Paul Potts - Aschenputtel als Tenor?

  • Ich frage mich ja schon seit geraumer Zeit, wohin dieser Crossover-Wahn irgendwann noch mal fuehrt.


    Dazu, dass jeder, der ein Toenchen trifft, gleich als neuer Opernstar bejubelt wird?
    Dazu, dass das Gefuehl dafuer, was wirklich qualitativ hochwertig ist, immer mehr verwaessert wird?


    Ich sehe naemlich nicht, dass Crossover und Konsorten ernsthaft "Nichtklassiker" der Klassik naeher bringen, sondern ihre Wahrnehmung noch mehr verwaessert fuer das, was hochwertige klassische Musik und ihre Interpretation wirklich bedeuten.


    Dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin ja eine grosse Freundin der leichten Muse, aber alles zu seiner Zeit. Wenn ich Musical und Pop hoeren will, tue ich das, und da gibt es viele wahrhaft gute Interpreten. Wenn ich aber "Nessun dorma" hoeren will, dann sicher nicht von Paul Potts, genauso wenig wie ich mir eine Katherine Jenkins'sche Habanera geben muss (wie pflegt mein Freund aber immer zu sagen: "She's got a nice pair of lungs." :pfeif: :hahahaha: ).


    Aber ich finde ernsthaft auch, dass ich in dem Fall ueber Geschmack wirklich schwerlich streiten laesst, weil es einfach nicht gut ist - oder sagen wir besser: Der Hype ist dem, was geboten wird, nicht angemessen. Ist aber auch nicht das erste Mal, was regen wir uns also auf ;)

  • Die Deutsche Telecom hat einen neuen Werbestar im TV:


    Mehrmals am Tag zeigt uns das Fernsehen den neuen Werbespot der telecom.de:


    Paul Potts singt "Nessun Dorma"


    Wer hätte das gedacht?


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Hallo,


    Heißt der Mann nicht Paul Pott ?
    :hello:


    Meinst Du vielleicht den hier Klick ?



    Ich finde den Telekomspot ja nicht so toll, aber dieser Paul Potts verursacht mir beim Hören weniger Pein als dieser bedauernswert klägliche Livemitschnitt. (Das war vor Carreras Erkrankung)


  • Zitat

    Original von flotan
    Das einzige was ich an Herrn Potts bewundere, ist sein Mut mit dieser jaemmerlichen (:kotz: )Stimme aufzutreten (oder sollte ich sagen: seine Dummheit das nicht zu erkennen?).
    :wacky:


    Ich glaube, Mr. Potts erkennt das selbst durchaus - aber denkt sich: Wenn man damit ne Menge Geld machen kann, wieso auch nicht?


    Dabei ist jene Aufnahme, die jetzt in der Telekom-Werbung läuft, sogar noch erträglich, verglichen mit einem Live-Auftritt, den man bei youtube anschauen kann. Er singt sowas von schlecht, daß es selbst den Laien auffallen müßte. Aber ich glaube, den Leuten gefällt einfach diese Arie - wieso läuft die in letzter Zeit eigtl. ständig? Die wenigstens wissen, daß das kein Lied (sic!), sondern eine Tenorarie aus "Turandot" ist. Jedenfalls klang selbst der 70jährige, todkranke Pavarotti noch um etliches besser als Potts.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Ich weiß auch nicht, welche Projektionen notwendig sind, um sich hier stärker angerührt zu fühlen als bei Susi und Strolch. Ein schlicht gruslig gesungenes Nessun Dorma! Ein Tremolo, das tatsächlich auf den schwindenden Carreras verweist, eine Stimmkultur, die zwischen Helmut Lotti und Johannes Heesters oszilliert, angewackelte Töne mit schlecht abgemischter Kopfstimme - wieviel falscher kann man das singen - nein, keine PNs, ich weiß, es geht schlechter, ich habe sogar Dokumente katastrophal scheiternder Tenorstudis, jaja, aber wer zum Konzert der Preisträger des Bundeswettbewerbs Gesang geht (also noch keinesfalls die endgültig zementierte Weltklasse heranzieht), hört diesem Gejohle so weit überlegene Darbietungen, daß ich zwar verstehe, wie die Klientel der Hirn-und-Talentlos-Shows begeistert sein kann, aber daß in diesem Rahmen überhaupt über derlei Auswüchse debattiert werden kann, da hört es bei mir auf, Verzeihung!


    Das ist schlechteste Freakshow, aufgedonnert für tränendrüsengeile Couch Potatoes! Mies, schlimm, fürchterlich! Weg, weg, weg!

  • Zitat

    Ich weiß auch nicht, welche Projektionen notwendig sind, um sich hier stärker angerührt zu fühlen als bei Susi und Strolch


    Ich habe den Auftritt damals anrührend gefunden, weil mich die Handyverkäufergeschichte, deren wahren Hintergrund ich noch nicht kannte, reinlegte.


    Zitat

    Das ist schlechteste Freakshow, aufgedonnert für tränendrüsengeile Couch Potatoes! Mies, schlimm, fürchterlich! Weg, weg, weg!


    Aber man kann es mit Haßbekundungen auch ein wenig übertreiben, finde ich.....
    Ich war jedenfalls in diesem Moment ein tränendrüsengeiler Coach Potatoe, da ich von einem 100% Laien ausging, der sich das selber beigebracht hat.
    Und das wäre erstaunlich gewesen.....aber so war's ja eben denn nicht......
    ;)

  • Sollte dieser Herr Potts für sich eine seltene britische Klassik-Erscheinung sein? So sehr, dass die Insulaner von seiner "Klasse" so begeistert sind? Oder ist das britische Anspruchsniveau des Publikums so bescheiden, dass selbst ein Sänger vom Schlage Potts' jubelnd gefeiert wird, als sonst etwa Pavarotti unter den Wissenden? :motz:


    Ja, und vielleicht hat das britische Niveau ja auch schon zur deutschen Telekom herrüber geschwappt, wie die Verwendung des "britischen Star-Sängers" im Werbespott vermuten läßt. Also, Ihr klassisch Wissenden und Könnenden: wappnet Euch gegen den ausufernden Niveau-Sumpf der hochgejubelten Stars und dem galoppierend schrumpfenden Publikumsniveau. :kotz:



    Ciao :untertauch: Principe

  • Zitat

    Original von Principe
    Oder ist das britische Anspruchsniveau des Publikums so bescheiden, dass selbst ein Sänger vom Schlage Potts' jubelnd gefeiert wird...


    Ich denke, es gibt keinen Grund, den Engländern vorwurfsvolle Häme entgegen zu bringen. Sicherlich weiß das musikalisch-klassisch informierte Publikum auf der Insel den Herrn Potts dort ebenso einzuordnen, wie es dem deutschen Massengeschmack gelingt, Herrn Rieu für einen Wundergeiger und Herrn Boccelli für einen Jahrhundert-Tenor zu halten.


    Jede Wette: Hätte ein ähnlich linkischer und knuffiger Taxifahrer aus Berlin oder Steuerfachgehilfe aus Frankfurt DSDS beehrt, wären die Wogen auch in Deutschland hoch geschlagen, medial befeuert von RTL explosiv und der BILD. Wir hätten dann auch einen "Ausnahmesänger" zu ertragen. Ich hätte dann wenig Lust, mir aus dem Ausland anhören zu müssen, in welch kulturloser Steinzeit ich mich befände.


    LG
    B.

  • Vor allem: niemand wird gezwungen, sich Paul Pott anzuhören, anzusehen oder was auch immer. Diese haßerfüllte Häme, die hier ausgekübelt wird, empfinde ich als würdelos und bestenfalls als Frustäußerung von zu kurz gekommenen zu verstehen. Ein bisschen mehr Respekt wäre angemessen: noch wird über Menschen geredet.


    Gruß vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Zitat

    Ein bisschen mehr Respekt wäre angemessen: noch wird über Menschen geredet.


    Dann soll er auch wie ein solcher singen (lernen).
    :hello:

  • Der Telekom-Spot gefällt mir sehr gut. Er nutzt das Phänomen Potts geschickt aus. Ein Klassikliebhaber würde Puccini nie über Handy hören, aber der Durchschnitts-Pophörer schon. Die waren auch bei der brit. Casting-Sendung im Saale und hin und weg. Und die sind die Zielgruppe der Telekom.


    Und mal ehrlich: Im Umfeld der dort üblichen Trällerstimmchen von pickligen Teenagern und Wunderkindern war Potts Stimme schon etwas Besonderes.


    Ich habe mir noch bei Youtube das Video mit seinem ersten Auftritt (auch im Telekom-Spot zu sehen) heruntergeladen und mit Pavarottis Nessum dorma von 1980 in NY verglichen. Die Qualitätsunterschiede waren selbst für mich als gesanglichem Laien sofort zu hören. Aber für den Durchschnittspophörer bestimmt nicht.


    Ich gönne Potts jedenfalls den Erfolg und das Geld, das er verdienen wird. Vielleicht sind die Profis insgeheim deshalb so hämisch und neidisch, weil Potts da gestanden hat und nicht sie. :beatnik:

  • Lieber Flotan,


    nochmals: er hat seine Fans und ich kann meinerseits auch meinen Lieben frönen. Eins ist so gut wie das Andere. Im Zweifelsfalle werden Pott, Boccelli oder der ebenfalls gern geschmähte Rieu seinen Anhängern mehr gegeben als so mancher sich über diese erregende, singende Schimpfspatz, sind wir uns da einig? Gut, wusste ich's doch!


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:


    PS: Wusstest Du, daß Tony Marschall ("Schöne Maid", "Bora Bora auf Tahitieeeeehh" ) Kammersänger ist? Bariton? Der hat jetzt mit seinen 70 Lenzen vor, einen Papageno zu geben. Dann doch lieber Paul Pott.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Oder ist das britische Anspruchsniveau des Publikums so bescheiden, dass selbst ein Sänger vom Schlage Potts' jubelnd gefeiert wird, als sonst etwa Pavarotti unter den Wissenden?


    Also um den Zeigefinger mal von den Briten wegzubringen muss man nicht weit schauen. Ricardo Marinello hat 2007 in der Show "Germany got talent :pfeif:" ebenfalls als halber Tenor gewonnen.- Ich finde es nicht ganz so schlimm wie Paul Potts (übrigens bitte mit s am Ende, sonst könnte er noch mit dem Massenschlächter Pol Pot verwechselt werden, das hat er nun wirklich nicht verdient), aber singen kann der auch nicht .



    Ansonsten muss ich sagen, ich kann eine gewisse Agressivität durchaus verstehen, wenn es um die Stimme Paul Potts geht. Ich habs mir gerade auf Youtube versucht anzuhören, ich habs echt nicht ganz geschafft- es ist wirklich grottenschlecht, Fans hin oder her- und bei dem was hier manchmal über gestandene Musiker/innen geschriebn wird ist die verbal unterste schublade schon absolut gerechtfertigt für diese Stimme, mit Verlaub.


    Gruss :hello:


    Syrinx

  • Hallo.


    Mich erstaunt auch ein wenig, warum hier mancher derartig emotional und harsch auf Paul Potts reagiert. Welchen Verbrechens hat er sich denn schuldig gemacht?
    Er singt. Er singt nicht perfekt, nach Maßstäben klassischen Operngesangs singt er schlecht, das steht völlig außer Frage, aber es ist ihm gelungen, ein klassisch höchstwahrscheinlich völlig unbedarftes Publikum emotional anzusprechen (geht es darum nicht auch in der Musik?) - und dies ist in dem Telekom-Spot meines Erachtens sehr gut (wenngleich hollywoodesk) eingefangen.
    Ihn deshalb quasi wie eine Art Ungeziefer auf zwei Beinen "weg, weg, weg" haben oder ihm respektvollen Umgang versagen zu wollen, weil er eben kein Pavarotti ist, empfinde ich als völlig unangemessen. Auch ist er nicht Auslöser, Beschleuniger oder sonstwas eines allumgreifenden kulturellen Niveauverlusts. Der Mann macht einfach Pop. Da kann ich im Übrigen Robert und Thomas in ihren Wertungen nur zustimmen.
    Und wenn ich mir die iTunes-Charts anschaue, dann bewirkt Potts vielleicht doch etwas Gutes. Neben weiteren Aufnahmen mit ihm findet sich dort auch "nessun dorma" - in einer Aufnahme mit Pavarotti. Ich glaube nicht, dass der gemeine, junge, hippe iTunes-Kunde ohne diese englische Hilfestellung auf diesen Pavarotti aufmerksam geworden wäre.


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

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  • Bevor ich hier in den Ruch der Menschenverachtung gerate:


    1. Wir haben es hier eben nicht mit Menschen zu tun, bzw. nicht primär, sondern mit einer professionell betriebenen Staffagemaschinerie, die ausgeklügelt auf die Bedienung billigster Affekte setzt, um eine abgestumpfte Zielgruppe zu reizen. Und bezüglich dieses von mir als geschmacklosesten Auswuchs betrachteten Schmonzes äußere ich gern noch einmal: Weg, weg, weg! Mir zu unterstellen, ich bewertete etwa PP als "Ungeziefer auf zwei Beinen", überschreitet für mich die Grenzen der Polemik, und ich verbitte mir solches in aller Form! In meinen Äußerungen Haß zu verorten ist eine Fehlinterpretation: Es ist die pure Abscheu vor dem so gewieften wie peinlichen Marketingmüll, den wir hier in Potenz vorgeführt bekommen!


    2. Lieber Thomas, glaube mir: Es ist die Frustäußerung dessen, der zu viel bekommen hat!


    Gruß


    Christian

  • Nicht nur bei Tamino wird über Potts gesprochen. Auch in einem anderen Forum, das eigentlich überhaupt nichts mit Musik zu tun hat, hat man Potts mit einem eigenen Thread bedacht:


    h**p://www.philippinenforum.net/thread.php?threadid=19290


    Auffallend ist doch, dass Potts es trotz seines eher mittelmäßigen Gesangs es irgendwie schafft, an die Menschen heranzukommen. Die zahlreichen Äußerungen (auch in diesem Thread), wonach er seine Zuhörer gerührt hat, sind ja sicherlich ernst gemeint.


    Das ist doch ein sehr interessantes Phänomen.


    Was denkt Ihr darüber? Schlichtweg Manipulation? Oder steckt doch mehr dahinter?


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Der Telekom-Spot gefällt mir sehr gut. Er nutzt das Phänomen Potts geschickt aus. Ein Klassikliebhaber würde Puccini nie über Handy hören, aber der Durchschnitts-Pophörer schon. Die waren auch bei der brit. Casting-Sendung im Saale und hin und weg. Und die sind die Zielgruppe der Telekom.
    [..]


    Lieber Robert,


    mir geht es da recht ähnlich. Bereits die Originalsendung, also das Casting selbst, war äußerst emotional (sicher inszeniert, aber der emotionalität tut das nun mal keinen Abbruch), und genau diese Stimmung hat der Spot sehr gut eingefangen und transportiert sie an die Zuschauer.


    Es ist sicher auch diese typische Aschenputtel-Geschichte, welche die Menschen berührt. Was kann daran falsch sein, wenn den Leuten in der Castingshow, vorm youtube-Clib oder bei der Werbung das Herz aufgeht oder die Tränchen kullern?


    Über den dingen stehend (also von oben herab) die Gesangsqualitäten zu bekriteln und sich über die Dummheit der Menschen zu beschweren, erscheint mir, mit Verlaub, als ein etwas elitäres Gehabe.


    Liebe Grße, der Thomas. :hello:

  • Lieber Christian,


    Zitat

    Original von Il Grande Inquisitore
    Wir haben es hier eben nicht mit Menschen zu tun, bzw. nicht primär, sondern mit einer professionell betriebenen Staffagemaschinerie, die ausgeklügelt auf die Bedienung billigster Affekte setzt, um eine abgestumpfte Zielgruppe zu reizen. Und bezüglich dieses von mir als geschmacklosesten Auswuchs betrachteten Schmonzes äußere ich gern noch einmal: Weg, weg, weg!
    [..]


    Der Mensch zieht Vergnügen daraus, Affekte und Bedürfnisse bedient zu bekommen. Der eine mag es etwas einfach gestrickt, der nächste halt subtiler. Welches von beiden "besser" zu sein hat, erscheint mir eine falsche Herangehensweise. Anderen Menschen Abgestumpftheit vorzuwerfen, ebenfalls.


    Wenn alle Menschen nur noch Klassik hören, wird es plötzlich eine Elite geben, die Bruckner und Verdi als plattes Effektgedudel für das "Volk" bezeichnen wird und Musik von Mozart oder Palestrina als die "besser" Musik postuliert.


    Ich bin daher mit solchen Beurteilungen der Vorlieben anderer Menschen immer sehr vorsichtig..


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Chorknabe
    Über den dingen stehend (also von oben herab) die Gesangsqualitäten zu bekriteln und sich über die Dummheit der Menschen zu beschweren, erscheint mir, mit Verlaub, als ein etwas elitäres Gehabe.


    Mit meiner Kritik an derartigem Vorgehen (Egk-Thread) bin ich ja höheren Orts auf wenig Gegenliebe gestossen :D


    Ich kann es nun aber mal nicht leiden, wenn jemand aus eingebildeter moralischer/musikalischer Überlegenheit über andere abqualifizierend scharfrichtet, hehre Grundsätze postulierend und dabei wohl wissend, daß er mit ziemlicher Sicherheit niemals in die Verlegenheit kommen wird, unter den gleichen Bedingungen wie der moralisch Hingerichtete für diese Grundsätze ernsthaft eintreten zu müssen, oder wenn man sich ultraflacher Pauschalurteile (der Asiate als solcher) oder schlicht peinlicher Formulierungen (O-Ton Il Grande Inquisitore: Wir haben es hier eben nicht mit Menschen zu tun,...) bedient. Umso schlimmer, wenn dieser Dummfug im Grunde so nicht gemeint war. Ja, zum Teufel, dann sollen sie es auch nicht so schreiben!

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  • Ich versuche, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen und unterstelle ganz blauäugig der Telekom, dass sie dem Jubilar Puccini ihre Reverenz erweisen möchte, wobei mir allerdings Paul Potts nicht geeignet zu sein scheint, es sei denn, man wolle nachweisen, dass der Maestro einfach nicht klein zu kriegen sei......


    Ciao. Gioachino :baeh01:

    MiniMiniDIFIDI

  • Die gleiche Meinung wie gioachino vertrete ich auch.
    Schon Pavarotti hat beim Fussball mit "Nessun Dorma"
    die halbe Welt bewegt.
    Der Maestro ist nicht klein zu kriegen!


    Grüsse Rita

  • Nochmals für diejenigen, die unter dem Mangel an geistiger Schärfe gelitten haben:
    Der Gehalt meiner selbst für flüchtige oder aber unkundige Leser mit mehreren Zaunpfählen versehenen Äußerung "Wir haben es eben nicht mit Menschen zu tun" erschließt sich dem in semantischer Wirrnis Befangenen durch die simple Methodik des Weiterlesens, die den kaum überfordern dürfte, der sich bis hier durchgeschlagen hat. Dennoch ganz egalitär vereinfacht: Das menschliche Schicksal bzw. die Person oder ähnliches steht nicht ernstlich im Mittelpunkt dieser Sendekonzepte (Behauptung/Kommentar meinerseits), statt dessen aber eine perfide auf die Unkenntnis und das Kitschbedürfnis der projizierten Zielgruppe zugeschnittene Marketingmasche.
    Ich hoffe, dies war auch für eine Heimstatt des Weißbräus nicht zu dümmlich, peinlich, inhuman oder abgeschmackt, Teufel noch eins!



    Daß ich solcherlei Entwicklungen nicht goutiere, erklärt sich ausschließlich aus meinem misanthropischen Elitarismus, der mich ja auch stets Überwindung kostet, mich in Debatten zu begeben, die die Gefahr des Plebejischen bergen. Das freie Von-der-Leber-weg-Schreiben, das so mancher Natur, die die Milch der frommen Denkungsart nicht nur gekostet hat, sondern geradezu stündlich in selbiger badet, eigen ist, tja, das fällt mir schwer.


    Bevor aber erneut der Chor als moralische Anstalt ertönt, ziehe ich mich an meinen Giftschrank zurück.


    Mit Abstand zum Anstand verbleibe ich fröhlich grüßend


    Christian

  • Zitat

    Original von Il Grande Inquisitore
    Nochmals für diejenigen, die unter dem Mangel an geistiger Schärfe gelitten haben:


    Völlig deplazierte und wiederum peinliche Bemerkung...


    Worauf Deine verschiedenen Beiträge zu diesem Thema hinauswollten, war eindeutig. Neben der Kritik an der Marketingmasche mußt Du aber selbst gemerkt haben, daß Du über das Ziel hinausgeschossen bist, sonst hättest Du nicht das hier geschrieben:


    "Bevor ich hier in den Ruch der Menschenverachtung gerate: "


    Merke: Geistige Schärfe ist sinnlos, wenn man sie nicht in adäquate Worte kleiden kann....

  • Lieber Robert Stuhr,


    ich habe herzhaft gelacht, als ich Deine launige Invektive gegen unsern Inquisitor las, er könne sich nicht adäquat (und das bedeutet in den Zusammenhängen einzelner Threads in erster Linie sachangemessen, nicht in einem pauschalen Sinne "politisch korrekt") verständlich machen!


    Also, dem kannst Du, wenn Du einen Lauf hast und das Gutmenschentum mit Dir durchgeht, viel vorhalten, was Dir zu weit gehen mag in dieser oder jener Hinsicht. Das kann man überall, wo ein wenig mehr zu finden ist als dödeliges Alltagsgewäsch, und das mag schließlich sogar Geschmacksache sein. Aber auf Wortgefechte würde ich mich an Deiner Stelle mit dem nicht einlassen, da bist Du womöglich nicht der Mann dafür.


    Pointierte Polemik zeichnet sich gerade dadurch aus, daß sie gewisse Grenzen gedanklich zum Zwecke möglichst deutlicher wie auch anregender, möglicherweise polarisierender Teilnahme am Geschehen überschreitet.


    Mehr hat er nicht gemacht, der Inquisitor. Und ansonsten alles noch nachträglich aufgedröselt und klar in die Grenzen (die ja auch die Seinen sind) zurückgestellt für die, die vermutlich auch etwa jemanden wie Dieter Hildebrandt als einen Volksverhetzer deklarieren müssen, nur um ihre überschaubare Welt in Ordnung zu halten und am Ende selbst nicht unterzugehen vor Wortgewandteren und Gedankentieferen, als sie es selbst sind...


    Wenn Du, lieber Robert Stuhr, die Mitwelt an Deiner Tadellosigkeit in "Angelegenheiten des Innern" partizipieren lassen magst, dann solltest Du Dich vielleicht auf die nächste Gelegenheit im (wie auch immer letztlich zu verstehenden) "realen" Leben konzentrieren.


    Ich hoffe, Du bist auch so schnell mit fundamentalethischen Betrachtungen und Handlungsweisen bei der Hand, wenn einmal wieder jemand in Deinem Beisein in der U-Bahn nicht allein auditiv, sondern tatsächlich taktil angegangen wird! Da kannst Du zeigen, wer Du bist. Hier will das keiner wissen, hier geht es um Paul Potts, die alte Säge.


    Und um denn doch noch was zum sympathischen Südwaliser mit der zwar nicht erwähnenswerten, aber gleichwohl stets erwähnten Stimme zu sagen: Natürlich ist der einigermaßen talentiert. So furchtbar schlecht kann er doch gar nicht singen, finde ich. Allerdings kenne ich auch nur den ominösen Auftritt in der Freakshow. Für´s Opernhaus Bath wird´s gereicht haben. Und da gehört der auch hin, nicht in so Castingshows und auch nicht in die Werbung.


    Aber was nehmen die Leute nicht alles hin, wenn sie nur was zum Träumen dafür kriegen. Informationen über Potts sind heute jedem sehr leicht zugänglich, doch man will lieber mit einer Aschenbrödelstory betrogen, als um eine Ernüchterung reicher zu werden. Weil es angenehmer ist. Und weil man sich die großen Emotionen wie selbstverständlich aus den Shows und sogar aus der Werbung holt. Die Frage ist natürlich nur, was das noch für "Emotionen" sein werden...?


    Da darf es uns schlußendlich auch nicht wundern, daß durch sein "Nessun dorma" wohl niemand wirklich zu Puccini oder gar zur "Klassik" finden wird. So weit will nämlich überhaupt keiner...



    Graf Wetter vom Strahl

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  • Ohne Herrn Potts Darbietung gehört zu haben - ehrlich gesagt ich habe auch nicht die Absicht sie mir anzuhören - möchte ich doch einige ALLGEMEINE Anmerkungen machen:


    Wer sich in die Gefilde hoher Kunst - dort wo die Luft schon ein wenig dünn - dafür aber stürmisch und eisig ist - begibt, darf nicht mit Nachsicht, Rücksicht oder dergleichen rechnen und muß auch die vernichtendste Kritik ertragen
    Es gibt seit einiger Zeit ZWEI Phänomene, die mir aufgefallen sind, und die mich stören:
    Man zerrt - euphemistisch formuliert - mittelmäßige "Künstler" aufs Podium - und präsentiert sie einem (noch euphemistischer formuliert) noch mittelmässigeren Publikum. Wichtig ist hier, daß der Eindruck vermittelt wird "Ich bin einer von Euch" - genauso jung, genauso einfältig, genauso unbeleckt in Geschmacksfragen.....etc etc...


    Wenn nun ein solcher "Künstler" von Kennern "fertiggemacht" wird, dann erinnern einige immer daran, daß da "auch ein Mensch" auf dem Podium steht - und daß man "schonungsvoll" kritisieren sollte.


    Mit Verlaub gesagt, das habe ich wenig Verständnis dafür.
    Durch diese Haltung - man trifft sich heute in allen Bereichen des Lebens - hat es sich gefügt, daß immer mehr Menschen eine Kunst (Handwerk etc) ausüben, die sie eigentlich nicht beherrschen. Sie setzen dann auf ihr strahlendes Lächeln, ihre Tollpatschigkeit bzw auf das Mitleid des Publikums (Kunden) oder einfach auf die mediale Vermarktung.
    Da die Rechnung in vielen Fällen aufgeht, drohen wir heutzutage geradezu in einer Flut von Mittelmäßigem und teilweise sogar Unterdurchschnittlichem zu ersticken - sehr zum Leidwesen jener, die qualitätsbewußt und qualitätssüchtig sind.


    Daß jene ihrem Unmut oft sehr scharf formuliert Luft machen kann ich durchaus nachvollziehen. Kritik darf kein "Erbarmen" kennen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In der Arie sollte gesungen werden: Nessun dorma. - Er singt aber: Nessun torma ...


    ... und am Schluss gerät seine Stimme derart ins kippen und flattern - so etwas möchte ich nicht hören!


    Er sollte lieber weiter unter seiner Dusche singen, im privaten Rahmen.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Daß jene ihrem Unmut oft sehr scharf formuliert Luft machen kann ich durchaus nachvollziehen. Kritik darf kein "Erbarmen" kennen.


    Lieber Alfred, der Ton macht die Musik. An der künstlerischen "Qualität" von Potts Stimme gibt es ebensowenig Zweifel wie am Wert derartiger Shows oder am Geschmack des Publikums, das in derartigen Sendungen zu finden ist.


    Gerade die Fachleute sollten aber in der Lage sei, Ihre Kritik in angemessene Worte zu kleiden, ohne gleich - wie hier mehrfach geschehen - die Grenze zu überschreiten. Wenn sich zB ein Fachmann nicht zu seinem Spezialgebiet äußert, ist er genau der gleiche Amateur wie Potts beim Singen.


    Wenn Du Dich zB als Laie zum Staatsangehörigkeits- oder Aussländerrecht äußern und dabei schwere Fehler machen oder einen mangelnden Informationsstand offenbaren würdest, kann die Kritik durchaus in der Sache vernichtend sein, aber im Ton sollte man zurückhaltend bleiben. Es ist nicht notwendig, andere Menschen in dieser Weise herunterzuputzen.


    Das hat auch, was Graf Wetter geflissentlich übersieht, nichts mit eigener moralischen Vollkommenheit zu tun, sondern beruht gerade umgekehrt auf der Einsicht, daß wir alle Menschen und damit unvollkommen sind. Eine Einsicht, die manchem zu fehlen scheint.


    Und damit beende ich das Thema, mein Standpunkt ist klar genug. Ein Endlosthread wie bei der Karajan-Diskussion oder der Einteilung der Komponisten in Meister und Halbmeister, die letztlich immer nur um denselben Punkt kreisen und keine neuen Erkenntnisse bringen, ist unnötig.

  • Also, Leute,


    dass dieser ziemlich sangesunkundige Mr. Potts die halbe Tamino - Mannschaft klassikbewandereter "Schwergewichte" dermaßen ausrutschen lässt, wundert mich doch sehr.... :no: :no:Tststs, meine Herrn aber auch :D!! Gibt es eine neue Tamino - Olympiade, wer es am besten mit wem und gleich mit allen aufnimmt? :hahahaha: Klingt nach Testosteron - Überschuß in den Tasten:-)


    Klar, wer sich so blöd präsentiert wie der Mister, bekommt entsprechende Kommentare und mein Mitleid hält sich da auch in Grenzen, aber bissl strange formuliert ist das mit dem "Nicht - Menschen" und dem Weg, weg, weg schon, auch wenn es mir trotz Herkunft aus einem bayerischen, bierbrauenden Landkreis geistig nachvollziehbar war, was gemeint ist (welche Auswirkungen hat denn die Berliner Weiße u. U. auf die Bewohner der gleichnamigen Metropole? :baeh01:, Wie war das mit dem Glashaus?)


    Mr. Potts hat sich wahrscheinlich jegliche Entwicklungsmöglichkeiten mit dem Quatsch da verbaut und da ich der Meinung bin, Künstler sind erheblich für ihre Vermarktung selbst verantwortlich, muss er auch mit den Folgen klarkommen. Wahrscheinlich hat die Kohle gut gestimmt und Mr. Potts ist es wohl von Herzen wurscht, was hier über ihn gesagt wird, falls er es überhaupt je erfahren sollte.


    Ich denke, dass bei der ganzen Dödelshow kaum Wert auf ernstahftes klassisches Tiefenerlebnis gelegt wurde und es selbstverständlich klar ist, dass man, wenn man selbiges für sich sucht, es dort nicht findet. Vielleicht ein hoffnungsvolles Material, aber das ist es ja beim klassischen Gesang nicht allein, und wer sich zum Ei macht, der bleibt eben eins.


    Es bleibt einem überlassen, ob man neidisch darauf ist, dass der Kerl für das - entweder dauerhafte oder noch anfängerische - Gekrähe (so genau weiß man das ja nicht, interessiert mich auch nicht) gut Kies einsackt oder aber zufrieden ist, dass man es besser kann oder besseres hört, auch wenn keine Penunze fließt.


    Mehr fällt mir zu diesem Sangeserguss eigentlich auch nicht mehr ein...


    LG
    :hello:
    Ulrica

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Er sollte lieber weiter unter seiner Dusche singen, im privaten Rahmen.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


    Hallo LT,
    Soll er doch unter der Dusche singen, aber meinetwegen auch vor Publikum und damit eine Schweinegeld verdienen (wobei eher mit ihm ein Schweinegeld verdient wird)
    denn
    wir werden es nicht verhindern (können),
    daß der Durchschnittsgeschmack meint, so muß klassische Musik klingen.
    Wenden wir uns lieber denen zu, die uns lieb sind.


    Habe gerade die T-com Werbung gesehen. Aus dem emotionalen Kontext gerissen (der ja vieles überdeckt), sind die Intonationsschwächen leider nicht zu überhören.


    Grüsse
    Achim :hello:

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