Der Wald in der Musik

  • Wen es auch mal ein unromantischer Wald sein darf, kann ich nur von Heiner Goebbels "Ou bien le debarquement desastreux" (Oder die glücklose Landung) empfehlen. Das Stück basierent auf Textfragmenten von Joseph Conrad, Francis Ponge und Heiner Müller, in denen der Wald mal teils dokumentarisch teils archaisch symbolistisch als gefährliches Gegenüber des Menschen erscheint - sehr suggestiv und auch für Neue-Musik-Skeptiker geeignet.


    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • "der wald" ein paukenkonzert(!) von siegfried matthus

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Wieder die Gelegenheit, eine Lanze für meinen geliebten Janacek zu brechen: Das schlaue Füchslein spielt überwiegend im Wald. Hervorzuheben in diesem Zusammenhang wäre beispielsweise die Hochzeit von Fuchs und Füchsin mit den Stimmen des Waldes im Hintergrund (Chor mit Vokalisen) und der naturverherrlichende Schluß.



    technisch nicht ganz so perfekt wie Mackerras und Lucia Popp, aber sehr stimmungsvoll und sängerisch ebenfalls top:



    Khampan

  • Das von Kuhlau vertonte Goethe-Gedicht:


    Über allen Gipfeln
    Ist Ruh'
    In allen Wipfeln
    Spürest Du
    Kaum einen Hauch;
    Die Vögelein schweigen im Walde
    Warte nur, balde
    Ruhest Du auch.



    Als Schüler hab ich mich auch mal drangetraut, im Musikunterricht gab es die Aufgabe, irgendeine Melodie zu "Ruhe" zu schreiben. Und ich meinte, dieses Gedicht bilde eine feine Grundlage dazu. Also entferne Kuhlau, setze Müller. Zum Glück hat Kuhlau überlebt - gg

  • Zitat

    Original von Khampan


    technisch nicht ganz so perfekt wie Mackerras und (...) Popp, aber sehr stimmungsvoll und sängerisch ebenfalls top:


    Kein schlechter Vers...! :D


    LG
    Raphael

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  • Zitat

    Original von raphaell
    Kein schlechter Vers...! :D


    :O aber für einen veritablen Hexameter hat's nicht gereicht :untertauch:


    Khampan

  • Von Janacek fehlt in der Auflistung noch das Klavieralbum "Auf verwachsenem Pfade"


    Teodore Anzelloto spielte diese Stücke auf einem Accordeon. Dem Klange nach ist dieses Instrument der Mundharmonika nicht ganz unverwandt. Und diese Petitessen auf einem Fels im Walde sitzend vor sich hingespielt....


    Am Klavier bevorzuge ich Aldo Ciccolini, Firkussny wäre eine fabelhafte Wahl, käme man an die Aufnahme heran. Auszüge davon habe ich in einem Film über Janacek gehört.


    Und wenn der Wald nicht im Namen stehen muß: Taras Bulba würde ich dann auch noch als Waldstück einordnen. Wenngleich ich mit Wald immer auch Hörner in Verbindung bringe. Wie etwa im Notturno aus Mendelssohns Sommernachtstraum.


    Liebe Grüße vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • der wär noch das orchesterwerk "waldmusik" von günter bialas

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Hallo,
    gestern entdeckt:
    Forest idylls von Raitiö



    Nette kleine Werke, im Stil der Engländer Delius oder Bax.


    Gruß
    embe

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  • Hallo,


    nun haben wir einige Musikstücke, deren Titel die Bezeichnung „Wald“ beherbergt, aufgezählt; interessant wird es, wie ich meine, allerdings erst jetzt: Welche (unterschiedlichen?) musikalischen Mittel verwenden denn die Komponisten in diesen und anderen Werken, um die Atmosphäre des Waldes auszudrücken?


    Dabei ist natürlich von Interesse, in welchem Zusammenhang und mit welcher Intention auf den Wald verwiesen wird sowie die Frage, was „Wald“ jeweils eigentlich bedeutet bzw. beinhaltet; damit meine ich die Frage, ob es sich um Naturbeschreibung, Mythenbeschreibung (Elfen, Waldschrat…) oder Beschreibung essenzieller Gefühle bei der Vorstellung von Wald handelt.


    So kommt mir Glazunovs bereits genanntes Frühwerk „Der Wald“ in den Sinn. Der Komponist beschreibt in diesem etwa 20-minütigem Stück nach eigenen Angaben den finsteren, schattigen und geheimnisvollen Wald in der Nacht. Elfen und andere mythischen Waldbewohner tanzen ihren nächtlichen Reigen, und andere mysteriösen Gestalten tun ihr Weiteres…


    Wie wird dieser Wald musikalisch beschrieben? Ich erinnere mich an tremolierende Streicher, die die düstere Atmosphäre bezeichnen. Flöte und Oboe weisen auf bewegliche Waldgestalten, die Harfe wohl auf das Flackern des Mondlichtes auf dem Laub der Bäume hin. Vielleicht kann dies jemand, der die Aufnahme oder Partitur gerade vorliegen hat, verfeinern oder berichtigen.


    Vielleicht können wir durch die Beschreibungen verschiedener Werke und Komponisten einige Aspekte der „Waldvertonungen“ zusammentragen.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo zusammen


    Ich denke an die Moldau vom guten alten Smetana.


    In der Wald- und Jagdszene sehe ich vom Fluß aus den tiefgrünen Wald - warme Streicher - mit der Jagdszene. Die eingesetzten Jagdhörnern und Posaunen stehen dabei nicht nur für das Geschehen der Jagd sondern symbolisieren für mich auch Wald.


    Viele Grüße Mimi

    che gelida manina....

  • Bei mir drängt sich zum Thema "Wald" eigentlich in erster Linie die Wolfsschlucht in Carl Maria von Webers "FREISCHÜTZ" auf.
    Im Freischütz-Thread habe ich bemängelt, dass in der Züricher Inszenierung Stahlträger den "teutschen Wald" ersetzen, wurde dann aber sofort gerügt, da die Oper im "Böhmerwald" spielt!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,
    noch ein Wald gefunden:
    Douglas Lilburn The Forest


    Hier klingt noch viel Sibelius an, Lilburn fand erst in späteren Werken seinen Stil.


    Hab ich mir zum Frühstück gegönnt, als Vorgeschmack auf meine Waldwanderung
    am Nachmittag.


    Gruß
    embe

  • Hallo,


    mir fällt noch der Wald ein, den Mandryka im 1. Akt der


    Arabella von Richard Strauss besingt:


    " Das ist der Wald. -
    Es war ein schöner Wald: Einsiedler waren drin,
    Zigeuner waren drin und alte Hirschen
    und Kohlenmeiler haben viele drin geraucht -
    Hat sich alles in die paar Fetzen Papier verwandelt!
    Aber es stehen Eichenwälder genug noch auf meinem Boden
    für Kinder und für Enkel - Gott erhalte! -
    Verzeih'n um Gotteswillen dass ich da von solchen Sachen rede!
    Ist ganz, ich weiss nicht wie, gescheh'n! ..."


    (Der Verkauf diente dazu, Weinreise und Brautkauf :D - äh, Heirat zu bezahlen)


    :hello:
    Elisabeth

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  • He ihr Bax-Fans!


    Ihr habt, wie ich heute erst feststelle, die Springfire Symphony vergessen...
    Der erste Satz heisst "In the Forest before Dawn" also: "Im Wald vor Sonnenaufgang"


    :boese2: :D


    LG
    Raphael


    PS: Eine sehr schöne "Symphonie" wie ich finde... :yes:

  • ...ich hatte erst vor, die waldsteinsonate von beethoven hier anzuführen :D
    ich konnte mich jedoch nicht mit mir selbst einigen, was ein "waldstein" sein könnte, deshalb sei von Franz Liszt die konzertetüde "Waldesrauschen" genannt :wacky:


    m.f.g

  • " Die aufgeregten Sinne zauberten später mich Träumenden in eine herrliche Waldgegend, deren Schönheit eigentümlicher Weise jedoch weniger vom Auge als vom Ohre empfunden zu werden schien. Gemäß meinem merkwürdigen Hange zur Verquickung von Musik und (Landschafts-) Malerei glaubte ich den Wald wie ein großes Orchester klingen zu hören. Herrliche Streichquartettharmonien winkten mir Buchen und Tannen zu, untermischt mit dem flöten- und fargottartigen Gemurmel der Waldbäche, den langgezogenen Posaunenklängen eines nahen Wasserfalles und den sanften Trompeten- und Hornstößen der durchs Laub fallenden Sonnenstrahlen."


    Engelbert Humperdinck, Tagebuchnotiz, 1879

  • Warum hat noch niemand Peter und der Wolf genannt? :D
    Lang ist's her...



    Richard Wagner - Parisfal -
    He! Ho! Waldhüter ihr!
    in Rafael Kubeliks Interpretation



    :jubel: :jubel: :jubel:

    Sie werden Shakespeare erst richtig genießen, wenn Sie ihn im klingonischen Original lesen.

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  • Noch ein bekannteres Werk:
    Kurt Weill, Vom Tod im Wald (1927) für Bass und 10 Bläser op.23 nach einem Gedicht von Brecht, und wo wir schon dabei sind, auch von Weill: Zu Potsdam unter den Eichen für Männerchor (1929), ursprünglich ein Teil des Berliner Requiems.
    Gruß,
    Gustav Theodor

    "Nur in der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben."
    Immanuel Kant