Domenico SCARLATTI: 555 Sonaten - Höchste Kunst auf kleinstem Raum

  • Zitat

    Original von Richard


    Seltsam, Tipo gefällt mir gar nicht so sehr! ?(


    Ich mag die auch nicht Richard, und habe einem jungen Pianisten sogar abgeraten, sich bei ihr weiter ausbilden zu lassen. Umso mehr war ich platt, wie gut sie Scarlatti gespielt hat.

  • Zitat

    Original von Klassikpianofan


    Ich mag die auch nicht Richard, und habe einem jungen Pianisten sogar abgeraten, sich bei ihr weiter ausbilden zu lassen. Umso mehr war ich platt, wie gut sie Scarlatti gespielt hat.


    Mein Kommentar bezog sich auf ihre Scarlatti Aufnahme!

  • Na ja Richard, ich mag die Maria Tipo allgemein nicht, denn was ich von ihr gehört habe, war bisher nicht besonders gut, weder Beethoven noch sonst was. Besonders viel Lob hab ich über sie eigentlich nie gehört. Sie gilt eher als kühl und wenig einfallsreich.
    Ich muss dazu allerdings bemerken, daß ich zwar viele Einspielungen, sprich Schallplatten und CDs besitze, nicht so von ihr, aber auch wenig Zeit hatte dies alles genau zu hören, da ich ja irre lange mit dieser Klavierausbildung und noch einer laurea beschäftigt war. Heute ginge dies wohl gar nicht mehr.


    Grüße aus bella Italia


    Mike

  • Hallo,


    Ich wurde auf die Scarlatti Aufnahme mit Maria Tipo hier in diesem Forum aufmerksam gemacht und habe den Kauf (unabhängig von Budgetpreis) nicht bereut.


    Im 4 Bändigen Metzler Musiklexikon findet sie (wie so viele andere auch) keine Erwähnung, ebenso verschweigt sie Kaiser. Eine Eintragung wert war sie jedoch dem Harenberg Klaviermusikführer. Wo man nachlesen kann, daß sie 1931 in Neapel geboren wurde und in den frühen 50er Jahren einge internationale Klavierwettweberbe erfolgreich absolviert hat, so beispielsweise Genf und Brüssel. Bei Letzterem gewann sei 1952 den 2. Preis, was für sie den Durchbruch bedeutete. Arthur Rubinstein ermöglichte ihr den ersten Auftritt in den USA, wo sie in Folge regelmäßig gastierte. Sie ist auf Bach, Scarlatti und Clementi spezialisiert.


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Caro Alfred,
    danke für Deine Ausführung, ich fand über Maria Tipo so gut wie gar nichts im Netz, außer, daß sie aus Neapel stammt, und mit 17 Jahren bereits den 1. Preis in Genf gewonnen hat, und später noch einen Preis in Moskau. Und eben auch über ihren Erfolg weltweit. Geboren ist sie 1931, und sie gab dann ihren Rücktritt von der Konzertbühne bekannt, indem sie gleichzeitig alle noch ausstehenden Konzerte absagte. Und ferner stand im Netz, daß sie nicht wenige Meisterkurse vorwiegend in Genf gab, und illustre Schüler hatte.
    ich selbst sah sie nur mal im italienischen Fernsehen, miit dem 4. Klavierkonzert von Beethoven, als sie allerdings schon eher ein gewisses Alter hatte, und ich ihren Anschlag nicht mehr so locker fand.


    Gentilmente


    Mike

  • Hallo,


    heute mal wieder eine weiter Rezension einer Einspielung von Scarlatti Sonaten.
    Um es kur zu machen, was Sudbin hier bei seiner ersten Aufnahme überhaupt abliefert ist aller erste Sahne.
    Eine Demonstration und traumhafte Interpretation der Scarlatti Sonaten. Man höre nur K466.
    Da wird man einfach in die Musik reingezogen. Ganz unweigerlich und man vergißt einfach alles drum herum.
    Dieses Urteil hat für mich auch bestand bei einem vergleichenden Hören mit der Pogorelich Aufnahme, daß sehr gut möglich ist da es "Überschneidungen" gibt. Also Sonaten, die auf beiden Aufnahmen vorhanden sind wie z.B. K87.
    Ein Genuß sondergleichen und daher auch zurecht unter den Referenzen ab 2000.



    Der Klang ist ebenfalls vom Feinsten. Ein wunderschön klingender Steinway wurde verwedet.
    Hoffe dem feinen Skandinavischen Label BIS bleibt Sudbin eine Zeit lang erhalten. Schon viele gingen dort zu "großen" Labels.


    XREZENSION:
    Interpretation: 9-10
    Klang 9-10


    >> KAUFEN!

  • Ja, Mike, in der Tat ist das mit dem Studium gerade bei den Kindern sehr auf das Barock konzentriert- nach einigem Zoegern muss ich den geigen- und Klavierlehrern methodisch da recht geben, wenn sie das so aufbauen. Sehr offensichtlich werden die Koepfe mit der wohlstrukturierten und zum Teil wirklich recht raffinierten Komposition ordentlich gehalten- und die wissenden Lehrer zeigen den Kindern auch, wie schoen sich die musikalischen Perlenketten flechten, wie sie verziert werden, und erfreulich klingen und nie Originalitaet missen, wenn man das Ohr fuer sie oeffnet. Dabei denke ich auch an Clementi- fand ich furchtbar als ich in D-land gelernt habe. Heuet hoere ich beim Unterricht meiner Toechter zu und lerne dabei so viel- weil eben die Lehrer auch Respekt vor diesen Komponisten haben und sie nicht in die 2 Liga einsortieren. Es leben die ti's!

  • Hallo Taminos, hallo Paminas


    Gibt's schon einen Scarlatti-Thread? Wenn nicht, dann jetzt.


    Ich bin ein großer Liebhaber der 555 Sonaten von Domenico Scarlatti - natürlich kenne ich bei weitem (noch) nicht alle - für mich sind sie die Konzentrate eines wirklich genialen Geistes.
    Wie geht es euch damit?
    Wie sollten sie gespielt werden - auf dem Flügel oder dem Cembalo?
    Wer sind die größten Scarlatti-Interpreten, welches die tollsten Scheiben?


    Bin gespannt...
    beste Grüße!
    Daniel

  • Ich bevorzuge eigentlich alles auf dem Flügel, Cembalo-Klang kann ich kaum ertragen... :D


    Meine Auswahl an Scarlatti ist sehr begrenzt, aber diese Aufnahme finde ich ausgezeichnet:


    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Meine Sammlung ist auch nicht gerade gut sortiert in Sachen Scarlatti, aber die zwei Aufnahmen die ich besitze schätze ich sehr, da wäre einmal Horowitz´Scarlatti Recital- einfach phänomenal mit welchem Klangsinn Horowitz hier spielt:


    B0000259CU.03.LZZZZZZZ.jpg


    und Mikhail Pletnev (habe ihn mit Scarlatti auch einmal im Konzert gehört):



    gerade erschienen (eine Rezension war heute in der Jubiläumsausgabe der blau-gelben Zeitschrift zu lesen) Nikolai Demidenko:



    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Ich schätze diese Sonaten auch sehr (sofern ich sie kenne), habe mich indes noch nie wirklich systematisch damit befaßt (und kann mir hier auch die Nummern nicht merken). In der Wahrnehmung vieler Hörer haben sie wohl immer noch den Status von Zugaben...
    Den Horowitz sollte ich mir wohl unbedingt mal zulegen...
    Was ich habe und mir auch soweit gefällt:


    Zacharias (3 CDs)


    Staier (inzwischen gibt es die dhm-CDs als Paket)
    .


    Queffelec (ebenfalls preiswert mit anderem Cover wiederveröffentlicht)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Anthony Newman, Auswahl von Scarlattisonaten auf dem Cembalo.



    Dubravca Tomsic, Auswahl von Scarlattisonaten auf einem modernen Flügel.


  • Hallo,
    Pogorelich, Pletnev und ganz besonders Zacharias finde ich auch Super! Zacharias hat noch eine 4. CD bei Darbrighaus & Grimm gemacht - sie klingt besonders schön auf dem Labeleigenen Steinway von 1901 - die Aufnahme ist ein Ohrenschmeichler!
    Bei staier werde ich zum Cembalo-Fan.
    Gut und inzwischen billig (EMI Nipper Col.): Maria Tipo
    Horowitz ist sowieso famos.
    Hat schon wer die Demidenko-Scheibe erworben oder eine Kritik gelesen?
    Würde mich interessieren...
    Dann gibt es noch so einen jungen Russen. Heißt irgendwie "Subdin" oder so ähnlich - seine Scarlatti-CD wurde kürzlich über den grünen klee gelobt - hat sie wer?


    Schöne Grüße!
    Daniel

  • Zitat

    Original von Daniel Behrendt
    Hat schon wer die Demidenko-Scheibe erworben oder eine Kritik gelesen?
    Würde mich interessieren...
    Dann gibt es noch so einen jungen Russen. Heißt irgendwie "Subdin" oder so ähnlich - seine Scarlatti-CD wurde kürzlich über den grünen klee gelobt - hat sie wer?



    Lieber Daniel,


    in der Jubiläumsausgabe eines bekannten blau-gelben Klassikmagazins habe ich heute eine Rezension gelesen. Unter der Überschrift: "Glatt gebügelt" kann man dort folgendes lesen:


    "Aber der erfindungsreiche Scherz der Kunst, den der Komponist selbst als das wesentliche Merkmale seiner "essercizi" ansah bleibt dabei ziemlich vollständig auf der Strecke, verborgen unter einer glatten, unauffällig perfekten Oberfläche, die vielleicht bei komplizierter Spätromantik eine Tugend wäre."


    Rezensent ist übrigens Ingo Harden. Mich würde interessieren was ein Künstler bei einer solchen Besprechung empfindet. Von Goethe sind die Verse üebrliefert: "Schlagt Ihn tot den Hund! Er ist ein Rezensent!"


    Der Russe, den Du meinst, wird übrigens in der gleichen Besprechung als Gegenbeispiel zu Demidenkos Interpretation genannt. Es gibt hier im Forum einen Thread zu Sudbin:


    Guckstu hier:


    Herzliche Grüße,:hello:




    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Also ich persönlich habe so meine Probleme mit Sacrlatti. Ich weiss zwar nicht genau warum, aber mich törnt die Musik einfach nicht an, obwohl ich nicht sagen kann, dass es keine gute Musik ist. Ein seltsames Gefühl...............
    maxmax

  • Also - um mich auch noch als lebend zu zeigen:
    Bei 2001 gibt es CD Boxen mit je 3 CDs und je ca 50 Scarlatti-Sonaten.
    Mittlerweile ist Box V erschienen und die eingespielte Sonatenzahl endet be K 229 (beginnend bei K1).
    Der Pianist ist Pieter Jan Belder (Harpischord)
    Ob es schon eine weitere Box gibt weiß ich leider nicht.
    Jedenfalls scheint er der einzige zu sein, der alle Sonaten spielt / spielen wird.ich
    Ich hab sie sicherlich alle einmal gehört, allerdings auch nicht mehr :D, da sie so etwa alle nach dem selben Muster gestrickt sind.


    Natürlich habe ich auch alle von Horowitz eingespielten.

  • Sagitt meint:


    Es gibt oder gab eine Gesamtaufnahme aller 555 Sonaten, mit Scott Ross (?),inzwischen verstorbener Cembalist.
    Vor reichlich vierzig Jahren lernte ich das erste Dutzend kennen, mit einer Aufnahme, die ich sehr schätzte. George Malcom spielte bei Decca, damals mit einem ungewöhnlichen Cembalo, er konnte die Dynamik verändern ( im Cembalothread gibt es dazu Auskünfte) .Leider ist mir diese großartige Aufnahme nicht mehr als CD untergekommen.
    Andreas Steier spielt ebenfalls hinreissend auf dem Cembalo. Kirkpatrick, mein zweiter Interpret, war hingegen recht trocken- vielleicht doch eher ein Musikwissenschaftler ?
    Die erste Klavierplatte war diejenige von Horowitz, so um 1973 herum. Damals fand ich das gut, dann habe ich aber jede Menge Klavieraufnahmen kennengelernt, die ich deutlich spannender fand und finde als ihn. Pogorelich ist mein Favorit ( leider viel zu wenige), dicht gefolgt von Christian Zacharias ( schon mehr, könnten aber weitere sein). Pletnev, Tomsic und Sudbin sind ebenfalls gut anhörbar. Von Haskil gibt es einige, die mich seinerzeit nicht überzeugte-vielleicht lag es aber an der untauglichen Philips-Schallplatte

  • Lieber Christian,


    Zitat

    Original von Caesar73
    Aber der erfindungsreiche Scherz der Kunst, den der Komponist selbst als das wesentliche Merkmale seiner "essercizi" ansah bleibt dabei ziemlich vollständig auf der Strecke, verborgen unter einer glatten, unauffällig perfekten Oberfläche, die vielleicht bei komplizierter Spätromantik eine Tugend wäre."
    Rezensent ist übrigens Ingo Harden. Mich würde interessieren was ein Künstler bei einer solchen Besprechung empfindet. Von Goethe sind die Verse üebrliefert: "Schlagt Ihn tot den Hund! Er ist ein Rezensent!"."


    Ja du hast völlig recht: Es ist bisweilen ganz schön knackig, was sich die Herren Kritikaster so erlauben - sie stecken nicht in der Haut des Künstlers, der weiß Gott mehr als nur seine Zehn Finger in Bewegung setzt, damit eine Scheibe entsteht. Der Kritiker setzt sich mit 'ner Pulle Roten an den PC, feixt sich einen und verplättet dem Klavierspieler eins - als ob der Herr Kritiker auch nur ein 100tel des pianistischen Könnens des Herrn Pianisten hätte.... Andererseits: Herrn Demidenko wird's vermutlich (zum Glück) nicht dazu bewegen, sein Spiel in irgendeiner Form zu ändern - man braucht den Kritiker also nicht totschlagen, so wichtig ist er nämlich nicht.
    Ich mache diesen Job übrigens auch, allerdings nicht für das "berühmte gelb-blaue Magazin", sondern nebenamtlich für unsere städtische Tageszeitung - ein mikriger Schreiber auf Niedrigstniveau also, aber immerhin einer, der versucht den Künstlern nicht "ans Bein zu pinkeln" - schließlich sind SIE der Grund, warum wir Klassik-Junkies überhaupt dieses Forum frequentieren - Danke also an die Künstler für die live oder aus der Konserve genossenen "Drogen", Danke auch an Herrn Demidenko!


    In den Subdin-Thread guck ich mal rein.


    Und noch zu Scarlatti:
    Die Scott Ross-Komplettaufnahme gab's mal als Riesenklotz von ERATO. Ich habe nur billig zusammengekaufte "Einzelteile" - sind gut, vermutlich schöner als das laufende Belder-Großprojekt bei Brilliant, das ich ein bisschen knöchern finde. Aber vielleicht bringt's eine Gesamtaufnahme auch nicht wirklich - die Chance, dass einer alle 555 Sonaten gleich iüberzeugend spielt, ist vermutlich äußerst gering - da sind die vier genialen Zacharias-CD's, die drei von Staier oder die eine zarte von Pogorelich weit interessanter, als 40CD's, die über eine musikalische Pauschalreise nicht hinaus kommen...


    Wer hat die Alain Planès-CD erworben oder schon mal gehört?

  • Hallo,
    In diesem Thread wurde schon die NAXOS-Aufnahme von Eteri Andjaparidze wärmstens empfohlen, mit der die Scarlatti-Gesamtaufnahme (mit verschiedenen Pianisten) eröffnet wurde - Dieser Empfehlung kann ich mich anschließen: Vol.1 ist für meinen Geschmack die zweitschönste CD dieser Reihe. Der bisherige Höhepunkt ist aber Vol.4, das geschliffenste Pianistik von Beatrice Long zu bieten hat - in der 5 Euro-Klasse schwer zu toppen.
    Ich will auch -nochmals- die Lanze für Frau Tipo brechen - wer zu recht von ihrem zerpflückt-marottigen Bachspiel genervt ist, besorge sich ihre klare wie zart empfundene Scarlatti-Scheibe als Gegengift - auch hier tun 5 Euro nicht weh. Man kann sie ja notfalls weiterschenken...


    Schöne Grüße!
    Daniel

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Also ich persönlich habe so meine Probleme mit Sacrlatti. Ich weiss zwar nicht genau warum, aber mich törnt die Musik einfach nicht an, obwohl ich nicht sagen kann, dass es keine gute Musik ist. Ein seltsames Gefühl...............
    maxmax


    Über die Qualität von Scarlattis Musik wurde schon viel diskutiert - sie wurde oft als nicht besonders originell bewertet - und auch ich hab das so gesehen.


    Als jedoch vor einigen Monaten der "andere" Scarlatti -Tread gestartet wurde, da erwischte unser Forum ein "Scarlatti-Fieber", von dem auch ich angesteckt wurde. Ich glaube, es ist wichtig, daß man


    1) nicht allzuviel auf einmal hintereinander hört
    2) verschiedene Interpretationen einiger Werke kennt


    Zumindest mir eröffnete sich erst dann der Zauber dieser Musik.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo,


    die von Moritz, herrn Roehl und Christian genannten platten/scheiben habe ich auch und empfinde sie abwechselnd als top of the top: horowitz, zacharias, pletnev und pogorelich.


    erstmalig hörte ich als mittelstufenschüler scarlatti-sonaten bei einer rundfunkübertragung mit einem 'bananenradio', einem werbeartikel, den mein vater von einem pharmareferenten bekam. es spielte ralph kirkpatrick in echternach auf einem renovierten originalcembalo. zu dem zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er alle sonaten kannte und katalogisierte. bei ihm holte sich horowitz für seine interpretationen auch rat. jedenfalls war diese darbietung so gewaltig und virtuos, dass ich den rest des konzertes mit einem cassettenrecorder mitschnitt. diese unscheinbare mc existiert immer noch. IMO der einzige, der diese intensität annähernd auf dem flügel erreichte, war horowitz.


    abschließend möchte ich noch auf einen live-mitschnitt des späten emil gilels aus 1984 mit einer auswahl von sieben sonaten (herrliches singen) und der platte alexis weissenbergs mit einer auswahl von sonaten bei der DG aus den 80er jahren (nicht filigran aber temperamentvoll-virtuos in richtung kirkpatrick/horowitz) hinweisen.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo,
    ich kann die Kritik einiger an den Scarlatti Sonaten überhaupt nicht nachempfinden. Ich finde es sind wirklich wunderbare Stücke, die von Ideenreichtum nur so strotzen. Leider besitze ich nur die oben angesprochene Horowitz Aufnahme, auf der ja auch nur wenige Sonaten vertreten sind. Es ist jedoch eine meiner zwanzig Lieblings CDs.

  • Hallo,


    angesichts des Umfangs des Solowerks für Tasteninstrumente, fällt das Kritisieren natürlich nicht schwer. Die von Dir angesprochene Horowitzplatte kenne ich auch, meine, daß die Auswahl der Sonaten ein Scarlattibild entstehen läßt, daß mE kaum berechtigte Kritik zulässt. Aber wie das eben so ist, auch unter den mehr als 500 Sonaten befinden sich vermutlich nicht nur Perlen.


    Beste Grüße

  • Ich würde das so sehen:


    Es liegt nicht am Komponisten, sondern am Hörer.


    Man sollte die Sonaten nicht überdosieren. Ein ähnliches Schicksal
    "erleiden" ja auch jene von Joseph Haydn, ebenso dessen Sinfonien, oder Vivaldis Konzerte.


    Man sollte all das konzentriert hören, und nicht als Massenware betrachten, immerhin haben diese Komponisten ein Leben lang gebraucht, dies Werke zu schreiben.


    Eine CD von Scarlatti - die nächste in 3-6 Monaten - da freut man sich dann schon drauf, wenn man aber die ganze Naxos CD-Edition auf einmal kauft- dann ist ganz klar, daß man das nicht schätzt.


    Aus meiner Sicht sind Scarlattis Sonaten enorm interpretationsabhängig - etwas das kein Urteil über diese Werke sein soll....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Seb,
    Ja, ich war auch vom ersten Hören an total gefangen genommen - Scarlatti Sonaten sind kleine, bunt verpackte Geschenke, deren Inhalt man vorher garantiert nie errät - nicht die üblichen Socken, Schlips und Tortenheber in braun gestreifetem Einwickelpapier (um im Bild zu bleiben). Irgendwie ereignen sich in den "B"-Teilen dieser Prziosen immer harmonische Metamorphosen, die man aufgrund des "A"-Teils nicht erwartet hätte - dieses durchtriebene Spiel mit Hörerwartungen ist nicht ungenialer, als jenes von Wolferl Mozart.


    Es gab übrigens mal ein Theaterstück einer Englischen Komödianten-Truppe. Es hieß "Scarlattis Birthday Party": Bach, Händel und Scarlatti feiern zusammen Geburtstag - der arme Scarlatti wurde mächtig eingeklemmt zwischen seinen riesenhaften Altersgenossen. War aber wohl als Anstoss gemeint, darüber nachzudenken, ob Scarlatti ein solches Schattendasein verdient hat.
    Aber das ändert sich ja offenbar seit einigen Jahren...


    Beste grüße
    daniel

  • Ich finde die Diskussion relativ müßig, ob von den 500 Sonaten nun 50 oder 150 oder noch mehr großartig sind; die 40 -50 Sonaten, die ich habe, finde ich alle sehr hörenswert. Auf ihre historische Bedeutung u.a. für die Spieltechnik (und auch wohl für die allgemeine Entwicklung der Klaviermusik) hat ja schon jemand hingewiesen. Ich habe auch noch nie gehört, dass ihnen Unoriginalität vorgeworfen worden wäre, im Gegenteil sie sind nicht nur für ihre Entstehungszeit um 1740-50 außerordentlich originell.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • hallo,


    ich möchte zwei cds bzw. volumes aus der naxos-reihe ansprechen, die ich für sehr stark halte ! desweiteren überzeugen diese scheiben auch zusätzlich, da sie bis auf insgesamt 2-3 sonaten (beide platten zusammengefasst) nur unbekannte, dass heisst sonaten, welche horowitz, zacharias, pletnev, weissenberg und pogorelich nicht einspielten, präsentieren.


    domenico scarlatti


    16 sonaten


    evgeny zarafiants, piano


    naxos, DDD, aufn. 1999



    interpretation: 8/10 (IMO)
    klang: 8/10 (IMO)


    dieser 1959 in sibirien geborene pianist, der u.a. das moskauer konservatorium besuchte, ist ein echter geheimtip ! schon seine einspielung sämtlicher scriabin-preludes war außerordentlich gut. die kleine form scheint ihm zu liegen. er bevorzugt die 'singende' phrasierung und verfügt über ein großes klangspektrum. seine scarlatti-interpretationen können sich mit z.b. zacharias gut messen. interessanter biographischer nebenaspekt: zarafiants wurde vom konservatorium in moskau verbannt, nachdem er breschnews porträt mit einer toilettenbrille umrahmte !


    gruß, siamak

    Siamak

  • domenico scarlatti


    16 sonaten


    konstantin scherbakov, piano


    naxos, DDD, aufn. 2000



    interpretation: 9/10 (IMO)
    klang: 9/10 (IMO)


    konstantin scherbakov ist auch ein freak. sein interesse fokussiert auf die körperhaltung und die mikroskopische kontrolle der mechanik. jedoch spielt er die sonaten auch mit charme. die sonaten klingen bei ihm genauso zeitlos wie bei pletnev. filigrane anschlagskunst auf allerhöchstem niveau.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Siamak,


    bei der laufenden Naxos-Scarlatti-Reihe bin ich von Anfang an dabei. Sherbakov ist aber nur meinne Nummer 2 - Bislang die Nummer 1 ist Betrice Longs wunderbar elastische und tonschöne Scheibe (Vol.4). Die "Drittplatzierte" ist Eteri Andjaparidze (Vol.1) - eine herrliche Sonaten-Auswahl, allerdings klingt die Aufnahme etwas dumpf.
    Ich glaube, das Naxos-Projekt lässt noch auf ein paar ordentliche Veröffentlichungen hoffen.


    LG

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