Operngala in Baden- Baden

  • Für alle, denen es im Sommer gefallen hat, am Ostermontag gibt es die Gala nochmal, zwar in der (auf 90 Minuten gekürzten) Fernsehfassung:


    Montag, den 24.03.2008 21:15 Uhr


    Die Operngala der Stars


    Mit Anna Netrebko, Ramón Vargas, Elina Garanca
    und Ludovic Tézier
    Es spielt das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
    unter der Leitung von Marco Armiliato
    Aufzeichnung aus dem Festspielhaus
    in Baden-Baden vom 3. August 2007


    Zitat

    Innerhalb von drei Stunden gab es keine Karten mehr, das Festspielhaus in Baden-Baden war ausverkauft. Die Musikwelt sah im letzten August mit Spannung einem Opern-Galaabend der Extraklasse entgegen. Mit den Klassikstars Anna Netrebko, Elina Garanca, Ramón Vargas und Ludovic Tézier stand in Baden-Baden ein Quartett auf der Bühne, das diesen Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht wurde. Das Repertoire, das von Vincenzo Bellini bis Franz Léhar reichte, bot jedem der Künstler die Möglichkeit, solistisch zu glänzen. Höhepunkte des Abends aber waren die Duette und Quartette. Besonders beeindruckend: die gemeinsamen Auftritte von Anna Netrebko und Elina Garanca.
    Die musikalische Leitung des Galaabends in Baden-Baden hatte der Italiener Marco Armiliato, der das SWR Sinfonieorchester dirigierte.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auf Grund der eher zurückhaltenden Reaktion hier habe ich mir von der Wiederholung des Konzertes, das eigentloich eher "Garanca & Co." hätte heißen sollen, heute nur den zweiten Teil angesehen. Von dem war ich aber doch positiv überrascht, soweit man das bei derartigen "Galas" sein kann.


    Schade finde ich, dass zwar alle Elina Garancas Darbietung (mit Recht) als die beste des Abends gewürdigt haben, niemand aber auf ihre superbe Darbietung der Nummer "Al ensar en el dueno" aus Ruperto Chapís auch Fachleuten fast unbekannter Zarzuela LAS HIJAS DEL ZEBEDEO eingegangen ist, die eine fantastische Ausgrabung war. Das Stück allein war das Konzert wert. Wirklich bedauerlich, dass ich nicht wenigstens diese Nummer mitgeschnitten habe. Immerhin gibt es die besten Ausschnitte auf You Tube.
    Wer speziell diese Zugabe noch einmal sehen und eine Ahnung davon bekoommen möchte, was die Zarzuela zu bieten hat, wenn sie auf höchstem Niveau vorgetragen wird (von dem arg pauschalen Orchester mal abgesehen), findet sie (und die übrigen lohnenden Ausschnitte) bei Youtube.


    :hello: Rideamus

  • Habe die Gala damals gesehen. Mein Eindruck war:


    Garanca: fast schon zu selbstbewusst um sympatisch zu sein, ganz klar die Beste des Abends


    Netrebko: hab ich schon besser gehört (sie war wohl an dem Abend leicht angeschlagen, hat ja dann auch Salzburg abgesagt)


    Vargas: questa o quella ganz gut, sonst arg angestrengt in der Höhe; ich fand ihn ehrlich gesagt erschreckend schlecht und habe mich gefragt, warum der ein Welttenor sein soll (hatte ihn vorher nie gehört bzw. nur in ähnlich schlechter Verfassung, er war ja wohl mal besser)


    Tezier: maniriert und uninteressant, den haben sie nur genommen, weil er fotogen ist; was hier viele als müden Ausdruck beschreiben macht er denke ich mit Absicht um abgebrüht zu wirken

    2 Mal editiert, zuletzt von Theiresias ()

  • Lieber Rideamus,
    ich habe "Al ensar en el dueno" auf einer CD mit Teresa Berganza, kann momentan jedoch nicht sagen, welche Interpretation mir besser gefällt. Jedenfalls war Garanca für mich der wirkliche Star des Abends. Allein schon wegen der Arie der Cenerentola.


    :hello:


    Emotione

  • Allein dass für Dich Lettin Garanca mit einer der besten spanischen Zarzuelistas überhaupt mithalten kann, zeigt doch schon, wie superb sie ist.


    Und was die Cenerentola angeht: dass sie absolut mit meinen bisherigen Favoritinnen Frederica von Stade, die zudem die Inszenierung Ponnelles und das Diigat Abbados auf ihrer Seite hatte, und Cecilia Bartoli
    mithalten kann, sagt alles. Im Konzert ist es ja auch durchaus angebracht, die Arie so virtuos darzubieten, wie sie nur irgend kann.


    Bleibt nur zu hoffen, dass es noch viele DVDs mit adäquaten Partnern geben wird, solange sie in jeder Hinsicht derart in Bestform ist.


    :hello: Rideamus

  • Meine Lieben,

    Leider konnte ich gestern nur mehr einen Teil der Gala erwischen und kann von diesem sagen, daß er mir gefallen hat. Sicher war Vargas den anderen Mitwirkenden nicht ganz gewachsen, aber einem Einspringer soll man das nicht ankreiden. Er bewies immerhin sängerische Intelligenz und daß er es früher zweifellos besser konnte.
    Bei Tezier hat offenbar die unbewegte Miene (erinnerte mich an Keanu Reeves' Juan in Branaghs Shakespeare-Film "Viel Lärm um Nichts") den stimmlichen Eindruck zu sehr überdeckt. Ich fand ihn nicht so schlecht, seine Escamillo-Arie war auf gutem Repertoireniveau.
    Garanca war Spitze und Netrebko auch (trotz mancher Schlamperei, die sogar ich gehört habe - aber ihr Temperament, ihre prinzipielle Musikalität und ihr Klang machen das wett). Bei ihrer Giuditta hatte ich gemischte Gefühle, weil sie das nur teilweise so bringt, wie man sich das als Wiener vorstellt, aber zum Schluß war ich doch begeistert. Die neckischen Einlagen und das Mitklatschen beim Brindisi empfand ich eher als positiv (das Publikum klatschte nämlich nicht falsch) - da wurde lebendiger Kontakt aufgebaut und beste Reklame für Klassik gemacht (denkt bitte an den Neujahrs-Radetzkymarsch). Als Wiener habe ich eben eine Ader für gute Theatralik, sprich Schmäh.
    An solchen Galas ist immer etwas verbesserungsfähig, aber ich schätze, sie sind sehr wichtig und nützlich, weil sie sehr viele Leute davon überzeugen, daß Klassik eben doch hörenswert ist. Die Stimmung im Saal war ja prächtig. Darüber habe ich mich gleich noch einmal gefreut.
    Hat für mich sozusagen fast ein Hauskonzert ersetzt. :D


    LG


    Waldi

  • Liebe Leute,


    ich habe gestern auch zum ersten Mal Teile aus diesem mittlerweile äußerst ppopulären Konzert gesehen. Vargas' "Una furtiva lagrima" war trotz hübscher Diminuendi am Schluß ein gepreßter, komplett stilloser Vortrag, und sein Einsatz zu "O soave fanciulla" so schlecht, daß ich immer weggeschaltet habe, wenn der Herr die Bühne betrat. Zu Anna bleibt wieder nur zu sagen, daß sie halt alles singt, was so an Schlagern herumliegt, diese zu gestalten oder auch nur annähernd virtuos zu singen selten in der Lage ist (Skalen und Koloraturen in Casta Diva und Cabaletta!). Hopsige Barfuß-Tanzeinlagen sehen ja ganz lustig aus, vielleicht sollte sie sich darauf konzentrieren.


    Ich bin ja bekennender Garanca-Geneigter, denke aber, daß ihr Management (das gleiche wie AN) sie nicht weiter als Duettpartnerin verschachern sollte. Ansonsten möchte ich Harald voll zustimmen. Ich habe neben Marilyn Horne und Cecilia Bartoli keine zweite derart virtuos gesungene Cenerentola im Gedächtnis, in puncto Mühelosigkeit übertrifft sie die genannten Interpretationen gar. Aber hier liegt auch die Crux: Über eine staunen machende Formelhaftigkeit kommt Garanca da nicht hinaus (ähnlich der Sutherland im anderen Stimmfach), obwohl ihr Timbre angenehm ist. Der Schalk, der Sinn dieser Musik kommt für mich am besten in der Aufnahme von Conchita Supervia zum Tragen: ein funkelndes, neckisches Lachen statt einer technisch berauschenden Etüde. Zudem läßt Garanca ihren Triller nicht genug oszillieren.


    Dennoch: Gehört haben sollte man dies schon einmal, insofern lohnt die Gala das Anschauen aufgrund von Elina Garanca.



    LG,


    Christian