Lieber MJoho, ich habe dich offenbar versehentlich an einer sensiblen Stelle getroffen. Dabei liegen wir gar nicht so weit auseinander.
Der entscheidende Unterschied ist wohl, dass ich Windgassen dutzendemale in allen Wagner- und (leider) auch in vieklen anderen Partien (Otello!) in Stuttgart erlebt und, bei allem Respekt vor seiner Ausdrucksvielfalt, in seiner stimmlichen Begrenztheit gehört habe. Er blieb für mich schließlich der Inbegriff des klugen Sängers, der, an der Grenze seiner stimmlichen Möglichkeiten, immer von Neuem faszinierte - und von seinen Defiziten geschickt ablenkte, indem er die Töne mehr bedeutungsvoll kaute als sang. Er hat mit dafür gesorgt, dass ich mir abgewöhnt habe, Idole zu verehren.
Dass Windgassen damit den Bereich des Künstlerischen nie verlassen hat, unterscheidet ihn für mich angenehm von KFVogt, der meiner Meinung nach (ich gehe jetzt wieder in Deckung!) die Grenze zur Scharlatanerie streift. Aber er hat damit Erfolg! Ich gönne ihm das, stelle aber fest, dass dies ein Merkmal jener Schieflage des modernen Opernbetribs ist, von dem ich eingangs sprach. Ich gönne ihm seinen Erfolg, meide aber den Kult, mit dem seine Fans ihn feiern.
Mit unbestechlichen, aber nicht weniger versändnisvollen und herzlichen Grüßen
Sixtus