ZitatOriginal von Santoliquido
War das -außer in Wagners Vorstellungswelt- je gewünscht? Von Teilen des bürgerlichen Publikums, das kann ich mir wohl vorstellen. Von Halevy zumindest ist überliefert, daß er den ganzen veristischen Inszenierungs Chichi abgelehnt hatte.
Hallo Thomas,
Edwin war schneller - bezgl. Wagner hätte ich auf einen Beitrag von Giselher hingewiesen, der genau das schon mal ausgeführt hat. Ob es überhaupt diese 1:1-Umsetzungen in signifikanter Zahl gegeben hat, weiss ich nicht. Aber ich kenne wirklich keinen Theaterpraktiker, der dass in der Form, wie es hier diskutiert wird, gemacht hätte.
So, wie es Edwin weiter oben beschrieben hat, kenne ich es auch: die Regie-Anweisungen erstmal aussen vor lassen. Sie sind nur eine Hilfestellung, aber keinefalls sakrosankt. Wir reden über ein Theaterstück, über etwas lebendiges - über etwas, das immer neu geschaffen wird, sogar jeden Abend, keine Aufführung ist wie die andere...
Ein kleiner Exkurs ins Schauspiel. Vor Jahren hatte Rolf Hochhuts Stück "Wessis in Weimar" in Berlin Premiere. Ein grottenschlechtes Stück, das heute wohl nirgendwo mehr gespielt wird. Der Uraufführungsregisseur war Einar Schleef - und er hat diesem miserablen Stück zu einem grandiosen Uraufführungserfolg verholfen. Wer war absolut nicht einverstanden? Der Autor... Der distanzierte sich von der Regie und liess auf eigene Rechnung an die Zuschauer den Stücktext verteilen. Leider konnte man so buchstabengenau nachlesen, wie schlecht die Vorlage tatsächlich war.
Glücklicher agiert da Elfried Jelinek. Die fabriziert wahre Textwüsten, hochassoziative Gebilde, die nach einem erstklassigen Regisseur schreien. Aber die Autorin ist klug genug, sich diesem dann auch anzuvertrauen, selbst wenn die mit ihrer eigenen Person ziemlich respektlos auf der Szene umgehen. Frank Castorf genauso wie Einar Schleef (der "Sportstück" genial an der "Burg" in Szene setzte).
Dies nur zur Ergänzung der Anmerkung, dass die Autoren nicht immer auch wissen, wie die "Szene" funktioniert.