Paul Hindemith

  • Hallo,


    es sind zwei CDs, und zwar deshalb, weil das erste von Hindemith komponierte Quartett nicht enthalten und somit auf 2 Scheiben genügend Speicherplatz für die anderen sechs Quartette vorhanden ist. Das nicht hier enthaltene Erstlingsquartett komponierte Hindemith im Alter von ungefähr 20 Jahren. Es bekam zwar die Opuszahl 2, wurde aber (ich glaube, zu Lebzeiten Hindemiths) nicht gedruckt.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Für alle Freunde von Hindemiths Musik möchte ich auf folgende kostenlose Quellen hinweisen, die mein Interesse für diesen großartigen Komponisten in den letzten Tagen wieder geweckt haben:


    1. Per Post bekam ich das aktuelle "Hindemith Forum" Nr. 19 mit dem Schwerpunkt "Die Violinkonzerte" (gemeint sind die Kammermusik Nr. 4 op. 36,3 und das Konzert von 1939). Das Heft beinhaltet hochinteressante, fundierte Besprechungen dieser beiden Werke , ein Interview mit F. P. Zimmermann, CD-Neuerscheinungen, Buch-Neuveröffentlichungen, aktuelle Termine, Fotos und Zeichnungen von und über Paul Hindemith. Ein Nachruf für Hindemiths bedeutendsten Schüler, Lukas Foss, welcher am 1. Februar 2009 verstarb, beschließt das Heft.
    Das Hindemith Forum erscheint zwei Mal jährlich und kann über das
    Hindemith-Institut direkt bestellt werden (nochmal: kostenlos!!!):


    Hindemith-Institut Frankfurt
    Eschersheimer Landstraße 29 - 39
    DE-60322 Frankfurt am Main


    E-Mail institut@hindemith.org


    2. Den zweiten Hinweis entnahm ich eben dieser tollen Zeitschrift (S. 9): "Neu bei Schott Music: Ein Überblick über das Schaffen Paul Hindemiths auf einer Portrait-CD. Das Spektrum reicht von Ausschnitten aus frühen Werken wie der Sonate für 10 Instrumente (1917) oder Das Nusch-Nuschi (1920) bis hin zu solchen aus Werken der Nachkriegszeit, von Liedern, Kanons und Kammermusiken bis hin zu den großen Instrumental- und Bühnenwerken. Bookletexte in deutsch/englisch/französisch führen in die Werke ein. Bestellen Sie ein kostenfreies Exemplar per E-Mail an infoservice@schott-music.com"


    Das tat ich, und halte bereits einige Tage später eine schöne CD in Händen - ein tolles Service, das jeder (zukünftige) Hindemith-Freund unbedingt nutzen sollte!



    Liebe Grüße,


    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Hindemith Volinenkonzert


    Ich poste jetzt mal hier, weil es keinen offiziellen Hindemith Violinenthread gibt und in dem anderen allgemeinen geht alles so durcheinander :stumm:


    Ich habe Hindemith Violinenkonzert einmal von Zimmermann mit dem Frankfurter RSO unter Järvi und einmal von Midori mit dem NDR Sinfonieorchester unter Eschenbach, die dafür auch einen Grammy bekommen haben.


    Vorab ich finde beide Interpretationen großartigen und dass ich sie hier Vergleiche hat eigentlich den Zweck, dieses tolle Violinenkonzert des 20. Jahrhunderts mal ein bisschen nach vorne zu holen. Ich selber musste es mir ja auch ein paar Mal anhören, bis der Funke richtig übersprang. Ganz am Anfang fand ich es sogar einfach nur grell und laut. Deshalb habe ich mir als zweite Version, die Interpretation von Midori geholt, die mir anfangs auch besser gefiel und mir das Violinenkonzert auch näher gebracht hat. Mittlerweile höre ich es sehr gerne und höre die Wut, die Energie und die Aufbruchstimmung heraus, die vielleicht in diesem Werk steckt. Und ich höre jetzt die Version von Zimmermann fast noch lieber.


    Grundsätzlich gilt, bei Zimmermann tritt die Geige mehr in den Vordergrund, sie ist kantiger, präsenter
    Bei Midori wird sie, für mein Empfinden, weicher gespielt und das Orchester tritt mehr in den Vordergrund.


    Der erste Satz sehr schön schnell und schmissig. 9.05 bei Zimmermann, 9.00 bei Midori. Das Orchester spielt die Hauptrolle in diesem Satz, die Geige begleitet das Orchester eigentlich nur. Hier ist bei beiden sehr viel Dialog der Violine mit dem Orchester und den einzelnen Instrumentenabteilungen zu hören.


    Der zweite Satz beginnt mit einer ländlichen Idylle, in die hienein eine Geige spielt, deren Spiel wird, gerade bei Zimmermann immer klagender und plötzlich tauchte eine bedrohliche Stimmung auf, die Geige wird immer trauriger, findet aber doch auch den Weg aus der Schwermut wieder heraus. Nicht in eine fröhliche Welt, aber in eine erträgliche Welt.


    Bei Midori ist die Idylle greifbarer, deutlicher, als bei Zimmermann. Der die dunklen Aspekte betont. Midori spielt den Satz sehr ruhig und melodisch. Sie ist auch zeitlich mit 10.02 Min etwas langsamer als Zimmerman, der nur 8.41 braucht.


    Der dritte Satz. Hier braucht Midori 10.21 und Zimmermann. 9.45 also wieder sehr ähnlich.
    Midori bleibt ihrem lyrischen Spiel treu und gerade zum Schluss lässt das Orchester es krachen. Bei Zimmermann emfinde ich es aber noch interessanter, weil auch wieder kantiger und etwas schneller. Grundsätzlich gilt für diesen Satz, er hat viel Schwung, einen romantischen Mittelteil und ein triumphierendes Ende. Aber Zimmermann gelingt es schön, auch die traurigen Aspekte herauszuarbeiten.


    Gerade im dritten Satz gibt es für den Virtuosen sehr viel Arbeit, deshalb hat Hindemith wohl auch geschrieben, es ist auf jedem Fall nötig, baldmöglichst die Solostimme an den Solisten des Konzertes in Amsterdam abzuschicken, damit der Arme üben kann. :)


    Viele Grüße aus Brühl

  • Mit dem Hindemith'schen Violinkonzert bin ich bisher noch nicht warm geworden (kann ja noch werden). Die folgende Neueinspielung wird aber sehr gelobt (die Bewertungen beim Werbepartner sollte man nicht Ernst nehmen, da sind Trolle unterwegs). Und da ist auch das Britten'sche Konzert dabei, mit dem ich inzwischen sehr warm geworden bin.


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Lutgra,


    Ich habe mal in die Hörschnipsel reingehört, vom Hindemith Konzert, und muss sagen, gefällt mir und macht mich neugirieg auf ihre Interpretation. Ich muss aber auch zugeben, dass mich ihre Aussage im Werbetext »Jeder Künstler bringt sein eigenes Leben, seine Erfahrungen und persönlichen Gefühle in seine Interpretation ein … mit dem Hindemith-Konzert fühle ich mich extrem eng, fast schon persönlich verbunden, und mein Vater kannte Hindemith recht gut.« auch ein bisschen angefixt hat.


    Hindemith hat mich von Anfang an irgendwie angesprochen. Auch wenn das nicht für das Violinkonzert gilt. :stumm: Und auch wenn ich ihn gar nicht sooo oft höre, wenn ich ihn höre, bin ich immer sehr angetan.


    Viele Grüße aus Brühl

  • Es rückt eine neue Hindemith-Scheibe mit Paavo Järvi und dem HR-Sinfonieorchester an:



    Erscheinungstermin: 08. 12. 2017


    Der Inhalt soweit bekannt:


    "Paavo Järvi is today s most ardent champion of the music of Paul
    Hindemith. This album brings together several unforgettable live
    performances from the brilliant Estonian conductor and Frankfurt Radio
    Symphony from between 2010 and 2013.


    Paul Hindemith (1895-1963)


    Symphony Mathis der maler
    Symphonic metamorphosis
    Five pieces for string orchestra op.44/4
    Ragtime op.26/5


    Frankfurt Radio Symphony
    Paavo Järvi


    Das finde ich hocherfreulich, denn die "Mathis der Maler-Sinfonie" hatte ich einst live erlebt, und das war fantastisch. Alle Hindemith-Fans können sich freuen.

  • Hindemith Nobilissima Visione Suite


    Ist der direkte Nachfolger von Mathis dem Maler. Ein Besuch der San Francesco-Fresken in der Kirche Santa Croce inspirierte ihn zu einem Ballett über den Heiligen Franz von Assisi. Im September 1937 erarbeiteten Hindemith das Szenario.
    Die Tanzlegende Nobilissima visione porträtiert mit der Gestalt des Franz von Assisi einen Menschen, der – darin der Titelfigur in Hindemiths Oper Mathis der Maler vergleichbar - nach Krisen und Verlockungen zu einem demütig-dankbaren Leben findet, im Einklang mit sich selbst, mit Mensch und Kreatur.


    Aus dem Ballett formte Hindemith im Anschluss eine dreisätzige Suite, in der er sechs Teile des Ballett integrierte.


    Ich habe sowohl die Ausgabe von Neschling mit Sao Paulo SO und die ganz aktuelle Ausgabe von Janowski mit dem WDR. Und die gefällt mir auch deutlich besser. Neschling war für mich irgendwie nichtssagend. Es hat mich nicht berührt. Ganz anders Janowski. Hier wird mit angemessener Dynamik gespielt, die mich direkt zum zuhören zwingt. Besonders gefällt mir ja der zweite Satz mit dem Marsch und der Pastoren. Der Satz der mit der Flöte und den leisen Trommeln im Hintergrund anfängt. Und wo man wirklich hört, dass nicht alles gut ist, was da fröhlich lärmt. Die bedrohlich, dramatischen Tupfer der Streicher. Herrlich. Und wenn der Satz in die Pastoren übergeht, ist das wirklich entspannend. Also mit Janowski gefällt mir die Suite tatsächlich richtig gut. Was ich vorher nicht gedacht hatte.


    Und hier noch die beiden Cover dazu.



  • Hallo Friese,


    der Suite Noblissima Visione (1937/38) habe ich bisher nie sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und eher in die Rubrik "ganz nett und OK" abgespeichert.
    Ich besitze auch nur eine Aufnahme im Rahmen der orchestralen cpo-GA mit Werner Anderas Albert (cpo, 1987-88, DDD).


    Ich habe das Stück gerade auf dem KH und sollte es mal vertiefen ... die Aufnahme mit dem Queensland Symphony Orchestra Brisbane scheint mir ganz angemessen (Albert bedient sich bei seiner GA mehrerer australischen Orchester). Von "grösserer Dynamik" ist bei den netten 3 Sätzen aber nicht übermässig viel gegeben; Streckenweise im 1.Satz etwas nüchtern - am Besten gefällt mir die finale Passacaglia.
    Ich denke mal, dass mir meine Albert-cpo-Aufnahme, von denen ich ansonsten nicht durchgehend immer so begeistert bin, für Noblissima Visone ausreichen wird ...


    Noblissma Visione auf Einzel-CD 1(von 6):

    cpo, 1987/88, DDD



    8o Interessant, dass Marek Janowski Dir hier sogar als noch hörenswerter und dynamischer erscheint als Neschling !?
    Ich habe nämlich mit den BIS-Aufnahmen unter Neschling u.a. bei Villa-Lobos sowohl interpretatorisch wie klanglich aussergewöhnlich gute Erfahrungen gemacht. Dagegen haben die Roussel-Sinfonien unter M.Janowski (RCA) eher nur noch nach Enttäuschung zum Verkauf gereicht ... aber warum soll es bei anderen Werken des 20.Jhd nicht mal anders herum sein !?!


    Da ich aber die anderen bei Janowski gekoppelten Werke Sinf.Metharmorphosen und Boston Symphony = Konzertmusik op.50 in absolut feurigen Spitzenaufnahmen unter Bernstein u.a. habe, lohnt sich der Kauf der CD für mich nicht. Bei Neschling dito ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Teleton,


    Ja, ich weiß Neschling wird ja auf einigen Seiten hochgelobt, deswegen hatte ich mir ja die Aufnahme extra gekauft. Aber für mich hatte sich der Kauf überhaupt nicht gelohnt, ausser als Interpretationsvergleich. ;) aber bei der Mathis Sinfonie war er mir zu schnell, beim Ballett erreicht er mich auch nicht. Und die Metamorphosen sind okay, aber für mich gibt es da bessere, die mich einfach mehr ansprechen.


    Sonnige Grüße aus Brühl

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nobilissima Visione ist eine meiner liebsten Hindemith Kompositionen. Sie kommt sicher nicht so spektakulär daher, wie einiges anderes, aber zeigt Hindemith von seiner lyrisch besten Seite. Durch folgende Aufnahme kennengelernt und bis heute geschätzt:


    We are in the presence of a recording so full of grandeur and eloquence that it may just succeed in turning the tide of opinion back in Hindemith's favor ... unsurpassable sonics... belongs in every self-respecting collector's library. -- Fanfare Magazine

  • aber zeigt Hindemith von seiner lyrisch besten Seite


    Stimmt definitiv. Ich habe sie gerade noch mal mit Janowski angehört und sie gefällt mir immer besser. Es erinnert mich an Prokofjews 7. Sinfonie, die ja auch sehr lyrisch ist. Und mir auch sehr gut gefällt.

  • Wiederholt muss ich feststellen, dass Hindemith-Werke, die ich nur in der cpo-Aufnahme mit Werner Andreas Albert kennen gelernt habe (siehe Beitrag 39) plötzlich in anderen Aufnahmen einen weit höheren Stellenwert bei mir bekommen:
    So auch ganz klar Noblissima Visione - Suite (1937/38).


    Die Aufnahme mit den eher unbekannten Ausführenden Franz-Paul Decker und dem New Zealand PO spielen die 3 Werke mit Hingabe, Biss und Brio, dass Albert dagegen schon langweilig wirkt ...
    Freilich kommt Decker nicht ganz an die excellenten Bernstein- und Ormandy-Aufnahmen von Mathis und den Metamorphosen heran, was ggf dem Orchester geschuldet ist. Dennoch spielt sich das auf absolutem Niveau ab, die so manch andere Aufnahmen von diesen TOP-Werken in die Tasche stecken.
    :thumbup: Jedenfalls, ist mit Noblissima Visione eine ganz herausragende Aufnahme entstanden, die an keinem Satz langweilig wird. Das Schlagzeug ist darüberhinaus absolut präsent !


    *** Ich würde diese Naxos-Aufnahme, die ich mir im Frühjahr 18 gekauft hatte, was Hörspass und Spannung anbetrifft auch über die Blomstedt-Aufnahme mit dem San Francisco SO (Decca) setzen, die sich auch noch in meiner Sammlung in einer Hindemith-3CD-Box gefunden hat.



    NAXOS, 1994, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang