Erich Wolfgang Korngold: Symphonie in Fis

  • Erich Wolfgang Korngold (1897 - 1957)


    Symphonie in Fis op. 40


    01. Moderato, ma energico


    02. Scherzo: Allegro molto - Trio


    03. Adagio: Lento


    04. Finale: Allegro gaio



    Entstehung: 1947 - 1952


    Uraufführung: 17.10.1954, Wien (Großer Sendesaal des Rundfunks Wien)


    Ausführende Künstler: Wiener Symphoniker, Harald Byrns


    Aufführungsdauer: ca. 55 Minuten


    Die Symphonie ist Franklin Delano Roosevelt gewidmet



    Orchester:


    3 Flöten (3. auch Piccolo)
    2 Oboen
    2 Klarinetten in B
    1 Baßklarinette in B
    2 Fagotte
    1 Kontrafagott


    4 Hörner in F
    3 Trompeten in B
    4 Posaunen
    Tuba


    Pauken
    Becken
    Gong
    Große Trommel
    Glockenspiel
    Xylophon
    Marimbaphon


    Harfe
    Klavier
    Celesta


    16 Violinen I
    16 Violinen II
    10 Violen
    10 Violoncello
    8 Kontrabässe


    Quelle: Edition Eulenburg - Partitur Nr. 8048




    Über das Werk:


    Als Erich Wolfgang Korngold um die Mitte des letzten Jahrhunderts seine Symphonie in Fis schrieb, hatte die Gattung einen schweren Stand. Die damals tonangebenden Protagonisten der Neuen Musik gingen ihr wegen ihres ästhetisch-ideologischen Ballastes aus dem 19. Jahrhundert aus dem Weg, und wenn sie doch einmal darauf zurückgriffen, dann vorzugsweise unter experimentellen Gesichtspunkten oder zumindest unter Benutzung von diminuierenden Namen: Kammersinfonie (Schönberg), Sinfonietta (Zemlinsky), 6 Kleine Sinfonien (Milhaud), Simple Symphony (Britten) oder Short Symphony (Copland).


    Korngolds erster sinfonischer Wurf, die Sinfonietta op. 5 aus dem Jahre 1912, hatte dem damals 15jährigen schon große Erfolge beschert, und abermals sollte es das ganze historische Gewicht der Gattung sein, mit dem Korngold sich als ernst zu nehmender Komponist aus dem amerikanischen Exil zurückmelden wollte. Aber im Gegensatz zu der fast sorglosen Art, mit der Korngold in seiner Jugend komponiert hat, ist die Symphonie in Fis, wie fast alle Werke, die nach dem Krieg entstanden sind, von einem starken konstruktiven Impetus durchdrungen. Anders als das Violinkonzert (D-Dur op. 35), das sich einer noch relativ reinen Funktionsharmonik bedient, weist die Symphonie in Fis eine Harmonik auf, die zwar tonal, aber funktional nur noch unzulänglich zu deuten ist. Zwar ist die Symphonie tonartlich noch herkömmlich notiert, dem ersten Satz stehen sechs Kreuze vor; jedoch gelingt es nur selten, außer am Satzende einen reinen Fis-Dur-Akkord ausfindig zu machen.


    Korngold hat in fast allen Werken, die nach 1945 entstanden sind, Themen aus Filmmusiken verabeitet, die er in Hollywood komponiert hatte. In der Symphonie in Fis wurde vor allem das Adagio, ein breit angelegter, an Bruckner und Mahler erinnernder langsamer Satz, von einem Thema aus "The Private Lives of Elizabeth and Essex" angeregt, während im vierten eines aus "Kings Row" anklingt.


    Unglücklicher Weise hielt der Besuch in der alten Welt nicht, was Korngold sich davon versprochen hatte. Die geplanten Aufführungen seiner Werke liefen, wenn überhaupt, nur unter größten Schwierigkeiten ab, was seinen Niederschlag auch in der Symphonie fand. Die Uraufführung der Symphonie in Fis am 17.10.1954 in Wien während einer weiteren, schon wesentlich ernüchternden angetretenen Europareise geriet zum Fiasko. Zu wenige Proben und eine mangelnder Aufführung veranlasste Korngold, den Mitschnitt dieses Konzertes für den Rundfunk löschen zu lassen.


    Erst 1972, 15 Jahre nach Korngolds Tod, machte eine Schallplatteneinspielung mit Rudolf Kempe und den Münchner Philharmonikern das Werk in einer angemessenen Interpretation zugänglich und in den späten 80er Jahren konnte endlich durch die zunehmende Anzahl weiterer Aufführungen und Einspielungen die Symphonie als das erkannt werden, was sie ist: eines der Hauptwerke von Erich Wolfgang Korngold.



    Empfohlene Einspielung:




    Weitere Einspielungen:





    Weitere Infos bietet die Korngold-Society


    Und wie gefällt Euch das Werk ?(


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Lieber Davidoff!


    Natürlich ist diese Symphonie trotz aller tonalen Libertinage ein retrospektiv gewandtes Werk, welches Korngold-Kritiker mit Sicherheit gerne als epigonal abtun, was sofort der Vergleich mit Mahler und Bruckner belegen würde.
    Viele weitere Parallelen könnte man ziehen: Schostakowitsch (man weiß nie so recht, wie man die Russen schreiben soll) im Moderato, de Falla im Scherzo, Holst im Finale, um nur einige zu nennen. Und freilich immer wieder: Richard Strauss.


    Dennoch ist mir dieses für das Jahr 1952 anachronistische Werk ein großes, weil einsam-tragisches.
    Es lässt mich mitunter an einen verlassenen und vergessenen Felsen in schäumender Brandung denken, unbeeindruckt von dem, was am Horizont erscheinen will, nur der eigenen Vergangenheit und den eigenen Lebensstürmen verpflichtet.


    Und doch war es, glaube ich, Mitropoulos, der in dieser Symphonie das „ideale moderne Werk“ gefunden zu haben glaubte.


    Es ist, wie so oft bei Korngold: Man kann ihn von überall angehen, ohne ihn wirklich zu fassen zu bekommen.


    Gruß,




    audiamus

  • Hallo Davidoff,
    es freut mich sehr, daß Du auf die schöne und lohnende Sinfonie von Korngold hinweißt.
    Ich hoffe, Du bist mir nicht gram, daß mir die Aufnahme unter Previn nicht so sonderlich gefällt, obwohl sie natürlich eindrucksvolle Momente hat.
    Aber insgesamt finde ich diese Einspielung viel zu langsam und schwerfällig.


    Ist ja egal, das ist Geschmacksache und ich nutze die Gelegenheit, noch einmal auf meine Lieblingsaufnahme hinzuweisen:


    Erhältlich ist diese Aufnahme hier:
    http://www.mcgill.ca/bookstore/merchandise/giftware/three/


    Es handelt sich um eine ausgesprochen farbige und lebendige Darstellung eines auf allerhöchstem Niveau musizierenden Studentenorchesters unter einem Dirigenten, der selber Korngold-Fan ist.


    Lieber audiamus:
    Interessant, was Du zu der Sinfonie schreibst, ich habe noch nie Bezüge zu Schostakowitsch, de Falla oder Holst herausgehört.


    Das mit Mitropoulos stimmt, aber er konnte die Sinfonie nicht mehr aufführen, da er vorher starb.


    Gruß,
    Michael


    P.S. Übrigens muß ich einen blöden Fehler eingestehen:
    In allen anderen Posts betreffend der Sinfonie habe ich immer davon geredet, daß Alois Melichar der Uraufführungsdirigent war.
    Dies ist leider falsch, es war Harold Byrns.
    Für diese Ungenauigkeit bitte ich um Entschuldigung.

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Ich hoffe, Du bist mir nicht gram, daß mir die Aufnahme unter Previn nicht so sonderlich gefällt, obwohl sie natürlich eindrucksvolle Momente hat.


    Wieso sollte ich Dir deswegen gram sein? Jeder hat so seine Lieblingseinspielungen - und meine ist eben die von André Previn.


    Allerdings würde mich "Deine" Einspielung schon sehr interessieren.


    Zitat

    Original von audiamus


    Viele weitere Parallelen könnte man ziehen: Schostakowitsch (man weiß nie so recht, wie man die Russen schreiben soll) im Moderato, de Falla im Scherzo, Holst im Finale, um nur einige zu nennen. Und freilich immer wieder: Richard Strauss.


    Mir fällt es sehr schwer in der Musik Anklänge von Dmitri Schostakowitsch (Du hat ihn schon richtig geschrieben), Manuel de Falla, oder Gustav Holst zu finden. Richard Strauss würde ich mir zur Not noch gefallen lassen. Korngolds Musik klingt für mich nach Korngold - ein eigener und unverkennbarer Stil.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo,
    in meiner Sammlung finden sich Welser Möst, Downes und Albert.


    Ich muss gestehen mir hat Korngolds Musik in meiner Jugend besser gefallen.
    Heute reisst mich das nicht mehr so vom Hocker.
    Vielleicht hab ich die Musik aber nur zu oft gehört.
    Aber so ging es mir ja auch mit Richard Strauss.


    (Vorhin hab ich mir die 2. Klaviersonate gegönnt, da ist Korngold
    sehr schwärmerische Musik gelungen.)


    :hello:
    embe

  • Lieber Davidoff, lieber Michael!


    So einfach ist das ja nun nicht nicht mit den russischen Namen, da die Latinisierung der kyrillischen Schrift viele Möglichkeiten zulässt.
    Man findet: Schostakowitsch, Shostakovich (die allgemein übliche englische Schreibweise), Chostakovitch (französische Variante), Shostakovitch, sogar Shostacovich, zudem Dmitri, Dmitrij, Dimitri und Dimitrij…
    Sogar den Nickname Davidoff könnte man hinten mit v oder w schreiben...
    Zum Korngold: Bei den „leisen“ Stellen des Moderatos muss ich an den 2. Satz von Schostakowitschs 15. denken, die natürlich 19 Jahre später geschrieben wurde, deren Tonsprache und Orchestrierung aber auch schon früher immer wieder in Erscheinung tritt, der Einsatz der Soloflöte gemahnt mich an die 5. und die 7.
    Und vergleicht einmal den Anfang des Finales mit dem Beginn des Allegros der 9.
    Das Scherzo erinnert mich an Passagen aus Fallas „Amor Brujo“, und das Hauptthema der Trompeten schreit geradezu nach Holsts „Jupiter“.


    Grüße,


    audiamus

  • Ist diese Symphonie (die ich übrigens für ein hervorragendes Werk halte) wirklich so arg retrospektiv?
    Ja - wenn man Schönberg + Schüler und die Neoklassizisten als Maßstab nimmt. Aber diese Symphonie ist auf angloamerikanischem Boden entstanden, und wenn man das Gros der angloamerikanischen Komponisten als Maßstab nimmt, ist Korngolds Symphonie keineswegs retrospektiv. Si erscheint mir eher als Verwandte der Symphonien William Waltons (1935, 1960) oder der Sechsten Symphonie von Howard Hanson (1968 ) oder der Sechsten Symphonie von Ralph Vaughan Williams (1947). Und wenn man bedenkt, daß ein in Großbritannien als Modernist empfundener Komponist wie Michael Tippett seine Zweite Symphonie 1958 schrieb, ist Korngolds Werk keineswegs sooooo retrospektiv. Immerhin kann man von einem Komponisten nicht erwarten, daß er sich auf seine alten Tage zum Avantgardisten mausert.
    :hello:





    P.S. OT - so nebenbei:

    Zitat

    Man findet: Schostakowitsch, Shostakovich (die allgemein übliche englische Schreibweise), Chostakovitch (französische Variante), Shostakovitch, sogar Shostacovich, zudem Dmitri, Dmitrij, Dimitri und Dimitrij…


    Die Transkription orientiert sich so weit als möglich am Lautwert des Originals und kann daher, wenn man keine international standardisierte slawistische Transkription wählt, die einige Zusatzzeichen braucht, von Sprache zu Sprache variieren. "Sch" ist im Kyrillischen ein einziger Buchstabe, die slawistische Transkription wäre S mit Hacek; ebenso ist das "tsch" ein einziger Buchstabe, die slawistisch korrekte Transkription wäre C mit Hacek. Da es im Kyrillischen kein "c" gibt, ist "..covich" eine Verschreibung, die man oft im angloamerikanischen Sprachraum findet. "Dimitri" oder "Dimitrij" ist eigentlich nicht korrekt (das "i" nach dem "d" ist griechisch orientiert - siehe auch "Dimitri Mitropulos"); richtig ist Dmitri oder - wenn man's ganz richtig machen will und etwa auch "Mussorgskij" und "Tschaikowskij" schreibt - Dmitrij ("ij" ist die männliche Endung).

    ...

  • Hallo audiamus,

    Zitat

    Zum Korngold: Bei den „leisen“ Stellen des Moderatos muss ich an den 2. Satz von Schostakowitschs 15. denken, die natürlich 19 Jahre später geschrieben wurde, deren Tonsprache und Orchestrierung aber auch schon früher immer wieder in Erscheinung tritt, der Einsatz der Soloflöte gemahnt mich an die 5. und die 7.


    das kann ich leider überhaupt nicht nachvollziehen.


    Zitat

    Und vergleicht einmal den Anfang des Finales mit dem Beginn des Allegros der 9.


    Zitat

    Das Scherzo erinnert mich an Passagen aus Fallas „Amor Brujo“, und das Hauptthema der Trompeten schreit geradezu nach Holsts „Jupiter“.


    Auch dies kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
    Ich kenne diese Sinfonie seit 25 Jahren, und das einzige, an was sie mich erinnert, sind die Filmmusikzitate und Themen, die Korngold wiederverwendet hat.


    LG,
    Michael

  • Liebe Korngold-Freunde,


    ich habe mir gestern Abend die Sinfonie fis-Dur mal wieder angehört und habe wegen den vorherigen Beiträgen besonderes Augenmerk auf eventuelle Anleihen von Korngold bei anderen Komponisten gelegt.
    Ich kenne das Werk erst seit ca.einem halben Jahr.


    :angel: Bewundernswert ist, das Korngold im 20.Jahrhundert ein Werk schafft, dass so Eigenständig komponiert ist.
    Eventuelle Anklänge an andere Komponisten sind kaum festzustellen. Eventuell hatte ich bei einigen Flötenstellen noch an Aaron Copland gedacht, doch diese scheinbaren Anklänge änderten sich umgehend in "Korngold Pur".


    Daher kann ich den vorigen Taminos, die Anklänge bei Schostakowitsch, Richard Strauss oder Holst sehen überhaupt nicht zustimmen.


    Meine Aufnahme ist die auf cpo mit Werner Andreas Albert / Nordwestdeutsche Philharmonie.
    Alberts Interpretation scheint nicht schlecht zu sein und er zaubert sehr schöne Orchesterfarben, doch könnte ich mir einiges noch lebhafter vorstellen.
    Meine Erfahrung mit Albert bei den Hindemith-Werken (auch cpo) zeigt auch ganz deutlich, dass andere Dirigenten (bes.Bernstein) hier wesentlich mehr zu bieten haben.
    :hello: Deshalb meine Frage an die :D Korngold - Spezialisten, wie Michael und Davidoff und alle, die verschiedene Aufnahmen kennen:
    Wäre es Sinnvoll die Albert-Aufnahme durch eine andere zu Erweitern/Ersetzen, weil es weitaus bessere gibt ?
    Nach Michaels Beschreibung ist die Previn-Aufnahme im Vergleich langsam und schwerfällig. Das wäre nichts für mich, denn Previn schätze ich ohnehin als Dirigent wenig.
    Aber lohnt es im Vergleich zu Albert die Vernon-Aufnahmen zu kaufen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo Wolfgang,
    sollte ich mir noch eine Aufnahme zulegen wird es wohl die von Kempe sein.


    Welser-Möst gefällt mir von den Dreien die ich kenne am besten.
    Da sind auch schöne Orchesterlieder mit der Hendricks drauf.


    :hello:
    embe

  • Es lohnt sich immer eine andere Aufnahme zum Vergleich hinzu zu ziehen!


    Hier mal die Zeitangaben zu den einzelnen Aufnahmen:


    Sir André Previn: 53'07


    01. 15'55
    02. 10'32
    03. 16'09
    04. 10'31



    Sir Edward Downes: 51'30


    01. 14'14
    02. 10'14
    03. 16'28
    04. 10'24



    Franz Welser-Möst: 46'34


    01. 12'50
    02. 09'48
    03. 14'45
    04. 10'11



    Timothy Vernon: 53'05


    01. 14'56
    02. 10'05
    03. 17'15
    04. 10'28




    Vielleicht helfen Euch diese Angaben beim Kauf eine anderen Einspielung.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo,
    die Kempe-Aufnahme ist m.e. sehr ordentlich, aber leider nicht mehr als das.
    Die ausgeglichenste Aufnahme ist meiner Meinung nach die Downes-Aufnahme.


    Die Vernon-Aufnahme favorisiere ich persönlich hingegen, da sie wegen der tollen Live-Atmosphäre und dem unglaublich konzentrierten Spiel des höchstmotivierten Orchesters einfach an Dramatik die eindrucksvollste ist, trotzt ein paar klitzekleiner Unebenheiten.
    Das Klangbild ist für eine Live-Aufnahme ziemlich gut, kommt aber natürlich nicht an die Chandos mit Downes heran.
    Natürlich lohnt sich der Kauf, sonst hätte ich diese Aufnahme nicht immer wieder empfohlen.


    Wem das letzte Quentchen an Hochspannung egal ist, der fährt mit der Downes-Aufnahme m.e. am besten.
    Außerdem sind die auf dieser CD ebenfalls enthaltenen "Lieder des Abschieds" äußerst lohnenswert.


    LG,
    Michael

  • Hallo zusammen
    Korngolds Symphonie in Fis kenne ich nur in den Einspielungen unter Welser-Möst (diese besitze ich selbst) und von Previn (die ich mal länger ausgeliehen hatte). Dabei gefällt mir Welser-Möst eindeutig besser, weil hier die Farbigkeit der Partitur für mein Empfinden leuchtender und strahlender zur Geltung kommt. Im übrigen finde ich, daß die eher raschen Tempi, in denen W.-M. die einzelnen Sätze nimmt, dem Werk zu einer zwingenderen Dramatik verhelfen. Dies insbesondere im Kopfsatz - aber auch das Adagio gewinnt hier IMO deutlich an innerer Spannung. Previns Dirigat habe ich als eher etwas teigig empfunden, die klangvolle Opulenz des Werkes schien mir eher überforciert und etwas plakativ dick aufgetragen zu sein.
    Aber das ist sicherlich Geschmacksache.
    Da es die Welser-Möst Einspielung inszwischen ja zum Budget-Preis gibt, liegt man mit dieser Interpretation als Zweit- oder Dritteinspielung sicherlich genauso richtig, wie für einen Erstkontakt mit dem Werk.


    In jedem Fall werde ich mich nach Michaels Lobliedern mal nach der Interpretation von Vernon umsehen...


    Ganz herzliche Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Lieber Medard,
    auf dieser Seite kannst Du Dir das Scherzo aus der Sinfonie unter Vernon anhören:
    http://www.music.mcgill.ca/res…gillRecords/Korngold.html


    LG,
    Michael


    Lieber Michael,
    Danke!!! Schon runtergeladen - bin mal gespannt...
    Unter dem Link sind auch die Spielzeiten der einzelnen Sätze zu finden: den dritten Satz scheint Vernon aber ziemlich sehr »Adagio: Lento« zu nehmen (17:15) ... Wirkt das nicht tendenziell zerdehnt?


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Lieber Medard,
    Spielzeiten sagen eigentlich nicht so rasend viel aus.
    Wenn der Charakter der Musik getroffen wird, dann ist die reine Spielzeit eigentlich egal.
    Gegen ein sehr langsames Adagio habe ich z.B. auch gar nichts, diese längere Spielzeit ist mir gar nicht so aufgefallen.


    Sehr viel mehr stört mich ein m.e. unangemessen aufgeblasener Kopfsatz wie bei Previn.


    Ehrlich gesagt behagt mir der Vergleich der reinen Spielzeiten überhaupt nicht.


    Man sollte lieber die Interpretationen vergleichen als die Zeit zu stoppen.


    Das Klangbeispiel scheint übrigens in Mono zu sein und klingt ziemlich bescheiden.
    Davon kann man sich kein Bild machen vom sehr lebendigen klang der CD.


    Gruß,
    Michael

  • Lieber Michael,
    Du hast natürlich recht - die schnöde Stopuhr sagt gemeinhin gar nichts über das »innere Tempo« bzw. die innere Dynamik (und damit meine ich jetzt nicht ppp - ffff ;) ) einer Interpretation. Im übrigen ist der Unterschied zwischen 16:15 und 17:15 bei einem ausgedehneten Adagio wahrscheinlich ohnehin nicht immens. Ich kam auch nur auf den Gedanken, weil mir im Vergleich Welser-Möst/Previn die strafferen Tempi von W.-M. der dramatischen Wirkung des Stücks doch deutlich zuträglich zu sein schienen. Das kann aber - auch da hast Du natürlich recht - auch an ganz anderen Aspekten liegen, etwa der arg forcierten Opulenz bei Previn.


    Ich kann übrigens die runtergeladene Datei irgendwie nicht öffnen - scheint korrumpiert zu sein. Werde wohl später einen neuen Download machen müssen. Danke für die Mono-Warnung ;) .
    Ganz herzlich,
    Medard

  • Es gibt übrigens noch eine Aufnahme unter James dePreist und dem Oregon S.O. auf Delos.


    Diese Aufnahme habe ich mir seinerzeit nicht gekauft, denn ich fand sie eher auf der behäbigen Seite.


    http://www.cduniverse.com/sear…F+DePreist,+Oregon+SO.htm


    Auf dieser Seite kann man sich Klangbeispiele anhören und das dritte ist das Scherzo..............
    Das ist mir zu brav.



    Allerdings gibt es eigentlich keine wirklich schlechte Einspielung der Sinfonie.
    Selbst die Albert-Aufnahme ist gutes Mittelmaß, aber da kann man sich schon noch eine andere Aufnahme antun.


    Auch die Previn-Aufnahme hat sehr starke Seiten-kein Zweifel.
    Unser 1.Kapellmeister Henrik Vestmann hat die Sinfonie letzthin in Duisburg dirigiert.
    Er hat sich vorher meine CDs ausgeliehen und ihm hat die Downes-Aufnahme am besten gefallen, gefolgt von der Vernon.


    Die Geschmäcker sind halt verschieden, letztendlich muß man sich die Aufnahmen dann halt kaufen oder ausleihen.


    Übrigens gefällt mir auch der Welser-Möst sehr gut, jedenfalls besser als die Previn-Aufnahme.
    So, ich bin jetzt mal weg, unter anderem die "Mathis der Maler" Sinfonie von Hindemith spielen.
    Das ist auch ein verdammt tolles Werk.
    :hello:


    LG,
    Michael

  • Vielen Dank an Davidoff und Michael,


    für die Empfehlung der Welser-Möst-Aufnahmen der Sinfonie Fis-Dur.



    Symphonie fis-Dur op. 40
    Philadelphia Orchestra, Welser-Möst
    Label: EMI , DDD, 1995


    Diese Aufnahme gefällt mir wirklich sehr gut.
    Genau wie ich angenommen hatte - Albert ist auch hier wiedermal zu sehr ohne Emotionen. Das hört man, auch wenn man keine andere Aufnahme von dem Werk vorher kannte. Trotzdem ist Albert nicht schlecht, da er sehr schöne Orchesterfarben "malt".


    :yes: Die straffen Tempi und der zupackende Gestus bei Welser-Möst kommen meinem Geschmack sehr entgegen und das Werk wirkt so ungleich aufregender - sehr gute Aufnahme.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo
    Erich Wolfgang Korngold, hatte gestern fünfzigsten Todestag (
    (29.11.1957)
    Er begann seine Laufbahn als Wunderkind der klassischen Musik, komponierte große Opern- und musste seine Heimat Österreich wegen der Politik der Nationalsozialisten verlassen. Als Komponist für Filmmusik schuf Erich Wolfgang Korngold den Klang, den wir mit Hollywood- Klassikern verbinden-und erlebt derzeit eine Renaissance großer Bühnenwerke. ( Aus: Korngold schuf den Hollywood- Klang, Autorin Sigrid Olschewski)
    Gruß
    Padre

  • Zitat

    Original von Padre
    Hallo
    Erich Wolfgang Korngold, hatte gestern fünfzigsten Todestag
    [...]
    und erlebt derzeit eine Renaissance großer Bühnenwerke. ( Aus: Korngold schuf den Hollywood- Klang, Autorin Sigrid Olschewski)


    Lieber Padre,


    von welcher "Renaissance großer Bühnenwerke" sprichst Du hier, die es derzeit geben soll? Ist dieses Zitat für eine solche Bemerkung nicht ein wenig alt? Über Korngold, seine Biografie und sein Werk gibt es an anderer Stelle genügend und Gutes zu lesen - welchen Sinn macht diese Notiz hier, wo es um die Symphonie in Fis-dur geht? (Sigrid Olschewski ist meines Wissens Redakteurin beim Wochenspiegel des epd. Ist dort der Artikel erschienen?)


    Liebe Grüße Peter

  • Hallo Peter
    Da ich immer meine Quellen angebe, habe ich nur wiedergegeben, was in der Rheinzeitung, Kulturausgabe vom 29.11.2007 u.a. zu lesen war.
    Viele Grüße
    Padre :hello:

  • Zitat

    Original von Padre
    Da ich immer meine Quellen angebe, habe ich nur wiedergegeben, was in der Rheinzeitung, Kulturausgabe vom 29.11.2007 u.a. zu lesen war.


    Lieber Padre,


    Du machst es so geschickt, wie unsere Politiker, dass Du auf etwas antwortest, das ich nicht gefragt habe. Wenn Du etwas wiedergibst, das Du nicht kommentierst, muss ich davon ausgehen, dass dies Deinem Wissen und Deiner Meinung entspricht. Ich habe an anderer Stelle schon oft genug die seltsamen Dinge auseinander genommen, die man im Feuilleton lesen kann. Der Inhalt des Zitats ist auf jeden Fall so nicht richtig. Für 2006 finde ich nur eine einzige Inszenierung von "Die tote Stadt" im deutschsprachigen Raum - damit hat es sich mit der Renaissance des Opernkomponisten Korngold. Es hat vor einiger Zeit einmal etwas mehr Korngold auf der Bühne gegeben, aber es gibt inzwischen deutlich weniger - ist das eine Renaissance des Opernkomponisten Korngold? Nicht, dass diese nicht wünschenswert wäre, aber dass er sie derzeit erlebt, möchte ich doch belegt haben. Meines Wissens ist das falsch.


    Wenn Du hier Korngolds Todestag würdigen willst, schreib doch einfach von Deinen Höreindrücken bei Korngolds Fis-dur-Sinfonie, dann bleibst Du im Thread und interessierst auch andere - und bringst die beste Würdigung Korngolds, die man ihm bringen kann: Komponisten wollen mit ihren Werken gehört werden.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    damit hat es sich mit der Renaissance des Opernkomponisten Korngold


    Lieber Peter,
    soeben ist in London "Das Wunder der Heliane" mit großem Erfolg aufgeführt worden.
    Dies ist Korngolds ambitionierteste Oper und vielleicht kann die excellent besetzte Londoner Produktion etwas zur weiteren Renaissance des Opernkomponisten Korngold beitragen.


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    soeben ist in London "Das Wunder der Heliane" mit großem Erfolg aufgeführt worden.
    Dies ist Korngolds ambitionierteste Oper und vielleicht kann die excellent besetzte Londoner Produktion etwas zur weiteren Renaissance des Opernkomponisten Korngold beitragen.


    Lieber Michael,


    zu wünschen ist das. Korngold hat ja seit der Wiederentdeckung in den 70ern wirklich auch auf der Bühne überzeugt, aber die Repertoirepolitik der Häuser ist leider hartleibig. Immerhin wird im Mai 2008 an der Wiener Staatsoper "Die tote Stadt" gespielt. Und die Korngold-Seite verspricht ja noch ein weiteres Ereignis - wenn auch erst 2009:
    - UK premiere -
    of Die tote Stadt at the Royal Opera House Covent Garden, LONDON - January 2009
    The acclaimed Salzburg/Vienna production by Willy Decker will be conducted by Ingo Metzmacher. It opens on 26 January 2009, with 6 further performances. The cast includes Stephen Gould (Paul) Nadia Michael (Marie-Marietta) and Gerald Finlay (Frank-Pierrot).


    Liebe Grüße Peter

  • Dann will ich konkret werden. Ich habe zu dem zitierten Artikel keine Wertung abgegeben, und kann es natürlich auch nicht, denn er ist ja nicht auf meinem Mist gewachsen. Der Artikel ist länger, als die Zusammenfassung, die ich zitierte.
    Lieber Peter, ich schicke dir gerne den ganzen Artikel, dann kannst du ja einen Leserbrief schreiben, und dich mit der Autorin Musikwissenschaftlich auseinander setzen.
    Beim Themenstarter möchte ich mich entschuldigen, denn eigentlich ging es ja um die Sinfonie. Ich hatte aber gedacht es wäre opportun, auf den 50-zigstenTodestag von Korngold hinzuweisen.
    Viele Grüße
    Padre

  • Zitat

    Original von Padre


    Beim Themenstarter möchte ich mich entschuldigen, denn eigentlich ging es ja um die Sinfonie. Ich hatte aber gedacht es wäre opportun, auf den 50-zigstenTodestag von Korngold hinzuweisen.


    Lieber Padre,


    weder bin ich Dir böse noch musst Du dich bei mir entschuldigen!
    Ich freue mich, dass Du in meinem Beitrag auf den 50. Todestag hingewiesen hast.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo Davidoff,
    dann bin ich ja beruhigt. Korngold ist gewiss ein interessanter Komponist. Ich sehe daher gelassen den nächsten Beiträgen entgegen.
    Viele Grüße
    Padre :hello:

  • Übrigens muß ich ein wenig zurückrudern, was meine Meinung der Einspielungen von Korngolds Sinfonie angeht:


    Die Kempe-Aufnahme war naturgemäß die erste Einspielung, welche ich vor gut 25 Jahren zum erstenmal hörte.


    Danach kamen andere Einspielungen und die Aufnahme, welche mir seit 1991 am meisten ans Herz gewachsen ist, ist die schon hinlänglich von mir gepriesene Vernon/Mcgill-Aufnahme.


    Daran ändert sich zum Glück auch nichts.
    Allerdings habe ich die Kempe-Aufnahme als bloß "ordentlich" hingestellt.


    Nun habe ich mir erlaubt, nach längerer Zeit einmal alle Aufnahmen in meinem Besitz (das sind alle plus einige nicht auf CD erhältliche Life-Mitschnitte- die einzige Aufnahme, welche fehlt,ist die de Preist/Oregon ) noch einmal durchzuhören.
    Korngolds Todestag war dafür ein willkommener Anlaß.


    Zu meiner Bestürzung muß ich zugeben, daß ich die Kempe-Aufnahme sträflich verunglimpft habe.
    Tatsächlich hatte ich sie schon seit mindestens 15 Jahren nicht mehr angehört.


    Mehr noch: Unter den Studioaufnahmen erscheint mir heute die Kempe-Aufnahme besonders im Bereich Klangfarben, im Aufbau von Höhepunkten sowie in der Wahl der (natürlich subjektiv von mir empfundenen) "richtigen" Tempi in jedem Satz als die am meisten überzeugendste.


    Insofern revidiere ich meine frühere Aussage zu dieser Aufnahme, welche für mich jetzt nach all den Jahren wie ein sehr guter Wein an Ausdruck und Gehalt enorm gewonnen hat.


    Eigentlich kann ich gleich zugeben, daß ich das Gefühl nicht loswerde, daß diese erste Einspielung letztendlich bis heute nicht übertroffen wurde.
    Asche auf mein Haupt.


    Aber so kann das gehen:
    Man ist über Jahre an eine Einspielung gewöhnt, lernt neue interessante Einspielungen kennen und verwirft die alte Einspielung auf Jahre und Jahrzehnte.
    Dann irgendwann kommt man doch wieder auf diese zurück und erlebt u.U. sein blaues Wunder.


    LG,
    Michael

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