Franco Bonisolli - ein verkannter Tenor?

  • Hallo zusammen,


    ich greife eine Anregung aus dem Wunschthread auf und zitiere zur Biografie des am 30.10.2003 gestorbenen Franco Bonisolli eine Vorauflage des "Großen Sängerlexikons" von Kutsch/ Riemens:



    Bonisolli, Franco, Tenor, * 25.5.1935 Rovereto (Norditalien); er war Schüler des Tenors Alfredo Lattaro. Er gewann 1961 den internationalen Gesangwettbewerb von Spoleto und debütierte darauf beim dortigen Festival als Ruggiero in »La Rondine« von Puccini. Der Komponist Gian Carlo Menotti wurde auf den jungen Sänger aufmerksam und lud ihn 1963 ein, bei den Festspielen von Spoleto den Prinzen in »L'Amour des trois oranges« von Prokofieff zu singen. Die Karriere des Künstlers nahm jetzt eine schnelle Entwicklung. 1968 wurde er Mitglied der Wiener Staatsoper, 1969 kam es zu seinem US-Debüt als Alfredo in »La Traviata« an der Oper von San Francisco. 1971 bewunderte man ihn bei seinem Debüt an der Metropolitan Oper New York in der Rolle des Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Er trat dort auch als Faust von Gounod, als Herzog im »Rigoletto«, als Alfredo in »La Traviata« und 1986 als Cavaradossi in »Tosca« auf. Sehr erfolgreiche Gastspiele an der Mailänder Scala (u.a. 1969 in Rossinis »Assedio di Corinto«), an der Oper von Rom, in Bordeaux, Lyon, Toulouse, Dallas, Philadelphia, San Francisco, Hamburg und Brüssel schlossen sich an. An der Grand Opéra Paris sang er 1974 den Arrigo in Verdis »Sizilianischer Vesper«, 1981 den Kalaf in »Turandot« von Puccini, an der Oper von Monte Carlo 1977 den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, 1981 den Faust von Gounod. 1987 an der Covent Garden Oper London als Kalaf in Puccinis »Turandot« zu Gast. Bereits 1965 war er in Amsterdam als des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut« zu hören; zu seinen großen Kreationen zählten der Alfredo in »La Traviata«, der Nemorino in »Elisir d'Amore«, der Herzog im »Rigoletto«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Cavaradossi in »Tosca« und der Pinkerton in »Madame Butterfly«. Dazu im Konzertsaal und beim Film erfolgreich. 1978 kam es bei einem Auftritt des Künstlers als Manrico an der Wiener Staatsoper zu einem Skandal, als er wegen Mißfallenskundgebungen aus dem Publikum abrupt die Vorstellung abbrach. Dennoch hatte er bis 1990 in Wien eine erfolgreiche Karriere; er sang 1982 am Deutschen Opernhaus Berlin den Ramirez in Puccinis »La Fanciulla del West«, 1985 bei den Festspielen in der Arena von Verona den Manrico im »Troubadour«, 1988 den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, den Radames in »Aida« und den Kalaf, 1989 wiederum den Radames.


    Schöne Schallplattenaufnahmen auf BASF (Recital; »La Traviata«), DGG (»Tosca«), HMV (»Troubadour«, »Bajazzo«), Bellaphon (»Rigoletto«, »Troubadour«), Orfeo (»La Bohème« von Leoncavallo »Iphigénie en Tauride« und »Paride ed Elena« von Gluck, Neapolitanische Lieder), MRF (»L'Assedio di Corinto« von Rossini, »Anacreon« von Cherubini, »La Dirindina« von Alessandro Scarlatti), TIS (Titelrolle in »Andrea Chénier«); VAI-Video (»La Traviata« mit Anna Moffo).


    [Nachtrag] Bonisolli, Franco; er sang bereits 1981 an der Covent Garden Oper London den Vasco in Meyerbeers »Africaine«, bei deren Fernost-Tournee 1986 den Kalaf in Puccinis »Turandot« und den José in »Carmen«.


    [Lexikon: Bonisolli, Franco, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 33: Sängerlexikon, S. 2558 (vgl. Sängerlex. Bd. 1, S. 381 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]



    LG, Elisabeth

  • Persönlich habe ich Bonisolli im Juni 1985 in Wien erlebt, wo ich ihn - zwei Tage vor der Premiere Cavalleria/Bajazzo u.a. mit Domingo - als Manrico im Troubadour gehört habe.


    Vielleicht wußte ich sei Art des Singens damals noch nicht zu schätzen, mir jedenfalls kam es nicht nur bei der Stretta so vor, als würde er selbige dem Publikum vor die Füße :kotz:


    Eine Anekdote ist mir noch vom Vortag oder Mittag vor der Aufführung in Erinnerung: da die Endproben zu Cav/Baj liefen, stand eine ganze gruppe von Domingo-Fans vor dem Bühneneingang der Staatsoper.


    Es kam zunächst aber - Franco Bonsolli und baute sich erwartungsvoll im Bühneneingang auf: keine Reaktion der Gruppe. Etwas indigniert begab er sich nach einiger Zeit zum Gehsteig - noch immer kümmerte sich niemand um ihn. Schließlich verzog er sich wutentbrannt vor das Sacher, wo er noch mindestens eine dreiviertel Stunde lang erbost auf und ab marschierte....

    Ob er die Begeisterung der Gruppe für Domingo noch mitbekam, weiß ich nicht mehr.


    LG, Elisabeth

  • Liebe Elisabeth!
    Du hast seine Art des Singens völlig richtig eingeschätzt, für mich war Bonisolli immer das Paradebeispiel für das, was ich als "Brüllaffe" bezeichne, ein Sänger, dem es immer nur um vordergründige Effekte ging ("Ich kann's am lautesten, höchsten, längsten!") und der sich nur höchst selten über den emotionalen Gehalt seiner Rolle (und der Partitur) Gedanken gemacht hat. Gut, er hatte spektakuläre Spitzentöne, aber die wurden mir durch sein in meinen Augen völlig unprofessionelles Verhalten auf der Bühne immer verleidet.
    Die Anekdote, die du vom BT schilderst, ist ganz typisch für Bonisolli. Er war berühmt dafür, so lange pfeifend oder singend in der Opernpassage oder durch die Kärnternstraße zu marschieren, bis ihn ENDLICH jemand aufhielt. (Einmal wurde er deswegen wegen nächtlicher Ruhestörung verhaftet! :hahahaha: ) Und in Verona umrundete er per Fahrrad ständig die Arena, aus den gleichen Motiven. Von keinem Sänger könnte ich so viele Anekdoten erzählen wie über Bonisolli. Viele Wiener gingen nur in der Hoffnung auf einen Skandal in seine Vorstellungen....
    lg Severina :hello:

  • Am 30. Oktober 2003 ist der Tenor gestorben.


    Hier ein Recital mit seinen besten Arien:


    Und als Sänger italienischer Lieder:


    Ich hatte einen Freund, der kürzlich verstorben ist und ein begeisterter Bonisolli-Fan war. In seinem Nachlass müssen sich hunderte von Aufnahmen Bonisollis befinden, vorwiegend als Verdi-Sänger.


    An Plattenaufnahmen ist kein Mangel! Seinen Plan, 2003 in Peking live den "Calaf" in TURANDOT zu singen, konnte nicht mehr realisiert werden.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Das ist tatsächlich wieder einer dieser Sänger, der vor allem mit der enormen Kraft seiner Stimme punktete. Das Material ist auch beachtlich, aber wie er dieses einsetzte, fand ich immer grausam. Die Beschreibung von severina ist völlig zutreffend: oft ungenau, pauschal, rüde - und gerne wurden dann eben auch die Spitzentöne, die bei ihm souverän gesetzt werden konnten, da eingebaut, wo sie nicht wirklich hinpassen, am Ende des Trinkliedes aus "Cavalleria", z. B.


    In meiner Sammlung befindet sich auch ein Live-Mitschnitt des "Andrea Chenier" aus der "Alten Oper" in Frankfurt. Bonisolli musste aufgeben, er konnte das Ende nur transponiert singen - auf den CDs dieser konzertanten Aufführung findet sich diese Panne nicht, es wurde entweder die Generalprobe oder die zweite Aufführung dazugemischt, kann passieren...


    Nochmal: mein Fall ist er nicht, ein Sänger mit vielen Untugenden - reine Stimmkraft finde ich meistens nicht sonderlich anziehend.

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  • Zitat

    Original von Alviano
    Das ist tatsächlich wieder einer dieser Sänger, der vor allem mit der enormen Kraft seiner Stimme punktete. Das Material ist auch beachtlich, aber wie er dieses einsetzte, fand ich immer grausam. Die Beschreibung von severina ist völlig zutreffend: oft ungenau, pauschal, rüde - und gerne wurden dann eben auch die Spitzentöne, die bei ihm souverän gesetzt werden konnten, da eingebaut, wo sie nicht wirklich hinpassen, am Ende des Trinkliedes aus "Cavalleria", z. B.


    In meiner Sammlung befindet sich auch ein Live-Mitschnitt des "Andrea Chenier" aus der "Alten Oper" in Frankfurt. Bonisolli musste aufgeben, er konnte das Ende nur transponiert singen - auf den CDs dieser konzertanten Aufführung findet sich diese Panne nicht, es wurde entweder die Generalprobe oder die zweite Aufführung dazugemischt, kann passieren...


    Nochmal: mein Fall ist er nicht, ein Sänger mit vielen Untugenden - reine Stimmkraft finde ich meistens nicht sonderlich anziehend.


    Hallo Alviano,
    völlige Übereinstimmung! Was mich auch nervte, war sein unkollegiales Verhalten auf der Bühne - ER musste immer im Mittelpunkt stehen, und dafür war ihm jedes Mätzchen recht. Ich erinnere mich an einen "Trovatore", wo er während der Arie der Azucena hingebungsvoll sein Schwert polierte, sodass alle Augen nur auf ihn gerichtet waren. Einfügen in ein Ensemble war für ihn wohl ein Fremdwort - auch das in meinen Augen ein Zeichen für eine völlig unprofessionelle Einstellung. Ich hatte bei ihm nie das Gefühl, dass er wirklich in eine Rolle eindringen wollte, sich um deren Interpretation bemühte, was ihn in erster Linie interessierte, waren spektakuläre Auftritte und diverse Einlagen, die ihm immer wieder Zurufe wie "Affenzirkus!" "Clown!" etc. einbrachten - völlig zu Recht nach meiner Meinung. Aber er schien auch das zu genießen: "Auffallen um jeden Preis!" lautete die Devise.
    lg Severina :hello:

  • Ich erlebte ihn als "Duca"/"Don José"/"Dick Johnson"..
    Auf seine schon erwähnte Undiszipliniertheit will ich nicht eingehen;
    seine Stimme hat mir immer gefallen, und das ist doch das ausschlaggebende. Besonders seine Höhensicherheit hat mich beeindruckt.
    Er sollte nicht vergessen werden...


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Lieber Heldebariton,
    seine grundsätzlichen stimmlichen Qualitäten spreche ich ihm ja nicht ab, es geht aber auf der Opernbühne doch auch darum, wie man seine Stimme einsetzt, was man daraus macht, und da hat Bonisolli bei mir leider ganz schlechte Karten. Denn eine zu Herzen gehende Interpretation habe ich bei ihm nie erlebt, immer nur "Stimmritzenprotzerei" und penetrante Show. (Er ist eigentlich nie aufgetreten, er ist aufgesprungen....)Auf CD nervt er mich nicht so sehr, da hört man hin und wieder ja ganz gerne spektakuläre Töne - hin und wieder!!
    lg Severina :hello:

  • Liebe Severina,
    natürlich hast du recht; seine Mätzchen fand ich auch unpassend,
    natürlich war er ein "Stimmprotz", jedoch hatte er auch ein sehr gutes Material zur Verfügung.
    Interpretatorische Feinheiten kannst du nicht erwarten; mich beeindruckte halt sein Material, der Umgang mit demselben weniger.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Auf alle Fälle war er eine ungeheure Persönlichkeit, ich hab ihn oft gehört an der Staatsoper Wien.
    Es gab halt nur einen Bonisolli.
    Ein Ungestüm, ein leicht Verrückter auch.
    Unvergessen auch seine Spaziergänge im Pelzmantel über die
    Kärtnerstasse vom Hotel Sacher bis zum Stephansdom und retour.
    Er fiel auf auch außerhalb der Staatsoper.


    :hello::D =)

    mucaxel

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  • Ja, auffallen um jeden Preis war wirklich seine Devise, da könnte ich viele Geschichten beisteuern..... :yes:
    Damit ich aber nicht nur Negatives erzähle: Der Mensch Bonisolli hat mir sehr imponiert, als er sich lange Zeit von der Bühne zurückzog, um seine kranke Frau zu betreuen. Das hätte ich ihm ehrlich gesagt nicht zugetraut :O In Wien wurde über Sally oft gewitzelt, weil sie optisch das totale Gegenteil von ihm war - klein, rundlich, unscheinbar, oft unmöglich angezogen. Bonisolli scheint also im privaten Bereich nicht so oberflächlich gewesen zu sein, wie man meinen möchte, wenn man sein übliches Vehalten als Maßstab heranzieht.
    Das ändert aber nix an meiner Bewertung des Sängers! :D
    lg Severina :hello:

  • Auch ich habe Bonisolli in guter Erinnerung.
    Er hat an der DOB im Troubadr, gioconda, Manon Lescaut gesungen.
    In meinen Ohren hatte er ein gutes Stimmaterial.
    Mann sollte ihn nicht vergessen.


    Es giebt ein paar gute Aufnahmen mit ihm aus den 80 jahren und da finde ich ihn gut.


    Rita

  • Ein verkannter Tenor war Bonisolli sicher nicht - er hatte eine sehr grosse Fangemeinde. Zwar gehörte ich nicht dazu, aber ich wusste zumindest einen Aspekt seiner Auftritte zu schätzen : Es war immer spannend; es war immer etwas los! Man wusste nie, wie und wann der Abend enden wuerde.


    Leider erlebte ich den Abend nicht mit, als Bonisolli der Spitzenton nach der Trovatore-Stretta missglueckte und er nach einem Glas Wasser rief, dies austrank und den Ton nachlieferte. Aber stattdessen war ich dabei, als er (in Hamburg) bei einem konzertanten "Guglielmo Tell" mitten im Duett mit Tell-Taddei die Buehne verliess und erst nach der Pause wieder erschien, angekuendigt mit den Worten, er habe den Klimawechsel zwischen Garderobe und Buehne nicht vertragen!!!


    Man wuerde Bonisolli Unrecht erweisen, reduzierte man ihn auf diese Mätzchen. Ich habe ihn im Nachhinein schätzen gelernt, als ich mir in Vorbereitung auf "Manon" und "Benvenuto Cellini" seine fruehen Mitschnitte dieser Opern anhörte. Eine sehr schön timbrierte lyrische Stimme mit ausserordentlich viel Stilgefuehl fuer das französische Idiom und sehr gekonntem Einsatz der voix mixte. Leider blieb er nicht sehr lange bei diesem eigentlich sehr passenden Repertoire, sondern wandte sich (wie ich meine, zu seinem Schaden) dramatischeren Partien zu. Um dieses Repertoire stimmlich auszufuellen, dunkelte er seine Stimme ab, um sie dadurch grösser erscheinen zu lassen. Zwar hatte er immer noch diese strahlkräftigen Spitzentöne, doch was unterhalb von ihnen passierte, war mehr "Bell-Kanto" als Belcanto. Bestes Beispiel war fuer mich immer "Trovatore", wenn er sehr gekonnt die lyrische Romanze sang und dafuer nur Höflichkeitsapplaus erhielt, weil alles auf die meist herausgebellte Stretta wartete. Dafuer gab er Riesenbeifall, und als Zugabe sprang (wenn er nicht das C zugab) er vor den Vorhang.


    Gerade wegen seiner Mätzchen gehört Bonisolli fuer mich nicht zu den ernst zu nehmenden Sängern; auf Grund seines Potentials auf jeden Fall. Schade, dass er nicht mehr daraus gemacht hat!!!


    Mikko

  • Auch ich habe mit Bonisolli Opernabende erlebt, die nie langweilig waren.
    Es war immer etwas los, obwohl ich nicht darauf gewartet habe.
    Das Material dass er zu Verfügung hatte, war für mich lyrisch.


    Rita

  • Zitat

    Original von Alviano
    ...und gerne wurden dann eben auch die Spitzentöne, die bei ihm souverän gesetzt werden konnten, da eingebaut, wo sie nicht wirklich hinpassen, am Ende des Trinkliedes aus "Cavalleria", z. B.


    Das H am Ende des Trinliedes singt eigentlich jeder Tenor, der er es kann. Das hat sogar Bjørling in seinem Turiddu an der MET gebracht. Dazu braucht man kein Bonisolli zu sein. Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber vielleicht steht der hohe Ton in der Cavalleria ja sogar drin. Ich bin jetzt nicht zu Hause und kann nicht nachschauen. Vielleicht kann's jemand anders.


    Ich erinnere mich an Bonisolli und sein nicht enden wollendes "All'armi" im Trovatore, das er weiter hielt, obwohl der Vorhang bereits gefallen war. Den Sæbel steckte er trotzig durch die Vorhangøffnung. Kaum war's aus, flogen ihm die Buhs entgegen.


    Aber so ein Vollbluttenor mit einer echten Høhe, die Bonisolli hatte, ist mir zehnmal lieber als Tenøre, die kleine leggero-Stimmen haben und trotzdem Radames, Manrico, Turiddu und Otello singen. Es mag Sænger geben, die gehen an Rollen ein bisschen intellektueller heran, aber ich muss sagen, das ist mir bei Verdi und beim Verismo eigentlich ziemlich gleich. Das sind keine Schubert-Lieder oder Wagner-Heiligtuemer. Das ist italienisches Opernspektakel.


    Hier wird ja teilweise auch der Eindruck vermittelt, Bonisolli sei krampfhaft um Popularitæt bemueht gewesen. Den Eindruck hatte ich nicht. Ich habe einen Mitschnitt der Aida aus der Staatsoper Wien, da muss Bonisolli eine Zugabe von "Celeste Aida" singen! Das Publikum mochte ihn sehr.

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  • Zitat

    Original von Mengelberg
    Das H am Ende des Trinliedes singt eigentlich jeder Tenor, der er es kann.


    Hallo Mengelberg,


    ich bin unpräzise gewesen: ich meine den eingelegten Ton am Ende des Turiddu-Solos: "nel´ ebrezza tenera". Das habe ich in dieser Form von noch keinem anderen Tenor gehört.


  • Doch, GENAU das war er, und mit dieser Einschätzung bin ich nicht alleine! Natürlich hatte er viele Fans, eben alle jene, die Zirkusnummern höher schätzten als eine subtile Interpretation, und die meisten Bonisolli-Auftritte in Wien endeten mit einem "Duell" zwischen Bravo- und Buhrufern, und genau das hat er unendlich genossen, du hättest ihn nur einmal vor dem Vorhang erleben müssen! (Dein Beispiel mit dem durch den Vorhang gesteckten Schwert ist doch typisch, das hat doch nichts mit seriösem Künstlertum zu tun, das ist nichts weiter als Show! :motz: :motz:)
    Und im übrigen verstehe ich nicht, warum man zwar bei Wagner eine Rolleninterpretation anstreben sollte, bei Verdi aber nicht! Mich interessiert bei JEDER OPer, was ein Sänger aus seiner Rolle macht, und zwar nicht nur vokal. Im Gegenteil, wenn ein KÜnstler in der Bühnenfigur aufgeht, mir ihre inneren Konflikte vermitteln kann, mich schlicht und einfach emotional anspricht, verzeihe ich ihm gerne, wenn das C halt nicht so strahlend ist. Ich gehe nicht in die Oper, um dort Höhenrekorde zu erleben.
    Schade, dass zu Bonisollis Zeiten die Hallenstadienevents noch nicht populär waren, denn für diese Art von Showauftritten wäre er wirklich prädestiniert gewesen, da hätte er dem Affen ruhig Zucker geben dürfen, nicht aber auf der Bühne. Auch seine Kollegen (vor allem die weiblichen) haben unter seinen Mätzchen und seiner Profilierungssucht gelitten!
    lg Severina :hello:

  • Auch auf die Gefahr hin, jetzt Prügel zu beziehen: ich kann mich da problemlos severina anschliessen. Ich lege nämlich auch keinen Wert auf die anderen eingelegten Töne im "Trovatore". Mir wäre also ein anständig gesungenes "Ah si, ben mio" lieber, als eine Stretta, die mit einem halbminütig gehaltenem Spitzenton schliesst.


    Ist die Interpretation der Violetta oder der Gilda durch Ileana Cotrubas allein schon deshalb nicht so gelungen, weil sie sich Ausflüge in höhere Sphären, wie sie manche ihrer Kolleginnen üblicherweise präsentierten, versagte?


    Für mich ist Bonisolli so etwas wie eine Karrikatur eines Tenors, ein Klischee, das hat mit seriöser Darstellung wenig zu tun.


    Ich sehe Bonisolli immer vor mir, das Hemd bis zum Bauchnabel offen, schmerzverzerrtes Gesicht...

  • Ja er war doch ein "Zirkuspferd" und weil er so war
    schieden sich die Geister an ihm. Er wollte wohl mit seiner
    Art auch provozieren. Bonisolli paßte in kein Schema.
    Hab noch mal nach gelesen was er an der Staatsoper
    Wien alles gesungen hat. Erstaunliches kommt da zu Tage.


    Radames, Andre Chenier, Maskenball, Boheme, Cavalleria,
    Fancillua del West, Faust, Fedora, Forza del destino, Lucia
    di Lammermoor, Luisa Miller, Butterfly, Otello, Rigoletto,
    Tosca, Traviata, Trovatore, Turandot und Zigeunerbaron.


    Also ich finde das sehr beachtlich!!!


    Hut ab!!! :yes:


    Gruss aus München :pfeif:

    mucaxel

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  • Naja, aber eigentlich sollte es in der Oper doch um Qualität und nicht um Quantität gehen :stumm: Drei überzeugend gestaltete Partien sind mir ehrlich gesagt lieber als 19 im Bonisolli-Stil........
    lg Severina :hello:

  • Beim Abhören einiger Aufnahmen fällt mir auf, das Bonisolli doch recht schönes Stimmmaterial hatte - auch wenn mich sein "Bell-kanto", wie es Mikko so treffend bezeichnet, nach wie vor stört.


    Hat jemand von Euch Bonisolli mal als Andrea Chenier auf der Bühne gesehen? Wenn ja, wie legte er die Rolle an? denn ein Brüllaffe darf der Chenier ja nicht sein.


    Auf CD gibt es wohl diese Aufnahme:




    Bonisolli, Gulegina, Bruson, RSO Frankfurt, Viotti
    Label: Capriccio , DDD, 1989



    Kennt die jemand von Euch?


    LG, Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,
    Ja, genau das ist ja so ärgerlich: Bonisolli hätte das Zeug zu einem Weltklassetenor gehabt (Für seine Fans war es ja auch!), wenn er seriöser mit seinem Stimmkapital umgegangen wäre, sich etwas diszipliniert hätte. Ich fürchte nur, ein seriöser Künstler zu sein, war das, was er überhaupt nicht angestrebt hat......
    Seinen Chenier habe ich einmal erlebt, und was soll ich sagen? Er hat ihn so angelegt, wie er alle seine Rollen angelegt hat, als Franco Bonisolli eben :wacky: Ich besitze auch eine CD mit ihm, und wenn man seine Kasperliaden nicht sieht und den Kontext einmal vergisst, klingt einiges wirklich nicht übel.
    lg Severina :hello:

  • Lieber Mengelberg,
    ich denke nicht, daß man Verdis Werke als Opernspektakel
    bezeichnen solllte und Wagners Werke als Heiligtümer.
    Der König Philipp muß meiner Meinung nach genau so
    ausdrucksstark interpretiert werden, wie der König Marke.
    Das gilt auch für Otello, Falstaff, Jago,etc.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Severina und Alviano,


    um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: einer bloßen Zurschaustellung von Stimmaterial stehe ich auch skeptisch gegenüber. Trotzdem finde ich, daß Ihr Verdi und Bonisollis Interpretation aus einer etwas falschen Perspektive aus betrachtet. Gerade für die Opern aus der Zeit, in der sie noch nicht von Wagner beeinflußt waren (für Verdi gilt das also etwa bis Aida), ist italienische Oper untrennbar mit dem verbunden, was wir verächtlich als Stimmakrobatik und Spektakel bezeichnen. Belcanto ist eng mit der Neapolitanischen Tradition der Oper verbunden. Dort standen die Sänger und ihre Kunststückchen im Vordergrund, weniger die Musik und am allerwenigsten der Text. "Nummern", Unterbrechungen, Dacapos, endlose Koloraturen und noch längere hohe Töne, das war Belcanto. Diese Aufführungspraxis änderste sich erst im Zuge der Revolution durch Richard Wagner und dem Aufkommen der Literaturoper um 1900. Und das bedeutet noch lange nicht, daß all diese Einflüsse tatsächlich auch in Italien wirkten. Dort entwickelte sich der Verismo, der sich mit der Seriosität des Wagnerschen Ausdrucks überhaupt nicht vergleichen läßt. Mascagni schrieb in einem seiner Briefe (über seine Oper "Il Piccolo Marat"), daß der Tenor "nicht singen soll, sondern schreien, schreien und nochmals schreien".


    Franco Bonisolli mag ein Extrem gewesen sein, aber von ihm zu verlangen, er möge an die italienischen Oper mit Wagnerernst herangehen, finde ich, bitte entschuldigt, total verfehlt. Das geht an der italienischen Tradition des Singens sowie übrigens auch am Charakter der früheren Verdi-Opern vorbei.



    Lieber Herbert,
    das ist ein bißchen unsachlich. Ich habe nicht gesagt, daß man Wagners Opern als Heiligtümer betrachten soll, sondern ich habe gesagt, daß es soist. Wenn man bei einer Wagner-Oper in der Mitte applaudiert oder eine Zugabe fordert, dann ist der Teufel los (cf. Klemperer in Budapest), und Sänger, die sich nicht an die Noten halten (Wääälse), fallen bei der Wagner-Gemeinde sofort unter den Tisch. Das ist bei der italienischen Oper ganz anders, und ich habe gesagt, daß man der italienischen Oper keine Wagnermaßstäbe aufsetzen sollte. Das widerstrebt der italienschen Aufführungstradition - auch wenn diese nach unseren Maßstäben den Komponisten gegenüber respektlos erscheinen mag.
    Die Beispiele, die Du bringst, sind m.E. nur bedingt tauglich, und ich sage Dir auch, warum: Der Baß eigent sich grundsätzlich weniger für Vokalakrobatik als der Tenor, und eine Rolle wir Philipp kann man nicht mit Manrico oder ähnlichem vergleichen. Manrico ist ein Abenteurer und außerdem Tenor, Philipp ist ein König und ein Baß, von dem man Seriosität erwartet. Sogar in Italien. Freilich soll Philipp ernst wie Marke sein, aber er soll m.E. auch mal einen Ton länger halten dürfen - was ein Marke eben nicht darf.
    Jago und Falstaff sind Figuren des späten, wagnerisierten Verdi - kein Duca, Manrico oder Alvaro. Der Ausdruck ist schon ein ganz anderer.
    Otello - auch ein später Verdi, aber einer, bei dem gerade die Intzerpretation eines "Extremisten" Maßstäbe gesetzt hat: Mario del Monaco. Hast Du die Aufnahme aus Mexico City mit Giuseppe Taddei gehört? Das ist ein Brüllen ohne Ende, ein Schreien, ein absolut unzulässiges Längen der Noten, ein Sängerkrieg, eine echte Tour de Force - und gleichzeitig eine der faszinierendsten Aufnahmen dieser Oper überhaupt. Da mögen MacCracken oder Vickers, Herbert von Karajan und seine Symphonieorchester noch so korrekt und ernst sein - da kommen sie nicht heran., meiner Meinung nach, natürlich.


    Italienische Oper braucht, finde ich, das Spektakel - wenn auch vielleicht nicht in den Extremen eines Del Monaco oder Bonisolli (der gegenüber MDM ja eigentlich ganz harmlos ist). Es gehört zur Tradition des italienischen Gesangs. Rachele Maragliano Mori hat ein hübsches Buch zur "Coscienza della voce nella scuola italiana del canto" geschrieben - da steht drin, daß es u.a. die Länge der gehaltenen acuti ist, die den Profi vom Amateur unterscheidet...
    Und Frau Maragliano Mori hat immerhin an der HdK Berlin unterrichtet und nicht irgendwo in Corleone (oder so)...


    :hello:
    M.

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  • Hallo Mengelberg,


    zu der Entwicklung des italienischen Gesanges ab 1900 habe ich in Michael Scotts "Record of Singing" (Vol. 1, S. 103, Northeastern University Press 1993) eine interessante Stelle gefunden:


    "In Italy the classical italian method, that taught by Garcia and exemplified still in the art of Patti, was irrevocably compromised by the changing repertory. Though Verdi still gave the singer the head, his principal concern had been to write vocal music that was dramatically effective. Unlike his predecessors, Rossini, Bellini and Donizetti, he had not bothered himself with whether it was gratefully written; the singer´s vocal comfort and health were beside the point. Boito and Ponchielli went a stage further, putting then singer in the front line in direct combat with the orchestra, which inevitably led to a more vehement and dramatic vocal style. These developments culminated in the verismo school with its exaggerated and often unmusical pathos. The effect of it all on Italian singing can be heard readily enough on any number of records made in the first two decades of this century: impure tone, obtrusive vibrato, crude attack and rough execution, all too familiar features that are not only unlovely but, in the interpretation of music of earlier periods, unstylish as well."


    Der Verismo stellt also einen durchaus bewussten Bruch mit dem klassischen italienischen Belcanto und dem Stil des "canto fiorito" dar. Bei Rossini, Donizetti und Bellini geht es, bei aller Show und allem Spektakel, um die Vorführung vokaler Finessen wie Triller, Rouladen, Koloraturen und (auch) Spitzentöne (wobei die meist mit Falsett oder zumindest der voix mixte gebildet wurden, das erste Bruststimmen-C findet sich erst im Jahre 1839). Im Gegensatz dazu setzte der Verismo vor allem auf den (hemmungslosen) Ausdruck (auch mit außermusikalischen Mitteln) bei gleichzeitiger Volumenvergrößerung der Stimmen. Es ist daher kein Zufall, dass der Aufstieg des Verismo zusammenfällt mit dem Niedergang des klassischen Belcanto. In dem Maße wie Verismo-Stücke die Spielpläne der italienischen Operntheater bestimmten, veränderte sich auch die Gesangsausbildung. Die Sänger wurden vor allem auf Volumen getrimmt, die Leichtigkeit und Flexibiliät für den Belcanto ging weitgehend verloren. Das hört man auch, wenn Verismo-Sänger sich am klassischen Belcanto versuchen: die Intonation läßt zu wünschen übrig, Verzierungen werden gar nicht oder wenn, dann unvollständig und unsauber ausgeführt, Legato findet kaum statt, dafür heftiges Gezerre an der vokalen Linie durch unmotivierte Betonungen, Grimmassen etc.


    Materialschlachten und Schreiduelle wie in Mexico (ein anderes Beispiel wäre das Callas-Es-Dur in der berüchtigten "Aida", mit dem sie den sich allzusehr in den Vordergrund drängenden Kurt Baum in die Schranken wies) sind sicher anfänglich ganz interessant, aber die Präsentation persönlicher Eitelkeiten auf Kosten des vorgeführten Werkes ermüdet dann doch auf die Dauer. Mag diese Ästhetik beim Verismo angebracht sein, so halte ich die Anwendung dieser Ästhetik auf Werke vorangegangener Epochen für geradezu fatal. Man bekommt dann im schlimmsten Fall Karikaturen serviert (wie etwa Corellis grauenhaften Raoul in den italianisierten Hugenotten).


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von severina


    Naja, aber eigentlich sollte es in der Oper doch um Qualität und nicht um Quantität gehen :stumm: Drei überzeugend gestaltete Partien sind mir ehrlich gesagt lieber als 19 im Bonisolli-Stil........
    lg Severina :hello:


    Eine gefährliche Aussage!


    Wir leben in einer Zeit mit viel zu viel Spezialisierung, wo Sänger sehr früh auf ein paar Rollen, die ihnen liegen, reduziert werden und mit ihnen jahraus jahrein durch die Lande ziehen. Wie sollen sie da auf Dauer verhindern, ein Abziehbild ihrer selbst zu werden? Mir ist da jederzeit ein Sänger lieber, der in vielen Rollen zu sehen ist, auch wenn er nicht in der Lage ist, alle auf gleichem Niveau wiederzugeben.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Giselher,


    ich habe mich etwas ungenau ausgedrückt. Ich nannte Belcanto und Verismo fast in einem Atemzug, weil sowohl in dem einen wie in dem anderen Stil der Sänger im Mittelpunkt steht. Freilich, wie Du es etwas präziser gesagt hast, aus ganz anderen Gründen. Mir ging es aber um die italienische Tradition, in welcher der Sänger, ganz gleich aus welchen Gründen, im Mittelpunkt steht. Sei es also durch Finesse oder durch Brüllen...


    Deinen Ausführungen zur Geschichte des Singens stimme ich voll und ganz zu.


    Auch stehe ich den "Materialschlachten" gegenüber grundsätzlich abgeneigt gegenüber - aber, und das war eigentlich der Punkt meines langen Postings oben, ich finde solche immer noch besser als durchintellektualisiertes Musiktheater à la Neubayreuth. Das, finde ich, paßt noch weniger zu Verdi als Brüllduelle von Del Monaco, Protti & Co.


    :hello:
    M.

  • Hallo Mengelberg,
    es mag ja sein, dass Oper zu Verdis Zeiten in erster Linie Spektakel war, nur hat sich der Geschmack im Laufe der Zeit gottlob geändert (ebenso wie der Regiestil usw.) Im 19. Jhdt. wurde in der Oper gegessen, getrunken, in den Logen wurden Geschäftsabschlüsse getätigt oder amoröse Abenteuer angeknüpft - wünschst du dir diesen "Urzustand" auch zurück? Sicher nicht, ebenso wenig wie ich mir den Gesangsstil von anno dazumal zurückwünsche. Bonisolli stellte für mich immer einen ziemlichen Anachronismus dar, er vereinigte sämtliche sängerischen Unarten in sich, die mir den Zugang zu vielen historischen Aufnahmen so erschweren, weil ich eben mit diesem Gesangsstil nichts anfangen kann. Ich halte einen del Monaco, einen Corelli schlicht und einfach nicht aus, da habe ich immer den Eindruck einem sportlichen Großereignis beizuwohnen und keiner Opernaufführung. Motto: Wer am lautesten brüllt, hat gewonnen! Diese albernen Wettkämpfe diverser Sänger, wer jetzt den Ton länger halten kann, machen sich vielleicht in Anekdotensammlungen ganz gut, haben aber mit Oper, wie ich sie verstehe und liebe, nicht das geringste zu tun. (Ich erinnere mich noch an das Künstlergespräch mit Corelli kurz vor seinem Tod in der WSO, als er schenkelklopfend seine "Duelle" mit Birgit Nielssen zum Besten gab und das offensichtlich für Höhepunkte in seiner Sängerlaufbahn hielt.... :wacko: ) Leider ist's ja so, dass heute oft Sängern, die nicht derart unkultiviert drauflosröhren, eine "kleine Stimme" oder im schlimmsten Fall gar keine Stimme bescheinigt wird..... "Früher, ja, da hat's noch richtige Sänger gegeben!" Bin ich froh, dass ich in der Jetztzeit lebe! :]
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina,


    hm ja, da gehen unsere Geschmäcker dann doch etwas weit voneinander. Ich bin, was Sänger betrifft, gar nicht froh, im 21. Jahrhundert zu leben. Der Geschmack der heutigen Zeit (Pavarotti hat ihn revolutioniert, und seit ihm darf man alles mit Leggero-Stimmen singen, wenn es nur "intelligent" ist und angenehm klingt) liegt mir nicht - schwere Rollen kann man schon in einem mittelgroßen Haus nicht mit einer Pavarotti-Stimme singen. Ich bin wahrhaftig kein Fan von Franco Corelli, aber die Stimme, die dieser Mann hatte, würde ich für alle fast Tenöre von heute bedenkenlos eintauschen. Es ist eben auch so, daß eine Stimme, die für genau das Spaktakel geschult wird, das Du nicht magst, ganz andere Qualitäten mit sich bringt. Für mich muß ein italienischer Tenor, vor allem ein dramatischer, diese Qualitäten haben.
    Martinucci und Giacomini sind die letzten dieser Art, was danach kommt, liegt für mich noch immer im Dunkeln.


    Der Wunsch nach den Stimmen alter Schule ist vielleicht in Deutschland ein Anachronismus, aber nicht in Italien, wo der Wunsch nach dem traditionellen Spektakel so lebendig ist wie vor 100 Jahren. Alagna, der wahrlich kein Radames ist, hat das zu spüren bekommen. Franco Bonisolli wäre das nicht passiert.


    :hello:
    M.

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