Strauss‘ opus magnum „Die Frau ohne Schatten“ hat es immer schon schwer gehabt: Allein Handlung und Hintergründe lassen sich nur mit Mühe und viel Sekundärliteratur annähernd erfassen; durch Strauss häufig wuchtige Instrumentation bekommt man bei Aufführungen vom Text kaum etwas mit und die immensen aufführungstechnischen Anforderungen und Probleme tun ihr übriges, dass das Werk lange Zeit nicht den Stellenwert hatte, den es verdient.
Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert und nur die wirklich großen Häuser wagen sich unterschiedlich überzeugend an eine Produktion des Mammutwerkes.
Auch bei Aufnahmen sieht es nicht anders aus, dabei war Böhms Studioproduktion 1955 eigentlich eine der ersten Strauss-Opern-Studio-Produktionen. Es gibt im Vergleich zu anderen Werken dieser Größenordnung relativ wenige Aufnahmen, von denen keine restlos überzeugt (aber welche Opernaufnahme tut das schon):
Es gab gerade mal drei ungekürzte Einspielungen: die erste (EMI, Sawallisch) ist bedauernswerter Weise dem Rotstift der Plattenindustrie zum Opfer gefallen (hat die zufällig jemand?), übrig bleiben noch die beiden Solti-Aufnahmen der DECCA, einmal als CD-Studioproduktion und zum anderen als Video-Live-Mitschnitt der Salzburger Festspiele. Aus Sängerischer Sicht ist die Studioproduktion leider nicht als ideal anzusehen (Domingos deutsche Aussprache und Hildegard Behrens), aber leider gibt es ungekürzt keine CD-Alternative mehr dazu.
Sinopolis vielgelobte neue Aufnahme (Teldec) hinterlässt einen komischen Beigeschmack, da sie einmal die leider üblichen Striche aufweist und zum anderen stark manipuliert wurde: Ursprünglich sollte bei der Dresdner Aufführunsgsserie Heppner singen. musste aber krankheitsbedingt komplett absagen. man kann sich denken, auf welche Weise er dann doch auf die Aufnahme kam. Zudem ist es eine Geschmacksfrage, inwieweit einem persönlich Sinopolis analytische Herangehensweise bei solch einem „subjektiven“ Werk zusagt.
Karajans Live-Enspielung bei DGG kenne ich (noch) nicht, allerdings hat der Maestro nicht nur durch Striche, sondern auch durch Umstellung von ganzen Szenen dramaturgisch in die Struktur des Werkes eingegriffen.
Blieben noch die beiden Aufnahmen von Karl Böhm (Decca und DGG). Böhm setzte sich bekanntlich sein Leben lang für dieses Werk ein, dass er besonders mochte und stellte sich „sein“ FroSch-Ensemble zusammen.
Der DGG-Mitschnitt (1977, Wiener Staatsoper) beinhaltet ebenfalls leider die üblichen Striche, hat aber eine bemerkenswertes Sängerensemble. Leider habe ich den Eindruck, dass der greise Böhm mit der Aufführung mittlerweile gelegentlich körperlich überfordert zu sein scheint.
Die frühere Mono-Studio-Einspielung der DECCA hat eine überraschende Klangqualität, zudem ist es unglaublich, was Böhm aus der Partitur herausholt. Zudem beinhaltet diese Produktion bei weitem weniger Striche als die späteren... Leider gefällt mir die Sängerbesetzung im Vergleich zur späteren Aufnahme nicht ganz so gut, ist aber auch Geschmackssache...
Es gibt noch viele andere Einspielungen, vor allem Live-Mitschnitte. Vielleicht kann sich dazu noch jemand äussern?
Über weitere Meinungen zu dem Werk und seinen Aufnahmen freue ich mich schon.
Gruß
Karsten