ALBERT, Eugen d': TIEFLAND

  • Eugen D'ALBERT
    Tiefland
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    Musikdrama in 2 Akten und einem Prolog


    Libretto: Rudolf Lothar, nach dem Schauspiel „Terra baixa“. von Angel Guimera


    Uraufführung: 12.November 1903 in Prag (Neues Deutsches Theater)


    Aufführungsdauer: ca.135min


    Die Handlung spielt im orientalischen Märchenland
    Zeit: Märchenzeit



    Die Personen


    Sebastiano - ein reicher Grundbesitzer (Bariton)
    Pedro - ein Hirte (Tenor)
    Nando - ein Hirte (Tenor)
    Tommaso - der Dorfälteste (Bass)
    Morruccio - ein Mühlknecht (Bariton)
    Marta - Pflegetochter des Sebastiano (Sopran)
    Nuri - Freundin Marthas (Sopran)
    Pepa - Magd (Sopran)
    Antonia - Magd (Sopran)
    Rosalia - Magd (Alt)
    Dorfbewohner


    PROLOG: In den Pyrenäen


    Pedro hütet schon seit langer Zeit die Schafherde des Landbesitzers Sebastiano.
    Er lebt einsam in dem Gebirge und hat keinen Kontakt zu den Menschen im Tiefland – Pedro wünscht sich jedoch eine Lebensgefährtin. In einem Traum sieht er eine schöne Frau, die ihm gehören soll. Kurz darauf erscheint Sebastiano nebst Tommaso und Martha.
    Martha ist Sebastianos Ziehtochter, die dieser einem umherziehenden Vagabunden abgerungen und mehrfach missbraucht hat. Sebstiano will nun Martha und Pedro Verheiraten um das Gerede, welches im Dorf über ihn, Sebastiano, gemacht wird abzustellen. Sebastiano selbst hat Schulden und will deshalb eine reiche Frau heiraten. Neben Martha lockt Sebastiano Perdro auch noch mit dem „Müller-Job“ im Dorf. (Sebastiano möchte auf seine „Tochter“ auch in Zukunft nicht verzichten und plant weitere sexuelle Übergriffe) Martha empfindet den etwas dümmlichen Pedro und die erzwungene Heirat als abstoßend und flieht ins Teifland – Pedro verfolgt sie.


    1.AKT: Im Tiefland


    Die drei Mägde Pepa, Antonia und Rosalia fragen Morruccio nach der geplanten Hochzeit Marthas aus – dieser schweigt jedoch und siebt weiter das Korn. Die drei Mägde treffen auf Nuri, welche offenbar eine „Plaudertasche“ ist und gerne Tratscht. Bei ihr erfahren die Mägde über Marthas Vergangenheit und über die Zwangshochzeit zwischen ihr und dem Hirten Pedro, welche noch am selben Tag stattfinden soll. Martha kommt und vertreibt die drei Mägde, Nuri darf bleiben und Martha schüttet ihre Sorgen vor ihr aus. Es kommen Pedro, Sebastiano und die Dorfbewohner um Martha zu Hochzeit abzuholen. Martha versucht noch einmal Sebastiano von der Zwangsheirat abzubringen – dieser lehnt jedoch ab und kündigt sein Erscheinen im Zimmer während der Hochzeitsnacht an. Während des Brautzuges erfährt Tommaso von Morruccio, die Wahrheit über Sebastiano. In der Brautnacht begibt sich Martha nicht in die Kammer (um Sebastiano zu entgehen) hält sich aber auch vor Pedro verschlossen - dieser ist verwirrt und zunächst hilflos. Dann erzählt er Martha eine „Wolfsgeschichte“, welche diese in ihren Bann zieht – Sie revidiert ihre Meinung über den erst für so dümmlich gehaltenen Pedro und erkennt, dass dieser Herz und Gefühl hat.
    Dann sieht Martha Licht in der Kammer; Sebastiano ist hereingekommen, findet aber Martha nicht vor. Diese verbringt die Nacht von Pedro bewacht in der Stube.



    2.AKT: Im Tiefland


    In Martha keimt die Liebe zu Pedro immer weiter und sie beichtet Tommaso ihr "Verhältnis" zu Sebastiano. Tommaso hält es für wichtig, dass Martha auch Pedro davon in Kenntniss setzt.
    Dieser ist bei der Benachrichtigung entsetzt und wuterfüllt und möchte wieder in die Berge fliehen.
    Martha gesteht ihre Liebe und Pedro; dieser glaubt ihr und kann sich mäßigen. Nun wollen beide in die Einsamkeit der Berge ziehen um dort ungestört von Sebastiano leben zu können. Auf ihrer Flucht kommt ihnen aber Sebastiano mit einigen Bauern in die Quere. Pedro berichtet von seinem Vorhaben – Sebastiano zeigt sich wenig interessiert und kündigt wieder einen „Besuch“ in der Nacht bei Martha an. Er zwingt Martha zu seiner Gitarre zu tanzen, Pedro gerät währenddessen außer sich von Zorn und will sich auf Sebastiano stürzen – die Bauern wenden den wütenden Pedro allerdings ab und bringen ihn fort -
    Tommaso hat inzwischen die zukünftige reiche Braut Sebastianos über dessen Schandtaten und Betrügereien aufgeklärt und verkündet dies nun öffentlich. Sebastiano versucht sich nun noch enger an Martha zu schmiegen und sie zur Lieben zu zwingen; diese schreit um Hilfe - Da stürzt Pedro herbei und erwürgt nach kurzem Kampf Don Sebastiano.
    Martha und Pedro ziehen in die einsamen Berge in der Hoffnung auf ein ruhiges, freies Leben.


    [code=c]2007 Tamino Klassikforum Wien / Autor: Raphael Lübbers

  • Mein lieber raphaell!


    Die Oper TIEFLAND gehört zu meinen oft gespielten Opern. Mir gefällt die Musik sehr mit ihrem eigenartigen Kolorit. Als ehemaliger Hobby-Bergsteiger fühle ich mich gleich auch in die geliebten Berge versetzt. Ich erinnere mich an meine ersten Schellack-Aufnahmen mit Peter Anders und Anita Gura, die ich oft mit meinem Vater hörte. Ich besitze die Gesamtaufnahmen mehrmals z.Bsp. mit Hans Hopf und Inge Borkh; auch die mit René Kollo, Eva Marton, Bernd Weikl und Kurt Moll; und eine sehr schöne Aufnahme mit Rudolf Schock, Isabell Strauß, Gerd Feldhoff und Ivan Sardi. Auf jeden Fall eine sehr schöne und melodienreiche Oper.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Tiefland
    Musikdrama in einem Vorspiel und 2 Akten
    von Eugen d'Albert.
    Text von Rudolf Lothar nach dem Schauspiel Terra baixa von Angel Guimerà (1896).
    Uraufführung: 15.11.1905 Prag, Deutsches Theater,
    mit Irene Alföldý • Gertrude Foerstel • Desider Aranyi • Erich Hunold • Josef Pauli • Mathieu Frank • Alexander Haydter • Martha Frank- Blech • Elsa Reich • Lina Carmasini,
    Dirig. Leo Blech.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Anmerkungen
    Tiefland gehört zu den früheren Musikdramen d'Alberts. Es fällt auf, dass die Musik teilweise recht deutlich von Wagners Musikdramen beeinflusst ist. Dies meint vor allem Klang, Harmonik und Duktus, weniger die hier kaum differenzierte (gleichwohl vorhandene) Leitmotivik. Ein mitunter lebendiges Parlando und einige naturalistische Passagen orientieren sich hingegen eher an Mascagni und seinen veristischen Umkreis.


    Denn inhaltlich stellt die Oper eine deutliche Abkehr vom Wagnerismus dar: Tiefland wird dem Verismo zugerechnet und gehört damit zu den wenigen einigermaßen bekannten deutschen Opern dieses Stils. Die Stärken der Partitur liegen Wilhelm Sinkovicz zu Folge in den aufgepeitschten und spannungsreichen Dialogen, sowie in den Monologen Martas; weniger in der psychologischen Figurenzeichnung.


    Die Uraufführung der Oper am 15. November in Prag war ein Erfolg, der jedoch nicht dauerhaft war. Erst mit der in Berlin aufgeführten heutigen Form der Oper, mit Vorspiel und zwei Akten, stellte sich nachhaltiger Erfolg ein. Tiefland hielt sich mehrere Jahrzehnte mit hochkarätigen Besetzungen auf den Spielplänen deutscher Opernhäuser. Ein Booklet weist darauf hin, dass Kirsten Flagstad mit der Nebenrolle Nuri aus Tiefland debütierte und Maria Callas' zweite Rolle der Laufbahn Marta aus Tiefland war.


    D'Albert selber spielte zwei Welte-Mignon-Rollen mit Motiven aus der Oper ein. Kaum bekannt ist der Leni-Riefenstahl-Film "Tiefland", der nach dem zweiten Weltkrieg fertiggestellt wurde und Motive der Oper - bearbeitet von Giuseppe Becce - verwendete.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)