Kurznotizen aus den Opernhäusern!

  • Nach dem Besuch der Vorstellung am letzten Sonntag weiß ich Alvianos plastischen Bericht erst richtig zu schätzen.
    Und ich teile seine Begeisterung für Oper und Inszenierung!


    Die Oper selbst erschließt sich mir erst durch die gesehene Vorstellung – allein mit der Musik konnte ich nach der von mir vom Radio mitgeschnittenen Aufnahme noch nicht allzu viel anfangen. Warum das so ist, wurde mir in der sehr guten Einführung klar, die das Theater anbot. Dort wurde nämlich dargelegt, dass die Musik Berlioz´ erzählend und nicht erklärend sei und sich nicht in den Vordergrund spiele. Insbesondere fehlen Leitmotive ( – das Gedächtnis hat also nichts zum „Festhalten“). Gleichwohl beeindruckt mich der Farbenreichtum dieser Musik sehr


    Die sehr moderne Inszenierung ist wirklich nichts für erklärte „Staubis“, ich fand sie jedoch gerade wegen vieler abstrahierender Momente sehr plausibel. Gezeigt wird die Begegnung zweier Welten – Troja als archaische, organische Urzivilisation, die durch die technisierten Griechen zerstört wird, Karthago als hochzivilisierte, rational organisierte Welt, die durch einen kriegerischen Konflikt aus den Fugen gerät. Zentrale Figur ist nicht der Anti-Held Énée, sondern sind Cassandre und Didon, starke Frauen, die beide ihre Liebe nicht leben dürfen.


    Die musikalische Umsetzung konnte insgesamt überzeugen und wurde vom Publikum mit Beifallsstürmen gefeiert.


    Stimmlich wie darstellerisch großartig die Didon von Christiane Iven – Schwächen waren hier im Gegensatz zum Bericht von Alviano nicht (mehr?) zu hören.


    Und auch bei Barbara Schneider-Hofstetter (Cassandre) vermute ich eine deutliche Steigerung gegenüber der Premierenvorstellung – persönlich beeindruckt hat mich die stimmliche Entwicklung dieser Sängerin, die ich vor etwa zehn Jahren in Passau als Alzira und Tosca erlebte.


    Zum Énée von Ki-Chun Park teile ich Alvianos Ansicht, dass dieser Sänger sicher im italienischen spinto-Fach deutlich besser aufgehoben wäre, aber immerhin steht er die Partie achtbar durch, was leider auch nicht mehr selbstverständlich ist.


    Besonders gefallen haben mir die Stimmen der Altistin Ceri Williams (Anna) und des Baritons Shigeo Ishino (Chorèbe), bei Roland Bracht (Narbal) hat mich dagegen der Ansatz zum Knödeln etwas irritiert.
    Gute, homogene Leistungen des übrigen Ensembles und von Chor und Orchester.


    Weil die Pausengestaltung hier schon Thema war: Überhaupt nicht störend empfand ich die beiden Pausen mit 50 bzw. 40 min Länge – ich habe allerdings auch die Zeit genutzt, das Haus zu verlassen – im nebenan gelegenen Landtagsrestaurant kann man in Ruhe das Erlebte nachklingen lassen.


    Noch eine Anmerkung: die Vorstellung war als letzte „für dieser Spielzeit“ angekündigt – es besteht also berechtigte Hoffnung, dass diese sehens- und hörenswerte Inszenierung in die nächste Spielzeit übernommen wird.


    Für mich persönlich war es zwar der erste, aber sicher nicht der letzte Opernabend mit Berlioz!


    LG, Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,


    herzlichen Dank für Deinen, wieder sehr lebendig gehaltenen und guten Bericht aus Stuttgart, der wirklich Lust macht, eine Reise für Berlioz in Betracht zu ziehen, denn leider hat er sich mit Les Troyens hier in München nicht lange gehalten.


    Ich kann mich noch gut erinnern, dass sie auf den Josefsplatz übertragen wurden und ich wirklich bis zum Ende durchgehalten habe, obwohl, wenn mich nicht alles täuscht, bei dieser Veranstaltung schwere Gewitter mit Platzregen alle verscheuchen wollten, was aber nicht gelang. Am Ende kamen alle Protagonisten auf die Treppe und applaudierten den nassen Mäusen, die begeistert jubelten. Waltraud Meier war die Didon, Deborah Polaski die Cassandre, Jon Villars Enée und Jan-Hendrik Rootering Narbal. Zubin Mehta stand am Pult.


    Konnte wirklich nicht verstehen, warum diese Oper so schnell wieder verschwand, denn es waren doch viele begeistert, wenn auch nicht alle Kritiker. Der Aufwand war höchstwahrscheinlich zu groß, denn es wurden viele TänzerInnen benötigt und natürlich hochkarätige Stimmen.


    Gute Nacht
    Ingrid :hello:

  • Giacomo Puccinis letzte Oper „Turandot“ blieb unvollendet. Zwei Stunden lang wird dem Publikum eine Geschichte voller Gewalt präsentiert – und dann soll ein Liebesduett den Abend beschliessen. Puccini tat sich möglicherweise mit diesem Finale schwer, jedenfalls liess er die Komposition nach der Szene mit Lius Selbstmord ruhen und konnte dann die „Turandot“ nicht mehr vollenden: am 29.11.1924 starb Giacomo Puccini, ohne dass er das Schlussduett zwischen Turandot und Calaf fertiggestellt hat.


    Die Uraufführung der „Turandot“ am 25.04.1925 an der Mailänder Scala und unter der Leitung Arturo Toscaninis endete genau an dem Punkt, an dem Puccini mit seiner Arbeit an der „Turandot“ aufgehört hatte. Erst bei der zweiten Vorstellung wurde das Stück mit jener Ergänzung des Komponisten Franco Alfano gespielt, die allen Opernfreunden (inklusive eines üblichen Striches) vertraut ist. Eine Ergänzung aus jüngerer Zeit durch Luciano Berio hat sich (bislang) nicht richtig durchsetzen können.


    In dieser Version mit dem gekürzten Alfano-Schluss ist die „Turandot“ auch in Essen zu sehen und zu hören.


    Das Einheitsbühnenbild zeigt einen Platz unter dem Regierungssitz der Machthaber eines diktatorischen Staates, viel bewaffnetes Militär füllt die Bühne (Assoziationen an Nordkorea oder an das maoistische China werden da wach), der Regierungspalast selbst ist ein hässlicher, grauer Waschbetonbau, der entweder schon mal bessere Tage gesehen hat oder auch niemals fertiggestellt werden konnte – jedenfalls ist ein Teil des Gebäudes eine Baustelle und das nicht erst seit vorgestern.


    Die politische Situation ist schwierig: der alte Diktator ist schwer krank, die Tochter noch nicht mit einem passenden Nachfolger verheiratet, mit dem sie einen Erben zeugen kann, die gegnerische Partei, vertreten durch Timur, will ihren Kandidaten zwecks Machtausbau ins Spiel bringen und das Volk wird mit Hinrichtungen bei Laune (und unter Druck) gehalten.


    Immerhin ist Calaf, der Sohn Timurs und Hoffnungsträger der Opposition (hier in unordentlichem Military-Look auftretend) hinreichend skrupellos, seine Chance, die Macht im Land durch eine Ehe mit Turandot zu erlangen, mit allen Mitteln zu ergreifen.


    Ein Spiel um Macht und Politik, keinesfalls um Liebe (die ist, wie Regisseur Tilman Knabe im Programmheft sagt, nur ein „Vehikel“ für etwas) ist da zu sehen – und das passt gut zu Puccinis oft mächtig auffahrender Musik.


    Am Beginn also Volksjubel, staatlich verordnet, mittendrin die bei solchen Anlässen gerne mitgeschickten Kinder.


    Das Schwert für den Henker Pu-Tin-Pao – in Essen sieht man eine kalte, junge und schlanke Frau in schwarz, eine Todesbotin im Kostüm einer Domina – wird von den drei Ministern (skrupellose Anzugsträger) mit einer Flex ultrascharf geschliffen und nach der Hinrichtung des persischen Prinzen zerfetzt das Volk die blutige Leiche und verzehrt Teile davon, bevor es in eine Art Orgie überwechselt. Brot und Spiele, damit das Volk ruhig bleibt.


    Zu Beginn des zweiten Aktes räumen die Minister blutige Leichen weg, bevor der nächste Staatsakt beginnen kann. Der greise Diktator wird hereingetragen, ohne seine Sauerstoffmaske wäre er wohl schon gestorben. Am Fenster im ersten Stockwerk des Palastes erscheint Turandot, auffallend schlicht gekleidet, und berichtet von ihrer Vorfahrin Lou-Ling, die vergewaltigt und ermordet wurde – ein Schicksal, dem Turandot entgehen will.


    Zuerst lacht das Volk über Calaf, aber mit jeder richtigen Antwort auf Turandots Fragen wendet sich die Stimmung – die Militärs müssen unter Waffeneinsatz die Ordnung aufrecht erhalten.


    Nachdem Calaf alle drei Fragen beantworten konnte, wird Turandot klar, was das für sie bedeuten wird: Ehefrau an der Seite des neuen Diktators, Mutter wird sie werden des Erben der Macht.


    Calaf setzt alles auf eine Karte – wenn Turandot seinen Namen bis zum Sonnenaufgang herausfindet, will er sterben, wie alle anderen Bewerber vor ihm.


    Die Minister lassen Prostituierte kommen, bieten Geld an, allein Calaf lehnt ab. Nur Liu, eine Vertraute des Oppositionsführers Timur könnte schwach werden, sie liebt Calaf, der sich für sie aber nicht interessiert. Er spritzt ihr eine Droge, damit sie den Mund hält, drückt ihr später eine Pistole in die Hand, mit der sich Liu, das Gehorchen gewohnt, erschiessen wird, ohne, dass sie den Namen Calafs preisgegeben hat.


    Sofort wird Staatstrauer geheuchelt – Liu wird zur Ikone stilisiert, Glorienschein über dem Kopf und Blumen in der Hand machen sie zu einer pervertierten Opferfigur, kurzes Kopfsenken der versammelten Männerwelt, dann geht es weiter in der Tagesordnung der grossen Politik.


    Der Vorhang schliesst sich genau an dem Punkt, an dem Puccini seine Komposition abbrach. Vorne rechts sitzen die Minister an der Rampe. Und die diskutieren nun (auf italienisch – die Übertitelung übersetzt ins deutsche) über das Ende der Oper „Turandot“ – wie damit umgehen? Immer erhitzter verläuft die Debatte, bis der Dirigent des Abends, GMD Stefan Soltesz, klarstellt (auf deutsch, die Übertitelung übersetzt brav ins italienische...), dass in dieser Stadt nur einer festlegt, wie das Ende von „Turandot“ gespielt wird, nämlich er höchstselbst – und deshalb gibt es Alfano mit Strich – Vorhang auf!


    Man sieht jetzt in einem Rahmen das Zimmer der Turandot mit einem grossen Bett und rechts einer angedeuteten Nasszelle. Die Minister bleiben vor dem Rahmen und werden so zu Zuschauern der Szene. Calaf trägt zwar jetzt Hemd und Anzug als Bräutigam, aber sein Benehmen zeigt deutlich, dass er in Turandot nur ein Mittel zur Machterlangung sieht, keinesfalls eine Partnerin. Er wirft sie in eindeutiger Absicht aufs Bett, vollzieht brutal den Liebesakt, bevor er sich auf der Toilette erleichtern geht. Aus dem Hintergrund treten geisterhaft die fast nackten, blutüberströmten jungen Männer, die alle ihr Leben haben lassen müssen: sie kleiden Turandot in ein Hochzeitskleid mit langem Schleier und setzen ihr eine schwarze Perücke im chinesischen Stil auf. Liu drückt ihr eine Babypuppe in die Hand. Aus dem Zuschauerraum jubelt der Chor dem neuen Diktatoren zu. Turandot hält sich die Ohren zu und schreit – wie weiland ihre Ahnin Lou-Ling – einen (stummen) Schrei – Blackout!


    Musikalisch ist es vor allem das Philharmonische Orchester Essen, das eine insgesamt gute Leistung zeigt: viele Details werden herausgearbeitet, der Klang ist üppig, der Zusammenhalt zufriedenstellend. Stefan Soltesz setzt auf ein schnelles Grundtempo, vermeidet Sentimentalitäten und lässt seine Mann- und Frauschaft erst gegen Ende richtig losdonnern, das macht Spass und unterstreicht den Ruf, den dieses Orchester zurecht geniesst.


    Dem Chor möchte man an mehr als einer Stelle zurufen: „So, meine Damen und Herren, bitte noch mal, und diesmal zusammen und das mit der Intonation üben wir dann nächste Woche!“


    Bei den Sängerinnen und Sängern ist es die Sopranistin Olga Mykytenko (Liu), die aufhorchen lässt: besonders ihre zurückgenommenen Töne überzeugen, gerade auch in der Höhe – der Ton ist rund und wird weitgehend sicher platziert.


    Janez Lotric, der Calaf, ist kein überragender Darsteller, verfügt aber über einen kräftigen Tenor, der auch dann noch volltönend ist, wenn die korrekte Tonhöhe gegen Ende des Abends nicht mehr auszumachen ist. Dass er sich das zweite „hohe c“ verkneift, fand ich schade, aber besser so, als wenn es dann ein „Zitterton“ wird.


    Die Turandot wurde sehr souverän von Iréne Theorin gesungen – mit allerdings auffallendem Vibrato, dafür aber mit Durchschlagskraft und gutem Ausdrucksvermögen. Gewiss ist die Sängerin eine Empfehlung für dieses Fach an kleinen und mittleren Häusern.


    Die kleineren Partien wurden von Günter Kiefer, Albrecht Kludszuweit und Andreas Hermann (Ping,. Pang und Pong) zufriedenstellend, von Marcel Rosca (Timur) und Michael Haag (Mandarino) eher unterdurchschnittlich interpretiert.


    Von der Regie von Tilman Knabe war ich positiv überrascht – vor allem das Schlussbild hat mir sehr gut gefallen. Nach einer guten „toten Stadt“ (Korngold) in seiner Regie in Bremen war ich von seinem Versuch mit Schuberts „Fierrabras“ in Frankfurt reichlich enttäuscht (und zwar so, dass ich mir den Hamburger „Trovatore“ nicht anschauen mochte). Aber diese „Turandot“ versöhnt...


    Grosser Beifall im ausverkauften Essener Opernhaus, keine Selbstverständlichkeit bei dieser „Turandot“, die als Stück in der Publikumsgunst nicht an „Bohéme“ „Tosca“ oder „Butterfly“ heranreicht und die in dieser Inszenierung alles andere als konventionell daherkommt.

  • Hallo Alviano,
    danke für deine wie immer tolle Schilderung! Ich habe das Gefühl, diese Inszenierung könnte mir die bislang ziemlich ungeliebte "Turandot" nahe bringen, weil sie genau in die Kerbe schlägt, die bei mir bisher jede Aufführung erzeugt hat: Das hat doch alles nichts mit Liebe zu tun! Von Turandots Seite (begreiflicherweise) sowieso nicht, aber auch bei Kalaf hatte ich nie das Gefühl, dass er sie liebt - er will einfach beweisen, dass er sie erobern kann, dass er cleverer ist als seine nun kopflosen Vorgänger, er will sie (und mit ihr die Macht!) besitzen, das ist alles. Es stimmt mich direkt euphorisch, dass das (endlich!) auch ein Regisseur so sieht!
    Janez Lotric habe ich schon in einer Freiluftaufführung der "Turandot" erlebt (natürlich sehr konventionell inszeniert), damals stand er am Anfang seiner Karriere und hatte noch keine Höhenprobleme, die restliche Sängerschar sagt mir leider gar nichts.
    lg Severina :hello:

  • Hallo severina,


    es kommt ja immer darauf an, wo ein Regisseur seinen Schwerpunkt setzt - und tatsächlich funktioniert das erstaunlich gut, wenn man in der "Turandot" nicht versucht, eine Liebesgeschichte zu erzählen. Die Skrupellosigkeit, mit der Calaf beispielsweise sein Ziel verfolgt, wirkt in dieser Inszenierung absolut stimmig.


    Dass Tilman Knabe dann am Ende noch den Schwenk hin zur Luo-Ling-Erzählung schafft (die als Person für Turandot durchaus eine grosse Wichtigkeit hat), ist bemerkenswert, das ist punktgenau inszeniert.


    Lotric war insgesamt etwas eindimensional, aber das war keine schlechte Leistung. Das "Nessun dorma" kam noch ansprechend, aber danach hat sich der Sänger mehr auf die Kraft seiner Stimme verlassen, die Genauigkeit im Singen liess dann merklich nach.


    Im Programmheft wird angemerkt, dass Lotric neben dem Calaf auch den Canio in Wien gesungen hat, allerdings tatsächlich am Beginn seiner Sängerlaufbahn.

  • Zitat

    Original von Alviano
    ...
    Im Programmheft wird angemerkt, dass Lotric neben dem Calaf auch den Canio in Wien gesungen hat, allerdings tatsächlich am Beginn seiner Sängerlaufbahn.


    Dazu natürlich den Turridu, außerdem hat er regelmäßig den Alfred in Wien gesungen und vor allem den Propheten, den er im Unterschied zu Placido Domingo, den er abgelöst hat, nicht transponieren musste!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Dazu natürlich den Turridu, außerdem hat er regelmäßig den Alfred in Wien gesungen und vor allem den Propheten, den er im Unterschied zu Placido Domingo, den er abgelöst hat, nicht transponieren musste!


    Naja, Domingo und die hohen Töne, das war immer ein Thema für sich... Was ich mir bei Lotric nur schwer vorstellen kann: Alfredo - das liegt aber sicher daran, dass der Sänger sich von solchen Parteien wegentwickelt hat. In den letzten Jahren hat er wohl schon öfter den "Otello" gesungen - das ist eine Rolle, die seiner Stimme sicher liegt.

  • Hallo Alviano


    Zitat

    Original von Alviano
    ...
    Naja, Domingo und die hohen Töne, das war immer ein Thema für sich... Was ich mir bei Lotric nur schwer vorstellen kann: Alfredo - das liegt aber sicher daran, dass der Sänger sich von solchen Parteien wegentwickelt hat.


    Da will ich dir nicht widersprechen, aber ich habe auch nicht Alfredo sondern Alfred geschrieben. Lotric war regelmäßiger Gast als Alfred in der Fledermaus!


    (Reingefallen! :baeh01: )


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Lotric war regelmäßiger Gast als Alfred in der Fledermaus!


    In dieser Rolle werde ich ihn Sylvester auch in der BSO erleben können (vom Hörerplatz aus 8);) )

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  • Hallo Elisabeth,


    schön, dass Dir die Stuttgarter Aufführung von dieser wirklich faszinierenden Oper auch gut gefallen hat. Mir ist keine Minute lang geworden und ich denke, dass gerade diese Aufführung ein Plädoyer dafür ist, die "Troyens" ruhig öfter einmal dem Publikum vorzustellen.


    Die verschiedenen Elemente - Gesang, Darstellung, Tanz - werden sehr gut miteinander verknüpft, neben bewegten Szenen gibt es auch viele ruhigere Momente, die nie spannungslos sind und jede/r Beteiligte auf der Bühne wird integriert, niemand steht nur als anwesend in der Dekoration herum.


    Mich hat u. a. wirklich der Schluss sehr beeindruckt, weil die Gestaltung durch die Sängerin Christiane Iven ihresgleichen sucht. Eine perfekte Einheit zwischen Gesang, Ausdruck und Spiel.


    Die Inszenierungen von Joachim Schlömer sehe ich mir immer wieder gerne an. Die allererste war noch ein Abend, der ihn als Choreografen führte - eine szenische Version von Madrigalen Claudio Monteverdis für das Theater Basel. Zum einen hat mir die tänzerische Umsetzung sehr gefallen (moderne Tanzformen zwischen dem Körpertheater eines Johann Kresniks und dem Ausdruckstanz einer Pina Bausch) - aber auch die Integration der Sänger/innen in diesen Tanz: das war super, was da Sänger/innen körperlich geleistet haben, wie diese teilweise von den Tänzer/innen nicht mehr zu unterscheiden waren.


    Danach dann der "Orfeo" (Monteverdi), in Stuttgart, der "Tristan" in Hannover (die schwächste Arbeit, die ich von ihm gesehen habe, vehement abgelehnt vom dortigen Publikum, mein Sitzbar fragte mich nach bestimmten Bildchiffren, ich hatte keine Lust, ihm die Inszenierung zu erklären), das "Rheingold" in Stuttgart (ganz toll, ist auf Video oder DVD erhältlich) und vor den "Troyens" der "Traumgörge" (Zemlinsky, sehenswert) in Berlin.


    Also: "Troyens" ruhig ansehen, es lohnt sich - und vielleicht gefällt auch konservativeren Opernfreund/innen diese Produktion.

  • :hello:


    einer plötzlichen inneren Stimme folgend :yes: :yes: habe ich ihn mir vorgestern ein 2.mal angesehen...


    Ich habe noch 40 Std. später etwas weiche Knie von...........
    Ich fand die Aufführung :jubel: :jubel: -
    v.a. fand ichs Orchester (resp. Paul Daniels Dirigat) nahe Weltklasse - nochmal spürbar besser als in der wahrlich nicht schlechten Premiere...
    Nicht EIN Wackler ist mir aufgefallen
    - nur eine etwas "heissere" Solo-Querflöte (was ihm/ihr jede(r) im Saal nachgesehen haben dürfte - die Stelle ist wahrlich nicht kurz !!)


    Ich habe nachgespürt, ob mir in der Inszenierung eine - sozusagen - tiefere Dimension gefehlt hat...
    Keine Rede von...
    "Ich habe den Tiefsinn der Oberfläche entdeckt"
    ...hat Hanns Dieter Hüsch selig mal (in welchem Zusammenhang auch immer) formuliert......
    ... ist mir mehrfach während des Abends durch den Kopf gegangen !!


    ...und wieder ein nahezu ausverkauftes Haus plus ein weitestgehend mucksmäuschenstilles Publikum :] :]
    Sowas scheints im Ruhrgebiet (wo ich 20 Jahre gelebt habe) - bei so einem "exotischen Zeugs" jedenfalls - nicht zu geben :(


    Sollte ausser Alviano und mir kein(e) TaministIn eine Aufführung dieser 1.Serie gesehen haben ??
    Mit DIESEN Protagonisten wirds das wohl nimmer geben...


    :hello:
    Micha

  • Zitat

    Original von severina
    Ich habe das Gefühl, diese Inszenierung könnte mir die bislang ziemlich ungeliebte "Turandot" nahe bringen, weil sie genau in die Kerbe schlägt, die bei mir bisher jede Aufführung erzeugt hat: Das hat doch alles nichts mit Liebe zu tun!


    Da möchte ich doch kurz noch den Dirigenten der Essener Aufführung, Stefan Soltesz, zu Wort kommen lassen. Im Programmheft führt er aus, dass er schon seit Kindertagen viele "Turandot"-Aufführungen gesehen und dann später auch dirigiert hat, die er "furchtbar" fand.


    Er wirft die Frage auf, wie man Calaf als positiven Held sehen kann, wenn man bedenkt, von was für einer Frau er sich da angezogen fühlt. Auf Soltesz wirkten dieses Produktionen, so wörtlich, wie ein "chinesischer Weihnachtsmarkt".


    Für ihn findet "Turandot" in einem maroden, totalitären Staat statt, in dem eine neurotische Prinzessin Mord und Totschlag verbreitet, in dem viel Unrecht geschieht. Da wirkt auf ihn dieses "Happy End" doch sehr merkwürdig, da müsse mehr dahinterstecken - und dies zu überprüfen habe man sich mit der Essener Neuproduktion zur Aufgabe gemacht.

  • Echtes Neuland waren für mich am Freitag Humperdincks „Königskinder“ an der Bayerischen Staatsoper in München, von denen ich zuvor nur die Premierenübertragung vom 29.10.2005 im Radio gehört hatte. Wunderschöne Musik, mit der ich mich aber erst intensiver beschäftigen muss, um sie wirklich erfassen zu können (zum Werk selbst existiert hier schon ein thread: "Kniet nieder... und weint!" - Humperdincks KÖNIGSKINDER ).

    Folgende Besetzung war zu erleben:


    Musikalische Leitung Thomas Rösner
    Inszenierung Andreas Homoki
    Bühne Wolfgang Gussmann
    Kostüme Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza


    Der Königssohn Robert Gambill
    Die Gänsemagd Juliane Banse
    Der Spielmann Roman Trekel
    Die Hexe Catherine Wyn-Rogers
    Der Holzhacker Christoph Stephinger
    Der Besenbinder Ulrich Reß
    Ein Kind Talia Or
    Der Ratsälteste Andreas Kohn
    Der Wirt Rüdiger Trebes
    Die Wirtstochter Heike Grötzinger
    Der Schneider Kenneth Roberson
    Die Stallmagd Cynthia Jansen


    Obwohl ich grundsätzlich auch dem „Regiertheater“ gegenüber aufgeschlossen bin, habe ich mit dieser Aufführung meine Schwierigkeiten, wobei ich aber einräume, dass diese vor allem aus dem sehr irrealen (fast Einheits-) Bühnenbild und den meist grellfarbigen Kostümen herrühren – insbesondere die verschiedenen Schattierungen von Magenta im zweiten Akt sind schon ein deutlicher Angriff auf das persönliche Wohlbefinden, den ich nur so beschreiben kann - sorry: :kotz:


    Und offenbar ist auch diese Ausstattung (leider) geeignet, von durchaus schöner Personenführung abzulenken, die erst dann richtig zum Tragen kommt, wenn die Ausstattung nicht mehr „stört“: Sehr berührend gelingt die große(letzte) Szene von Königssohn und Gänsemagd im dritten Akt, die hier auch farblich (Weiß- und Grautöne) den inneren und äußeren Winter nachvollzieht.


    Sängerisch und musikalisch konnte ich eine sehr schöne Ensembleleistung erleben, aus der insbesondere Roman Trekel und Talia Or herausragten. Dagegen ist für mich Robert Gambill schon fast eine Fehlbesetzung für den Königssohn – die Stimme wird viel zu heldisch geführt, ohne es wirklich zu sein, so dass viele Töne gepreßt und manchmal fast knödelig klingen.


    Mein persönliches Fazit: schade, dass diese Oper so selten gespielt wird – ich jedenfalls würde sie gerne auch noch in anderen Inszenierungen sehen.


    LG, Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,


    herzlichen Dank für Deinen Bericht. Schade, dass wir die Königskinder nicht gemeinsam erleben konnten.


    Zur Inszenierung kann man eigentlich nur sagen, es ist ein typischer Homoky. Halt wie immer, ein Einheitsbühnenbild mit wenigen Veränderungen und viel Farbe.


    Wahrscheinlich reißt hier wirklich der 3. Akt alles raus, denn abgesehen vom Rollstuhl (an den Kleiderschrank als Haus hat man sich ja schon gewöhnt), ist die Schreibmaschinenpapierwinterlandschaft fast so, wie man es sich selbst auch ausmalen könnte und der Frost zog wirklich bis in den 3. Rang und löste Gänsehautattacken am laufenden Band aus. Das lag aber sicher nicht nur an dem Geschehen auf der Bühne, sondern an den, beinahe überirdischen Klängen, die aus dem Orchestergraben drangen. Was der Konzertmeister Markus Wolf da auf seiner Violine zauberte, verschlug einem fast den Atem. Er wurde sogar von seinen Kollegen gefeiert, was ja nicht so oft vorkommt, denn meist verschwinden die Musiker alle blitzartig. Auch am Bühnenausgang mußte er noch viele Hände schütteln. Es war leider zu kalt, um noch auf die SängerInnen zu warten.


    Herr Trekel ist allein schon wegen seiner schlaksigen Gestalt die ideale Besetzung für den Spielmann (auch schauspielerisch unentwegt im Einsatz), aber sicherlich auch stimmlich. Heute kam er mir wieder, im Gegensatz zur Aufnahme seiner Schubert-Lieder, sehr baritonal und voluminöser vor (blöder Begriff, aber es fällt mir kein anderer dazu ein) . War deshalb besonders gespannt auf ihn und auch auf Talia Or, der ich ja schon mal einige Tage beim ARD-Wettbewerb die Daumen gehalten habe. In dieser Inszenierung kann man sie wirklich noch für ein kleines Mädchen halten und als ich von ihr erfuhr, wie alt sie wirklich ist, hat mich das fast umgehauen. Ihr Stimme ist natürlich auch nicht mehr kindlich, aber trotzdem total passend für diese Rolle und sehr berührend. Sie singt im Gärtnerplatztheater aber auch die Pamina, die Rosina und u.a. den Amor in O&E an der BSO.
    Robert Gambill fand ich bisher immer sehr passend in dieser Rolle (habe ja Jonas Kaufmann darin noch nicht erlebt) und ich mag ihn, aber gepresste Töne habe ich durchaus vernommen. Frau Banse ist bei mir immer noch als Füchslein und als Pamina im Kopf und da bringe ich sie als Gänsemagd noch nicht so gut unter. Da habe ich Frau Dasch noch stärker als Idealbesetzung vor Augen, obwohl sie, denke ich mal, gleichwertig zu beurteilen sind.


    Alles in allem ein Opernabend, der ein gutes Gefühl hinterlassen hat.


    Liebe Grüße
    Ingrid


    PS. Las gerade eine sehr gute Rezension im WF über die Königskinder, die mir jetzt auch noch ordentlich Futter zum Nachdenken gab, insbes. über die Inszenierung und die Sängerbewertungen.

  • Liebe Elisabeth, liebe Ingrid!
    Ich hatte meinen Erstkontakt mit den "Königsindern" ja unlängst in Zürich und bin ganz eurer Meinung: Schade und unverständlich, dass diese Oper so selten auf den Spielplänen auftaucht!
    lg Severina :hello:

  • Nach den Königskindern komplettierte Verdis Un ballo in maschera mein Opernwochenende in München in folgender Besetzung:


    Gustavo III – Ramón Vargas
    Renato Graf Anckarström – Franco Vassallo
    Amelia – Violeta Urmana
    Ulrica Arvidson – Jane Henschel
    Oscar – Lana Kos
    Christiano – Christian Rieger
    Graf Ribbing – Steven Hume
    Graf Horn – Rüdiger Trebes
    Oberster Richter – Kevin Conners
    Diener Amelias – Michael McBride


    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Bayerisches Staatsorchester
    Leitung: Marco Armiliato


    Nach einer Produktion von Tom Cairns
    Aletta Collins
    Wolfgang Goebbel

    Spielleitung Elisabetta Boccaserva



    „Nach einer Produktion von…“ – ursprünglich stammt die Produktion aus dem Jahr 1994, seither ist die Inszenierung durch viele Hände mit vielen neuen Sängern gegangen. Will sagen: Regie findet in meinen Augen kaum mehr statt, es wirkt eher so, als hätten inspirierte Solisten ihre Aktionen aufeinander abgestimmt. Geradezu albern bis peinlich sind aber manche Bewegungen, die der Chor ausführen muss (Ende 1. Bild, 2. Bild Beschwörungsszene). Die Ausstattung zeigt historische Kostüme und Requisiten in einem seltsam zeitlosen Bühnenbild, das teilweise in merkwürdigen Farben ausgeleuchtet wird.


    Musikalisch gilt mein ganz großes Lob zunächst dem Staatsorchester, das wundervoll spielte - besonders seien dabei die Soli von Flöte und Cello hervorgehoben! Weniger überzeugend fand ich dagegen das Dirigat von Marco Armillato, der in breiten, schleppenden Tempi geradezu schwelgte.



    Ramon Vargas habe ich in diesem Jahr in drei Rollen in München erlebt: Alfredo, Rodolfo in Luisa Miller und jetzt als Gustavo. Lag es an der heikleren Partie oder an einer beginnenden Erkrankung (die Folgevorstellung hat er abgesagt) – in meinen Augen zeigte er nicht die gute Form, die ich von ihm kenne und schätze. Insbesondere die Höhe klang an diesem Abend sehr eng. Gleichwohl sang Vargas insgesamt sehr kultiviert – die Schlussszene gestaltet er sehr berührend und eindringlich.


    Ob sich Violetta Urmana mit dem Fachwechsel wirklich einen Gefallen getan hat? Für mich klingt nach wie vor der Mezzo sehr stark durch – die Höhe flackert. Davon abgesehen aber eine gut gesungene Amelia.


    Jane Henschel blieb für mich als Ulrica etwas blass – mir fehlte in Stimme und Interpretation das geheimnisvoll-unheimliche der Rolle. Sehr uneinig war ich mit meinen Begleitern über den Oskar der jungen Lana Kos – während ihnen die Stimme zu wenig heller Koloratursopran für die Rolle ist, beeindruckte mich gerade diese schön geführte, etwas tiefer und warm timbrierte Stimme der spielfreudigen Sängerin.


    Star des Abends war für mich Franco Vasallo als Renato Graf Anckarström. Ein vielversprechender Bariton mit einer kernigen, fast heldischen Stimme. Zu recht erhielt er schon nach der Arie „Alzati“ großen Applaus und viele Bravi, die sich zum Schlussapplaus wiederholten.


    Wer die Aufführung nachhören möchte: der Bayrische Rundfunk hat die Vorstellungen von 11. und 15.12. mitgeschnitten und sendet diese Aufnahme am 27.12.07 ab 20:05 Uhr auf Bayern 4 Klassik.


    LG, Elisabeth

  • Ich hatte gestern eine wunderbare Vorstellung der Traviata
    mit A. Hateros.P. Beczala.


    Beide Sänger harmonierten sehr gut zusammen.
    Beczala hat eine prachtvolles intaktes Timbre.
    Die Stimme von Frau Hateros besitzt ein feines Legato,was besonders beim E Strano
    zur Geltung kam.


    Das Orchester unter R. Palumbo spielte einen herrlichen Verdi.


    Ich bin noch ganz begeistert.
    Ca. 4 Wochen sah ich rau Netrebko in der gleichen Inszenierung und habe Frau Hateros bei weitem als die Bessere empfunden.


    Rita

  • Hallo Ingrid, Elisabeth,


    ich habe die Königskinder in München in der Aufführung vom 16.12. gesehen und habe einen ähnlichen Eindruck bzgl. der Inszenierung wie Elisabeth, insbesondere zum Magenta und zu der Mischung Magenta - Orange (die Kleidung des Besenbinders als Handelsvertreter im orangen Anzug und des Holzhackers als Müllmann...)


    Aber für mich ist diese Inszenierung auch nicht wirklich Regietheater. Bühnenbild und Kostüme sind zwar modern, aber ansonsten wird doch eher einfallslos am Text entlang inszeniert. Da aber eigentlich ganz gut gespielt wurde, fand ich es nicht so schlimm.


    Ich hatte den Eindruck, dass das Orchester am Anfang etwas Schwierigkeiten hatte, sich zu finden. Die Ouvertüre klang relativ unkoordiniert, aber das hat sich dann gebessert. Der Höhepunkt war für mich auch der dritte Akt - tottraurig und wunderschöne Musik...


    Mir hat Juliane Banse ziemlich gut gefallen. Roman Trekel auch, obwohl ich mir manchmal etwas Durchschlagskraft gewünscht hätte.


    Diese Oper geht übrigens auch auf das Konto dieses Forums: Ursprünglich hatte ich auch bornierte Vorurteile gegen so eine "ktischige Märchenoper", aber aufgrund der vielen positiven Beiträge insbesondere im Königskinder-Thread habe ich mich entschlossen, mein Vorurteil zu bestätigen - und es wurde aufs wunderbarste wiederlegt.


    Ich habe seit einiger Zeit die Luisi-Aufnahme, die mir auch sehr gut gefällt, leider nur ohne Libretto - aber das habe ich ja jetzt im Programm-Heft der Münchner Aufführung. Mein Mann, der ähnliche Vorurteile wie ich hatte, fand es zwar am Anfang etwas übertrieben für ein Libretto zwei teure Opernkarten zu kaufen - aber dann hat es ihm auch ziemlich gut gefallen :D


    Nochmals Dank an alle Königskinder-begeisterten im Forum.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Zitat

    Original von Mela
    Mein Mann, der ähnliche Vorurteile wie ich hatte, fand es zwar am Anfang etwas übertrieben für ein Libretto zwei teure Opernkarten zu kaufen - aber dann hat es ihm auch ziemlich gut gefallen :D
    Melanie


    Liebe Melanie,


    irgendwie muss man Deinem Mann da schon recht geben ;) Ich finde es aber trotzdem unglaublich geschickt, dass Du es auf diesem Weg geschafft hast, ihn ins Theater zu locken und wunderbar, dass es Euch dann doch gefallen hat.


    Vielleicht noch ein kleiner Tipp, falls mal wieder ein Libretto fehlt und es mit einem Opernbesuch nicht klappt, man kann die Programmhefte in dem Gebäude hinter der Oper kaufen, aber auch bestellen. Teure Opernkarten leiste ich mir schon lange nicht mehr, denn im 3. Rang oder der Galerie ist die Akustik eh viel besser.


    :hello: Ingrid

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  • Zitat

    Original von Ingrid
    Teure Opernkarten leiste ich mir schon lange nicht mehr, denn im 3. Rang oder der Galerie ist die Akustik eh viel besser.


    Stimmt - die schönste Akustik hat die Galerie! Der himmelweite Unterschied fiel mir letztens auf, als ich im schriftlichen Vorverkauf "nur" Karten für den zweiten Rang bekam: die Bühne wirkt akustisch plötzlich so furchtbar weit weg, wenn man die Galerie kennt!


    LG, Elisabeth


  • Liebe Ingrid,


    pscht, ich habe mir ja gedacht, dass man die Programmhefte auch separat kaufen kann, aber dann hätte mir ja der Vorwand für den Opernbesuch gefehlt :pfeif:


    Hm, die Galerie muss ich dann nach Euren Tips auch mal ausprobieren. Generell finde ich die Opernkarten in München ganz schön teuer, häufige Opernbesuche gehen da ganz schön ins Geld. wie ist denn die Sicht von der Galerie?


    Mein nächster Besuch in München wird voraussichtlich Tamerlano am 16.03. Bin schon gespannt.


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Liebe Mela,


    dachte mir ja schon, dass das ein sehr guter Trick war :D Natürlich verrat' ich nichts.
    Apropos Galerie: Schwindelfrei muss man da schon sein. Als ich vor Jahren mal eine Karte in der 1. Reihe Galerie Mitte bekam (wäre inzwischen eine Traumplatz für mich), saß ich einen Akt nur mit geschlossenen Augen da und mir war hundeelend. Aus Verzweiflung trank ich dann in der Pause einen Pikkolo und hinterher hat mir der Blick in den Abgrund nichts mehr ausgemacht (hätte natürlich auch anders kommen können) ;).


    Gewöhnungsbedürftig ist ein Platz da oben natürlich schon, denn die Perspektive ist verschoben und man hat das Gefühl, alle haben große Köpfe und kurze Beine :yes: (für eine Ballettvorstellung also nicht so sehr geeignet). Mein Stammplatz ist mehr im 3. Rang an der Seite, aber dafür in der ersten Reihe, denn unter den Balkonen ist die Akustik wieder miserabel. So ein Platz hat mir die Walküre mal total vermiest und selbst beim Ballett im 1. Rang konnte ich die Nähe nicht genießen, weil der Orchesterklang an der Seite, 3. Reihe ganz schrecklich war.


    Vielleicht findest Du auch für Dich und Deinen Mann mal eine Preislage und Plätze, an denen alles passt und Ihr könnt noch einige wunderbare Vorstellungen in München genießen.


    :hello: Ingrid

  • Hallo,


    gestern, am zweiten Weihnachtstag, ging es am frühen Nachmittag in Humperdincks "Hänsel und Gretel-Aufführung mit folgender Besetzung:


    Inszenierung
    Johannes Weigand


    Bühnenbild und Kostüme
    Markus Pysall


    Musikalische Leitung
    Evan Christ


    Einstudierung des Kinderchors
    Jaume Miranda


    Besetzung:


    Die Mutter
    Joslyn Rechter


    Gretel
    Elena Fink


    Hänsel
    Michaela Mehring


    Der Vater
    Thomas Laske


    Die Knusperhexe
    Cornel Frey


    Das Sandmännchen
    Hong-Ae Kim


    Das Taumännchen
    Angelika März



    Es ist eine schöne und kurzweilige Inszenierung und beinhaltet originelle Einfälle (wunderbar: die dickbäuchigen Engel).


    Natürlich gibt es keine Idealbesetzungen, aber diese Hexe ist dennoch eine =). Ich kann sie mir besser nicht vorstellen; ein solches Einfühlen und schauspielerisches Umsetzen in die Hexe habe ich nicht häufig erlebt.


    Durch das zwar bunte, aber dennoch offene und abstrakte Bühnenbild, wurde vom Geschehen nicht abgelenkt, sondern es wurde psychologisch verstärkt. Eine fesselnde Aufführung, die nicht nur (ach so leckere) Kindermäuler von Anfang bis Ende offenstehen ließ.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Aachens Theater hat (in Kooperation mit dem Theater Freiburg) eine kleine und feine Serie von Mozarts "Herrscherdramen" aufgelegt, deren erste Teile zu sehen recht lohnenswert waren.


    Es handelt sich um


    * Titus
    * Idomeneo
    * Mitridate und


    demnächst:
    * Lucio Silla



    Als Krönung der «Herrscherdramen» soll 2010 ein Opern-Marathon mit allen vier Aufführungen in Folge in Aachen und 2011 in Freiburg sein..


    Die bisherigen Aufführungen waren natürlich nicht die grossen Publikumsrenner, aber es hat doch viel Vergnügen gemacht, sie zu sehen.


    Ich hab schon mal kurz berichtet; am klarsten inszeniert und sängerisch ein großer Genuß war für mich La clemenza di Tito. Nicht so überzeugend fand ich den Idomeneo, war mir zu statisch, ganz im Gegensatz zur spannenden Inszenierung von Christof Nel in Köln 2005.


    Jetzt war ich also nach den ersten beiden Werken im Mitridate. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich das Werk gar nicht kannte. Schnell angelesen: komponiert noch ganz geprägt von der Tradition der Barockoper. Riesenerfolg bei der Premiere 1770. Auftragswerk mit starren Vorgaben zu Text und Besetzung, frühgenial umgesetzt vom jugendlichen Mozart, der das Werk im Alter von 14 Jahren geschaffen hat.


    Musikalisch fand ich den Abend sehr gut. Beherzt und temporeich dirigiert von Daniel Jacobi, das kleine Orchester mit drahtig vibratoarmen Streichern, klar und transparent. Herausragend das Spiel der Mitridate von Juhan Tralla. Er gab einen neurotischen König mit tückischen Zügen, recht treffend für einen Vater, der selbst seine Kinder des Verrats bezichtigt, sie zum Tode verurteilt und doch selbst ein Betrüger ist.
    Auch gesanglich klasse, kräftig und wohltönend zugleich. Gut gefallen haben mir auch die beiden anderen Gäste, die Sopranistinnen Aleksandra Zamojska als seine Verlobte Aspasia und Johanna Stojkovic als Sohn Sifare, warm, ohne zu forcieren.



    Die Inszenierung schließt sich etwas an die Vorgänger an; einige Bühnenbestandteile tauchen wieder auf. Das erhöht den Wiedererkennungswert. Insgesamt war es doch vielleicht etwas statisch. Ich höre, dass in Brüssel noch ein kleiner Schocker zum Schluss eingebaut wurde. Hier fehlt dann doch ein gewisser Pepp trotz aller Spielfreude.



    Was verbindet die 4 Opern?
    «Alle vier Stücke erzählen von einem Herrscher, es sind Psychogramme dieses Menschen, die zum Beispiel zeigen, dass Grausamkeit und Brutalität selbst vor Frau und Kindern nicht Halt machen», lt. Regisseur Engels. Wie verändern Macht und Herrschertum den Menschen? Was wird aus den Familien, wie entwickeln sich Kinder in dieser Abhängigkeit?


    Sicher, diese Fragen könnte man stellen. Aber das Bühnengeschehen ist doch etwas wirklichkeitsfremd, als dass wir über Macht, Abhängigkeit, Psychopathologie reflektieren. Vielleicht klappt das ja wirklich, wenn die "Herrscherdramen" en bloc 2010/2011 gespielt werden und wir uns festivalgleich ganz in sie hineinversetzen werden können.

    Beste Grüße!

  • News aus der Wiener Staatsoper:


    Wie ich heute in der "Bühne" gelesen habe , singt Adrian Eröd 2009 den Loge im "Rheingold".
    Ein Bariton als Loge...man darf gespannt sein.


    Viel Glück dabei.



    P.S.: Im Jänner singt Eröd den Beckmesser in den Meistersingern.

  • FREUNDE, DAS LEBEN IST LEBENSWERT !!!
    DIE FLEDERMAUS, Wiener Staatsoper – 31.12.2007


    Nein, keine Angst – es gab keine kurzfristige Programmänderung und es stand sehr wohl die für den Wiener Sylvester unvermeidliche „Fledermaus“ am Programm. Trotzdem erklangen am Ring auch Melodien vom Großmeister der silbernen Operettenära, Franz Lehar. Doch beginnen wir von Anfang an.


    Die bereits zum 127. Mal gezeigte Produktion nach Otto Schenk und in den Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen – die einzige, die noch die Drehbühne verwendet, entzückt noch immer das Publikum, was auch den spontanen Beifall erklärt, der bei der Ansicht des Festsaales beim Prinzen Orlofsky aufbrandete.


    Musikalisch konnte der gestrige Abend leider nicht an den hervorragenden Jahresabschluss 2006 heranreichen, zu unausgewogen waren da die sängerischen Leistungen.


    Eine „Fledermaus“ lebt vor allem von der Fähigkeit der Hauptprotagonisten, die Strauß-Melodien, aber auch die Zwischentexte, mit dem gewissen Augenzwinkern dem Publikum näher zu bringen. Dass es verdammt schwer ist, Operette auf hohem Niveau zu singen – nun, da braucht man sich ja nur landauf landab diverse Produktionen anzuschauen…


    Mit einigen wenigen Ausnahmen bestand die Besetzung aus bewährten Kräften des Hauses – was ja absolut Sinn macht, da es sich bei der Fledermaus auch um ein Ensemble-Stück handelt und die Gags auch getimt sein sollten.


    Ileana Tonca debütierte als Adele/Olga. Ihre Koloraturen waren nett anzuhören, aber in den tieferen Lagen und – tödlich bei Operette – bei den Dialogen war sie (zumindest auf der Galerie) nahezu unhörbar. Sie ist entzückend anzusehen, aber von der der Adele eigenen (und notwendigen) Schlitzohrigkeit war nichts zu spüren. Viel zu brav war sie, eher die den Octavian anschmachtende Sophie denn eine junge, karrierebewusste angehende Künstlerin. In der kleinen und von dieser Inszenierung etwas in Stich gelassenen Rolle der Ida gefiel Laura Tatulescu.


    Auch die blaue Eiche – äh .. Rosalinde – konnte nicht wirklich überzeugen. Besonders hörbar waren auch die unterschiedlichen Tempovorstellungen zwischen ihr und dem von Bertrand de Billy wunderbar animierten Staatsopernorchester. Es ist zu wünschen, dass dies in den Folgevorstellungen besser wird. Silvana Dussmann versprüht Wiener Charme mit seiner entsprechenden Doppelbödigkeit und schauspielerte gut, was aber doch nicht viele vergebene Chancen wie zum Beispiel den „Csardas“ aufwog.


    Dritter im Bunde der vergebenen Chancen war dieses Mal Bo Skovhus. Wie wunderbar spritzig und witzig kann doch die „Oh je, oh je, wie rührt mich dies..“ Szene sein, wenn die Protagonisten aufeinander eingespielt sind. Ich habe das selten so uninspiriert gesehen. Skovhus ist von der Figur und vom Gehabe her sicherlich ein idealer Eisenstein, doch er klang sehr angestrengt. Sein doch sehr heller Bariton klang ziemlich gepresst. Ob vom gesanglichen Standpunkt her der Alfred gestern die ideale Alternative zu Eisenstein war, ist auch nicht zu bejahen. Besonders im 1.Akt hatte Herwig Pecoraro mit der Partie zu kämpfen, der Gefängnisaufenthalt tat seiner Stimme jedoch gut, sodass er sich schlussendlich doch achtbar aus der Affäre gezogen hat.


    Wortdeutlich mit jeder Silbe, elegant, galant und charmant war Dr.Falke. Adrian Eröd hatte die Fäden bei der „Rache der Fledermaus“ in der Hand und zählte zu den positiven Erscheinungen des Abends. Ein weiterer Publikumsliebling der Wiener, Alfred Sramek, brillierte als Gefängnisdirektor Frank. Von unzähligen Auftritten gestählt bringt er einfach die Persönlichkeit und Begabung mit, mit ganz kleinen Gesten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und auch im dritten Akt die vom Stammpublikum bereits sattsam bekannten Gags immer wieder lustig zu gestalten.


    Peter Jelosits gab einen bewährten Dr. Stotterbock (Dr.Blind) und der Iwan Michael Kuchar war ein treuer Diener seines Herrn.


    Ein neuer Frosch gab alte Gags zum Besten. Cornelius Obonya, Nachfolger von dem an die Spitze der Wiener Volksoper gewechselten Robert Meyer, macht seine Sache tadellos. Leider wurden von ihm tagespolitische Themen kaum auf’s Korn genommen, eine kurze Andeutung zu den PISA-Studien, aber das war’s dann auch schon. Auf jeden Fall harmonierte er sehr gut mit den Routiniers in den Rollen – ein erfolgreiches Staatsoperndebüt!!


    Wirklich galareif waren an diesem Sylvesterabend neben Dirigent und Orchester (das wieder einmal bewiesen hat, dass man die Walzerklänge der goldenen Operettenära im Prinzip nur in Wien richtig zu hören bekommt) nur zwei Darsteller.


    Von der Drittbesetzung der Volksoper zu Erstbesetzung der Staatsoper. Was Direktor Holender so pointiert in einem Interview sagte, ja dass beschreibt wohl am besten den Karriereschub, den Elisabeth Kulman im vergangenen Jahr hatte. Elisabeth Orlofska III. von und zu Mnischek füllt die Rolle des fadisierten und dekadenten Prinzen Orlofski perfekt aus. Ja, es wird langweilig immer zu schreiben, dass durch ihre Russischkenntnisse sie dem Ganzen einen gewissen „Pep“ gibt. Ihr sehr erotisches Timbre in den tiefen Lagen, ihre Agilität und ihre Bühnenpräsenz machten sie zum unumstrittenen Mittelpunkt der Szenen, in denen sie anwesend war. Von der „regulären“ Besetzung erhielt sie auch beim Abschlussvorhang – zu Recht – den meisten Applaus. Aber was mir am meisten gefallen hat – diese junge Frau singt nicht nur gut, ist nicht nur hübsch und intelligent, sondern hat auch das Herz am rechten Fleck. Ihr Orlofsky sagte „Bei mir ist jeder willkommen, auch Arigona“ – BRAVA– das musste doch wirklich gesagt sein !!!!! :jubel:


    Unumstrittener Star des Abends war aber Johan Botha, der einen Sylvester-Biathlon absolvierte. Zuerst Beethoven IX im Konzerthaus und von dort gleich in die Staatsoper. Charmant in die orlofskysche Gesellschaft von Adrian Eröd eingeführt erklang plötzlich aus Lehar’s Guiditta „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Ich weiß nicht, wie lange diese Melodien schon nicht mehr am Ring zu hören waren. Die Operette hat ja einen starken Bezug zur Staatsoper, wurde sie ja dort in 1934 auch uraufgeführt. Nun, dieses Mal stand nicht Richard Tauber auf der Bühnen, sondern Botha und er spielte all seine Stärken aus – schier unendlicher Atem, schöne Phrasierungen. Natürlich fehlt der Schmelz in der Stimme, die den Vortrag perfekt gemacht hätten, aber was soll’s – man(n)/frau war beeindruckt, ergriffen. Kommentar einer Besucherin „Hast’n Tempo (Taschentuch – Anm. der Redaktion) dabei?“ :P


    Als sich schon ein wenig Enttäuschung breitmachte, dass der Stargast nur ein Lied singt, folgte noch ein weiterer Lehar-Klassiker – „Dein ist mein ganzes Herz“. Auch das „Land des Lächelns“ hat ja Wienbezug – die Urfassung unter dem Titel „Die gelbe Jacke“ erblickte das Licht der Bühnenwelt 1912 auch in Wien. Die Herzen flogen Botha nur so zu und da er ja gerüchteweise mit dem Gedanken spielt, vielleicht auch etwas in Operette zu machen – wäre er nicht ein durchaus annehmbarer Alfred für den nächsten Jahreswechsel ?!??


    Das Publikum zeigte sich applaudierfreudig, hatte es aber doch recht eilig, um ja nicht zu spät zu den diversen Sylvestermenüs zu kommen. Was noch auffiel war eine Flucht aus dem Parkett nach dem 2.Akt. Bei den von den Merkersitzen einsichtbaren Plätzen im Parkett waren im dritten Akt gezählte 25 Sitze verweist…

    Hear Me Roar!


  • Lieber Dreamhunter,
    auch mir hat dieser "Nebensatz" des Prinzen Orlofsky ungemein gefallen - im Gegensatz zu vielen anderen Besuchen, wie ich Pausengesprächen nach dem 2. Akt entnehmen konnte. Deinem BRAVA zu diesem Extempore schließe ich mich aus tiefster Überzeugung und vollinhaltlich an.


    Michael 2

  • Hallo Dreamhunter,
    ad Kulmann: Völlig richtig, derzeit eine der intelligentesten Sängerinnen, und eine fabelhafte Schauspielerin obendrein und extrem attraktiv.
    Bloß eine blöde Stimmlage: Wenn sie Sopran wäre, könnte sie die andere Konkurrenz toppen und sich mit ihr darüber auch noch in russisch unterhalten - mangels Deutschkenntnissen der anderen... :D
    Aber vielleicht sind die Stars von morgen einmal die Altistinnen...
    :hello:

    ...

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