Anton Bruckner - eine Kultfigur ?

  • Zitat

    Original von Wulf
    Vielleicht die falsche Einspielung (Karajan)?? :hahahaha:


    Nein, kein Karajan. :D
    Sir Gilbert Levine im Kölner Dom (kam vor kurzem auf 3sat).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Na ja, soll auch vorkommen, daß manche mit Bruckner nicht viel anfangen können. Es würde mich sehr wundern, gäbe es einen Komponisten, der wirklich von ALLEN gemocht oder zumindest als nicht harmful bezeichnet würde... :rolleyes:

  • Hallo wulf,


    ist doch wieder schlimm das direkt wenn einer keinen Zugang zu Bruckner hat unser Freund Karajan verdächtigt wird Schuld daran zu sein.
    :baeh01: Da hast Du aber danebengelegen. Im Kölner Dom wird eine Orchesteraufführung zudem auch sehr verhallt klingen !


    8) Nein, Karajan als der Bruckner-Dirigentkann nicht Schuld sein, denn es gibt viele, die gerade von Karajan´s Bruckner: Sinfonie Nr.9 begeistert sind (mich inclusive):


    Zitat

    Original von LOGE aus dem Thread "Zweihundert analoge Stereoeinspielungen mit Ewigkeitswert":

    Die für mich beeindruckendste Einspielung der 9. von Bruckner. Himmel und Hölle. Perfekte Tempi. Feinste dynamische Abstufungen. Glänzende Akustik (Jesus-Christus-Kirche, 1966) und Aufnahmequalität.


    Loge

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    ich habe diese Einspielung der 9. Sinfonie



    Aber irgendwie werde ich mit dieser Sinfonie nicht ganz warm. Ich fnde sie weder schlecht noch gut. Es stört mich nicht wenn sie im nebenher und im Hintergrund laüft aber sie regt mich nicht an internsiv zuzuhören.


    Ob Bruckner eine Kultfigur ist, vermag ich nicht zu sagen. Für einige ist er es sicher und warum auch nicht. Diejenigen, die ihn verehren haben ihre ganz eigenen Erfahrungen und ihre eigenen Gefühle in seiner Musik gefunden und das ist meiner Meinung nach genau das, was die klassische Musik im Allgemeinen, für jeden von uns wichtig oder besser noch bedeutungsvoll macht.


    LG


    Maggie

  • @felipe II: Die Ausstrahlung der Aufführung von Bruckners 9. im Hohen Dom zu Köln dürfte wenig repräsentativ sein. Die Akkustik in dieser -und nicht nur in dieser- Kirche ist für solche Klangmassen eigentlich nicht geeignet. Berücksichtigt dies ein Dirigent, verlangsamt er die Tempi -was beim Scherzo dennoch nicht verhindern konnte, daß die Pauke die Streicher ziemlich zugedeckt hatte. Von diesen Widrigkeiten ist bei einem Mitschnitt allerdings wenig zu hören. Die Tontechniker des WDR leisten da ganze Arbeit. Das Ergebnis dürfte allerdings musikalisch nicht sehr befriedigend sein.


    teleton: Ich bin zutiefst betrübt, aber die Karajan-Neunte habe ich im vergangenen Jahr bei ebay verscherbelt, weil ich sie -man sehe mir das nach- so völlig nichtssagend fand. Ich konzediere aber aus dem Gedächtnis: bei pubertären Liebeskummer war die Platte stets hilfreich (zumal der 3. Satz eher wie Filmmusik klingt). Aber lieber Wolfgang, das ist mein ganz persönlicher Geschmack. Und Geschmäcker und Empfindungen sind halt verschieden.


    Maggie: Bruckners Musik eignet sich wenig, um sie nebenbei zu hören. Und die 9. dauert auch nur ein knappes Stündchen. Heinz Rögner, so wie ich ihn einschätze, dürfte überdies schneller unterwegs sein. Rögners Brucknerdirigate sind übrigens durchaus eine Empfehlung: Ein sehr nüchterner, unpathetische Zugriff auf die Werke. Besonders seine Einspielung der 5. gefällt mir ausnehmend gut. Setzt Dich einfach einmal in Ruhe hin, entspanne Dich, schalte alle Telephone ab -die stören eh zumeist- und lass die Musik auf Dich wirken.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ach kommt schon: Selbst, wenn die Deutung so nicht in Bruckners Sinne ist, macht es eine Heidenfreude sich das Scherzo mit seinen unerbittlichen stampfendem Rhythmus als Vorboten des Maschinenzeitlters aufzufassen. Ratatam tam tam tam tam rata tam tam tam .... :D


    :hello:

  • Zitat

    Original von Wulf
    Selbst, wenn die Deutung so nicht in Bruckners Sinne ist,


    Hallo Wulf, was hast Du gegen Rögner? Gerade habe ich in die jpc-Schnipsel der CD hineingehört: die machen durchaus Lust auf mehr....


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Mißverständnis: Mit Deutung bezog ich mich nicht auf die Rögner-Aufnahme, die ich gar net kenne, sondern auf die Hypothese, daß sich Bruckner im zweiten Satz mit dem aufkommenden Maschinenzeitalter auseinandersetzt.....


    :hello:

  • Hallo Santoliquido,


    die von Loge favorisierte Karajan-Aufnahme der Bruckner: Sinfonie Nr.9 aus der Serie Galleria kenne ich gar nicht.
    Im Thread zur Sinfonie Nr.9 wurde diese 1966er-Aufnahme vom Tamino Norbert als zu brav bezeichnet.


    Meine Aufnahme ist die aus dieser DG-Box, die ich alle als Einzel-CD´s habe aus dem Jahre 1976:

    DG 1976-1981, ADD/DDD


    Entweder Dein Geschmack geht tatsächlich in eine ganz andere Richtung oder der Unterschied beider Aufnahmen ist frapant.


    :yes:Zustimmen möchte ich Dir klar, dass Bruckner insgesamt nicht zum nebenbeihören geignet ist.

    Zitat

    Zitat Maggie:
    Es stört mich nicht wenn sie im nebenher und im Hintergrund laüft


    Man sollte sich ruhig hinsetzen und die Musik verinnerlichen --
    ;) mit Karajan als Brucknerdirigent - kein Problem und ein Erlebnis.


    Ich meine das ich da mit Loge nicht alleine stehe. Der Bruckner-Spezialist BenChors hat sich auch schon in einem der zahlreichen Bruckner-Threads wohlwollend und positiv über die Karajan-Bruckner-9-von 1976 geäußert.
    Warscheinlich gefällt Dir auch Solti´s-9 nicht - mein 2.Favorit ?
    Klangstark in jeder Hinsicht (Klang und interpretation).


    Jochum auf DG, mein erster Bruckner-Kontakt fällt nach meinem Geschmack gegen Beide ganz ab (und den Edelrentner Wand hake ich ganz ab).
    Welch ein Erlebnis für mich als ich die Karajan-Aufnahmen der Bruckner-Sinfonien nach Jochum hörte (ich berichtete bereits in anderen Bruckner-Threads davon).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    theoretisch sollte man klassische Musik, egal ob nun Bruckner oder nicht, gar nicht nebenher hören. Genau das ist es ja was mich an dieser Sinfonie stört, dass es mich nicht stört ob sie läuft oder eben nicht. Selbstverständlich habt ihr Recht, das eine intensivere Auseinandersetzung mit der Sinfonie meine Meinung ändern könnte. Was ich eigentlich sagen wollte ist dies. Wenn mich jemand bei Brahms 2.Sinfonie stört, könnte ich aus der Haut fahren, aber bei Bruckner´s 9 habe ich diesen Zugang nicht gefunden. Nun ja, vielleicht kommt das noch.


    LG


    Maggie
    :hello:

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  • Hallo Wolfgang,
    ich meine diese Platte hier:



    Wahrscheinlich hören wir tatsächlich völlig anders: mein Favorit ist die auch von Edwin schon erwähnte Horenstein-Aufnahme, die spätere Jochum-Aufnahme, Schuricht mit den Wienern. Ich gebe aber ebenfalls zu, daß ich bislang Sir Georg noch nicht allzuviel abgewinnen konnte. Ausnahmen: seine Zauberflöte für den Hessischen Rundfunk und eine 25 cm LP mit Mozarts kleiner g-moll Sinfonie. Mit Bruckner kenne ich ihn nicht.


    Wand? Dessen frühe Einspielung ist tasächlich ein wenig handzahm. Berühren tut mich allerdings ein Mitschnitt vom Schleswig-Holstein Festival 2001: da ist er wirklich über sich hinausgewachsen.


    Ich mache da aber auch kiene Glaubensfrage draus: wie schön, daß jeder die Platten auflegen kann, die er liebt, und das wir uns hier darüber austauschen können.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Wohlwollend hatte ich mich, glaube ich, nur über Karajans Aufführung in St. Florian der Neunten mit Te Deum geäußert. Es kommt meines Erachtens aber nicht von ungefähr, daß in diesem Thread Karajan und Bruckner zusammenfinden: Meinem Dafürhalten ist Karajan einer der Haupt-Verantwortlichen beim "Klassik-Kult", dem ich insgesamt sehr kritisch gegenüber stehe.
    Unter dem Kult-Aspekt fand ich auch die Köln-Geschichte jüngst problematisch: Ich fand die Aufführung unter Gilbert Levine äußert fragwürdig, ebenso auch sein Dirigieren (ich habe selten jemanden mit so großen Gesten ohne größere Wirkung auf das Orchester "im Kuchenteig herumrühren" sehen). Interessant ist für den Musiker ja bei solchen Fernseh-Übertragungen, daß man eben auch genau sehen kann (wenn die Kameraführung mitmacht), was zwischen Dirigent und Orchester an Kommunikation passiert / oder eben NICHT passiert, und wie die Behandlung der Streicher (Bogenführung und Artikulation) sich auf den Klang auswirkt: Man nehme nur den Anfang des Te Deum, bei dem die Achtel der Streicher entgegen dem Geist der Musik extrem kurz gespielt wurden anstatt "breit gestrichen". Es hätte den Klang sicher nicht gewaltig aufgedickt, wenn man diese Stellen "rauschend breit" gespielt hätte. Undsoweiter (ich will jetzt nicht in die Details der Partituren einsteigen).
    Allerdings hat dfie Aufführung den Bruckner-Kult sicher perfekt bedient: Sein letztes Werk mit Lobgesang im großen Kölner Dom ... Die Bruckner-Gemeinde dürfte zutiefst ergriffen gewesen sein ...

  • Zitat

    Original von ben cohrs


    Die Bruckner-Gemeinde dürfte zutiefst ergriffen gewesen sein ...


    Fürwahr, lieber Ben, das war sie wohl. Und wie ich bereits geschrieben habe: Ausstrahlung und Klang im Dom sind nicht eben kompatibel.


    Was das Dirigat betrifft: Nun, das WDR-Orchester ist Dirigenten gewöhnt. Vatikans-Ritter treten da eher selten ans Pult. Von meinem Platz aus hatte ich einen ganz guten Blick auf den Dirigenten: ich hatte den Eindruck, als hätte das Orchester auch ohne ihn gespielt. Die Dirigiergesten hast Du trefflich beschrieben. Einen Zusammenhang mit dem Musizieren konnte ich auch nicht ausmachen. Mit dem DOm hat das Orchester ja durchaus Bruckner-Erfahrung.


    Das Erleben im Hohen Dom zu Köln hat aber nichts mit "Kult" zu tun. Mit einer derartigen Aussage diskreditierst Du schlichtweg die Großartigkeit DES Domes. Wenn diese wundervolle Architektur und Bruckners Musik zusammentreffen fragt man nicht mehr allzuviel nach der Partitur. In Aachen mögen die Verhältnisse ja anders sein.... ;)


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Lieber Thomas! Ich denke nicht, daß ich den Kölner Dom diskreditiert habe. Natürlich haben solche Kathedralen eine ganz besondere und auch ganz besonders spirituelle Atmosphäre, und Bruckners Neunte paßt vielleicht zu Kathedralen noch fast besser als jede andere seiner Sinfonien. Andererseits ist eine Kirche eben auch ein Ort, an dem einem Kult gehuldigt wird. Und spielt man dort Bruckner, schwingt bei einer solchen Aufführung immer auch das Huldigen des Bruckner-Kultes mit -- das gilt natürlich ebenso für den Konzertsaal, aber in der Kirche kommt dann quasi beides zusammen...
    Angesichts der reinen Kult-haften Handlung, nämlich das Praktizieren des Rituals "Bruckner in der Kirche" mit seiner besonderen Atmosphäre, mag es meinem Eindruck nach jedoch dazu kommen, daß das Erleben der Kult-Handlung an sich zu dem Erleben der Musik selbst in Konkurrenz tritt -- deR Rahmen wird quasi wichtiger (oder zumindest genauso wichtig) wie das Bild darin.

  • Zitat

    Original von ben cohrs


    Allerdings hat die Aufführung den Bruckner-Kult sicher perfekt bedient: Sein letztes Werk mit Lobgesang im großen Kölner Dom ... Die Bruckner-Gemeinde dürfte zutiefst ergriffen gewesen sein ...


    Ich hab da auch kurz reingeschaut und empfand ebenso: scheußlich! Kein Wunder, wenn so mancher Mensch der Klassik fernbleibt, weil er so einen aufgedünsenen M...sieht.


    Ganz und gar "kult-fern" interpretiert meines Erachtens Riccardo Chailly.
    Auußergewöhnlich "nüchtern", ohne große Emphase, und dennoch emotional - irgendwie auf bescheidene Art und Weise. Daran mußte ich mich erstmal gewöhnen- inzwischen gefällt mir sein Dirigat aber sehr gut. Wer auf diese "ich stehe auf einem Berg und blicke in die Tiefen des Universums"-Sichtweise mag, der wird hier IMO vermutlich net soo glücklich.


    :hello:

  • Liebe Leute,


    ich verstehe die ganze Kult-Diskussion in Bezug auf die Kölner Aufführung der 9. überhaupt nicht. Was hat denn die Tatsache, dass diese Sinfonie in einem alten, hohen Gebäude namens Kölner Dom aufgeführt wurde, mit Kult zu tun? In Bezug auf das was ich hören kann, würde ich mir allenfalls Gedanken über einen zu starken Nachhall machen. Was für denn bloß für ein Kult? Bruckner-Kult? :no: Erklärt mal, was das sein soll.
    Das Dirigat war zugegebenermaßen ausgesprochen unästhetisch. Und ich fand auch, dass eine Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester zumindest nicht sichtbar war. Aber was zu HÖREN war, war m.E. zumindest eine solide Darbietung die für einen Verriß keinen Anlaß gibt. Vielleicht wurde eben anständig geprobt. Man sollte sich wirklich nicht immer von Äußerlichkeiten leiten lassen. Ich sage nur: macht mal einen Blindtest mit Euren Lieblingen und Feinden und Ihr werdet so einige Überraschungen erleben.


    Liebe Grüße,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    deR Rahmen wird quasi wichtiger (oder zumindest genauso wichtig) wie das Bild darin.


    Was du in Bezug auf den Bruckner-Kult schriebst, kann ich ich auch nicht recht nachvollziehen. Ich sehe eigentlich überhaupt keinen. Aber gut, ist wohl auch Interpreationssache des Begriffes Kult.
    Aber diesem Satz kann ich nach meinem Konzertbesuch in Aachen durchaus beipflichten! Die Erwartungshaltung in Bezug auf eine gewisse Stimmung in der Musik ist bei einem Konzert in einer Kirche jedenfalls schon mal vorhanden, während man in ein Konzert in einer Philharmonie doch recht neutral gehen kann. Die Location an sich macht es dann auch nicht einfacher, sich auf die Musik zu konzentrieren und auch einzulassen. In einem Konzerthaus hätte ich mit Boschs Aufführung von Bruckners Neunter jedenfalls weniger Schwieirigkeiten gehabt als so.


    Ich sehe keinen musikalischen Grund, weshalb man ein Sinfoniekonzert heutzutage noch in einer Kirche aufführen sollte. Von christlicher Musik mal abgesehen.

  • Lieber Calaf: Als jemand, der die Neunte selbst schon dirigiert hat, kenne ich das Werk genügend gut, um auch bei einem "Blindtest" des Hörens zu einer differenzierten Betrachtung kommen zu können.
    Abgesehen davon stimmt es schon: Das war eine Aufführung der Neunten und des Te Deum, wie man sie in dieser Weise oft hören kann. Kurz gefaßt: Routiniert und ziemlich pauschal runtergemuckt. Kein Wunder, daß dann die besondere Atmosphäre eines Raums das Konzert-Erlebnis aufwertet ...

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Na ja -- Bruckners Neunte IST natürlich "christliche Musik" ...


    Eine interessante These / ein interessantes Thema. :)
    Zunächst definiere ich religiöse Musik als solche Musik, die bei der Ausübung der religiösen Rituale unterstützt bzw. dabei gespielt wird, oder die darauf vorbereitet. Dass ein Komponist nur einzelne Motive eingebaut hat, genügt demnach nicht, um in diese Kategorie zu fallen. Beethovens Eroica ist ja z. B. auch keine politische Musik.


    Allgemein gilt Bruckners Musik doch als absolute Musik, soweit ich da informiert bin. Und demnach ist es keine religiöse Musik. Auch wenn Bruckner sicherlich seinen Glauben in irgendeiner Weise hat einfließen lassen. Aber das ist doch für den Hörer konkret kaum nachzuvollziehen. Was soll denn z. B. der erste Satz der Neunten in christlicher Hinsicht vermitteln? Nee nee, das ist für mich absolute Musik. Allerdings ist es sicherlich möglich, dass das der ein oder andere Christ eine andere Wahrnehmung hat und diese Musik durchaus als religiös empfindet.

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  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Lieber Calaf: Als jemand, der die Neunte selbst schon dirigiert hat, kenne ich das Werk genügend gut, um auch bei einem "Blindtest" des Hörens zu einer differenzierten Betrachtung kommen zu können.
    Abgesehen davon stimmt es schon: Das war eine Aufführung der Neunten und des Te Deum, wie man sie in dieser Weise oft hören kann. Kurz gefaßt: Routiniert und ziemlich pauschal runtergemuckt. Kein Wunder, daß dann die besondere Atmosphäre eines Raums das Konzert-Erlebnis aufwertet ...


    Lieber Ben,


    es stört mich, wenn Äußerlichkeiten zur Beurteilung herangezogen werden und nicht das Ergebnis an sich.


    Ich persönlich fand überhaupt nicht, dass der Ort das Konzerterlebnis aufgewertet hat, ganz im Gegenteil. Da ich zufällig drei Tage vorher im Kölner Dom war, fand ich die Location aus praktischen Erwägungen eher unpassend.


    Gestern habe ich mir das Ganze nochmal ohne Bild angehört. Deine Beschreibung "routiniert und ziemlich pauschal runtergemuckt" ist wahrscheinlich die etwas bösartigere Variante meiner Beschreibung einer zumindest soliden Darbietung. :D


    Liebe Grüße,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Das subjektive Erleben eines Konzertes bei weitem nicht nur von den Ausführenden bestimmt, oder der Ausführugn selbst, sondern auch von der eigenen Einstellung/Wahrnehmungsfähigkeit und -bereitschaft, dem Raum, der körperlichen Befindlichkeit undsoweiter. Eine Aufführung auf das Hörerlebnis zu beschränken kommt mir eindimensional vor ... Aber das ist ein anderes Thema.

  • Für mich nicht mehr. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber meine frühere Verehrung für Bruckners Musik ist aufgezehrt. Wer von euch hat ähnliche Erfahrungen gemacht und kann diese erklären?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Ben,


    Zitat

    Kurz gefaßt: Routiniert und ziemlich pauschal runtergemuckt. Kein Wunder, daß dann die besondere Atmosphäre eines Raums das Konzert-Erlebnis aufwertet ...


    Ähnlich sehe ich dies auch. Zwar hat der Dirigent wohl an den Tempi des ersten Satzes „rumgeschraubt“


    (


    er spielt den ersten Satz recht langsam an und die lauten Stellen wirken sehr breit,
    was wohl nicht zuletzt vom Volumen des Domes unterstützt wird. Er setzt ähnlich wie bei so vielen Aufnahmen Karajans aufs Effektmusizieren. Die Leute im Dom dachten wohl: „Boah! Dat geht ja ganz schön ab!“ (Übrigens ähnliche Kritiken gaben die Zuschauer der Aufnahme von Bruckner's 5. unter Christian Thielemann, der hier ganz ähnlich Effektvoll zur Sache ging


    )


    , jedoch wird nicht genug Differenziert zwischen den Instrumentengruppen; es wird nichts Neues geboten.
    Schade, denn gerade die 9. würde, so fern ich Dirigent wäre, mir massig Material für Neudeutungen bieten. Vielleicht fehlt einigen der Mut dazu ?


    Und richtig runtergenudelt wurde dann das Scherzo.
    In dieser Fassung hörte man dies schon viel zu oft.
    Ich weise auf eine Einspielung hin, die meines Erachtens mal etwas kreatives und interessantes, zumindest in die Deutung des Scherzo, brachte:


    Und zwar die Aufnahme von Johannes Wildner auf dem Label Naxos.
    Und dann noch Aufnahme von Skrowaczewski und dem Saarbrücker RSO.

  • Es war mir schon bewusst, dass sie existiert. Ich habe sie auch wahrzunehmen versucht, mich aber nur so wie mit vielen anderen befasst, sie als eine unter mehreren (durchaus auch Liebenswerten) betrachtet. Wenn ich ihr begegnet bin, habe ich mich teilweise betören lassen von ihr, konnte aber nicht umhin, eigene Vorurteile ihr gegenüber immer wieder aufzuwärmen. Nicht zuletzt deswegen war ich bis vor kurzem nicht wirklich bereit, mich dem Geheimnis ihrer einmaligen Größe, ihrer Pracht und ihrer Schönheit im Ganzen zu öffnen. Ich musste erst einen langen Weg gehen, um frei zu sein für sie – frei vom Ballast großer Zeiten, wertvoller Erfahrungen und Lernprozesse, frei von Irrwegen, die mich von ihr noch mehr entfernten, frei vor allem von jenen Vorurteilen, frei von den Scheuklappen jeglicher Erwartungshaltung.
    Und auf einmal stand sie da, in ihrer prachtvollen, herrlichen Erscheinung, in voller Blüte, und ich war umfangen, war verzaubert, war völlig hin und weg, mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Meine Liebe zu ihr brach gleich einem apokalyptischen Tor auf, und ich trat nicht ein in ihre Welt, nein, ich ließ mich hineinfallen, ich ließ mich von ihrer Kraft, ihrer Geborgenheit, auch von ihren Brüchen, ihren Zweifeln forttragen, ganz weit fort, und doch vielleicht gar nicht weit fort, sondern viel näher zu mir selbst hin als ich es mir - selbst jetzt - wirklich zuzugestehen erlaubte. Sie nahm mich unendlich herzlich und beseelt auf, vermittelte mir völlig neue, nie gekannte Geborgenheit, offenbarte mir all das, was ich bisher zu negieren gewohnt war, als auch ihren Organismus ganz wesentlich prägenden Teil ihrer einmaligen Persönlichkeit. Ich ließ mich umfangen von ihr und fühlte mich doch unendlich frei dabei, erlebte die gemeinsamen Stunden wie einen Rausch, einen alles überwältigenden Sinnestaumel des Seins.
    Es schien, als hätte ich genau diese meine 45 Lebensjahre benötigt, offen und frei, bereit und gespannt zu sein darauf, mich hineinfallen zu lassen - in die Welt der Symphonien von Anton Bruckner.
    Die musikalische Sozialisation auszuklammern war mir dennoch nicht möglich. Sie brachte mich (das gebe ich offen zu, auch wenn es notwendig war, mich von ihr zu lösen, um mich dieser Liebe unbefangen hingeben zu können) ja erst zu jenem Tor, durch das durchzugehen mir beschieden war.
    Musikalisch aufgewachsen in der Welt zwischen Wiener Musikverein, Konzerthaus und Staatsoper, fürs Leben fasziniert vom Klangbild der Wiener Philharmoniker, unvergesslich intensiv in der Studentenzeit die Direktionsära Drese/Abbado als Stehplatzbesucher mitgelebt habend, wurde mir über viele Jahre hinweg Gustav Mahler zum wesentlichsten Komponisten. Beethoven, Brennpunkt des 18jährigen, trat in mir etwas zurück, Mozart und Schubert sind immer da, kommen auch immer näher, je älter ich werde. Bruckner – das Vorurteil! – nahm ich als „weniger brüchigen Mahler“ wahr. Über viele Jahre hatte ich Mahlers Musik, vor allem die Symphonien, in mir aufgesogen, hatte sich dieser Sog zu einer Sucht entwickelt, sicher auch und vor allem bedingt durch den persönlichen Lebensweg, der ähnlich der Musik Mahlers viele abrupte Brüche beinhaltete. Ich habe Mahler-Konzerte besucht, Mahler-Radioübertragungen gehört, Mahler-Fernsehaufzeichnungen gesehen, Mahler-Aufnahmen verglichen – und irgendwann war der Bogen überspannt, ich konnte die Musik von Gustav Mahler nicht mehr hören und hörte sie, da ich süchtig war, doch immer weiter. Mich faszinierten die mir bis dahin so nahen Brüche seiner Musik nicht mehr, sie waren mir schon viel zu selbstverständlich, zu geläufig, ich beobachtete die Interpretationsunterschiede nur mehr wie ein alle Emotion ausschaltender wissenschaftlicher Detailforscher, nahm selbst die Offenbarung der wirklich großen Momente und Interpretationen nur mehr widerwillig wahr. Und dann war mein Gustav Mahler Fieber erloschen, ich konnte seine Musik gar nicht mehr hören.
    Als Süchtiger habe ich nach einem Ersatz gesucht, musikalisch sozialisiert wie ich nun mal bin – Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado, Leonard Bernstein, Nikolaus Harnoncourt, Großer Musikvereinsaal…
    Claudio Abbado hat mit den Wiener Philharmonikern zwischen 1990 und 1996 die Symphonien 1, 4, 5, 7, und 9 von Anton Bruckner aufgenommen. Diese Aufnahmen (die Vierte kannte ich schon von früher), einem Impuls folgend gekauft, öffneten mir sehr schnell jenes oben erwähnte Tor. Da ich in den letzten Jahren mit höchstem Respekt und großem persönlichen Gewinn die Arbeit von Nikolaus Harnoncourt versucht habe mitzuverfolgen, lockten mich als Ergänzung, wohl wissend, dass es, auch wenn es teilweise die Wiener Philharmoniker sind, ein „anderes“ Hören geben wird, dessen Aufnahmen der Symphonien 3, 4, 5, 7, 8 und 9. Was fehlte, waren nun noch die Symphonien 2 und 6. Animiert durch Einträge im Tamino Klassikforum, entschied ich mich für die Aufnahme der 2. Symphonie mit Carlo Maria Giulini und den Wiener Symphonikern. Auf der Suche nach einer „Sechsten“ stieß ich, gelegentlich wieder mal die Homepage der Wiener Philharmoniker studierend, auf einen Nachruf auf den verstorbenen Dirigenten Horst Stein, der interessanterweise ausgerechnet die Zweite und die Sechste mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen hat. Die Achte (Harnoncourts Aufnahme stammt aus Berlin) wollte ich auch noch mit den Wiener Philharmonikern. Hier musste es unbedingt die Aufnahme mit Giulini sein, die ich noch als Doppel LP in sehr guter Erinnerung hatte. Und zum Vergleich legte ich mir dann auch Karajans Aufnahme mit diesem Orchester vom November 1988 zu. Von der „Dritten“ steht mir auch eine Einspielung in einer Fassung für zwei Klaviere zur Verfügung, von der „Neunten“ die CD mit Leonard Bernstein – ich war damals im Konzert und werde dieses bis zum Alzheimer wohl nie vergessen.
    Ich tauchte mit diesen Aufnahmen ein in die symphonische Welt Anton Bruckners, und sie nahm mich mit, ich durfte die Liebe zu dieser Musik erleben, voll und ganz, zunächst versuchend, alles Wissen, alle Erfahrung, allen Intellekt möglichst auszuschalten, mich einfach diesem „Meteorit“ (Nikolaus Harnoncourt) hinzugeben.
    Dem inneren Zwang, mich vom faszinierend ziellosen Hören quer durch die Symphoniesätze zumindest für einmal zu lösen, habe ich, doch soweit sozialisiert, auch darauf sehr neugierig zu bleiben, nach einigen Wochen nachgegeben, um zur Konvention gezielten chronologischen und vergleichenden Hörens unter Verwendung von Reclams Konzertführer und den Beihefttexten zu den CD-Veröffentlichungen zurückzukehren, nicht allerdings unter Zuhilfenahmen von Partituren und auch ohne Schwerpunktsetzung auf die Fragen der „richtigen Fassungen“. (Vielleicht habe ich später mal Lust auch darauf.)



    Für mich ist bereits Anton Bruckners (ich vergegenwärtige mir vor Beginn des Hörens seiner Symphonien – zwischen dem 17.1. und dem 10.2.2009 – und dem Versuch der Beschreibung meiner persönlichen Höreindrücke noch einmal dessen Lebensdaten 1824 bis 1896) 1. Symphonie c-moll, 1865/66 („Linzer“ Fassung) entstanden, etwa 50 Minuten lang, uraufgeführt 1868 in Linz, in der Aufnahme mit Claudio Abbado und den Wiener Philharmonikern (DGG CD 453 415-2, aufgenommen live im Großen Musikvereinssaal im Jänner 1996) eine totale Offenbarung, musikalisch und klanglich. Mit 41, 42 Jahren hat Bruckner diese seine von ihm offiziell als „Erste“ anerkannte Symphonie („´s kecke Beserl“) komponiert. Mich überwältigt diese großartige, eigenständige Symphonik, die sehr ideenreiche Orchesterbehandlung und wie die großen Ausbrüche in der Musik eingebettet erscheinen, sofort. Ist diese Symphonie nicht noch immer nur ein Geheimtipp, wird sie nicht nach wie vor etwas unterschätzt? Der erste Satz entwickelt sich sehr deutlich in der Sonatenform, das erste Thema, ein Marsch, zieht recht entschieden los, brutaler werden wir (Blick in die Zukunft) fast vierzig Jahre später mit dem Beginn von Mahlers „Sechster“ losmarschieren und in der historischen Wirklichkeit jenseits der Musik mit entsetzlichen Folgen ab 1914 und ab 1939. Gewaltig ist – zurück zur Musik – das dritte Thema. Der zweite Satz beginnt grüblerisch, auch hier sind Ausbrüche eingebettet. Im energischen Scherzo fällt das naturhaft lyrische Trio auf. Das Finale wirkt äußerlicher als die bisherigen Sätze (teilweise wie „Theaterdonner“), man hört aber schon die für Bruckner so typischen Steigerungen. Abbado und die Wiener bieten erlesenen Klangluxus (wie eine „Orchesterorgel“), Abbado lässt die Musik fließen. Ich habe den Eindruck, ich bin mittendrin in dieser herrlichen Welt. Es ist eine Aufnahme, die ich immer wieder hören kann.



    (Cover Horst Stein weder bei amazon noch bei jpc verfügbar, es ist ähnlich gestaltet dem Cover zu Steins Aufnahme der 6. Symphonie)


    Die 2. Symphonie c-moll entstand 1871/72, sie wurde 1873 in Wien uraufgeführt und dauert knapp unter eine Stunde lang. Horst Stein und die Wiener Philharmoniker (CD DECCA Eloquence 442 8557, aufgenommen Dezember 1973 im Wiener Sofiensaal) spielen die Haas-Edition, Carlo Maria Giulini und die Wiener Symphoniker (CD Testament SBT 1210, Dezember 1974 im Musikverein) Nowak (1877). Der Konzertführer erinnert mich daran, dass hier erstmals der „Urnebel“ eine Bruckner-Symphonie eröffnet. Ich gebe mich ganz den großen Steigerungen und Generalpausen im Sonatensatz des ersten Satzes hin, auffallend ist das vierte Thema (Holzbläser!). Der zweite Satz, ein Andante, wirkt rhapsodisch, verinnerlicht-romantisch. Wieder beginnt das Scherzo energisch, reizvolle Kontraste sind aneinander geblockt. Das Trio ist ruhiger gehalten. Im Finale fallen erneut die großen Steigerungen auf. Stimmungen sind gegeneinander gestellt, laut Lärmendes neben Lyrischerem. Horst Steins Aufnahme wirkt auf mich leichter, zügiger, aber auch etwas „distanzierter“, souverän-routiniert, während Giulini das Werk insgesamt schwergewichtiger deutet. Am deutlichsten ist dies beim Trio im 3. Satz zu hören. Spätestens nach dieser 2. Symphonie bin ich schon fast süchtig auf diese großen Steigerungen in der Musik, und ich werde mit den folgenden Werken alles andere als enttäuscht werden…



    Die 3. Symphonie d-moll (1872/73, Umarbeitung 1874, 1876/77, Uraufführung Dezember 1877 in Wien – ein eklatanter Misserfolg, dann weitere Umarbeitungen, Richard Wagner gewidmet), von Nikolaus Harnoncourt mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam in Amsterdam im Dezember 1994 in der Leopold Nowak Editionsfassung (1877) aufgenommen, ca. 55 Minuten lang, feingliedrig und detailverliebt, die Kontraste deutlich hervorhebend (hier ist kein Genießen möglich, man ist immer bereit zum Sprung, eine fordernde Interpretation), bietet wieder den großen Sonatensatz, dann einen erneut auf mich rhapsodisch wirkenden zweiten Satz, ein Scherzo „mit Drive“ (zumindest in dieser Harnoncourt-Aufnahme – das ist der Satz in dieser Symphonie und Aufnahme, den ich sofort noch einmal hören möchte, eine großartige Orchesterleistung, voll differenzierter Klangkultur – gilt aber für die ganze Aufnahme!) und mit einem Trio, das „in Oberösterreich am Land spielt“ und ein Finale, bei dem man dann schon ganz „drin“ ist in dieser kontrastiven Mischung. Toll wirkt der Triumph des ersten Themas aus dem 1. Satz am Ende. Gustav Mahler hat die Sätze 1 bis 3 für zwei Klaviere bearbeitet, Rudolf Krzyzanowski das Finale. Das Klavierduo Sontraud Speidel und Evelinde Trenkner nahm diese Fassung im Juni 1994 in der Fürstlichen Reitbahn Arolsen mit zwei Steinway Klavieren auf (CD Musikproduktion Dabringhaus und Grimm MDG 330 0591-2). Die Sätze 1 und 2 spielen die beiden langsamer als Harnoncourt, die Sätze 3 und 4 schneller. Insgesamt benötigen sie an die 59 Minuten. Man hört hier die Orchestrierung im inneren Ohr mit. Die Steigerungen kommen auch mit zwei Klavieren großartig zur Geltung. Vor allem im zweiten Satz gelingt den Damen eine sehr innige Gestaltung der Musik.



    Anton Bruckners 4. Symphonie Es-Dur, die „Romantische“ (1874, 2. Fassung 1878, rev. 1879/80, uraufgeführt 1881 in Wien, fast 70 Minuten lang) ist neben der „Siebenten“ wohl die am leichtesten Zugängliche, nicht zuletzt wegen der markanten Themen. Claudio Abbado begann mit dieser Symphonie seinen leider nicht vollendeten Bruckner-Zyklus mit den Wiener Philharmonikern (CD DGG 431 719-2, Oktober 1990, Musikverein) – ein herrliches, vollblütiges Wiener Philharmonisches Klangbild hüllt mich ein, angenehm weiche Streicher lassen die Musik fließen. Das Hornthema im 1. Satz, die Steigerungen wieder, der bei Abbado nahezu verklärte Marsch des 2. Satzes (wie aus einer anderen Welt!), das berühmte Jagdscherzo (den Trio-Beginn hat Mahler für seine 1. Symphonie wörtlich zitiert) und der 22 Minuten lange Finalsatz mit seinem gewaltigen Hauptthema – Musik wie aus einem Guss, wieder musikalisch wie interpretatorisch. Abbado wählte genauso wie Nikolaus Harnoncourt (Concertgebouw Amsterdam, April 1997, CD Elatus Warner 2564 60129-2) die Fassung von 1879/80. Bei Harnoncourt fällt das schlankere Klangbild auf, er dirigiert direkter, aufgeweckter, kontrastiver. Das Trio im 3. Satz wird bei Harnoncourt zu einem reizvollen Bauerntanz. Harnoncourt ist sechs Minuten schneller als Abbado.



    Die 5. Symphonie B-Dur (1875-1878, Uraufführung 1894 in Graz, Bruckner konnte dieser Aufführung leider krankheitsbedingt nicht beiwohnen) ist ein kontrapunktisches Meisterwerk. Trotzdem ist es immer „musikalische“ symphonische Musik, unverkennbar Bruckner. Alle Sätze sind ehrgeizig durchstrukturiert. Zu dem „üblichen“ Aufbau der Sätze kommt dieses unglaublich differenzierte kontrapunktische Geflecht. Hier lohnt es, genau aufzupassen. Die Themenverarbeitung geht durch alle Sätze. Beim Anfang des Finalsatzes denkt man an Beethovens „Neunte“ – und überhaupt dieses Finale mit der Doppelfuge in der Durchführung! Claudio Abbados 72 Minuten lange Liveaufnahme mit den Wiener Philharmonikern (DGG CD 445 879-2) entstand im Dezember 1993 im Musikverein. Wieder nimmt mich der satte, vollblütige Orchesterklang total gefangen, wie in den anderen Aufnahmen dieses Zyklus auch. Zumal der Streicherchor, von prachtvoller Größe! Abbado achtet auf den großen Fluss der Musik, in allen seinen Bruckner-Symphonieaufnahmen. Nikolaus Harnoncourt (CD RCA Red Seal 82876 60749-2, aufgenommen im Juni 2004 mit den Wiener Philharmonikern) offenbart lieber die große Zerrissenheit, Gespaltenheit der Musik. Blöcke prallen bei ihm aufeinander, extreme Kontraste, schroffe Zerklüftungen, einsame Oasen. Das flexible Orchester folgt hier wie dort engagiert und klangschön. Beim zweiten Satz assoziiert man Mozarts Requiem, im Scherzo gehen die diversen Tänze wie bei Mahler extrem angespannt ineinander über (zumal bei Harnoncourt). Bei Abbado kann man sich zurücklehnen und „sein“, bei Abbado „steht man ständig unter Strom“. Beides hat seinen Reiz. Bei mir kommt es auf die Tagesverfassung an, welche Aufnahme ich bevorzuge. Hochinteressant sind die auf der zweiten CD bei Harnoncourt enthaltenen Probenausschnitte anzuhören. Die „Fünfte“ – ein in jeder Hinsicht herausragendes Werk!



    Anton Bruckner komponierte seine 6. Symphonie A-Dur von 1879 bis 1881. Die Mittelsätze führten die Wiener Philharmoniker 1883 auf, das ganze Werk wurde aber erst 1899 in einer gekürzten Fassung unter Gustav Mahlers Leitung in Wien uraufgeführt. Horst Steins 55 Minuten lange Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern entstand im November 1972 im Wiener Sofiensaal (CD Decca Eloquence 476 2745). Die Sätze 1 bis 3 bieten hier weniger isolierte „Granitblöcke“, mehr fließende Musik. Bei der Durchführung im ersten Satz assoziiere ich Wellen im Fluss. Sehr schön kommen die Streicher der Wiener Philharmoniker im 2. Satz zur Geltung. Das ungewöhnliche Trio im Scherzo zitiert das erste Thema aus der 5. Symphonie. (Das kommt vom chronologischen Hören – und es schadet ja nicht.) Im Finale „beißen wir wieder auf Granit“ – mit voller Urgewalt! Hat das etwas mit Krieg und Frieden zu tun? Mir kommt das Finale aus Mahlers 7. Symphonie in den Sinn, aber auch Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner.



    Der nächste absolute Klassiker neben der „Vierten“, die 7. Symphonie E-Dur (1881-83, uraufgeführt 1884 in Leipzig, Ludwig II. gewidmet), bei Abbado knapp 65 Minuten lang, bei Karajan 66 und bei Harnoncourt knapp über 60 Minuten, ist, wie ich finde, ein ganz besonders inspiriertes Werk, fließende Musik, Bruckner sprüht nur so vor vielfach lyrischen Ideen (man beachte etwa das Trio im 3. Satz!). Im zweiten und vierten Satz, so lehren es mich auch die Beipacktexte, passe ich auf die Wagner-Tuben besonders auf. Ach dieser zweite Satz – unendlich schön! Abbado und Karajan können es nicht lassen und klatschen den Beckenschlag über den Höhepunkt, Harnoncourt verzichtet darauf. Claudio Abbado und die Wiener Philharmoniker bieten wieder satten, vollen, üppigen Klangluxus (DGG CD 437 518-2, Musikverein, März und April 1992), aber die große Überraschung für mich bringt der Hörvergleich mit Herbert von Karajans letzter Aufnahme (DGG CD 439 037-2, Musikverein, April 1989, Wiener Philharmoniker): Hier spüre ich das „Herzblut“ noch mehr, diese wunderschöne Musik wird herrlich ausgekostet. Karajans Orchesterklang ist sogar transparenter als bei Abbado, Abbado wirkt plötzlich – was die „Siebente“ betrifft – „dickflüssiger“, fast zu üppig, als hätte man die Streicher mit Honig eingeschmiert. Nur das Scherzo empfinde ich schneller als es Karajan anbietet. Der Sound gefällt mir bei Karajan besser als bei Abbado. Auch die dritte mir zur Verfügung stehende Aufnahme wurde mit den Wiener Philharmonikern eingespielt. Nikolaus Harnoncourts Interpretation entstand im Juni 1999 live im Musikverein (CD Teldec 3984-24488-2). Harnoncourts Ansatz, wie immer: transparenter, differenzierter, schärfer, „unfreundlicher“, „distanzierter“, strenger, in den Details geschärft, auch im Klangbild nicht so voll wie bei Karajan und Abbado. Sehr schön herausgearbeitet – das hört man umso deutlicher – sind die „lichten Momente“. Interessant ist für mich, dass der 4. Satz in Harnoncourts Interpretation am geschlossensten wirkt. Sicher hatte das Orchester mit Harnoncourt die aufwendigste und detailreichste Probenarbeit, das hört man ganz deutlich. Ich habe zur Zeit der Aufnahme dieser Symphonie unter Harnoncourt die Konzertübertragung im Radio gehört und empfand diese damals, spontan überwältigt., ohne sofortigen Vergleich, näher dran an Karajan als es heute mein Höreindruck ist. Und der lässt alle drei Aufnahmen als für mich hochinteressante, große Interpretationen gelten.



    (Giulini: Cover einer späteren Auflage)


    Bei der 8. Symphonie c-moll (1884-87, Überarbeitung 1887-90, uraufgeführt 1892 in Wien, Kaiser Franz Joseph I. gewidmet), an die 90 Minuten lang, in ihrer Größe, in ihrer Breite, in ihrem Pathos auch ein einmaliges, unglaubliches Werk, musste es die Aufnahme mit Carlo Maria Giulini und den Wiener Philharmonikern sein (DGG 2 CDs 415 124-2, veröffentlicht 1985). Den Zauber des 3. Satzes (Bruckner setzt hier erstmals den langsamen Satz an die dritte Stelle) habe ich noch aus LP-Zeiten in „entrückter“ Erinnerung. Beim ersten Satz dieses Werks überrascht das verlöschende Ende der Fassung von 1890. Das Scherzo erscheint mir unheimlich, wie bei Mahler, und das Trio versetzt mich in einen Naturtraum. Und dann der 30 Minuten lange Adagio-Satz: da fühle ich mich im Himmel, oder zumindest in Walhall, und auch das große Finale – das ist eine ganz besondere Symphonie, ganz anders herausragend als etwa die „Fünfte“. Ich bin einmal mehr hin und weg. Giulinis Aufnahme schenkt mir durchgehend „den Himmel auf Erden“. Nikolaus Harnoncourt nahm das Werk in der Berliner Philharmonie im April 2000 mit den Berliner Philharmonikern auf (2 CDs Teldec 8573-81037-2). Den „Gigantenvergleich“ der beiden Orchester stelle ich nicht an. Auch die Berliner warten mit ihrem großartigen Orchesterklang auf. Harnoncourt nimmt das Werk (wie nicht anders zu erwarten) wieder differenzierter im Detail, direkter, brutaler. Es ist wie bei Abbado und Harnoncourt, was Bruckner betrifft. Wenn ich mich fallen lassen möchte, wenn ich wegträumen will, einfach „sein“ will, greife ich zu Giulinis Aufnahme. Wenn ich Lust auf sehr bewusstes, differenziertes, mehr intellektuelles, analytisches Hören habe, werde ich mit Harnoncourt unglaublich viel entdecken, was mir vielleicht ohne Kenntnis seiner Aufnahmen als doch auch enorme Bereicherung entgehen würde. Und dann war ich doch zu neugierig und habe mir die Aufnahme mit Herbert von Karajan (Wiener Philharmoniker, 2 CDs DGG 427 611-2, November 1988, Musikverein) auch noch gekauft. Ich höre die Musik hier grundsätzlich klangschön wie bei Giulini, teilweise weicher, weniger scharf. Interessanterweise ist Karajan beim Adagio vier Minuten schneller als Giulini. Constantin Floros erklärt mir im Beiheft außermusikalische Assoziationsmöglichkeiten, etwa die Todesverkündigung, den Deutschen Michel oder das Militär, aber ich möchte bei Bruckners Symphonien ohne diese „Hinweise“ auskommen und die entsprechenden Passagen lieber weiter „absolut“ genießen. Der Hörvergleich des Beginns vom Adagiosatz zwischen Giulini und Karajan offenbart Karajans Aufnahme als dickflüssiger, verschwommener, während Giulini klarer, differenzierter wirkt und damit auch intensiver, packender. Was die „Achte“ betrifft, ist diese Giulini-Aufnahme für mich schlichtweg vollendet.



    Ausgehend von den mir zur Verfügung stehenden Aufnahmen der 9. Symphonie d-moll (1887-94, uraufgeführt 1903 in Wien, dem lieben Gott gewidmet) beschränke ich mich zur Zeit meiner Liebesgeschichte zunächst mit den drei vielfach aufgenommen Sätzen (ca. 60 Minuten lang) und Harnoncourts Vorstellung von Fragmenten des Finalsatzes. Claudio Abbados Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern (DGG CD 471 032-2, Musikverein, Jänner 1996, aber erst im Jahr 2001 veröffentlicht) ist wieder herrlich klangschön. Da offenbart sich einmal mehr die unbeschreibliche absolute Größe der Musik. Die Klangfarben, die Klangwirkungen, die Klangflächen und –ballungen: da kann ich nur staunen und mich total hingeben der Musik. Beim Scherzo „stampft“ Abbado wie ich finde „genau richtig“. Der dritte Satz – ist das eine Suche nach Erlösung, wie in Parsifals Welt? Leonard Bernsteins Abschied von Wien im Februar und März 1990 mit Bruckners 9. Symphonie (Liveaufnahme aus dem Musikverein, DGG CD 435 350-2) ist genauso klangschön und zu Herzen gehend gelungen wie Abbados Aufnahme, eine Spur breiter, sechs Minuten länger als Abbado, vor allem bedingt durch das bei Bernstein langsamere, schwerere Scherzo – durch und durch Bekenntnismusik, auch des Dirigenten. Die Aufnahme mit Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Philharmonikern entstand live im Salzburger Großen Festspielhaus im August 2002 (2 CDs BMG/RCA 82876 54332 2). Ihr liegt die Kritische Neuausgabe von Benjamin Gunnar-Cohrs zugrunde. Wie immer bei Harnoncourt: alles erklingt differenzierter, in den Details deutlicher. Passe ich auf die Details zu sehr auf, glaube ich den „großen Fluss“ aus den Augen zu verlieren. Das phantastische Orchester hält mich aber im Strom. Das Scherzo-Tempo nimmt Harnoncourt ähnlich energisch wie Abbado. Und den Adagio-Satz empfinde ich wieder als großen mystischen Glaubensweg. Unglaublich spannend ist der „Werkstattbesuch“ auf der zweiten CD anzuhören, der den 4. Satz mit vom Orchester live gespielten Hörbeispielen vorstellt. Es war den Produzenten wichtig genug, diese Werkeinführung von Harnoncourt deutsch und englisch anzubieten. Vielleicht lockt es mich einmal, die mittlerweile rekonstruierte Fassung kennenzulernen.
    Kurz zusammengefasst: Mit geringen Abstrichen bei der „Siebenten“ sind mir die Abbado-Bruckner-Aufnahmen mit den Wiener Philharmonikern sehr ans Herz gewachsen, sie sind das Kernstück meiner spät entflammten Liebe zu dieser Musik. Die Aufnahmen mit Abbado, Karajan, Giulini und Bernstein erschlossen sich mir total emotional, die Aufnahmen mit Harnoncourt, genauso bereichernd, mehr intellektuell.
    Meine Liebesgeschichte mit der Musik von Anton Bruckner hat sich so extrem entfaltet, weil ich es vielfach geschafft habe, beim Hören seiner Symphonien auf außermusikalische Assoziationen zu verzichten. Ob sie nun katholische Glaubensbekenntnisse sind, ob ich, überwältigt von der einen oder anderen Interpretation, vielleicht musikanalytisch völlig falschen Ansätzen aufgesessen bin – eine Liebe hinterfragt zunächst nicht, sie lebt und gibt sich hin. Die chronologische Befassung mit den Symphonien hat ohnedies bereits wieder vieles kanalisiert, sie war enorm bereichernd, aber ich glaube ich kann diese Liebe gerade zu Bruckners Musik auch ohne das nun hinzugefügte „Wissen“ immer mitzudenken weiter leben.



    Weil ich es schon von früher her kenne und auch bereits als Finale nach den drei Sätzen der 9. Symphonie gehört habe, habe ich mir nach den Symphonien auch das 1881 bis 1884 entstandene, 1886 in Wien uraufgeführte Te Deum angehört (Herbert von Karajan, Wiener Philharmoniker, Janet Perry, Sopran, Helga Müller-Molinari, Alt, Gösta Winbergh, Tenor und Alexander Malta, Bass, Wiener Singverein und Rudolf Scholz, Orgel, Musikverein, September 1984, CD DGG 429 980-2). Ein mächtiges und auch inniges Glaubensbekenntnis, durch den Text kanalisiert. Ich bleibe vorläufig lieber bei den Symphonien.
    Die Liebe fragt nicht nach historischer und aufführungspraktischer Korrektheit. Sie wird gelebt und gespürt, ob eingebildet oder echt empfunden. Wir, Bruckners symphonische Musik von 1 bis 9 und ich, haben uns mittlerweile im Alltag eingependelt, aber es wird nie mehr so sein wie es war vor dieser „Explosion“. Ich höre Anton Bruckners Symphonien jetzt ganz anders.
    Und mittlerweile höre ich auch Gustav Mahlers Symphonien wieder gerne.

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Ein interessanter Seitenaspekt dieser Diskussion ist für mich die durchgängige Zwiegespaltenheit im Verhältnis zu Mahler, der eine fast monolitische Verehrung Bruckners gegenübersteht.


    Ich selber mag an Bruckner v.a. seine langsamen Sätze (3., 6,. 7., 8.). Die Scherzi sind schon etwas bizarrer und unheimlicher, mir ist schleierhaft, wie man da die Welt vergessen kann, ich höre da schon viel Mahleresques. Auch das Adagio der 9. verrät, woher der späte Mahler seine Entrücktheiten entlehnte.


    Zwiegespalten scheint mir aber weit eher die musikalische Welt Bruckners zu sein. Denn gewisse seiner Ecksätze, etwa die Finali der 7. und 8. enthalten so viel Händeringendes, Aufgeblähtes, so viel naives und plattes Pathos, daß sich bei mir als Zuhörer nicht selten ein Gefühl der Peinlichkeit einschleicht. Ich habe bisher im Forum noch niemanden über vergleichbare Schwierigkeiten mit Bruckner schreiben hören. Der krause, umständliche Zug seiner ausschweifenden Diktion baut seine Bögen mitunter über unterkomplexe Sequenzierungen auf, und gäbe es nicht immer wieder den weihevollen Adagio-Gestus auch in den Ecksätzen, möchte man um die musikalische Substanz mancher Passagen fürchten. Ein strahlender Blechbläsertriumph ist bei Bruckner ein zu Tode gerittenes Stilmittel, über das hinauszugelangen nicht möglich ist.


    Bei Mahler gibt es solche Kino-Effekte nicht mehr. Auch nicht die entsetzlichen Unisono-Durchgänge und mehrfach unterbrochenen Aufballungen mit ihrer Cliffhänger-Dramaturgie aus dem Fortsetzungsroman.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ein strahlender Blechbläsertriumph ist bei Bruckner ein zu Tode gerittenes Stilmittel, über das hinauszugelangen nicht möglich ist.

    Bei dem Wort Stilmittel bin ich etwas skeptisch. Unter Berücksichtigung von Bruckners Persönlichkeit würde ich so etwas wie Effekthascherei nicht vermuten.

  • Lieber hami1799,


    "Effekthascherei" ist eine schwierige Kategorie, da ja damit immer etwas anderes gemeint ist, je nachdem ob man die Salomé ("Es ist kein Laut zu vernehmen") oder das Land des Lächelns hört ("Dein ist mein ganzes Herz"). Bruckners Musik zerfällt für mich u.a. in die Aspekte warmer, inniger, reifer und intimer Gesten und solche, die martialisch, grandios, triumphal sein wollen, aber sich für mich nicht aus den intimen Passagen ergeben, sondern aus entliehenen Posen gespeist scheinen.


    Mahlers Musik reflektiert immer auf die Abgeleitetheit seines musikalischen Materials, während Bruckner, wie ich fürchte und du ja auch anzudeuten scheinst, an seine musikalischen Ritterspiele glaubt.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Zitat

    farnielli: Ich habe bisher im Forum noch niemanden über vergleichbare Schwiergkeiten mit Bruckner schreiben hören..

    Liegt das vielleicht daran, lieber farinelli, dass im Forum sonst Niemand vergleichbare Schwierigkeiten mit Bruckner hat?


    Liebe Grüße


    Willi :)?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat von farinelli

    Mahlers Musik reflektiert immer auf die Abgeleitetheit seines musikalischen Materials, während Bruckner, wie ich fürchte und du ja auch anzudeuten scheinst, an seine musikalischen Ritterspiele glaubt.


    Es sind solche brillant-aphoristischen und die Sache im Kern treffenden Formulierungen, die einem die Lektüre in diesem Forum zuweilen zu einem wahren Vergnügen werden lassen.

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