Suppés Operetten - mehr als nur Ouvertüren

  • Tanz Signale 2019 - Zur Geburt der Wiener Operette


    Nachdem ich soeben noch meinen Frust abgeladen hatte, fand ich plötzlich auch wieder Erfreuliches:


    Vom Donnerstag 14. bis Sonntag 17. März 2019 finden in Wien die vom Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF) alljährlich veranstalteten Tanz-Signale statt. Diesjähriges Thema ist aus Anlass der 200-jährigen Geburtstage von Jacques Offenbach und Franz von Suppe: „Zur Geburt der Wiener Operette“. Und hier scheint laut Programmankündigung Franz von Suppé ein gebührender Platz eingeräumt worden zu sein. Neben Themen wie

    • Johann Strauss’ frühe Operetten und die Wiener Sehnsucht nach dem Eigenen

    welches darauf abzielt, das sich die Wiener nach zunächst freudig aufgenommenen französischen Importen nach einem eigenen Wiener Stil gesehnt hatten, finden sich u.a. auch diese Themen:

    • Würdigung der 200. Geburtstage von Jacques Offenbach und Franz von Suppè
    • Was blieb übrig? – Zur Rezeption der Operetten von Offenbach, Suppè und Strauss
    • Die Geburt der Wiener Operette: Musikalische und historische Wurzeln (…Anlässlich seines 200. Geburtstags wird das Programm dem Operettenkomponisten Franz von Suppè (1819 – 1895) musikalischen Tribut zollen.)
    • Offenbach, Suppè und der Beginn der Wiener Operette (Ausstellungsthema)
    • Franz von Suppè – Frivolität und Kyriefuge
    • Fatinitza: Travestie im Kriegsgewirr – Anlässlich des 200. Geburtstages von Franz von Suppè

    Das komplette Programm findet sich hier.


    :) Uwe

  • 200. Geburtstag von Franz von Suppé


    Heute, am 18.04.2019 jährt sich der Geburtstag von Franz von Suppé zum 200. Mal.


    Leider wurde dieses Jubiläum von den meisten Rundfunkanstalten und vor allem von den deutschsprachigen Bühnen vergessen wenn nicht gar ignoriert.

    Hier einige Ausnahmen, die mir bekannt geworden sind:

    • Heute am 18.40.2019 ab 20.05 sendet BR Klassik das Requiem als Aufzeichnung eines Konzertes vom 22. Juli 2012 in der Abteikirche in Ebrach.
    • Bereits am 12.3. gab es beim SWR2 in der Reihe Musik Klassiker eine kurze Widmung mit dem Titel Die Geburt der Wiener Operette aus dem Geist des Volkstheaters von Stefan Frey
    • In der Rosenmontagsgala des BR Klassik am 4.3. wurden aus gegebenen Anlass drei Titel gespielt dazu gab es einen etwas verunglückten "Auftritt" des Komponisten.
    • Im Operettenboulevard des gleichen Senders vom vergangenen Sonntag (14.04.) waren immerhin 10 von 11 Titeln von Suppé.
    • Diese Woche, also vom 15.-19.4. ist innerhalb der Senderreihe Mittagsmusik (ebenfalls BR Klassik) Franz von Suppé Thema der Woche, allerdings werden dabei in jeweils 2 Stunden nur 2 Titel von Suppé gespielt, dazu ein kurzes Interview mit Stefan Frey.

    Das ist im Moment alles, was mir von deutschen Rundfunkanstalten bekannt ist. (Recherchen auf den Webseiten der Sender ergaben keine weiteren Ergebnisse).


    Auf deutschsprachigen Bühnen spielt sich mit einer Ausnahme gar nichts ab - nicht ein Mal in Wien. Den Gipfel der Ignoranz erklomm der Intendant der Volksoper Wien. Auf Nachfrage, warum denn im Suppé Jahr Benatzky auf dem Programm stehe und keine Suppé Operette antwortete er, er wisse gar nicht, wann in der Volksoper zuletzt eine Suppé Operette gespielt worden wäre, in seiner 12-jährigen Amtszeit jedenfalls nicht. Da träfe es sich gut, dass die Volksoper eine Coproduktion mit einer deutschen Bühne eingegangen sei, bei der man eine Suppé Operette vorbereite. Die Aufführung in Wien werde aber erst im nächsten Jahr stattfinden.


    Er meinte da die Produktion des "Teufel auf Erden", die am 27. April in Chemnitz uraufgeführt werden soll. Diese Produktion ist aber nicht explizit zum 200 Jahrestag angekündigt und außerdem einer vermutlich einschneidenden Neubearbeitung unterworfen. Man darf gespannt sein, inwieweit das Original vor allem musikalisch noch zu erkennen sein wird.


    Ab heute gibt es im Netz eine ausführliche Würdigung von Franz von Suppé.


    Uwe

  • Heute Vormittag hat WDR 3 in seinem Klassikforum immerhin des besonderen Geburtstages von Franz von Suppé gedacht und das Agnus Dei aus seinem Requiem aufgelegt. Es handelte sich um eine Aufzeichnung des Zürcher Kammerorchesters mit dem Zürcher Konzertchor und Solisten.


    Die musikalische Leitung hatte Edmond de Stoutz.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Weitere Sendungen zum 200. Geburtstag von Franz von Suppé

    Da sind mir jetzt doch noch einige Rundfunksendung zu o.g. Anlass bekannt geworden:


    BR Heimat

    Operettenzauber - Sendung vom 20.04.2019 - „200 Jahre Franz von Suppè“ - 55 min.


    Deutschlandfunk

    Franz von Suppé-Wiener Lustspiel-Meister - Sendung vom 18.04.2019 - 45 min.


    rbb - Kulturradio

    Opernführer - Sendung vom 17.04.2019 - Franz von Suppé zum 200. Geburtstag


    radio 100,7 (Luxemburg)

    Franz von Suppé ist für den Luxemburger Sendung Komponist des Monats (April 2019).

    Dazu gab's 4 Sendungen mit folgenden Themen

    • 3. April 2019: Franz von Suppès Operetten
    • 10. April 2019: Franz von Suppès Boccaccio
    • 17. April 2019: Suppè-Ausstellung im Zeitbrücke-Museum
    • 24. April 2019: Franz von Suppès Kirchen-Musik

    Hört sich schon besser an.:thumbup:


    Uwe




  • Leider wurde dieses Jubiläum von den meisten Rundfunkanstalten ... vergessen wenn nicht gar ignoriert.

    Glücklicherweise kann ich diese Behauptung nicht mehr aufrechterhalten. Es sind mir noch weitere Rundfunkbeiträge bekannt geworden:


    Deutschlandfunk

    Kalenderblatt - Sendung vom 18.04.2019 -200. Geburtstag Franz von Suppè Der Schöpfer der Wiener Operette


    Ö 1

    • Anklang - Sendung vom 15.04.2019 - Abseits der Leichten Muse - Zum 200. Geburtstag von Franz von Suppe - 55 min
    • Apropos Operette - Sendung vom 22.04.2019 - Franz von Suppé zum 200. Geburtstag - 55 min.

    :) Uwe


  • Der Teufel auf Erden in Chemnitz

    Am Samstag, 27.04.2019, war Premiere der Neubearbeitung des Teufel auf Erden, einer Operette, die nach ihrer Uraufführung kaum noch gespielt wurde (siehe auch Beitrag #92). Die Premiere war offenbar ein großer Erfolg. Hier gibt's erste Kritiken.


    TAG 24

    Freie Presse

    Deutschlandfunk


    :) Uwe

  • Fatinitza in Baden bei Wien

    Eine weitere erfreuliche Nachricht. Noch rechtzeitig zum Ende des Suppé-Jahres führt das Stadttheater Baden bei Wien Suppés Meisterwerk Fatinitza auf. Premiere ist am 14. Dezember 2019. Danach gibt es noch 10 weitere Vorstellungen bis 19. Januar 2020.


    Näheres findet sich hier.


    :thumbup:Uwe

  • Der Teufel auf Erden im Deutschlandfunk Kultur

    Der Deutschlandfunk Kultur sendet am 13. Juli 2019 ab 19.05 einen Mittschnitt der Chemnitzer Inszenierung.


    :thumbup:Uwe

  • Lieber Uwe,

    Du hältst mit erstaunlicher, bewundernsweter Konsequenz das Fähnlein der Operette hoch. Bravo. Jetzt kannst Du als Fachspezialist mir einen Gefallen tun, aber nur wenn es Dir nicht zu viel Mühe macht. Ich suche für einen Konzertabend auf der Bundesgartenschau in Heilbronn Gesangs- und Instrumentalstücke, die einen Bezug zur Blumen-/Blütenwelt haben.

    "Blume von Hawaii", "Rose von Stambul", Hits: "Wie von Apfelblüten einen Kranz, letzte Rose, dunkelrote Rosen, Als geblüht der Kirschenbaum", "Schenkt man sich Rosen in Tirol" also die bekannten Hits sind alle bereits notiert. Ich suche die versteckten Perlen, also Stücke, die einem nicht sofort in Auge springen. Wenn Dir oder einem anderen Tamino etwas einfällt bin ich für jeden populär wirkungsvollen Hinweis dankbar.

    Danke, dass Du Dein Hirn anstrengst.

    Herzlichst

    Operus Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo,

    spontan fallen mir ein:

    Rote Orchideen aus Viktoria und ihr Husar

    Das Veilchen von Montmartre (Kalman)

    Robert Stolz hat einige pflanzenbezogene Schmachtfetzen geschrieben, aber da kenne ich mich nicht wirklich gut aus.

    Schöne Grüße

    wega

  • Rote Orchideen aus Viktoria und ihr Husar

    Liebe Wega,

    vielen Dank für die Unterstützung. Die "Veilchen von Montmartre" hatte ich schon auf dem Focus. Von Stolz gibt es schöne Lieder z. B. "Auf der Heide blühn die letzten Rosen", die ich nicht zu gefühlsduselig sondern sehr wirkungsvoll finde. Die Roten Orchideen sind eine wirkungsvolle Ergänzung von Dir. Offensichtlich habe ich jedoch bereits recht gründlich recherchiert.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus!


    Danke für die "Blumen". Nachfolgende Titel habe ich noch gefunden:

    • Tausend Blumen blühn auf jeder Wiese – Die Flucht ins Glück – Nico Dostal
    • Wenn die Georginen blühn – Rhapsodie der Liebe – Nico Dostal
    • Rose der Prärie – Die Herzogin von Chikago – Emmerich Kálmán
    • Rosen aus Taipur – Die Bajadere – Emmerich Kalman
    • Wenn die Knospen sprießen – Das Dorf ohne Glocke – Eduard Künneke
    • Geh’n wir in den Garten – Der Vizeadmiral – Karl Millöcker (Das Original zu Dunkelrote Rosen!!!)
    • Die Liebe schwebt gleich Rosendüften – Pariser Leben – Jacques Offenbach
    • Wenn die kleinen Veilchen blühen - Wenn die kleinen Veilchen blühen – Robert Stolz
    • Wo die wilde Rose erblüht- Das Spitzentuch der Königin – Johann Strauß
    • -    Konzertwalzer Rosen aus dem Süden – Johann Strauß
    • Die Rose erblüht wenn die Sonne sie küsst – Gagliostro in Wien – Johann Strauß
    • Blumen Duettino – Die Afrikareise – Franz von Suppé
    • Als dir die Welt voll Rosen hing – Der Vogelhändler – Carl Zeller
    • Als geblüht der Kirschenbaum – Der Vogelhändler- Carl Zeller

    Darf man fragen, wann der Konzertabend stattfindet? Heilbronn ist meine Vaterstadt, in der ich aber leider seit meinem 12. Lebensjahr nicht mehr wohne. Allerdings wohne ich nur 1 Fahrstunde weiter weg und falls es die Umstände zulassen, könnte ich dort mal hinfahren.


    Viele Grüße und jetzt schon viel Erfolg


    Uwe

  • Lieber Uwe,


    Dein Blumgengruß ist ungemein üppig. Ganz herzlichen Dank für die Mühe. Darunter sind eine Menge Raritäten, die kaum bekannt und daher auch nicht abgenudelt sind. Es sind die Perlen, die ich suche.Das Problem bei solchen Aufnahmen ist, dass in der Regel die Noten schwierig oder nicht zu bekommen sind. Da heißt es halt suchen. Sehr freuen würden Ingrid und ich mich, wenn Du bei "Deinem" Blumenkonzert" dabei sein könntest. Du bist dann selbstverständlich unser Gast. Um Dir das alles zu erläutern würde ich Dich gerne anrufen, wenn Du mir DeineTelefonnummer mitteilst. Bei mir ist die telefonische Erreichbarkeit im Moment schwierig, weil unser Telefon umgestellt wird. Riesenärger. Wir werden unsere Kontaktufnahme jedoch hinbekommen.


    Liebe Grüße und nochmals herzlichen Dank für die Unterstützung


    Herzlichst

    Hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,

    leider weiß ich nicht, wie ich das anstellen soll.


    Uwe

    Zitat

    Lieber Uwe,

    ich teile Dir zunächst Termin und Details der Veranstaltung mit:

    Das Konzert "Eine musikalische Reise durch die Welt der Blumen"

    findet am 24. Juli 2019 19.00 Uhr auf dem Gelände der BUGA in Heilbronn statt. Mitwirkende: Heilbronner Sinfonie Orchester - Dirgent Alois Seidlmeier -

    Gesangssolisten: Arminia Friebe, Sopran - Thorsten Büttner, Tenor, Guy Ramon, Bassbariton.

    Ich schlage Dir , wenn es Dir so recht und für Dich machbar ist, folgenden Plan vor: Du reist am 24. Juli - bitte gerne auch mit Begleitung - am besten so in Heilbronn an, dass wir vor dem Konzert in Ruhe die wirklich wundervolle BUGA genießen können und danach besuchen wir das Konzert.

    Zur Absprache von Einzelheiten rufe mich bitte unter der mobil Nr. 0176/ 81 81 23 23 an. Dann können wir persönlich über alles sprechen.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Der Teufel auf Erden – die Rundfunkaufnahme

    Die Wiedererweckung von Suppés 1878 uraufgeführten Operette „Der Teufel auf Erden“ durch das Stadttheater Chemnitz (in Koproduktion mit der Wiener Volksoper) ist der wohl wichtigste und nachhaltigste Beitrag zum ansonsten eher bescheiden ausgefallenen Suppé Jahr anlässlich seines 200. Geburtstages. Wichtig, weil nach magerer Präsenz wieder einmal eine Suppé Operette auf einem deutschen Theaterspielplan steht (und 2020 auch in Wien, wo der Schöpfer der Wiener Operette noch seltener gespielt wird). Wichtig auch, weil, wie man so liest, das Publikum die Chemnitzer Aufführung begeistert aufgenommen hat. Zur Nachhaltigkeit zählt, dass der MDR in Koproduktion mit dem BR die Operette nach der Vorstellung im Theater Chemnitz aufgenommen hat und dass es daraus auch eine CD geben wird. Zur Nachhaltigkeit zählt hoffentlich auch, dass sich gestandene Theaterleute mal wieder intensiv mit dem Werk Suppés auseinandergesetzt haben.


    Zuvor gab es vom „Teufel auf Erden“ 2019 eine einmalige konzertante Aufführung im Brucknerhaus Linz und 2016 eine modernisierte Fassung durch das Münchner Akademietheater, bei der aber von Suppés Originalmusik nur noch wenig Substanz übrig geblieben ist. Beides ist kaum nachhaltig, ebenso wenig wie eine Rundfunkaufnahme von 1984 mit dem ORF Symphonieorchester unter Paul Angerer, von der es bis heute noch keine CD gibt.


    Während Paul Angerer noch die Originalfassung des Werkes einspielte, hat nun das Theater Chemnitz eine textliche Neufassung von Alexander Kuchinka (der auch eine der Hauptrollen übernommen hat) und eine revidierte musikalische Fassung von Jakob Brenner (der auch die Robert-Schumann-Philharmonie leitet) herausgebracht.


    Leider konnte ich die Aufführung selbst, aus persönlichen und entfernungsmäßigen Gründen, nicht erleben. Ich kann die Neufassung daher nur aufgrund der Rundfunkaufzeichnung beurteilen.

    Die textliche Neufassung

    Um es vorwegzunehmen: wie man lesen und hören konnte haben sich nach der Premiere ganze „fünf“ Besucher, die das Original kannten, gefragt, warum denn eine Neufassung des Librettos notwendig gewesen sei. Der weitaus größte Teil des Publikums zeigte sich von der so dargestellten Geschichte durchaus angetan. Nun muss man zugestehen, dass die Originalhandlung, die ganz aktuell zur Zeit der Entstehung der Operette spielt, einem heutigen Publikum nicht mehr so ohne weiteres zu vermitteln ist. Schon gar nicht mehr erschließen sich diverse Bezüge zu früheren Werken Suppés (siehe hierzu Beitrag 92). Der Bearbeiter hat versucht, über eine Zeitreise das Publikum gewissermaßen „mit der Nase darauf zu stoßen“, dass zwei Episoden in früheren Jahrhunderten spielen. Im Großen und Ganzen hat er aber das Grundgerüst der Handlung beibehalten und nur einige Details verändert (die Grundthese des Librettos lautet sinnigerweise „Der Teufel steckt im Detail“).


    Trotz Zeitreise werden in der Bearbeitung die Schauplätze der Operette nur leicht variiert. Auch die Handlung entfernt sich nicht allzu weit vom Original. Während im Original der Höllenfürst Satanas eine Rebellion niederschlagen muss, dazu aber seine drei Unterteufel Samuel, Lucifer und Beelzebub, die von einem Urlaub auf Erden noch nicht zurück sind, dortselbst suchen muss, ist es in der Bearbeitung Satan selbst, der gesucht werden muss. Ihm ist es in der überfüllten Hölle zu eng geworden, da heute jedermann danach trachtet, in die Hölle zu kommen (auch so prominente Persönlichkeiten wie Donald Trump). Auf die Suche macht sich der Höllenknecht Ruprecht, der im zweiten Akt auf den vergessenen Engel Rupert trifft, welcher ihm fortan bei der Suche behilflich ist. Aus zwei Kadetten, die aus einem Damenstift eine Stiftfräulein entführen wollen, werden zwei Handwerksburschen, die in einem Koster des 17. Jahrhunderts wertvolle Reliquen stehlen wollen. In beiden Fällen wird die Vorsteherin Aglaja als vom Teufel besessen entlarvt, im Original ist es Lucifer, der in ihr steckt, in der Bearbeitung lediglich Satans Tochter, so dass die Suche weitergehen muss.


    Aus einer Kadettenanstalt des 17. Jahrhunderts wird eine Kaserne des 18. Jahrhundert. Die beiden Kadetten bleiben Kadetten, nur jetzt in einem anderen Jahrhundert, aus einer ganzen Balletttruppe werden nur noch zwei Nichten des Kommandeurs, der in beiden Fällen ähnlich heißt, einmal Donnerkeil, einmal Donnersbach. Er wird im Original als Samuel entlarvt, in der Bearbeitung als Satan, der aber keine Lust hat, wieder in der Hölle zurückzukehren und verschwindet.


    Aus einem Balletsaal wird eine Tanzschule in der heutigen Zeit. In beiden Fällen wird ein Menuett bzw. eine Polonaise einstudiert. Die Neufassung kann dies geschickt damit begründen, dass wir Eleven bei den Proben zur Eröffnung des Opernballs beiwohnen. Die im Original durchgängigen Paare verändern im Laufe der Neufassung nur leicht ihre Namen und ihre auch im Original schon eher nebensächliche Handlung (es ging ja immer hauptsächlich darum, den Teufel in Menschengestalt zu finden), löst sich in der Neubearbeitung dadurch auf, dass nicht mehr ganz klar wird, wer es eigentlich mit wem hat. Sie hängen ständig an den Smartphones und Ruprecht, vom dem die jungen Leute keinerlei Notiz nehmen, konstatiert, dass ihre (kleinen) Teufeleien darin bestehen, dass sie selbstsüchtig nur um sich selbst kreisen. Er kommt zu dem Schluss, dass der Teufel sich auf Erden wohler fühlt als in der Hölle. Der Teufel steckt sozusagen in Jedem, er steckt im Detail. (Im Original findet Satanas den dritten Teufel Beelzebub nicht und kommt zu einem ähnlichen Schluss, nämlich dass er quasi in Jedem stecken kann).


    Für die Rundfunkaufnahme wurden vor allem die Dialoge erheblich gekürzt, dafür trat Ruprecht auch als Erzähler in Erscheinung. Zumindest in dieser Rundfunkfassung fällt auf, dass sowohl die noch verbliebenen Dialoge als auch die Erzählung sehr aufgesetzt wirken und so gut wie pointenfrei daherkommen. Schade, dass Kuchinka keine der in den Originaldialogen vorkommenden geistreichen Faust-Zitate übernommen hat. Manche Kritiker, welche die Theateraufführung besucht hatten, sprechen dann auch von „äußerst schwachen Texten“, von „Dialogen, [die] in ihren ganzen (Über)längen“ vorgetragen wurden oder „Pointen, die nicht zünden“. Es gab aber auch andere Sicht- und Hörweisen; so schreibt einer der Kritiker in Bezug auf die Figuren Ruprecht und Rupert davon, „wie köstlich deren Dialoge und Spiel“ gewesen sei.

    Die „musikalisch revidierte Fassung“

    Hier frage ich mich, woraus diese bestehen soll. Einige Anpassungen an geänderte Melodienfolgen, andere Stimmlagen, evtl. einige stärker betonte musikalische Effekte, mehr konnte ich glücklicherweise nicht heraushören. Jakob Brenner hat ja in seinen Anmerkungen auch betont, er habe nicht eine Note an der Suppé‘schen Original-Partitur ändern müssen. Die Kritik, dass die Musik im dritten Akt nicht in unsere Zeit passe, muss etwas relativiert werden. Die Titel, die Ruprecht und Rupert zu singen haben, müssen nicht zeitnah sein. Die Polonaise passt auch heutzutage noch zu einem Opernball und das spanisch akzentuierte Lied von 1878 wird als Operntitel, mit welchem die Sängerin bereits bei „Voice of Germany“ hatte punkten wollen, kaschiert. Lediglich ein Marschquartett der jungen Leute fällt dann wirklich aus der Zeit.

    Die musikalische Umsetzung

    Die Leistung der Sängerinnen und Sänger finde ich gut, teilweise besser als die der Paul Angerer-Aufnahme. Das Orchester spielt präzise, manchmal etwas trompetenlastig, was aber den Höllen- und Kadettenszenen zu gute kommt. Dass die Tempi zu getragen gespielt wurden, wie ein Kritiker bemängelte, ist mir nur gelegentlich aufgefallen.

    Fazit

    Meiner Meinung nach wäre keine komplette Neufassung des Textes mit Zeitreise und neuen bzw. anderen Figuren notwendig gewesen. Einige der aktualisierten Themen wie Missbrauch, Menschen- und Reliquienhandel hätte man auch in eine revidierte Textfassung integrieren können.


    :) Uwe

  • CD vom Teufel auf Erden in der Original-Fassung

    Beides ist kaum nachhaltig, ebenso wenig wie eine Rundfunkaufnahme von 1984 mit dem ORF Symphonieorchester unter Paul Angerer, von der es bis heute noch keine CD gibt.

    In meinem vorstehenden Artikel vom Juli letzten Jahres hatte ich noch geschrieben, dass es von der Rundfunkaufnahme der Originalfassung der Operette unter Paul Angerer noch keine CD gibt. Heute habe ich zufällig entdeckt, dass diese CD inzwischen bei der HAfG erhältlich ist.


    :thumbup:Uwe

  • Corona machte Strich durch die Rechnung bei Donna Juanita

    Fest eingeplant war im Theater Osnabrück die Wiederbelebung von Suppés Donna Juanita. Wegen der Corona-Krise konnte nun die Produktion leider nicht realisiert werden. Auch ein späterer Termin ist derzeit nicht geplant, zumal ein Direktionswechsel zur nächsten Spielzeit ins Haus steht. Als "Ersatz" wird unter eingeschränkten Bedingungen Suppés Die schöne Galathée gegeben. Premiere ist am 28.11.2020.


    :( Uwe

  • Bellman - Franz von Suppés kriegerischste Operette

    Franz von Suppés vorletzte (noch selbst vollendete) Operette kam bei der Wiener Presse außergewöhnlich gut an. Ich habe von 10 gefundenen Besprechungen nur eine negative (Wiener Presse) und eine gehässige Kritik (Wiener Zeitung) gefunden. Vor allem die Musik wird, von den zwei genannten Ausnahmen abgesehen, beinahe überschwänglich gefeiert. Da heißt es u.a.


    • Die Musik trägt ein höheres Gepräge als das der Operette, die Behandlung der Stimmen wie die des Orchesters ist überwältigend, schwedische Volkslieder sind sehr glücklich eingefügt…
    • …entfaltete Meister Suppé seine ganze und volle Künstlerschaft, um ein musikalisches Gebäude im Stile von Boccaccio und Fatinitza aufzuführen…
    • Bis auf das Finale des 2. Aktes, welches allzu opernhaft ausgearbeitet ist […] ist die ganze Partitur eine ununterbrochene Reihe charakteristischer und melodiöser Nummern
    • Die Musik zeigt den Altmeister Suppé in seiner vollen Klangschönheit
    • Suppés Musik ist ein kleines Meisterstück…


    Besonders hervorgehoben wurden einzelne Musiktitel wie ein Duett von zwei Pulverfabrikanten, welches einen „Sturm von Heiterkeit entfesselte“, ein Couplet des Heringshändlers mit dem Refrain „Aber in Schweden darf man nicht reden“ - eine „hübsch erfundene Nummer von köstlicher Wirkung“, die als effektvoll bezeichnete Punschszene, das Lappländerlied, in welchem Suppé „ein schwedisches Nationallied verwertete“ und das Schwalbenquartett, „in welchem er eine schwedische Volksmelodie geschickt verwendete“.


    Leider gibt es, außer einem eher belanglosen Marsch, aufgrund dessen man dieser Operette all das hier Gesagte nicht zutrauen würde, keine Aufnahmen von diesem Werk. Auch in keiner Operettenbearbeitung von Suppé wird irgendein Titel von Bellman verwendet. Aufgrund eines computerunterstützten intensiven Studiums der handschriftlichen originalen Partitur, die mir als Kopie zur Verfügung stand, kann ich aber die oben angeführten Bewertungen voll und ganz bestätigen.


    Es stimmt aber auch, was einer der wohlmeinenden Kritiker anmerkte: „Die Ensembles sind den Sologesängen entschieden vorzuziehen, die letzteren leiden viel an melodischer Schwäche…“. Doch gibt es außer den oben genannten noch einige hübsche Einzelnummern, so etwa das Flicka (Mädchen)–Lied, das durchaus auch Gassenhauer-Qualität hat oder das Quintett am Ende der Operette, ebenfalls ohrwurmverdächtig. In der Tat zeigt Suppé aber in den teils polyphonen Ensembles seine wahre Stärke, seine außergewöhnliche kompositorische Kraft.


    Als Beispiel sei die Punschszene im 2. Akt erwähnt. Da wird zunächst der Punsch gebraut, dann das Punschlied gesungen, ein Sturm zieht auf, der durch Rezitative angekündigt und mit einer Sturmmusik untermalt wird. Trotz hörbarem Sturm wird das Punschlied weitergesungen und ein Parlando, bereits melodiös untermalt, leitet dann über zu einem wunderschönen, mehrstimmigen Traumlied, welches wiederum von einem Liebesduett abgelöst wird. Am Ende der eigentlichen Punschszene hängt sich noch nahtlos ein Terzett mit einer sehr originellen Musik an, welches bereits zu einer weiteren Szene gehört, nämlich die Ankunft neuer Gäste mitten im Sturm.


    In den beiden Finales wechseln sich dann Rezitative mit originellen musikalischen Einfällen und großen vielstimmigen Ensembles ab, wobei beim zweiten Finale das Rezitativische etwas überwiegt, was dem Aktschluss den Vorwurf des allzu opernhaften einbrachte.


    Die Musik der Operette hat es meines Erachten auf alle Fälle verdient, wiederbelebt zu werden. Allerdings ist ohne Bearbeitung des Librettos nur eine Gesamtaufnahme auf CD ohne Dialoge denkbar. In der jetzigen Form kann man heutzutage das Werk weder mit Dialogen aufnehmen noch konzertant aufführen oder gar auf die Bühne bringen. Das liegt vor allem am martialischen Schluss der Operette; da wird mit ernsthaftem Hurra-Patriotismus der Krieg gegen Russland erklärt. Dass ausgerechnet Russland der Kriegsgegner sein soll, ist dieser Tage von besonders aktueller Brisanz. Und dies war es schon zu Zeiten der Uraufführung. Damals wurde aus politischen Erwägungen Russland von der Zensur gestrichen und der Krieg musste gegen Dänemark erklärt werden. Dieser Schluss bzw. der ganze, außer einigen unsäglichen Blödeleien in den Dialogen und einem Couplet fast humorfreie 3. Akt ist wohl der Grund, warum viele Rezensenten der Uraufführung das Libretto im Ganzen als zu ernst beschrieben haben.


    Dabei wird in den beiden Akten zuvor durchaus noch um Krieg oder Frieden gerungen, und zwar auch mit viel Humor und politischen Anspielungen. Bellman verhält sich dazu eigentlich ambivalent, ohne aber seine vaterländische Gesinnung zu verbergen. Der Dichter fällt einer Intrige zum Opfer. Nach einer geplatzten Hochzeit im ersten Akt landet er im zweiten Akt mit seiner ehemaligen Angebeteten, der Kriegstreiberin Gräfin Ulla, auf der Flucht vor deren Widersachern direkt im Lager ihrer Feinde, kann aber mit ihr durch allerlei Finten entkommen.


    Soweit ist alles noch spannend und lustig. Der dritte Akt beginnt aber gleich mit einer hochnotpeinlich sentimentalen Arie Bellmans, in welcher dieser seinen Verzicht gegenüber Ulla erklärt, damit sie ihrer Bestimmung folgen kann, als zukünftige Mätresse des Königs diesen zum Krieg zu drängen. Es ist dies die Arie, die einer der genannten Kritiken als „zweiten Aufguss“ des Trompeterliedes (Trompeter von Säckingen) bezeichnete. Dies mag wohl sogar Absicht gewesen sein, denn im Versmaß entspricht diese Arie genau dem Vorbild. Mit der Reminiszenz eines zuvor dargebrachten Quintetts, in welchem Krieg und Frieden nochmals pseudophilosophisch, mit originalen Bellman-Zitaten gespickt, thematisiert wird, endet die Operette unter Hurra-Rufen zur Kriegserklärung.


    Wer sich für eine ausführliche Inhaltsbeschreibung interessiert kann diese hier nachlesen.


    Die zeitgenössische Presse störte sich übrigens überwiegend nicht an diesem Schluss, sprach sogar von „einem äußerst anmutigen, interessanten Textbuch“, oder von einem „recht amüsanten und wirkungsvollen“ Libretto, das „viel Gelegenheit zu Massenwirkungen gibt“. Aber das war eine andere Zeit, in welcher der Krieg noch als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln galt.


    Zum Glück finden die entscheidenden Weichenstellungen nur im dritten Akt statt, so dass man meines Erachtens die Operette noch retten kann, ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich habe selbst einige Versuche unternommen, die zeigen, dass es mit verhältnismäßig wenigen Änderungen möglich ist, einen Schluss etwa im Geiste Offenbachs zu gestalten.


    Anmerkungen:


    Zwei Prophezeiungen aus der zeitgenössischen Presse haben sich übrigens nicht bewahrheitet: „Es ist kein Zweifel, dass sich die neue Operette lange auf dem Repertoire erhalten wird und dass die vielen melodiösen Nummern bald ‚ins Volksblut übergehen‘ werden.“ (Neuigkeits-Weltblatt) und: „Wenn man die besten Namen von Suppés Werken nennt so wird man in Zukunft auch ‚Bellman‘ nennen.“ Die Operette wurde nach nur 19 Vorstellungen vom Programm abgesetzt. Suppé Biograph H.D. Roser vermutete, dass neben dem in Wien unbekannten Dichter Bellman, dem ungewohnten nordischen Sujet sowie die von Suppé gewählte Bezeichnung „Oper“ auch der kriegstreibende Schluss einer der Gründe gewesen sein könnte.


    Historisch gab es die zwei streitenden Parteien in Schweden wirklich, jedoch handelte es sich dabei um den Adel und die nichtadeligen Stände im Ständereichstag. König Gustav III hat 1788 tatsächlich gegen Russland Krieg geführt (allerdings ohne Erklärung) - und ihn verloren.


    PS:


    Kurz nach Fertigstellung dieses Artikels habe ich erfahren, dass die Operette Bellman von der schwedischen Gesellschaft Par Pricole bereits am 28. und 29. Januar 2023 im Stockholmer Södra Theater zur Aufführung gebracht wird. Par Pricole konzentriert sich auf kulturelle Veranstaltungen und pflegt alte Traditionen mit vielen Orchestern, Chören, Sängern, Schauspielern, Musikern usw. Der erster Dichter der bereits 1779 gegründeten Gesellschaft war Carl Michael Bellman selbst. Seine musikalischen, theatralischen und poetischen Werke werden ständig bei jeder Versammlung aufgeführt.


    Ob die Produzenten am Libretto außer der Übersetzung ins Schwedische etwas geändert haben, weiß ich leider nicht. Ich hatte vor längerer Zeit mal einen Kontakt zu Par Pricole; dieser ist aber aus unerfindlichen Gründen abgebrochen.


    Uwe

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  • Der Teufel auf Erden wird auseinander genommen ...

    ... und neu zusammen gesetzt. So beschreibt es nd aktuell.


    Man muss sich ja zufrieden geben, wenn Franz von Suppé wieder einmal auf der Bühne zu sehen ist, und wenn auch nur auf der Kleinkunstbühne von Glanz&Krawall. Diese Berliner (Musik)-Theatergruppe hat sich nach eigenen Worten auf “die Konfrontation mit dem Rest der Gesellschaft - von der Hochkultur der Oper bis zur poetischen Verlorenheit eines Alleinunterhalters in der Dorfdisko” spezialisiert. Zum ersten Mal haben sie sich nun mit dem Genre der Operette auseinander gesetzt. Dabei mixen sie Franz von Suppés Operette Der Teufel auf Erden mit Passagen aus Michael Bulgakows Roman Der Meister und Margarit “zu einem Diabolischen Cocktail der Gegenwart” und nennen das Ganze Stadt der Teufel. Laut nd aktuell “bleibt von Suppés diabolischer Szenenfolge nur ein Gerüst stehen”, immerhin aber die Grundhandlung, dass Satan Voland (im Original der Oberteufel Satanas) den auf Erde weilenden Belzebubi sucht (im Original sind es neben dem Belzebub noch zwei weitere Teufel), um eine Revolte in der Hölle niederzuschlagen. Interessant der Hinweis von nd aktuell, dass der Musiktheaterabend am stärksten sei, ”wenn hier doch noch große Operette stattfindet, wenn der Quartierchor Nachtigall aus Neukölln wirkungsvoll die Szene betritt und wenn Suppé erklingt.“


    Die Uraufführung fand bereits am 22. März 2024 im Heimathafen Neukölln statt, weitere Termine und Details zum Stück siehe hier. Leider erfährt man nichts über die musikalische Ausgestaltung.