Nur ein Komponist des Übergangs? - Der Romantiker Heinrich Marschner

  • Lieber Harald,


    da Du den "Templer" ja kennst würde mich interessieren, wie Du persönlich dieses Werk im Bezug zu den anderen beiden bekannten Marschner-Opern "Vampyr" und "Heiling" beurteilst? Es ist ja interessant, dass bis jetzt der "Templer" immer noch die insgesamt am öftesten gespielte Oper von Marschner ist, wobei man natürlich dazu sagen muss, dass diese Tatsache daher rührt, dass der Templer bis Anfang des 20. Jahrhunderts schwer angesagt war, dann aber in Vergessenheit geriet, nachdem die Nationalsozialisten an die Macht kamen.



    :hello: Florian

  • Marschner, Heinrich August
    * 16. Aug. 1795 in Zittau (Oberlausitz)
    † 14. Dez. 1861 in Hannover
    Komponist, Dirigent und Pianist



    Der Templer und die Jüdin
    (Libretto von Wohlbrück nach dem Schauspiel von Johann Reinhold von Lenz, Das Gericht der Templer, 1823, dramatisiert nach Sir Walter Scotts Roman Ivanhoe, 1819), große romantische Oper 3 Akte (1829;Uraufführung am 22. Dez. 1829 Leipzig, Stadttheater; rev. Sommer 1830 ebd.)


    Es ist schon sehr merkwürdig, wenn man sich zur gleichen Zeit mit zwei Opern befasst, die das gleiche Buch als Basis haben, die aber grundverschieden sind: Einmal Otto Nicolais italienische Belcanto-Oper "Il Templario" und Marschners deutsche romantische Oper „Der Templer und die Jüdin“.


    Meine Aufnahme von"Templer und Jüdin“ ist die Wiener Produktion vom September 1951 unter Kurt Tenner mit Liane Synek, Georg Öggl und Kurt Equiluz sowie Fritz Sperlbauer als Ivanhoe und K. Dickl. Ganz im Stil der damaligen zeit ersetzte man die Dialoge durch eine Erzählerin. Es spielt das große Orchester der RAVAG. Positiv zu erwähnen sind hier sicherlich Öggl und Synek (vor allem das Gebet der Rebecca und die Auseinandersetzung Bois-Guilbert - Rebecca ist musikalisch wunderschön und von Synek berührend interpretiert, sowie die große Bariton-Erzählung des Bois-Guilbert "War ein Ritter je im Leben"). Kleiner Schwachpunkt dieser Aufnahme ist Wotrubas Interpretation des Narren Wamba. Die Tonqualität ist nicht berauschend, das fällt schon bei der Ouvertüre auf, die ja durch die Marco-Polo-Aufnahmen der Marschner-Ouvertüren in bester Digitalqualität bekannt ist.
    Als Gesamtkonzept wirkt die Oper wie ein direktes Vorbild für Wagners „Lohengrin“; die Jüdin Rebecca ist eine sehr enge Verwandte der Elsa von Brabant, und der edle Ritter Ivanhoe der direkte Vorgänger des Gralsritters bei Wagner.


    Zu der Aufnahme von "Templer und Jüdin" bin ich durch Tausch gekommen, ein befreundeter Sammler hatte diese Aufnahme aus den 50ern im Radio mitgeschnitten. Auf Platte erschienen ist die Aufnahme allerdings nie, obwohl die Oper früher ja sehr beliebt war. Nur im dritten Reich hatte man damit nichts am Hut!


    Nachdem aber vor einiger Zeit der „Vampyr“ herauskam, der mit praktisch identischer Besetzung wie Templer und Jüdin aufgenommen wurde, ist zu hoffen, dass auch diese Oper ausgegraben wird!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für alle Franken-Taminos und / oder Marschner-Interessierte: am Samstag, den 29.03. hat "Der Vampyr" am Mainfranken Theater in Würzburg Premiere!



    "Der Vampyr"


    Romantische Oper in zwei Akten (4 Bildern) von Heinrich August Marschner
    Dichtung von Wilhelm August Wohlbrück
    Für die deutsche Bühne musikalisch und textlich neu eingerichtet von Hans Pfitzner
    Neues Allegro zur Arie des Aubry "Wie ein schöner Frühlingsmorgen" von Richard Wagner, komponiert während seiner Zeit am Würzburger Theater 1833/34


    Besetzung:


    Sir Humphrey Davenaut - Johan F. Kirsten
    Malwina, seine Tochter - Anja Eichhorn
    Edgar Aubry - Edward Randall a.G. / Mathias Schulz a.G.
    Lord Ruthven - Stefan Stoll a.G.
    Sir Berkley - Uwe Schenker-Primus
    Janthe, seine Tochter - Sabine Vinke a.G.
    George Dibdin - David Fielder
    Emmy, seine Verlobte - Anja Kaesmacher
    Suse Blunt - Sonja Koppelhuber
    Toms Blunt - Ion Bric
    James Gadshill - Deuk-Young Lee / Ivan Dantchev
    Richard Scrop - Kenneth Beal
    Robert Green - Tobias Germeshausen / Paul Henrik Schulte
    Ein Diener Berkleys - Tobias Germeshausen / Paul Henrik Schulte


    Inszenierung: Stephan Suschke a.G.
    Bühne: Momme Röhrbein a.G.
    Kostüme: Gesine Pitzer


    Musikalische Leitung: Jin Wang, GMD
    Würzburger Philharmoniker

  • Hier einige Bilder vom kürzlich gestarteten Würzburger "Vamypr" ...



    Lord Ruthven (links), Vampirmeister (rechts), Geister




    Lord Ruthven (Stefan Stoll), Malwina (Anja Eichhorn)




    Lord Ruthven (Stefan Stoll), Emmy (Anja Kaesmacher)




    Edgar Aubry (Edward Randall)




    Schlussszene


    Weitere Bilder gibt es


    hier

  • Bei Myto erscheint in diesen Tagen eine alte Rundfunkproduktion des "Hans Heiling" erstmals auf CD.
    Ich habe mir die Aufnahme sofort bestellt und bin schon sehr gespannt:



    Heinrich August Marschner (1795-1861)
    Hans Heiling


    2 CDs
    Erscheinungstermin: 2.9.2008


    Erna Schlüter, Rudolf Gonszar, Hanna Clauss, Käthe Lindloff, Cornelis van Dyk,
    HR SO,
    Dirigent: Winfried Zillig
    Label: Myto , ADD/m, Hessischer Rundfunk 1951


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen:


    Wird der Würzburger Vampyr auch in dieser Spielzeit gegeben?
    Gibt es irgendwo Marschner auf dem Spielplan? In Hamburg, Lübeck, Schwerin und Kiel jedenfalls nicht.


    Ich kenne praktisch nichts von Marschner, aber nach der Lektüre des Opernführers reizt mich Hans Heiling mehr als der Vampyr. Mit einem pfiffigen Regiekonzept könnte man auch etwas modermes herausholen. Da müßten sich doch Theatermacher ob der Möglichkeit einer politischen Aussage die Finger danach lecken.

  • Zitat

    Original von JL
    Gibt es irgendwo Marschner auf dem Spielplan? In Hamburg, Lübeck, Schwerin und Kiel jedenfalls nicht.


    Nach den Daten bei "www.operabase.com" (die manchmal Lücken aufweisen) gibt's auf deutschsprachigen Bühnen in dieser Saison keine einzige Marschner-Aufführung.


    Der Vampyr erscheint aber erstaunlicherweise zweimal im Ausland auf der Bühne: Ende Oktober/Anfang November im nordfranzösischen Rennes (die mitwirkenden Künstler sind mir unbekannt) und Mitte/Ende November in Bologna (Roberto Abbado dirigiert, Pier Luigi Pizzi inszeniert). Details findest Du unter der oben angegebenen Website.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von JL
    Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen:


    Wird der Würzburger Vampyr auch in dieser Spielzeit gegeben?
    Gibt es irgendwo Marschner auf dem Spielplan? In Hamburg, Lübeck, Schwerin und Kiel jedenfalls nicht.


    Ich kenne praktisch nichts von Marschner, aber nach der Lektüre des Opernführers reizt mich Hans Heiling mehr als der Vampyr. Mit einem pfiffigen Regiekonzept könnte man auch etwas modermes herausholen. Da müßten sich doch Theatermacher ob der Möglichkeit einer politischen Aussage die Finger danach lecken.


    Der "Vampyr" wird nächstes Jahr bei den Heidenheimer Opernfestspielen (Freilichtbühne) gegeben. Dieses Jahr gab es den "Freischütz", 2009 den "Vampyr", 2010 den "Holländer". In Würzburg steht der "Vamypr" für die kommende Spielzeit nicht mehr auf dem Programm.


    DiO :beatnik:

  • Zwielicht hat es dankenswerter Weise bereits avisiert, am morgigen Samstag findet in Bologna die Premiere des "Vampyr" von Marschner statt.
    Der Rundfunk ist live dabei, das ganze wird aber aufgezeichnet und eine Woche später auch aus deutschen Rundfunk-Lautsprechern erschallen:


    NDR Kultur, Donnerstag, 27. November 2008:


    20:00 Opernkonzert


    Aus dem Teatro Comunale di Bologna:


    „Der Vampyr“ von Heinrich Marschner
    Solisten, Chor und Orchester des
    Teatro Comunale di Bologna
    Ltg: Roberto Abbado
    Aufzeichnung vom 15.11.2008



    Ich habe es schon mehrfach festgestellt: Um romantische deutsche Oper zu sehen, muß man nach Italien reisen....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Marschners "Vampyr" hat ja in Bella Italia schon Tradition ;) Meine Lieblingsaufnahme der Oper ist ja die Liveaufnahme aus Rom (1980) unter Günther Neuhold. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die von Harald angesprochene Aufführung Ende November in Bologna.


    Best, DiO :beatnik:

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo Florian,


    die Premiere aus Bologna läuft seit ca. einer Stunde.
    Hier schon mal die Besetzung:


    DER VAMPYR
    Musica di Heinrich August Marschner
    direttore Roberto Abbado
    regia, scene e costumi Pier Luigi Pizzi
    maestro del coro Paolo Vero

    Interpreti

    Sir Humprey - Harry Peeters
    Malwina - Carmela Remigio
    Edgar Aubry - John Osborn
    Lord Ruthven - Detlef Roth
    Sir Berkley - Roberto Tagliavini
    Janthe - Manuela Bisceglie
    George Dibdin - Paolo Cauteruccio
    Emmy - Donata D'Annunzio Lombardi

    ORCHESTRA E CORO DEL
    TEATRO COMUNALE DI BOLOGNA
    TECNICI DEL TEATRO COMUNALE DI BOLOGNA


    Die RAI-Aufzeichnung wirdvom NDR übernommen und am Donnerstag, dem 27. November gesendet!


    LG nach Canada von Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine Lieben,


    Harald hat bereits auf diese Neuerscheinung hingewiesen, die ich inzwischen auch erworben habe:



    MYTO, 2008


    Es handelt sich um eine Aufnahme des Hessischen Rundfunks vom Dezember 1951 in recht guter Tonqualität, bereichert durch einige Bonus-Arien aus eben dieser Oper, insbesondere mehrere Interpretationen von "An jenem Tag, an dem du Treue mir versprochen" zwischen 1903 und 1923 (am besten singen das hier Heinrich Schlusnus, 1919, und Wilhelm Guttmann, 1923).


    Marschners Position zwischen Weber und Wagner wird aus der Musik durchaus deutlich, wenn er auch meist deren Vielfalt und Niveau längst nicht erreicht. Der dritte Akt jedoch, der in der MYTO-Aufnahme leider gekürzt ist (das Lied des Stephan und die von Marschner für Wien nachkomponierte Rache-Arie des Hans Heiling fehlen), beweist, daß dem Komponisten dramatische Kraft und musikalische Einfälle nicht fehlten, da versteht er, richtig zu packen.


    Sehr überzeugt hat mich vor allem das Dirigat von Winfried Zillig, der sonst eher als Zwölftöner, Schüler und Freund von Schönberg bekannt ist: Eindringlich musiziert, präzis und geschickt im dramatischen Wechsel, ohne falsche Sentimentalität.


    Rudolf Gonszar in der Titelrolle besticht vor allem im 3.Aufzug, wo er seine bitteren Gefühle und seine Dämonie zeigen darf. Die weicheren Passagen davor, die allerdings auch musikalisch oft weniger hergeben, gelingen ihm nicht mit gleicher Überzeugungskraft.


    Hanna Clauss als Anna brilliert in den lyrischen Momenten und reiht sich da würdig unter die besten Vertreterinnen des deutschen Fachs. Bei den dramatischen Ausbrüchen erreicht sie dieses Nivau nicht ganz. Insgesamt aber bedeutet sie einen weiteren Glanzpunkt der Aufnahme.


    Erna Schlüter ist eine gute Königin, nicht mehr und nicht weniger.


    Cornelis van Dyk als Konrad verfügt über eine nicht unsympathische und im mittleren Bereich kraftvolle Stimme, die aber der sinnlichen Feinheiten ein bißchen ermangelt. Ich weiß nicht, wie alt er damals war, aber man hat das Gefühl, aus diesem Material hätte sich bei entsprechender Schulung eigentlich noch mehr machen lassen (da steckt potentiell ein hochklassiger Stolzing drin, aber offenbar nur potentiell?). Rollengerecht, aber nicht außerordentlich.


    Sanders Schier als Stephan und Peter Schmitz dürfen leider fast nur sprechen und wenig singen, schade! Beide fühlen sich in ihren Rollen hörbar wohl. Gut auch Käthe Lindloff als Gertrud (sie und van Dyk werden in den Dialogen durch Sprecher ersetzt, die anderen dürfen selber reden und tun das keineswegs schlechter).


    Alles in allem ist das eine schätzbare und empfehlenswerte Einspielung, die den guten Ruf der Hessischen Radioaufnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg eindeutig bekräftigt.


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    danke für die ausführliche Besprechung. :) Der Hans Heiling von Rudolf Gonszar würde mich auf jeden Fall interessieren. Bislang habe ich mit dieser Rolle eine Hui- (Prey) und eine Pfui- (Thomas Mohr)Erfahrung gemacht.


    Best, DiO :beatnik:

  • Lieber Florian,


    als Alternative für die Titelrolle des Hans Heiling hätte ich aus dieser Zeit (50er Jahre) auch noch Alexander Welisch anzubieten:



    Aufnahme: 19.–24.4.1950, Studio Hamburg
    Dirigent: Wilhelm Schüchter
    Symphonie-Orchester des NDR Hamburg
    Chor des NDR Hamburg


    Anna: Margot Guilleaume
    Gertrude: Res Fischer
    Hans Heiling: Alexander Welitsch
    Königin der Erdgeister: Helene Werth
    Konrad: Karl Friedrich
    Sprecher: Eduard Marks
    Stephan: Gustav Neidlinger


    Die Aufnahme ist allerdings stark gekürzt, die Dialoge auf ein Minimum reduziert, Tonqualität: solides Rundfunk-Mono.


    In der heutigen Zeit sind es nicht viele Baritone, die in dieser Rolle (selten genug, daß eine Titelrolle nicht für einen Tenor geschrieben wurde) glänzen konnten, am ehesten vielleicht noch Bernd Weikl in der Albrecht-Einspielung. In diesen Tagen war es vielleicht noch Wolfgang Schöne an der Deutschen Oper Berlin unter Thielemann; ob die Aufnahme im Handel ist weiß ich allerdings nicht. Hier die Besetzung:


    Aufnahme: 2001, live, Berlin
    Dirigent: Christian Thielemann
    Orchester der Deutschen Oper Berlin
    Chor der Deutschen Oper Berlin


    Anna: Claudia Barainsky
    Gertrude: Yvonne Wiedstruck
    Hans Heiling: Wolfgang Schöne
    Königin der Erdgeister: Alessandra Marc
    Konrad: Endrik Wottrich
    Stephan: Friedrich Molsberger


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Was mir an der insgesamt sehr verdienstvollen Wiederveröffentlichung der HamburgerAufnahme unter Wilhelm Schüchter völlig unverständlich ist, ist der Strich der Ouvertüre. In einer älteren LP-Produktion von Melodram ist sie dabei und es handelt sich um eine der schönsten Aufnahmen des Stücks, die ich kenne (dafür fehlen auf der LP die Dialoge). Eine vollständige Wiederveröffentlichung steht leider noch aus.


    Gruß
    Dieter

  • Meine Lieben,


    Haralds Hinweis auf




    kam damals just zu dem Zeitpunkt, als ich mit dieser Einspielung nach Hause marschierte. Als Einführung für Interessenten mit wenig Opernerfahrung und keinen Vorkenntnissen über Deutsche Oper und Marschner mag diese Version (NDR 1950) mit ihren Kürzungen und einem sorgfältig gestaltenden Sprecher gar nicht so schlecht sein, für etwas gestandere Kaliber bleibt sie natürlich Stückwerk.


    Wilhelm Schüchter liefert ein ordentliches Dirigat (an Zillig kommt er nicht heran), folgt aber eher einer weicheren Linie. Vielleicht weil auch Alexander Welitsch in der Titelrolle eher in diese Richtung tendiert. Man vermißt bei ihm vielfach dramatisches Temperament (erst gegen Schluß wirkt er da besser), ein paar schöne lyrische Passagen machen das nicht wett, zumal gerade diese Facette bei Heiling naturgemäß am allerwenigsten ausgeprägt ist.
    Helene Werth singt eine gute Geisterkönigin, vielleicht ein bißchen spitz in der Höhe, aber sonst sehr klangschön, Res Fischer gefällt mir als Mutter Gertrude auch. Das "Wo nur Ännchen bleibt" gelingt ihr eindrucksvoll.
    Erstaunlich schwach mutet Karl Friedrich als Konrad an. Er sollte es eigentlich besser können, war wohl gerade außer Form.
    Ausgezeichnet: Margot Guilleaume als Anna - ein viel zu wenig bekannter, aber vorzüglicher lyrischer Sopran, sehr ausdrucksfähig und rollendeckend.
    Gustav Neidlinger als Stephan hat nur ein paar Takte zu singen, doch die gestaltet er natürlich blendend.


    Als Bonus ist die Szene Königin/Anna mit Marianne Schech und Maud Cunitz unter Bertil Wetzelberger (Südfunk Stuttgart 1948 ) beigegeben. Im Vergleich schneidet die Aufnahme von 1950 in allem besser ab.


    Fazit: Gar nicht übel, aber alles in allem scheint mir jemand, der sich mit einer einzigen Einspielung begnügen will, bei der MYTO-Aufnahme besser bedient. Für Liebhaber der deutschen Oper aber eine interessante Alternative.


    LG


    Waldi

  • Morgen abend bringt Deutschlandradio Kultur den Mitschnitt der Radioübertragung aus Bologna vom November letzten Jahres:


    DLR Kultur, Berlin
    10. Januar 2009 - 19:05 Uhr


    Euroradio-Opernsaison 2008/09
    Teatro Comunale Bologna
    Aufzeichnung vom 15.11.08


    Heinrich Marschner
    "Der Vampir", Große romantische Oper in zwei Akten

    Libretto: Wilhelm August Wohlbrück
    Detlef Roth, Baritone - Lord Ruthven, der Vampir
    Roberto Tagliavini, Bass - Sir John Berkley
    Marianna Cappellani, Sopran - Janthe
    Harry Peeters, Bass - Sir Humphrey Davenaut
    Carmela Remigio, Sopran - Malwina
    John Osborn, Tenor - Edgar Aubry
    Karl Heinz Macek, Sprecher - Vampirmeister
    Donata D'Annunzio Lombardi, Sopran - Emmy
    Paolo Cauteruccio, Tenor - George Dibdin
    Adrian Sampetrean, Bass - Diener
    Thomas Morris, Tenor - James Gadshill
    Mario Bolognesi, Tenor - Richard Scrop
    Gabriele Ribis, Bass - Robert Green
    Conal Coad, Bass - Tom Blunt
    Monica Minarelli, Mezzosopran - Suse Blunt
    Chor und Orchester des Teatro Comunale Bologna
    Leitung: Roberto Abbado


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,


    welche Vampyr-Aufnahme würdet ihr empfehlen?


    Es gibt ja mindestens drei in Stereo:




    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Münchner Aufnahme ist musikalisch richtig gut, sollte sie in einer klangtechnischen akzeptablen Version vorliegen. Die aufgeführte kenne ich nicht, ich besitze eine von Opera d'Oro, die klingt wie die Kopie einer Kopie einer Kopie eines privaten Radiomitschnitts.


  • Lieber Joseph II.,


    ich kenne alle drei von Dir aufgeführten Aufnahmen.


    Meine Empfehlung geht ganz klar in Richtung Neuhold-Aufnahme. Nicht weil sie ideal wäre, aber sie hat für mich doch die größten Pluspunkte: Einen phänomenalen Siegmund Nimsgern als Ruthven, Protschkas hervorragenden Aubry und ein packendes Dirigat von Neuhold. Die Damen und besonders die kleinen Nebenrollen haben manchmal etwas mit der deutschen Sprache zu kämpfen, für mich war's aber weiter nicht so schlimm. Die Tonqualität ist generell ordentlich, leider gibt es zahlreiche ärgerliche Knackser ... trotzdem ein unbedingter Kauftipp, da Du die Aufnahme geradzu kriminell günstig kriegst!


    Die Münchner Aufnahme unter Rieger bietet einen sehr guten Ruthven (Hermann) und ist auch sonst sängerisch recht ansprechend besetzt. Leider kann Riegers Dirigat nicht so überzeugen, teilweise sehr schleppend. Tonqualität in der Opera D'Oro-Pressung ist ziemlich mies, da hat vitelozzo-tamare ganz recht! Sehr, sehr dumpf und breiig ...


    Klanglich einwandfrei ist die Kölner Aufnahme unter Froschauer. Kaufmann als Aubry ist gut, aber nicht besser als Protschka bei Neuhold. Rest der Sänger Durchschnitt bis gut, leider ist Hawlata in der Titelrolle ganz schwach, das macht vieles kaputt, schade!


    Best, DiO :beatnik:

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  • Die Arie des Aubry aus dem "Vamypr", "Wie ein schöner Frühlingsmorgen", mit der von Wagner hinzugefügten Eigenkomposition im 2.Teil der Arie gibt es hier zu hören / zu sehen. Der Wagner-Teil beginnt bei 5:00 ... das erste Tondokument dieser Komposition, da die Arie nach der Würzburger Premiere 1833 bis letztes Jahr nicht mehr öffentlich aufgeführt wurde.


    Best, DiO :beatnik:

  • Vielen Dank für die Antworten!


    Werde ich mich mal bei Gelegenheit um die Neuhold-Aufnahme bemühen.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich schubse mal ganz eigennützig den Thread...


    Ich brauche für einen kleinen Vortrag einige "Sahnestücke" von Marschner, die man im kleinen Rahmen von (guten) Sängern mit Klavierbegleitung präsentieren kann.


    Ich selbst kenne nur Vampyr und Heiling, außerdem einige Ouverturen.


    Was kann man dem Publikum vorstellen, das nichts von marschner weiß und kennt?


    Experten und Fans sind gefragt! Ich sage schon mal danke. :jubel:

  • Hallo Alberich,


    wie wäre es mit:


    DER HOLZDIEB
    (Friedrich Kind),
    komische Oper 1 Akt
    (1823; UA: 23. Febr. 1825 Dresden, Hoftheater)
    Musik von Heinrich Marschner


    Lorenz, der Dorfschmied - Baß
    Barbara, seine Frau - Alt
    Suschen, ihr Mündel - Sopran
    Felix, ein Jäger - Tenor
    Bartel, ein reicher Bauer - Tenor
    Jäger, Bauernburschen, Dorfbewohner
    Deutschland im 18. Jahrhundert


    Da gibt es einige "Sahnestücke", mit denen man Furore machen kann.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank, ich gehe gleich mal auf Recherche!
    Der Librettist ist ja schon eine gewisse Herausforderung in mehrerlei Hinsicht... :D


    Über Oper und Lied hinaus ist wohl nicht viel zu holen, oder sehen die Experten das anders?


  • Sie ist beim House of Opera zu haben.
    Wie es um die Tonqualität steht, ist freilich eine andere Frage.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich insistiere nochmal, wieder uneigennützig:
    Was würde man, wenn man Marschner einem durchschnittlichen Publikum vorstellen wollte, spielen?
    Herr Krals Holzdieb ist natürlich notiert, das klappt in Ausschnitten auch mit Klavierbegleitung.
    Gibt es Lieder oder Kammermusik von besonderer Güte?
    Ich frage gerade deshalb, weil ich eine riesige Notenmenge vor mir habe und gerne vorselektieren würde.
    Danke im Voraus den Experten!

  • Ich bin kein Experte, aber hierauf:

    sind ein paar sehr gute Lieder von Marschner.
    Ich habe die CD allerdings nicht mehr zur Verfügung, kann also die Titel nicht angeben, glaube aber, dass "Wanderers Nachtlied" eines der Marschner-Lieder ist.
    :hello:

  • Der Holzdieb,
    Oper in 1 Akt von Heinrich August Marschner,
    Text von Friedrich Kind,
    Uraufführung: 22.2.1825 Dresden,
    Wiederaufnahme: 1937 Berlin, Dt. Opernhaus (Bearbeitung von Burkhard/Rombach).
    War Mitte des 19. Jh.s eine vielgespielte volkstümliche Oper.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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