Violinkonzerte im 21. Jahrhundert

  • Den nachfolgenden Beitrag wollte ich zunächst unter Violinkonzerte im 20. Jahrhundert einstellen, bis mir wieder einmal bewusst wurde, dass seit den Milleniumsfeierlichkeiten nun doch bereits ein paar Jahre ins Land gegangen sind. Und selbstverständlich sind auch die Schöpfer neuer Töne zwischenzeitlich nicht untätig gewesen.
    So denke ich, dass sich unter dieser Rubrik schon mehrere interessante Werke zusammentragen lassen, die es wert sind, erwähnt zu werden.


    Beginnen möchte ich diesen Thread aus aktuellem Anlass. Vor wenigen Tagen wurde das Violinkonzert von Jörg Widmann (geb. 1973) von der Jungen Deutschen Philharmonie (Solist: Christian Tetzlaff, Dirigent: Manfred Honeck) uraufgeführt.
    Widmanns halbstündiges Violinkonzert ist ein sehr "gesanglich" angelegtes Werk, ohne jede virtuose Effekthascherei. Dabei weist es eine sehr auffällige Besonderheit auf: Der Solist spielt ohne Unterbrechung, mit Ausnahme einer einzigen Generalpause kurz vor dem Schluss. Es gibt keine Tutti-Stellen, Widmann gönnt dem Solisten also keine einzige Verschnaufpause. Selbst in der bereits erwähnten Generalpause steckt allerhöchste Spannung. Widmann bezeichnet diese Pause - laut Programmheft - als die "dichteste Stelle" des ganzen Stückes.
    Mir hat Widmanns Violinkonzert sehr gut gefallen. Es ist ausdrucksstark und gefühlsbetont, anspruchsvoll und doch publikumswirksam. Ich hoffe, dass es auch bald auf CD eingespielt wird.


    Viele Grüße
    Frank

  • Vielen Dank für diesen Beitrag.


    Das ist die beste Gelegenheiten hier drei meiner liebsten "modernen" Violinkonzerte vorzustellen (allerdings noch aus dem 20. Jahrhundert):


    1. Gian Carlo Menotti: Violinkonzert a-moll




    2. Roberto Gerhard: Violinkonzert




    3. Gerard Schurmann: Violinkonzert




    Wer sich traut, hört rein und wird auch nicht enttäuscht sein. :yes:


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

    Einmal editiert, zuletzt von Davidoff ()

  • Lieber Davidoff,


    wie Frank schon richtig meinte, gibt es schon einen Thread zum Thema "Violinkonzerte im 20. Jahrhundert" (Link siehe Franks posting). Da kannst du all die schönen Violinkonzerte preisen (bis auf Schurmann, der ist langweilig :stumm: ).

  • Ist bekannt ob es eine Einspielung des Widmann-Konzertes oder einen Live-Mitschnitt der Uraufführung geben wird? Ich wäre sehr daran interessiert.


    Viele Grüße,
    Jonathan

  • Nein, die Rede ist nicht von "Insel der Sirenen", sondern wirklich von einem neuen Violinkonzert. Es war letzte Woche tatsächlich die Uraufführung.


    Viele Grüße
    Frank

  • Die Uraufführung von Fazil Says Violinkonzert hat am 20.2.2008 im KKL Luzern stattgefunden durch Patricia Kopatchinskaja, für die das Werk auch geschrieben ist, dazu das Luzerner Symphonieorchester unter John Axelrod. Fazil Say war anwesend.


    Der Erfolg war durchschlagend. Das Interesse für weitere Aufführungen ist enorm, u.a. bei mehreren Veranstaltern allein in Deutschland, dann in Frankreich, der Türkei und in Japan.


    Das Stück ist ungewöhnlich, verwendet verschiedene türkische Perkussionsinstrumente mit komplexen Rhythmen und ungewohnte Klangeffekte.


    Von der Live-Übertragung des Türkischen Fernsehens ist ein Ausschnitt ins Internet geraten, der einen guten Eindruck gibt:


    http://www.youtube.com/watch?v=FUXzsGeI57A


    Im thread "Violinkonzerte des 20.Jh" wurde moniert, dass das Stück plakativ und zu simpel sei. Ich war bei der Uraufführung dabei und habe es nicht so empfunden. Erstens hat die Geige Gelegenheit verschiedenste ungewohnte Klangfarben und Klangfiguren zu produzieren. Dann lieferte der türkische Drummer an der Rampe einen ganz wesentlichen Beitrag, quasi als zweiter Soliist produzierte er hypnotische Rhythmen (man sieht ihn im Video leider kaum). Durch ihn und die derwischartige Spielweise der der Kopatchinskaja entfaltete das Stück einen eigenartigen Sog, dem man sich kaum entziehen konnte. Ich sah jedenfalls noch nie an einer Uraufführung eines Violinkonzertes die Leute so mitgehen und jubeln.


    Man muss dieses Werk als fremdartiges Kulturprodukt hinnehmen, das sich an unseren gewohnten Masstäben nicht messen lässt.


    Laurent

    Einmal editiert, zuletzt von Laurent ()

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