Händel, Georg Friedrich: Der Messias (Messiah)

  • Zitat

    Original von miguel54
    Ist das nicht Mozarts Bearbeitung, die Max da eingespielt hat?


    Und noch deutsch dazu? Nein, meine Empfehlung war dann nicht gut.
    Obwohl es wahrscheinlich mehr Mozartgetreu ist, denn der kannte vermutlich die deutsche Version.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil


    Zwar fragtest Du es nicht mir, aber ich denke, daß Du mit Hermann Max nie falsch beraten bist.


    Lg, Paul



    Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass die Aufnahme in deutscher Sprache ist, kann man sie durchaus empfehlen. Sowohl was die Leistung der Solisten als auch des Chores angeht.


    Herzliche Grüße,


    Christian:hello: :hello:

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ich gehe jetzt einen großen Schritt zurück und greife zu einer meiner ältesten LP´s. Es muss etwa 1967 oder 1968 gewesen sein (ich war jedenfalls noch Schüler und ein Gutteil meines Taschengeldes ist in diese Plattenkassette investiert worden), als ich mir diese Aufnahme gekauft habe - und damals war sie schon nicht mehr aktuell.


    Jennifer VYVYAN (soprano)
    Norma PROCTER (contralto)
    George MARAN (tenor)
    Owen BRANNIGAN (bass)
    The London Philharmonic Choir
    The London Philharmonic Orchestra
    Sir Adrian BOULT


    Es ist ein sonderbares Hörgefüh, wenn diese 3 Platten auf dem Plattenspieler liegen und sich mit 33 Umdrehungen bewegen. Nicht etwa das Knacken und sonstige Nebengeräusche verursachen ein ungewohntes Gefühl, es ist die Art des Musizierens. Sir Adrian Boult lässt das Orchester, den Chor und die Solisten wohl in der englischen Oratorientradition spielen und singen, die uns doch etwas fremd ist (trotz der Romantizismen, die wir auch von Richter kennen). Und nicht nur, weil sich unsere Hörgewohnheiten deutlich geändert haben.
    Die Aufnahme ist breit dirigiert, das Orchester spielt wahrhaftig nicht kammermusikalisch oder transparent, die Sänger verfügen teils über (zu ?) große Stimmen, ... Und dennoch, es ist für mich jedes Mal ein Erlebnis, diese Aufnahme zu hören. Ich stelle die Behauptung in den Raum, dass diese Einspielung "echter" klingt, als viele der "Originalklangaufnahmen" der heutigen Zeit (wenn wir einmal den objektiven Klang der Instrumente um 1950 - um diese Zeit dürfte die Aufnahme entstanden sein, denaues Datum kenne ich nicht - aus den Betrachtungen ausklammern).
    Ich weiss nicht, wie lange ich diese Platten noch spielen kann (die Zeit dafür ist ja enden wollend), aber die Kasette hat einen Ehrenplatz in meinem Schrank (und vielleicht wird die Aufnahme doch noch einmal auf CD gepreßt).


    Michael 2

  • Zitat

    Original von musicophil


    Und noch deutsch dazu? Nein, meine Empfehlung war dann nicht gut.
    Obwohl es wahrscheinlich mehr Mozartgetreu ist, denn der kannte vermutlich die deutsche Version.


    LG, Paul


    Hermann Max hat nur die Mozart-Bearbeitung aufgenommen, habe ich inzwischen nachgeforscht - die Aufnahme ist allerdings sehr gut, und den deutschen Text fand ich überhaupt nicht störend, aber es ist eben eine völlig andere Fassung. Wen das interessiert, für den ist die Aufnahme zu empfehlen.
    Wurde übrigens weiter oben auf der Seite schon einmal erwähnt - das Originalcover sah so aus:




  • Meine erste Aufnahme war die Koch Schallplattenaufnahme!
    Sie hörte ich "rauf und runter"!!


    Sie ist mir immer noch die liebste!


    Gruß
    d.g.
    :]

    Glaube - Hoffnung - Liebe
    Miteinander - Füreinander




  • Als Händels “Messias”, das heute populärste Oratorium überhaupt, 1780 in Weimar aufgeführt wurde, erklang es in der deutschen Textfassung von Johann Gottfried Herder (1744-1803). Als Philologe hielt sich Herder eng an den englischen Text, ohne prononciert auf die bekannte Luther-Übersetzung zurückzugreifen.



    Viele Grüße aus Weimar
    andythr
    :hello:

  • Hast Du diese Aufnahme unter Katschner schon gehört? Wie ist sie denn musikalisch? Wie groß sind die Besetzungen von Chor und Instrumentalisten?

  • Hallo Miguel,


    ich habe mir diese Aufnahme gestern bestellt und hoffe, sie nor vor Weihnachten zu erhalten. Näheres kann ich also erst nach dem Fest sagen. Anlass zum Kauf war allerdings folgene Kritik über diese CD:




    Einen Alte-Musik-Spezialisten wie den Dirigenten Wolfgang Katschner in Mitteldeutschland noch vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Seit Jahren sind er und seine Lautten Compagney regelmäßig bei den Händelfestspielen in Halle sowie bei den Festivals in Thüringen - Güldener Herbst, Bachwochen oder Ekhof Gotha - zu Gast. Ein stattliches Sortiment an CD-Aufnahmen dokumentiert Kompetenz.


    Trotzdem riskierte bislang, wer den Händelpreisträger 2004 in einem Atemzug mit Großkopferten wie Harnoncourt, Gardiner, Koopman oder Goebel zu nennen wagte, skeptischen Widerspruch. Nun aber hat Katschner erstmals eine CD bei einem der weltführenden Labels, Sony BMG, veröffentlicht: Händels "Messias". Die souverän perfektionistische Art, wie er mit seiner Lautten Compagney, dem Dresdner Kammerchor und einem erstklassigen Solistenquartett musiziert, stiftet helle Begeisterung. Jeglichem Vergleich hält diese phantastische Einspielung stand.


    Charakteristikum dieser Interpretation ist ihr dramatischer Zugriff; vollkommen plausibel wird hier Händels Oratorium theatralisch gedacht. Bei der Aufnahme 2004 im historischen Kursaal Bad Lauchstädt mussten Katschner & Co. keine Rücksichten auf lange Nachhallzeiten - wie in einem Kirchenraum - nehmen; das ergibt ein bestechend transparentes Klangbild mit stupend dynamischen Differenzierungen.


    Als der 55-jährige Händel den "Messiah" komponierte, hatte er mit seiner ebenso reichen wie wechselvollen Karriere als Opernschaffender abgeschlossen; die eher erfolglose Premiere der "Deidamia" in London lag gerade ein halbes Jahr zurück. Nun wandte er sich von den zumeist antiken Mythen und Heroen der Bühne den ungleich populäreren Figuren und Dramen der Bibel zu, jedoch ohne die szenisch orientierte Kompositionsweise grundsätzlich zu wandeln. So zeichnet auch den im April 1742 in Dublin uraufgeführten "Messias" die plakative Bildhaftigkeit und affektvolle Farbigkeit aus.


    Diesem Gestus des Demonstrativen folgt Katschner, ohne sich je bloß mit Vordergründigem zu begnügen; die außerordentlich nuancenreiche Instrumentalbegleitung stiftet atmosphärisch dichte Vielschichtigkeit. Maria Riccarda Wesseling mit ihrer famosen Altstimme, die traumhaft sicher alle Koloraturen durchwandert, und der phänomenale Kobie van Rendsburg mit sonnenhellem, silbrig timbriertem Tenor bilden eine Achse in dieser vertonten Heilsgeschichte Christi. Sharon Rostorf-Zamfir (Sopran) und Raimund Nolte komplettieren ein herrlich harmonierendes Quartett, das keine Wünsche offenlässt.


    Das Rückgrat einer jeden "Messias"-Aufführung stellt der Chor dar, und Katschners Lösung, mit dem Dresdner Kammerchor zu arbeiten, erweist sich als Glücksgriff. Dieses äußerst bewegliche Ensemble intoniert sehr homogen und präzise und findet eine ideale Balance mit dem Orchester. Unwiderstehlich macht die entwaffnend euphorische Musizierfreude die Volksnähe des berühmtesten aller Händelschen Werke evident. Dem Verkündigungschor "Denn es ist uns ein Kind geboren" im ersten Teil und dem jubilierenden "Halleluja" im dritten lauschen zu dürfen, hat Ereignisrang. Ehrliche Empfindung und Erhabenheit des Anlasses finden darin idealen Ausdruck.


    Zugleich gewährleisten Chor und Solisten eine hohe Textverständlichkeit dieser der Herderschen Übersetzung - 1780 in Weimar uraufgeführt - folgenden deutschsprachigen Fassung. So ist für jeden, der dieser Tage der Ankunft des Heilands freudig gedenkt, die "Messias"-Einspielung Wolfgang Katschners absolut erste Wahl. Erbaulicher, erhebender, zugleich wahrer und gewisser in selbstverständlichem Glauben kann man das Christfest musikalisch sicher nicht feiern.


    (17.12.2007 Von Wolfgang Hirsch)

  • Morgen kommt mein erster Konzertbesuch nach dem Krankenhaus: Messias mit Jos van Veldhoven als Dirigent. und dem Beethoven-Orchester
    Zur Vorbereitung höre ich die Aufnahme mit Harnoncourt u nd wollte im Forum lesen. Aber ich fand keinen eigenen Thread, habe ich da wieder etwas übersehen?


    Der Wiedererkennungseffekt ist, da ich das Oratorium erst 2x gehört habe, nicht vorhanden. Gewöhnt an Bach, fällt es mir auch schwer, Schönheiten zu finden es ist für mich noch sperrige Musik.
    Das kann aber nicht sein, sonst hätte das Werk nicht so viele Menschen begeistert, auch ohne den Halleluja-Chor.
    Hat nicht Mozart eine Bearbeitung gemacht, nachdem er mit dem Werk durch van Swieten bekannt gemacht wurde?
    Und mein Hausgott hielt Händel für den Größten, wobei ich nicht weiß, was er überhaupt kannte, die Gesamtausgabe, erhalten kurz vor dem Tode kann ja nicht die Grundlage des Urteils gewesen sein.


    Welcher Kenner im Forum mag sich mit dem Messias beschäftigen, welche gute Aufnahmen gibt es?


    #liebe Grüße aus Bonn :hello: :hello: :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo Stabia,


    was: Jos van Veldhoven wieder in Bonn?
    Schade, dass ich die Grippe habe, würde ich auch unbedingt hinfahren, es wird bestimmt großartig.
    Er ist ein großer Favorit von mir: bestimmt wird sein Ansatz wieder transparend, hell leuchtend, klar.


    Viel Vergnügen bei der Aufführung!

    Beste Grüße!

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  • hallo wimmus, ich freue mich auch, habe ihn in bester Erinnerung, d.h. seine Zusammenarbeit mit Dietrich hHlsdorf hat der Bonner Oper Sternstunden beschert, z.B. mit Saul, beide machen in Essen in 2008 Semele.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Gestern war wieder einmal eine Sternstunde in der alten Beethoven-Halle in Bonn:


    Jos van Veldhoven mit kleinen Teilen des Beethoven-Orchesters und dem Philharmonischen Chor, als Solisten:Domenique Labelle (Sopran), Catherine Wyn-Rogers(Alt), Jeremy Ovendren(Tenor), Georg Zeppenfeld (Baß).


    Jetzt klang der Messias nicht mehr sperrig, sondern klar, durchsichtig, wunderbare Melodien, der Höhepunkt sicher der am Ende dem dankbaren Publikum als Zugabe noch einmal gesungene Halleluia-Chor und das anschließende Solo des Soprans "i know that my Redeemer liveth"
    alle Solisten wunderbare Sänger, keiner profilierte sich auf Kosten der anderen,die beiden Frauien lebten sichtbare in der Musik, man konnte ahnen, daß sie seit Kindheit mit dem Messias vertraut waren, so wie unsereins mit dem Weihnachtsoratorium.
    das Amen am Schluß ein glanzvoller Abschluß eines wunderbaren Abends.
    Der Dirigent war über den enthusiastischen Beifall offenbar berührt.
    Warum der halbe Saal beim Halleluia stand, habe ich nicht verstanden, ist das in GB so üblich?


    Leben Gruß aus Bonn :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Zitat

    Warum der halbe Saal beim Halleluia stand, habe ich nicht verstanden, ist das in GB so üblich?


    Ich wusste nicht, daß Bonn eine groß britische Community hat ! :D
    das "Hallejujah" gilt sozusagen als " zweite englische Nationalhyme".
    Als es zumersten mal in Lodon gegeben wurde, stand der König und mit ihm der größte Teil des eglischen Hofstaates auf, um dem großen Komponisten seine Ehrerbietung zu bezeugen, welche Hänmdel als einzige SITZEND und versteinerter Miene entgegennahm ! :yes:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)


  • Ja.
    Bei irgendeiner Gelegenheit soll der König sich erhoben haben (nicht unpassend, denn "the kingdom of this world is become the Kingdom of the Lord and of his Christ") und da konnte der Rest kaum sitzenbleiben...


    :hello:


    JR (der gerade sogar mal in den 2. Teil hereinhört, Bernarda Fink mit "He was despised" :jubel: :jubel: :jubel: )

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Bei irgendeiner Gelegenheit soll der König sich erhoben haben (nicht unpassend, denn "the kingdom of this world is become the Kingdom of the Lord and of his Christ") und da konnte der Rest kaum sitzenbleiben...


    Das war, als er das Halleluja hörte. Und seitdem ist/war es in England üblich, wenn das Halleluja kommt, aufzustehen.


    LG, Paul

  • Vor kurzer Zeit erschienen ist eine Einspielung des Messias mit "The Sixteen" unter Harry Christophers. Als Solisten wirken unter anderem Carolyn Sampson und Mark Padmore mit:





    Kennt jemand die Einspielung?



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Kennt jemand die Einspielung?


    Ich bin bekennender Sixteen-Fan und deswegen "slightly disappointed". Klangschön, wie immer, aber auch irgendwie zu undramatisch und beinahe buchstabiert für mich. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.


  • Ist es denn auch eine Neuaufnahme?
    The Sixteen veröffentlich ja auf dem Label Coro auch eigene "Alt- und Uraltaufnahmen", was ich durchaus begrüße, da viele nicht mehr leiferbar waren.
    In jedem Fall gab es bereits eine Aufnahme des "Messiah" mit dem (Chor) The SIxteen (war es unter Koopman?).


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Es ist eine Neuaufnahme. Ich hab auch eben nochmal reingehört. Mein zwiespältiger Eindruck bleibt. Einerseits sehr hohe Gesangskultur, alles schlank, durchsichtig, aber irgendwie ohne "Biss". Dafür aber eine hervorragende Sampson, wie ich finde...

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Es ist eine Neuaufnahme. Ich hab auch eben nochmal reingehört. Mein zwiespältiger Eindruck bleibt. Einerseits sehr hohe Gesangskultur, alles schlank, durchsichtig, aber irgendwie ohne "Biss". Dafür aber eine hervorragende Sampson, wie ich finde...


    Und alleine schon deswegen werde ich mir die CD kaufen müssen ....:D :D :D


    Danke für Deine Eindrücke!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

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  • Zitat

    Original von Blackadder
    Es ist eine Neuaufnahme. Ich hab auch eben nochmal reingehört. Mein zwiespältiger Eindruck bleibt. Einerseits sehr hohe Gesangskultur, alles schlank, durchsichtig, aber irgendwie ohne "Biss". Dafür aber eine hervorragende Sampson, wie ich finde...


    Hallo Blackadder,


    Danke für die Information. Ich habe auch noch ein wenig recherchiert.
    Es gibt mittlerweile 3 Messiah-Aufnahmen mit The Sixteen, zwei davon unter Christophers:



    1986
    J. Dawson, C: Denley, D. James, M.Davies, M.George,
    The Sixteen/ H. Chritophers





    1997 ?
    M.KWeksilber, J. Bowman, P.Elliot, G.Reimahrdt,
    The Sixteen, Amsterdam Barock Orch. /T.Koopman





    2008 ?
    s.o.


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
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    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Liebe Taminos,


    ich habe gerade die Aufnahme der szenischen Aufführung des "Messiah" auf ARTE gestoppt.


    Erstmal nervt mich diese modernistische Inszenierung des Herrn Guth sehr. Nur ein Beispiel: Diese roboterhaften Bewegungen der Hände beim "Glory to God in the highest" soll wohl Action suggerieren....


    Die Tempis sind sehr abgehackt-gewöhnungsbedürftig.


    Den Bock schoss aber die Sängerin ab, die mit Intonationsschwierigkeiten kämpfte und soubrettenhaft die Arie "Rejoice greatly, o daughter of Zion " sang.... - schlimm!


    Wer soll sich so etwas anhören, geschweige dann ansehen...?



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


  • Lieber Liebestraum,


    die "roboterhaften Bewegungen der Hände" haben mich nicht genervt, vielmehr das Inszenierungskonzept an sich: Die Handlung, die Claus Guth da dem "Messiah" verpasst hat, passt nicht im Geringsten zum Text (oder hat er gehofft, ich könne kein Englisch?) - nun gut, damit könnte ich ja noch leben.
    Schlimmer: Sie widerspricht auch oft der Musik. Wie kann man etwa da am Beginn eine Trauerfeier inszenieren? Oder die Liebesszene während "He shall feed the flocks"... :rolleyes:
    Am schlimmsten aber: Diese aufgepfropfte Handlung ist einfach nur schlecht: Claus Guth gibt selbst zu, dass sie keine wirkliche Dramaturgie hat. Sie ist aber auch nicht surrealistisch-labyrinthen, sondern eine belanglose Reihung klischeehafter Szenen, für einen Hollywood-Herzschmerzschinken, ja sogar für eine Oper zu dürftig! Interessant oder spannend ist daran nichts, nichts, das zum Hinschauen verleitet. Sie hilft mir auch nicht, den Messias in einem neuen Licht (als Metapher für ein Menschenleben?! Natürlich schildert der Messias das Leben eines Menschen, nämlich Jesus Christus) zu sehen, eher muss ich versuchen, über den Messias einen Zugang zu dieser miserablen Kasperliade zu bekommen - und das ist mir den Aufwand ehrlich gesagt nicht wert.


    Dazu kommt, dass die musikalische Umsetzung mehr wie dürftig ist: Du hast bereits das grausame "Rejoice greatly" angesprochen, die andere Sopranistin hat mich aber auch nicht umgeworfen. Das Dirigat war medioker, der Chor unengagiert und dynamisch zu schwachbrüstig. Das Englisch des Basssolisten Florian Boesch ist kein Englisch, sondern die Karikatur eines Alpenbewohners, der versucht, Englisch zu sprechen... Musikalisch am besten gefallen hat mir noch der amouröse und sehr verzierungsfreudige Countertenor Bejun Mehta, der dann aber mit den Verzierungen im "He was despised" ziemlich übertrieben und somit das Stück effektiv ruiniert hat. Kurz darauf, mitten im zweiten Teil, hab ich dann auch gestoppt. Dieses Experiment (zumindest die erste Hälfte des Experiments) ist in meinen Augen danebengegangen.


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,


    habe das mit den Händen ja nur als ein Beispiel benannt...


    Ich habe mir mehr versprochen. Aber es beruhigt mich, dass du es ähnlich empfunden hast.



    Liebe Grüße
    von LT :hello:

  • Vorab: Ich habe nichts davon gesehen (dann doch lieber "Tatort" :D) und halte auch eher wenig von derlei Inszenierungen (bei "Saul" oder "Belshazzar" könnte man das dagegen schon machen)


    Zitat

    Original von Philhellene
    Natürlich schildert der Messias das Leben eines Menschen, nämlich Jesus Christus) zu sehen, eher muss ich versuchen, über den Messias einen Zugang zu dieser miserablen Kasperliade zu bekommen - und das ist mir den Aufwand ehrlich gesagt nicht wert.


    Der Messias schildert nur sehr bedingt das Leben Jesu... ;)
    (Ich nehme an, Du hast das auch nicht so direkt gemeint)
    Ein Witz dabei ist ja gerade, daß fast alle Texte (jedenfalls der ersten beiden Teile) aus dem Alten Testament (Propheten und Psalmen) zusammengestellt wurden.


    Man könnte sich gewiß alle möglichen Szenen zu den gesungenen Texten denken, die das dort Ausgedrückte irgendwie gestisch, tänzerisch oder sonstwie verdeutlichen (Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht ein großes Licht), meinetwegen sogar als plumpe Darstellung der Metaphern (Er zerschlägt sie mit eisernem Szepter usw.). Aber das muß man schon ziemlich gut machen, um wirklich eine neue Dimension hinzuzufügen...



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Der Messias schildert nur sehr bedingt das Leben Jesu... ;)
    (Ich nehme an, Du hast das auch nicht so direkt gemeint)
    Ein Witz dabei ist ja gerade, daß fast alle Texte (jedenfalls der ersten beiden Teile) aus dem Alten Testament (Propheten und Psalmen) zusammengestellt wurden.


    Lieber Johannes!
    Natürlich ist "Leben schildern" angesichts der Textauswahl - und auch angesichts der Art der "Schilderung" - das falsche Wort. :D Aber es war von Händel und Jenkins natürlich schon so gedacht, auch wenn sie die Texte hauptsächlich aus den Propheten und Paulusbriefen zusammengestellt haben: es sind Texte, die auf den Messias verweisen, und sie sind so raffiniert geordnet, dass - wenn auch manchmal zwischen den Zeilen - die Heilsgeschichte des Neuen Bundes entsteht, von der ein wesentlicher Punkt, die zweite Hälfte des ersten Teils und die erste Hälfte des zweiten Teils, das Leben Jesu ist. Diese "Handlung" des Messias ist allerdings nicht auf der reinen Textebene zu finden, sondern auf einer Meta-Ebene... Aber als Vorwand für eine ganz andere (und eben nicht besonders inspirierte) Handlung kann man diese Tatsache dann meines Erachtens doch nicht nehmen.


    Zitat


    Man könnte sich gewiß alle möglichen Szenen zu den gesungenen Texten denken, die das dort Ausgedrückte irgendwie gestisch, tänzerisch oder sonstwie verdeutlichen (Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht ein großes Licht), meinetwegen sogar als plumpe Darstellung der Metaphern (Er zerschlägt sie mit eisernem Szepter usw.). Aber das muß man schon ziemlich gut machen, um wirklich eine neue Dimension hinzuzufügen...


    Allerdings!


    Liebe Grüße,
    Martin

  • ich habe nur kurz mir den Arte-Messias editiert und fand das Dirigat etwas laaangweilig... werde mirs aber noch genauer reinziehen, vielleicht wirds doch hoffentlich noch spannender...


    Vielleicht ist dieser heute besser:
    Ö1 Programm Di, 14.04.2009
    19:30
    KULTUR
    Einführung zu "Messiah"


    20:00


    Georg Friedrich Händel: "Messiah"


    The Choir of Westminster Abbey
    St. Jame's Baroque,


    Ailish Tynan, Sopran;
    Sarah Connolly, Mezzosopran;
    Paul Agnew, Tenor;
    Jonathan Lemalu, Bassbariton


    Leitung: James O'Donnell


    Übertragung aus der Westminster Abbey, London
    14.04.2009


    :hello:

  • Liebe Tamini,


    ich habe es fast bis zum Ende gesehen (es wurde mir ein wenig zu spät, für mich sind die "Osterferien" rum) . Interessiert haben mich zwei Aspekte: Zum einen schaffe ich mir gerade die Altpartie drauf und zum anderen wollte ich wissen, was szenisch daraus gemacht wurde.


    Die Inszenierung fand ich kaum gelungen. Ich kann mir eine szenische Bearbeitung von geistlichen Oratorien und auch passende Übertragungen auf die Jetztzeit durchaus gut vorstellen, entweder als gesamte Handlung oder auch mit Einzelszenen.


    Der Zusammenhang mit den Aussagen des Messias hat sich hier aber oft gar nicht erschlossen. Die Idee, darzustellen, wie heute ein persönliches Golgatha aussehen kann, etwa durch Mobbing - Demontage im Job und gleichzeitigem Zerbrechen der Partnerschaft, was Menschen bis in den Tod treiben kann, ist grundsätzlich durchaus haltbar und war auch noch einer der stärkeren Momente, aber richtig stringent war das auch nicht umgesetzt. Die Situation, das jemand mit Charisma und guten Absichten, aber mutig vertretenen unbequeme Überzeugungen allmählich den Zorn der Mitmenschen ungerechterweise auf sich zieht wie Jesus im Passionsgeschehen, tritt auch in der Gegenwart immer wieder ein und kann durchaus die Aktualität des Geschehens übermitteln. Hierzu fehlten aber einige Bausteine in der Inszenierung.


    Vollends daneben fand ich diese Bettszene und auch die Umdeutung des Trostes aus "Er weidet seine Herde" als Mittel des anderen Mannes, sich an die Partnerin des Gescheiterten heranzumachen. Ein Idee, ja, aber verfehlt. Das ist doch immer noch ein geistliches Werk und ich bin der Meinung, ein Bezug zu transzendentalen Themen oder zumindest fundamentalen Fragen des Menschseins muss bleiben. So sehr ich den Verfremdungseffekt schätze, aber hier gehört er nicht hin, weil auch nicht erkennbar ist, dass diese Deutung auch nur ansatzweise vom Komponisten gemeint war.


    Zum Musikalischen:


    Leider gibt die Tongebung meines Fernsehers nicht genug her, um den Orchesterklang wirklich beurteilen zu können. Es war wohl eine "HIP" - Besetzung (was instrumental durchaus die Opernbühne füllen kann) und m. E. sehr stilecht. Den Chor fand ich etwas zu wenig dynamisch wandlungsfähig. Er blieb m. E. immer p bis mf, obwohl Händel auch das Forte in der dynamischen Palette bedacht hat. Es hat sicher seinen Reiz, dass das große Halleluja nicht nur donnert, aber ganz ohne geht auch nicht. Die Handbewegungen der Chorsänger fand ich wiederum ganz spannend.


    Von den Sängern hat mir der Counter am besten gefallen, sehr virtuos und intensiv in der Interpretation. Allerdings hat er m. E. zuviel verziert und sich dabei auch zuweilen vergaloppiert in der Intonation.


    Die beiden Sopranistinnen hatten mit der Intonation auch so ihre Probleme (besonders beim Rejoice, wobei ich glaube, dass diese Sängerin keine wirkliche Koloraturstimme - mehr? - hat). Ihre Vorträge hatten m. E. allerdings viel Intensität.


    Der Tenor war eigentlich stimmlich ganz o.k., aber weniger interpretatorisch und der Bass war m. E. eigentlich kein richtiger Bass.


    Also, insgesamt habe ich zwar keinen umfassend schlechten, aber, vor allem in Hinblick auf die Inszenierung, auch nicht den besten Eindruck.


    LG
    :hello:
    Ulrica

  • Hallo, Ihr Lieben,


    beim Stöbern im Wiesbadener Plattenladen habe ich den Messias unter Boult mit dem LSO und (u.a.) mit Sutherland / Bumbry als Gesamtaufnahme (3 LP's) erstanden.
    Habe den M. als LP noch unter Forster und unter C. Davis. Als CD habe ich die Aufnahme von William Christie.
    Ich muß sagen, daß mir musikalisch die Christie-Aufnahme am meisten zusagt. Aber die 'Neue' unter Boult hat auch ihren Reiz.
    Zuerst dachte ich, daß ist ja vieeel zu langsam. Man(n) gewöhnt sich aber dran. Hab erst die Männerstimmen gehört. Nun ja, der Tenor gefällt mir stimmlich gut. Bin mal auf die Operndiven gespannt...
    Übrigends: der Klang der 1961 aufgenommenen Einspielung ist echt gut. Hat noch jemand diese Aufnahme?


    Herzlichen Gruß
    vom Kalll (Klaus)

  • Im Laufe der Jahre haben sich zwei Non-HIP- und zwei HIP-Favoriten heraus kristallisiert:






    "Außer Konkurrenz" läuft die alte Richter-Aufnahme auf DEUTSCH (1964). Die wird vermutlich auch nie erreicht werden. Zumal beim "Messias" das Deutsche m. E. keineswegs ein Nachteil sein muß.


    In Originalsprache unübertroffen: Old Klemp (ebenfalls 1964). Und zwar nicht nur wegen der tollen Solisten, sondern auch besonders wegen des Dirigats. Allein wie Klemperer das "Halleluja" bringt – Wahnsinn!


    Von den HIPs die bewährten Größen Hogwood (mit vielen Knabensolisten, was toll klingt) und Pinnock. Auf diese Aufnahmen haben bereits drei bzw. zweieinhalb Jahrzehnte auf dem Buckel (1979 und 1987).


    Nicht mehr antun kann ich mir dagegen die Beecham-"Verschlimmbesserung" von 1959 mit den Knalleffekten. Das klingt viel zu hektisch und zu sehr nach Oper. Gar nicht vergeistigt. Auf hohem Niveau gescheitert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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