Das Beste von Kurt Masur

  • Liebe Mitstreiter,


    Natürlich kenne ich den Namen Kurt Masur, ich kenne sein Bild, ich weiß in etwa seine Lebensdaten, und das wars dann auch schon.



    Ja, ein paar CDs hab ich auch noch von ihm, aber eigentlich hab ich die nicht seinetwegen gekauft, sondern wegen eines eventuell darauf befindlichen Solisten. In meinem Fällen waren dies Maxim Vengerov und Elisabeth Leonskaya.


    Als ich vor zwei Tagen einige Einspielungen des Mendelssohn-Violinkonzertes vergleichend abhörte, war ich verwundert, wie ausgezeichnet (IMO) die Masur/Vengerov Aufnahme auch im Vergleich mit anderen Spitzenaufnahmen ist.


    So ergibt sich für mich die Frage, ob ich nicht (wie einst bei Kempe,-Tennstedt harrt noch der Entdeckung :happy: ) etliches achtlos übersehen habe, wo sich der Blick (mit den Ohren :happy: ) darauf sehr wohl gelohnt hättte.


    Und genau das möcht ich nun hier abfragen.
    Aufnahmen von Masur, die vorne an der Spitze mitmischen.


    BTW: Wo nimmt der jetzt überhaupt auf ?
    TELDEC dürfte es ja AFAIK so gut wie nicht mehr geben.....



    Gruß aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    aus gegebenem Anlass (Mendelssohn 4.)


    achim schrieb dort


    [Zitat]
    ...ich habe die 3.+ 4. bisher nur mit Masur (wie ich finde "ordentlich", aber unauffällig gespielt)[/Zitat]


    wärme ich einmal den Masur-Thread auf, da ich mir eine Antwort nicht verkneifen kann: ich halte Herrn Masur für, na, ja, sagen wir mal "etwas überbewertet". Die CD`s und LP's, die ich von ihm besitze, besser gesagt mit ihm, habe ich ganz gewiss nicht seinetwegen gekauft. Ich könnte auch keine einzige Aufnahme nennen, die mich berührt hätte oder die ich in irgendeiner (positiven) Form würde würdigen können. Am ehesten noch die "Vier letzten Lieder", aber auch die nur wegen Jessye Norman. Ansonsten herrscht da für mich stets gepflegte Langeweile, ob mit dem Gewandhaus oder mit den New Yorkern (wobei ich bis heute nicht verstehe, wie die ausgerechnet auf K.M. kamen).
    Wahrscheinlich hat vieles, was ich hier schreibe, mit meinen Vorurteilen ihm gegenüber zu tun, aber dennoch: mein Fall ist er, ähnlich wie Tennstedt, den du ja auch erwähntest, nicht!


    Gruß
    Uwe

  • Ich habe Masur ein einziges Mal in wirklicher "Hochform" erlebt, im Jahr 1987 mit den Berliner Philharmonikern mit der 13. Sinfonie von Schostakowitsch. Sonst "glänzt" er wohl eher dadurch, Aufnahmen mit guten Solisten gemacht zu haben, (J. Norman, Grimaud) als durch besondere Leistungen. Er muss es aber schon zu DDR-Zeiten geschafft haben, seine entschieden interessanteren Kollegen Kurt Sanderling und Herbert Kegel in den (unverdienten) "Hintergrund" zu spielen. Einen Großteil seiner Popularität verdankt er gewiss den Ereignissen des Jahres 1989, seiner Rolle während der "Wende" in der DDR. Das mag u.a. dazu geführt haben, daß er nach New York kam. Als Dirigent hat er mir nur wenig zu sagen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo und Guten Abend,


    eigentlich ein Thema, zu dem ich mich nicht melden sollte, kann ich doch als gebürtiger und bekennender Leipziger auch nicht die Spur von objektiv sein.
    Ich verdanke Kurt Masur einmal eine ganze Reihe spannender Konzerterlebnisse in meiner Studentenzeit. Ich könnte zwar nicht einmal sagen, daß ich mich an irgendein Konzert speziell erinnern könnte, aber es war halt immer wieder ein Ereignis für mich.
    Zum anderen hat er sich durch sein couragiertes Verhalten im Herbst '89 wohl einem Platz im Herzen jedes Leipzigers erobert.


    Trotzdem - ich habe nicht bewußt Aufnahmen mit Masur gekauft und habe in meinem Katalog auch erst einmal nachsehen müssen, was sich da so findet.
    U. a. Mahlers Siebte mit dem Gewandhausorchester, fast komplett die Mozart-Klavierkonzerte mit Annerose Schmidt und der Dresdner Staatskapelle, daneben ein wenig Mendelssohn, Sibelius Violinkonzert (Zehetmair und Gewandhaus) und ein bißchen Grieg...
    Ich bin zuwenig Vergeichshörer, um zu beurteilen, ob Juwelen darunter sind, aber zumindest die Mozart-Konzerte höre ich ziemlich oft...


    Herzliche Grüße von Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • BigBerlinBear schrieb:

    Zitat

    Er muss es aber schon zu DDR-Zeiten geschafft haben, seine entschieden interessanteren Kollegen Kurt Sanderling und Herbert Kegel in den (unverdienten) "Hintergrund" zu spielen.


    Künstlerisch war zumindest Kegel in meinen Augen immer ebenbürtig und nicht im Hintergrund - zumindest sehe ich das aus meiner Leipziger Sicht so. Kegel stand immer für das etwas modernere und mutigere Repertoire, Masur eher als Bewahrer klassischer Kulturgüter. Was man auch dem Publikum sowohl vom Altersdurchschnitt als auch vom Outfit ansah.
    Masur war einfach mehr im Medieninteresse, auch außermusikalisch. So ist seine Einflußnahme beim Bau des Gewandhauses von uns durchaus interessiert verfolgt worden. Und - er hat es ganz einfach besser verstanden sich in Szene zu setzen, einfach das bessere Marketing, würde man heute sagen. (Das meine ich nicht einmal negativ).



    BigBerlinBear schrieb:

    Zitat

    Einen Großteil seiner Popularität verdankt er gewiss den Ereignissen des Jahres 1989, seiner Rolle während der "Wende" in der DDR.


    Da wär ich mir gar nicht mal so sicher, ob das so war. Ich denke, die Fäden waren früher geknüpft. Die USA-Tournee des Gewandhausorchesters könnte da wichtiger gewesen sein. Die soll - so sagte zumindest ein Schulfreund, der dabei war - gigantisch gewesen sein.


    Viele Grüße nach Berlin
    von Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Reinhard schrieb:


    Zitat

    Die USA-Tournee des Gewandhausorchesters könnte da wichtiger gewesen sein. Die soll - so sagte zumindest ein Schulfreund, der dabei war - gigantisch gewesen sein.


    Ja, das ist gut möglich, habe ich Masur doch sowieso eher als "Live"-Dirigenten in respektabler Erinnerung. Ich lebte in den späten 80gern eine Zeit lang in NYC und eruire lebhaft, wie damals der in Europa bis zur Geschmacklosigkeit geschmähte Klaus Tennstedt von seinem New Yorker Publikum "auf Händen" getragen wurde. Sanderling und Kegel mussten hier Erwähnung finden, um die Konstellation zu umreissen, die in der DDR der mittelbaren Vorwende-Zeit herrschte. BEIDE sind als Interpreten so bedeutend, daß ihnen eigene Threads gewidmet werden sollten. Grüsse aus dem Berliner Tropenhaus 8o

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • 1. Seine Beteiligung an der Bürgerbewegung in der ehemaligen DDR zur Befreiung dieses Landes mit folgender Einschränkung:
    Dazu als Österreicher (Nicht-Marxist, -Kommunist) gedacht, kann ich mir nicht vorstellen, daß die Perle der Ostwirtschaft, die die DDR war, so versaut und milliardenträchtig defizitär war, wie es jetzt von den selbstlosen Investoren des Goldenen Westens dargestellt wird.
    Über die Mauer, den Schießbefehl, die Unterdrückung der Bevölkerung brauchen wir natürlich nicht zu reden.


    2. Seine Fidelio-Aufnahme

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Es gibt imo wenig herausragendes vom Dirigenten Masur.
    Ausnahmen: Eine Alpensinfonie vin Strauss (zudem noch sehr gut klingend) und Schumanns 1.+4. Sinfonie, wobei sich dort das Lob auf die 4. Sinfonie bezieht, die Masur in der Leipziger Erstfassung von 1841 einspielte.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    ich seh schon, ein Thread der seit langem ruht, den ich aber trotzdem kurz wiederbeleben will. Aktueller Anlass ist der Erwerb der Box mit den "Legendary Recordings" von Kurt Masur (Berlin Classics). Was mir zunächst auffällt ist vor allem, dass der Großteil der Aufnahmen Instrumentalkonzerte enthält, bei denen der Dirigent eher im Hintergrund steht. Und damit kommen wir zum Kern meiner Betrachtung:


    Ich behaupte, Masur ist einer der zuverlässigsten Dirigenten auf dem Markt, ein klassischer Kapellmeister, nie schlecht, aber eben auch nie herausragend.


    Woran mag das liegen?


    Nun, ich denke, wer sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnt, fällt auch nicht hinunter. Will sagen, wer sich bei einer Interpretation immer massvoll zurückhält, die Noten spielen lässt, seine Tempi nie extrem nimmt und sich insgesamt nicht wirklich "einmischt", der liegt auch nie richtig daneben.


    Nur, wirklich große Interpretationen beruhen meiner Meinung nach auch darauf, dass der Ausführende das Risiko eingeht, zu scheitern. Dies habe ich bei Masur noch nie erlebt, auch wenn mir viele Aufnahmen als sehr ordentlich in Erinnerung bleiben werden, den Mut zum Extrem hat er wohl nie besessen.


    Wenn man Masur jetzt beispielsweise mit dem Machtmenschen Karajan vergleicht, wird es ganz offensichtlich:
    Karajan schwankt in seinen Ausdrucksextremen oft zwischen genial und total daneben, während Masur eigentlich nie falsch liegt, aber auch nie ein künstlerisches Statement abgibt, es bleibt letztlich alles belanglos.


    Masur ist insgesamt für mich kein "immer gut", sondern ein "nie schlecht" Dirigent, aber leider auch praktisch nie herausragend.


    Gute Nacht, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hallo Masur-Freunde,


    in diesem Forum kommt Kurt Masur allgemein nicht so gut weg. Ich kann nichts negatives von ihm berichten, denn alles was ich von ihm kenne und auf CD habe ist gut.


    Kurt Masur habe ich in den 80erJahren in der Beethovenhalle Bonn live erlebt - ein TOP-Konzert mit laaaaaaaaaaaaangem Beifall und zünftiger Zugabe.


    ;) Die Frage ist, welche Aufnahmen an der Spitze mitmischen !?!
    Klar, ich hatte es bereits im Thread Liszt: Die Sinfonischen Dichtungen und Sinfonien erwähnt:
    Es ist die Gesamtaufnahme aller Orchesterwerke von Franz Liszt, die mit Kurt Masur wegweisend, bahnbrechend und ganz besonders bei den Werken für Klavier und Orchester (mit Michel Beroff) referenzwürdig gelungen ist.


    Darunter sind auch viele Ersteinspielungen wie die Werke
    Fantasie über "Die Ruinen von Athen"; Fantaisie symphonique über "Lelio"; Maledicion für Klavier und Orchester.
    Bei den sinf.Dichtungen kann nur noch B.Haitink gegenüber Masur teilweise punkten und bei den Sinfonien ist IMO nur die Faust-Sinfonie mit Solti(Decca) noch besser gelungen.


    :) Als Liszt-Freund seit meiner frühen Jugend gilt für mich, was nubar im Liszt-Klavierkonzerte-Thread als Einführung schreibt (Liszt scheint aber,wie Masur, in diesem Forum nicht den großen Beliebheitsgrad zu besitzen - schade):

    Zitat

    Hallo liebe Taminoaner,
    Franz Liszt (1811-1886) war und ist einer der ganz großen Komponisten des 19.JH.. Er hat sowohl die Literatur als auch technischen Ansprüche seines Instrumentes revolutioniert und hat zusammen mit Berlioz die symphonische Dichtung hervorgebracht.


    pianoflo schreibt:

    Zitat

    während Masur eigentlich nie falsch liegt, aber auch nie ein künstlerisches Statement abgibt, es bleibt letztlich alles belanglos.


    Dem Zitat kann ich mich überhaupt nicht anschließen, von Belanglosigkeit kann absolut keine Rede sein und schon gar nicht "alles".
    Wie kann man einen Dirigenten so negativ verallgemeinern, wenn man von ihm vielleicht nur ein paar Aufnahmen kennt ? Ich wette pianoflo hat noch keine Liszt-Aufnahme mit Masur gehört ! Bitte nächstens sachlicher, pianoflo ! Und mit Karajan, das kommt noch im entsprechenden Thread !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo,


    Masur hat eine sehr gute Mendelssohn-Sinfonien-GA gemacht (bei ETERNA). Sie gefällt mir ebenso gut wie die Wiener Dohnanyi-Einspielung (die ist allerdings auch toll).


    Freundliche Grüße


    Heinz Gelking

  • Hallo teleton,


    da muss ich dich leider enttäuschen, weil ich sehr wohl schon liszt-Aufnahmen von Masur gehört habe, nämlich von Mazeppa, Orpheus und Les Préludes. Und auch für diese gilt, was ich (natürlich polemisch) in meinem Beitrag sagte: Masur bleibt auf der sicheren Seite, erlaubt sich nicht, den Pathos, der diesen Werken meiner Meinung nach durchaus innewohnt, auszukosten, sondern hat Hemmungen, an diesen Stellen alles zu geben.


    Jedenfalls ist mein persönlicher Eindruck so.


    Es ist auch nicht so, als würde ich nur ein paar Aufnahmen mit ihm kennen, immerhin kenne ich die Beethoven - Sinfonien mit ihm, die Klavierkonzerte (mit Gilels), die Missa Solemnis, Fidelio dann mittlerweile schon den Großteil der Aufnahmen aus der Legendary-Recordings-Box sowie die Mendelssohn-Streichersinfonien, die mich beispielsweise auch nicht begeistern. (liegt aber im wesentlichen an der meines Erachtens zu großen Besetzung)


    Eine wirklich gute Masur-Aufnahme, an die ich mich jetzt spontan erinnern kann, ist einen Aufnahme von Schostakowitschs Siebter Sinfonie, die ich leider nicht besitze, die mich beim Hören aber sehr beeindruckt hat.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hallo pianoflo,


    siehst Du, hiermit haben wir die Sache relativiert --- es ist nicht "alles" schlecht mit Masur, wie Du nun auch selber schreibst.
    Das habe ich gemeint; das Wort "alles" hat mich gestört. Mit solchen Aussagen sollte man vorsichtig sein !
    Es wird bei jedem Dirigenten immer Werke geben, die einem nicht so liegen und gefallen.


    ;) Aber ich finde gerade bei Liszt läßt Masur die Puppen tanzen und nimmt kein Blatt vor den Mund oder hätte irgendwelche Hemmungen (wie Du schreibst) gewisse Stellen auszukosten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,
    ich habe einiges von Masur - vorrangig Beethoven, Mendelssohn,Tschaikowsky- und höre diese Aufnahmen recht oft.Ich teile die geäußerte Meinung durchaus, daß Masur " kapellmeisterlich" agiert.Nur ist dieses Wort für mich klar positiv besetzt.Ich finde es zuweilen ziemlich ermüdend, in jeder Aufnahme nach dem absolut Neuen, Einzigartigen zu suchen und doch oft nur Blendwerk wie rasende Tempi oder künstlich aufgerauhten Klang zu finden.Gerade bei Werken, die sehr gut kenne und liebe, genieße ich oft ein grundsolides Musikantentum. Und dafür steht Kurt Masur ffür mich in beeindruckender Weise und darum sind viele seiner Aufnahmen meine langjähringen Begleiter und werden es bleiben.


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hallo,


    auch ich habe prinzipiell nichts gegen Kapellmeistertum im klassischen Sinne. Grundsolides, ehrliches Musizieren ist mir allemal lieber als eine verkrampfte Suche nach revolutionären Interpretationsansätzen.


    Im Zusammenhang mit Kapellmeistertum fallen mir noch andere Dirigenten ein, denen dieses oft nachgesagt wird, die ich aber teilweise durchaus sehr schätze:


    Kurt Sanderling, Günter Wand, Otmar Suitner, Herbert Kegel werden gern mit diesem altmodisch anmutenden Begriff in Verbindung gebracht.


    @ teleton: Ja, das Wort "alles" in meinem ersten Beitrag war sicherlich deutlich zu pauschal, lag aber wohl auch an der Uhrzeit und an der Flasche Wein, die der Aussage vorherging. :wacky:


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • hallo, die einzig gelungene aufnahme, die ich von ihm kenne: die orchesterlieder von strauss mit jessye norman. die sind nun wirklich fast kaum zu übertreffen. ansonsten geht es mir bei ihm wie bei tennstedt und mesit auch blomstedt: irgendwie alles ganz nett, aber fast nie etwas besonderes. :wacky:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Klingsor


    Zitat

    hallo, die einzig gelungene aufnahme, die ich von ihm kenne: die orchesterlieder von strauss mit jessye norman. die sind nun wirklich fast kaum zu übertreffen.


    Man sollte aber dabei nicht unerwähnt lassen, dass Kurt Masur hier die Straussschen Tempobezeichnungen negiert und durch eigene ersetzt. Als Ergebnis werden die Lieder teilweise zu Vokalisen zerdehnt, was mit einer überragenden Jessye Norman möglich war, aber letztlich doch eher extrem als gelungen ist.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus:


    Zitat

    aber letztlich doch eher extrem als gelungen ist.


    Also ich würde das in DEM Fall eher als "extrem gelungen" (dem damalig langen Atem J. Normans sei Dank), bezeichnen!! Nur wenige Jahre später beim gleichen Werk in Berlin unter Levine war die Puste schon merklich knapp und das "Abendrot" nach 7 und nicht 9 Min. zu ende !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Mit Kurt Masur kam ich sehr früh durch eine Tschaikowsky-Aufnahme in Berührung. Seither habe ich sehr wenig von ihm gehört. Allerdings soll das nichts heißen. Auf YouTube fand ich neulich eine sehr mitreißende Interpretation der 5. Symphonie von Beethoven unter ihm (New York Philharmonic 1994). Und dann ein grandioses Wagner-Konzert aus der DDR von 1988 mit Auszügen aus "Tannhäuser" und den "Meistersingern". Selten habe ich einen solch großartigen Chor bei "Wacht auf!" und im Schlußchor erlebt wie hier. Theo Adam, damals immerhin schon 62, bringt einen tollen Schlußmonolog, sehr mitreißend gesungen und irgendwie "altersweiser" und ansprechender als in der Karajan-Aufnahme aus Dresden. Natürlich trägt auch Masur seinen Teil zum Gelingen des Abends bei. Respekt vor einem großen deutschen Dirigenten!


    "http://www.youtube.com/watch?v=0vC-HI8x7Xg"

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In der heutigen schnelllebigen Zeit muss man schon bereit dafür sein, sich auf Masur einzulassen. Die Konkurrenz ist groß und so ist man mitunter versucht, Masur einfach ungehört zur Seite zu legen. - was ein fataler Fehler ist!


    Masur war und ist nie ein Dirigent gewesen, dem es um irgengwelche Effekthascherei ging - ganz im Gegensatz zu Bernard Haitink, dessen neue Einspielung der 5. Beethoven-Sinfonie des LSO-Labels sich im vierten Satz mit einem Paukeneinsatz voll blamiert...


    Die Beethoven-Sinfonien-Einspielungen der 70er Jahre mit dem Leipziger Gewandhausorchester braucht sich vor der mächtigen Konkurrenz nicht zu verstecken. Seit dem Erscheinen sind sie nie mehr aus dem Philips-Katalog verschwunden. Diese Aufnahmen würde ich denen mit Thielemann ganz klar vorziehen:



    Absoluten Referenzstatus besitzt Masurs Einspielung der 2. Sinfonie von Johannes Brahms aus dem Jahre 1979:


    51GP5R3FJZL._SL500_AA300_.jpg




    Ein besonderes Händchen hat Masur für die Werke Mendelssohns:




    Kurt Masur haben wir eine für viele Jahre einzigste Einspielung der Oper "Genoveva" von Robert Schumann zu verdanken - mit einem großartigen Solisten-Ensemble:



    Hinsichtlich Richard Strauss gibt es zwei herausragende Einspielungen von Kurt Masur:



    Über die sämtlichen Orchesterwerke von Franz Liszt haben schon andere geschwärmt, denen möchte ich mich anschließen




    Masur lohnt sich!




    :hello: LT

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Die Beethoven-Sinfonien-Einspielungen der 70er Jahre mit dem Leipziger Gewandhausorchester braucht sich vor der mächtigen Konkurrenz nicht zu verstecken.


    Das gilt m.E. auch für die Einspielungen der 90er Jahre, die ein tadelloses Klangerlebnis bieten :


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ich kann m ich meinen Vorrednern anschließen. Natürlich gibt es viel Vorzeigenswertes von Kurt Masur. Natürlich seinen Beethoven (Sinfonien, Fidelio), seinen Mendelssohn, seinen Schumann, und und und. Er hat vielleicht nur das Pech gehabt, dass er während der Wende in den Blickpunkt gerückt sit und politisch instrumentalisiert wuerde. Eine gute Freundin von mir, die vor einiger Zeit an Krebs gestorben ist, kannte Kurt Masur persönlich, war mit ihm weitläufig verwandt und hat ihn nach der Wende mehrfach getroffen. Sie erzählte mir, dass er ein ganz normaler und ganz lieber Mensch gewesen sei, und ich glaube ihr, und das hört man auch aus seiner Musik.
    Und er war ein großartiger Gewandhaus-Kapellmeister in bester Tradition. Ich habe viele seiner großartigen Konzerte im Gewandhaus auch im Nachhinein auf Classica gesehen. Und wenn er hier in meiner Gegend noch einmal konzertiert, werde ich mir eine Karte kaufen.


    Viele Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Masur ist unumstritten MEIN Lieblingsdirigent.


    KEINER macht die Neunte von Beethoven so wie er (habe ich hier schon oft geschrieben) :thumbup:
    KEINER die Pastorale. :thumbup:


    Mit dem Gewandhausorchester ist er unschlagbar.
    Da wird jeder Ton mit dem Spaten aus der Seele von Beethoven AUSGEGRABEN. Da steckt soooooooo viel Wärme drin, Herzblut, Feuer, Kraft, Triumph, Freude, Glück.
    Voller Orchesterklang, kantige Datails, liebevolle Nuancen. Unbeschreiblich.


    KEINER macht das Mendelssohn Violin-Konzert so schön wie Masur und die Mutter.



    Und das Argument vom politischen nachruhm lasse ich hier auch nicht gelten!!!!!!


    Masur hat schon VOR der Wende 1989 über 100 Konzerte in den USA dirigiert. Der war ein Weltstar bevor die Mauer fiel. Klar...durch den Mauerfall konnte er nocheinmal eine große Karriere antreten.
    Aber wenn er seinen Ruhm nur seinem politischen Ruhm zu verdanken hätte, dann wäre es bei New York geblieben:


    Aber da sprechen die Daten eindeutig dagegen:


    1991- Chef in New York (11 Jahre- ZWEI "Amtszeiten")
    2000- Chef bei London Philharmonic
    2002- Chef von National de France


    Wenn er nur duch Politik geglänzt hätte, dann hätten sie ihn in new York nach 5 Jahren wieder weggeschickt und man hätte ihn NICHT nach London und Paris geholt.



    UND: Anne Sophie Mutte hat in der Zeitschrift "Zeit" gesagt: "Er (Karajan) war ein unglaublicher Orchestererzieher mit einem sehr langen Atem. Sowas findet man heute NUR Noch bei MASUR"



    Also...für mich der größe lebende Dirigent, wir haben schon Karten für Dresden 2012...Beethovens Neunte :jubel::jubel::jubel:

  • KEINER macht das Mendelssohn Violin-Konzert so schön wie Masur und die Mutter.


    EINSPRUCH, Euer Ehren … Da kommt für mich eine andere Aufnahme ins Feld:



    Maxim Vengerov, Violine
    Gewandhausorchester Leipzig, Masur


    Für mich einfach Referenz. Schade, dass er die Violine in den Kasten gelegt hat. :thumbsup:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)