Catarina Ligendza

  • ......denn mir kommt es so vor, als habe sie nicht die allerbeste Technik gehabt.


    Lieber Rheingold,


    das würde mich ja sehr interessieren, was Du an Ligendzas Technik monierst!
    Zumindest in ihrem Fach ist mir nie etwas aufgefallen, was ich hätte kritisieren wollen.
    Lediglich bei ihrer Amelia in Verdis "Ballo" war das eine oder das andere nicht "recht gesungen".
    Aber sonst? Ich bin gespannt!


    Von ihrem Verhältnis zu ihren Eltern weiss ich gar nichts - und deshalb auch nicht, welchen Einfluß das auf ihre Karriere gehabt haben könnte!


    Es wir oft darüber gemunkelt, warum sie so weitgehend auf eine Gastiertätigkeit verzichtet und die Arbeit in einem Ensemble bevorzugt hat. Ein nicht unwesentlicher Grund sind dafür sicher ihre Augen und die schlechte Sehfähigkeit gewesen. Sie hat aber in einem Interview auch mal gesagt, dass sie nicht wüsste, wo sie unter besseren Bedingungen arbeiten könnte als in der Deutschen Oper Berlin.


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die erste Aufnahme, die von dieser Sängerin hörte, war diese:



    Kein optimaler Start...


    Diese Einspielung ist ja in mehrfacher Hinsicht nicht wirklich optimal. Trotzdem ist sie besser als ihr Ruf. Domingo als Stolzing - großer Name, aber nicht ideal (schon sprachlich bedingt). Fischer-Dieskau finde ich auf eine Art allerdings sehr für sich einnehmend. Natürlich ist er kein genuiner Sachs und wird den enormen Erfordernissen der Rolle insgesamt nicht ganz gerecht (er ist halt so ganz und gar kein Schuster aus dem Volk). Wer jetzt meint, er konnte den Sachs doch nur im Studio, sei eines besseren belehrt: Er sang die Partie tatsächlich (und mit großem Erfolg!) auch auf der Bühne (München 1979). Ein echter deutscher Nationalpoet. Die Monologe geraten hier fast kunstliedhaft und mit grandioser Deklamation. Eugen Jochum, im Wagnerfach leider nicht allzu oft betraut worden, erweist sich als sehr guter Begleiter.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wer jetzt meint, er konnte den Sachs doch nur im Studio, sei eines besseren belehrt: Er sang die Partie tatsächlich (und mit großem Erfolg!) auch auf der Bühne (München 1979).

    Ich weiß. Übrigens auch an der Deutschen Oper Berlin. Und ich kenne gleich einige, die drin und begeistert von ihm waren. Aber das ändert ja nichts daran, dass rau Ligendza bessere Partien als die Eva hatte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • .....dass Frau Ligendza bessere Partien als die Eva hatte.

    (Ein dem Zitat habe ich ein 'F' eingefügt!


    Lieber Stimmenliebhaber!
    Ja, das hatte sie!
    Ich wüsste übrigens nicht, dass sie in Berlin die Eva gesungen hätte. Die war eigentlich immer mit Grümmer und später mit Lorengar oder Janowitz besetzt!
    Man muss allerdings wissen, dass die genannte Aufnahme der Meistersinger unter schlichtweg desaströsen Umständen zustande kam.
    Ligendza hat darüber ja in einem Interview berichtet:
    Fischer-Dieskau war bei den Aufnahmesitzungen nie dabei. Er hat seinen Part später dazugesungen!
    Und Domingo war nicht in der Lage, den Text in einer halbwegs angemessenen deutschen Diktion zu memorieren, sodass weite Strecken des Werkes fast Takt für Takt aufgenommen werden mussten, damit man ihm noch mal einflüstern konnte, wie das klingen muss, was er jetzt zu singen hatte.
    Unter diesen Bedingungen konnte Catarina Ligendza einfach nicht den Bezug zu der Partie finden, die sie noch nie gesungen hatte!


    Ich denke, lieber Stimmenliebhaber, wir sollten ihr nicht immer wieder diese Eva vorhalten. Zum Glück gibt es inzwischen einige Mitschnitte, die ihre Qualitäten und ihren Rang eindrucksvoll bestätigen!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Ich kam mit Caterina Ligendza das erstemal 1986 in Berührung, zu der Walküre im Berghaus Ring in Ffm. .
    Hatte schon die Hauptprobe und die Generalprobe gesehen und war von ihrer Darstellung damals überalle Maßen angetan.
    Sehe sie noch vor mir als Flügelbestückte Brünnhilde auf dem Stuhl sitzend (letzte Szene Walküre) und Wotan (WolfgangProbst) ihr die Augen schloss! :hail:
    In dieser Inszenierung sang uns spielte sie nicht nur die Brünnhilde, nein sie war die Göttertochter, unglaublich faszinierend und schön! Ich habe den Ring oft gesehen vorher und nachher, aber keiner blieb so in Erinnerung als dieser Berghaus Ring in den wunderschönen Bühnenbildern und Kostümen von Axel Manthay.
    Allein für ihre Brünhilde gebürt ihr mein Dank! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich kam mit Caterina Ligendza das erstemal 1986 in Berührung, zu der Walküre im Berghaus Ring in Ffm.


    Lieber Fiesco,


    leider habe ich sie in dem Berghaus-Ring nicht erlebt. Irgendwie hat es nie gepasst, nach Frankfurt zu fahren, wenn sie gesungen hat. Es freut mich aber, dass sie auch in der Inszenierung von der großartigen Ruth Berghaus überszeugt und begeistert hat.
    Du hast sie ja dann ganz am Ende ihrer Laufbahn gehört. Ist es nicht wunderbar, dass man da noch eine Brünnhilde von ihr hören konnte, die in jeder Hinsicht gebannt und verzaubert?


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Ich denke, lieber Stimmenliebhaber, wir sollten ihr nicht immer wieder diese Eva vorhalten. Zum Glück gibt es inzwischen einige Mitschnitte, die ihre Qualitäten und ihren Rang eindrucksvoll bestätigen!

    Lieber "Caruso41",
    mir geht es gar nicht darum, ihr diese Aufnahme immer wieder "vorzuhalten", sondern darum, verständlich zu machen, warum das für mich bei ihr nicht "Liebe auf den ersten Ton" war und sich aufgrund dieses frühen ernüchternden Erlebnisses (vorher hatte ich die Grümmer und die Donath in Einspielungen sowie die Hajossyova live als Eva gehört) auch keine wirkliche "Liebesbeziehung" zu dieser Stimme bei mir entwickelt hat - und das, obwohl ich auch eine Isolde unter Carlos Kleiber von ihr gehört habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Rheingold,


    das würde mich ja sehr interessieren, was Du an Ligendzas Technik monierst!


    Lieber Caruso, ich hatte absichtlich die Formulierung gewählt, dass es mir so vorkommt, "als habe sie nicht die allerbeste Technik gehabt". Da ist viel Konjunktiv Spiel. Du hast sie oft live gehört, ich nie. Ich bin also auf Konserven angewiesen, die nicht besonders klingen und gern übersteuert sind. Es wäre wirklich an der Zeit, ein paar Mitschnitte herauszubringen, die sich auf höherem Niveau bewegen als das, was auf dem grauen Markt zugänglich ist. Je öfter ich sie höre, umso mehr hege ich den Verdacht, dass sie über ihre Verhältnisse singt. Von Haus aus würde ich sie ehr im jugendlich-dramatischen Fach verorten. Vielleicht wäre sie mit Rusalka, Gräfin, Elsa, Euryanthe und solchen Partien auf Dauer besser beraten gewesen als mit Isolde, Leonore (Fidelio) oder Brünnhilde. Dass sie das trotzdem sang, macht natürlich die Faszination aus. Das ist mir schon klar. Sie geht in meinen Ohren immer an Grenzen und wird dann undeutlich, verwaschen und blass. Die Tiefen sacken regelrecht ab. Mir ist die Linie nicht perfekt genug ausgeprägt. Das alles geht dann auf Kosten des Ausdrucks. Das ein paar Gedanken, hochindividuell, gar nicht fachmännisch. Hier spricht nur der schlichte Opernhörer.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Je öfter ich sie höre, umso mehr hege ich den Verdacht, dass sie über ihre Verhältnisse singt.


    Lieber Rheingold,


    dazu kann ich eigentlich gar nichts sagen, da sich bei mir ein solcher Verdacht nicht mal im Ansatz eingestellt hat. Ich habe Ligendza in vielen Aufführungen zwischen den späten 60er und den frühen 80er Jahren gehört. Nicht nur im jugendlich-damatischem Fach sondern auch in hochdramatischen Partien.
    Ich weiss von mir, dass ich oft sehr schnell und meist überkritisch reagiere, wenn Stimmen im falschen Fach eingesetzt sind und überfordert werden. Bei Ligendza kann ich mich eigentlich nur an eine Partie erinnern, bei der ich dachte, sie sollte das nicht singen, und das war die Amelia in Verdis "Ballo". Sonst habe ich stets das gute Gefühl gehabt: "einfach ideal"!


    Aufnahmen von Ligendza höre ich eigentlich nur sehr selten.
    Aber bevor ich hier zu ihrem Geburtstag gratuliert habe, habe ich noch mal aus dem Bayreuther Ring von 1971 das Schlußduett aus "Siegfried" und den Schlussgesang der Brünnhilde aus der "Götterdämmerung" gehört. Da habe ich nichts bemerkt, was ich hätte monieren wollen!


    Bin ich zu unkritisch?


    Liebe Grüße


    Caruso41

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  • Bin ich zu unkritisch?


    Bist Du nicht, lieber Caruso. Es ist wohl so, dass ich Catarina Ligendza wohl nur deshalb etwas anders höre, weil ich sie nicht live erlebt habe. Mir kommt es so vor - auch aus anderen Beispielen - dass sich aus Tondokumenten andere Eindrücke gewinnen lassen, wenn man die Sängerin oder den Sängern nicht selbst erlebt hat. Und umgekehrt hört man aus Aufnahme immer auch ein wenig das eigene Live-Erlebnis mit. Aber das wäre ein Thema für sich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe mir vorhin das Schlussduett "Heil Dir Sonne, heil Dir Licht" aus SIEGFRIED mit Catarina Ligendza und Jean Cox angehört. Eine der schönsten und hörenswertesten Aufnahmen dieser Szene, das ich kenne!


    (Bitte auf den Punkt gehen, dann erscheint das Cuver dieser CD)

    W.S.

  • Ja, lieber Wolfgang, das ist wirklich eine großartige Aufnahme!


    Leider ist sie entschieden zu wenig bekannt. Selbst eingefleischte Wagnerianer haben oft noch nicht von ihr gehört. Warum der Bayreuther Ring von 1971 nicht auf einem reputierlichen CD-Label herausgekommen ist, weiss ich wirklich nicht. Liegt es an Stein, der nicht gerade ein Zugpferd ist aber den Ring doch sehr anständig dirigiert?


    Man sollte mal etwas für die Bekanntheit dieser Aufnahme tun. Wenn ich wüsste, wie man das macht (und ob man das darf!), würde ich die Aufnahme bei YOUTUBE einstellen. Und zudem die Schwurszene aus der Götterdämmerung und vor allem den Schlußgesang der Brünnhilde mit der Ligendza!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe mir vorhin das Schlussduett "Heil Dir Sonne, heil Dir Licht" aus SIEGFRIED mit Catarina Ligendza und Jean Cox angehört. Eine der schönsten und hörenswertesten Aufnahmen dieser Szene, das ich kenne!


    (Bitte auf den Punkt gehen, dann erscheint das Cuver dieser CD)


    Ich habe Catarina Ligendza zwei Mal im Stuttgarter Ponelle-Ring erlebt und trage diese Sternstunden noch sehr präsent in meiner Erinnerung. Als ich ihr dies vor einigen Jahren in Ölbronn erzählte, war sie zu Tränen gerührt. Eine großartige Künstlerpersönlichkeit. Auch ihre Isolde war ein Ereignis der Ausnahmeklasse. :hail::hail:

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Lieber Marcel,


    vielen Dank. Extra für Dich werde ich eine Ergänzung schreiben.

    Herzlichst

    Hans

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