Suppés Operetten - mehr als nur Ouvertüren

  • Lieber Peter,


    Der steht schon lange auf meiner Liste. Etliche Sonderangebote der letzten Zeit haben - wie üblich - meine Anschaffu8ngsvorsätze zeitlich über den haufen geworfen. Aber dieser "Boccaccio" kommt sicher dran!


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi!


    Ich habe mir gestern abend,



    angehört und war ganz weg, eigentlich ziemlich unbekannt, singt da die junge Erika Köth und Kurt Böhme blendend.


    Es gibt einige schwache Stellen drin, aber mehr im Libretto als in der Musik, denn die Texte werden gesprochen.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter und guten Morgen. :hello: :hello:

  • Die Aufnahme wurde hier schon gezeigt:



    Franz von Suppe (1819-1895)
    Fatinitza

    Stephanie Houtzeel, Steven Scheschareg, Zora Antonic, Bernhard Adler,
    Chor des Lehar-Festivals Bad Ischl,
    Franz Lehar Orchester,
    Vinzenz Praxmarer
    CPO , DDD, 2006


    Ich habe diesen Thread aufgewärmt, um auf eine Radiosendung am kommenden Freitag in WDR 4 hinzuweisen. Wie an anderer Stelle schon mehrfach erwähnt, sendet WDR 4 jeden 1. Freitag im Monat eine Operetten-Gesamtaufnahme.


    Im Monat März ist das Franz von Suppés "Fatinitza".


    Freitag, 6. März 2009 - 20.05 Uhr
    WDR 4 für Liebhaber
    Operette nach Wunsch
    Fatinitza
    Operette in 3 Akten von Franz von Suppé


    Zitat

    Operette mit Italianità
    Franz von Suppé hat ein eigenartiges Schicksal: Mit einem seltenen Reichtum von Melodien begabt, haben von seinen zahlreichen Operetten eigentlich nur die Ouvertüren bis heute überlebt. Das ist ungerecht, denn seine meist als „komische Oper“ bezeichneten Stücke sind nicht nur harmonisch meisterhaft komponiert und glänzend instrumentiert, sondern auch voll eingängiger Melodik. Wiener Walzer-Seligkeit und gemütlich variierter Offenbach-Esprit verbinden sich in Suppés origineller Musiksprache mit dem lyrischen Belcanto und dem zündenden Temperament der italienischen Buffo-Oper. Die Ensembles sind oft fein gestrickt und voll opernhaftem Applomb. Die 1876 uraufgeführte „Fatinitza“ ist -zusammen mit „Boccaccio“- sicherlich sein Meisterwerk. Es ist wundervoll, dass sich das Lehár Festival Bad Ischl im letzten Jahr der fast verschollenen Urfassung dieses Juwels annahm und wir Ihnen nun diese Erstproduktion (kein Mitschnitt!) präsentieren können.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wieder einmal möchte ich einen Thread durch eine ergänzte und erweiterte Übernahme einer Rätsellösung, diesmal aus diesem Thread:
    Ein Olympisches Rätsel - Der Lösungsthread


    DIE SCHÖNE GALATHÉE gehört wegen ihre gebündelten Pfiffigkeit und kostengünstigen Realisierbarkeit, vor allem aber wegen der dicht gedrängten musikalischen "Hits" zu den wenigen Operetten Franz von Suppés, die sich bis heute auf unseren Bühnen lebendig erhalten hat. Zu Beginn dieses Threads hat Waldi ja schon einiges dazu gesagt. Hier einige Informationen zum stofflichen Hintergrund dieser zauberhaften Operette:


    ZUnächst ist festzuhaltenn, dass die Galathea dieses Stückes ist keineswegs die Schäferin aus ACIS UND GALATHEA und anderen feenhaften Schäferspielen ist, sondern die Statue, die der Bildhauer Pygmalion von seinem idealen Frauenbild, nach manchen Quellen von der Nymphe Galathea schuf, und die ihm so gut gefiel, dass er Aphrodite mit Erfolg darum anflehte, sie für ihn zum Leben zu erwecken. Bei Vergil geht die Sache noch gut aus, und bei Ovid zeugen beide sogar einen Sohn.


    Modernere Betrachter dieses Mythos sehen die Sache etwas skeptischer. Wollte man also nach jüngeren Verwandten dieser Galtahée suchen, fände man sie eher in dem Bühnenstück PYGMALION AND GALATHEA von dem Sullivan-LIbrettisten William S. Gilbert, G.B.Shaws PYGMALION und dessen Musicalfassung MY FAIR LADY, Woody Allens herrlicher Filmkomödie MIGHTY APHRODITE, in der er die Erzählweise seiner Geschichte wieder in der Antike verankert. In etwas ernsteren Variationen findet man das Motiv auch in PINOCCHIO und sogar Alfred Hitchcocks VERTIGO und dessen Ablegern. Die Grundidee war sicher auch eine Inspiration des Mythos vom Golem und von Mary Shelleys FRANKENSTEIN. Sie alle spekulieren über die Folgen der Grundidee, dass ein Mann sich die Frau seiner Wünsche (in der Kinderversion eine Puppe und in der Horrorversion einen anderen Mann :D ) nach seinen eigenen Vorstellungen erschafft.


    Leonhard Kohl von Kohlenegg, der das Libretto zu Franz von Suppés einaktiger Operette DIE SCHÖNE GALATHÉE (1865) unter dem Pseudonym Poly Henrion schrieb, stützte sich seinerseits auf die Opéra comique GALATHÉE (1852) von Victor Massé. In typisch frecher Operettenmanier entwickelt er seine Heldin zu einer herrschsüchtigen Nymphomanin, die ihren Schöpfer zur Verzweiflung treibt, so dass er heilfroh ist, wenn sie wieder zur Statue wird und er sie an einen reichen Kunstliebhaber verkaufen kann. Eine Inhaltsangabe dieses Einakters über seinen Grundeinfall hinaus erscheint mir ziemlich sinnlos, denn in fast jeder mir bekannten Aufführung und Einspielung wird an dem kurzen Stück soviel "aktualisiert" und geändert, dass man die Synopsis, die man gerade gelesen hat, kaum mehr wieder erkennt. Da ich über keine Originalausgabe verfüge, vermag ich auch nicht zu sagen, wo das Original aufhört, und wo die jeweilige Bearbeitung einsetzt, sieht man von offensichtlichen Anachronismen ab, die Suppé noch nicht kennen konnte.


    Das gilt nicht zuletzt für die hübsche Einspielung des Bayerischen Rundfunks unter Kurt Eichhorn mit René Kollo als einem Pygmalion, der noch ganz von dem im Venusberg gängigen Gesangsstil geprägt ist, und einer herrlich furienhaften Anna Moffo als Galathée. Zum Glück gibt es sie jetzt wieder:



    Die vermutlich originalgetreueste Aufnahme unter Bruno Weil mit Jörg Dürmüller und Marianne Beate Kielland kenne ich bislang leider nur vom Reinhören bei jpc, möchte sie aber nach diesen Eindrücken dennoch wegen ihrer Musikalität, die das Stück sehr ernst nimmt, an erster Stelle empfehlen:



    Leider ist sie in den Dialogen arg gediegen und zudem die teuerste Aufnahme. Für Budgetbewusste möchte ich daher auch diese Aufnahme unter dem Operettenspezialisten Franz Marzalek mit Renate Holm und Ferry Gruber empfehlen, die musikalisch dem Werk ebenfalls durchaus gerecht wird. Leider reflektiert der Dialog den etwas albernen Stil der späten 50er Jahre. Dafür ist die Aufnahme extrem preisgünstig, und man bekommt sogar noch einen (allerdings bestenfalls ordentlichen) deutschsprachigen Querschnitt von Offenbachs DIE SCHÖNE HELENA mit Anneliese Rothenberger und Rudolf Schock sowie etliche Offenbach-Ouvertüren:



    In jedem Fall lohnt die Bekanntschaft mit diesem herrlich frechen und musikalisch besonders hochrangigen Stück, das nicht von ungefähr zu den wenigen Werken Franz von Suppés gehört, von denen nicht nur die Ouvertüren überlebt haben.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Beim "Hamburger Archiv für Gesangskunst" ist jetzt eine Gesamtaufnahme von Suppés "Leichte Kavallerie" erhältlich. Die Besetzung enthält einige hochkarätige Namen, also vielleicht was Feines für Operettenfans - mit dickem Geldbeutel.

  • Da sind mir noch ein paar andere Suppé-Raritäten untergekommen. Eine Rundfunkaufnahme aus Köln vom "Lohengelb" mit viel Dialog, aber von dem herrlichen Hans Korte gesprochen (war wohl ein Live-Mitschnitt) und sehr guten Sängern. Der ORF hat jetzt eine historische Aufnahme von "Zehn Mädchen und kein Mann" ausgegraben (zusammen mit Lehars "Eva"). Bei der Aufnahme der "Leichten Kavallerie" von der HGO ist auch noch der Einakter "Das Pensionat" enthalten. Warten wir auf "Dichter und Bauer", Pique Dame und andere Raritäten, oder gibt es da schon was??

  • Hallo wega,


    weiter oben habe ich diese Operette anläßlich ihrer konzertanten Aufführung beim WDR schon erwähnt. Inzwischen gibt es die ja auch auf CD bei unserem Werbepartner jpc, bzw bei der Tochterfirma cpo:



    Franz von Suppé
    Pique Dame

    Operette in einem Akt


    Mojca Erdmann, Sopran
    Anneli Pfeffer, Sopran
    Svetlana Abramova, Sopran
    Juliane Schenk, Sopran
    Anjara Ingrid Bartz, Mezzosopran
    Marie-Sophie Caspar, Mezzosopran
    Thomas Dewald, Tenor
    Tom Erik Lie, Bariton


    WDR Rundfunkchor Köln
    Einstudierung: Jörg Ritter
    WDR Rundfunkorchester Köln
    Leitung: Michail Jurowski


    CPO 2009/WDR The Cologne Broadcasts 2006 (DDD)
    Bestellnr: cpo 777480-2


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Operettenfreunde,


    ich bin ganz neu hier im Forum. Ich freue mich, endlich ein Forum zum Thema Operetten im Allgemeinen und zu Franz von Suppé im Besonderen gefunden zu haben. Ich persönlich halte Suppé ja für einen der ganz großen, im Verhältnis dazu aber zu einem der am meisten unterschätzten bzw. am wenigsten beachteten Operettenkomponisten. Sinngemäß drückt das Waldi in seiner Themeneröffnung ja ähnlich aus: „... mehr als nur Ouvertüren“. In der Regel wird Suppé hauptsächlich über seine Ouvertüren definiert und gelegentlich noch (vor allem auf den Sampler CDs) über die immer zwei gleichen Titel aus dem „Boccaccio“ („Hab ich nur deine Liebe“ und „Florenz hat schöne Frauen“). Bezeichnend für diese Missachtung ist, dass es seit der Boskovski-CD aus dem Jahre 1974 keine neue Einspielung des „Boccaccio“ mehr gibt.


    Genauso stiefmütterlich wird Suppé in den Theatern behandelt. Alle paar Jahre einmal wird der Boccaccio in einem einzigen deutschsprachigen Theater gegeben und das kann nicht nur daran liegen, dass er anspruchsvoll ist. Das sind „Fledermaus“, „Zigeunerbaron“ und „Nacht in Venedig“ auch und deren Aufführungszahlen sind dagegen geradezu inflationär.


    Schade auch, dass es „Fatiniza“ trotz einer beachtenswerten Aufführung der Originalfassung beim Léhar-Festival in Bad Ischl im Jahre 2005 noch nicht wieder auf eine deutsche Bühne geschafft hat. Zuletzt wurde sie 1995 in Bremen aufgeführt leider, ohne weitere Resonanz .


    Auch die in diesem Forum schon vielgerühmte „Schöne Galathée“ kommt, wenn überhaupt, nur noch in verstümmelter oder stark veränderter Form in Studios oder speziellen kleinen Theatern auf die Bühne. Ein abschreckendes Beispiel findet sich hier: http://de.youtube.com/watch?v=Me-OdxvB9Oo. An der Tatsache, dass die „Galathée“ in ihrer Originalfassung ein Einakter ist, sollte eine ordentliche Aufführung eigentlich nicht scheitern. Seit Jahrzehnten ist es Usus, den „Bajazoo“ zusammen mit der „Cavalleria rusticana“ aufzuführen, warum dann nicht auch die „Galathée“ zusammen etwa mit der „Leichten Kavallerie“ oder mit irgend einem oder auch zwei Offenbach-Einakter(n).


    In punkto CD hat sich bei der „Galathée“ in letzter Zeit allerdings einiges bewegt, so kamen 2002 (Rheinische Philharmonie, Thomas Eitler) und 2007 (Cappella Coloniensis, Bruno Weil) zwei auch hier im Forum besprochene CDs der Originalfassung heraus, erste ohne Dialog, letztere mit Erzähler (Christian Brückner). Mit diesen beiden CDs wird übrigens die Frage von Rideamus (11.03.2009) nach der Originalhandlung beantwortet; außerdem beinhaltet die erste CD ein komplettes Textbuch der Urfassung. Zur Frage der verschiedenen Fassungen (Joschi, 17.05.2007) ist zu sagen, dass ich kaum eine Operette kenne, die so viele Versionen über sich ergehen lassen musste. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass in der Originalfassung der berühmte Walzer aus der Ouvertüre im weiteren Verlauf gar nicht vorkommt. Fast alle Bearbeiter versuchen, diesen nachträglich in die Handlung zu integrieren. Zum Teil wird aber auch versucht, wie bei den „Banditenstreichen“, die Handlung von 1 Akt auf 3 Akte „aufzublasen“. Und dann gibt es eben noch die zahlreichen und leidigen „Studio“-Versionen.


    Das wär’s mal für heute, gerne gebe ich, wenn’s interessiert, einige Raritäten bekannt, die ich in letzter Zeit in Sachen Suppé aufgestöbert habe.


    Uwe

  • Hallo Uwe,


    freue mich sehr, hier einen Liebhaber der Operette zu sehen, die ja eigentlich hier ein Stiefkind ist, da zu wenige sich Operetten live ansehen und darüber berichten. Herzlich Willkommen im Forum.


    :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Vor langer, langer Zeit habe ich im Salzburger Landestheater Suppes "Schöne Galathee" zusammen mit Nestroys "Früheren Verhältnissen" gesehen.
    War ein schöner Abend, hat gepasst !


    Liebe Grüße vom
    Operngernhörer :hello:

  • Ich hatte ja angekündigt, über Raritäten zu berichten. Da gibt es zunächst einmal verfügbare Rundunkaufnahmen, die z. T. direkt über die jeweiligen Rundfunkanstalten zu beziehen sind.


    WDR
    Das Pensionat (Sendetermin: 29.November 1990)
    Die Jungfrau von Dragant (eine Lohengrin-Parodie) (Sendetermin: 26. März 1988 )
    Der Teufel auf Erden (Sendetermin: 22.November 1984)


    Die Aufnahmen können über Mitschnitt.Radio@WDR.de bestellt werden unter Angaben des Titels und des Sendetermines. Die Kosten liegen allerdings bei 50,00 €, falls der Mitschnitt auf eine CD passt, für jede weitere CD werden 10,00 € zusätzlich berechnet, was bei den drei Beispielen jeweils der Fall war.


    Weiterhin gibt es vom WDR ein konzertante Aufnahme der „Pique Dame“. Die ist aber inzwischen auf CD von cpo erhältlich, die in einem der vorigen Beiträge ja bereits vorgestellt wurde. Die CD von cpo wurde aber nochmals im Studio nachproduziert, teilweise ist der Originalmitschnitt etwas lebendiger, aber bei dem hohen Preis würde ich den jetzt nicht mehr empfehlen wollen. Möglicherweise gibt’s den jetzt auch gar nicht mehr, seit die CD im Handel ist.


    Eine komplette Aufstellung aller erhältlicher Rundfunkaufnahmen findet sich in der erst 2007 erschienenen und sehr interessanten Biographie über Franz von Suppé von Hans-Dieter Roser



    Allerdings sind die Angaben zum Teil schon nicht mehr aktuell. So war die „Leichte Kavallerie“ beim ORF aus „urheberrechtlichen Gründen„ nicht mehr zu bekommen, das wundert mich jetzt nicht mehr, seit diese Aufnahme, wie aus dem Beitrag vom 23.07.2009 hervorgeht, über das "Hamburger Archiv für Gesangskunst" vertrieben wird. Mit ähnlichen Argumenten wurde mir auch „Zehn Mädchen und kein Mann“ (Aufnahme 1990) vom WDR abschlägig beschieden, jetzt habe ich die stille Hoffnung, dass davon auch demnächst mal eine CD auf den Markt kommt. Die in diesem Thema schon besprochene Aufnahme der „Zehn Mädchen“ auf einer CD mit „EVA“ von Léhar stammt nämlich aus den 1950er Jahren und die Tonalität lässt entsprechend zu wünschen übrig.


    Auf dieser CD



    sind als Beigabe 11 Titel aus „Banditenstreiche“ enthalten. Es handelt sich dabei, mit einer Ausnahme („Wo gibt’s denn einen Mann“) um die gleichen Titel der gleichen Produktion, die auf der hier ebenfalls schon besprochenen CD



    enthalten sind. Die Wiedergabe auf letztgenannter CD ist aber grottenschlecht, zudem ist bei der Ouvertüre und beim ersten Titel sogar noch ein Sprung in der Schallplatte zu erkennen. Die Wiedergabe auf der „Bettelstudent“-CD ist wesentlich besser, ohne den genannten Fehler und außerdem sind die Titel ausführlicher, d. h. es werden mehr Strophen gesungen als auf der sogenannten Original-CD.


    :hello: Uwe

  • Nur der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch die Suppé-CD vom HAfG vorstellen, die bisher in diesem Thread noch nicht erwähnt wurde:



    Franz von Suppé Leichte Kavallerie

    Gesamtaufnahme des ORF vom 15. April 1968


    * Karl Terkal ... Hermann
    * Laurence Dutoit - Vilma
    * Kurt Preger ... Janos
    * Emmerich Arleth ... Pankraz Bums, Bürgermeister
    * Marianne Lozal ... Apollonia
    * Kurt Equiluz - Bonifaz Weißling, Bäcker
    * Irmtraut Scharitzer ... seine Tochter
    * Herbert Lenobel ... Imber, Krämer
    * Elisabeth Hölzl ... Eulalia, Imbers Frau
    * Großes Wiener Rundfunkorchester / Max Schönherr


    +++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Franz von Suppé Das Pensionat


    Gesamtaufnahme des ORF vom 12. Juni 1969


    * Marianne Lozal ... Brigitte
    * Elisabeth Roon ... Helene
    * Hubert Paule ... Karl
    * Großes Wiener Rundfunkorchester / Max Schönherr


    (2 CDs)


    Wer noch mehr über Franz von Suppés "Pensionat" erfahren möchte, dem empfehle ich unseren TAMINO-Operettenführer. Unsere musica hat dort einen interessanten Beitrag eingestellt:


    SUPPÉ, Franz, Das Pensionat


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

    Einmal editiert, zuletzt von Harald Kral ()

  • Lieber Uwe Aisenpreis,


    es gibt es noch - das Operettenforum - frei für Beiträge aller Art!


    Solltest Du das vergessen haben? Dabei hast Du selbst schon hier gepostet!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    ich hatte selber schon darangedacht, meinen Einwand zum "Boccaccio" hier vorzubringen, aber ich war mir nicht sicher, ob man eine Antwort in ein anderes Thread verlagern kann und wenn ja, ob der Adressat sie dann überhaupt liest.


    Aber das Thema hat sich durch eine Antwort Engelberts im Thread "Frischer Wind..." vorläufig erledigt.


    Viele Grüße


    :)


    Uwe

  • Nachdem musica im Operettenführer einen Beitrag über diese Opertte eingestellt hat, möchte ich darauf verweisen, dass es weiter oben hier in diesem Thread schon einen ausführlichen discographischen Beitrag gibt. Zusätzlich möchte ich noch auf eine neuere Aufnahme aus Koblenz hinweisen, die bisher noch nicht erwähnt wurde:



    Franz von Suppe (1819-1895)
    Die schöne Galathee

    (Gesamtaufnahme der Originalversion 1865)


    Künstler: Bogner, Rickenbacher, Heyn, Kupfer,
    Chor des Theaters der Stadt Koblenz,
    Staatsorchester Rheinische Philharmonie,
    Thomas Eitler
    Label: CPO , DDD, 2000


    Die Operette im TAMINO-Operettenführer findet ihr hier:


    SUPPÉ, Franz, die schöne Galathee


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zum Beitrag "Suppé, Franz, Das Pensionat" von musica im Operettenführer (vielen Dank musica!) hierzu noch einige Anmerkungen. Es handelt sich nach Übereinstimmung vieler Experten hier um die erste Wiener Operette überhaupt. Am 24. November diesen Jahres jährt sich also zum 150. Mal die Geburt der Wiener Operette. Ich habe auf diese Tatsache im Thread "Operette im Radio" kürzlich erst hingewiesen.


    Zur Entstehungsgeschichte: Nachdem das Carl-Theater bereits seit zwei Jahren mit nicht autorisierten Werken Offenbachs, in deutsch übersetzt und anhand Klavierauszügen neu instrumentiert, einige Erfolge hatte, versuchte es Direktor Pokorny vom Theater an der Wien zunächst mit anderen französischen Komponisten, nachdem seine Verhandlungsversuche mit Offenbach erfolglos blieben. Aber die Versuche schlugen fehl, unter anderem, weil das vorhandene Ensemble nicht auf den französischen Esprit eingestellt war. Die Wiener Presse forderte eine Wiener Lösung und der erste, der sie erfüllte, war Franz von Suppé. Die Operette galt seinerzeit als sehr frivol, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Die für die damalige Zeit anstößigen Elemente waren die Tatsache, dass die Mädchen eines Pensionats, kaum unbeaufsichtigt, eine amouröse spanische Ballade singen sowie Walzer und auch Cancan tanzen, letzterer ein Tanz, der dazumal geradezu als unanständig galt. Neben vielen hübschen melodischen Einfällen enthält diese Operette auch eine umwerfende Opernparodie in Form eines Septetts, das Seinesgleichen sucht und mit dem Suppé beweist, dass er bei aller Parodie durchaus in der Lage ist, mit den berühmten Opernkollegen seiner Zeit mitzuhalten.


    Neben der weiter oben von Harald vorgestellten CD der HAfG gibt es meines Wissen nur noch einen Rundfunkmittschnitt aus dem Jahre 1990 (nur diesen kenne ich), der, worauf ich auch schon hingewiesen habe, über Mitschnitt.Radio@WDR.de unter Angabe des Sendejahres bestellt werden kann. Wermutstropfen: eine solche CD kostet 50,00 €, also nur etwas für absolute Freaks.


    :love:
    Uwe


    P.S. hier der Link auf den Operettenfüher: SUPPÉ, Franz, Das Pensionat

  • Lieber Uwe,


    vielen Dank für diese tolle Information zu meinem Operettenführer "Das Pensionat" von Suppé. Als ich an dem Libretto gearbeitet habe sah ich einige Parallelen zur der Zeit, als ich im Internat Gesang unterrichtet habe. Die "oberste Nonne" war auch sehr streng und achtete sehr auf Disziplin, schon nach außen hin von der Kleidung angefangen bis zum Beten, Schweigen und Singen.


    Doch es hat sich keine Prinzessin dort eingeschlichten, es hätte den Alltag vielleicht etwas aufgelockert.

  • Fatinitza


    Heute möchte ich an dieser Stelle einmal eine Operette vorstellen, die mir schon lange am Herzen liegt, die in diesem Thread zwar schon vorgestellt aber noch nicht näher beschrieben wurde: Fatinitza. Aufgrund der Länge des Berichtes werde ich ihn zweiteilen: 1 x Werksbeschreibung, 1 x Beschreibung von CD’s.


    Jahrzehntelang war diese Operette so gut wie verschollen. In einschlägigen Operettenführern konnte man zwar immer wieder ehrfurchtsvoll von einem „Meisterwerk“ lesen - zu hören oder gar zu sehen war so gut wie nichts. Ich erinnere mich an zwei Rundfunkaufnahmen mit Erika Köth (Schlittenfahrtarie und Glockenarie) und an das Reporter-Lied mit Willy Hoffmann Ende der 60er Jahre. Auf deutschen Bühnen war dieses Werk überhaupt nicht mehr zu finden, erst 1995 gab es eine Aufführung in Bremen, ohne besonderen Nachhall und es musste ein weiteres Jahrzehnt vergehen, bis diese Operette anlässlich des Lehár Festivals in Bad Ischl im Jahre 2006 sozusagen wiederentdeckt und hoffentlich auch wiedererweckt wurde.


    Eigentlich sollte die Operette nach einen Buch der nachmals führenden Wiener Operettenlibrettisten F. Zell und Richard Genée von Johann Strauß vertont werden, der gerade mit der Komposition von „Cagliostro in Wien“ (von den selben beiden Librettisten) beschäftigt war. Der Direktor des Carltheaters wollte Strauß, der seine bisher drei Operetten am Theater an der Wien herausgebracht hatte, mit „Fatinitza“ an sein Theater holen. Aber Strauß lehnte ab, u. a., weil das Buch auf ein französisches Sujet zurückging und er somit ähnliche Urheberrechtsproblem befürchtete, mit welchen er sich gerade wegen der „Fledermaus“ herumschlagen musste. Und so erhielt Franz von Suppé, der gerade eine Schaffenskrise hinter sich gebracht hatte, die Chance seines Lebens. Und er nutzte sie und feierte mit „Fatinitza“, wie wir heute sagen würden, ein glänzendes Comeback. „Fatinitza“ wurde zur damaligen Zeit zum Welterfolg und machte Suppé, der bis dato beim Carltheater als Kapellmeister und Komponist fest angestellt war, erstmals finanziell unabhängig. Bis zum ersten Weltkrieg noch gehörte das Werk zu den erfolgreichsten Operetten. Mit etwa zwölfhundert Aufführungen allein auf deutschsprachigen Bühnen lag es an Aufführungszahlen zwischen der "Schönen Helena" und dem "Mikado".


    Die Musik zu „Fatinitza“ wurde als der Oper sehr nahestehend eingestuft, was teilweise kritisiert, teilweise positiv bewertet wurde und was auch Johann Strauß sehr beachtenswert fand. Ich persönlich halte nur das Duett „Mein Herz, es zagt“ für ziemlich opernhaft. Die beiden schönen Arien, „Schlittenfahrtarie“ und „Glockenarien“ sind Weiterentwicklungen der aus der italienischen Buffooper stammenden Romanzen und könnten ebenso dort wie auch in Operetten heimisch sein. Ebenso schön, mit einer außerordentlich ungewöhnlichen Melodik, ist das Sextett „Silberglöckchen klinget helle“. Daneben gibt es aber doch viel Auflockerungen durch Walzermelodien und Couplets und ganz und gar operettenhaft (im besten Sinne) dürfte das Marschlied sein, das im Schlussgesang nochmals wiederholt wird und dessen Originaltext „Vorwärts mit frischem Mut“ der Berliner Volksmund nach der dortigen Erstaufführung umgedichtet hat in „Du bist verrückt mein Kind...“. Bedingt durch den Zusammenhang mit diesem Text wurde der „Fatiniza-Marsch“ zum weltweit bekannten musikalischen Zitat für Verrücktheiten.


    Zitat

    Volker Klotz: Operette – Handbuch einer unerhörten Kunst
    In der Tat kann Fatinitza" sich nach wie vor mit den markantesten Operetten jener Zeit messen, von Offenbach bis Hervé, von Lecoq bis Strauß und von Millöcker bis Sullivan.


    Ein Grund für das Verschwinden der Operette aus dem Repertoire dürfte die Besonderheit der Operette sein, nämlich eine zwingende Hosenrolle, bei der eine Frau einen Mann darstellt, der wiederum eine Frau spielt. Hosenrollen kamen völlig aus der Mode und die gleiche Konstellation, die in späteren Jahren Hofmannsthal/Straus in ihrem „Rosenkavalier“ zu dauerhaftem Erfolg führte, ließ man für die Operette nicht mehr gelten.


    Fortsetzung folgt


    :) Uwe

  • Fatinitza - Teil II


    Seit der Bad Ischl’er Aufführung gibt es endlich eine CD, die in diesem Thread ja auch schon vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um keinen Mitschnitt – die Aufführung wurde im Studio nochmals nachproduziert.



    Die CD ist bei Experten nicht unumstritten – einige urteilen lakonisch, „solange es nichts Besseres gibt muss man sich damit begnügen“ – andere bemäkeln die „tranigen Tempi...des sonst sauber intonierende Franz Lehár-Orchesters.“ Einer Kritik zumindest möchte ich mich anschließen, das ist die offensichtliche Fehlbesetzung der Lydia durch Zora Antonic, die den schwierigeren Teil der Partie allein aufgrund der Sprachschwierigkeiten nicht meistert, am deutlichsten zu vernehmen ausgerechnet bei den Glanzstücken der Partitur, den beiden Arien. Mit der restlichen Besetzung bin ich mehr oder weniger zufrieden, insbesondere der Tenor Christian Bauer gefällt mir ausgezeichnet und auch das Orchester gefällt mir sehr gut.


    Weitere Aufnahmen von „Fatinitza“ fand ich erst kürzlich beim HafG, und zwar als Bonus auf einer Boccaccio-CD, von der ich hier leider nicht weiß, wie ich sie abbilden kann. Es handelt sich dabei um einen Rundfunkaufnahme aus der DDR aus dem Jahre 1958. Allerdings, wie bei Boni üblich, fehlt ein erheblicher Teil der Operette und der dritte Akt fehlt sogar gänzlich. Auffallend ist, dass die gesungenen Texte wesentlich verständlicher sind wie bei der Bad Ischl-CD und das, obwohl die Tempi im krassen Gegensatz zu den dort kritisierten geradezu preußisch forsch sind, was mir auch nicht so gefällt.


    Ein weiteres Schmankerl ist mir vor wenigen Wochen ins „Netz“ gegangen. Bei Amazon fand ich diese CD



    Auf dieser Doppel-CD singt Ingeborg Hallstein neben vielen bekannten und unbekannten Liedern aus Liedrepertoire, Oper, Operette und Film eben auch die beiden Arien – „Schlittenfahrt-„ und „Glockenarie“ aus „Fatinitza“. Eine wahre Offenbarung im Vergleich zur vorgenannten Fehlbesetzung.


    Einen charakteristischen Eindruck von der Musik der „Fatinitza“, vor allem bei der Behandlung von dramatischen Szenen, kann man sich hier machen.


    http://www.youtube.com/watch?v=GKaOROLetbw


    :hello: Uwe

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Uwe,


    ich freue mich sehr über deinen Beitrag der Operette Fatinitza, du hast das wunderbar ausgearbeitet und beschrieben. Schade, dass diese Operette, wie auch andere von Suppé, nicht mehr gespielt werden. Es ist doch heute so, dass, wenn Operette überhaupt, nur noch die ganz bekannten Werke gespielt werden. Ich habe sie leider selber auch nie gesungen. Doch deiner Schilderung nach lohnt es sich diese Operette mal näher zu betrachten, danke sehr.


    Was ich vor einigen Monaten nicht wußte, dass Suppé auch wunderbare geistliche Musik schrieb, davon habe ich gerade mal das "Salve Regina" gesungen, für eine Altstimme, ein wunderschönes Lied.

  • Hallo musica,


    vielen Dank für dein nettes Kompliment. Ich habe mal irgendwo (ich glaube bei dem oben zitierten Buch von Volker Klotz) gelesen, dass derzeit etwa nur 35 Operetten standardmäßig im Repertoire der Bühnen vertreten sind. Gerade sein Buch ist eigentlich an die Theatermacher gewandt, mit dem Ziel, sich doch wieder mehr auch anderen Werken zuzuwenden. Angeblich soll das schon erste Früchte getragen haben.


    Suppé wurde ursprünglich als Kirchenmusiker ausgebildet. Von ihm gibt es ein sehr beachtliches Requiem und eine Missa Dalmatica. An anderer Stelle im Forum wurde darüber schon einiges geschrieben, was ich bis jetzt aber auch noch nicht ganz gelesen habe. Muss ich gelegentlich nachholen.


    :hello: Uwe



  • Lieber Uwe,
    ich habe das von Suppé geschtrieben geistliche Stück "Salve Regina" schon sehr oft gesungen, es ist für eine Altstimme mit Orcheser und Orgel- oder Klavierbegleitung und sehr schön, heute singen es meine Schüler... :hello:

  • Ich habe jetzt endlich herausgefunden, wie man Bilder von HAfG einfügt. Hier also nachgereicht die entsprechende Abbildung der Boccaccio CD mit dem Bonus "Fatinitza" (und "Banditenstreiche").



    :jubel:
    Uwe

  • Bei der Größe müssen wir noch etwas üben:



    Franz von Suppé
    Boccaccio

    Gesamtaufnahme des HR von 1949


    * Boccaccio ... Franz Fehringer
    * Fiammetta ... Magdalena Karrer
    * Beatrice ... Meta Maria Kropp
    * Isabella ... Maria Madlen Madsen
    * Petronella ... Else Tegetthoff
    * Leotteringhi ... Carl-Heinz Graumann
    * Scalza ... Karl-Eberhardt-Hardt
    * Leonetto ... Herbert Hess
    * Checco ... Werner Schmidt
    * Prinz Pietro ... Willy Hofmann
    * Sinfonieorchester des HR / Kurt Schröder


    Franz von Suppé
    Fatinitza
    Querschnitt - Rundfunk der DDR 1958


    * Maria Agnes Queisser
    * Ruth Müller-Inden
    * Klaus Lange
    * Kurt Lewa
    * Waltraut Mihlen
    * Editha Lippe
    * Rundfunkorchester Berlin / Gottfried Kassowitz


    Franz von Suppé
    Banditenstreiche

    Querschnitt


    * Melitta Muszely
    * Ria Urban
    * Horst Günther
    * Heinz Hoppe
    * Peter Oldenburg
    * Rundfunkorchester Hamburg / Richard Müller-Lampertz


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lohengelb oder Die Jungfrau von Dragant


    Ich nehme die Ausstrahlung von Suppés Operette vom Freitag, den 4.11.2011 zum Anlass, ein wenig über dieses Werk zu berichten. Die Sendung kam für mich übrigens um ein paar Jährchen zu spät, denn ich hatte mir schon für teures Geld vom Mitschnittservice des WDR die CD besorgt.


    Die Operette geht auf eine Lohengrin-Parodie von Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) namens "Lohengelb" (1859) zurück. Dessen Metier war die Wiener Volkskomödie, die Posse. Und wie schon dieser der Meinung war, man könne Wagners bedeutungsschwangeren Sagenstoffen am besten den Spiegel des Gegenteils, nämlich der Posse, entgegenhalten, so waren es wohl auch die Autoren dieser "burlesken Operette". Possenhaft ist dann auch die harmlose Verballhornung des im Übrigen fast originalgetreu nacherzählten Opernstoffes. So ist diese Operette auch keinesfalls mit Offenbachs legendären Persiflagen auf antike Sagenstoffe, welche die Geschehnisse nahezu auf den Kopf stellen, zu vergleichen.


    Die Operette Suppés wurde 1870, und zwar nicht in Wien, sonderin im Stadttheater Graz uraufgeführt. Ursprünglich hatte sie den "Lohengelb" noch gar nicht im Titel, sondern hieß nur "Die Jungfrau von Dragant". Die Kritik damals bescheinigte dem Werk "eine harmlose, lustige Possenmusik", etwa in der Art, wie sie Suppé vor seiner ersten Operette wohl auch hundertfach geschrieben haben mag. Allerdings räumten die Kritiker auch ein, dass die Operette "einige kostbare Nummern aufweist." Ich kann mich beiden Ansichten durchaus anschließen. Zu den Titelln, die es Wert sind, der Vergessenheit entrissen zu werden, zähle ich an erster Stelle den "Liebeswalzer", der eine herrliche Parodie auf Strauß'sche Walzerfolgen zu Gehör bringt. Ein weiterer parodistischer Höhepunkt, der auch exemplarisch das Umsetzen des Stoffes durch die Autoren repräsentiert, ist die Wiederannäherung der verfeindeten Gertrud (Ortrud) und Elsas, bei dem beide einen urkomischen Alpenjodler im Duett abjauchzen. Weitere kostbare Nummern: die Romanze "Mond du trauter" (Elsas Klagen an die Lüfte), das Couplet des "Hin- und Herrufers", der seltsam verquickte, ebenfalls sehr parodistische Klagegesang der Brautjungfern mit dem (auch im modernen Sinn) sehr operettenhaften Duett der Neuvermählten in der Hochzeitsnacht und das aus bester Wiener Volkstheatertradition stammende Banditenterzett. Aber auch die "Gralserzählung" im Barkarolen-Rhythmus konterkariert aufs Ergötzlichste das Original. Ansonsten beschränken sich Suppés Originalzitate auf Wagners Musik auf ganz wenige Takte.


    Bei der Produktion durch den WDR handelt es sich ja um eine sogenannte Rundfunkfassung. Leider kann ich nicht beurteilen, was ist jetzt Neufassung und was entspricht dem Original. Ob beispielsweise die sich reimenden Dialoge schon auf Nestroy zurückgehen oder erst in der Rundfunkfassung so entstanden sind, weiß ich nicht. Ich fand sie jedenfalls nicht besonders lustig. Am meisten gestört hat mich aber der Erzähler. Bei allem Respekt vor der sprecherischen Leistung durch Hans Korte fand ich die Texte, die er sprechen mußte, absolut langweilig und eher handlungshemmend. Und etwas unglücklich fand ich auch, dass durch die (gespielte) Ansage der Eindruck entstehen konnte, als handle es sich bei dem oben zitierten "Liebeswalzer" um eine Musikeinlage von Johann Strauß selbst. Ich frage mich allerdings, ob dieser "Gag" nicht auch schon im Original enthalten war. Denkbar wäre es schon, denn die Operette wurde ja ein Jahre vor Johann Strauß' erster Operette (Indigo 1871) uraufgeführt.


    :) Uwe

  • Vielen Dank, Uwe, für diesen Beitrag!


    Das Stück wurde ja schon zu Beginn dieses Threads (Beitrag Nr. 22) erwähnt:



    Diese von Peter aus Wien seinerzeit erwähnte DVD hat er mir netterweise damals geschickt, sie ist etliche Jahre vor der WDR-Rundfunkfassung erschienen, als Sprecher fungierte Fritz Muliar.


    Die Einzelheiten (auch bei wiki nachzulesen) hierzu sind wie folgt:



    In jedem Fall eine interessante und amüsante Ergänzung zu der gestrigen Radiosendung.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    vielen Dank für den Hinweis. Ich habe von dieser Produktion auch schon mal gelesen, möglichweise in diesem Thread. Aber ich konnte nirgendwo finden, wo es diese DVD zu beziehen gibt, die würde mich sehr interessieren.


    Zitat

    Original aus wiki
    Die Musik ist zum einen Teil von Richard Wagner übernommen und zum anderen von Franz von Suppé neu geschrieben.


    Diese Angabe ist jedenfalls nicht richtig. Wie schon von mir beschrieben, sind nur ganz wenige Takte am Beginn oder Ende eines von Suppé komponierten Liedes Wagner-Zitat.


    :) Uwe

  • Hallo Harald,


    bei meinen Recherchen nach der genannen DVD bin ich nochmals auf diesen Beitrag von Peter aus Wien gestoßen:


    Zitat

    Bei Wagner - Parodien bin ich zu haben, es gibt einen "Lohengelb" aus der Wiener Kammeroper, ca.1986, hat es aber nie auf DVD gegeben, den habe ich. Auch von Nestroy [Sende mir eine PN, wennst ihn haben willst?]


    Da Peter offensichtlich nicht mehr bei uns ist, kann ich ihn ja nicht direkt fragen, aber ich vermute mal, diese DVD gibt es nicht im Handel und er hat sie sich, wie er ja anderweitig ausführt, persönlich brennen lassen.


    Frage 1: was ist eine PN? Ich habe diesen Begriff in der Hilfe gesucht, aber nicht gefunden.


    Frage 2: Nachdem Peter Dir eine DVD hat zukommen lassen, kann ich evtl. ein Duplikat von Dir haben?


    Viele Grüße


    Uwe

  • Lieber Uwe,
    1) PN heißt persönliche Nachricht, eine bei allen Foren übliche Art der Kontaktaufnahme zwischen Forenmitgliedern - hier bei Tamino jedoch seit über 1 Jahr deaktiviert.
    2) Durchaus machbar, Kontaktaufnahme ist z.B. über facebook möglich - ich bin unter meinem Namen auffindbar.


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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