Hier sind die angekündigten Fernsehsendungen mit Marcel Cordes:
Zu berücksichtigen ist, dass die meisten Opern-Fernsehproduktionen im damals üblichen Playback-Verfahren entstanden, man also vorher eingespielte Musikaufnahmen verwendete. Der NDR begann zu Beginn der 60er Jahre, Opern live im TV-Studio (mit dem Orchester in einem anderen Raum) aufzuzeichnen, wobei die vor der Kamera agierenden Sänger das Orchester über Lautsprecher hören konnten und die Einsätze von Hilfsdirigenten bekamen, die den leitenden Dirigenten nur auf kleinen Monitoren sahen. Diese Praxis – z. B. für die Hamburger TV-Inszenierungen von „Pique Dame“, „La Bohème“ und „Gianni Schicchi“ angewendet - wurde wegen der erhöhten Anforderungen für alle Beteiligten bald wieder aufgegeben.
„Hänsel und Gretel“ (Engelbert Humperdinck): Peter – Marcel Cordes / Gertrud – Gertrud Burgsthaler / Hänsel – Barbara Scherler / Gretel – Ria Urban / Die Knusperhexe – Lilian Benningsen / Das Sandmännchen – Gisela Knabbe / Das Taumännchen – Oda Balsborg / Der Kinderchor des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Ltg.: Erich Bender / Der Knabenchor des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Ltg.: Horst Sellentin / Der Chor und das Sinfonie-Orchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Chorltg.: Max Thurn / Dirigent: Carl Schuricht / Ausstattung: Hertha Böhm / Regie: Hans Hartleb (Hamburg; Studio-Aufzeichnung; Tonaufnahme vom 7. 12. bis 12. 12. 1962; Sendung der ARD im Rahmen der ‚Eurovision‘ am 25. 12. 1963.) Vermutlich hat man sich erst nach der Radiosendung zu einer TV-Produktion entschlossen und verwendete dafür diese Tonaufzeichnung. Ein Audio-Mitschnitt ist bei ‚Archipel‘ erschienen; als Sängerin der Gretel wird dort irrtümlich Gisela Pohl genannt: ‚Pohl‘ war der Ehename von Ria Urban, verheiratet mit dem Dirigenten Anton Maria Pohl. Gertrud Burgsthaler war in Wien auch unter dem zeitweiligen Namen ‚Burgsthaler-Schuster‘ bekannt.
„La Buffonata“ (‚Die Schelminnen‘) (Wilhelm Killmayer): Pantalone – Marcel Cordes / Gesangssolisten: Friederike Sailer, Hetty Plümacher, Friedrich Lenz, Hendrikus Rootering und Hans Günter Nöcker / Tänzer: Dulce Anaya, Heino Hallhuber, Paul Wünsch, Hannes Winkler, Hans Schöner, Wolfgang Reuter und Ronny Frazer / Das Sinfonie-Orchester des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart / Dirigent: Wilhelm Killmayer / Choreographie und Regie: Heinz Rosen (Stuttgart; Studio-Aufzeichnung; Tonaufnahme vom 21. 10. 1960; Sendung in der ARD am 19. 6. 1961 mit Wiederholung am 29. 8. 1962). Es handelt sich hierbei um keine Oper, sondern um ein ‚Ballet chantée‘ im Stil der ‚Commedia dell‘arte’, zu dem der Dramatiker Tankred Dorst das Libretto schrieb. Die Primaballerina Dulce Anaya stellte sieben verschiedene Frauen und Mädchen dar, die in sieben Episoden die ‚sieben Listen und Laster der Weiber‘ schildern. Marcel Cordes sang den Prolog, während die anderen Sänger in diversen Kostümierungen und Rollen zu sehen waren. (Ein Foto von Marcel Cordes als Pantalone ist auf dem Cover der vierten CD-Box der „Marcel Cordes Edition“ beim ‚Hamburger Archiv für Gesangskunst‘ abgebildet.)
„Der Bajazzo“ (‚I pagliacci‘) (Ruggero Leoncavallo): Canio – Hans Hopf / Nedda – Melitta Muszely / Tonio – Marcel Cordes / Beppo – Murray Dickie (Herbert Dardel) / Silvio – Hermann Prey / Zwei Bauern – Alfred Drewitzky und Kurt-Egon Opp / Mitglieder der Dortmunder Sängerknaben / Der Chor der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Das Sinfonie-Orchester des Südwestfunks Baden-Baden / Dirigent: Nello Santi / Musikalische Einrichtung: Hermann Thieme / Choreographie: Wazlaw Orlikowsky / Ausstattung: Lothar Regentrop-Boncoeur / Regie: Georg Wildhagen (Baden-Baden; Studio-Aufzeichnung; Fernsehsendung des SWF am 16. 12. 1962 in der ARD). Den Beppo stellte – in dieser im damals praktizierten Playback-Verfahren aufgezeichneten TV-Produktion - Herbert Dardel dar. Ein Video dieser meiner Meinung nach hervorragenden und packenden Inszenierung ist auf ‚YouTube‘ zu sehen.
„Der Mantel“ (‚Il tabarro‘) (Giacomo Puccini): Marcel, Herr des Schleppkahns – Marcel Cordes / Georgette, seine Frau – Helga Pilarczyk / Henri, Löscher – Ernst Kozub / ‚Der Stockfisch‘, Löscher – Herold Kraus / ‚Der Malkwurf‘, Löscher – Heiner Horn / ‚Das Frettchen‘, Frau des ‚Maulwurfs – Hildegunt Walther / Der Liederverkäufer – Erwin Wohlfahrt / Ein Liebespärchen – Leonore Leitner und Alfons van Goethem / Der Kölner Rundfunkchor / Chorltg.: Bernhard Zimmermann / Das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester / Dirigent: Alberto Erede / Ausstattung: Hein Heckroth / Regie: Frédéric Hagen (Köln; Ton- und Fernsehaufzeichnung vom 23. 5. bis 16. 6. 1961; Fernsehsendung des WDR am 1. 10. 1961 in der ARD). Die Oper wurde zu großen Teilen auf einem Schleppkahn im Kölner Rheinhafen aufgezeichnet. Unser im vergangenen Jahr verstorbenes Mitglied Herbert Henn, der diesen Thread eröffnet hat und beruflich Tontechniker beim WDR war, hat mir erzählt, dass er an den Dreharbeiten beteiligt war.
„Die spanische Stunde“ (‚L’heure espagnole‘) (Maurice Ravel): Torquemada, Uhrmacher – Kurt Wehofschitz / Concepción, seine Frau – Mimi Coertse / Ramiro, ein Eselstreiber – Oskar Czerwenka / Gonzalvo, ein Schöngeist – Michel Sénéchal / Don Inigo Gomez, Bankier – Marcel Cordes / Das Orchester der Wiener Volksoper / Dirigent: Peter Maag / Musikalische Einrichtung: Richard Bletschacher / Co-Dirigenten: Hans Dokoupil und Kurt Rapf / Szenenbild: Günther Schneider-Siemssen und Rudolf Schneider-Manns-Au / Kostüme: Ronny Reiter / Regie: Otto Schenk (Wien; Studio-Aufzeichnung einer Inszenierung der Wiener Volksoper; Fernsehsendung im ORF am 31. 5. 1967 mit Wiederholung am 25. 1. 1968). Die deutsche Textfassung stammt von Marcel Prawy.
„Feuersnot“ (Richard Strauss): Schweiker von Gundelfingen – Lorenz Fehenberger / Ortolf Sentlinger – Max Proebstl (Adolf Ziegler) / Diemut, seine Tochter – Melitta Muszely / Elsbeth – Ellen Kunz (Hannelore von Strohmer) / Wigelis – Brigitte Fassbaender (Heidi Abel) / Margret – Gertrud Freedmann (Monika Kienzl) / Kunrad der Ebner – Marcel Cordes / Jörg Pöschel – Georg Wieter / Hämerlein – Willy Ferenz / Kofel – Otto von Rohr / Kunz Gilgenstock – Karl Christian Kohn (Karl Hanft) / Ortlieb Tulbeck – Paul Kuen (Hans Pössenbacher) / Ursula – Irmgard Barth / Ruger Aspeck – Friedrich Lenz (Karl Walther) / Walpurg – Maria Harvey / Ein großes Mädchen – Jutta Goll / Der Tölzer Knabenchor / Ltg.: Gerhard Schmidt-Gaden / Der Chor des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Woffgang Schubert / Die Münchner Philharmoniker / Dirigent: Fritz Rieger / Szenenbild: Walter Dörfler / Regie: Theodor Grädler (München; Studio-Aufzeichnung; Fernsehsendung am 30. 10. 1964 im 3. Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks und am 20. 11. 1965 im Österreichischen Fernsehen). In Klammern die Namen der Schauspieler. Diese TV-Produktion zum „Richard Strauss Jahr 1964“ konnten nur die Zuschauer südlich des ‚Weißwurst-Äquators‘ sehen; sie wurde auch später nicht in der ARD gezeigt. (Marcel Cordes war der Kunrad auch in der Aufführung der Bayerischen Staatsoper im August 1958 mit Maud Cunitz unter Rudolf Kempe, in der Inszenierung der Wiener Volksoper im Januar1964 mit Helga Dernesch unter Peter Maag und in der Rundfunkaufnahme des WDR vom April 1964 mit Ingrid Bjoner unter Joseph Keilberth.)
„Die Macht des Schicksals“ (‚La forza del destino‘) (Giuseppe Verdi): Der Marchese von Calatrava – Gerhard Gröschel / Leonore de Vargas – Gerda Scheyrer / Don Carlos de Vargas – Marcel Cordes / Alvaro, ein Mestize – Jess Thomas / Pater Guardian – Josef Greindl / Frau Melitone – Fritz Ollendorff / Preziosilla, eine Wahrsagerin – Sonja Draksler / Mastro Trabuco, ein Maultiertreiber – Herold Kraus / Curra, Leonores Kammerzofe – Hildegunt Walther / Ein Alkalde – Karl Frings / Der Chirurgus der spanisch-italienischen Truppe – Herbert Bartel / Der Kölner Rundfunk-Chor / Chorltg.: Bernhard Zimmermann / Das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester / Dirigent: Mario Rossi / Choreographie: Gise Furtwängler / Ausstattung: Hein Heckroth / Regie: Karl O. Koch (Köln; Studio-Aufzeichnung – Ton und Bild - im April 1960; gleichzeitige Fernsehsendung des WDR am 5. 6. 1960 in der ARD, im ORF und in der SRG). Die Tonspur dieser TV-Produktion wurde später auch im Rundfunk gesendet; ‚Cantus Classics‘ bietet sie – mit dem falschen Aufnahmedatum 1958 – auf zwei CDs an. (Ich habe noch die ‚Hör Zu‘ zu der Erstsendung am Pfingstsonntag 1960, sogar mit Farbfotos, während die Fernsehsendung natürlich schwarz-weiß war.)
„Il campiello“ (‚Das Plätzchen‘) (Ermanno Wolf-Ferrari): Gasparina – Renate Holm / Don Fabrizio dei Ritorti, ihr Onkel und Vormund, ein Neapolitaner – Marcel Cordes / Cavaliere Astolfi, ein neapolitanischer Edelmann – Claudio Nicolai / Donna Cate, eine Witwe – Peter Klein / Lucieta, ihre Tochter – Colette Boky / Donna Pasqua, eine Witwe – Kurt Wehofschitz / Gnese, ihre Tochter – Monique Lobasa / Orsola, eine Pastetenbäckerin – Elisabeth Höngen / Zorzeto, ihr Sohn – William Blankenship / Anzoleto, ein junger Hausierer – Oskar Czerwenka / Sansuga, ein Gastwirt – Hans Pirringer / Der Chor und das Orchester der Wiener Volksoper / Chorltg.: Franz Gerstacker / Dirigent: Argeo Quadri / Bühnenbild: Günther Schneider-Siemsen / Kostüme: Ronny Reiter / Inszenierung: Otto Schenk / Fernseh-Regie: Hermann Lanske (Aufzeichnung einer Aufführung in der Wiener Volksoper; Fernsehsendung am 9. 2. 1967 im ORF).
Ermanno Wolf-Ferrari komponierte diese Oper (mit dem Libretto von Mario Ghisalberti nach der Komödie von Carlo Goldoni aus dem Jahre 1756) für die Mailänder Scala; Uraufführung am 11. 2. 1936. In der deutschen Übersetzung von Franz X. Fridl (Texteinrichtung von Marcel Prawy) geht der Effekt des venezianischen Dialekts der Originalfassung etwas verloren. Die Rollen der beiden alten Mütter Cate und Pasqua sollen nach dem Willen des Komponisten von zwei Tenören gesungen werden; auch im Original von Goldoni werden sie von Männern dargestellt. (Die Premiere dieser Oper - unter ihrem italienischen Titel - an der Wiener Volksoper am 29. 3. 1966 war ein großer Publikumserfolg.)
Zwei Unterhaltungssendungen des Fernsehens:
„Das Lächeln im Westen“ mit Lill Babs, Heidi Brühl, Gilbert Bécaud, Marcel Cordes, Karl Lieffen, ‚Peanuts‘ u. a. / Regie: Michael Pfleghar (Fernsehsendung in der ARD am 23. 1. 1965 mit einer Wiederholung am 27. 10. 1965). Zwei Mädchen aus dem Fernen Osten unternehmen eine musikalische Reise durch Europa. Das Gesangsduo ‚Die Peanuts‘ (die Schwestern Emi und Yumi Ito aus Japan) zählte damals zu den internationalen Show-Stars.
„Von uns für Sie“ (Ein festlicher Abend mit Musik aus Werken von Wolfgang Amadé Mozart, Otto Nicolai, Albert Lortzing, Jacques Offenbach, Giuseppe Verdi, Piotr Ilich Chaikovskii, Leo Delibes, Johann Strauß, Franz Lehár u. a.) mit Renate Holm (Arie ‚Nun eilt herbei, Witz, heitre Laune‘ aus „Die lustigen Weiber von Windsor“, Lied ‚O habet acht‘ aus „Der Zigeunerbaron“ - Lied ‚Blue Canary‘) / Jeanette Scovotti (Arien aus „Die Zauberflöte“, „Rigoletto“ und „Lakmé“) / Sándor Kónya (Arien aus „Hoffmanns Erzählungen“ und „Aida“ – Lied ‚Dein ist mein ganzes Herz‘ aus „Das Land des Lächelns“) / Marcel Cordes (Arien aus „Zar und Zimmermann“, „Rigoletto“ und „Hoffmanns Erzählungen“) und Martti Talvela (Arien aus „Nabucco“ und „Eugen Onegin“), dazu der ‚Mondchor’ aus „Die lustigen Weiber von Windsor“, der ‚Gefangenenchor‘ aus „Nabucco“ und der ‚Holzschuhtanz‘ aus „Zar und Zimmermann“. / Choreographie: Irene Mann / Szenenbild: Gerd Krauß / Kostüme: Helga Pinnow / Regie: Ekkehard Böhmer (Fernsehsendung des ZDF am 26. 12. 1969). Für die in Farbe ausgestrahlte TV-Sendung im Playback-Verfahren benutzte man Aufnahmen der Schallplattenindustrie als Tonunterlage.
Carlo