Domenico SCARLATTI: 555 Sonaten - Höchste Kunst auf kleinstem Raum


  • Ich hoffe auch sehr, dass die letzten beiden Dreierboxen noch kommen (vor einiger Zeit hieß es, es würden 33 CDs werden - jetzt sind's auf einmal 36). Ganz schön frustrierend der Gedanke, dass die Box Nr. IX die letzte sein soll. Den Würfel würde ich mir schon alleine aus Ärger nicht kaufen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Karsten


    Aber ich bin mir absolut sicher, dass es sich rechnen würde, die günstige große Box zu kaufen und die alten 3-CD-Boxen nach und nach auf dem Gebraucht-CD-Markt zu verkaufen. Da ließe sich sicher bei entsprechender Taktik auch noch Gewinn machen und Platz im CD-Regal spart man noch dazu :)


    Gruß
    Karsten


    Rechnen und Platzsparen hin oder her, ich würde mich nicht von den liebgewonnenen schönen Dreierboxen trennen - eher würde ich jemand, der sich den Würfel mit den lieblosen Papphüllen kauft, bitten, mir die restlichen 6 oder 9 CDs zu brennen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Auf der Internetseite von Zweitausendeins sind jetzt die Folge IX der 3er-Boxen und die Gesamt-Box parallel angekündigt, die nochmal billiger wird als die ohnehin schon billigern 3er-Boxen. Ärgerlich für die Einzelkäufer ..... Die 3er Boxen gibt es bei Zweitausendeins ohnehin immer nur drei Monate lang. Ich glaube schon, dass die restlichen 3er-Boxen noch kommen.


    Wenn man aufs Geld achten will und möglichst viele Sonaten will, ist Belder sicher okay, aber spielerisch kommt er meiner meinung nach nicht an Staier heran - zu eintönig seine Tempowahl, er geht nicht in die Extreme und hat nicht das nötige iberische Temperament.


    Für mich ist der Top-Cembalist für Scarlatti einer, der hier noch gar nicht erwähnt wurde: Pierre Hantai




    Die ersten drei sind in den letzten Jahren bei Mirare erschienen, die vierte einige Jahre zuvor bei Astrée und wurde von Naive wiederveröffentlicht (im November erscheint eine 5er Box, in der diese CD neben anderen mit Bach, John Bull, Frescobaldi und Telemann enthalten ist, für diejenigen, die noch gar nichts von ihm haben).


    Hantai spielt frech, mit dem nötigen Temperament, bringt die spanischen Tanzcharaktere optimal zum Vorschein - ich kenne keinen besseren für Domenico Scarlatti, Ross und Staier eingeschlossen!


    p.s. mehr als diese wird er übrigens nicht machen, er hält nicht viel von Gesamtaufnahmen, und so ist bei ihm kein Leerlauf vorhanden. Jede Sonate hat er handverlesen.

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Soeben habe ich auf der Internetseite von Brilliant Classics gelesen, dass die drei letzten Folgen von Pieter Jan Belders Scarlatti-Gesamteinspielung auf einen Schlag der Gesamtbox von 36 CDs folgen werden: Grund zum Aufatmen für alle, die sich die 3er Boxen immer einzeln gekauft haben! :)



  • Diese CD hat sich nach ein paar Tracks mühelos an die Spitze meiner nicht kleinen Scarlatti-Sammlung gesetzt: Noch nie haben die gitarrenartigen Arpeggios so schön gitarrengemäß schrumm-schrumm gemacht, noch nie hörte man so schön die Damen mit ihren abanícos in den Gärten des Buen Retiro fächeln ..... und das alles auf einem französischen Typus Cembalo (von Bruce Kennedy)!
    In vier Titeln lässt Skip Sempé seinen Duopartner Olivier Fortin auf einem italienischen Typus Continuo als Verstärkung spielen - was für ein hinreißender, spanisch-temperamentvoller Klang!


    Meine Cembalo-CD des Jahres und eine Bestätigung meiner Haltung, mir jede neue CD von Sempé ungehört zu kaufen!


    p.s. Das kann teuer werden: Er hat sein eigenes Label gegründet, Paradizo, und der ersten Auflage der CD liegt ein kostenloser Sampler bei, der weitere neun wahrhaft paradiesische Tonträger-Genüsse avisiert .....

  • Zitat

    Original von Milosz
    Anbei befindet sich ein Link zu einem kostenlos zugänglichen eBook über
    die Sonaten Scarlattis, verfasst von Johannes Rövenstrunck, welcher
    gerade ebenfalls an einer Gesamteinspielung aller Sonaten werkelt.


    eBook >> Domenico Scarlattis Sonaten - 75 Seiten - (Johannes Rövenstrunck)


    Danke für den Hinweis! Interessanter Essay und Ansatz, bis auf die Tatsache, dass er ein modernes Klavier verwendet. Dass Scarlatti heute die Klaviere benutzt hätte, angesichts der tollen Cembali, die heute wieder gebaut werden, ist reines Wunschdenken; dass er die Hammerklaviere am spanischen Hof geschätzt hat, lässt sich nicht belegen, und die Tatsache, dass zwei von ihnen zu Cembali umgebaut wurde, spricht auch nicht gerade dafür. Der gitarrenartige Effekt kommt nur auf dem Cembalo so richtig raus.


    Ein sehr guter Essay ist auch:
    Wilde Blumen am Zaun der Klassik von Barbara Zuber, in Musik-Konzepte 47, Domenico Scarlatti, edition text + kritik 1986
    click here


  • Habe viel über Johannes Rövenstruncks Bevorzugung des modernen Klaviers nachgedacht und viel Scarlatti gehört ... obwohl ich z.B. Christian Zacharias auf dem modernen Klavier mag und auch empfehle (der hat unglaubliche Kenntnisse zu dieser Musik und ihrem Umfeld, wie er mal in einer tollen TV-Doku zeigen konnte), vermisse ich auf dem Klavier den spanischen Biss - der kommt nur auf dem Cembalo. Der metallische Klang und die alte Stimmung sind ganz wesentlich für diese einzigartige Klangwelt - das moderne Klavier entschärft und verzuckert das alles.
    De Falla oder Albéniz kann man ja auch nicht so zuckrig spielen - wer weiß, wie die auf Klavieren ihrer Zeit geklungen haben?


    Der einzige, der es schafft, Scarlatti auf einem Klavier mit diesem iberischen Biß zu spielen, ist Alain Planès - aber der nimmt ein extrem klingendes Schantz-Pianoforte ...

  • Zitat

    Original von miguel54
    Soeben habe ich auf der Internetseite von Brilliant Classics gelesen, dass die drei letzten Folgen von Pieter Jan Belders Scarlatti-Gesamteinspielung auf einen Schlag der Gesamtbox von 36 CDs folgen werden: Grund zum Aufatmen für alle, die sich die 3er Boxen immer einzeln gekauft haben! :)




    Danke für den Hinweis. Ich habe sie gerade bei A. bestellt.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich höre von Vol. X gerade die Sonate K. 450 g-Moll, allerdings ist das gar nicht die Sonate K. 450. Hoffentlich ist nicht die ganze Beschriftung falsch!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Ich wollte mir die 3 neuen Boxen am Donnerstag bei Zweitausendeins in Frankfurt kaufen - mal sehen. Werde vergleichen und hier kommentieren.

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Ich höre von Vol. X gerade die Sonate K. 450 g-Moll, allerdings ist das gar nicht die Sonate K. 450. Hoffentlich ist nicht die ganze Beschriftung falsch!


    Jetzt habe ich die Sonate gefunden:


    Die CD 2 von Vol. XII mit der Beschriftung K. 536 - K. 547 ist in Wirklichkeit die CD 2 der Box Vol. X und enthält K. 447 - K. 461 und umgekehrt. Die beiden CDs sind also vertauscht und somit falsch beschriftet.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,


    erste Berührungspunkte mit Domenico Scarlattis Sonaten hatte ich durch die Einstreuung ebensolcher zwischen die einzelnen Kantaten dieser Einspielung:



    Sonatas K 277, 215, 77
    Aline Zylberajch, Hammerflügel


    Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind mir diese Miniaturen sehr ans Herz gewachsen. Und dann entdeckte ich gestern bei 2001 in Mannheim um ca. 10,-- € diese CD:



    Sonate B-Dur K 550
    Sonate B-Dur K 551
    Sonate g-moll K 546
    Sonate G-Dur K 547
    Sonate Es-Dur K 507
    Sonate Es-Dur K 508
    Sonate F-Dur K 540
    Sonate F-Dur K 541
    Sonate d-moll K 552
    Sonate D-Dur K 553
    Sonate F-Dur K 542
    Sonate F-Dur K 543
    Sonate B-Dur K 544
    Sonate B-Dur K 545
    Sonate h-moll K 87


    Fabio Banizzoni, Cembalo


    Bei dem verwendeten Instrument handelt es sich um einen Nachbau eines Instrumentes aus der Werkstatt Bartholomæus Stephaninis [1694] durch Willem Kroesbergen, 1976.


    Das Instrument hat einen sehr warmen und vollen Klang, eine transpartenten Bass, das ist sehr wichtig. Und von den Sonaten gefällt mir K 552 in d-moll zur Zeit am besten.


    Ich glaube, die Scheibe wird nicht selten mein Trommelfell zum Vibrieren bringen.


    Das Jahr 1685 war offenbar recht ergiebig, wenn es um nennenswerte Komponisten geht.


    :]


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo ihr,


    erst vor kurzem kam ich mit Scarlattis Cembalosonaten in Berührung und zwar auf(man mag es kaum glauben) myspace.com(http://profile.myspace.com/ind…rofile&friendID=157088100), wo der Herr, wie auch andere Komponisten, eine eigene Seite(von irgendeinem Klassikfan geschaffen) besitzt, die mit 4 Sonaten zum Probehören bestückt ist..
    Besonders die Sonate d-moll K141 hat mich überwältigt, sodass ich mir ein paar Tage später als Einstieg folgende CD bestellte:



    Und nicht nur die besagte d-moll gefällt mir hierauf, sondern auch die anderen "Kunststücke auf kleinstem Raum" haben mir sehr gefallen.


    Bleibt mir nur zu sagen, dass es nicht die letzte Scarlatti-Cembalo-Sonaten-CD war, die mir ins Haus kam...


    LG Christoph

  • Weiß jemand, welche Aufnahmen das sind auf dieser Myspace Homepage? Sie gefallen mir recht gut. Belder, Ross oder Staier sind es nicht.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Original von Melot1967
    Weiß jemand, welche Aufnahmen das sind auf dieser Myspace Homepage? Sie gefallen mir recht gut. Belder, Ross oder Staier sind es nicht.


    Am Ende kommt eine Internetadresse mit sankey.ws/harpsichord.html nach dem www Könnte er es sein?
    Jedenfalls klingt das wirklich sehr ordentlich. :jubel:

  • Ja das würde mich auch interessieren!
    Von Sankey habe ich allerdings nur MIDI-Dateien zum freien(und legalen) Download gefunden.(http://www.archive.org/details/JohnSankeyPlaysScarlatti)
    Die Sonaten auf myspace klingen aber nach "echten" Aufnahmen und nicht nach MIDI-Dateien...


    Was ich gerade entdecke: Unten steht noch auf der Seite ->


    for further listening:
    "Domenico Scarlatti: Complete Keyboard Works box set", Scott Ross, 1992/2005.


    Also vielleicht doch Ross?!


    LG Chris


  • Klingt tatsächlich wie Ross, hast recht.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,


    irgendwann muss es die CDs dieser Box auch einzeln gegen haben. Aus den Sonaten K 1- 30 und K 49 – 86 nenne ich nun diejenigen, die mir besonders gut „ins Ohr“ gehen: K 2, 5, 9, 13-15, 20, 22, 26, 29, 49-51, 56-58, 66-67, 70-72, 75, 78-80, 82, 83. Bei diesen frühen Sonaten ist z. T. zu merken, dass er seine Schülerin – die Tochter seines Dienstherren, dem König von Portugal – nicht überfordern wollte (was die techn. Schwierigkeit betrifft, nicht die oft sehr eingängigen Themen bzw. Melodien). Dem Threadtitel ist voll zuzustimmen; was da an musikalischen Einfällen und Kompositionsgeschick zu hören ist – mehr als erstaunlich – Wiederholungen im Charakter der Stücke? So gut ist mein Gedächtnis nicht, dass ich das bei 555 Sonaten hören und merken könnte, aber bei mir entsteht der Eindruck, jede Sonate einmalig(?).
    Dabei gibt es für mich nur Interpretationen auf dem Cembalo, die den „Sonaten“ (einsätzig, meist unter 10 Min.) gerecht werden; wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass ich D. Sc. automatisch mit Cembaloklang verbinde.


    Offensichtlich hat die Interpretin eine Auswahl getroffen, die mein Hörempfinden trifft – bis auf zwei Sonaten K263, 25 – höre ich alle anderen als sehr gelungen, das sind K 140, 141, 52, 29, 384, 385, 115, 27, 534, 535.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • irgendwann muss es die CDs dieser Box auch einzeln gegen haben.


    Nein. Es handelt sich hier um Brilliant-Originalaufnahmen (also keine Lizenzveröffentlichung), die erstmals um 2007 in der Form von 12 3-CD-Boxen erschienen. Jetzt gibt es eine Neuauflage als 36-CD-Box. Belder scheint in den 90ern bereits einige Sonaten für ein anderes Label aufgenommen zu haben, die Gesamtaufnahme erfolgte dann aber offensichtlich bei Brilliant.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Heute hat es mich in diesen Thread hier verschlagen, der schon seit geraumer Zeit ruht, Der letzte Eintrag war vor 4 Jahren, der vorletzte liegt 6 Jahre zurück.

    Nun könnte man sagen es wurde schon alles gesagt, bzw. geschrieben - aber das ist nicht so.

    Ich bin auf diesen Thread gelangt, weil ich mioch seit einigen Tagen mit Barockkomponisten befasse. Man sollte nicht glauben wie "vernetzt" diese Epoche war, die Lehrer-Schüler Beziehungen sind hochinteressant, ebenso wie Freundschaften und Konkurrenten. Ich bin auf Namen gestoßen, die ich bislang noch nie (bewusst) gehört habe.


    Fürs erste eine kurze Einleitung:


    Die berühmte Gesamtaufnahme mit Scott Ross für EMI ist noch immer (oder schon wieder) erhältlich, allerdings unter dem Label ERATO - vermutlich war das auch das Label der eigentlichen Erstauflage. Der Preis ist mit 69.99 geradezu em Rande eines Geschenks (für 34 CDs !!) aber ich zögere noch, sie mir zu kaufen, denn eigenartigerweise - gegen jede Logik und historisches Denken - gefallen mir die Klavieraufnahmen mit modernem Flügel besser. Das heisst nicht, daß man nicht BEIDE Versionen haben sollte, aber es ist eine persönliche Erfahrung, daß ich kaum je eine meiner "Gesamtaufnahmen-Boxen" öffne.....


    Die BRILLIANT Box - eine Eigenaufnahme des Labels - ist nicht mehr erhältlich.

    Es gibt lediglich 2 Folgen (8 und 9) der einstigen 3er Box Veröffentlichungen.

    Ich besitze keine davon, habe aber in die Aufnahmen per Audioclips kurz hineingehört.

    Und da musste ich feststellen, daß einige Tracks stumpf, mit abgeschnittenen Höhen klingen.

    Es ist verständlich, daß bei solchen Mammutprojekten der Klang von Aufnahme zu Aufnahme variiert.

    Aber in diesem Falle ist es mehr als das.


    Daher werde ich meine Sammlung durch einige Naxos CDs mit Klaviersonaten von Domenico Scarlatti ergänzen und ein wenig über ihn schreiben.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Scarlattis Werke unterlagen immer schon unterschiedlichen Bewertungen, zumeist keinen positiven.

    Hier das Verdikt von Robert Schumann, der als Kritiker IMO gehässiger war als der immer wieder zitierte und verunglimpfte - Jahrzehnte später aktive - Eduard Hanslick.


    Zitat

    "Wie sollte sich ein solches Tonstück mit dem eines unserer besseren Komponisten messen können !!

    Wie ist die Form doch ungeschickt, die Modulation beschränkt. Es ist , wie ein geistreicher Komponist schon bei einer Vergleichung zwischen Emanuel und Sebastian Bach sagt: "Als wenn ein Zwerg unter Riesen käme"

    Ich habe übrigens recherchiert:

    Der geistreiche Komponist war Felix Mendelssohn Bartholdy, der auch - was ich lange Zeit nicht wusste - über eine spitze Zunge verfügt haben soll - was ja in keinem Widerspruch zu "geisitreich" steht.....


    Das negative Urteil über Scarlatti war im 19. Jahrhundert weit verbreitet - über die Gründe und Zusammenhänge - über die Fronten und den Zeitgeschmack - über all das möchte ich hier berichten soweit meine Quellen das hergeben.


    Fürs erste habe ich gestern Folge 1 der Naxos Edition aller Klaviersonaten von Domenico Scarlatti gehört. Aus dieser Serie besitze ich vielleicht 3 oder 4 Folgen - queerbeet - wie die Deutschen sagen. Ich erinnere mich dunkel, daß ich, als ich - vermutlich Mitte der neunziger Jahre - die erste Folge erwarb weder eine Ahnung vom Umfang des Projekts hatte, noch die Absicht recht viele Folgen davon zu erwerben. Einerseits unterschätzte damals auch ich Scarlatti, dann waren mir die Interpreten nicht vertraut, und drittens war ich der Auffassung, Musik dieser Epoche sei bloß via Cembalo historisch korrekt geniessbar.


    Gestern kam ich zu einem völlig anderen Ergebnis. Ich war begeistert und beeindruckt. Die aus Georgien stammende Pianistin, Eteri ANDJAPARIDZE war mir unbekannt, aber ihr Spiel hat mich beeindruckt. Vielleicht sollten wir Ihr einen eigenen Thread widmen.


    A. Csampai schrieb in stereoplay 9 / 99:

    Zitat

    "Selten ist mir eine gute Stunde Scarlatti so kurzweilig erschienen, selten

    habe ich die individuelle Vielfalt unterschiedlichster
    Stimmungen und Genreszenen so authentisch und suggestiv
    miterleben können wie bei dieser in jeder Hinsicht un-
    wöhnlichen und kompromißlosen Künstlerin."

    So - das war der Wiedereinstieg in diesen Thread


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Im Rahmen meiner bislang ohn Echo gebliebnen Aktivitäten in Sachen Barockmusik bin ich zwangsläufig wieder auf Domenico Scarlatti gestoßen, und der Zufall spielte mir die Folge 1 der Naxos Edition in die Hände. Ich besaß bislang von dieser Serie drei oder vier frühe Folgen, nich hintereinander - sondern mit Lücken dazwischen. Ich hatte bei ihrem Erscheinen keine allzu hohe Meinung von einer Serie, die einerseits nocht am Cembalo, sondern am Klavier gespielt wird - und noch dazu von (damals) eher unbekannten Pianisten. Wenn schon Klavier, dann von allerersten Künstlern und Spezialisten.

    Eigenartigerweise ist heute mein Standpunkt ein völlig anderer. Der Mode Flügel entlockt den Stücken zahlreiche Feinheiten, die am Cembalo nicht unbedingt realisierbar wären.

    Und daß jeder Folge ein anderer Pianist zugeordnet ist macht das ganz doch recht farbig. So habe ich vier weitere Folgen erstanden um die Lücken zu schliessen. Ich besitze im Moment die Folgen 1-7 nahtlos. Ob ich komplettieren werde steht noch in den Sternen. Wie sagt doch der große japanische Philosoph Toyota ? "Nichts ist unmöglich"


    Folge 2 wird von Michael Lewin bestritten. Er ist nicht bei WIKIPEDIA erwähnt, verfügt aber über eine eigene Webseite

    Unter anderm finden wir einige Kritiken amerikanischer Zeitungen

    Zitat

    Michael Lewin is internationally applauded as one of America’s most gifted concert pianists, performing to acclaim in over 30 countries. His many recordings, enormous repertoire and charismatic stage presence have established him as an artist whose warmth, imagination and dazzling virtuosity make him an audience favorite.

    Das klingt im ersten Augenblick schon ein wenig übertrieben - Hört man allerdings in die hier gezeigte CD hinein, so ist man geneigt dieses Verdikt zu akzeptieren. Mit unglaublicher Verve stürzt sich der Kümstler in seine Aufgabe, sehr lebendig und eindrucksvoll, dynamischer als man es bei Werken Scarlattis vermuten würde.


    Vielleicht kann jemand - oder aber auch ich - in mittlerer Zukunft eine Sonate herausklauben und mit einer anderen Interpretation (am Klavier !!) vergleichen - oder aber (warum nicht?) auch mit einer am Cembalo in Konkurrenz stellen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht kann jemand - oder aber auch ich - in mittlerer Zukunft eine Sonate herausklauben und mit einer anderen Interpretation (am Klavier !!) vergleichen - oder aber (warum nicht?) auch mit einer am Cembalo in Konkurrenz stellen....

    Die Aufnahme ist nicht schlecht, lieber Alfred, aber gehört für mich auch nicht zu den absoluten Spitzenaufnahmen - allen voran Horowitz, Michelangeli, auch Alexis Weissenberg, Alicia de Larrocha und Ivo Pogorelich. Den Vergleich hast Du etwa bei den Soanten K20 und K27. :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Die Aufnahme ist nicht schlecht, lieber Alfred, aber gehört für mich auch nicht zu den absoluten Spitzenaufnahmen - allen voran Horowitz, Michelangeli, auch Alexis Weissenberg, Alicia de Larrocha und Ivo Pogorelich

    Das kann sie auch nicht sein, Genau aus diesem Grund habe ich seinerzeit aufgehört weiter zu sammeln. Indes ist meine Sichtweise heute eine andere.

    Es hat mich zu interessieren begonnen eine Gesamtaufnahme nach und nach zu kaufen,wobei der Reiz darin liegt, daß nicht alles aus einer Hand ist.

    Und hier scheint die Naxos Aufnahme einigermaßen den gestellten Anforderungen zu entsprechen, Von genannten Referenzen besitze ich natürlich einige.

    Im Augenblick habe ich die Folge 2 dieser Serie zum wiederholten Male gehört und sie hat sich - man höre und staune - nicht "abgenützt" sondern ihren Reiz erhalten-

    Inzwischen (soll heissen seit meinem letzten Beitrag in diesem Thread ) habe ich meine Sammlung um einige Folgen dieser Reihe erweiteert...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alexis Weissenberg hat Dr. Holger Kaletha erwähnt. Eine meiner liebsten Scarlatti Aufnahmen ist in einer Box der Deutschen Grammophon. Eine der vier Scheibe enthält Sonaten Scarlatti gespielt auf einem modernen Flügel. Die Anschlagkultur ist einmalig. Man erhält ein klug zusammengestelltes Rezital. Bei manch anderen Zusammenstellungen kommt bei mir Langeweile auf. Nicht bei dieser.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ja und diese Scheibe ist etwas crazy: Die Scarlatti Sonate K 55 zwanzigmal hintereinander an verschiedenen Orten eingespielt von Christian Zacharias. Die CD kam 1995 heraus.



    Meister Horowitz spielt diese G-Dur Sonate so:


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    Einmal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Hallo


    die Aufnahme von Scarlatti-Sonaten mit Weissenberg bei der DG hatte ich auf MC und schätzte sie sehr.


    Absolut meisterhaft sind die beiden Einspielungen Yevgeny Sudbins, top of the top.



    18 Sonaten

    (BIS, DDD, 2004)



    18 weitere Sonaten


    (BIS, DDD, 2014)


    LG und gute Nacht


    Siamak

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