. Ich jedenfalls und die mit mir im Kino waren, haben sich keinen Augenblick gelangweilt, im Gegenteil, sie bestätigten alle, was ich oben schon gesagt hatte.


    Das Programm der Übertragungen aus der MET für die Nächste Saison liegt mit vor. Vorgesehen sind
    Verdi: Aida, 06.10.18
    Saint Saens: Samson und Dalila, 20.10.18
    Puccini: La Fanciulla del West, 27.10.18
    Muhly:Marnie, 10.11.18
    Verdi: La Traviata, 15.12.18
    Cilea: Adriana Lecouvreur, 12.01.19
    Bizet: Carmen, 02.02.19
    Donizetti: La Fille del Régiment, 02.03.19
    Wagner: Die Walküre, 30.03.19
    Poulenc: Dialogues des Carmélites, 11.05.19


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Lieber Melomane,
    In dem von dir verlinkten Artikel steht in einem Kommentar, daß es wohl am Samstag in New York eine Unwetter Warnung gab und das deshalb viele zu Hause geblieben sind.



    Ja, das steht in einem Kommentar. Und in einem anderen steht, dass niemand in New York mit einem Sturm gerechnet hat und "business as usual" geherrscht habe. Die anderen Vorstellungen waren dem Vernehmen nach übrigens auch nicht viel besser besucht. Die Met würde gut daran tun, die Ursachen für ihre extremen Auslastungsprobleme (auch bei anderen Stücken als "Semiramide"!) nicht allein bei Naturkatastrophen zu suchen. Auch von der Presse wurde die Serie nicht besonders aufgenommen. "The New Yorker" nennt die Vorstellung "tacky" (klebrig):


    https://www.newyorker.com/maga…ReportId=MTM2MDU3MDA2MgS2


    Zitat von Gerhard Wischniewski

    Ich jedenfalls und die mit mir im Kino waren, haben sich keinen Augenblick gelangweilt, im Gegenteil, sie bestätigten alle, was ich oben schon gesagt hatte.


    Du hast wirklich mit allen Leuten gesprochen, die mit dir im Kino waren? Respekt. Dann war das entweder eine große logistische Meisterleistung deinerseits oder das Kino war noch schlechter besucht als die Met.

  • Du hast wirklich mit allen Leuten gesprochen, die mit dir im Kino waren? Respekt. Dann war das entweder eine große logistische Meisterleistung deinerseits oder das Kino war noch schlechter besucht als die Met.


    Vieles im Leben ist eine Frage der Interpretation. Man kann befangen in Vorurteilen und begründeten oder nicht so begründeten Abneigungen interpretieren. Oder man kann wohlwollend manche Formulierung so auslegen, wie sie wahrscheinlich auch gemeint war:
    "Ich jedenfalls und die (Freunde und Bekannten), die mit mir im Kino waren, haben sich keinen Augenblick gelangweilt"
    Und schon ist das eine Meinungsäußerung, die doch völlig in Ordnung ist und keines Kommentars bedarf? Oder?

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)


  • Vieles im Leben ist eine Frage der Interpretation. Man kann befangen in Vorurteilen und begründeten oder nicht so begründeten Abneigungen interpretieren. Oder man kann wohlwollend manche Formulierung so auslegen, wie sie wahrscheinlich auch gemeint war:
    "Ich jedenfalls und die (Freunde und Bekannten), die mit mir im Kino waren, haben sich keinen Augenblick gelangweilt"
    Und schon ist das eine Meinungsäußerung, die doch völlig in Ordnung ist und keines Kommentars bedarf? Oder?


    Ich persönlich finde diejenigen Meinungsäußerungen am überzeugendsten, die sich auf der Grundlage einer guten Argumentation oder eines nachvollziehbar dargelegten Standpunktes gebildet haben und auch so kommuniziert werden. Das gilt insbesondere auch für Meinungen, die nicht meiner eigenen entsprechen.
    Meinungsäußerungen, denen als Autoritätsbeweis eine ominöse Mehrheit, die angeblich der gleichen Meinung ist, angedichtet wird, überzeugen mich hingegen weit weniger.
    Und was man kommentiert und was nicht, ist doch jedem User hier selbst überlassen, oder irre ich mich da?

  • Vieles im Leben ist eine Frage der Interpretation. Man kann befangen in Vorurteilen und begründeten oder nicht so begründeten Abneigungen interpretieren. Oder man kann wohlwollend manche Formulierung so auslegen, wie sie wahrscheinlich auch gemeint war:
    "Ich jedenfalls und die (Freunde und Bekannten), die mit mir im Kino waren, haben sich keinen Augenblick gelangweilt"
    Und schon ist das eine Meinungsäußerung, die doch völlig in Ordnung ist und keines Kommentars bedarf? Oder?

    Sehr weise gesprochen. Im Gegensatz zu den spöttischen und höhnischen Bemerkungen in Beitrag 1541.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hat jemand gestern abend auch die Übertragung von Verdis "Vêspres" aus München gehört?


    Nach zwei Stunden habe ich entnervt angeschaltet!
    George Petean und Erwin Schrott hatten mich einfach zermürbt! Mächtige Stimmen, ohne Frage! Nicht schön, aber urgesund. Allein: so schlecht darf man einfach nicht singen, ..... so sträflich gegen alle Standards der französischen Gesangskultur verstoßen!
    Da konnten auch Rachel Willis-Sørensen und Bryan Hymel (der jetzt auch bisweilen schon eng und angestrengt in der Höhe kingt) nichts mehr retten!


    Traurig, traurig, traurig!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Bryan Hymel (der jetzt auch bisweilen schon eng und angestrengt in der Höhe kingt) nichts mehr retten!

    Ich habe die Übertragung nicht gehört, aber gelesen, dass Hymel im 5. Akt ausgewechselt wurde - ein anderer Tenor sang von der Seite weiter.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Reinhard, lieber LaRoche,


    der Beitrag 1541 erscheint ja bei mir nicht. Ich habe ihn daher auch nicht gelesen und will von diesem Herrn auch nichts mehr lesen. Anscheinend hat er wieder einmal eine seiner Wortverdrehungen losgelassen. Ich werde mich daher nächstens wohl präziser ausdrücken müssen, damit dieser Herr es auch versteht, was die meisten hier wohl sicher richtig verstanden haben, dass ich mit Freunden ins Kino gegangen bin und dort auch eine Reihe Bekannte getroffen habe. Vielen Dank, lieber Reinhard, dass du es für Leute, die es etwas schwieriger mit dem Verstehen einfacher Worte haben, für mich klar gestellt hast.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe die Übertragung nicht gehört, aber gelesen, dass Hymel im 5. Akt ausgewechselt wurde - ein anderer Tenor sang von der Seite weiter.


    Das könnte wohl Leonardo Caimi gewesen sein?
    Ein junger Tenor, der den Henri gerade in Frankfurt sehr ordentlich gesungen hat! Ohne Schmelz und ohne Farben, aber technisch sicher!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Leider muss ich meinen hoffnungsfrohen Hinweis auf diese Aufführung, die ich auf BR Klassik mitgehört habe, nach dem Hören ein paar Nummern keiner machen.
    Von den Sängern der Hauptpartien blieb nur die Klytämnestra der Michaela SCHUSTER als rollendeckende Interpretin bestehen. Sie setzte ihren voluminösen und klangreichen Mezzo differenziert und effektvoll ein und blieb auch im Ausdruck der zerstörten Frau nichts schuldig. Eine runde Leistung!
    Die beiden anderen Damen schlugen sich mit ihren offensichtlich für sie neuen Partien wacker, aber nicht immer im Sinne der Autoren: Elza VAN DER HEEVER zeigte als Chrysothemis eine strahlende Höhe, hatte aber Probleme, die heikle Partie auch textverständlich über das Orchester zu bringen. Manches geriet ihr nur mit Anstrengung. Das gilt auch für die Sängerin der Titelpartie, Christine GOERKE, deren Vibrato eine Spur zu deutlich ausfiel und deren Spitzentöne nicht nur oft scharf, sondern auch eine Spur zu tief gerieten. So war das Zuhören nicht nur reine Freude.
    Der Orest von Mikhail PETRENKO besitzt die passende Stimme für die düstere Partie: dunkel im Klang, fest fokussiert. Doch sein Deutsch klang wie mechanisch einstudiert. Ähnlich verhielt es sich beim Ägisth von Jay Hunter MORRIS. stimmlich solide, aber verbesserungswürdig in der Artikulation. Überhaupt ist es problematisch, wenn die anspruchsvollen Wagner- und Strauss-Texte von Sängern gesungen werden, die diese Sprache erst mit dem Studium der Partie lernen. Es klingt wie phonetisch auswendig gelernt.
    Am Pult stand der designierte Orchesterchef der MET, Yannik NÉZET-SEGUIN. Er leitete das Riesenorchester ambitioniert und versuchte sogar, Transparenz zu erreichen - meistens mit Erfolg und zum Nutzen für die Sängerinnen. Doch es blieben noch Steigerungsmöglichkeiten.
    Insgesamt eine gemischte Bilanz - meint Sixtus


  • Die beiden anderen Damen schlugen sich mit ihren offensichtlich für sie neuen Partien wacker, aber nicht immer im Sinne der Autoren:


    Christine Goerke singt die Elektra seit mindestens fünf Jahren, u.a. in London (Covent Garden und Proms), San Francisco, Houston, Detroit und Warschau. Von den beiden Serien in London (unter Nelsons und Bychkov) existieren Radio-Mitschnitte.

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Überhaupt ist es problematisch, wenn die anspruchsvollen Wagner- und Strauss-Texte von Sängern gesungen werden, die diese Sprache erst mit dem Studium der Partie lernen. Es klingt wie phonetisch auswendig gelernt.

    Lieber Sixtus,


    das wird leider wohl immer so sein. Deutsch ist für Ausländer nun einmal eine recht schwere Sprache, das Deutsch von Wagner und Strauß erst recht, das heute selbst manchem Deutschen nicht mehr recht verständliche wird, weil auch in der Schule schon seit längerem auch solche Literatur nicht mehr gelesen wird (wir haben sogar noch Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch kennengelernt).
    Ich habe hier vor Jahren einmal auf Anfrage eines Lehrers mit Schülern einen Film geschnitten, der zum Text von Shakespeares "Was ihr wollt" in der Übersetzung von Schlegel gedreht wurde. Dabei habe ich festgestellt, dass sie den Text vielfach garnicht verstanden.
    Wenn ein Schauspieler aber den Text, den er singt, nicht versteht, wird er ihn kaum richtig artikulieren.
    Andererseits ist es aber oft auch so, wenn ein Nicht-Muttersprachler in einer ihm fremden Sprache singt, dass man, selbst wenn man die Sprache kennt, kein Wort versteht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Dem Publikum vor Ort hat die Elektra aber gefallen und es gab einen sehr langen Schlußapplaus mit vielen Bravos. Eine Unart der deutschen Radiosender ist es , bei den MET Übertragungen den Schlußapplaus nicht zu übertragen oder wie am Samstag , daß die Moderatoren laut dazwischenreden.

  • Was die Elektra der Christine Goerke betrifft: Im Interview mit ihr, vor der Übertragung, hörte sich das so an, dass sie mit der Partie noch in der Erprobungsphase ist. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu überprüfen - oder lückenlos ihre Vorstellungen in der Partie zu kennen. Umso besser, wenn mir da ein anderer souffliert. Danke!


    Auf den Schluss-Applaus verlasse ich mich schon lange nicht mehr. Ich habe zu oft erlebt, dass der ziemlich undifferenziert ausfällt. Und der übliche Applauszirkus ist ohnehin Bestandteil der Inszenierung, vor allem um den Erfolg zu manipulieren.

  • Die Missa da Requiem wird gelegentlich, je nach musikalischer Sozialisation des Rezipienten, als für ein geistliches Werk zu opernhaft - oder aber, liebevoll-ironisch, als Verdis schönste Oper bezeichnet. (Letzterem Titel schließe ich mich gern an.)
    In neuerer Zeit finden wir das Werk, wie viele andere, als dankbares Objekt für Ballettensembles auf den Opern- und Konzertspielplänen vor. So auch in einer Produktion von Oper und Ballett Zürich aus dem Jahre 2015, deren Mitschnitt gestern auf 3SAT im Fernsehen gesendet wurde.
    Als Ballett-Abstinenzler enthalte ich mich des differenzierten Berichts über das optische Geschehen. Was mich verlockte, den Mitschnitt anzuschauen, war die musikalische Seite der Aufführung. Und das musste ich nicht bereuen.
    Fabio LUISI war von Beginn an Herr des Geschehens. Als intimer Kenner des Werkes führte er Chor und Orchester der Oper Zürich instinktsicher durch Höhen und Tiefen dieses grandiosen geistlichen Musikdramas und lotete die gewaltige dynamische Bandbreite vom zarten ppp bis zum donnernden fff restlos aus. Proporzionen und Tempi kamen mit großer Natürlichkeit wie von selbst zustande.
    Das sorgsam ausgewählte Solistenensemble war von seltener Homogenität:
    Krassimira STOYANOVA entfaltete ihren reichen Sopran in intimer Lyrik wie in dramatischen Ausbrüchen gleichermaßen unangestrengt; Veronica SIMEONI wusste ihren wohlkingenden Mezzo wirkungsvoll einzusetzen und war in den Ensembles auf dezente Art präsent.
    Francesco MELIS Tenor besitzt ein kostbares Timbre und eine sichere Technik, die seiner exponierten Partie zugute kam. Und Georg ZEPPENFELD konnte seinen noblen Bass sowohl belcantesk führen als auch gewaltig ausladend einsetzen.
    Alles in allem eine makellose Aufführung, bei der sich die Teile wie von selbst zum Ganzen fügten. Es fehlte nichts.


    Und doch gab es noch mehr: Das Ballett Zürich in der Choreographie und Regie von Christian SPUCK. In Ermangelung von Fachkenntnissen kann ich nur sagen: Wunderbar getanzt - und auch Chor und Solisten professionell geführt. Doch das Beste schien mir: Es störte nur selten; aber es hätte nichts gefehlt, wenn es unterblieben wäre. Andere mögen das anders sehen, mir genügt Verdi pur.
    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Es gibt nicht nur herausragende Aufführungen, sondern auch Rundfunkmitschnitte, die von der Aura das Außergewöhnlichen umweht sind. Einen solchen Mitschnitt durfte ich gestern Abend auf Deutschlandfunk Kultur erleben.
    Natürlich war auch diese Tristan-Aufführung nicht perfekt - was ist schon perfekt? Man hörte von Indispositionen bei Marke, sogar bei Isolde. Doch die Aufführung stand dennoch unter einem guten Stern. Sein Name: Daniel BARENBOM.


    Ich habe selten ein so lebendiges, ja spannendes Orchestervorspiel erlebt. Zum Atem-Anhalten! Die Motive kamen so selbstverständlich aus dem Graben, dass ich wie in einem Sog gefangen war. Das versprach einen Abend der Sonderklasse. Und das Versprechen wurde eingelöst: Barenboim hatte ein handverlesenes Solistenensemble zur Verfügung. Angeführt von der Isolde der Anja KAMPE, deren Indisposition wie weggeblasen schien. Nur ein paar verkürzte Spitzentöne waren zu hören. Aber wie sie die (für sie neue!) Riesenpartie nicht nur in ihrem ganzen Farbenreichtum bewältigte, sondern erlebte, durchdrang und in jeder Nuance Isolde war, das fesselte auch beim bloßen Hören so stark, dass ich die Bühne keinen Augenblick vermisste.
    Dass ihr dies gelang, ist vor allem dem Dirigenten zu verdanken, der einen seiner ganz großen Abende hatte. Er trug die Sänger geradezu auf Händen, machte ihnen das Singen leicht, riss sie mit. Aber auch ihre Partner machten es ihr leicht, ihre Prachtstmme ganz in den Dienst der irischen Maid zu stellen:
    Andreas SCHAGER war von Beginn an ein stimmlich glanzvoller und ausdrucksstarker Tristan, der auch den explosiven Orchesterwogen des 3.Akts mühelos standhielt. (Und das ist derzeit nicht wenig.) So wurde das große Liebesduett, von beiden in der Ekstase wie in der Intimität partiturgerecht ausgesungen, zu einem Höhepunkt des Dramas.
    Auch die anderen Partien waren nicht nur respektabel, sondern eindrucksvoll besetzt: Ekaterina GUBANOVA steuerte ihre mühelos gesungene, berührende Brangäne bei, und Boaz DANIEL bewährte sich als ebenso kerniger wie schön singender Kurwenal. Den Reigen der vorzüglichen Protagonisten vervollständigte Stephen MILLING mit voluminösem und differenziert eingesetzem Bass. Es gelang ihm sogar, mit seiner Indisposition im letzten Akt den Orchesterwogen standzuhalten - wie wenn er die traumhaft schöne Vorstellung nicht beschädigen wollte.
    Bei Isoldes Liebestod hatte ich ein Gefühl, das mich selten ergreift: Ich schien vom Boden abzuheben. Dafür geht mein Dank nach Berlin!


    Das war mein tiefer Eindruck von der akustischen Seite des Berliner Tristan. Die optische kann / muss ich nicht beschreiben. Aber was ich an Bildern gesehen habe, wollte dazu überhaupt nicht passen.


    Herzliche Grüße von Sixtus

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