Na ja, ich muss hier wohl etwas differenzierter vorgehen als geschehen, wenngleich ich das Vorherige zwar mit einem gewissen Zorn (über zuviel an Regietheater), aber im Ganzen doch auch mit (offenbar nicht verstandenem Witz) geschrieben habe, oder gemeint geschrieben zu haben. Deshalb noch ein Versuch:
Das sogenannte Regietheater kann genauso gut oder genauso schlecht sein wie die konservative Inszenierung. Es ist haltwohl auch billiger, einen Regisseur zu bezahlen, als teure Mittel in aufwendige Inszenierungen zu stecken. Nach meiner Erfahrung geht aber doch dabei doch zu oft eher was verloren, weil Regietheater nicht nur mit ärmlichster Kulisse arbeitet, sondern auch fast regelmäßig der Oper Bedeutungsinhalte beizumessen versucht, die so nicht unbedingt drinstecken und erst konstruiert werden müssen.
Ein Beispiel: Vor drei Jahre Verona: La Traviata. Hier wurde in einer eher trüben Kulisse das Leben der Violetta mit dem der Prinzessin Diana "parallelisiert". Und oben drüber schwebte dann auch noch eine überlebensgroße aufgeblasenen Puppe mit blonden Zöpfen. Der Kritiker der Süddeutschen fand das auch noch gut. Ganz davon abgesehen war das auch musikalisch die schwächste Traviata meines Lebens.
Oder nehmen wir die Rodelinde (Händel) in München, wo die Leiden der Königin ins kriminelle Bandenmilieu verlegt wurden und zumindest die Kritiker das auch noch geistreich fanden. Ich hab's durchgestanden, aber nach der Pause waren schon bemerkenswert viele leere Sitze im Parkett und bei mir in unmittelbarer Nachbarschaft zu sehen. Es ist halt problematisch, wenn man in zu vielen Dingen immer eine sozialkritische oder sonstwie politische Botschaft verpacken will und genau da setzt meine Ablehnung an. Die sozialkritische Botschaft der Salzburger Mozartinszenierung (Le Nozze) war (ist) letztlich nicht erkennbar und an den Haaren herbeigezogen und das noch iVm Geschmacklosigkeit. Deshalb meine Meinung da: CD kaufen. Denn bei einer ganzen Reihe von Inszenierungen ist es besser, sie nur zu hören und aufs Sehen zu verzichten, so auch im angesprochenen Fall.
Übrigens: auch für eine konservative Aufführung braucht man Regie, wenn sie gut sein soll. Das nur als kleine Zusatzanmerkung.