Die beliebtesten Verdi-Tenöre

  • Nun habe ich soeben ganz vergessen, meine liebsten Verdi-Tenöre aufzuzählen.


    Zwei habe ich schon genannt, Bergonzi und Domingo, wobei ich ersteren noch bevorzuge.

    Dann, in lockerer Reihenfolge:


    Björling!! (alles, was er von Verdi gesungen hat)

    Ferruccio Tagliavini (z.B. in "Maskenball" und, vor allem, "Rigoletto")

    Alfredo Kraus (bes. in "Rigoletto" unter Solti und "La Traviata")

    Richard Tucker

    Jon Vickers (als "Otello", unter Serafin)


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino

    Interessant Deine Favoriten zu lesen. Ich hätte auch noch einige weitere, die ich auch schätze und mag, hinzufügen können.

    Aber eine Frage habe ich - stimmst Du mir zu, daß Verdi in vielen seiner Opern ganz hervorragende, großartige Tenor - Arien komponiert hat?

    Ebenso Duette, Quartette und Ensembleszenen für und mit Tenor?


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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    Zitat von Norbert

    Ich kenne Labò nur aus der fantastischen Don Carlos Aufnahme mit Antonietta Stella, Boris Christoff, und Ettore Batianini unter Gabriele Santini, aber wenn man ihn hört, wie er buchstäblich um sein Leben singt, wenn man hört, wie viel Temperament und Enthusiasmus er in seine Rolle "hineinsingt", dann wünscht man sich, es gäbe mehrere CD-Aufnahmen von und mit Labò.

    :thumbup::jubel:


    LG Fiesco


    Übrigens, diese Aufnahme gibt es auch als CD

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Liebe 'Taminos'!

    Eine kleine Berichtigung zum Beitrag Nr. 59: in dem Querschnitt aus Massenets "Manon" singt Giuseppe Di Stefano den Des Grieux; Flaviano Labò ist der Des Grieux in Puccinis "Manon Lescaut"!


    Übrigens lag der US-Ausgabe (2 LPs) der 'RCA'-Kassette "A Portrait of Manon" (siehe Beitrag Nr. 59) eine 17cm-Platte bei, die aus Massenets Einakter "Le portrait de Manon" von 1894 zwei Stücke enthielt: die Arie des (gealterten) Des Grieux 'L'amour, toujours l'amour maudit!... Voilà ton image chérie' (mit Robert Kerns) und das Chanson der Aurore 'Au jardin Colin s'envint un matin... On se serait assis sur le gazon' (mit Anna Moffo).


    In der Veröffentlichung der deutschen 'Teldec' fehlte diese kleine Platte natürlich - zumal im Beiheft der 'RCA' mit keinem Wort auf Massenets zweite "Manon"-Oper und auf diese Beilage hingewiesen wurde - und auch in der CD-Version von 'Testament' (Beitrag Nr. 63) sind die beiden Arien nicht enthalten!


    LG


    Carlo

  • Aber eine Frage habe ich - stimmst Du mir zu, daß Verdi in vielen seiner Opern ganz hervorragende, großartige Tenor - Arien komponiert hat?

    Ebenso Duette, Quartette und Ensembleszenen für und mit Tenor?

    Mir war klar, dass es andere Meinungen geben wird. Das ist auch gut so. Ich finde übrigens, dass Verdi fantastische Quartette und Duette (und übrigens auch Terzette) mit Tenor geschrieben hat. Allein mit den Solo-Arien kann ich nicht viel anfangen.

    Trotz allem kann ich den Begriff "Verdi-Tenor" schon nachvollziehen. Noch mehr den Begriff "Verdi-Bariton". Und ich möchte festhalten: Ich bin ein Riesen Verdi-Fan. Seine Handschrift und auch seine Entwicklung sind wohl einmalig in der Operngeschichte.

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  • Mir war klar, dass es andere Meinungen geben wird. Das ist auch gut so.

    Jawohl, das ist auch gut so und völlig normal und richtig. Man muß sich nur im gegenseitigen Verständnis achten und akzeptieren.

    Und ich möchte festhalten: Ich bin ein Riesen Verdi-Fan. Seine Handschrift und auch seine Entwicklung sind wohl einmalig in der Operngeschichte.

    Siehst Du, und schon haben wir etwas Gemeinsames und das freut mich ganz sehr.

    Bei mir kommt gleichermaßen noch Puccini dazu.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Carlo, habe eben nachgeschaut, hier Anna Moffo - The Complete RCA Recital Albums ist es drauf!



    CD5 .

    17.Le Portrait de Manon: 'L'amour, toujours l'amour maudit!' - RCA Italiana Opera Orchestra and Chorus


    18. Le Portrait de Manon: 'On se serait assis sur le gazon' - RCA Italiana Opera Orchestra and Chorus


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • stimmst Du mir zu, daß Verdi in vielen seiner Opern ganz hervorragende, großartige Tenor - Arien komponiert hat?

    Lieber chrissy,


    natürlich stimme ich Dir zu, darunter sind ja etliche regelrechte "Gassenhauer", wie z.B. "La donna è mobile" oder die "Stretta".


    Doch nicht nur die Tenöre, auch die übrigen Stimmlagen hat Verdi mit ausreichend "Material" versorgt. Ob Soprane, Baritone oder Bässe, alle sind von ihm in überreichem Maße bedacht worden, sogar die Altstimme hat er nicht vergessen (z.B. Ulrica, Azucena, Amneris).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino

    Vielen Dank für Deine Zustimmung und Deine erweiterte Antwort und Einschätzung. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

    Und ja, völlig richtig, nicht nur für die Tenöre, auch für die anderen Stimmen und Stimmlagen, komponierte Verdi großartige Arien und Gesangsszenen.

    Unabhängig von den Schwerpunkten der einzelnen Opern meine ich ebenfalls, Verdi hat da mit seiner herrlichen Musik an alle gedacht,

    für alle Großartiges komponiert und keiner der Solisten kam in der Gesamtheit zu kurz oder wurde benachteiligt.


    Es geht zwar hier im Thema um Tenöre, aber weil Du u. a. die "Azucena" erwähnst - schon jetzt freue ich mich irgendwann demnächst

    wieder beim "Trovatore" dabei zu sein, freue mich insbesondere auf "Katerina Jalovcova", die hoffentlich wieder a. G. von der Staatsoper /

    Nationaltheater Prag die Azucena singen wird. Natürlich freue ich mich auf das ganze Ensemble, aber allein wegen ihr lohnt es sich, wieder dabei zu sein.


    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, herzlichst

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Übrigens lag der US-Ausgabe (2 LPs) der 'RCA'-Kassette "A Portrait of Manon" (siehe Beitrag Nr. 59) eine 17cm-Platte bei, die aus Massenets Einakter "Le portrait de Manon" von 1894 zwei Stücke enthielt: die Arie des (gealterten) Des Grieux 'L'amour, toujours l'amour maudit!... Voilà ton image chérie' (mit Robert Kerns) und das Chanson der Aurore 'Au jardin Colin s'envint un matin... On se serait assis sur le gazon' (mit Anna Moffo).

    Klingt spannend.


    Siehst Du, und schon haben wir etwas Gemeinsames und das freut mich ganz sehr.

    Bei mir kommt gleichermaßen noch Puccini dazu.

    Auch ich liebe Puccini. Aber genau das ist der Punkt. Meines Erachtens ist in Puccini-Arien für Tenöre mehr Feuer und mehr Melodie drinnen. Eine Sterenenarie, ein "Nessun Dorma", ein "Che gelida manina" - was gibt es da für wundervolle, unterschiedliche Interpretationen. Und dann existieren noch musikalische Perlen wie "Ch'ella mi creda" oder "Donna non vidi mai". Oder wer macht Puccini die dramatischen tenoralen Ausbrüche nach in "Der Mantel" (Hai ben ragione), "Manon Lescaut" (Ah! non v'avvicinate) oder "Fanciulla" (Or son sei mesi) - ehrlich: In diesem speziellen Bereich kommt Verdi nicht mit, außer eben beim Otello und beim Troubadour.

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  • Lieber Greghauser,


    deine Ansichten zu Verdis Tenorarien haben mich einigermaßen überrascht. Wenn du die alle langweilig findest, kannst du sie eigentlich nur von langweiligen Tenören gehört haben. Was braucht denn ein Tenor für "Di quella pira"? Eigentlich nur ein verlässliches hohes "c", das Verdi übrigens gar nicht geschrieben hat. Was braucht er für beispielsweise das "langweilige" "Ah si, ben mio"? Phrasierungskunst und Ausdrucksvermögen. Insofern sehe ich die Langeweile genau im umgekehrten Verhältnis. Meiner Meinung nach hat Verdi gerade in den langsameren Arien viel Charaktisierungskunst verlangt, während er diese bei den Cabaletten eher vernachlässigt hat - und die Stretta ist ja nichts weiter als eine Cabaletta.


    Es würde mich auch interessieren, welche Tenorarien du bei den von dir aufgeführten Komponisten aufregend findest - zumindest bei Catalani bin ich völlig ratlos.


    Was die idealen Verdi-Tenöre angeht, schließe ich mich im wesentlichen meinen Vorrednern an - Bergonzi, Björling, evtl. Pavarotti aus der jüngeren Vergangenheit, wobei man ja auch die unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Rolle in Betracht ziehen muss - ein Tenore di grazia kann nun mal keinen "Otello" singen. Was nun Flaviano Labò angeht, den halte ich bestenfalls für brauchbar...


    Es grüßt Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Danke, Fiesco, für Deine Antwort (Beitrag Nr. 67)!



    Liebe Melomanen,


    auch ich schätze den Tenor Flaviano Labò, den ich zuerst durch sein Arien-Recital („La forza del destino“, „La Gioconda“, „La Bohème“, „Tosca“, „Turandot“ und „Fedora“) vom Juli 1956 unter Fernando Previtali (als amerikanische Import-Platte 'London' 5815) kennen lernte. (Dieses Recital erschien ohne die Arien aus „La Bohème“ und „La forza del destino“ bei der englischen 'Decca' unter der Katalognummer LW 5271 auf einer 25cm-Platte.) Merkwürdig ist, dass diese Aufnahmen auch bei der Wiederveröffentlichung 2014 in der CD-Serie „Most Wanted Decca Recitals“ (angekoppelt sind Arien mit Bruno Prevedi und Gianni Raimondi) nur in mono erschienen, obwohl die 'Decca' bereits seit 1954 in Rom durchgängig Stereo-Aufnahmen machte.


    Labòs robuster, kompakter Tenor (der mich im Ausdruck etwas an Richard Tucker und Franco Corelli erinnert, deren Stimmen aber höhengeschärfter und wesentlich individueller - und im Falle Corellis auch mit einigen gesanglichen 'Unarten' - timbriert sind) war vor allem für die 'Spinto'-Partien seines Stimmfaches geeignet und ist auf Studio-Aufnahmen kaum dokumentiert. Ich habe ausser dem „Don Carlos“ von 1961 von der 'DGG' – und da finde ich seine Interpretation durchaus glaubwürdig im Sinne der historischen Figur des unglückseligen Infanten - noch eine „Lucia di Lammermoor“ (mit Margherita Guglielmi und Piero Cappuccilli unter Ottavio Ziino, Prag 1968) bei der 'Supraphon', die seinerzeit bei uns im Zeitschriftenhandel auf vier 25cm-Platten von dem Mailänder Verlag 'Fratelli Fabbri' angeboten wurde.


    Als 'Verdi-Tenor' gibt es einige Live-Aufnahmen mit ihm: „La forza del destino“ (mit Anita Cerquetti und Cornell MacNeil, Mexico 1958), „Un ballo in maschera“ (mit Montserrat Caballé und Mario Sereni bei der RAI, 1969), „Aida“ (mit Gabriella Tucci und Fiorenza Cossotto in Venedig 1970) und „Giovanna d'Arco“ (mit Katia Ricciarelli und Mario Sereni, auch von der RAI 1972). Flaviano Labò als 'Puccini'-Tenor habe ich in dem Mitschnitt einer „Tosca“ mit Leonie Rysanek und Gabriel Bacquier unter Nello Santi (Metropolitan Opera House, New York, 10. 11. 1964); sein Auftritt in der „Turandot“ bei den Wiesbadener Maifestspielen als Gastspiel des Teatro Massimo aus Palermo (mit Lucille Udovick und Mirella Freni unter Oliviero De Fabritiis) wurde am 7. 5. 1960 vom Hessischen Rundfunk live übertragen.


    Wie oben erwähnt, wurde die CD-Ausgabe des Arien-Recitals mit Flaviano Labò durch Aufnahmen mit Bruno Prevedi und Gianni Raimondi ergänzt. Von Prevedi gibt es einen m. E. sehr guten „Trovatore“ live aus London 1964 unter Carlo Maria Giulini (eine Luchino-Visconti-Produktion mit der jungen Gwyneth Jones als Ersatz für Leontyne Price, Giulietta Simionato und Peter Glosssop) und Raimondi ist ein sehr guter 'Alfredo' in der „La Traviata“-Aufnahme der 'DGG' von 1962 (Renata Scotto und Ettore Bastianini unter Antonino Votto). Wie beurteilt ihr diese Stimmen?


    Dass Giuseppe Verdi – und da stimme ich Gregor zu (Beitrag Nr. 58) - das Füllhorn seiner musikalischen Erfindungskraft auf die Tenöre nicht in dem Maße ausgeschüttet hat, wie er es bei den Sopranen und Baritonen tat, hat meiner Meinung nach nicht mit den ihm zur Verfügung gestandenen Sängern - die konnte er sich aussuchen - sondern mit dem doch eingeschränkten Rollen-Topus (Held und/oder Liebhaber) des Tenors an sich zu tun. Es fällt auf, dass ihn vor allem Sujets mit einem Vater-Tochter-Konflikt besonders inspirierten, wobei man durchaus tiefenpsychologische Gründe dafür finden kann. Vielleicht hat es mit dem frühen Tod seiner beiden Kinder (Virginia und Icilio) zu tun oder – wie viele Musikforscher vermuten – mit einer unehelichen Tochter Giuseppina Strepponis und Verdis, die als 'trovatella' vor eine Klosterpforte gelegt wurde, wie dies damals in Italien häufig geschah.


    Zu Gregors Frage (Beitrag Nr. 58), ob Verdi für bestimmte Tenöre komponiert hat: der Sänger Gaetano Fraschini (1816 - 1887) wurde von ihm bei den Uraufführungen von fünf Opern eingesetzt („Alzira“ 1845, „Il Corsaro“ 1848, „La battaglia di Legnano“ 1849, „Stiffelio“ 1850 und „Un ballo in maschera“ 1859). Verdi hat sich in mehreren Briefen sehr lobend über ihn geäussert und man kann davon ausgehen, dass er in seiner mittleren Schaffensperiode eine leichtere, jugendlichere Tenorstimme mit elegischem Einschlag bevorzugt hat, vergleichbar in etwa mit einem Stimmtypus wie Carlo Bergonzi. Für den heroischeren Tonfall mit größerer Emission setzte er den Tenor Carlo Guasco (1813 - 1876) ein, u. z. in den Uraufführungen von „I Lombardi alla prima crociata“ 1843, „Ernani“ 1844 und „Attila“ 1846; ein Pendant aus der jüngeren Vergangenheit wäre etwa Franco Corelli. Auch Enrico Tamberlik (1820 - 1889) - er war der erste 'tenore eroico' und sang den Alvaro' in der „Forza del destino“ 1862 - hat Verdi sehr geschätzt und ihm sogar sein Einverständnis gegeben, die Stretta aus „Il trovatore“ mit einem hohen 'C' abzuschließen, was manchen heutigen Tenören nicht immer gelingen will. Und der mit Giuseppe Verdi befreundete Francesco Tamagno (1850 - 1905), von dem auch Tondokumente existieren, soll über eine sehr großvolumige, trompetengleiche Stimme verfügt haben, die Verdi als ideal für den „Otello“ 1887 ansah.


    Abschließend kann man also sagen, dass es 'den' Verdi-Tenor nicht gegeben hat und nicht gibt, da das Spektrum der von Verdi geschaffenen Rollen für dieses Stimmfach trotz der eingeschränkten Personen-Charakteristika durch die sich in Verdis Schaffen entwickelnde kompositorische Meisterschaft doch unterschiedlich und breit gefächert ist, so dass ein einzelner Sänger es kaum voll ausfüllen kann. Und wie meistens, entscheiden beim Hörer letztendlich persönliche Vorlieben, wen man für einen „Verdi-Tenor“ hält, was dieser Thread auch beweist...


    LG


    Carlo

  • Vielen Dank, Carlo und Mme. Cortese, für eure ausführlichen Antworten bezüglich "Verdi und Tenöre". Beide Beiträge finde ich sehr interessant.

    Um nur kurz auf einen Einwand einzugehen. Eine Arie für Tenor, wie ich sie liebe gibt es in der "Loreley" von Catalani. Abwechslungsreich, eingängig, einfallsreich komponiert - spricht mich sehr an. Eben mehr als fast alle Verdi-Arien für Tenor. Und übrigens ohne Spitzenton, denn der sollte in der Tat nicht das Kriterium sein.

    Über die Interpretation durch Gianfranco Cecchele kann man natürlich verschiedener Meinung sein. Ich persönlich finde ihn gut.

    Ab 2:39

  • Zitat von greghauser2002

    Eine Arie für Tenor, wie ich sie liebe gibt es in der "Loreley" von Catalani. Abwechslungsreich, eingängig, einfallsreich komponiert

    Hallo, du meinst bestimmt, "Nel verde maggio" ! :thumbup:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Was braucht er für beispielsweise das "langweilige" "Ah si, ben mio"? Phrasierungskunst und Ausdrucksvermögen.

    Insofern sehe ich die Langeweile genau im umgekehrten Verhältnis.

    Meiner Meinung nach hat Verdi gerade in den langsameren Arien viel Charaktisierungskunst verlangt,

    Du hast so viel Richtiges gesagt - vielen Dank, liebe Mme. Cortese - da ersparst Du mir eigentlich meine Antwort.

    Ergänzen möchte ich mit:

    Parmi veder le lagrima, Celeste Aida, Ma se m'è forza perderti, La Vita e Inferno all´infelice, De´miei bollente spiriti...

    ... um nur einige dieser großartigen Verdi - Tenor - Arien aus verschiedenen Opern zu nennen.


    Auch ich liebe Puccini. Aber genau das ist der Punkt. Meines Erachtens ist in Puccini-Arien für Tenöre mehr Feuer und mehr Melodie drinnen. Eine Sternenenarie, ein "Nessun Dorma", ein "Che gelida manina" - was gibt es da für wundervolle, unterschiedliche Interpretationen.

    ehrlich: In diesem speziellen Bereich kommt Verdi nicht mit

    Die "Bohéme" ist meine Lieblingsoper und die berühmte Tenorarie mag ich ganz sehr, sie ist, wie die ganze Oper, "zum Niederknien schön"

    und immer ein Höhepunkt. Aber "ein Feuer" wie Du es wohl meinst, mag ich da nicht zu erkennen.

    Es sei denn, Du meinst mit Feuer, Gefühl und Leidenschaft. Das stimmt natürlich, aber beides finde und erkenne ich auch bei Verdi.

    Und richtig "Feuer" ist tatsächlich in der Stretta im Trovatore. Vor allem wenn sie so gesungen wird, wie in dem von mir reingestellten Link -

    s. im Thread - Selbst erlebte Da Capos - da reißt es einen doch förmlich vom Sitz!!!


    Herzliche Grüße

    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Parmi veder le lagrima, Celeste Aida, Ma se m'è forza perderti, La Vita e Inferno all´infelice, De´miei bollente spiriti...

    ... um nur einige dieser großartigen Verdi - Tenor - Arien aus verschiedenen Opern zu nennen.

    Lieber Chrissy,


    genau diese Arien meinte ich!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich stelle fest, dass hier hauptsächlich Namen genannt werden, die der Vergangenheit angehören.

    Ich habe nicht sehr viele DVD und CD-Aufnahmen, besuche dafür aber mindestens 30 mal pro Spielzeit Vorstellungen in Opernhäusern in Deutschland, Frankreich, Belgien und Niederlande.

    Daher habe ich in meiner Wertung keine einzige Aufzeichnung berücksichtigt sondern nur die 63 Verdi-Opernvorstellungen berücksichtigt, die ich nach dem Jahr 2000 auf der Bühne erlebt habe.

    Ich war selber erstaunt, dass die Soprane/Mezzosoprane und Baritone mir in besserer Einnerung geblieben sind, als die Tenöre.


    Wirklich unübertroffen in der gesamten Rollengestaltung in meiner Erinnerung ist nur einer, nämlich José Cura als Don Carlo, Otello, Calaf und Stiffelio (ist aber auch schon 10-15 Jahre her). Neil Shicof (Don Carlo, Riccardo) brauchte immer viel Anlaufzeit, bis er sein Lampenfieber überwunden hatte und wirklich herrlich sang. Jonas Kaufmann (Don Carlo) war gut, aber Cura war besser. Piotr Beczala (Riccardo) war sehr überzeugend. Benjamin Bernheim ist vielversprechend.


    Aber, das ist natürlich eine ganz persönliche Einschätzung, die von anderen nicht geteilt werden muß.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wie oben erwähnt, wurde die CD-Ausgabe des Arien-Recitals mit Flaviano Labò durch Aufnahmen mit Bruno Prevedi und Gianni Raimondi ergänzt. Von Prevedi gibt es einen m. E. sehr guten „Trovatore“ live aus London 1964 unter Carlo Maria Giulini (eine Luchino-Visconti-Produktion mit der jungen Gwyneth Jones als Ersatz für Leontyne Price, Giulietta Simionato und Peter Glosssop) und Raimondi ist ein sehr guter 'Alfredo' in der „La Traviata“-Aufnahme der 'DGG' von 1962 (Renata Scotto und Ettore Bastianini unter Antonino Votto). Wie beurteilt ihr diese Stimmen?

    Da ich diese CD auch besitze, möchte ich die Gelegenheit ergreifen, diese drei Tenöre zu vergleichen. Alle drei sind ja durchaus auch Verdi-Tenöre.


    Flaviano Labò hat ein sehr charakteristisches Timbre, das sich allerdings manchmal der Grenze zum Schmerzhaften nähert. Man hat das Gefühl, er hätte ständig einen Knödel im Hals. Auf der CD, die er 1956 mit 29 Jahren aufgenommen hat, ist seine Stimme wohl noch nicht voll entwickelt. Man vermisst einen langen Atem, vor allem beim abschließenden Vincero in "Nessun Dorma". Verglichen mit Aufnahmen von 1969 (diesmal live von einem Konzert in Turin) klingt sie weniger voll und in der Höhe nicht sehr triumphal. Man höre sich 1969 (da war er dann 42) nur das Finale aus "Andrea Chenier" an, für mich immer wieder einer der schönsten Opern-Momente überhaupt. Labò überzeugt durch Ausdruck, Freude und ein bombensicheres C beim Viva la morte insieme!


    Bruno Prevedi kenne ich hauptsächlich von dieser CD. Er war bei den Aufnahmen 35 Jahre alt. Seine Stimme ist klangschön, sein Vortrag kultiviert. Allerdings vermag er nur sehr wenig Leidenschaft und Emotion zu transportieren. Außerdem finde ich die Höhe etwas zu trompetenhaft. Seine Biographie weist ihn übrigens als ausgesprochenen Verdi-Tenor aus. Seine beiden Mitwirkungen in Gesamtaufnahmen sind der Ismael und der Macduff und auch an der Metropolitan Opera sang er ausschließlich Verdi: Alfredo, Manrico, Riccardo, Alvaro, Don Carlos und Radames.


    Gianni Raimondi ist mein Favorit unter den dreien, obwohl ich das durch die CD nicht unbedingt bestätigt bekomme. Bei den enthaltenen Live-Aufnahmen befand er sich immerhin schon einige Tage vor seinem 54. Geburtstag. Seine Stimme klingt entsprechend abgenützt. Davor zeichnete sie sich - wie ich meine - durch eine charakteristische Süße und Leidenschaft aus, die ihresgleichen sucht. In vielen Aufnahmen von Donizetti-Opern oder in einem sehr interessanten Live-Mitschnitt von Mascagnis "L'amico Fritz" mit der ganz jungen Freni an seiner Seite, liebe ich sein elektrisierendes Timbre.


  • Als bekennender Opernfan bekenne ich, meine Leidenschaft zur Oper mit Verdi begonnen zu haben. In den 50-ern war das Radio der einzige Zugang außer Livebesuchen, und da besonders in meiner Geburts- und Heimatstadt Gera. Operntourismus war damals wenig ausgeprägt.

    Im Radio waren bei den Verditenören Leute wie Tucker oder Tagliavini im Osten wenig präsent, und auch die später für 12,10 Festpreis angebotenen Eterna-Platten machten um diese uva. Sänger einen Umweg. Deshalb waren für mich die damals im Radio präsenten Sänger geschmacksbildend. Unter den Tenören waren das besonders Benjamino Gigli, Franco Corelli, Jussi Björling, später Mario del Monaco, Placido Domingo, Luciano Pavarotti. Alfredo Kraus, Carlo Bergonzi, Gianni Raimondi u.a. spielten damals keine Rolle für mich als Ossi. Das änderte sich erst nach 1990. Unter den deutschsprachigen Verdisängern ist infolge persönlicher Liveerlebnisse Helge Rosvaenge mein Favorit geblieben, auch Peter Anders (nicht live erlebt, leider).

    Allerdings muß ich jetzt Abstriche an Verdi machen. In meinen Rückerinnerungen blieb mir zwar Rosvaenge immer stehen, aber bei Verdi haben es mir die Baritonrollen mehr angetan. Rigoletto, Graf Luna, George Germont, der alte Miller, Rene, Posa, die sind mir dramatischer erschienen als der Herzog, der Alfred u.a. Das ändert nichts am Gesamtkunstwerk Verdi als einer meiner Lieblingskomponisten mit der Stretta als eine meiner Lieblingsarien.

    Jetzt finde ich allerdings, daß gerade für Tenöre die höchst aufwühlenden Rollen der Andre Chenier, der Bajazzo oder Turiddu, Kalaf oder Cavaradossi oder Henri (Mantel) u.a. sind. Der Geschmack hat sich verschoben, aber die Sänger sind in der persönlichen Geschmacksrichtung so geblieben wie oben genannt.

    Daß ich jetzt auch Wagnertenöre oder die beiden Tenorrollen aus Daphne (Apoll und Leukippos) oder den Bacchus oder den Kaiser besonders liebe, ist eine Frage der persönlichen Entwicklung und des Geschmacks.

    Verdi werde ich trotzdem immer lieben, wenn auch das häufige Hören des Traviata-Trinkliedes, des "La donna e mobile" u.a. "Schlager" bei mir eine Sättigungsgrenze erreicht hat. Sauer bin ich, daß es von der "Traumbesetzung" Monaco/Tebaldi im Othello keine DVD zu geben scheint. Ich glaube, daß diese Besetzung schwer zu toppen ist, kenne aber nur Ausschnitte ohne Bild.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Sauer bin ich, daß es von der "Traumbesetzung" Monaco/Tebaldi im Othello keine DVD zu geben scheint.

    Lieber La Roche,


    wie soll das gehen? Die Aufnahme ist von 1961, und dass sie technisch aktualisiert auf CD vorliegt, ist sehr lobenswert. Aber vor 60 Jahren wurde eben noch nicht alles auf Video gebannt, daher gibt es ja keine vollständige Oper mit der Callas auf Video. Die berühmten Karajan Opernfilme kamen erst später.

    Also kein Grund sauer zu sein, die Technik war nicht so weit.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Aber vor 60 Jahren wurde eben noch nicht alles auf Video gebannt,

    Ja, leider, lieber Orfeo. Ich kenne aber auch Filmausschnitte mi Rosvaenge aus den 40- er Jahren oder die Opernfilme mit Gigli aus den 30-ern, die Carlo im Moment so schön bespricht. Technisch war vieles schon möglich, erst auf Film, dann digitalisiert. Gerade dieser Othello wäre nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein Genuß gewesen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Als bekennender Opernfan bekenne ich, meine Leidenschaft zur Oper mit Verdi begonnen zu haben.

    In den 50-ern war das Radio der einzige Zugang außer Livebesuchen...

    ... und das war auch noch so in den 60er und 70er Jahren, lieber La Roche.

    Ich erinnere mich, es gab da im Westrundfunk die " Gruß - und Wunschsendung für die Brüder und Schwestern in der Ostzone",

    die meine Eltern immer hörten und ich in die klassische Musik mehr und mehr hineinwuchs. In den 70er Jahren wurde es bei uns zur Gewohnheit,

    immer am Sonntag zum Mittagessen von 12 - 13 Uhr als musikalische Begleitung eine Stunde klassische Musik mit Arien von großen Sängern

    zu hören. Zu hören war da Solisten, von denen man bestenfalls mal den Namen gehört hatte. Dort wurde ich vor allem auf Pavarotti aufmerksam.

    Ich kenne aber auch Filmausschnitte mi Rosvaenge aus den 40- er Jahren oder die Opernfilme mit Gigli aus den 30-ern,

    Nicht zu vergessen die Opernfilme "Aida" (mit del Monaco???) und aus den 50ern "Rigoletto" mit Fillipeschi und Gobbi.

    In den 70ern die in der DDR produzierten großartigen Opernfilme "La Traviata, Rigoletto und Il Trovatore".

    Diese waren meine erste "Begegnung" mit Mirella Freni als Violetta und Franco Bonisolli in allen drei Opern.

    Ansonsten mußten wir uns auf die wenigen LP´s mit internationalen Stars beschränken - z. B. Konya, Wunderlich. del Monaco, King,

    Callas, Rothenberger - um einige zu nennen.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • (mit del Monaco???)

    Lieber Chrissy, wenn Du den Film mit Sophia Loren meinst, dann war das nicht del Monaco. Gesungen hat den Radames darin der Italiener Giuseppe Campora.

    Mario del Monaco sang in den Verfilmungen des Rigoletto und dem biographischen Film Giuseppe Verdi, wohl auch im Film "das Haus Ricordi". Es gab auch eine Tosca-Verfilmung mit Franco Corelli in unseren Kinos, Hannelore hat sogar das Programm noch. Auch an im Kino gelaufene Filme "Fidelio" und "Othello" (letzterer auch als Schauspiel mit Sergej Bondartschuk) erinnere ich mich. Die Bonisolli-Filme habe ich entweder auf DVD oder über youtube gesehen. Das waren noch kulturvolle Zeiten!! Auch die BRD hat in den 50-ern viele Opern verfilmt, ich denke an Tiefland, die Zaubergeige, Wenn ich König wär, der Evangelimann, Freischütz uva. Leider verstaubt das alles in irgendwelchen Archiven! Die DDR hatte den Bajazzo mit Metternich, Schock, Muszely, Cordes als Grundlage einer Verfilmung (playback) in der Felsenbühne Rathen (?) genommen, war toll.

    Zu den Radioübertragungen erinnere ich mich, in der Programmzeitschrift (die gab es für das Radio in der TV-losen Zeit) Opernkonzerte auszusuchen und bin sogar vom Fußball zeitiger gegangen, wenn das eiskalte Händchen mit Björling angekündigt wurde, was meine Freunde nicht verstanden!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Chrissy, wenn Du den Film mit Sophia Loren meinst, dann war das nicht del Monaco. Gesungen hat den Radames darin der Italiener Giuseppe Campora.

    Mario del Monaco sang in den Verfilmungen des Rigoletto

    Lieber La Roche

    Ja freilich, jetzt wo Du es sagst, fällt es mir wieder ein und ich kann Dich bestätigen - es ist richtig, es war der Film in der Darstellung mit

    Sophia Loren und nicht mit del Monaco.

    Ob es einen Film mit ihm im Rigoletto gibt, weiß ich nicht. Ich kenne nur den Rigoletto - Film mit Tito Gobbi und Mario Fillipeschi als Duca.

    Und das weiß ich ganz genau, denn ich habe ihn als Video - Kassette und seit ein paar Jahren auf DVD überspielt.

    Daß der Tosca Film mit Corelli in den Kinos lief, weiß ich auch noch - meine Eltern hatten ihn damals gesehen - ich nicht, war noch ein Kind.

    Ende der 60er Jahre lief in den Kinos auch La Traviata mit Anna Moffo und Franco Bonisolli.

    Und ebenfalls auch La Bohéme mit Freni und Raimondi. Die habe ich damals in Leipzig gesehen, richtiger sehen müssen.


    Bei der Gelegenheit, eine kleine pers. Anekdote, etwas außerhalb des eigentlichen Themas:

    Was mir heute richtig peinlich ist zu berichten, ich weiß noch ganz genau - ich war noch sehr jung, es war meine erste Begegnung mit

    dieser Oper. Ich habe meinen Bruder und meine spätere Schwägerin in Leipzig über´s Wochenende besucht, die beide an der dortigen

    Uni studiert hatten und beide wollten mir eine kulturelle Freude und Überraschung bereiten und schleppten mich ahnungslos ins Kino.

    Ich weiß noch ganz genau - ich saß wie auf Kohlen und dachte die ganze Zeit, wann ist dieser Mist bloß bald zu Ende...

    Und was ist daraus geworden? Zu Hause hatten meine Eltern die LP mit Konya, die ich mir später öfter angehört habe und die mir dann immer

    besser gefiel. Und mein Wunsch wurde immer größer, die Bohéme mal richtig auf der Bühne zu sehen.

    Jahre später war es dann soweit, ich habe diese Oper dann das erste Mal live in der Berliner Staatsoper erlebt (und dann dort noch viele, viele Male).

    Ich war sofort über alle Maßen so begeistert und fasziniert, daß sie nach kurzer Zeit mit Abstand zu meiner absoluten Lieblingsoper wurde -

    und das hat sich bis heute gehalten! Ja, so kann es gehen...


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ob es einen Film mit ihm im Rigoletto gibt, weiß ich nicht.

    Lieber Chrissy,


    das war keine Opernverfilmung im herkömmlichen Sinne, es war von Schauspielern gespielt, Dialoge wurden viel gesprochen. Als Schauspieler wirkten z.B. Aldo Silvani, Garard Landry und Janet Vidor mit. Einige Nummern wurden gesungen, und man hörte die Stimmen von del Monaco und dem für mich besten Rigoletto, nämlich Tito Gobbi. Es muß um 1956/57 gewesen sein. Es ist dieser Film:

    Rigoletto e la sua tragedia [UK Import]


    Später sah ich dann auch im Kino den Film mit Pavarotti, Wixell und der blutjungen Editha Gruberova. Jetzt habe ich ca. 6 verschiedene Rigolettos auf DVD im Schrank und Dutzende in den Medien gesehen.

    Um auf die Thread zurückzukommen: in den Verfilmungen bevorzuge ich trotz seiner Unbeweglichkeit Pavarotti und auch Domingo besonders, sie haben das weiche, einschmeichelnde in der Stimme, die den Herzog zum Verführer machen. Das hat z.B. Monaco nicht, er war mehr der siegreiche Machtmensch.

    Nochmals, obwohl schon mehrfach erwähnt: im Winter 1958/59 erlebt ich Helge Rosvaenge als Herzog, und das war lange Zeit mein Maßstab. Obwohl er damals schon 60 Jahre alt, war er beweglich, elastisch, spielerisch und in einer traumhaften Kulisse im Geraer Theater. Die anderen Hauptrollen waren besetzt mit Alexander (Sandor) Toth als vorzüglicher Rigoletto und Anneliese Schuberth-Neuhaus als Gilda. Kennt wohl niemand mehr, 1961 waren sie verschwunden.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Lieber Chrissy,


    das war keine Opernverfilmung im herkömmlichen Sinne, es war von Schauspielern gespielt, Dialoge wurden viel gesprochen. Als Schauspieler wirkten z.B. Aldo Silvani, Garard Landry und Janet Vidor mit. Einige Nummern wurden gesungen, und man hörte die Stimmen von del Monaco und dem für mich besten Rigoletto, nämlich Tito Gobbi. Es muß um 1956/57 gewesen sein.

    Ein herzliches Hallo, lieber La Roche

    Vielen Dank für die Info, diesen Film kenne ich tatsächlich nicht. Ich kenne und habe den Rigoletto - Film mit Gobbi und Fillipeschi.

    Ich dachte immer, dieser wäre von 1953 /54, aber wahrscheinlich ist er sogar von 1946 /47. Den gibt es auch auf You Tube und

    ich habe mir vorhin nochmal ein paar Ausschnitte angeschaut /angehört. Inszenierung und Kostüme, auch wenn der Film in Schwarz /Weiß ist,

    richtig gut und passend. Ebenfalls stimmlich richtig gut - Gobbi und Fillipeschi. Die Darstellung allerdings, die ist aus heutiger Sicht übertrieben,

    wirkt antiquiert und würde nach m. M. heutzutage nicht mehr gehen.

    Um auf die Thread zurückzukommen: in den Verfilmungen bevorzuge ich trotz seiner Unbeweglichkeit Pavarotti und auch Domingo besonders, sie haben das weiche, einschmeichelnde in der Stimme, die den Herzog zum Verführer machen. Das hat z.B. Monaco nicht, er war mehr der siegreiche Machtmensch.

    Betr. Pavarotti stimme ich Dir selbstverständlich zu.

    Sehr gut finde ich in der gegenwärtigen Zeit als Duca den rum. Tenor Florin Guzga. Die Gesamtaufnahme gibt es auf You Tube.

    Nochmals, obwohl schon mehrfach erwähnt: im Winter 1958/59 erlebt ich Helge Rosvaenge als Herzog, und das war lange Zeit mein Maßstab. Obwohl er damals schon 60 Jahre alt, war er beweglich, elastisch, spielerisch und in einer traumhaften Kulisse im Geraer Theater. Die anderen Hauptrollen waren besetzt mit Alexander (Sandor) Toth als vorzüglicher Rigoletto und Anneliese Schuberth-Neuhaus als Gilda. Kennt wohl niemand mehr, 1961 waren sie verschwunden.


    Herzlichst La Roche

    Das glaube ich Dir und kann Dich verstehen.

    Mein Maßstab bis heute ist Ruggiero Orofino, den ich als Duca viele Male in der Berliner Staatsoper erlebt habe.

    Bei ihm kam neben der großartigen Stimme, auch noch ein blendendes optisches Aussehen dazu (s. mein Avatarfoto).

    So sah der Duca seinerzeit in der Berliner Staatsoper aus.

    Zusammen mit Isabella Nawe und a. G. der bulg. Bariton Stoyan Popov. Ich hatte das Glück ihn zweimal als überragenden Rigoletto zu erleben.


    Und gegenwärtig möchte ich auch unbedingt Ales Briscein von der Staatsoper /Nationaltheater Prag erwähnen, den ich a. G. schon mehrmals

    als großartigen Duca in Liberec /Reichenberg erlebt habe.

    Im März steht der Rigoletto dort wieder auf dem Spielplan und ich hoffe, daß er da wieder mit dabei ist.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber La Roche, lieber Chrissy!


    Dieser „Rigoletto“-Film (Beitrag Nr. 85) lief vor etlichen Jahren mal im MDR-Fernsehen unter dem Titel „Der Hofnarr“. Die deutsche Synchronisation hatte das Studio der DEFA übernommen (u. a. mit Eva-Maria Hagen als Gilda, Fritz Links als Rigoletto und Otto Mellies als Herzog von Mantua). Der Regisseur dieses Farbfilms von 1956 war Flavio Calzavara – und wie 'La Roche' richtig schreibt – spielen Janet Vidor (Gilda), Aldo Silvani (Rigoletto) und Gérard Landry (Herzog von Mantua) die Hauptrollen; ferner sind Franca Tamantini (Maddalena), Cesare Polacco (Sparafucile) und Gualtiero Tumiati (Monterone) zu sehen. In den (für einen Opernfilm relativ wenigen) Musikszenen hört man ausser Tito Gobbi und Mario Del Monaco auch die Stimme von Giuseppina Arnaldi als Gilda; der Dirigent war Oliviero De Fabritiis.


    Mario Del Monaco und Tito Gobbi wirken in Ausschnitten aus „Rigoletto“ auch in der (im bundesrepublikanischen Fernsehen gezeigten) Filmbiographie „Verdi – Ein Leben in Melodien“ von 1953 mit – diesmal sogar optisch! Diesen Farbfilm von 1953 (Regie: Raffaello Matarazzo) mit Pierre Cressoy als Giuseppe Verdi (und mit Anna Maria Ferrero als Margherita Barezzi und Gaby André als Giuseppina Strepponi) habe ich auf Video und er zählt m. E. zu den besseren Filmen dieser Sorte. (Ausser Del Monaco und Gobbi wirken noch Orietta Moscucci, Giuseppina Salvi und Vito De Taranto in den Opernszenen mit – vermutlich von Schauspielern gedoubelt; Giuseppe Morelli leitet den Chor und das Orchester des Teatro dell' Opera di Roma.)


    'La Roche' bedauert im Beitrag Nr. 79 zu Recht, dass es versäumt wurde, die oftmalige Partnerschaft Renata Tebaldis mit Mario Del Monaco im „Otello“ filmisch festzuhalten. Man muss sich da mit zwei TV-Aufzeichnungen von Bühnenaufführungen aus Tokyo und Berlin und einer Fernseh-Inszenierung der italienischen RAI begnügen, allerdings haben beide Sänger jeweils einen anderen Partner und man kann sich das Paar Tebaldi-Del Monaco optisch nur in Gedanken imaginieren. 1961 war übrigens eine deutsch-italienische Filmproduktion geplant mit den Protagonisten der 'Otello'-Neuinszenierung vom 7. 12. 1959 an der Mailänder Scala: Leonie Rysanek, Mario Del Monaco und Tito Gobbi. Doch wie so oft scheiterte es am fehlenden Geld...


    Vom 30. 9. 1958 stammt die Sendung der „Otello“-Inszenierung von Franco Enriquez aus dem Mailänder TV-Studio der Radiotelevisione Italiana. Die Besetzung: Desdemona – Rosanna Carteri / Emilia – Luisella Ciaffi Ricagno / Otello – Mario Del Monaco / Jago – Renato Capecchi / Cassio – Gino Mattera / Roderigo – Athos Cesarini / Lodovico – Plinio Clabassi / Montano – Nestore Catalani / Un araldo – Bruno Cioni / Coro e Orchestra di Milano della RAI / Chorltg.: Roberto Benaglio / Dirigent: Tullio Serafin / Szenenbild: Mariano Mercoir / Kostüme: Veniero Colasanti. (Auf VHS und DVD erschienen bei 'Hardy Classics' in Italien; Ausschnitte kann man auf 'YouTube' sehen.)


    Live aufgezeichnet wurde vom japanischen Fernsehsender Nippon Hoso Kyokai (NHK) die Aufführung vom 4. 2. 1959 in der Takarazuka Hall in Tokyo mit folgenden Sängern: Desdemona – Gabriella Tucci / Emilia – Anna Di Stasio / Otello – Mario Del Monaco / Jago – Tito Gobbi / Cassio – Mariano Caruso / Roderigo – Gabriele De Julis / Lodovico – Plinio Clabassi / Montano – Takao Okamura / Un araldo – Giorgio Onesti / Der 'Tokyo Boys' Choir' – Der 'Fujiwara Opera Chorus' – Der 'NHK Italian Opera Chorus' – Der 'Tokyo Broadcasting Chorus' / Das 'NHK Symphony Orchestra' / Dirigent: Alberto Erede / Eine Aufführung der 'Compagna Lirica Italiana'. (Diese Aufzeichnung ist durchgängig mit japanischen Untertiteln versehen; Ausschnitte daraus sind auf 'YouTube' zu sehen.) Die New Yorker CD- und DVD-Firma 'Video Artists International' (VAI) hat diesen „Otello“ 2007 veröffentlicht; es gibt auch eine VHS-Ausgabe bei der 'Belcanto Society' in Albany, N. Y.


    Nicht die beiden „Otello“-Aufführungen vom Gastspiel Renata Tebaldis an der Deutschen Oper Berlin – vorgesehen waren ausserdem James McCracken und Ettore Bastianini – sondern die Generalprobe vom 30. 8. 1962 hat der 'Sender Freies Berlin' (SFB) aufgezeichnet mit: Desdemona – Renata Tebaldi / Emilia – Sieglinde Wagner / Otello – Hans Beirer / Jago – William Dooley / Cassio – Mario Ferrara / Roderigo – Karl-Ernst Mercker / Lodovico – Ivan Sardi / Montano – Pekka Salomaa / Un araldo – Hans-Dietrich Pohl / Die Schöneberger Sängerknaben / Der Chor und das Orchester der Deutschen Oper Berlin / Chorltg.: Walter Hagen-Groll / Dirigent: Giuseppe Patané / Bühnenbild: Wilhelm Reinking / Kostüme: Georges Wakhevitch (Bühnenbild und Kostüme teilweise als Leihgabe der Wiener Staatsoper) / Inszenierung: Hans-Peter Lehmann / TV-Regie: Korbinian Köberle (Erschienen auf DVD bei 'Arthaus').


    Übrigens hat es Mario Del Monaco immer abgelehnt, den „Otello“ schwarz geschminkt darzustellen, da er wie viele Historiker die These vertrat, dass William Shakespeare – oder wer auch immer das Theaterstück „Othello, the Moore of Venice“ 1604 schrieb – einem Irrtum oder Übersetzungsfehler unterlag. Giraldo Cinzio, ein 'Skandalreporter' der damaligen Zeit, verband in seiner Novelle von 1565 die historische Person von Cristofalò Moro, der von 1505 bis 1508 Gouverneur von Zypern als Stellvertreter der Republik Venedig war und gegen die einfallenden Türken kämpfte, mit einem aktuellen Mordfall jener Tage, in dem eine Venezianerin von ihrem eifersüchtigen Ehemann mit einem mit Sand gefüllten Strumpf erschlagen wurde.


    Ob schon Cinzio oder erst 'Shakespeare' den Namen 'Moro' falsch interpretierte, weiß ich nicht, weil ich Cinzios Novelle nicht kenne; 'moro' bedeutet im Italienischen aber sowohl 'Mohr' wie 'Maure' (vielleicht war Cristofalò Moro arabischer, nordafrikanischer Abstammung). Unwahrscheinlich ist aber, dass ein Schwarzafrikaner in der Republik Venedig den Rang eines Feldherrn erreichen und eine weiße Senatorentochter zur Frau nehmen konnte. 'Shakespeare' und evtl. schon Cinzio haben diese Lösung wohl der Dramaturgie wegen gewählt, um die übersteigerte Eifersucht, die Arglosigkeit und das Minderwertigkeitsgefühl Otellos zu begründen. Aber dieses Thema ist heutzutage sowieso obsolet, weil 'politisch unkorrekt'!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo

    Vielen Dank für Deine ausführlichen sehr interessanten Infos.

    Und Chapeau! Es ist schon erstaunlich, was Du hier detailliert aufgeführt hast.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...