...ist nicht nur im Tamino-Klassikforum heiß umstritten. Schon zu Lebzeiten galt er eher als "angenehmer" Komponist für den Salon, viele Stücke ("Lieder ohne Worte") wurden zu Schlagern der damaligen Masse. Auch ein Mythos vom tragischen Künstlerschicksal wie bei Beethoven, Schubert, Schumann... war mit Felix, dem "Glücklichen" nicht zu beschwören. Vielmehr galt er als "schöner Zwischenfall der deutschen Musik" (Nietzsche) und wurde fast schon giftig als "eleganter und gefälliger Notar" (Debussy) abgewertet.
Besonders entscheidend für die historische Beschäftigung mit diesem Komponisten ist - leider Gottes - seine jüdische Herkunft. Mendelssoh nahm (widerwillig) den Namen seines Onkels "Bartholdy" als Zweitnamen an, um ein wenig von seiner schon damals problematischen, angefeindeten "Rasse" abzulenken. Die endgültige Verachtung seiner musikalischen Bedeutung fand natürlich unter der NS-Kulturpolitik statt. In Richard Eichenauers "Musik und Rasse" (1937) wird Mendelssohn die "gefällige Ausnützung bestehender Formen, ein gewisser Mangel an jenem Schwergewicht, das für nordisches Empfinden zu einem "großen" Menschen gehört", vorgeworfen. Sein Denkmal in Leipzig wurde zerstört, seine Musik verboten...
Heutige "Mendelssohn-Verachter" haben zwar meist kein Problem mehr mit Mendelssohns Herkunft. Trotzdem haben sich die Vorurteile gegenüber dem "klassizistischen" Komponisten mancherorts gehalten. Welche Bedeutung messt ihr Felix Mendelssohn-Bartholdy zu? Welche Zeugnisse berühmter Menschen kennt ihr noch? Ist Mendelssohn wirklich nur angenehm, schön, gefällig oder steckt auch in ihm ein Genie mit allen dazugehörenden Facetten?
Auf eine spannende Diskussion freut sich,
Gerald