Da man diesen Beitrag von mir erwartet will ich mich auch nicht lange bitten lassen:
Jean Baptiste Lully geboren am 28. November 1632 in Florenz, gestorben am 22. März 1687 in Paris, war der einflußreichste und wichtigste frz. Komponist des 17. Jahrhunderts.
Über seine Kindheit ist nur lückenhaftes bekannt, er soll seine erste musikalischen Unterweisungen von einem Pater erhalten haben, dann kam er durch schicksalhafte Umstände in den Dienst der Mademoiselle de Guise, die sich zur Zeit in Italien aufhielt.
Der Sohn eines Putzmachers wurde zum Dolmetscher und Küchenjungen. Dann in Paris lernte er bei den großen Organisten der Zeit : Robert, Metru und Gigault.
Er komponierte einige Gelegheitsmusiken für den Hof. Der junge Louis XIV, der von seiner Mutter und dem Kardinal eher vernachlassigt wurde spielte zusammen mit den Kindern der Diener im Graben des Louvre, dort wird er wohl auch Lully kennengelernt haben.
Zusammen lernten sie Gitarre und den Tanz.
Die Fronde, der Bürgerkrieg der Frankreich in dieser Zeit erschütterte wurde dann bald niedergeschlagen.
In Paris wurde das Ballet Royal de la Nuit aufgeführt, Louis XIV tanzte zum ersten Mal die Sonne, Lulli schrieb einige der Musiknummern, u.a. auch den Tanz des Königs.
Lulli wurde zu einem echten Freund des Königs, verfolgt man seinen Werdegang wird dies deutlich das das mehr ist als Mäzenatentum.
Lully wurde zum Komponisten der königlichen Familie ernannt, er komponierte nun die königlichen Ballette.
Das Ballet de Cour ist anders als das Heutige, es diente zur Repräsentation, auch war es Frauen nicht gestattet mit zutanzen - vorerst. Die Ballette waren ein höfisches Ereigniss das einen Gegenpol zur italienischen Oper bilden sollte. Zwar kannte man in Paris die Opern Monteverdis, Cestis, Cavallis und Rossis, aber der Hof mochte sie nicht.
Die Bühnentechnik, die Kostüme bildeten einen Schwerpunkt bei diesen Balletten. Poesie wurde rezitiert und es gab auch gesungene Passagen die Airs de Cour und natürlich Chöre.
Bisher wurde nur ein Ballet eingespielt
Ballet Royal de Flore 1669 / Simphonie du Marais - H. Reyne
Erschienen bei Accord
Ein weiteres großes Ereignis stellte die Hochzeit Louis XIV mit der spanischen Infantin für Lully dar. Der Kardinal bestellte bei Cavalli die Oper Ercole amante, Louis XIV war "begeistert", er wies Lully an, Cavalli bei der Arbeit etwas zu "helfen" - nun die Oper wurde erst ein Jahr später fertig. Xerxes wurde stattdessen aufgeführt.
Lully komponierte für beide Opern Balleteinlagen, bei Ercole amante tanzte der König zum zweiten Mal die Sonne, und diese Aufführung war so überwältigend, dass man ihn von nun an den Sonnenkönig nannte.
Dann nach der Machtübernahme Louis XIV (Mazarin war gestorben) veranstaltete Nicolas Foquet (der Finanzminister) ein Fest zu Ehren des Königs in seiner Residenz Vaux le Vicomte. Über 6000 Gäste wurden bewirtet, der Starkoch Vatel organisierte das Fest. Die Reaktion des Königs ist bekannt...
Hier arbeiteten Lully und Molière zum ersten Mal zusammen. Er komponierte für die Kömodie Les Facheux einige Balletteinlagen um den Schauspielern Zeit zu verschaffen sich umzukleiden.
Auch wenn es nur eine Improvisation war - das war der bis dahin größte Erfolg.
Nun folgte Jedes Jahr aufs neue eine solche Ballettkomödie.
1664 wurde dann der neue Park, den Louis XIV um das kleine Schlößchen in Versailles anlegen ließ mit einem gewaltigen Fest eingeweiht. Les Plaisirs de L'Îsle enchantée wurde zum Ereigniss des Jahrhunderts. Es dauerte 7 Tage und gipfelte mit der Zerstörung des Palastes der Alcina, einem Staffagebau der auf dem großen Kanal auf einer künstlichen Insel installiert war.
Es folgten zwei weitere Feste dieser Dimension 1668 und 1674.
Diese Zeit der Zusammenarbeit zwischen Molière und Lully gehört zu der Glanzzeit der Hofhaltung des Sonnenkönigs.
1672 zerstritten sich aber die beiden Künstler. Zuvor hatten sie mit Psyché eine Tragèdie Ballet einen enormen Erfolg verbucht. Das Werk dauerte 5 Stunden und beanspruchte alle Mittel der damaligen Bühnentechnik. Lully beobachtete argwöhnische die Erfolge Camberts der die erste frz. Oper auf die Bühne brachte. Perrin der Libretist war aber eine eher Zwilichtige Gestalt und saß bald im Gefängnis. Lully verschaffte ihm die Freiheit im Ausstausch gegen die Opernrechte.
Cambert emigrierte nach England um vor seinen Gläubigern zu flüchten 1677 wurde er dort ermordet. 1673 starb dann Molière im Kostüm der Hauptrolle seiner letzten Komödie "der eingebildete Kranke".
Lully komponierte nun jedes Jahr eine Tragèdie en Musique.
1673 Cadmus et Hermione
1674 Alceste ou le Triomphe d'Alcide
1675 Thésée
1676 Atys, die Oper des Königs
1677 Isis
1678 Psyché (das Ballet nun als Oper)
1679 Bellerophon
1680 Proserpine
1681 Le Triomphe de L'amour
1682 Persée (Einweihung der neuen ofiziellen Residenz in Versailles)
1683 Phaeton
1684 Amadis (Lully erfolgreichtstes Werk - wurde jedes Jahr mind. einmal aufgeführt)
1685 Roland
1686 Armide
1686 Acis et Galatée (eine Pastorale)
1687 Achille et Polyxéne (vollendet von P.Colasse)
1685 war das düsterste Jahr für Lully, der König hatte schon seit langem das Ausschweifende Leben seines Oberhofmeisters der Musik im Blick. Madame de Maintenon die der König nach dem Tod der Königin heimlich ehelichte, hasste den arroganten Musiker.
Jetzt wurde ein Affähre aufgedeckt die nicht nur Lully in Verlegenheit brachte sondern auch den Herzog von Vêndome, Philippe den Bruder des Königs ja sogar der Dauphin. Sie alle waren in diese sehr bizarren Orgien verwickelt.
Der König hatte ihn kurz zuvor zum Sectraire du roi ernannt (damit war er geadelt). Jetzt fiel er in Ungnade.
Lully schaffte es nie wieder die Freundschaft des Königs zu erringen, als der König nach einer schweren Operation fast im sterben lag (die Ärzte wollten ihm einen Zahn ziehen - rissen ihm aber den halben Oberkiefer heraus und um die stark blutende Wunde zu schließen brannten sie ihm den Mund mit einem glühenden Eisen aus).
sich wieder erholte, probte Lully sein Te Deum um die Genesung des Königs zu feiern.
Lully dirigierte nicht wie seine Zeitgenossen in Deutschland oder Italien vom Cembalo aus - sondern er schlug mit einem etwa 2m langen reich verzierten Stab sehr laute den Takt. Nun er war so wild dabei, dass er schließlich sich den Stab auf den Fuß schlug.
Die Verletzung entzündete sich und der große Lully wurde binnen weniger Tage Opfer des Wundbrands.
Ironie des Schicksal: der König sollte ebenfalls am Wundbrand am Bein sterben.
Lully wurde zu dem Stil bildenden Künstler überhaupt. Mann muß nur die musikalische Literatur der Nachfolgezeit in Frankreich studieren, in Deutschland, in England überall wurde seine Musik gespielt. Man arrangierte sogar die berühmtesten Chöre zu Kirchenliedern.
Buchempfehlung:
Philippe Beaussant Lully , ou le musicien du Soleil
(leider nur in französischer Sprache)
Film:
Der König tanzt
(unterhaltsam wenn auch nicht ganz der Realität entsprechend)
Aufnahme die man hören sollte
Lully L'Orchestre du Roi Soleil
Concert des Nations / Jordi Savall
Lully Divertissements de Versailles
Les Arts Florissants / Christie
Lully / Molière
Les Comèdies Ballets
Les Musiciens du Louvre / Minkowski
Lully Atys
Les Arts Florissants / Vhristie
Lully Armide
La Chapelle Royale / Collegium Vocale / Herreweghe
Te Deum - Dies Irae
Orchestre de Chambre / Ensemble Vocal / Paillard
(nicht mehr ganz so frisch aber die beiden wichtigsten großen Motetten für den Preis - Apex - was will man mehr?
Leider gibt es nicht gerade viele Aufnahme und in den meisten Fällen sind nur Auszüge aus den entsprechenden Werken zu hören.
Eine besonders gute Serie ist:
Lully, ou le musicien du Soleil - Simphonie du Marais / Reyne
leider kann man diese CD's nur über Amazon Zweitanbieter beziehen, da sie nur in Frankreich erscheinen.
Für Fragen über Lully und seine Zeitgenossen stehe ich gerne zur Verfügung.