Popmusik - Tabu für einen echten Klassik-Fan?


  • Es wurde schon darauf reagiert, aber ich möchte die Fehlerhaftigkeit Deiner Argumentation noch etwas deutlicher machen:
    >>vielleicht wie Du schreibst "lange Zeit", aber nicht über Jahrhunderte wie die Klassiker allgemein<<
    Da es die Popmusik noch keine 100 Jahre lang gibt, kann es noch keine Popmusiker geben, die schon über Jahrhunderte bekannt sind.


    Wenn man den Begriff der Unterhaltungsmusik als Gegenpol zur klassischen Musik akzeptiert, und die Beginne der Unterhaltungsmusik mit den Ländlern Lanners und der Tanzmusik der Sträuße ansetzt, haben wir ausgesprochen beliebte Exponenten über 100-jähriger Unterhaltungsmusik. Ist zwar ebensowenig mein Fall wie der Pop Zappas und der Rock Zeppelins, aber offenbar dauerhaft und den Schluss nahelegend, dass auch Zappa und Zeppelin bleiben werden und manches andere aus dem Pop-Bereich.
    :hello:


  • Auch ich muss hier widersprechen. :no:
    Die sogenannten Legenden und Kultfiguren der Popmusik sind bereits in die Geschichte eingegangen. Ihre Namen stehen in den Lexika, es gibt Biographien und jede Menge Tonträger, Bild- und Filmmaterial. Das ist einfach nicht wegzudiskutieren.
    Ok, so manches Popsternchen ist bereits nach einem Hit vergessen. :yes: Aber die Popgrößen werden auch in 100 Jahren nicht vergessen sein. :jubel:


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

  • Zitat

    Original von Tresor
    Ok, so manches Popsternchen ist bereits nach einem Hit vergessen. :yes: Aber die Popgrößen werden auch in 100 Jahren nicht vergessen sein.


    Sind wir jetzt damit einverstanden, daß wir von Pop reden, wenn die Epoche Bill Haley/Elvis Presley beginnt?
    Denn ich frage natürlich sofort: Wer kennt noch die Namen Les Paul, Mary Ford, Vera Llyn, Maurice Chevallier, Charles Trenet, Edith Piaf, Jo Stafford, Jeanette McDonald, Deanne Durbin und Nelson Eddy. Keine Popartisten. Und dennoch wird ihr Ruhm vermutlich noch lange dauern. Bewußt habe ich keine Deutsche Artisten genannt.
    Und wieviel bedeutet "Rina Ketty" noch? In Gedanken höre ich ihr 1938 eingesungen "Chante, chante encore". Ich habe jenes Lied zwischen 1945 und 1950 öfter übers Radio gehört. Hatte es später selbst auf eine 78 rpm Platte; und danach auf zwei oder drei LPs. Und jetzt sogar auf CD.


    LG, Paul

  • [quote]Original von teleton


    Wer wird sich im Hundert Jahren noch an irgendwelche heutigen POP-Sternchen erinnern - keiner.
    Die großen klassischen Komponisten werden überleben, davon bin ich überzeugt.
    [quote]


    Wir ersetzen mal "Pop-Sternchen" durch "Klassik-Sternchen" und die Aussage bleibt gültig.
    Wir ersetzen mal die "großen klassischen Komponisten" durch die "großen Popkomponisten" und die Aussage bleibt gültig


    :D :D :D

  • Zitat

    Original von musicophil


    Denn ich frage natürlich sofort: Wer kennt noch die Namen Les Paul, Mary Ford, Vera Llyn, Maurice Chevallier, Charles Trenet, Edith Piaf, Jo Stafford, Jeanette McDonald, Deanne Durbin und Nelson Eddy. Keine Popartisten. Und dennoch wird ihr Ruhm vermutlich noch lange dauern. Bewußt habe ich keine Deutsche Artisten genannt.
    Und wieviel bedeutet "Rina Ketty" noch? l


    Ich! :D Und noch ein paar andere. Nur bei Rina Ketty muss ich passen. X(


    @ teleton und celloflor
    Ich frage mich, wie man sich an solche Prophezeiungen wagen kann, obwohl man bereits weiß, dass bestimmte Sänger und Schauspieler, von denen es nur Bilder und Berichte aber keine Aufzeichnungen gibt, heute noch nach 200 Jahren bekannt sind. Ein Wagnerianer (Wagner selbst eher nicht) zum Beispiel hätte damals bestimmt auch gesagt, dass sich heute niemand mehr an Offenbach, Hervé, Lanner oder Strauß erinnern wird.


    Natürlich gab es zu allen Zeiten schnell verglühende Sternchen und Kometen, und für das Gros der heute populären Stars egal welchen Metiers wird gelten, dass in 100 Jahren nur noch spezialisierte Web-Enzyklopädien und ein paar Äquivalente der heutigen Schellack-Fans (nichts gegen die!) ihrer gedenken werden, wenn überhaupt.


    Niemand kann wissen, allenfalls darüber spekulieren, wem unter den aktuellen Popstars ein längeres Nachleben beschieden sein wird. Aber warum sollte man das tun? Die von Paul Genannten haben sich immerhin schon mehr als ein halbes Jahrhundert eine beachtliche Bekanntheit und Popularität bewahrt. Viele Repräsentanten der sogenannten klassischen Musik haben das zu ihrer Zeit nicht geschafft, oft wohl zu Recht.


    Ich schreibe das nicht, um den einen oder die andere zu schmälern, sondern um darauf hinzuweisen, dass diese selbstgerecht erkannte "Wahrheit, ... wie sie wirklich ist"
    a) unmöglich festzustellen und
    b) als Qualitätskriterium völlig irrelevant, weil unüberprüfbar ist.


    Von uns wird jedenfalls wohl kaum einer mehr in der Lage sein, das zu tun.


    Warum hauen wir uns dann sowas um die Ohren, nur weil uns das Vokabular fehlt, die eigentliche Frage sachlich zu erörtern?


    :hello: Rideamus

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  • Lieber Paul,

    Zitat

    Wer kennt noch die Namen Les Paul, Mary Ford, Vera Llyn, Maurice Chevallier, Charles Trenet, Edith Piaf, Jo Stafford, Jeanette McDonald, Deanne Durbin und Nelson Eddy.


    Ich auch! :D Ansonsten geht es mir wie Rideamus: Bei Rina Ketty muss ich auch passen.


    :hello:
    Micha

  • Hallo !! :hello:


    Ich dachte mir dies wäre der geeignetste Beitrag, um mich Neueinsteiger hier mal vorzustellen, da auch ich ein Grenzgänger der Musikrichtungen bin. Meine 400CD Sammlung kann man im E- und U-Auge betrachtet in etwa genau halbieren. Ich persönlich habe mich jedoch schon lange von so einem Schubladen-Denken distanziert, und das aus gutem Grund.
    Ich bin schon in einen Quer-Beet-Musikgeschmack hinein gewachsen; Vater hatte zwischen Beatles und Beethoven auch mexikanische Mariachis im Schrank, ein Großvater war leidenschaftlicher Jazz-Fan, der andere hatte die „Perlen“ der Wirtschaftswunderzeit in seiner Kiste, Mutter fröhnte dem deutschen Hossa-Schlager und die zwei Jahre ältere Schwester kaufte sich blind alles, was gerade hip und angesagt war. In diesem Brei habe ich schnell erkannt, worauf es bei GUTER Musik ankommt. Den bleibenden Wert von klassischen Kompositionen muss man nicht großartig diskutieren, doch wie hier schon erwähnt haben es schlussendlich auch nicht alle bis in die heutige Zeit geschafft. Die Pop-Musik dagegen hatte noch keine Zeit, sich durch die Jahrhunderte zu destillieren.


    Ich betrachte Musik als Ganzes und habe sogar eine nette Metapher dafür. Es ist wie ein Regenbogen : Die sichtbare Farbskala ist sozusagen der Mainstream (und das soll jetzt nicht negativ gemeint sein). Unten (ultraviolett) fließt es in den extravaganteren Bereich hinein, der nicht von Jedermann auf Anhieb verstanden wird. In der Klassik sind’s da die 12-Töner, im Jazz vielleicht Thelonious Monk und im Pop nenne ich jetzt einfach mal die alten Sachen von Genesis. Oben (infrarot) geht’s dann in den Banal-Bereich hinein : Andre Rieu, DJ Ötzi und die Zillertaler Arschkrampen. Der Unterschied ist eben der, das ultraviolette Künstler, sofern sie nicht unsichtbar bleiben wollen, etwas ganz anderes (besseres) hervorbringen, wenn sie sich in den sichtbaren Bereich “herab lassen“, als die Infraroten, die den gehobeneren Mainstream anstreben – und ein geübter Hörer kann das erkennen.


    Leider befindet sich die heutige Pop-Branche total im Infrarotbereich und ist damit für mich unsichtbar. Aber eine violette Scheibe von Pink Floyd verschmähe ich ebenso wenig wie eine grüne von Duke Ellington oder die rote Zauberflöte von Mozart. Letzten Endes hat jeder seinen ganz individuellen Geschmack und sieht den Regenbogen aus seiner eigenen Perspektive, manchmal vom Tal aus und manchmal oben vom höchsten Berg.


    Soderle, ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag nicht gleich bei allen auf Igno gesetzt werde und freue mich auf nette Diskussionsrunden.


    [Nachtrag] . Für den Klassik-Bereich ersetze "Mainstream" durch "absolute Musik"

    Einmal editiert, zuletzt von EdiGrieg ()

  • Lieber Edi,


    erztmal herzlich willkommen, und danke fuer das schoene Regenbogen-Bild - genauso empfinde ich es auch, daher waere alles Weitere nur Wiederholung (zu der Tatsache, dass die Popmusik einfach noch nicht so viel Zeit hatte, sich zu "setzen", hatte ich ja auch schon was gesagt).


    Das Schubladendenken ist leider sehr ausgepraegt, auch und nicht zuletzt bei den ausuebenden Musikern selbst (und nicht ur bei den "passiven Konsumenten", obwohl bei denen auch). Macht man beides, gerade im saengerischen Bereich, wird man oft genug scheel angeguckt. Nun gibt es gerade da das Problem, dass man sich stimmlich zumindest fuer einen Schwerpunkt (aus Gruenden der Stimmhygiene/des Stimmsitzes) entscheiden muss, aber das heisst ja nicht, dass die jeweils andere Seite komplett fuer einen gestorben ist.


    Deine Homepage waere uebrigens etwas fuer den Musicalthread, vielleicht kannst Du da noch den einen oder anderen ueberzeugen ;)

  • Hallo.


    Ich bin auch überzeugt, dass der Hinweis auf die Kurzlebigkeit der Pop-Stars (also wirklicher wie beispielsweise der Beatles) in die Irre weist. Tatsächlich sind diese Stars doch gesellschaftliche Phänomene (gewesen), die eben auch beispielhaft für ihre Zeit stehen, originärer Ausdruck ihrer Zeit sind. Wenn also in den angesprochenen 100 Jahren jemand etwas über die neunzehnhundertsechziger Jahre erfahren will, kommt er (um beim Beispiel zu bleiben) an den Beatles nicht vorbei.


    Ich fürchte, dass dem auch so ein romantischer Gedanke zugrundeliegt - nach dem Motto: Das Gute setzt sich am Ende immer durch. Ist das wirklich so?


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo, EdiGrieg!


    Schönen Dank für Deinen Beitrag, der mir sehr gut gefällt! Könntest Du den Begriff "Absolute Musik" spezifizieren? Mein Problem besteht darin, dass er möglicherweise bereits einengend belegt erscheint - als Gegensatz zu Programm-Musik. Ich spreche lieber von Kunstmusik und nehme aus der sogenannten Pop-Musik oder Volksmusik für mich eben dazu, was ich für relevant erachte - vom oft elitären Jazz sowieso ganz zu schweigen. Natürlich muss einem der Begriff "Kunstmusik" auch nicht zwangsläufig gefallen. Diese Problematik scheint mir nicht lösbar, sondern nur Philosophierbasis.


    Weiter oben habe ich mich bereits über das "Schubladendenken" ausgelassen, vor allem in der unsinnigen Pseudo-Gegenüberstellung von sogenanntem "Pop" und sogenannter "Klassik". Dieses ist aber gerade unter jungen Leuten ausgeprägt, die sich wohl auch gerne in Schubladen bewegen und abgrenzen wollen, so schnellebig manche Schublade auch erscheinen mag (Techno, Neue Deutsche Welle, Rap usw. usf.). Auch weiß ich natürlich, dass das Musikgeschäft aufgrund dieser Schubladen funktioniert.


    Da gefällt mir Dein Regenbogen weitaus besser.


    Wenn mich jemand nach meinem Hobby fragt, dann sage ich mit Sicherheit erst einmal "Musik" und sonst gar nichts. Falls mein Gegenüber unter Musik primär oder gar ausschließlich nichts anderes versteht als die Hitparade - natürlich kommt das vor -, dann liegt für mich eben ein Missverständnis vor.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Gerade "Kunstmusik" ist für mich der total falsche Begriff. Kein Künstler erzeugt Kunst, seine Werke werden stets vom Publikum entweder zur Kunst erhoben oder als Müll degradiert. Wenn Metaller nur zum Haarewedeln, die Blaskapellen zum Schunkeln und die Techno-DJs zum Abtanzen animieren wollen, ist es super-infrarote Programm-Musik. Nichts anderes waren Kompositionen, die nur zur Belustigung von gepuderten Rokoko-Gecken erschaffen wurden oder lediglich als Klangbasis eitler italienischer Opern-Primadonnen dahin geschmiert wurden (und mit Recht heute vergessen sind). Aber jede Gattung hat auch ein paar wenige, denen es um die Musik an sich geht. OB sie sich dessen bewusst sind oder nicht, steht wieder auf einem anderen Notenblatt.


    Als die Beatles die kreischenden Teenager satt hatten und die Bühne verließen, taten sie es ihrer Musik zuliebe und nicht um ihrer selbst willen. Sie erhoben die Musik über sich selbst, frei von jeglicher Selbstdarstellung und näherten sich damit meiner Meinung nach der absoluten Musik. Den Stones war das immer völlig egal, wie sie auf Platte klangen. Sie waren und sind bis heute eine Programmband, bei der die Leute Spaß haben sollen. Und wenn die Spaß haben, fühlt sich Pfau Jagger in seinem Element.


    Absolute Musik definiert sich heutzutage in der Produktion. Sicher, "Yesterday" funktioniert auch mit purer Gitarre und "Imagine" rein am Flügel ist auch schön, aber wenn der Bombast bei der hier schon erwähnten Kate Bush fehlt, bleibt da nicht mehr viel. Als bestes Beispiel fungiert hier immer wieder Trevor Horn, der in den 80ern Frankie goes to Hollywood nur als Rohmaterial für seine irren Exzesse genutzt hat. Heraus kam der absolute Studiogau, hinter dem nur 08/15 steckt, sich aber verdammt gut anhört. Dass heutzutage bloss ein paar Schieberegler ausreichen, um aus einer Micky Maus Stimme eine zweite Julie Driscoll zu machen, ist dabei natürlich die Schattenseite.


    Parallelen dazu gibt es auch in der Klassik. Ein Opernhaus wird nach ganz besonderen akustischen Maßstäben konstruiert um den ohnehin perfekten Klang noch um ein Vielfaches zu steigern ... Hat Mozart seine Werke jemals in so einer Qualität selbst gehört ??? Wer Liszts Ungarische Rhapsodien lieber in Orchesterform als auf Klavier bevorzugt, sollte sich fragen, ob er nur den Bombast mag oder die Komposition an sich.

    2 Mal editiert, zuletzt von EdiGrieg ()

  • Hallöchen zusamm !!!!!!!!
    Mein "Regenbogen" ist bloss ein "schillerndes Dreieck"...
    Ich fühle mich recht schnell "erfüllt von Musik" (by the way teilweise auch ZU schnell: Seit einiger Zeit ist`s mir eigentlich nicht mehr möglich, Sinfoniekonzerte zu besuchen, da ich zwischen den beiden Programmblöcken 1 Stunde Pause bräuchte !)
    ...und mit mehr als klass.Musik, Jazz u. (möglichst authentische !!) Folklore aus weiten Teilen der Welt kann ich mich nicht beschäftigen ! (wobei ich letzteres schon stark vernachlässigt habe in letzter Zeit - ... ist mir grade klar geworden, als mir beim obigen Stichwort "mexikanische Mariachis" heiss u. kalt wurde !!!!!)


    DESHALB ist Pop (will sagen was darunter ca. seit Mitte der 50er i.A. verstanden wird) so komplett uninteressant für mich...


    MEIN SOUND DER 60ER sind Werke wie das Lutoslawski-Streichquartett oder B.A.Zimmermanns "Photoptosis", sind Jazzer wie Erik Dolphy, Irene Schweizer oder Tomasz Stanko !
    Kunsthistoriker, die sich irgendwannmal mit dieser Zeit befassen, bedenken hoffentlich auch diese Leute mit dem einen oder anderen Nebensatz - mehr zu erwarten wäre da wohl unrealistisch...............


    LG !!!
    piet

  • Zitat

    Original von Rideamus:
    @ teleton und celloflor
    Ich frage mich, wie man sich an solche Prophezeiungen wagen kann, obwohl man bereits weiß, dass bestimmte Sänger und Schauspieler, von denen es nur Bilder und Berichte aber keine Aufzeichnungen gibt, heute noch nach 200 Jahren bekannt sind. Ein Wagnerianer (Wagner selbst eher nicht) zum Beispiel hätte damals bestimmt auch gesagt, dass sich heute niemand mehr an Offenbach, Hervé, Lanner oder Strauß erinnern wird.


    Hallo Rideamus und alle die meiner Aussage nicht bepflichten wollen,


    ich gebe zu, dass ich bei mener etwas einseitigen Aussage etwas über die Strenge geschlagen habe, da ich hier unbewußt meinen Musikgeschmack mit einfließen ließ.


    An solche Namen wie die Beatles (die ja nun wirklich sehr bekannt sínd und überlebt haben) und Zappa habe ich gar nicht gedacht, die haben mir allerdings nie etwas bedeutet.


    Elvis Pressluft ist für mich "der totale Grauss", wie für Alfred die Komponisten Zimmermann und Stockhausen und Co.


    Die von Paul (aus NL) genannten Namen sagen mir, dass das eine Musik ist die ich total nicht hören kann und will. Diese gehören aber auch zu den Randguppen der Popmusik, daher eher für den Insider, der Paul ja bei dieser Art Musik ist.


    Bei mir sind es andere Insider der Popmusik (hatte ich bereits oben erwähnt) - offen in wie weit diese überleben werden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Was ich dazu sagen moechte ist, dass gerade DJs oft kontrapunktisch
    arbeiten, also mehrere Ideen ineinander verweben, und das kann man als Klassikfan doch durchaus wuerdigen, oder nicht? Aber oft spielen die DJs keine Popmusik
    in dem hier gemeinten Sinne.


    Darueber hinaus mag ich auch kontrapunktisch "minderwertigere" Popmusik:
    Travis, Radiohead, Oasis, Belle & Sebastian, the doors, frueher MJ...

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Liebe Musikhörer und -theoretiker!


    Manchmal mag ich es ganz einfach, daher gibt es für mich tatsächlich nur zwei Arten von Musik: die die mir gefällt und die die mir nicht gefällt. Von beiden gibt es zu viel. - Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, welchem Genre man etwas zuordnet, da es alle betrifft. - Es gibt z. B. guten Techno (der übrigens nicht unbedingt etwas mit "Dance/Tanzmusik zu tun haben muß) und es gibt den schlechten (den, der die typischen Klischees erfüllt), aber das tut nichts zur Sache. - Wenn man - wie ich - einen emotionalen Zugang zu Musik hat, fällt es schwer irgendetwas auszuschließen, da Emotionen nicht ganz so leicht lenkbar sind und sie sich nicht die Frage stellen, ob ihnen etwas überhaupt gefallen "darf". - Wenn Leonard Cohen singt, kommt das ungefiltert aus ihm und es ist egal, wenn er die Gitarre nicht spielt wie John Williams seine , da Cohen keinen "Umweg" über fremde Notentexte nehmen muß, sondern sich, - mit den ihm gegebenen Möglichkeiten - einfach ausdrücken kann; er muß nicht so tun als ob. - ICH mag das.
    -
    Erstaunlich finde ich, daß hier Namen wie B. Spears und so weiter fallen und man daran seine Abscheu vor "Popmusik" festmacht. Denn ich kann ja auch schlecht behaupten, daß ich Volksmusik verabscheue, weil H. Hinterseer hauptsächlich für Skatologen interessant ist.
    - Man sollte sich kein Urteil erlauben über Dinge die man nicht kennt, aber man sollte sich mit ihnen beschäftigen, da es bereichernd sein könnte. -


    Zum Glück ist der Name von Radiohead hier bereits gefallen - bis vor einiger Zeit meine Lieblingsband - , das hat mit Spears nämlich so viel zu tun wie Bach mit Familie Strauß. Aber ich denke offene Ohren die mit Ligeti Probleme haben, werden auch mit Radiohead nicht viel anzufangen wissen und auch der sogenannte Prog-, Art-, was-weiß-ich-Rock der 70er ist für viele mehr Hirnwichserei als ernstzunehmende Musik (oben steht ja dankenswerterweise schon was von zu höhen Ansprüchen und kaum vorhandenem Umsetzungsvermögen (es gibt auch da Ausnahmen . . . )) - heute klingt das zu einem nicht sehr geringen Teil schon sehr alt (älter als Monteverdi unter W. Christie klingt) . . . -


    Wer kennt zum Beispiel folgendes:


    http://www.jpc.de/image/w600/front/0/0718751972827.jpg


    Godspeed You Black Emperor!
    "lift yr. skinny fists like antennas to heaven!"?


    Das wurde von irgendwelchen Musikjournalisten Postrock getauft, ist trotzdem großartigste Musik, die nicht leicht festzumachen ist mit Begriffen wie Pop, Rock, Klassik - was sind schon Begriffe gegen Musik, die ergreift, aufbaut, erschüttert, niederschmettert, begeistert, . . . und trotzdem auch den Kopf nicht zu kurz kommen lässt.


    Oder:


    http://ecx.images-amazon.com/i…I/415JASSPE1L._SS500_.jpg


    The Paper Chase
    Hide the kitchen knives


    für Menschen die mit "harter" Musik keine Probleme haben und in diesem Bereich etwas äußerst Intelligentes, Komplexes suchen (Radiohead-Hörer sollten da ´mal reinhören, kommt aus einer ganz anderen Gegend ist aber auf eine ganz andere Art ebenso interessant wie "Kid A" und "Amnesiac"; Bach-Hörer die auch mit "Moderne" etwas anfangen können, ebenso).
    -
    Wenn man sich abseits von Radio auf die "andere" Moderne einlässt, kann man so seine Überraschungen erleben. - Ich wäre wahrscheinlich nie zur "Klassik" gekommen, hätte ich nur die Beschallung des Karlsplatz-WC in der Nähe der Oper als solche erkannt (da gibt es den ganzen Tag Strauß-Walzer für die Touristen - wahrscheinlich das am häufigsten fotografierte WC der Welt . . .).


    Ohne Musik - na ihr wisst schon, der Nietzsche-Evergreen . . .


    Liebe Grüße aus Wien.

  • Mozart & Mercury
    Beethoven & Bowie
    Kermes & Carey


    So eine Playlist kann schon mal dabei herauskommen, wenn ich mangels Bock, mich für eine CD zu entscheiden, meine Festplatte im Random-Modus drehe.


    Mich stört das nicht. Im Gegenteil.


    Passt hervoragend
    a) zusammen
    b) zu mir
    c) auf meinen MP3-Player


    :beatnik:
    V.

  • Hallo!


    227 Antworten, und noch keine von mir, ts, ts...


    Ich habe inzwischen die Pop-Musik durchforstet und bin dabei freilich nur da hängengeblieben, wo sie mir gefiel (im Gegensatz zur klassischen Musik, wo ich auch zu Bildungszwecken Werke angehört habe, bei denen mir klar war, daß sie mir nicht gefallen). Eine Ausnahme mache ich inzwischen bei den ganz aktuellen Songs - die neue Nr. 1 der Single-Charts höre ich mir stets an.
    Ich habe in der Pop-Musik viel gefunden, das mir gefällt. Das ist nicht nur (vergleichsweise) Anspruchsvolles wie Queen oder Bob Dylan. Mir gefällt auch "Baby one more time" von besagter Frau Spears. Warum auch nicht? Wozu ein Tabu daraus machen?


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Ui, an den Thread hier erinnere ich mich noch dunkel :D


    Also von Britney Spears fand ich immer ihre ersten Songs am besten :stumm:
    Ab diesem Slave-Song gings abwärts...

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • "Toxic" ist soweit ich weiß kurz vor "Slave" entstanden und technisch einer der besten, wenn nicht die beste Nummer - und IMO auch die inspirierteste. Musik stammt ja sowieso nicht von Frau Spears :rolleyes: Aber jetzt wirds schon wieder sehr speziell.


    In einer Zeit, in der sich Komponisten entweder ironisch oder stilbereichernd mit Pop/Rock-Musik auseinandersetzen, kann man wohl kaum von einem wirklichen Feind reden. Sicher gibt es in diesem Bereich viel Geschmackloses, Vordergründiges, manchmal auf Triebe reudziertes. Aber das gibts ja auch in der Klassischen Musik, nur daß die Musik eines R. Strauss durch Orchesterklang getarnt und dem gängigen Konzertpublikum daher zuträglicher ist. ;)


    :hello:
    Wulf

  • Natürlich ist Popmusik kein Tabu, deshalb habe ich nach langer Zeit mal wieder was bestellt:


    Dire Straits - Making movies
    Eric clapton - 461 Ocean boulevard
    Paul Simon - live in paris


    Vielleicht sind es auch nur Konzessionen an die verflossene Jugend :pfeif:.


    Grüsse


    Achim :hello:

  • Über meine Beschäftigung mit Pilgerliedern und Tänzen des Mittelalters bin ich nach langen Jahren wieder mit folk music in Kontakt gekommen, insbesondere aus Irland, dem UK, Frankreich und Spanien.


    Die Nähe ist erstaunlich und man hört - ausgestattet mit der Hörerfahrung des Mittelalters - die Musik heute anders als vor 20 Jahren.

  • Zitat

    Original von SMOB
    Was ich dazu sagen moechte ist, dass gerade DJs oft kontrapunktisch
    arbeiten, also mehrere Ideen ineinander verweben, und das kann man als Klassikfan doch durchaus wuerdigen, oder nicht? Aber oft spielen die DJs keine Popmusik
    in dem hier gemeinten Sinne.


    "DJs" sind mein Hassthema schlechthin, was zeitgenössische U-Musik betrifft. :motz: :kotz:


    Es mag ja tatsächlich Künstler geben, die die von SMOB bezeichneten Eigenschaften tatsächlich umsetzen. In 98-99 % aller Fälle, wenn von einem "DJ" gesprochen wird, scheint es sich meiner Meinung nach um Menschen zu handeln, die drei-bis-sechs-Minuten-Tracks von CDs aneinanderreihen um das tanzende oder "Chillende" ( :no:) Publikum, dem vorherrschenden Geschmack nach, bestmöglich zu unterhalten. Und dazu wird noch ein bisschen auf einer Schallplatte rumgekratzt und vielleicht auch per Mischpult noch ein paar brutale Rhythmen und sonstige Effekte/Jingles drübergebügelt. Wobei das schon einen Aufwand darstellt, den natürlich ein sogenannter DJ auf einer mittelgroßen (beispielsweise) Studentenparty nicht betreiben würde. Die allermeisten, die sich als DJ bezeichnen, sind also schlichtweg CD-Titel-Abspieler, die bestenfalls parallell dazu auch noch eine Schallplatte unsachgemäss bearbeiten. Soetwas als Kunstform zu bezeichnen, halte ich für eine Unverschämtheit!


    Die ganz wenigen DJs, die tatsächlich interessante/in-so-etwas-wie-Trance-versetzende Klangereignisse erzeugen/(Imprivisieren/"komponieren") können aufgrund ihres musikalischen Gespürs und Könnens, will ich von dieser Kritik ausnehmen.


    Meiner Anklageschrift ist allerdings anzumerken, dass ich Lokalitäten, in denen DJs die Musik erzeugen, meist meide, da mir die Lautstärke, die Art der Tanzerei und meist auch der Zustand des Publikums und der Atemluft nicht so liegt. Ich kann also nicht behaupten, mich in der Szene wirklich auszukennen. Dennoch überwogen freilich stets die Negativerfahrungen, obwohl ich mich das ein oder andere mal durchaus offen auf das Experiment einliess.

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  • Deiner "Anklageschrift" stimme ich schon im Großen und Ganzen zu, aber dann gibt es doch ein Paar echte Künstler, auf die das zutrifft, was SMOB schreibt ( einschließlich, dass das, was die machen, meist kein Pop mehr ist), die wirklich mit Mischpulten und Computern auch live improvisieren können.


    Einer ist z.B. D.J. Snooky. Ich habe eine sehr interessante CD von ihm zusammen mit dem Free Jazz Trio des New Yorker Pianisten Matthew Shipp. Noch besser war es freilich, die 4 zusammen live zu erleben: Zu dichtester, äußerst intensiver Improvisation des Trios mischte D.J.Snooky spontan, durchaus stets passend, Musik- und Klangfetzen, sowie durchgehend ungerade Rhythmen aus allen Teilen der Welt dazu und bereicherte diese freie Kollektivimprovisation um eine weitere Dimension, indem er Ausschnitte von Filmen von Guy Debord und anderen Situationisten an eine Großbildleinwand projizierte. Etwas skeptisch hingegangen, war ich fasziniert.


    Musikalisch fürchterlich einfallslos finde ich auch den gängigen Rap/Hiphop, von den allermeisten Texten der Pop-Rapper gar nicht zu reden, dabei gab es mal, lange bevor Rap/Hiphop Pop wurde, die "Last Poets" oder Gil Scott-Heron - Rap mit klasse Texten zu tollem Funk.


    Dabei gehts auch hier anders: Z.B. das Rap/Hiphop -Kollektiv "Antipop Consortium" :D, z.B. wieder mit einer Aufnahme mit dem zu ungeraden Beats improvisierenden Matthew Shipp:



    :jubel: :jubel: :jubel:


    :hello: Matthias

  • Zitat

    Original von Wulf
    Sicher gibt es in diesem Bereich viel Geschmackloses, Vordergründiges, manchmal auf Triebe reudziertes. Aber das gibts ja auch in der Klassischen Musik, nur daß die Musik eines R. Strauss durch Orchesterklang getarnt und dem gängigen Konzertpublikum daher zuträglicher ist. ;)


    Du willst mich doch nur ärgern :P


    Bezüglich Frau Spears: Alle ihre Songs in eine Schublade zu stecken ist im Grunde fast dasselbe wie alle Pavarotti-Arien gleich abzustempeln: Nur hat Britney als Interpretin noch weniger Einfluss auf die Musik als Pavarotti.
    Die Komponisten zählen ja, und das sind oft ganz verschiedene und niemand kennt sie :no:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Hallo Matthias,


    kennst Du Aphex Twin alias Richard D. James?? Gehört IMO auch zu den lohnenswerten Entdeckungen in diesem Sektor. Kaum tanzbar durch schnelle Tempiwechsel, flotte Klangfarbenwechsel , soll wohl ein ziemlich durchgeknallter Hund sein - hat mal statt Vinyl Sandpapier auf den Plattenteller gelegt. :D


    Uwe Schütte, Autor der bei Reclam erschienenen Baisis-Diskothek Rock und Pop hält nebst diesem auch noch große Stücke auf DJ Shadow alias Josh Davies, der auf seinem Album Endtroducing "klassische" HipHop-Beats, mit seltsamen Samples, jazzigen Texturen choralen Elementen und instrumentalen Passagen (Schütte) überlagert.


    :hello:
    Wulf

  • Hallo Wulf,


    von Aphex Twin habe ich mir mal auf Empfehlung Einiges von einem Bekannten ausgeliehen. Schien mir, gegenüber Leuten wie D.J. Snooky, ehrlich gesagt, doch vergleichsweise schlicht. Aber vielleicht habe ich auch zu schnell, nach dem Falschen aufgehört. Konnte ich jedenfalls nichts mit anfangen. Wenn der Elektronik-Anteil zu groß wird, steige ich sowieso aus. "Richtige" Instrumente sind mir lieber - und wenn sie gesampelt und verfremdet sind, oder besser noch in Kombination mit "richtigen" Instrumenten, wie bei meinen obigen Beispielen.


    D.J. Shadow kenne ich nicht.


    Gegen Tanzbares habe ich bestimmt nichts. Da habe ich aus GB einiges Tolles von indo-britischen DJs gehört, die auf abgefahrene Weise Bangla und anderes vom indischen Subkontinent mit Funk, Soul, Rap, Jazzelementen und Karibischem über- und ineinander mixten. Extrem Tanzbar!


    Wenn ich früher selber auf Partys aufgelegt habe (aber als simpler Plattenaufleger), dann in Richtung der Mojo-Club-Sampler (Groove- und Acid-Jazz, Up-Tempo-Soul-Nummern, Funk, etwas Latin und Salsa).


    :hello: Matthias

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