Beethoven Cellosonaten

  • Erstaunlich: HIP-Aufnahmen kamen im Thread schon vier vor: Bylsma und Immerseel, Racz und Junghans, Orkus und Hardy, Slovik und Weaver.


    Auf eine weitere möchte ich hinweisen. Es sind alle fünf Cellosonaten enthalten wie bei Bylsma und Immerseel, auf den anderen HIP-Aufnahmen sind sie nur teilweise vertreten..


    Nicolas Altstadt streicht die Darmsaiten des Guadagnini-Cellos aus dem Jahr 1749. Auf einem originalen Graf-Fortepiano von 1826 spielt Alexander Lonquich. Das Tasteninstrument hat einen vollen Klang und überzeugt mich. Es ist kein scheppernder Kasten.

    Die Musiker kennen sich seit Jahren von gemeinsamen Recitals. Dem Dialog zwischen den Musikern hört man gespannt zu. Das hat Spielwitz und Tiefe.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Erstaunlich: HIP-Aufnahmen kamen im Thread schon vier vor: Bylsma und Immerseel, Racz und Junghans, Orkus und Hardy, Slovik und Weaver.

    Ich habe auch ein HIP-Aufnahme, die mir gut gefällt. Tatsächlich kommen da aber völlig andere Stücke zu Gehör, als bei der heute üblichen Instrumentierung. Deutlich schwächere Dynamik, und völlig andere Klangfarben. Da muss man dann wahrscheinlich auch die Stimmen anders betonen ... Auf jeden Fall ist es hier so....


    Matt Haimovitz spielt ein Cello von Matteo Goffriller und einen Bogen von Dominique Peccate beide um 1710

    Christopher O'Riley spielt einen Hammerflügel von Broadwood aus dem Jahre 1823


  • Lieber astewes


    Es muss uns heutigen Hörern klar sein: Diese Cellosonaten sind Kammermusikwerke, die für kleine Räume konzipiert wurden. Beethoven standen die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente zur Verfügung, die er kannte. Eine HIP Diskussion muss man nicht führen, denn die wurde in der Vergangenheit genügend vertieftt.


    LG moderato

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das ist eigentlich recht spannend. die historischen Instrumente ergeben in meinen Ohren eine völlig andere Balance zwischen den Instrumenten. Dazu kommt, dass die Darmsaiten dem Cello eine andere Resonanzcharakteristik verleiht. Das führt ja automatisch zu einem ziemlich anderen Klangbild.


    Plötzlich machen auch andere Phrasierungen Sinn, ohne das jetzt im Detail begründen zu können. Schön, dass es beides gibt! Die beiden Spätwerle Op. 102 überzeugen in der HIP-Sicht für meine Ohren am stärksten.

  • Zitat von astewes

    Das mit der Weltklasse ist so eine Sache für mich. Nur, weil einer in aller Munde ist, spielt er nicht automatisch alle Sachen besser als einer, den kaum einer kennt.

    Das, lieber astewes gefällt mir ausgesprochen gut!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Ich höre grade die beiden Sonaten Op. 5 und stelle wiedermal fest, dass ich mich so an den heutigen Klang gewöhnt habe, dass die hippen Darmsaiten bei Beethoven eine Hörgewohnheiten-Herausforderung für mich sind.

    Schön, dass es beides gibt!

    Das denke ich oft beim Thema Wiener Klassik und HIP. Aktuell bin ich da tatsächlich mehr beim Non-HIP (eine Aussage, die mir bei Barockmusik nie über die Lippen käme ;)). Muss man da immer konsequent sein? Nein: Man darf nach Hörgenuss und Stimmung entscheiden!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)