Hallo Forianer,
Natürlich benötigt niemand die Meinung eines Kritikers, natürlich sind wir alle mündige Klassikkenner, selbstbewußt, kenntnisreich, urteilssicher
Aber Hand auf Herz: Wer liest sie nicht gern diese mehr oder weniger geschmackvollen Verrisse (leider selten geworden), jene Beweihräucherungen von Künstlern, jene versteckten oft hilflos anmutenden Promotion-Kritiken aus der Hand eines Azubis, und last but not least, jene eitlen Selbsbespiegelungen gewisser Starkritiker, deren Wort, was immer sie auch schreiben, von einer gläubigen Leserschaft zum Dogma hochstilisiert wird ?
Also ich genieße das schon, das muß ich sagen. Und natürlich kann man von manchen Kritikern auch eine Menge lernen.
Wichtig ist, mehrere Kritiken gegeneinander abzuwägen. Das führt dann oft nicht zur perfekten Einspielung eines Werkes, aber immerhin macht es Spaß festzustellen daß die Herren (von Ausnahmen mal abgesehen) von der Sache auch nicht mehr verstehen als man selbst. Ach ja und da gibt es dann ja auch noch die Kritiken über Live-Konzerte. Die sind nur von wenigen überprüfbar, weil das Ereignis ja in der Regel nicht mehr als Aufzeichnung abrufbar ist, ein gefundenes Fressen für jeden Kritiker. Besonders reizvoll sind in meinen Augen Rezensionen von Konzerten, die der Kritiker in Grund und Boder verdammt um am Schluß tadelnd festzustellen: Dem Publikum hat es, so scheints, gefallen.
Nett von ihm, daß er das überhaupt erwähnt, denn ein Konzert ist ja schließlich nicht für das Publikum gemacht. Ich erinnere mich dunkel, daß Stravinsky (hier aber in seiner Eigenschaft als Komponist) etwas in dieser Richtung gesagt haben soll....
Nun zu eigentlichen Frage:
Wer ist Euer Lieblingskritiker?
Das kann in vielerlei Hinsicht verstanden werden, wortgetreu, ein Kritiker zu dessen Urteil man Vertrauen hat, weil man schon des öfteren geschmackliche Übereinstimmungen mit der eigenen Person festgestellt hat.
Oder aber unter Apostroph, ein ignorant, der fast immer danebenhaut.
Dann gibt es noch Kritiker mit lustigen Bonmots, die allein die Kritik lesenswert machen. So wie beispielsweise jener Kritiker der einen Verriss einer neuen Sinfonie (Brahms?) mit den Worten beendete:...es war ein netter Abend
In der Hoffnung auf rege Beteiligung
grüßt euch
Alfred