Sturm und Musik

  • Grad durchzuckt es mich wie ein Blitz..."Unter Donner und Blitz" von J.Strauss d.J. :D :D :D
    Ich lasse das,wie alle Gewitter durchgehen...obschon diese Polka ja nicht soooo beängstigend ist...


    LG
    Raphael

  • Die zweite Klaviersonate von Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté trägt den schönen Namen "Biscaya-Sonate". Die russisch-kanadische Klavier- und Violinvirtuosin und Komponistin schrieb diese Sonate 1924 in Südwestfrankreich.


    Die vier Sätze tragen die Überschrift


    Landscape: Lento, ma non troppo. (As-Dur)
    Storm: Allegro resoluto. (f-moll)
    (After the storm): Andante. (Des-Dur)
    Final: Allegro con brio. (Ges-Dur).


    Nach der jazzartigen Gelassenheit des ersten und vor der wunderbaren Ruhe des dritten Satzes brennt die Komponistin im Sturm-Satz auf 14 Seiten ein pianistisches Feuerwerk der Extraklasse ab. Ein sehr "resolutes" Motiv, dass sich sogar nach wenigen Takten als transponierte Variante des drei-Ton-Motivs
    (c es h) des Allegro con brio ed appassionato aus Beethovens Opus 111 zeigt, jagt stürmisch durch die entlegendsten Tonarten und in pianistisch virtuosem Extremtempo durch alle Lagen des Klaviers. Im Charakter ist das Stück eine Weiterentwicklung des f-moll-Prélude aus Rachmaninoffs zweitem Buch. Allerdings überbietet der Einsatz der pianistischen und modulatorischen Mittel dieses Vorbild bei weitem. Eines der stürmischten Klavierstücke des frühen 20. Jahrhunderts. Marc-André Hamelin nahm die sechs Sonaten der Komponistin 1991 für das Label Altarus auf, aber zur Zeit steht diese Einspielung leider nicht im Katalog.

  • Hallo,


    Das Ulli es noch nicht erwähnt hat... :rolleyes:


    George Onslow: Quintett G-dur op. 76 für Violine, Viola, Violoncello Kontrabass und Klavier


    Der vierte Satz trägt den Titel: "Le coup de vent"
    Und tatsächlich: Auf- und absteigende chromatische Skalen und Glissandi sowie ausgeprägte dynamische Schwankungen malen das Heulen des Windes!


    In dem Zusammenhang sei nochmals auf die wirklich gelungene und dazu preislich angenehme CD hingewiesen:



    LG
    Raphael

  • Hallo miteinander


    Von Felix Weingartner gibt es auch eine anhörliche Sturm-Musik (Bühnenmusik zu Shakespeares Der Sturm), auf der cpo-Scheibe gekoppelt mit der 4. Sinfonie.



    Lieber Gruss von Walter

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  • Danke Walter!


    Wo grad von der Shakespeare-Ouvertüre die Rede ist:
    Joachim Raff hat auch eine solche "Sturm-Ouvertüre" verfasst. Zu erleben hier:



    LG
    Raphael

  • Ein schönes musikalisches Sturmgemälde hab' ich noch:


    Felix Mendelssohn Bartholdy, Elias op. 70


    "Nr. 19 Rezitativ mit Chor


    (...) DER KNABE
    Es gehet eine kleine Wolke auf
    aus dem Meere,
    wie eines Mannes Hand;
    der Himmel wird schwarz
    von Wolken und Wind,
    es rauschet stärker und stärker!


    DAS VOLK
    Danket dem Herrn,
    denn er ist freundlich.


    ELIAS
    Danket dem Herrn,
    denn er ist freundlich,
    und seine Güte währet ewiglich!


    Nr. 20 Chor


    DAS VOLK
    Dank sei dir Gott,
    du tränkest das durst'ge Land!
    Die Wasserströme erheben sich,
    sie erheben ihr Brausen.
    Die Wasserwogen sind groß
    und brausen gewaltig.
    Doch der Herr ist noch größer
    in der Höhe. (...)"

  • Friedrich Schiller beschreibt in seinem "LIED VON DER GLOCKE" einen Feuersturm - Max Bruch hat daraus in seinem gleichnamigen Werk eine beeindruckenden Chorsatz gemacht:


    Hört ihrs wimmern hoch vom Turm!
    Das ist Sturm!
    Rot wie Blut
    Ist der Himmel,
    Das ist nicht des Tages Glut!
    Welch Getümmel
    Straßen auf !
    Dampf wallt auf !
    Flackernd steigt die Feuersäule,
    Durch der Straße lange Zeile
    Wächst es fort mit Windeseile,
    Kochend wie aus Ofens Rachen
    Glühn die Lüfte, Balken krachen,
    Pfosten stürzen, Fenster klirren,
    Kinder jammern, Mütter irren,
    Tiere wimmern
    Unter Trümmern,
    Alles rennet, rettet, flüchtet,
    Taghell ist die Nacht gelichtet,
    Durch der Hände lange Kette
    Um die Wette
    Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
    Sprützen Quellen, Wasserwogen.
    Heulend kommt der Sturm geflogen,
    Der die Flamme brausend sucht,
    Prasselnd in die dürre Frucht
    Fällt sie, in des Speichers Räume,
    In der Sparren dürre Bäume,
    Und als wollte sie im Wehen
    Mit sich fort der Erde Wucht
    Reißen, in gewaltger Flucht,
    Wächst sie in des Himmels Höhen
    Riesengroß!
    Hoffnungslos
    Weicht der Mensch der Götterstärke,
    Müßig sieht er seine Werke
    Und bewundernd untergehen.


    Max Bruch (1838-1920)
    Das Lied von der Glocke op. 45



    LG, Elisabeth

  • Soweit ich weiß, ist der Titel durch Schindler in die Welt gekommen, der Beethoven offensichtlich mit Fragen nach dem Sinn von diesem und jenem genervt hatte und lapidar zur Antwort bekam, er solle Shakespeare's Sturm lesen. Aber Beethoven kann das nur im übertragenen Sinne gemeint haben, als Sturm der Gefühle, nicht der Wind.


    Die Gewitter-Sturm-Szene der Pastorale, (C.Kleiber)ist für mich die beste Schilderung, vor allem das Herunterfahren eines Blitzes, phänomenale Lautmalerei


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Ganz ordentlich stürmt es auch bei:


    Louis Massonneau (1766 - 1847) La tempete et le calme Sinfonie Op. 5 in C - Dur (auf Musik der Mecklenburg - Schweriner Hofkapelle - Leitung Ivar Törzs)


    Gruß


    Helge

    HERNEN

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  • Hallo,


    Mir fallen grad noch zwei Beispiele ein:


    1) Salieris Oper "Les Danaides" zeichnet in der Schlussszene die Verdammung des Danaus und der Danaiden.


    „Der Palast, von Blitzen und Flammen zerstört wird von der Erde verschlungen. Die Hölle erscheint. Man sieht den Tartarus von Blutströmen umflossen. In der Mitte der Bühne erscheint Danaüs, an einen Felsen gekettet. Seine blutigen Eingeweide werden von einem Geier verschlungen und unablässig fahren Blitze auf sein Haupt nieder. Einige Danaiden sind in Gruppen zusammengekettet, werden von Dämonen gequält und von Schlangen verschlungen; die andern, von Furien verfolgt, erfüllen das Theater mit ihren Schreien. Feuer regnet auf sie herab.“


    Vom Sturm ist nicht direkt die Rede, aber von Blitzen. Die Musik ist aber durchaus auch als Sturmmusik zu gebrauchen. :D (Nunja...was sich halt so Klassische (oder hier "Reform-") Komponisten als Sturm vorstellen...
    Die Ouvertüre finde ich zwar persönlich weitaus dramatischer als den Schlusschor - aber da kommt halt noch weniger der Sturm explizit vor...


    2) Gestern in der Strauss-Elektra viel mir eine Stelle auf:


    "Kinder will ich haben,
    bevor mein Leib verwelkt, und wärs ein Bauer,
    dem sie mich geben, Kinder will ich ihm
    gebären und mit meinem Leib sie wärmen
    in kalten Nächten, wenn der Sturm die Hütte
    zusammenschüttelt!"


    Zugegeben, ein recht kleines Detail, aber das Orchester spielt dazu einen chromatischen Lauf nach unten...


    LG
    Raphael

  • Und noch zwei,


    Francesco Salieri (also nicht DER Salieri)


    "La Tempesta die Mare"


    und jüngst Vanhal (Symphonies Vol. 4 auf Naxos)


    Sinfonie Es1 Satz IV "La Tempesta"


    Beide Beispiele sind aber eher laue Lüftchen. Viel Phantasie ist gefragt (was das Hörerlebnis allerdings nur in diesem Punkt schmählert - ansonsten ganz hervorragende Perlen aus der Mitte des 18. Jhd.)



    Wurde Linley eigentlich schon erwähnt? (Music for the Tempest)


    Holla!

    HERNEN

  • Vielleicht habe ich es überlesen.


    Richard Wagners "Der fliegende Holländer" beginnt gleich mit einem Sturm...



    DALAND
    kommt vom Felsen herab
    Kein Zweifel! Sieben Meilen fort
    trieb uns der Sturm vom sichren Port.
    So nah dem Ziel nach langer Fahrt,
    war mir der Streich noch aufgespart!



    ...ebenso der "Otello" von Verdi


    Das Volk beobachtet, wie Otello das Schiff im Sturm in den sicheren Hafen bringt.

  • Im in Beitrag 20 bereits erwähnten Eingangschor zur weltlichen Kantate "Geschwinde, ihr wirbelnden Winde" BWV 201 von Johan Sebastian Bach braust es gehörig.


    .

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



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  • Bachs Zeitgenosse Antonio Vivaldi lässt es in seinem Flötenkonzert in F-Dur RV 433 "Tempesta di Mare" stürmen. Il Giardino Armonico gibt der Musik die nötigen Impulse.



    Aber es geht noch stürmischer. Jean-Christophe Spinosi mit dem Ensemble Matheus brausen los.


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    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Ich musste gleich an den Hitchcock-Klassiker "Der Mann, der zuviel wusste" mit James Stewart und Doris Day denken.


    " The Storm Clouds Cantata"


    Komponist: Arthur Benjamin

    Arrangeur: Bernard Herrmann



    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Kit Armstrong


    A Thunderstorm


    Der Pianist veröffentlich auf seinem Kanal Musique, ma patrie! auf You Tube Werke, eigene wie solche anderer Komponisten. Corona zwingt die Künstler neue Wege zu gehen, um uns Hörer zu erreichen.


    Er gibt jeweils eine Einführung. Was er zu seinem Stück zu sagen hat, ist bemerkenswert.



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    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky