Surround ? Ein Brechmittel !

  • Hallo Forum,


    eben mußte ich zum österlichen Pflichtbesuch beim Schwager samt Familie antreten. Der hatte sich, wohl als vorösterliches Geschenk an sich selbst, eine Dolby-Surround Anlage zugelegt, dafür die alten Sachen aus den 80ern mit ein paar dicken Quadrals usw. verschenkt/verkauft.


    Das neue Teil hat 6 Lautsprecher, davon 5 in der Größe einer starken Männerfaust, der sechste schließlich ein mäßig großer Subwoofer, das alles hatte es für 700 Euro, passend zum Flachfernseher von Philips gegeben.


    Was soll ich sagen: es klingt entsetzlich. Übermäßig höhenbetont, ja beinahe kreischend, kaum saubere Bässe, mit einem Klirr, der jede Meßbrücke zerstören würde. :kotz: :kotz: :kotz:


    Der Schwager ist Dipl.-Ing E-Technik, müßte also aus seinen Physikkenntnissen, die ich bloß ahne, wissen, daß das nicht klingen kann. Aber ein paar Ohren, die funktionieren, hat ihm Gott nicht gegeben.


    Von meiner Luxman/Rogers-Kombination von 1986 ist das Lichtjahre entfernt, von der Grundig RPC 300 und den Hecos von 1977 in meiner Bastelbude immer noch Welten.


    Wenn ich gezwungen wäre, eine Mozart-Sinfonie darauf ganz anzuhören, würde ich mir die Ohren zuhalten, wenn ich nicht schreiend weglaufen würde. So wurde das heute Nachmittag eine schwere Lektion in Langmut und Höflichkeit.


    Hat schonmal jemand ähnliche Erfahrungen gemacht ?


    Holger

    Die Wahrheit liegt hinter dem Denken.

  • Also ich hab ein 5.1 System von Teufel und der Klang ist spitze. Es liegt also nicht an dem Konzept an sich, sondern höchstens an dem speziellen Modell... oder deiner anderen Hörgewohnheit?

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Vielleicht auch eine Frage der Einstellung und der Raumeinstellung. Solche Anlagen wollen wirklich gut ausgelotet und an die Größe des Zimmers und auf die Position des Hörers ausgerichtet sein.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Nicht generell, Holger. Meine Dolby- Surround hat einen schönen sound (reimt sich sogar).
    Vermutlich ist die Anlage nicht abgestimmt. Oder die hinteren Boxen wurden versehentlich vorne aufgestellt. Kein Grund zur Sorge. Hör dir deine CDs am besten zuhause an. :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • rappy


    Was hat Dein "Teufel" denn gekostet ? Sowas ist ja oft ne Preisfrage. Und Hörgewohnheit ? Naja, ganz extrem konventionell: Dual 1229 mit Shure 103M-G (1974) bzw. Philips CD824 (1991), dann Luxman LV105 (1986), schließlich ein Paar Rogers LS-2. Das in ganz üblicher Aufstellung unter Ausschaltung der Klangregister. Was ganz deutlich besseres habe ich in einem Privathaushalt mit normalem Einkommen noch nicht gehört, deswegen habe ich es ja schon so lange.


    Siegfried


    Ich höre ja lieber alte LP´s, sh. oben: Phonovorverstärker am Surround-System Fehlanzeige. Auch so ein Ding, aber heute anscheinend Standard.


    Holger

    Die Wahrheit liegt hinter dem Denken.

  • Hallo Holger,


    wenn jemand im Ernst glaubt aus diesem Plastikspielzeug mit derartigen "Lautsprechern", besseren Joghurtbechern auch nur einen annähernd erträglichen Klang zu erhalten - der glaubt auch an den Weihnachtsmann.


    Sowas hat mit einem funktionierenden Mehrkanal-System prinzipiell überhaupt nichts zu tun und ist auch für mich unerträglich. :kotz:


    Den Klang Deiner Anlage in Mehrkanal umzusetzen dürfte allerdings eher einen fünfstelligen Betrag verschlingen.


    Ich würde mir auch keine Mehrkanal Anlage kaufen, nicht weil ich es schlecht finde, sondern weil's mir zu teuer wäre. Ich bräuchte z.B. 5 identische Lautsprecher, denn ich kenne keinen "Center", der nicht verfärbt usw. und so fort.


    Also bleibe ich bei Stereo hier habe ich zumindest nur 2 Probleme und nicht 5 oder gar 6.


    Ich habe schon ein diskretes Mehrkanal-System gehört, welches mir fast die Tränen (der Freude) in die Augen getrieben hat, aber die Kosten waren weit im 6 stelligen Bereich und als Quelle eine weitestgehend unbearbeitete Mehrkanalaufnahme direkt von der Festplatte des Aufnahmeequipments.


    L.G. Walter

  • Hallo Holger,


    was Dein Schwager sich gegönnt hat, ist wahrscheinlich für die vordergründig effektvolle Darstellung von Filmen konzipiert Ich würde mir darauf auch keine Musik - egal welcher Richtung - anhören.
    Grundsätzlich stimme ich dem zu, was bereits mehrfach hier anklang: die für die Perfektionierung einer Surround-Anlage zu lösenden akustischen Probleme sind ungeheuer komplex.


    Außerdem ist das zur Verfügung stehende Material an technisch und musikalisch erstklassigen Mehrkanalaufnahmen im Bereich klassischer Musik nicht allzu üppig und auch vom Klangergebnis manchmal sehr merkwürdig. Schließlich ziehe ich es auch im Konzertsaal vor, nicht mitten zwischen den Geigen zu sitzen, sondern im Publikum davor. Und: weit mehr als 90% der von mir am meisten geschätzten Klassik-Aufnahmen sind "nur" zweikanalige CDs.


    Ich finde einen guten Kompromiß, sich einen ordentlichen SACD-Spieler (bspw. Marantz SA 7001 KI) in eine gute Stereo-Musikanlage zu holen. Damit kann ich neben all meinen CDs auch die hochauflösenden Aufnahmen der SACDs genießen.


    Grüße :)

  • Zitat

    Schließlich ziehe ich es auch im Konzertsaal vor, nicht mitten zwischen den Geigen zu sitzen, sondern im Publikum davor.


    Hallo Reiner Klang,


    warum sollte man bei einer Mehrkanal Aufnahme zwischen den Geigen sitzen? ?(


    Die Bühnenabbildung ist sogar erheblich "greifbarer" als bei einer Stereo-Aufnahme.
    Richtig eingestellt verschiebt sich die Perspektive wenn man vor der "Bühne" entlang geht, extrem realistisch.


    Die Darstellung über eine funktionierende Mehrkanal-Anlage kann schon atemberaubend sein. Die zusätzlichen Kanäle werden ausschliesslich für die Raumakustik benutzt (es gibt auch Gegenbeispiele, wo rumgespielt wird).


    Ich sitze realitätsnäher im Publikum als mit einer 2 Kanal Anlage überhaupt machbar, denn auch beim Applaus bleiben die Reihen vor mir und hinter mir erhalten.


    Zitat

    was Dein Schwager sich gegönnt hat, ist wahrscheinlich für die vordergründig effektvolle Darstellung von Filmen konzipiert


    Ich denke, das ist überhaupt nicht konzipiert, sondern einfach nur großer Mist, wie mindestens 90% der Plastikbomber in diesen Preisklassen. Was soll den bei einer solchen Preisgestaltung möglich sein - drei gute Stereo-Verstärker, 6 gute Lautsprecher, eine gute Quelle? Das ist doch albern! :motz:


    Allein mein analoges Tonabnehmersystem hat vor 10 Jahren das Doppelte von dieser "Surroundisierungsanlage" gekostet und ist heute noch teurer.


    Wenn die Leute damit zufrieden sind, ist's doch o.k.


    Ich will jetzt keine Lanze für Mehrkanal brechen, denn mir wäre es - wie gesagt - zu teuer und zu wenig geeignete Software. Aber diese Vorurteile wie "zwischen den Geigen sitzen" kann ich auch nicht stehen lassen.


    L.G.


    Walter

  • Zitat

    Original von walter
    warum sollte man bei einer Mehrkanal Aufnahme zwischen den Geigen sitzen?


    Das war ein kurioses Beispiel, das ich bei einem Kollegen, einem ausgesprochenen High-End-Fan mit Raumakustik-Prozessor etc. erlebt habe. Da gab es neben einigermaßen natürlichen Raumabbildungen (wie von Dir geschildert) auch den Effekt, das bei Orchesteraufnahmen Instrumente plötzlich im Höreindruck neben mir auftauchten. Hat damals für einige Heiterkeit bei uns gesorgt.


    Grüße :)

  • Wie ist das denn mit der Aufstellung (der Lautsprecher)?


    Kann mir nicht gut vorstellen, daß man da ohne einen eigens konzipierten Hörraum auskommt.

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  • Für mich das ärgerlichste Problem ist, dass jedes neue Tonformat wieder neue "Hardware" erfordert: Es fing harmlos an mit einem Dolby-Surround-Verstärker, als dieses Tonformat irgendwann im vergangenen Jahrhundert populär geworden ist. Dann habe ich mir einen neuen Player mit analogem 5.1-Ausgang angeschafft. Mein dazu passender Receiver hat ebenfalls einen analogen 5.1-Eingang. Allerdings hat mein jüngst angeschaffter Player keinen analogen 5.1-Ausgang mehr, sondern nur noch digitale Ausgänge für Mehrkanalton. Mein Receiver hat jedoch keine digitalen Eingänge. Um Raumklang zu hören muss ich den analogen Stereoausgang auf ein Pseudo-Dolby-Surround-Downmix umschalten, was jedoch scheußlich klingt.


    Es ist zum Verzweifeln.


    Jetzt gibt es schon wieder Neues: Den HDMI-Ausgang, der allerdings auch schon wieder überholt sein soll durch HDMI-2.0 - oder so ähnlich!


    Konsequenz: Für Musik benutze ich ganz normales Stereo und verzichte auf all den neumodischen Raumklang-Kram.


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Original von Frank Pronath


    Konsequenz: Für Musik benutze ich ganz normales Stereo und verzichte auf all den neumodischen Raumklang-Kram.


    Kann mich da nur anschließen.


    Wir haben eine 5.0-Anlage im Wohnzimmer und sehen damit DVDs mit gutem Sound, da die Front-LS hervorragend sind. Aber sowohl Elektronik als auch der Rest der LS ist allenfalls mittelprächtig, würde außer den Front-LS keine Komponente für eine HiFi-Anlage verwenden.


    Die steht in meinem Arbeitszimmer und ist strikt Stereo.

  • Hallo Holger,


    Dolby Surround ist natürlich kein Brechmittel. Dein Beispiel mit Deinem Schwager ist natürlich ein Negativbeispiel der ersten Klasse.


    Mit so einem Kaufhausbilligsound kann natürlich keine gewünschte Wiedergabe erzielen.
    ------------------------------------



    Ich möchte auf meinen Beitrag in dieser Rubrik vom Dezember 2006 hinweisen - dort geht es sogar um 7.1-Dolby Suround mit 7Boxen (vorne 3, hinten 4 und Sobwoofer):
    [EMAIL=http://www.tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=4418]7.1 Dolby Surround-Anlagen[/EMAIL]


    Ich komme allerdings bei meiner Anlage mit 4 gleichen Standboxen von 1,20m Höhe bestens aus. Ein Center würde mich stören, da ich dann immer den Eindruck habe der Klang ist zu mittenbetont. Ich füge der Stereoanlage lediglich die hinteren Schallquelle hinzu, die nur die Aufgabe hat die Raumreflexionen wiederzugeben.


    :yes: Ergebnis: Der Klang ist wesentlich räumlicher als in reinem Stereo.
    Bei Multikanal-SACD ist jeder Kanal ohnehin auf dem Medium vorhanden; bei Stereo-CD´s verschlüsselt im Stereosignal (durch Phasenverschiebung); hier erreicht DolbyProLogic II wahre Wunder --- bei mehr als 90% aller CD´s.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich muß mich hier mal korrigieren, 5 Jahre nach meinem damaligen Verriß habe ich inzwischen an zumindest einer der Anlagen im Haus erschwingliches, sehr gut anzuhörendes Surround (SACD), mit dem man auch reine Audio-CDs mit Genuß hören kann.

  • Verwendete Konfiguration:
    - Onkyo 5007, einer der besten AV-Receiver (der beste ?!), den Onkyo bisher herausgebracht hat
    , neu gekauft
    - Sony BDP S 470, ein Bluray-Player, der auch Multichannel-SACD kann (und das hervorragend, allerdings kann er kein simples Stereo, da hört er sich zu hell an; für rein Stereo steht ein Toshiba HD-Player herum), sowohl Sony als auch Toshiba neu gekauft
    - HDMI-Kabel (einfach, preiswert)
    - als Center: Arcus TM 98, eine Box, die eigentlich für den Auftritt im Rahmen eines Paares von Standlautsprechern gedacht war, aber gut und verfärbungsfrei genug ist, um sie als Center einzusetzen, gebraucht gekauft
    - als Front-Lautsprecher: ALR Nummer 7 (über 80 Kg pro Box, zusammen mit dem Onkyo die Sahnestückchen der Anlage), gebraucht gekauft
    - als Surround-Boxen: gutbestückte No-name Nahfeld-Monitore, gebraucht gekauft
    - als Rear-Boxen: JBL Control 1, gebraucht gekauft
    - als Boxenkabel: 4 mm reines Kupfer, no name


    Budget für alles: unter 4.000 €


    Die Anlage kann so ziemlich alles, manchmal auch ein bißchen zuviel, wenn ich nicht weiß, welcher Sound-Modus am Receiver gerade einzustellen wäre. Wenn mir nichts einfällt (gefällt), lande ich meist bei der Einstellung "pure audio".