Jonas Kaufmann, von München aus die Welt erobert

  • Lieber Sixtus!
    Dürfen dann Frauen keine "Ständchen "mehr singen? Ob von Rellstab/Schubert oder Shakespeare/Schubert oder Schack/Strauß? Und vom "Ständchen" von Kugler/Brahms dürfen dann Frauen nur noch die letzten drei Worte singen? Oder die auch nicht?
    Und "Vergebliches Ständchen" geht dann nur noch zu zweit?


    Da können wir etliche tolle Einspielungen in die Tonne hauen! Wäre schade drum!
    Die Wesendonck-Lieder von Konya würde ich zu retten versuchen. Die Aufnahme von Kaufmann könnte ich entbehren.


    Ganz sicher würde ich für die Rettung der "Winterreise" von Brigitte Faßbaender kämpfen. Sie ist mir wichtiger als die von Kaufmann!


    Ich glaube wir sollten dabei bleiben was Rheingold gesagt hat:

    Zitat

    Es muss nur gut sein.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Sixtus, ich verstehe Deine Einwände gut und habe eigentlich auch in diese Richtung gedacht. Neulich bin ich auf eine Box mit der französischen Altistin und Dirigentin Natalie Stutzmann gestoßen. Sie ist nach meiner Beobachtung die einzige Sängerin, die nicht davor zurück schreckte, gleich alle drei Schubert-Zyklen, nämlich "Winterreise", "Die schöne Müllerin" und "Schwanengesang" einzuspielen. Die Aufnahmen sind zwischen 2003 und 2008 entstanden. Für die Begleitung ist Inger Södergren zuständig, der die Sängerin nach eigenem Bekunden sehr viel zu verdanken hat. Ohne die Begegnung mit ihr, hätte sie "vielleicht niemals die Liederzyklen von Schubert aufgezeichnet", sagt sie in einem Interview, das im Booklet abgedruckt ist. Darin wird sie auch gefragt, "ob auch andere Altistinnen Schubert aufgezeichnet haben". Antwort: "Ich habe danach gesucht, ohne Erfolg…. Kathleen Ferrier hätte es hervorragend machen können, doch vielleicht wagte sie es nicht; schließlich sprechen wir von einer Zeit, in der es für Frauen nicht zum guten Ton gehörte, Lieder mit männlichen Erzählfiguren zu singen." Was nun? Die Ferrier hat sehr wohl Lieder von Schubert, nach denen ganz allgemein gefragt worden war, eingespielt, die Altistinnen Maria Olszewska, Sigrid Onegin und Ernestine Schumann-Heink auch. Ganz offensichtlich nur nichts aus den besagten Zyklen. Das hätte redaktionell deutlicher gemacht werden können. Und Lotte Lehmann hat sich an ihre "Winterreise" immerhin bereits 1931 gewagt. Und weiter im Interview: "Die Dinge haben sich seither ein wenig geändert, auch wenn es immer noch einige hartnäckige Frauenfeinde gibt! Doch würde man sich um die kümmern, wäre das solistische Repertoire der Frauen überaus beschränkt." Nathalie Stutzmann gibt sich kämpferisch. Das ist ihr gutes Recht. Nur hat sie nicht so ganz Recht. Wer würde schon den Frauen ihr Repertoire streitig machen wollen. Niemand hat die Lieder gezählt, die jemals für Frauenstimmen komponiert wurden, idiomatisch und inhaltlich. Dabei müssen Frauen nicht zwangsläufig auch als Erzählerinnen in Erscheinung treten. Ob die nicht gar in der Mehrzahl sind? Es ist die alte Frage, ob es Sinn macht, dass Frauen beim Liedgesang in die Männerrollen schlüpfen und umgekehrt. Mir ist es prinzipiell egal. Immerhin ist Fischer-Dieskau nicht der Versuchung unterlegen, zum Beispiel "Gretchen am Spinnrade" in seine große Edition der Schubert-Lieder aufzunehmen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Immerhin ist Fischer-Dieskau nicht der Versuchung unterlegen, zum Beispiel "Gretchen am Spinnrade" in seine große Edition der Schubert-Lieder aufzunehmen.


    Aber "Ellens dritter Gesang", das sogenannte "Ave Maria" von Schubert singen fast nur noch Tenöre: Von Mario Lanza bis Florez! Dabei nutzen sie meist nicht den deutschen Text sondern den englischen oder italienischen:



    Scott’s Hymn to the Virgin


    Ave, Maria! maiden mild!
    Oh listen to a maiden’s prayer;
    For thou canst hear tho' from the wild,
    And Thou canst save amid despair.
    Safe may we sleep beneath thy care
    Tho' banish'd outcast and reviled,
    Oh, Maiden hear a maiden’s prayer.
    Oh Mother, hear a suppliant child!
    Ave Maria!


    Ave, Maria! undefiled!
    The flinty couch we now must share,
    Shall seem with down of eider piled
    If Thy protection hover there.
    The murky cavern’s heavy air
    Shall breath of Balm if thou hast smiled;
    Then, Maiden hear a maiden’s prayer.
    Oh Mother, hear a suppliant child!
    Ave Maria!


    Ave, Maria! stainless-styled!
    Foul demons of the earth and air,
    From this their wonted haunt exiled,
    Shall flee before thy presence fair.
    We bow us to our lot of care
    Beneath Thy guidance reconciled,
    Hear for a maid a maiden’s prayer;
    And for a father bear a child!
    Ave Maria!

    Storcks Übersetzung


    Ave Maria! Jungfrau mild,
    Erhöre einer Jungfrau Flehen,
    Aus diesem Felsen starr und wild
    Soll mein Gebet zu dir hinwehen.
    Wir schlafen sicher bis zum Morgen,
    Ob Menschen noch so grausam sind.
    O Jungfrau, sieh der Jungfrau Sorgen,
    O Mutter, hör ein bittend Kind!
    Ave Maria!


    Ave Maria! Unbefleckt!
    Wenn wir auf diesen Fels hinsinken
    Zum Schlaf, und uns dein Schutz bedeckt
    Wird weich der harte Fels uns dünken.
    Du lächelst, Rosendüfte wehen
    In dieser dumpfen Felsenkluft,
    O Mutter, höre Kindes Flehen,
    O Jungfrau, eine Jungfrau ruft!
    Ave Maria!


    Ave Maria! Reine Magd!
    Der Erde und der Luft Dämonen,
    Von deines Auges Huld verjagt,
    Sie können hier nicht bei uns wohnen,
    Wir woll’n uns still dem Schicksal beugen,
    Da uns dein heil'ger Trost anweht;
    Der Jungfrau wolle hold dich neigen,
    Dem Kind, das für den Vater fleht.
    Ave Maria!


    Ich amüsiere mich eigentlich immer darüber.
    Aber warum soll Herr Pavarotti nicht die Fähigkeit haben, in die Rolle einer Jungfrau zu schlüpfen?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich wollte es ja erst nicht machen, weil es heute kein runder Geburtstag ist, aber jetzt tue ich es doch, nachdem ich den neuen Kaufmann-Thread gelsen habe, und gratuliere ihm auch hier zim


    48. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Am 15. September 2017 wird das neue Album "L'Opera" von Jonas Kaufmann erscheinen.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Lieber Manfred,


    Was singt er denn?
    Der Titel deutet auf französisches Repertoire! Vielleicht Halevy, Meyerbeer, Saint Saens, Massenet, Bruneau und Reyer?
    Ich bin gespannt!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Was singt er denn?
    Der Titel deutet auf französisches Repertoire! Vielleicht Halevy, Meyerbeer, Saint Saens, Massenet, Bruneau und Reyer?

    Lieber Caruso,


    leider habe ich noch keine Titelliste gefunden. Amazon nennt immerhin schon die Komponisten: Gounod, Massenet, Bizet, Offenbach, Berlioz und Lalo.


    Ich bin gespannt.


    Herzliche Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Schade, lieber Manfred,


    es sieht nicht so aus, als ob Kaufmann sich an etwas abgelegenes Repertoire traut!
    Dabei könnte er es sich doch leisten: Er hat viele Fans und die kaufen seine Aufnahmen sowieso!


    Apropos Tenor: Hast Du schon mal Dovlet Nurgeldiyev gehört? Ein wunderbarer Tenor, den Ralf Reck in dem "Neue Stimmen"-Thread vorgestellt hat. Hörenswert!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ohne Gewähr:


    JONAS KAUFMANN - "L'OPERA"
    OUT ON SEPTEMBER 15th - PREORDER ON AMAZON OR FNAC
    TRACKLIST:
    01 Massenet : Werther “Pourquoi me réveiller, ô souffle du printemps”
    02 Massenet : Manon “Toi! Vous! Oui c’est moi…N’est-ce plus ma main” (avec Sonya Yoncheva)
    03 Massenet : Manon “Instant charmant, où la crainte…En fermant les yeux”
    04 Massenet : Le Cid “Ah! Tout est bien fini… Ô souverain, ô juge, ô père”
    05 Bizet : Les Pêcheurs de perles “C’est tout …au fond de temple saint” (avec Ludovic Tezier)
    06 Bizet : Carmen “La fleur que tu m‘avais jetée”
    07 Gounod : Roméo et Juliette “L’amour! L’amour!... Ah! Lève-toi soleil”
    08 Offenbach : Les Contes d‘Hoffmann “O Dieu. De quelle ivresse”
    09 Berlioz : La Damnation de Faust “Merci, doux crépuscule”
    10 Berlioz : Les Troyens “Inutiles regrets”
    11 Meyerbeer : L‘ Africaine “Pays merveilleux”
    12 Lalo : Le Roi d‘Ys “Vainement ma bien-aimée”
    13 Halévy : La Juive “Va prononcer ma mort….Rachel, quand du Seigneur la grâce tutélaire” & Cabaletta
    14 Thomas : Mignon “Elle ne croyait pas dans sa candeur naïve”


    (Quelle https://www.facebook.com/Laura…9/posts/881170785381783:0, zuletzt aufgerufen 19.07.2017)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Danke für die Recherche. Die CD interessiert mich auch. Allerdings hätte ich mir nicht so viele alte Bekannte gewünscht. Mehr Berlioz und Reyer wären schön gewesen! Caruso hat völlig Recht mit der Bemerkung, dass sich Kaufmann immer verkauft. Mehr Wagnis bei der Auswahl wäre gewiss kein Risiko gewesen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Besten Dank, liber MSchenk!


    Man muss wohl doch zu Facebook- oder sich einfach auf MSchenk verlassen !!!


    Das Programm finde ich schon etwas enttäuschend. Warum denn Carmen und Werther? Die hat man von ihm schon in mehreren Aufnahmen.
    Und nur die gängige Arie des Vasco. Warum wagt er nicht den Jean aus dem "Prophete"? Es muss ja nicht die Romanze aus den ersten Akt sein. Wäre wohl nicht sein Ding! Aber die Vision und Hymne müssten Kaufmann in dem jetzigen Stadium seiner Karriere doch liegen? Und das Trinklied? Und natürlich wäre er als Sigurd sicher auch bestens besetzt.
    Sehr schade!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich bin mit dem Programm völlig einverstanden, mehr noch ich bin begeistert!



    Sein französisch ist vortrefflich, allein der Berlioz wäre die CD wert...
    La Damnation de Faust, „Merci, doux crépuscule!" und Les Troyens, „Inutiles regrets! Je dois quitter Carthage!"
    ...das trifft genau den Ton der Musik von Berlioz!
    Aber auch das wunderbare Duett aus Manon, „Toi! Vous!... N'est-ce plus ma main que cette main presse?" mit Sonya Yoncheva ist superb! usw......!!!!! Das Duett mit Ludovic Tézier aus den Perlenfischern, obwohl bei vielen vielleicht etwas abgeschmackt, ist wundervoll interpretiert, die beiden harmonieren 1A, da könnte man sich eine Duett CD wünschen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco, obwohl ich immer gern mit Dir übereinstimme, in diesem Falle fällt es mir schwer. Wer die neueste CD mit den Ohren des Fans hört, kommt wohl zu anderen Ergebnisse als jemand, der Kaufmann bei aller Liebe inzwischen etwas distanzierter gegenübersteht. Gerade mit dem Duett aus den "Perlenfischern" kann ich schon deshalb nichts anfangen, weil der Unterschied der Stimmen von Nadir und Zurga verwischt. Es fällt mir schwer, beide auseinanderzuhalten. Es klingt auch zu erdenschwer und nicht leicht und duftig genug. Kaufmann stemmt sich durch die ganze CD, vielleicht mit Ausnahme von "Manon". Er ist, wie ich finde, auf dem Wege zum Bariton. Und ich bin davon überzeugt, dass er nach einem Fachwechsel an seine enorme Begabung wieder wird anschließen können.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Sein französisch ist vortrefflich, allein der Berlioz wäre die CD wert...


    Gerade für Berloz ist sein Timbre besonders gut geeignet. Schade, dass er damals die Trojaner-Serie in London absagen musste. Auch seine Interpretation von "pays merveilleux" finde ich sehr gelungen.



    Er ist, wie ich finde, auf dem Wege zum Bariton.


    Warum man ihn immer unbedingt in das Bariton-Fach abdrängen möchte, begreife ich nicht. Für mich klingen seine Höhen nicht angestrengt. Da ich Tenöre mit baritonal gefärbtem Timbre besonders mag, bin ich sehr froh, dass wir diesen Tenor haben.


    :hello:


    Jolanthe

  • Hallo lieber Rheingold1876, hallo liebe Jolanthe, zuerst zum Duett möchte ich sagen das man beide schon auseinanderhalten kann, denn das Timbre der beiden ist schon unterschiedlich. Woher das immer kommt mit dem Bariton ist mir bis heute ein Rätsel,
    ich höre Kaufmann von Anfang an als Tenor und mir kam nie dieser Gedanke, denn die Höhe ist immer da und keineswegs angestrengt! :) , nein der stemmt sich wahrlich nicht durch die CD!
    Kaufmann singt auf der neuen CD sehr differenziert und mit einer Ausdruckspalette die schon enorm ist.


    Ich muss Jolanthe Recht geben, auch ich bin froh dass es ihn gibt!!!!


    LG Fiesco


    Gesangsstimmen werden seit jeher immer sehr unterschiedlich wahrgenommen nd deswegen habe ich Ohren um zu hören, denn
    das Timbre ist das entscheidende für jeden einzelnen, und das macht die Unterschiede aus, da fängt auch das mit dem gefallen an!

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Das Duett mit Ludovic Tézier aus den Perlenfischern, obwohl bei vielen vielleicht etwas abgeschmackt, ist wundervoll interpretiert, die beiden harmonieren 1A, da könnte man sich eine Duett CD wünschen!


    Es will mir nicht in den Kopf hinein, warum das herrliche Duett aus den Perlenfischern abgeschmackt sein soll. Sehr oft lese ich bei sogenannten Opernhits abgenudelt, verschlissen, aus der Zeit gefallen usw. Meistens handelt es sich dabei um Stücke mit Ewgkeitswert, durch die Generationen von Opernfreunden an das Musiktheater herangeführt wurden. Also Vorsicht mit solchen Pausschalurteilen - lieber Fiesco hier bist Du keinesfalls gemeint. Es reizt mich jedoch zum Widerspruch, wenn ich so etwas lese. Ich schmelze immer noch dahin, wenn ich zum Beispiel das Ave Maria gesungen von Beniamino Gigli hören kann. Pure Begeisterung über Stimme und Ausdruck auch wenn von Puristen gerade die Bach-Gounod- Aufnahme oft als Schmonzette abqualifiziert wird. :jubel:
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich kann Dich gut verstehen, lieber operus. Und hier mal ein Beispiel dafür, wie notwendig es ist, dass nicht vergessen wird, wie dieses Duett gesungen werden kann:



    Es geht mir nicht darum, immer die Alter herauszubuddeln. Nur, wie die singen, das sollten die Heutigen genau studieren. Im übrigen liegt mir übehaupt nichts daran, Jonas Kaufmann ins Bariton-Fach abdrängern zu wollen, wie das Jolanthe ausdrückte. Wie sollte das auch geschehen? Ich bin weder sein Lehrer, noch Berater, noch sein Agent oder Manger. Ich nehme für mich nur in Anspruch, ganz gut hören zu können. Mehr nicht. Ich habe die Karriere dieses Tenors seit seinen völlig unspektakulären Anfängen, die teilweise sogar offiziell dokumentiert sind, nie aus dem Blick gelassen und die Begeisterung im Publkum geteilt. Das schließt doch aber nicht aus, sich den kritischen Blick zu bewahren, aus Anteilnahme zu bewahren. Natürlich verstehe ich, wenn seine Fans nicht die geringste Kritik zulassen wollen und das sogar als gegen sich und ihr Urteilsvermögen gerichtet empfinden. Die Welt wäre doch ärmer ohne diese leidenschaftliche Begeisterung und Treue. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ja, der Jussi Björling war zweifellos einer der Allergrößten und singt den Nadir wirklich ganz wunderbar, scheint mir überhaupt für dieses Fach geeigneter zu sein als für manche Verismo-Partie im italienischen Fach.


    Und sein würdiger Nachfolger in eben jenem französischen Fach ist heute für mich nicht Herr Kaufmann, sondern Herr Calleja. :)



    :rolleyes:


    "Man" kann also auch heute noch kultiviert und klangschön singen. :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und sein würdiger Nachfolger in eben jenem französischen Fach ist heute für mich nicht Herr Kaufmann, sondern Herr Calleja


    Calleja ist sicher ein hervorragender Sänger, aber seine Stimme gefällt mir nicht und berührt mich nicht.


    :hello:


    Jolanthe

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  • .....Und sein würdiger Nachfolger in eben jenem französischen Fach ist heute für mich nicht Herr Kaufmann, sondern Herr Calleja...... :)


    Danke, lieber Stimmenliebhaber, für die Einstellung !!


    Ich habe Kaufmann zwar noch nicht auf seiner neuen CD gehört, aber kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass er diese Romanze so magisch schön singt! Er hat ja fleißig an seinem Französisch gefeilt und sich auch den französischen Gesangsstil durch das Studium großer Vorbilder erarbeitet. Aber irgendwie klingt es doch immer studiert! Da stimmen eigentlich Intonation, Diktion, Atemführung, klare Linienzeichnung, stimmige Phrasierung, farbliche Schattierung; aber: dies verwandelt sich nicht in den Zauber, den andere Interpreten in diesen Stücken entfalten! Zum Beispiel etwa Joseph Calleja!
    Aber ehe ich das im einzelnen konkretisiere, muss ich doch erst mal die CD hören.


    Übrigens: in dem Thread Welche Arie von welchem Tenor?
    wurde ab Beitrag 86 eingehender über die Frage nach den besten Interpreten für die Romanze des Nadir diskutiert!
    Es lohnt sich vielleicht, da noch mal nachzulesen!


    Auch über das Duett aus den Perlenfischern gibt es eine Diskussion, in der manche wichtige Gesichtspunkte vorgebracht wurden. Ich verweise mal auf meinen Beitrag. Vorher und nachher gibt es viel Lesenswertes!
    Bizet: Die Perlenfischer


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber irgendwie klingt es doch immer studiert! Da stimmen eigentlich Intonation, Diktion, Atemführung, klare Linienzeichnung, stimmige Phrasierung, farbliche Schattierung; aber: dies verwandelt sich nicht in den Zauber, den andere Interpreten in diesen Stücken entfalten! Zum Beispiel etwa Joseph Calleja!

    Lieber Caruso,


    Du bringst es auf den Punkt. Oft klingt alles in der Tat nicht locker, natürlich, sondern bemüht und gewollt. Auch gesangstechnisch scheinen mir die Übergänge in den Registern noch immer nicht ganz flüssig und problemlos zu sein. Dabei schätze ich Jonas Kaufmann in seiner Art, seiner Intelligenz und seiner fantastischen Bühnenerscheinung vor allem im deutsche Fach sehr.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Es geht mir nicht darum, immer die Alter herauszubuddeln. Nur, wie die singen, das sollten die Heutigen genau studieren.

    Lieber Rheingold, es gibt schon Gründe dafür, warum Björling/Merrill bis heute unvergessen sind und es viele Sänger nachfolgender Generationen schwer haben, diese Qualität zu erreichen. Vielleicht sind neue Stimmen aus komerziellen Gründen schneller abgenutzt??


    Da es hier um Kaufmann geht, möchte ich nochmals sagen, daß es Rollen gibt, in denen er mir gefällt. Die Adriana Lecouvreur (London, mit Gheorghiu) gehört dazu, auch als Turiddu fand ich ihn ganz gut. Die CD´s die ich mit ihm habe, bieten auch ganz gut hörbare Nummern (z.B. Andre Chenier, Mefistofele), aber die Mehrzahl gefällt mir nicht. Seinen Don Jose finde ich ganz furchtbar, seine Operttenlieder einfach grausam, und selbst als Lohengrin würde ich Vogt bevorzugen (was wohl an den schrecklichen Inszenierungen liegen mag, die ich gesehen habe (z.B. Mailand, München usw. Eigentlich habe ich keinen Lohengrin mit ihm gesehen, wo ich begeistert gewesen wäre). Aber ich vestehe, daß er auch seine Fans hat, wohl besonders unter dem weiblichen Geschlecht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • BR Klassik Radio überträgt heute ab 16.00 Uhr die Premiere des Parsifals aus der Münchener Staatsoper mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle.


    Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen
    Parsifal - Jonas Kaufmann
    Amfortas - Christian Gerhaher
    Titurel - Bálint Szabó
    Gurnemanz - René Pape
    Klingsor - Wolfgang Koch
    Kundry - Nina Stemme
    und andere
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Bayerisches Staatsorchester
    Leitung: Kirill Petrenko


    :hello:
    Jolanthe

  • Den Parsifal gibt es am 8.7.2018 auf der Seite Bayerische Staatsoper TV kostenlos als Livestream. Aber vorsicht laut Akt Bschreibung im Radio ist die Aufführung nichts für die Taminos die Anhänger von werkgerechten Inszenierungen sind.

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  • Interview mit dem Regisseur


    Ja, lieber Rodolfo, da schickt sich also dieses Haus im Bunde mit einem sehr berühmten Tenor und einem der gefragtestens Dirigenten der Gegenwart zu einer ungeahnten Verunstaltung eines echten deutschen Kunstwerkes an. Schon wieder diese Bayern... Auf nichts kann man sich mehr verlassen. :jubel:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hat eigentlich jemand das Konzert von Jonas Kaufmann gestern (15.09.2018) auf 3 Sat gesehen??
    Als zugestanden Nicht-Kaufmann-Fan war ich dabei, weil nichts anderes im TV lief. Zunächst fand ich die Moderation von Desiree Nosbusch sehr gut, die sich vorteilhaft präsentierte und andere Moderatorinnen z.B. Anette Gerlach oder auch Senta Berger deutlich ausstechen konnte. Sie redete nicht zu viel, versuchte nicht, nicht vorhandenes Fachwissen zu präsentieren, kurz: sie störte nicht.
    Das Berliner Rundfunksinfonieorchester machte einen guten Job, die Waldbühne (die nicht ausverkauft war!!) konnte sich dank wunderbarer Lichtgestaltung hervorragend präsentieren.


    Als Gast war auch der Mezzo Anita Rachvelishvili (der Name ist sehr gewöhnungbedürftig!!), die stellenweise Jonas Kaufmann stimmlich die Show stahl. Mitreißend das hochdramatische Duett aus der Cavalleria.
    Nun zum Hauptakteur. Zunächst fand ich sein Programm sehr gut. Neben einigen italienischen Arien (weniger gelungen für mich das Eröffnungslied "Cielo i mar", wo Kaufmann bei den ersten Takten Intonationsprobleme nicht verbergen konnte) wurden Lieder italienischer Komponisten geboten, und Kaufmann bewies ein tolles Stehvermögen. Von den 2 Stunden Konzertübertragung war Kaufmann sicher knapp 90 Minuten aktiv, das muß man ihm erst einmal nachmachen. Und mir hat er bewiesen, daß er doch einer der führenden deutschen Tenöre ist. Gegenüber früheren Auftritten (z.B. seinen Operettendarbietungen) fiel mir auf, daß er kaum im Falsett sang und seine Bruststimme in der Höhe an Kraft und Ausdruck zulegen konnte. Sicher, er hat nicht den Glanz von Domingo oder Pavarotti oder Corelli, aber ihm gelang jeder hohe Ton (nach meiner Meinung) fehlerlos, ohne zu stemmen. Seine tiefe Lage war schon immer gut. In der Mittellage klang seine Stimme nach meiner Meinung mitunter kehlig, gepreßt. Aber das habe ich ihm verziehen. Es war das erste Konzert mit ihm, in welchem er mich überzeugte. Das trifft auch zu auf seinen Abschied mit "Nessun dorma".
    Kaufmann hat ohne Zweifel die Ausstrahlung, die ein Tenor braucht, wenn er nicht einen epileptischen und lächerlichen Lohengrin geben muß. Ich war mir mit meiner Frau einig darüber, daß wir bei diesem Konzert gerne dabei gewesen wären. Es war ein emotionell gutes, prächtige Stimmung verbreitendes Konzert.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber LaRoche,


    ich habe das Konzert in der (nicht wesentlich) verkürzten Fassung schon vor einiger Zeit im ZDF gesehen, war aber nicht so begeistert wie du. Dass Desiree Nosbusch nicht störte, kann ich nicht bestätigen, denn sie quatschte nach meiner Erinnerung schon gleich zu Anfang in die Ouvertüre zur sizilianischen Vesper hinein. Zugute halten musste man ihr allerdings, dass Sie nicht so viel gefaselt hat wie etwa Anette oder Barbara.
    Das Konzert bestand - abgesehen von der Arie aus La Gioconda, den Szenen aus Cavalleria Rusticana und der Zugabe, die natürlich das Publikum allein wegen ihres Bekanntheitsgrades hinriss - überwiegend aus italienischen Canzone und Filmmusik von Nino Rota. Wenn man diese Canzone, von Pavarotti gesungen, im Ohr hat, dann fielen sie in meinen Ohren doch dagegen ab. Nachdem ich Kaufmann in Rollen wie dem Epilepsiegrin oder dem Fidelio in Salzburg gesehen habe, hat er bei mir auch an Beliebtheit gelitten und auch in diesem Konzert gefiel mir manches an seinem Äußeren nicht besonders. Ich hatte den Eindruck, dass er sich an einigen Stellen recht schwer tat, aber das mag auch an der Kameraeinstellung (Nahaufnahme) gelegen haben.
    Dass trotz des Bekanntheitsgrades von Kaufmann die Waldbühne nicht ausverkauft war, wundert mich zwar. Doch ich selbst habe einmal in einer abendlichen Diskussionsrunde in Ölbronn geäußert, dass ich seinetwegen nicht in die Oper gehen würde, wenn es keine vernünftige Inszenierung wäre, was natürlich bei den Liebhabern des Sängers Irritationen hervorrief. Ich ziehe aber manche der heutigen Tenöre (z.B Beczala) bei weitem vor. Natürlich waren die Zuschauer von diesem mehr volkstümlichen Programm durchaus hingerissen (wäre ich vielleicht auch gewesen, wenn ich diese Canzone nicht mit anderen Sängern im Ohr gehabt hätte)
    Ich habe daher gestern Abend nicht noch einmal eingeschaltet.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,
    wir sind ja in der Beurteilung von Inszenierungen auf einer Wellenlänge. Daher kann ich verstehen, daß Kaufmann nicht zu Deinen und auch nicht zu meinen Lieblingssängern gehört, da er uns mit vielen verhunzten Darbietungen optisch doch arg enttäuscht hat. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, das Waldbühnenkonzert anzusehen und anzuhören. Es stand unter dem Motto "italienische Nacht" und war so konzipiert und nicht als Opernabend. Ich habe es eigentlich genossen, Kaufmann einmal so zu erleben. Mir haben viele der Kanzonen und auch die Interpretation gefallen, zumal er nicht in das bei mir ungeliebte Singen mit der Kopfstimme zurückgegriffen hat. Nicht alle waren gleich gut gelungen, kein Wunder bei ca. 15 Auftritten. Über seine weißen Turnschuhe sollten wir nicht reden, ich fand sie geschmacklos.


    Ich hatte ihn in meinem Beitrag als einen der führenden deutschen Tenöre bezeichnet, und das hat er mir bestätigt. Sein Timbre ist völlig anders als der lyrische Klang Beczalas, dem ich gerne bescheinige, daß ich ihn in vielen Rollen bevorzugen würde. Kaufmann ist und bleibt ein "Held" mit dunkler Stimmfärbung, der in der Lage ist, auch Töne bis zum "C" zu singen. Sie klingen anders als bei Pavarotti oder Corelli, aber er kann es. Er polarisiert, wie auch viele Politiker heute polarisieren. Ich würde ihn mir jederzeit ansehen im Lohengrin, aber niemals in den Inszenierungen, in denen er sich zur Zeit präsentiert, von Mailand bis Müchen und sonstwo.
    Desiree Nosbusch hat mich durch fachlich gute und kurze, nicht störende Beiträge überzeugt. Daß sie gerade bei der Eingangsouvertüre dazwischen gequatscht hat, das fand ich auch unangenehm. Und restlos begeistert waren Hannelore und ich von der fabelhaften Beleuchtungschoreographie der Waldbühne. Das war ein Meisterwerk.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    was die Waldbühnenkonzerte angeht, habe ich in den letzten Jahre fast alle - außer diesem - aufgenommen. Die Beleuchtung ist schon sehr ansprechend. Noch schöner finde ich die Beleuchtung bei den Sommernachtskonzerten aus dem Garten von Schloss Schönbrunn, die ich ebenfalls viele Jahre gespeichert habe. Dieses Jahr fand ich sie dort besonders eindrucksvoll.
    Wie schon gesagt, ich habe sehr viele - vor allem neapolitanische - Canzone von Pavarotti gesungen auf CD, vor allem das von mir seit früher Jugend geliebte "Catari (Core n'grato)", dessen Worte ich im neapolitanischen Dialekt auswendig kenne. Da hat mir die Interpretation von Kaufmann nicht so zugesagt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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