Hallo, werte Kammermusik-Freunde!
Dies ist eines meiner liebsten romantischen Klaviertrios und hat einen eigenen thread verdient, zumal es zu Brahms' H-dur-Trio auch schon einen gibt.
Brahms komponierte sein c-moll-Trio im Sommerurlaub 1886 am Thuner See, es wurde noch Ende des Jahres mit Brahms am Klavier uraufgeführt.
Clara Schumann äußerte sich, daß kein anderes Werk von Brahms sie je so begeistert hätte.
Auch mir gefällt dieses sehr konzentrierte, dramatische, auch etwas pathetische Werk sehr gut. Es war, soweit ich mich erinnere, mein Einstieg in die Kammermusik von Brahms.
Das Werk hat vier Sätze:
1. Allegro energico (c-moll)
2. Presto non assai (c-moll)
3. Andante grazioso (C-dur)
4. Allegro molto (c-moll -> C-dur)
Der erste Satz ist der gewichtigste Satz des Werkes, ein schnörkelloser, intensiver Moll-Satz, der an beethovensches c-moll erinnert.
Auch der zweite Satz, ein intermezzohaftes Scherzo, ist eher düster gefärbt.
Lichtblick ist dann der ebenfalls relativ kurze langsame Satz, der im Gegensatz zu den anderen Sätzen eher lyrisch-sanglich ist.
Die Moll-Vehemenz der beiden ersten Sätze wird im Finale fortgesetzt, das sich aber in der Coda zum befreienden C-dur wendet.
Ich habe drei CD-Aufnahmen:
Kalichstein /Laredo /Robinson (1985, VOX, nun Brilliant Classics):
Die schnellsten im 1. Satz und die langsamsten im 3. Satz setzen auch sonst auf Kontraste. Der schnörkellosen Architektur dieses Werkes schließen sie sich durch eher nüchternes Spiel an. Etwas mehr Gefühl hätte gutgetan. Ansonsten eine spannende, gute Aufnahme.
Gieseking / Taschner / Hoelscher (1947, nun Bayer Records):
Diese hatte ich mir wegen hervorragender Kritiken gekauft, J. Kaisers "Interpretationswunder" bezieht sich aber auf das ebenfalls enthaltene B-dur-Trio von Schubert. Die Aufnahme ist gut, aber kann IMO die vergleichsweise schlechte Tonqualität nicht durch eine besonders hervorragende Interpretation wettmachen.
Rubinstein / Szeryng / Fournier (1972, RCA):
Traumhaft! Der Klangzauber und die Detailarbeit lassen mitunter die Dramatik des Werkes (natürlich wird auch die angemessen berücksichtigt) vergessen. Auch wenn z.B. durch recht flottes Tempo im dritten und recht langsames im vierten Satz einige von Brahms beabsichtigte Kontrastwirkungen gedämpft werden, ist diese Aufnahme IMO dennoch unverzichtbar.
Nun bin ich gespannt auf Eure Meinungen zu Brahms' c-moll-Trio und seinen Interpreten.
Viele Grüße,
Pius.