Di quella pira - wer singt die Stretta am beeindruckendsten?

  • Hallo Verdifreunde,


    die Troubadour-Stretta, geliebt und von den Sängern gefürchtet, nimmt bei den Tenören eine Sonderstellung ein. Es gibt zahlreiche Beispiele für mehr oder weniger geglückte Gesangsleistungen.
    Ich möchte heute nicht nach der "besten" Stretta fragen, weil diese Frage nicht zu beantworten ist.
    Mich würde vielmehr interessieren, wer eurer Meinung nach dieses Bravourstück am beeindrckendsten interpretiert und warum.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    dann fange ich einmal an:


    Troubadour war meine erste Oper. Ich sah sie als Kind im wieder aufgebauten Staatstheater Wiesbaden. Noch heute habe ich vor Augen, wie Manrico (der Sänger war Heinrich Bensing, auch daran kann ich mich noch erinnern) mit gezücktem Degen "Lodern zum Himmel, seh ich die Flammen" sang und dann vor geschlossenem Vorhand noch ein da capo folgte.


    Ob Bensing gut oder weniger gut sang, weiß ich nicht mehr, nur wenn ich "di quella pira höre", muss ich zwangsläufig an diesen Abend und den für mich damit verbundenen Zauber denken.


    So gesehen, war das die Stretta, die mich bisher am meisten beeindruckte.


    Herzliche Grüße :hello:


    Emotione

  • Emotione


    Ich habe mich schon gefragt, ob irgendwer hier im Forum sich noch an Heinrich Bensing erinnern kann - immerhin ist er schon 1955 im Alter von nur 44 Jahren verstorben, aber dass ich ausgerechnet hier über ihn stolpere - als Manrico!


    Da mußte ich mir sofort diese Aufnahme heraussuchen und die Stretta auflegen:



    Eigentlich hätte er auch einen eigenen Sänger-Thread verdient, um ihn so etwas aus der Vergessenheit zu entreissen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Jussi Björling, 1939 oder so, für mich Nr. 1!


    Pavarotti aber auch gut!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Keine Frage: Franco Corelli. Sicher nicht gerade ein Meister feiner tenoraler Charakterzeichnungen :D
    Gerade in dieser Rolle in seiner vokalen Macho Pose einfach umwerfend.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Kein Macho, aber ein tenoraler Flammenwerfer:


    Jussi Björling in der Stretta der MET-Aufführung 1941.


    :hello: Petra

    Einmal editiert, zuletzt von petra ()

  • Am beeindruckendsten "gesungen" jedenfalls Pavarotti - einer der ganz wenigen, die diese Stretta tatsächlich durchgehend gesungen haben. Keine Kraftmeierei, aber die Sicherheit, mit der das "C" getroffen und vor allem gehalten wird, ist einfach atemberaubend.


    Zu Corelli:
    An Machismo und vokalem Muskelspiel kaum zu übertreffen, jedoch mit einem massiven Interpretationsmanko. Insbesondere bei der live-Aufnahme mit Karajan beginnt er - ohnehin vom Blech-Fortissimo fast zugeschüttet - beinahe in ein Rezitativ zu verfallen um nach einer stilistisch uncharmanten Pause zum Luftholen wie ein Bessessener regelrecht loszubrüllen. Schon irgendwie beeindruckend aber für mich ein bischen zu viel Zirkus.

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  • Für mich Aureliano Pertile (1930) und Mario Filippeschi (1956, 1957 live). Pavarottis Stimme ist mir für den Manrico zu leicht und zu klein.


    Pertile gefällt mir, weil er den Schrecken der Situation als überhaupt einziger der Tenöre, die ich kenne, wirklich zum Ausdruck bringt. Die Stretta ist zwar um einen Halbton transponiert, aber in der Ausführung ist so viel Spannung, daß man es kaum merkt.


    Filippeschi ist für micht der Manrico schlechthin. Sein dunkles Timbre und seine strahlende Höhe passen zu dieser Rolle hervorragend. In der Aufführung von 1957 singt er auch eine Zugabe (Bongiovanni).

  • Neben den berühmten Pertile, Lauri-Volpi und Björling möchte ich einen Manrico nennen, von dem ich schlicht nichts erwartet habe, aber in einer Aufnahme der Stretta zumindest großenteils eines Besseren belehrt worden bin: Rudolf Schock (Aufnahme von 1948 ).
    Eine in Stimmfärbung und auch in Spitzentönen (erstaunlicherweise) große Vorstellung, die manchmal etwas geglättet wird.


    LG,


    Christian

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  • Aus soeben wieder gegebenem, häufig vorkommendem Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass bei Zahlen in Klammern Vorsicht geboten ist.


    Das System liest nämlich eine 8 vor der Klammer so 8).


    Man muss sie also so - i.e. mit einem Abstand - schreiben: 8 ), wenn kein Smilie daraus werden soll. Wahrscheinlich gibt es auch noch andere derartige Fälle. Vielleicht kann die mal jemand, der sich da auskennt, in den Tipps zum Tamino-Handling versammeln.


    Sorry für das OT


    :hello: Rideamus

  • Auf CD Björling und Pavarotti, live - und jetzt werden alle staunen, weil ich diesen Sänger doch nicht ausstehen kann: Franco Bonisolli. Die Stretta ist für mich eine Art tenorale Zirkusnummer, und da passte Bonisolli mit seinem stillosen, aber effektvollen Gebrülle perfekt dazu, und wenn er dann, natürlich mit gezücktem Schwert (Diese Pose ließ er sich klarerweise nicht entgehen :wacky: ), sein C in den Zuschauerraum knallte, dass der Kronleuchter klirrte - doch, das hatte was! :D
    lg Severina :hello:

  • Manrico ist so eine Sache. Tenorale Leichtgewichte neigen zu überkippendem Kikeriki, baritonalen Stimmen mit breiter Basis fehlt meist (zumindest ein wenig) die Höhe. Habe daher leider schon zu viele Tenöre an dieser Szene scheitern gesehen. Auf der Bühne selbst erlebt und ungeschlagen die Nr. 1 (wiewohl ich mich Severinas Vorbehalten sonst durchaus anschliesse) Franco Bonisolli :D The one and only bezüglich Machismo, Schwertschwingen und grandiosen hohen Cs.
    Auf Tonträger Pavarotti, Björling und Corelli.


    LG
    Isis

  • Ich habe auf der Bühne auch Bonisolli des öfteren erlebt.
    Für mich ist er die Nr.1 .
    Wenn er die Stretta sang,da war er perfekt.


    Rita

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