Bei heute noch lebenden aktiven Dirigenten habe ich schon größere Verständnisprobleme, warum etwas (mit ihrem Willen) veröffentlicht wird, was nicht handwerklich sauber ist. Warum versucht er es nicht ein zweites Mal und bekommt es dann vielleicht besser mit dem Orchester hin?
Keine Chance! Wenn eine Studioaufnahme gemacht wird, dann werden mit den Künstlern der oder die Termine fixiert und ein Studio bzw. ein Saal mit Technikern und Equipment für eine gewisse (angemessene) Zeit gemietet. In dieser Zeit muss die Aufnahme im Kasten sein. Was man in dieser Zeit nicht ausbessern kann, bleibt drinnen. Einen zweiten Versuch gibt es nicht, der würde zum Einen die Kosten viel zu sehr in die Höhe treiben und zum Anderen den Erscheinungstermin weit nach hinten verschieben, da in der Regel die Terminpläne viele Monate - bei Spitzenkräften oft Jahre - gefüllt sind.
(Mir fällt gerade nur ein Beispiel ein, wo eine Opernaufnahme wegen Krankheit so daneben ging, dass das Ergebnis nicht veröffentlicht werden konnte. Eine Nachaufnahme war unumgänglich, wollte man nicht alles wegwerfen. Das Ergebnis erschien fünf(!) Jahre nach den ersten Aufnahmen...)
PS: Jetzt fiel mir noch ein Beispiel ein, wo der Dirigent nach einer Operneinspielung mit dem Ergebnis nicht zufrieden war und eine Veröffentlichung untersagte. Die Plattenfirma konnte in absehbarer Zeit keine Termine für Nachaufnahmen finden und entschloss sich, die Aufnahme gegen den Willen des Dirigenten zu veröffentlichen. Darauf kam es zum Bruch und der Dirigent machte keine weitere Studioaufnahme...