VOTING: OPERNINSZENIERUNG KLASSISCH vs. REGIETHEATER


  • Gefällt mir gut, dieser Kommentar.
    Für mich aber im Zweifelsfall: KONSERVATIV

  • Interessant ist ja, daß es sich auf ein Nahezu-Patt eingependelt hat bei den Abstimmungen zwischen den "Konservativen" und den Regietheater-Anhängern mit jeweils ca. 30 %.


    Den restlichen 40 % ist es offensichtlich eher egal.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • ...wenn man alle Fortgelaufenen aus der Statistik entfernt, sieht's vermutlich ganz anders aus...


    :pfeif:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    ...wenn man alle Fortgelaufenen aus der Statistik entfernt, sieht's vermutlich ganz anders aus...


    Ich erlaube mir, das mal mit einem Zitat zu beantworten...

    Zitat

    "Die Tragik des Pessimisten besteht darin, daß er immer Recht behält"


    :wacky:
    M.

  • Ja, nur leider bin ich Optimist


    :D


    Macht aber nix... :baeh01:


    Einen gemeinsamen Nenner haben ja beide... :beatnik:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Leider fehlt, wie vor langer Zeit jemand schrieb, das, womit ich gerne abgestimmt hätte, nämlich nicht: "Egal, Hauptsache, es gefällt" sondern schlicht: "Hauptsache gut".


    Wenn eine aufgepeppte Inszenierung nur Gags liefert, die inhaltslos aneinandergereiht sind, wenn die Sänger zum Zwecke des Singens ihrer Arie an die Rampe treten und sonst nur unbeschäftigt oder mit dem Ausführen von Nebensächlichkeiten irgendwo auf der Bühne rumstehen, dann ist eine schlechte Inszenierung, egal ob das dem Regietheater oder dem konventionellen Inszenierungsstil geschuldet ist. Das langweilt und verärgert.

    mit freundlichen Grüßen
    Martina
    Auf dem Rohre taugt die wonnige Weise mir nicht!

  • Für mich ist dieser Konflikt zwischen traditioneller Inszenierung und Regietheather reichlich überbewertet - wie bereits mehrfach angesprochen, sollte einfach die bestmögliche Inszenierung das Zeil sein, und dazu liefern beide Ansätze einen möglichen Weg wie auch Irrweg.


    Dem Regietheather kann man sicherlich eine 'gewaltsame' Translozierung mancher Opern vorwerfen, die nicht immer der Sache dient, sondern vordergründig allzu eigenen Intentionen des Regiesseurs unterworfen ist.
    Hier ist man mit der tradierten Form natürlich immer auf der sicheren Seite, läuft aber auch durchaus Gefahr, in eine gewisse Inhaltliche Leere abzuschweifen, da ja Opernhandlungen sehr wohl gewisse Fragestellungen und Thematiken, auch Problematiken IHRER Zeit behandeln und dise wohl in unserem heutigen Kontext dann so unreflektiert nicht mehr nachzuvollziehen sind.


    Was man dem Regietheater auf jeden Fall zugutehalten muss, ist eine bis auf wenige Ausnahmen gute gestalterische Umsetzung des Bühnenbildes, meist mit einem hohen graphischen, auch abstrakt-graphischen Wert.
    Auch wenn man sich vielleicht mit dem Bühnenbild in Bezug auf die zugehörige Oper manchmal etwas schwertut, so ist es doch fast immer angenehm anzuschauen - wenn etwa einfach nur ein übergroßer Kronleuchter das Bühnenbild besreitet, so ist dieser dann wie ein Kunstwerk perfekt gestaltet.
    In diesem Sektor sind wohl bei traditionellen Inszenierungen die gröbsten Aussetzter zu finden. Wenn im Sinne einer falsch verstandenen Wektreue - oder eher aufgrund von Unverständnis - eine Kulisse im Vergleich dazu Disneyland bieder und trocken wirken lässt, so ist ein derart gestalterischer Fehltritt nicht mit Tradition zu rechtfertigen. Eine traditionelle Herangehensweise kann durchaus gewissen Ansprüchen Genüge tun.


    Ein eigenes Elebnis im Mai diesen Jahres an der Staatsoper Wien - Puccinis Butterfly - zeigte, wie unglaublich daneben eine Bühnendekoration im Sinne einer konservativen Inszenierung sein kann. Das Konglomerat aus gebogenen Holzbrücken, klischeehaftem Teehaus und Plastikkirschblüten und ebensolchen Blumen war eine Beleidigung fürs Auge und legte in ihrer konsequenten Geschmacklosigkeit schon fast die Vermutung nahe, eine Parodie auf ebensolche Bühnenbilder zu sein - konnte das denn wirklich jemand ernst gemeint haben?


    Auf jden Fall tauscht ich gerne den Stehplatz in der Pause gegen einen unbsetzten Akustikplatz ohne jede Sicht zur Bühne - deartiges stört regelrecht die Musik.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Original von novecento
    In diesem Sektor sind wohl bei traditionellen Inszenierungen die gröbsten Aussetzter zu finden. Wenn im Sinne einer falsch verstandenen Wektreue - oder eher aufgrund von Unverständnis - eine Kulisse im Vergleich dazu Disneyland bieder und trocken wirken lässt, so ist ein derart gestalterischer Fehltritt nicht mit Tradition zu rechtfertigen. Eine traditionelle Herangehensweise kann durchaus gewissen Ansprüchen Genüge tun.


    Keiner hat behauptet, daß eine "traditionelle" Inszenierung fehlerfrei ist.


    Ich frage mich allmählich, ob ein guter traditioneller Regisseur noch weiß was und wie zu tun. Denn er bekam die letzten Jahre kaum oder nicht eine Chance.


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    das wird in der Tat schwierig. Vieles ist durch das stetige Bombardement des Regietheaters in die Brüche gegangen. Die Ausbildung an den Unis ist genauso einseitig wie die Inszenierungskultur an den deutschen Bühnen. Sprich: Sie hat sich massiv verschlechtert. Dazu kommt, dass die Werkstätten kaum mehr in der Lage sind, stilgerechte Kostüme zu schneidern, Möbel und Requisiten herzustellen. Jürgen Rose sagte schon vor vier Jahren. "Wo findet man heute noch gute Theatermaler? Wieder eine Tradition, die ausgestorben ist und das Theater ärmer gemacht hat!"


    Traurig, aber wahr. Ich sehe dbzgl. nur noch Potential in den Staaten oder in Russland. Deutschland und Österreich kann man vergessen.


    LG,


    Knuspi

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  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    [...] Vieles ist durch das stetige Bombardement des Regietheaters in die Brüche gegangen. Die Ausbildung an den Unis ist genauso einseitig wie die Inszenierungskultur an den deutschen Bühnen. Sprich: Sie hat sich massiv verschlechtert. Dazu kommt, dass die Werkstätten kaum mehr in der Lage sind, stilgerechte Kostüme zu schneidern, Möbel und Requisiten herzustellen. Jürgen Rose sagte schon vor vier Jahren. "Wo findet man heute noch gute Theatermaler? [...]


    Das ist sicherlich richtig und eine Erscheinung, die sich wohl auch in den bildenden Künsten, aber darüber hinaus genauso in allen 'traditionellen' Formen des Handwerks, zu dem ich nun den Bühnenbildner wie auch den Künstler nun mal zähle.
    Das ist sehr schade und müsste schon an den Ursachen behandelt werden, sprich bei der Ausbildung, in der man das traditionelle Vorgehen wieder in die Lehre intergriert.
    Allerdings ist das keine Entschuldigung für schlechte Inszenierungen, nur weil man es nicht mehr besser kan, sozusagen. In diesem Fall müsste man sich dann den Konsequenzen stellen und eben das machen, was man beherrscht und sich der modernen Inszenierungspraxis zuwenden.
    Mit einer sehr guten Regitheatherinszenierung ist sicher auch deren Kritiker mehr gedient als mit einer unüberlegten traditionellen in Kitschkulissen.
    Ein Maurer, der nicht mehr weiß, wie man aus Steinen einen Rundbogen aufmauert, sollte sich auch lieber für den zeitgemäßen geraden Betonsturz entscheiden als einen Bogen unpassenderweise zu betonieren.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)


  • konservativ bitte

  • Die Leute müssen auf der ersten Seite oben die Antwort anklicken (geht nur 1 x pro Mitglied), dann erst zählt es in der Statistik!


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Eine schwer zu beantwortende Frage, fürwahr.


    Zum einen - die perfektesten Beispiele fürs Konservative Modell, z.B. Karajans 1960er Salzburger Rosenkavalier - sind erstens singulär und auch heute nicht leicht zu wiederholen; da sie zweitens von Sängerpersönlichkeiten leben, die auch in andren Kostümen wohl bestanden hätten. Mögliche Gegenthese: bloß im historisch einwandfreien Gewand leistet der Sänger sein bestes (glaub ich nicht).


    Gerade der Rosenkavalier zeigt aber auch eine andre Crux: sein Dixhuitième ist eine Jugenstil-Arabeske, halb stilecht, halb anachronistisch. Von Roller aufwärts elaboriert man sich am Dekor und befindet sich doch in einer Art von Schloß-Linderhof-Marzipantorte. Eine wahrhaft historisch getreue Inszenierung, z.B. vom Tom Tykwer des "Parfums", würde die konservativsten Besucher zuerst aus dem Zuschauerraum jagen (wovon der Ochs gerne spricht, das hat man damals in aller Öffentlichkeit ausagiert).


    Aus gegebenem Anlaß - La Traviata. Uraufgeführt unter Zensurdruck um hundert Jahre im Kostüm zurückversetzt. Macht, spätestens in der hochbourgeois-moralisierenden Kartenspielszene, keinen Sinn. Denn der Welt der Salonlöwinnen im Zweiten Kaiserreich entpräche wohl die der Mätressen des ancien régime. Cortegiana reicht sogar bis in die Renaissance zurück. - Wissen wir heute denn genau, was eine Kurtisane war? Z.B. eine Dame von der Palette Prousts, irgendwo zwischen Odette de Crécy und Mme d´Arpajon? - Das allein sind aber schon Bourdieusche Welten. Eine Dégassche Absinthtrinkerin ist, wie wir wissen, eine Prostituierte. Ist also eine Kurtisane ein Wahrnehmungseffekt innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft? Hauptsache, eine gestreifte Tournure?


    Ich denke, die konservative Inszenierung, ganz eng gefaßt, läuft ins Absurde. Der skandalträchtige Glanz von Hochglanz-Magazinen hat mehr Wahrheit der Demi-Monde als ein verstaubter Kostümscherz. Nur Kleinbürger wissen, was eine Kurtisane ist, ohne je einer begegnet zu sein. Die schönen Winterhalter-Krinolinen tun ein übriges.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen


    Egal, Hauptsache, es gefällt und
    Beides gleichwertig


    :pfeif: ?(

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen


    Egal, Hauptsache, es gefällt und
    Beides gleichwertig


    :pfeif: ?(


    Nirgends. Das ist ein Trick, damit die, denen beides zusagt, nach weniger ausschauen, und die Konservativen bald in Führung gehen. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    [...] und die Konservativen bald in Führung gehen. :pfeif:


    Das tun sie doch bereits :beatnik:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Il trovatore


    Da hatte ich als Staubi gestern ein Erlebnis, das ich nie für möglich gehalten hätte. Im Fernsehen kam ich per Zufall auf die Bregenzer Aufführung "Il trovatore". Ich hatte gerade den Anfang erwischt und da zeigte sich mir ein Bühnenbild was mich veranlasste sofort wieder umzuschalten, tat ich auch, doch ich wurde neugierig und schaltete zurück. Mich begann das Bühnenbild zu interessieren und wartete gespannt was sich da tat.


    Leider gab es keine Untertitel und ich konnte den Inhalt der Arien und der Oper überhaupt nicht erkennen, wußte nicht was dort geschah. Doch ich wollte durchhalten und mir die Oper ganz ansehen. Ich wollte mich nicht von den feuerspeienden Ungetümen ablenken lassen, doch es gelang mir nicht. Das Bühnenbild war so gigantisch, dass manchmal die einzelnen Personen nicht auszumachen waren, so sie gerade waren. Ich ertappte mich, dass ich kaum auf die Sänger achtete, sondern immer gespannt war wo sie gerade waren und kamen.


    Einzig Azucena, die auf der unteren Bühne ihr Unwesen trieb, lenkte mich nicht ab. Ich fand sie super und war fasziniert von ihrer Stimme.


    Alles in allem war ich zwar nicht begeistert von der Inszenierung, doch ich hielt bis zum Schluß durch.


    Fazit: Ich bin und bleibe ein Staubi.


    :baeh01:

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  • Egal, Hauptsache es gefällt.


    Das ist keine leichte Frage.


    Entscheidend ist m.E., dass die Inszenierung die Aussage des Stückes herausarbeitet. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie konservativ (i.S. des Bühnenbildes) oder progressiv ist. Eine konservative Inszenierung, nur die Regieanweisungen des Librettos umsetzt, sich also quasi unsichtbar macht finde ich nicht angemessen. Dann könnte man das Werk gleich konzertant aufführen (was ich übrigens gelegentlich sehr schätze).
    Oper sollte aber mehr sein als ausschließlich konzertante Wiedergabe ohne störende Inzenierung. Gerade in der Verschmelzung von Musik, Gesang, Spiel und Bühnenbild liegt doch der Reiz der Sache.


    Gruß


    oiram

  • Zitat

    Original von oiram
    Eine konservative Inszenierung, nur die Regieanweisungen des Librettos umsetzt, sich also quasi unsichtbar macht finde ich nicht angemessen. Dann könnte man das Werk gleich konzertant aufführen


    Wie willst Du z.B. die Szene, wo Papageno sich verhängen will, ohne Schlinge gut darstellen. Oder die Schlange bei Tamino? Um nur zwei Beispiele zu nennen. Die stehen doch mehr oder wenig im Libretto.
    Oder Amors Erscheinung als "Deus ex machina" in Glucks Orpheus?


    LG, Paul

  • musicophil


    Zitat

    Wie willst Du z.B. die Szene, wo Papageno sich verhängen will, ohne Schlinge gut darstellen. Oder die Schlange bei Tamino? Um nur zwei Beispiele zu nennen. Die stehen doch mehr oder wenig im Libretto.


    Ich stimme Dir prinzipiell zu. Besonders die "Schreckeffekte" können aber konservativ inszeniert allzu leicht ins Lächerliche abgleiten.


    Da fällt mir z.B. der Wurm aus der Nibelheimszene des Rheingoldes ein. Hier hat Günter Krämer vor einigen Jahren im alten Ring der Hamburgischen Staatsoper eine gute Umsetzung gefunden. Er ließ sich die Nibelungen auf Alberichs Kommando zu einem riesigen "Menschen(Nibelungen)wurm" verhaken und über die Bühne kriechen. Somit war allen Anforderungen genügt: Dem im Libretto vorhandenen Wurm und gleichzeitig der Darstellung der Macht Alberichs über die Nibelungen.
    Hätte man eine Wurmattrappe über die Bühne gezogen, wäre es lächerlich gewesen.


    Ich habe vor vielen Jahen in der Met die Aida-Inszenierung gesehen. Hier war alles buchstabengetreu in einer gigantischen naturalistischen Kulisse dargestellt. Da war die Illusion perfekt. So geht es m.E. natürlich auch.



    Gruß



    oiram

  • Ein bisschen Lachen finde ich gar nicht so verkehrt in der Oper: Ich vermisse nach wie vor die Wildsau im Freischütz und die klappernden Gerippe :-) Mir erscheint viele sehr gewollt und verkrampft beim Regietheater. Die von Dir erwähnte Krämer-Inszenierung kenne ich auch. Die Idee mit dem Wurm, der sich aus vielen Körpern bildet, fand ich durchdacht und gut, aber in der Umsetzung war ich unangenehm berührt. Und ganz schlimm fand ich als alle wie Frösche rumhüpften.

  • Man kann den Thread dann jetzt schließen: Die Mehrheit ist für Konservativ :D


    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Man kann den Thread dann jetzt schließen: Die Mehrheit ist für Konservativ
    Es sollte nicht um konservativ oder modern gehen, sondern schlicht und ergreifend um gut oder schlecht.
    Bei der Architektur kennt man den Begriff Denkmalpflege; es ist eine staatliche Aufgabe alte Bauten der Nachwelt zu erhalten. Es wäre modern und zeitgemäß das Zickzackmuster des Wiener Stephansdoms durch eine Dachsolaranlage zu ersetzen.
    Man tut das aber Gott sei Dank nicht. Genau so selbstverständlich sollte man ein Stück, das um 1700 spielt auch dort belassen, auch dass nachwachsende Generationen sehen können, wie die Leute damals lebten, wie sie wohnten, wie sie sich kleideten usw.
    Dass Don Giovanni heute einen Porsche oder Lamborghini fahren würde, das ist mir auch so klar, das muss mir die Regie nicht zeigen.
    Wenn man schon etwas Neues will, dann sollte es die Qualität von Neu-Bayreuth haben - Ästhetik pur und Priorität für die Musik.

  • Ich möchte mich auch nicht für das eine oder das andere festlegen. Nicht jede moderne Deutung ist ja per se schlecht. Umgekehrt sollte es nicht verboten sein, einfach mal die angestaubten Kostüme früherer Aufführungen wieder auszugraben.
    Meine ersten Opern habe ich als Student in Leipzig gesehen (außer, glaube ich, einer Zauberflöte und einer weiß nicht mehr in der Schulzeit).
    In Leipzig wurden die Sänger meist in ihren Privatsachen (?) auf die Bühne geschickt, also die Männer mit Anzug und Krawatte und die Frauen entsprechend. Im Lohengrin lief der Chor in grauen Landsermänteln auf. Ein bisschen Kostümierung gab es in der Fledermaus.
    In München wählt man ja öfter einen Mittelweg, also irgendwie modern, aber schon noch so, dass man den Kontext versteht. Gelungen in diesem Zusammenhang finde ich da meist die Barock-Inszenierungen. Die sind bunt und witzig.
    Ob Doris Dörries Affen bei Rigoletto sein müssen oder das Schlachthaus bzw der Containerhafen in der neuen Don-Giovanni-Inszenierung, weiß ich nicht.
    Und was ich zT aus Bayreuth gesehen habe, verstehe ich schlicht nicht.
    Für mich wird es immer dann ungut, wenn der Regisseur ein Konzept umsetzen will. Bei der Oper sollte ja primär die Musik im Vordergrund stehen. Und die Geschichte sollte sich einfach erfassen lassen. Don Giovanni im Containerhafen? Wo ist da der Zusammenhang?
    Manchmal finde ich Inszenierungen auch albern. Da sich am Stück ja wenig ändern lässt, empfinde ich es als ziemlich blöd, wenn vom Degenduell gesungen wird und die dann mit Kreissägen hantieren.
    Manchmal ist weniger aus meiner Sicht auch mehr, siehe zB die Traviata mit Netrebko/Villazon in Salzburg.
    Die Cosi aus Salzburg 2009 fand ich hingegen von der Inszenierung teilweise fad und auch unlogisch. Wenn da vom Militär gesungen wird, warum haben die dann Anzüge an? Und statt der dämlichen Masken hätte man sich vielleicht auch was anderes einfallen lassen können, Auch wenn aufgeklebte Bärte altmodisch erscheinen, sie machen manchmal auch Sinn.

  • Zitat

    Original von Luis.Keuco
    Für mich wird es immer dann ungut, wenn der Regisseur ein Konzept umsetzen will. Bei der Oper sollte ja primär die Musik im Vordergrund stehen.


    Ich finde Konzeptkunst ja gut, aber wenn dann auch noch eine ganze Oper einer früheren Epoche dazu gespielt wird, ist das doch ein wenig aufwändig ...

  • Hallo Forianer,


    Darf ich mir die Frage erlauben, wieso die Mehrheit konservativ ist. Dann bitte auch noch zwischen einer quantitativen und qualitativen Mehrheit unterscheiden. Ich bin der Meinung, Inszenierung, Bühnenbild, Sänger und Orchester/Dirigent müssen gefallen. Alles wie aus einem Guss stimmig sein.
    Modern muss dabei nicht hinderlich sein. Weniger kann mehr sein, auch beim Bühnenbild.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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