Der Stoff aus dem die Opern sind (2) - Sagen des Mittelalters

  • Mich fasziniert immer wieder woher die Librettisten ihre Vorlagen bezogen - und wie manche Themen sich durch Jahrhunderte erhielten, immer wieder adaptiert.
    Man könnte Opern auch nach diesen Gesichtspunkten einteilen, beispielsweise Antike Vorlagen, Heldensagen, Sagen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Romane ab dem 18. Jahrhundert, Historische Begebenheiten und Personen der Weltgeschichte (wobei es mit den historischen Fakten nicht immer allzo genau genommen wurde) umgearbeitete Theaterstücke der Commedia, dell arte, etc etc.....


    Dabei sind Überschneidungen gewissermaßen vorprogrammiert.


    In dieser Folge einer von mir konzipierten Serie soll es jedoch lediglich um Stoffe gehen, welche in irgendeiner Art auf Sagen des (auch frühen !!) Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Dr. Faustus sei hier als Beispiel genannt) zurückgreifen, sie verarbeiten, veredeln, verfälschen und verfeinern.


    Dazu sollen jene Komponisten genannt werden, welche sich eines bestimmten Stoffes angenommen haben, bzw wie Ihre Librettisten die Urform abgewandelt haben.


    Kein leichtes Thema gewiss - aber ein Leckerbissen für Literaturfreunde, wie ich hoffe.


    Stoffe aus der ANTIKE sollen hier NICHT zum Zuge kommen - für sie ist eine eigener Thread geplant......



    mfg aus Wien


    Alfred



    In dieser neuen Serie ist bisher der Thread:


    Der Stoff aus dem die Opern sind (1) - Guiseppe Verdi und seine Librettisten


    erschienen.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo :hello:


    Ich fand es schon immer faszinierend, dass das Nibelungenlied auf diese Weise vertont wurde. Ebenso faszinierend, dass Richard wagner gleich vier Opern daraus machte und somit einen Zyklus lieferte (wie heute bei Kinofilmen Teil 1 bis .....)



    Ich sollte mir was das anbelangt auch endlich mal den Ring richtig anhören, da ich die Sage rund um Siegfried, Brunhild und Co sehr mag und auch schon gelesen habe.


    LG Paul? :angel:


  • Zitat


    Ich fand es schon immer faszinierend, dass das Nibelungenlied auf diese Weise vertont wurde. Ebenso faszinierend, dass Richard wagner gleich vier Opern daraus machte und somit einen Zyklus lieferte (wie heute bei Kinofilmen Teil 1 bis .....)


    Naja, das »Nibelungenlied« hat Wagner ja nicht so richtig vertont - genaugenommen (und auch ungenaugenommen) basiert das Libretto gar nicht auf dem Nibelungenlied (allein die »Götterdämmerung« weckt einige, allerdings ferne Assoziationen und, naja, es gibt halt ein paar Namensparallelen [Siegfried, Brünnhilde, Hagen, Gunther] - der eigentlich zentrale Aspekt des Nibelungenliedes, die Krimhildgeschichte, spielt im Ring überhaupt keine Rolle) sondern greift auf wesentlich ältere germanische Mytheme zurück (Edda etc.).
    Eine Oper, deren Libretto sich tatsächlich auf das »Nibelungenlied« stützt ist mir gar nicht bekannt - anders als im Bereich des Sprechdramas (Hebbels Bühnendreiteiler »Die Nibelungen« [1855-1860], bestehend aus »Der gehörnte Siegfried«, »Siegfrieds Tod« und »Krimhilds Rache« oder Max Mells »Der Nibelunge Not« [1944-1951]).


    Zum Faust-Stoff. Der hat ja durchaus Karriere im Musikdrama gemacht: Spohrs »Faust« (1810), Gounods »Faust« (1859), Boitos »Mefistofele« (1868 ) und Busonis »Doktor Faustus« (1925), dazu Berlioz »La damnation de Faust« (1846), das eigentlich (und auch uneigentlich) keine Oper ist, sondern eine dramatische Symphonie.
    Popularisiert worden ist der Fausstoff bekanntlich durch Herrn Goethe (allerdings gab es ja durchaus frühere Auseinandersetzungen mit dem Stoff, J. Chr. Marlowes »The tragical History of Dr. Faustus« [1604 posth. gedruckt], Lessings Faust-Fragment [1758ff.] und Friedrich Müllers »Fausts Leben dramatisiert« [1778, eine überarbeitete Fassung erschien 1823 unter dem Titel »Situationen aus Fausts Leben«] sind da genauso vorgängig wie die lange Puppenspieltradition, die mehrere Bearbeitungen des Stoffs hervorgebracht hat), der sich allerdings nur bedingt an das Volksbuch angelehnt hatte (deutlich näher dran ist Fr. M. Klingers sozialkritischer Roman »Fausts Leben, Taten und Höllenfart« [1791]). Im 19. Jahrhundert gibts dann einige weitere Beschäftigungen mit dem Fauststoff, die sich nicht allein mit der frühneuzeitlichen Legende sondern eben auch mit Goethen Auseinandersetzten (etwa Grabbes »Don Juan und Faust« [1823] oder Lenaus »Faust« [1833/34] . J. Anouilh und Th. Mann erwähne ich mal nur pro forma für die Zeit nach 1945).


    Naja, was haben nun die Librettisten gemacht? Das Libretto der Spohr-Oper (Autor: Joseph Karl Bernard) steht, darin ähnlich Busonis »Doktor Faustus«, deutlich in der Plot-Tradition der Puppenspiele (bei Busoni steht aber sehr viel mehr das fanatische Streben nach Wissen und Macht im Zentrum). Um Gutes zu tun, geht Faust ein Bündnis mit dem Teufel ein, der allerdings alles was Faust an gutes Dingen zu vollbringen beabsichtigt, schließlich in Übles verkehrt. Am Ende muß Faust, sein Schicksal beklagend, in die Hölle fahren.
    Berlioz dagegen lehnt sich an Motive aus Goethes »Faust I« an, in dem das Streben des Menschen nach Glück und Wissen (das ja letztlich durch die Rettung am Ende von Faust II geadelt wird) im Mittelpunkt steht. Berlioz deutet dies allerdings arg pessimistisch um, in dem er zwar Marguerite retten, Faust jedoch schließlich tatsächlich in die Verdammnis fallen läßt. Jules Barbier und Michel Carre, die Librettisten Gounods, lehnen sich ebenfalls an Goethe an, fokussieren jedoch deutlich die Gretchentragödie und machen aus dem Fauststoff tendentiell eine Liebesschmonzette (sorry!). Daher ist die Oper, insbesondere in Deutschland, häufig auch unter dem Titel »Margarete« gespielt worden.
    Nun und Boito: Boito, der wie Berlioz das Libretto zu seinem Werk selbst vefasst hat, gelingt es, beide Teile des Goetheschen Faust in einem al Fresco Stil mit breitem Pinsel nachzuzeichnen. Bei selbstverständlich deutlicher Straffung des Stoffes, doch am nächsten an der Goetheschen Vorlage - aber recht weit weg von Volksbuch und der frühneuzeitlichen Legende.


    Herzlichst,
    Medard

  • Hallo!


    Mir fällt auf die Schnelle mal Carlo Galantes in den 1980ern uraufgeführte Oper "Corradino" ein. Sie behandelt die letzten Tage im Leben des Stauferkönigs Konradin, dem letzten der Staufer, der 1268 hingerichtet wurde und mit dem die Dynastie ausstarb!


    Ist zwar jetzt keine Sage, aber fiel mir als erstes ein, vor allem da Galante hier einige mittelalterliche Melodien und Weisen in die Musik miteinbaut, sodass mittelalterliches Flair entsteht. Eine der wenigen modernen Opern, die mir ziemlich gut gefällt!


    LG joschi

  • Zu Medards Faust-Streifzug möchte ich noch Schumanns "Szenen aus Goethes Faust" ergänzen. Bis auf die ersten 3 (Gretchen)szenen hat sich Schumann im Unterschied zu den anderen Komponisten auf den 2. Teil von Goethes Drama konzentriert, wobei ihn Fausts Erlösung am meisten interessiert, den ihr sind unter dem Übertitel "Fausts Verklärung" 7 der insgesamt 13 Szenen gewidmet. Das Libretto ist im Unterschied zu den anderen Faust-Opern, die zum Teil auf das Volksbuch zurückgreifen, wie Medard bereits erläutert hat, O-Ton Goethe, natürlich enorm gekürzt.
    lg Severina :hello:

  • Was für ein interessantes Thema!
    Um meinem Nick gerecht zu werden, möcht ich mich ein wenig des Tristan-Themas annehmen.



    Die Tristan-Sage ist sehr alt - noch vormittelalterlich. In Cornwall soll es eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit der Aufschrift „DRVSTANVS“ geben.
    Ähnlich der Parzifal-Sage gibt es über Tristan mehrere frühmittelalterliche Französische "Romane". Einer davon von Crétien de Troyes, der ja auch sozusagen einen der "Urparsizfal"-Romane verfaßt hat.


    Das berühmteste (vorwagnerische) litararische Werk ist die althochdeutsche Dichtung von Gottfried von Straßburg, die allerdings nicht vollendet ist. Also nicht mit dem Tod der Liebenden endet.


    Sowohl die Sagen als auch Gottfried von Straßburgs Dichtung sind viel komplizierter in der Handlung und umfangreicher als Wagners Libretto.
    Da ist etwa die Geschichte mit der anderen Isolde - Isolde Weißhand, die Tristan ehelicht. Und auch die Sache, dass Brangäne verkleidet in Isoldes Brautkleid die Hochzeitsnacht mit Marke verbringt.


    Wagner hat meiner Meinung nach in diesem Fall sehr schön die Essenz der Geschichte herausgeholt. Ich schreibe "in diesem Fall", denn beim Ring ist ja doch viel selber dazugedichtet und wurden viele Quellen bemüht - ähnlich beim Parzifal.


    Die so starke Mystifizierung des Liebestodes gibt es eigentlich auch nur bei Wagner:


    ... in des Welt-Atems
    wehendem All
    ertrinken,
    versinken
    unbewußt
    höchste Lust!



    In der Sage klingt das Ende etwa so:


    <<In einem Streit war nämlich Tristan in die alte Wunde getroffen worden, die Isolde schon einmal geheilt hat und die auch diesmal wieder nur Isolde heilen kann. Er sendet einen Boten mit einem Ringe als Wahrzeichen zu ihr und befiehlt ihm, ein weißes Segel auszuspannen, wenn er sie mitbringe, ein schwarzes, wenn sie daheim bleibe. Isolde folgt dem Boten: das weiße Segel weht von dem Schiffe; aber aus Eifersucht bringt die andere Isold, die weißhändige, dem Tristan die falsche Botschaft, ein schwarzes Segel sei aufgezogen. Bei dieser Nachricht sinkt Tristan trostlos zurück, sein Herz bricht, und das seiner herbeieilenden Geliebten über seiner Leiche. Beide wurden in ein Grab gelegt, und über Tristans Leichnam pflanzte man eine Weinrebe, über Isoldens einen Rosenstock, und diese wuchsen ineinander und konnten nicht wieder geschieden werden.>>


    Die Intensität von Wagners herrlicher Tristan-Musik verdanken wir nicht zuletzt seiner unerfüllten Beziehung zu Mathilde Wesendonck, der ja auch der berühmte Liedzyklus gewidmet ist. Hier sind, hört man genauer hin, z.B. im "Treibhaus" schon etliche Tristan-Klänge vorweggenommen.


    Beeinflußt war seine Dichtung nicht nur von Gottfried von Straßburg, sondern auch von romantischen Dichtern, wie August von Platen sowie vor allem ein Drama von Karl Ritter, die sich des Stoffes angenommen hatten.


    Übrigens hat angeblich auch Schumann eine Tristan-Oper geplant. Wurde aber nie verwirklicht.


    PS: Bin gespannt, wer sich des Parsifal-Themas annimmt... 8)

  • comic
    Hallo,


    obwohl es nicht wirklich hierherpasst: von Opern inspiriertes "Weiterspinnen" oder -postmodern ausgedrückt - Dekonstruktion von Opernthemen. Ich denke an das Buch von Marion Zimmer Bradley "night's daughter", ein Versuch, die Zauberflöte aus weiblicher Sicht umzuschreiben. Es ist allerdings Jahre(zehnte) her, dass ich das Buch gelesen habe und damals hat es mich nicht überzeugt, aber die Idee ist reizvoll. Eben wegen der Legenden oder allgemeiner ausgedrückt historisch aktuellen Themen, die damals verarbeitet wurden, diese Themen aus heutiger Sicht neu zu "lesen".


    Ansonst: "Peer Gynt"? Keine Oper, aber immerhin Thetaer mit Musik "dabei", ich habe gehört, der Stoff fusse auf einer norwegischen Sage? Weiss jemand was darüber?


    Und der "Freischütz"? Das hört sich doch sehr nach Volksmärchen an?


    Es muss ja nicht immer gleich Wagner sein..............


    Grüsse aus dem herbstlichen Bern
    Viviane


    ein nettes Bonmot zu Wagner: sagte neulich ein Bekannter, als er hörte, Freunde wollten in eine Wagneroper gehen: "ah, Wagner, das sind die Opern, die um sieben beginnen und nach anderthalb Stunden ist es halb acht..."

    viviane

  • Bei Wagner wird man zu dem Thema fündig: Der Fliegende Holländer ist so eine uralte Legende/Sage.


    Es geht um einen Kapitän, der unbedingt das Kap der Guten Hoffnung umsegeln will, obwohl die Gefahren für die Mannschaft wegen der bekannt schlimmen Wetterverhältnisse mehr als gewagt sind. Aus irgendeinem Grund endet der Kapitän schließlich in einer Verfluchung (nachdem er selbst gotteslästerlich geflucht hat) und muss die sieben Weltmeere auf Ewigkeit befahren.


    Eine Variante der Legende, die auch Wagner seiner Bearbeitung zugrunde gelegt hat, ist, dass der Kapitän nur erlöst werden kann, wenn er die wahre Liebe trifft. Zu diesem Behufe darf er in gewissen Abständen einen Hafen anfahren. Sein Schiff ist mittlerweile von Geistern besetzt und es herrscht eine insgesamt sehr unheimliche Atmosphäre dort. Es kann gegen den Wind segeln und gelegentlich sogar auf Wolken...jedenfalls taucht es immer unverhofft und gespenstisch aus dem Nirgendwo auf 8o


    " Die Geschichte ist ein typisches Beispiel für sogenanntes Seemannsgarn, und die genauen Ursprünge der Legende sind daher nicht mehr feststellbar. Die ersten schriftlich dokumentierten Versionen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sicher ist jedoch, dass die Legende viel früher mündlich überliefert und dabei in unzählige Varianten abgewandelt wurde." (Wikipedia)

  • Oder nehmen wir uns mal den Tannhäuser vor!


    Dessen tatsächliche Biografie ist ja weitghend unbekannt, aus seinen Werken - neben den erotischen ein ernsteren Dingen zugewandtes Werk war Anlass genug, ihm den Aufenhtalt im Venusberg und die Pilgerreise nach Rom anzudichten.


    Wobei Wagner noch die Verknüpfung Freia/Venus im Lied des Hirten deutlich macht:
    Frau Holda kam aus dem Berg hervor,
    zu ziehen durch Flur und Auen;
    gar süßen Klang vernahm da mein Ohr,
    mein Auge begehrte zu schauen: -
    da träumt' ich manchen holden Traum,
    und als mein Aug' erschlossen kaum,
    da strahlte warm die Sonnen,
    der Mai, der Mai war kommen.
    Nun spiel' ich lustig die Schalmei: -
    der Mai ist da, der liebe Mai!


    Aber wesentlicher ist die Verknüpfung mit der Überlieferung des Wartburg(sänger)krieges, die dann zu einer Gleichsetzung von Herinrich von Ofterdingen mit Tannhäuser führt, während Elisabeth von der Gattin des Landgrafen zu dessen Nichte mutiert.


    Geschickt oder eher doch dreist ist jedenfalls die Verknüpfung einer tatsächlich heilig gesprochenen historischen Frau mit der Frauengestalt, die durch ihren Opfertod die Erlösung Tannhäusers möglich macht.
    Heilige Elisabeth, bitte für mich!

    mit freundlichen Grüßen
    Martina
    Auf dem Rohre taugt die wonnige Weise mir nicht!

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  • Um nochmal auf Wagner zurückzukommen: Auch Parsifal und Lohengrin entstammen der mittelalterlichen Sagenwelt, wobei Wagners Parsifal nur noch sehr entfernte Anklänge an Wolfram von Eschenbachs Parzival enthält. Wieweit sich der Lohengrin zu einer eigenständigen Sage entwickelt hat, weiß ich nicht. In Eschenbachs Parzival wird erzählt, dass dedr Held, bevor er überhaupt zum erstenmal zur Gralsburg gelangt, eine Königin aus einer Notlage befreit und sie heiratet. Aus dieser Ehe stammt Lohengrin. Parzivals Frau stößt erst wieder zu ihm, als er bereits Gralskönig geworden ist. In der ursprünglichen Fassung des Parzival muss der Gralskönig also keineswegs zölibatär leben. Ober sich allerdings mit Klingsors Blumenmädchen einlassen darf, ist eine andere Frage.


    Zum Nibelungensagenkreis würde ich noch Reyers Oper Sigurd rechnen, von der ich allerdings nur einige - hörenswerte - Ausschnitte kenne.


    Zum keltischen Sagenkreis (Tristan etc) würde ich noch Chaussons "Le roi Arthus" rechnen. Auch hiervon kennen ich nur Ausschnitte. Es gab oder gibt davon eine inspielung von der Firma Erato.


    Schließlich zählt zu den mittelalterlichen Sagenhelden noch Roland, der Paladin Karls des Großen. Die opern, die sich mit diesem Stoff befassen (Vivaldi, Händel, Haydn) haben allerdings mit dem Rolandslied nur den Namem gemein.


    lg


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • @ Mme. Cortese


    Von 'Roi Arthus' gibt es neben der Erato-Einspielung mit Teresa Zylis-Gara noch eine Super-Einspielung von TELARC mit Susan Bullock



    Der Preis wurde bei JPC von 54,99 auf 28,99 gesenkt. Das Original-Cover wurde beibehalten.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Hier biete ich auch eine dieser auf einer Sage basierenden Opern an:



    Die Sage des Geisterkönigs Hans Heiling gibt es in mehreren Versionen. Beispielsweise ist er bei den Grimms ein Zwergenkönig, der ein Dorfmädchen in einen hundertjährigen Schlaf versetzt. Das erinnert ein wenig an Dornröschen.


    In vielen Fassungen tritt Hans Heiling als Mensch auf, obwohl er ein Geist oder in anderen Geschichten auch ein mit dem Teufel im Bunde stehender Geist war. In der Nähe von Karlsbad soll es eine seltsame Felsenformation geben, darstellend eine Hochzeitsgesellschaft, die dort „Hans-Heiling-Felsen“ genannt werden.


    Das Opernlibretto stammt von dem Schauspieler und Bariton Eduard Devrient, der sich auf mehrere Vorlagen stützte. Der unglückliche Ausgang der Vorlagen wurde von Devrient aber zu einem guten Abschluß geformt.


    Mendelssohn hat das Libretto abgelehnt, angeblich, weil es zu große Ähnlichkeit mit Webers FREISCHÜTZ hatte. Marschner akzeptierte jedoch das Sujet und komponierte es in den Jahren 1831 bis 1832. Der Librettist sang selber in der Uraufführung an der Berliner Hopfoper, am 24. Mai 1833 unter der Leitung des Komponisten, die Titelpartie. Marschners neunte Oper hatte auf Anhieb Erfolg - außer in Wien. In England kam das Werk erst 1953 erstmals auf die Bühne.


    Viele Autoren von Opernführern sehen in HANS HEILING einen Vorläufer von Wagners HOLLÄNDER. Einmal, weil die harmonischen Kühnheiten auf Wagner verweisen, zum anderen, weil der Inhalt den Erlösungsgedanken, bei Wagner ja stets evident, schon hier auftritt . Auf jeden Fall folgt der Komponist aber Webers FREISCHÜTZ, indem er dessen Erfolg mit einer Sagenoper aufgriff.

    .


    MUSIKWANDERER

  • @ Musikwanderer


    Eine SUPER-Einspielung:



    (Das ORIGINAL-COVER)


    Die Inszenierung ist phantastisch.


    Die Marco Polo-Einspielung als CD habe ich zusätzlich.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Danke Dir, lieber Engelbert, für die Empfehlung - aber ich gestehe (und frage mich sofort, ob ich mich schämen muß?), keinen DVD-Player zu besitzen...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Soviel ich weiß hat auch Rutland Boughton einige Opern zu Themen der Artus Sage geschrieben. Ich kenn mich da nicht aus bzw. habe die Platte noch nie aufgelegt.
    Kann von euch dazu jemand etwas sagen?


    LG
    Chrissi

  • Hallo Chrissi


    Rutland Boughton (1878-1960), wollte es Richard Wagner gleichtun, schuf in der Tat einen Zyklus von 5 Opern, die sich mit der Sage um König Artus befassen. Die Werke wurden etwa 1945 fertiggestellt. Die Uraufführung erlebte der Komponist nicht mehr.


    Die einzelnen Titel der Musikdramen sind


    1.The Birth of Arthur or Uther and Igraine (1909)
    2.The Round Table (1916)
    3.The Lily Maid (1934)
    4.Galahad (1943-45)
    5.Avalon (1943-45)


    Die Musik orientiert sich an Edward Elgar. Möglicherweise sind die Werke zu monströs und stehen deshalb einer Aufführung praktisch entgegen. Vielleicht wittert man auch Wagner-Nähe. Voraussagen müssen aber nicht immer eintreffen. Vielleicht befasst sich ein englisch Festspielort eines Tages mit den Musikdramen und führt sie auf.



    Populär von Rutland Boughton ist eine Feen-Oper, betitelt: „The Immortal Hour“. Die Handlung spielt in Irland, genannt wird ein König Eochaidh. Das Geschehen spielt nicht im Mittelalter, sondern reicht zurück in vorgeschichtliche Zeiten. Man operiert auf Geisterebene. Das mit keltischen Symbolen bebilderte Textbuch enthält sogar das komplette englische Libretto – im Ernstfall kein Hindernis, sich damit auseinanderzusetzen. Hier wartet nun ein spannendes aber auch zeitraubendes Abenteuer auf mich.

  • @ Musikwanderer


    Ich habe auch sehr lange gewartet, mir einen CD-Player zuzulegen, aber dann war ich doch sehr froh, als ich ihn hatte. Um sicher zu gehen, keine Opern mit Verfremdungseffekt zu erwischen, habe ich mich zunächst für die russische Opernwelt entschieden. In Ruslan und Ludmilla wird ein großer Bilderbogen ausgerollt und die liebliche Anna öffnet ihr süßes Mäulchen. Witzig ist auch'Der goldeme Hahn' aus dem Chatelet, Paris sowie Tschaikowskis Mädchen von Orleans. Dann hatte ich Glück mit den preiswerten DVDs (10,00 Euro) von Warner mit Luis Lima als Don Carlos und Herrn Bonisolli aus der Arena von Verona.


    Es ging also sehr schnell, dass ich ein kleines Volumen an DVDs zusammen bekam. Nicht zu vergessen, die Agrippina aus Schwetzingen und Glucks Orpheus mit Bernadette Manca di Nissa. Also, Kostümschinken hatten zunächst Vorrang. Dann kamen aber auch anspruchsvolle Sachen, wie King Priam (Tippett) und Mord in der Kathedrale, life aus Bari, mit Raimondi hinzu.


    Also, lieber Musikwanderer, schaff Dir einen DVD Player an und Du wirst es nicht bereuen.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Nicht nur Richard Wagner hat sich Stoffen des Mittelalters verschrieben, auch Pfitzner hat sich damit befasst.
    In "der arme Heinrich" nach einer Verserzählung von Hartmann von Aue (vermutlich um 1190 geschrieben) geht es um das freiwillige Opfer einer Jungfrau, das sich das Herz aus dem Leibe schneiden lassen will um mit ihrem jungfräulichen Blut den Aussatz des Edelmanns Heinrich zu heilen. Heinrich ist bereit das Opfer anzunehmen. Erst im letzten Augenblick packt ihn die Reue und er stoppt den Vorgang.


    Eigenartigerweise war mir der Stoff in Form einer Erzählung (allerdings nicht das in Versen gehaltene Original) schon als ca zehnjährigem bekannt, und ich vermochte mir die Szene lebhaft vorzustellen. Das unterschwellige Gruseln darüber ist mir noch bestens im Gedächtnis.


    Geradezu ein idealer Stoff für eine Oper des 19. Jahrhunderts



    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !