Nachricht vom gegenwärtigen Zustande d. Musik Gr. Hochfürstlichen Gnaden des Erzbischofs zu Salzburg

  • Das ist der Titel eines Berichts, der von einem nicht bekannten Verfasser im Jahre 1757/58 verfasst wurde. Er behandelt die Einzelheiten des Musiklebens in Salzburg.


    Ich möchte, anhand dieses Textes, euch einen kleinen oder auch etwas größeren Einblick in die Salzburger Musikwelt zur Zeit der Geburt des WA Mozart geben.
    Ich fasse hier nur den oben angegebenen Text zusammen und werde daher auch keine weiteren Lebensläufe nennen. Das wird bei Interesse später geschehen. Mein Beitrag soll „nur“ als kleiner Überblick dienen. Und nun viel Spaß beim Schmöckern!


    Capellmeister


    Ernst Eberlin von Jettenbach in Schwaben, auch hochfürstlicher Truchsess. Er stieg vom Organistenposten zum Capellmeister auf. „…wenn jemand den Namen eines gründlichen und fertigen Meisters in der Setzkunst verdienet, so ist es gewiss dieser Mann. Er hat die Töne ganz in seiner Gewalt, und er setzet sie mit solcher Behendigkeit, dass es mancher für eine Fabel halten würde, wenn man ihm die Zeit bestimmen wollte, in welcher dieser gründliche Setzer diese oder jene Komposition zu Stande gebracht hat.“
    Eberlin war ein Viel- und Schnellschreiber. „Was die Menge seiner verfertigten Musikstücke betrift, kann man ihn den zween so sehr fleisigen als berühmten Hrn. Componisten Scarlatti und Telemann an die Seite setzen.“
    Im Druck waren damals (1757) nur einige Toccaten für Orgel erschienen.


    Vicecapellmeister


    Herr Joseph Lolli aus Bologna in Italien war bevor er den Vicecapellmeisterposten erlangte Tenorist. Der Autor nennt von ihm einige Oratorien, etliche Messen und Vesperpsalmen, aber keine Werke für die Kammer.


    Die Herren Hofcomponisten


    Hr. Caspar Cristelli aus Wien komponiert nach Angabe des Autors nur für die Kammer und spielt ausgezeichnet Violoncello. „Ein großer Meister im Accompagnment, der sich von vielen Hrn. Violoncellisten (zu denen wir noch kommen, Anm.)in der Kunst den guten Ton starck und vollkommend, jedoch auch rein und rührend aus dem Violoncell herauszuziehen, und mannhaft, nicht aber, auf Bratschenart, jung vorzutragen.“
    Im Druck erschienen sind bisher“ Sinfonien, Parthien und etliche Trios: dann Duetten und Solo für das Violoncell.“


    „Hr. Leopold Mozart aus der Reichsstadt Augsburg. Ist Violonist und Anführer des Orchesters. Er componirt für die Kirche und für die Kammer. Er ist den 14ten Wintermonat 1719 gebohren und trat bald nach abgelegten Studien der Weltweißheit und Rechtsgelahrtheit im Jahre 1743 in die hochfürstli. Dienste. Er hat sich in allen Arten der Composition bekannt gemacht, doch aber keine Musik in Druck gegeben und nur im Jahre 1740 6 Sonaten a´3 selbst in Kupfer radieret; meistens nur um eine Üebung in der Radierkunst zu machen. Im Heumonate 1756 gab er seine Violinschule heraus.
    Von des Hrn. Mozards in Handschriften bekannt gewordnen Compositionen sind hochbeachtlich viele contrapunctische und andere Kirchensachen zu vermerken; ferner eine grosse Anzahl von Synfonien theils nur a´4. theils aber mit aller nur immer gewöhnlichen Instrumenten; inngleichen über dreißig grosse Serenaten, darinnen für verschiedene Instrumente Solos angebracht sind. Er hat außerdem viele Concerte, sonderlich für Flötraversiere, Oboe, das Fagott, Waldhorn, die Trompete u. unzählige Trios und Divertimenti für unterschiedliche Instrumente; auch zwölf Oratorien und eine Menge von theatralischen Sachen, sogar Pantomimen, und besonders gewisse Gelegenheits-Musiken verfertiget, als: eine Soldatenmusick mit Trompeten, Paucken, Trommeln und Pfeifen, nebst den gewöhnlichen Instrumenten; eine türkische Musik, eine Musik mit einem stählernen Clavier; und endlich eine Schlittenfahrt mit fünf Schlittengeläuth; von Märschen, sogenannten Nachtstücken, und vielen hundert Menuetten, Opertanzen und dergleichen kleinern Stücken nicht zu reden.“


    Diese Menge an Informationen gibt uns der Autor zum, nach seiner Aufzeichnung, viertwichtigsten Compositeur am Salzburger Hofe, wogegen der zu den anderen „Compositeuren“ kaum Informationen preisgibt. Das verleitet mich (und auch viele andere) zur Schlussfolgerung, dass der Autor dieses Schriftstückes der „Herr Leopold Mozart“ selbst ist. Gesichert ist das aber nicht. Aber dafür spricht auch noch, dass er uns zum Italiener Lolli, die er ja besonders mochte :D , kaum Informationen gibt.


    Hr. Ferdinand Seidl aus Falkenberg in Schlesien. Spielt die Violine und komponiert nur die Kammer. „hat viele Synfonien gemacht, auch Concerten und Solos für die Violin, in welchen er ungewöhnlich ganz besondere Gänge und schwere Passagen anzubringen, hauptsächlich bemühet war“… was ihm nach Ansicht Mozarts bzw. des Autors anscheinen nicht gelungen ist.


    Was aber sind die Aufgaben der 3 Hofcomponisten (Cristelli, Mozart, Seidl)?

      Sie haben sowohl in der Kirche und der Kammer auf ihren Instrumenten zu spielen
      Wechselweise haben sie mit dem Hrn. Hofkomponisten, jeder eine Woche die Direction der Musik bei Hofe inne.
      Von dem diensthabenden Komponisten „hanget lediglich die ganze Musik ab, da er nach Belieben, seine eigene oder fremde Stücke aufführen kann.“


    Nun gut, die Komponisten haben wir, kommen wir nun zu den Musikern. Ich gebe hier die Meinung des Autoren weiter und übernehme auch die Namensschreibweise.


    Violinisten



      Hrn. Paul Schorn aus Salzburg
      Hr. Carl Vogt aus Kremau in Mähren. Er weiß „einen kräftigen Ton mannhaft aus der Violine herauszubringen.“
      Hr. Wenzel Hebelt von heiligen Berg in Mähren. „Er bringet die schweresten Passage ganz rein heraus; darum er auch nur schwerere liebet, in denen ihm auch nicht leicht etwas zu schwer oder zu geschwind ist. Allein sein Ton ist gar schwach und still.“
      Hr. Joseph Hülber von Krumbach in Schwaben. Spielt auch Querflöte.
      Hr. Nicolaus Meisner von Brauna in Böhmen. Spielt auch Waldhorn.
      Hr. Franz Schwarzmann aus Salzburg. Spielt in Konzerten [Solist, Anm.] auch die Oboe, das Waldhorn und die Flöte. Zur Zeit der Niederschrift des Buches war er auf einer Italienreise, um seine Fähigkeiten bei Giuseppe Tartini zu vervollkommnen.
      Hr. Joseph Hölzel von Stadt Steyer in Österreich. Spielt auch Waldhorn
      Hr. Andreas Mayr aus Salzburg. Spielt auch Violoncello.


    Damals war es anscheinend üblich, zwei oder mehrere Instrumente sehr gut zu beherrschen. Nur die Solovirtuosen, bei den Geigen Schorn, Vogt und Hebelt waren nur auf einem Instrument geschult, die normalen Musiker spielten oft bei jeder Aufführung ein anderes Instrument.


    Bratschisten


      Hr. Johann Sebastian Vogt aus der Bambergischen Stadt Steinach im Culmbaschischen. Spielt auch Oboe
      Hr. Johann Kasper Thuman aus Salzburg


    Organisten und Cembalisten



      Hr. Anton Cajetan Adlgasser von der Insel in Bayern. „Spielt vernünftig, meist cantabel. Er ist nicht nur ein guter Organist; sondern auch ein guter Accompagnist auf dem Flügel. Beydes hat er dem Herrn Eberlin zu verdanken, von dem er auch die Regeln der Setzkunst erlernet hat; Wie er denn auch sehr angenehm setzet. Nur hänget er noch gar zu merklich an der Nachahmung anderer, sonderlich seines Lehrmeisters.“
      Hr. Franz Ignatius Zipp von Eggenfelden in Bayern. Spielt auch Violine, „singet einen schönen Tenore und componiert nicht übel.“


    Die beiden Organisten haben die große Orgel und die Seitenorgel (bei der auch die Gesangssolisten bei der Messe zu stehen haben) wechselweis zu spielen. Ebenso gehören sie „zum Accompagnement der Kammer.“


      Hr. Georg Paris aus Salzburg, hat allezeit die kleine Orgel unten im Chor, wo die Chorsänger sind, zu spielen und spielt auch bei den täglichen Gottesdiensten. Er komponiert auch für die Orgel.


    Violoncellisten


      Hr. Joseph Schorn aus Salzburg, spielt auch Violine (Verwandt mit dem Hrn. Paul Schorn [Soloviolinist])
      Hr. Jacob Anton Marschall aus Pfaffenhofen in Bayern. Spielt auch Violine und „legt sich sehr auf das Accompagnement in welchem er sich immer vollkommener bildet.“ Sein Lehrmeister ist der schon genannte Hr. Cristelli.


    Violonisten


      Hr. Matthias Wirth von Westendorf in Schwaben
      Hr. Paul Hutterer aus dem Böhmerwalde


    Fagottisten


      Hr. Jacob Rott aus Straubingen in Bayern
      Hr. Rochus Samhuber aus Salzburg
      Hr. Johann Adam Schultz und sein Bruder
      Hr. Johann Heinrich Schultz, beide aus Sagan in Schlesien, spielen beide auch die Oboe


    Posaunist (1)


    Hr. Thomas Oschlatt aus Stockerau in Unterösterreich (Niederösterreich) „Ist ein großer Meister auf seinem Instrumente, dem es sehr wenig gleich tun werden. Er spielet auch eine gute Violin und das Violoncell, ebenso bläst er ein nicht weniger feines Waldhorn“ (für ihn komponierte L. Mozart sein Posaunenkonzert)


    Oboisten und Flötisten


      Hr. Christoph Burg aus Mannheim , Solovirtuose, spielt auch die Violine
      Hr. Franz de Paula Deibel aus München, spielt ebenfalls die Violine
      Hr. Johann Michael Obkirchner aus Donauwert


    Waldhornisten


      Hr. Wenzel Sadlo, spielt auch Violine,
      Hr. Franz Drasil, spielt auch Violoncello. Beide stammen aus Brodetz in Böhmen


    Die beiden Waldhornisten waren damals hochgeachtet, sie erhielten sogar ein Angebot von 1000 Fl. jährlich vom Churfürstlichen Hofe in Bayern. Sie aber wollten Salzburg nicht verlassen.


    DIE SAENGER


    Hr. Andreas Unterhofler ist Präfekt des hochfürstl. Capellhauses und titular Hofkaplan


    Sopranisten (Kastraten)


    Hr. Johann Sebastian Brunner aus Neuötting in Bayern


    Die anderen drei Sopranistenstellen, die vorher Hr. Grossi, Hr. Augustini und der verstorbene Hr. Lanzi innehatte waren 1757 noch nicht nachbesetzt.


    Bassist


    Hr. Joseph Meißner aus Salzburg „ist ein trefflicher Sänger“… der schon Reisen nach Venedig, Padua, Pisa, Florenz und nach Neapel ans Teatro San Carlo und durch das deutsche Reich (Köln, Speyer, München uva) mit großem Erfolg gemacht hat. Stimmcharakteristik: „Seine Stimme hat etwas außerordentlich angenehmes, und er kann mit derselben die Höhe eines Tenors und die Tiefe eines Kammerbasses ohne allen Zwang mit schöner Gleichheit erreichen. Er ist sonderlich in dem Pathetischen stark und die Passagen, die einen einfältigen Vortrag erfordern, weis er unverbesserlich vorzutragen: denn sie sind ihm natürlich“
    Klingt nach einem echten Ausnahmesänger. Vielleicht ein Kandidat für meine Reihe „Stimmen, die wir niemals hören werden“?


    Tenoristen


      Hr, Joseph Michelansky aus Prag in Böhmen
      Hr. Joseph Zugseisen aus Salzburg
      Hr. Felix Winter aus Sazburg „hat eine Stimme, die in etwas der Stimme des Hrn. Meißners gleichkommt; hat die Höhe einer nicht gar zu hohen Tenorstimme und die Tiefe eines tiefen Kammerbasses; und singt sie mit Geist“. Winter war erst Mitte 1757 aus Italien zurückgekommen, wo er sich 2 Jahre lang aufhielt „und sich mit viel Beyfall hat hören lassen. Zu Neapel sang er bey der Carnevalsopera auf den Theater zu St. Carlo.“


    Hört sich ebenfalls nach einem Kandidaten für meine Reihe an!


    Aus dem hochfürstlichen Kapellhaus werden „beständig 2-3 Sopranisten und so viel Altisten zum Solosingen gebraucht“. Ihr Lehrmeister ist der Hr. Meißner.



    Die Herren Sänger zum Chor
    und erstlich die Chorherren


    Hr. Franz Daniel Dettel aus Bayern; Tenorist (Chorregent)
    Hr. Johann Baptist Freymiller aus Schwaben, Bassist (Chorregent)


    Die beiden Chorregenten haben jeweils abwechselnd die Chorleitung beim täglichen Gottesdienst über und werden nicht für Kammermusik eingesetzt.


    die wohlerwürdigen Herren zum Chor

      Hr. Christian Maller aus Schwaben, Tenorist
      Hr. Anton Saller aus Bayern, Tenorist
      Hr. Christoph Strasser aus Salzburg, Tenorist
      Hr. Benedict Schmutzer aus Bayern, Tenorist
      Hr. Anton Einkäß aus Cärnthen, Tenorist
      Hr. Sebastian Seyfer aus Bayern, Bassist
      Hr. Paul Pinzger aus Bayern, Tenorist
      Hr. Franz Schneiderbaur aus Bayern, Alt-Falsetist (Schreibweise vom Autor)
      Hr. Christoph Bachmeyr aus Salzburg, Bassist
      Hr. Johann Anton Eismann aus Berchtoldsgaden, Tenorist
      Hr. Anton Schipfl aus Tyrol, Bassist
      Hr. Ignatius Seeleuthner aus Salzburg, Tenorist
      Hr. Franz Joseph Menda aus Tyrol, Bassist
      Hr. Johann Veit Braun aus Tyrol, Alt-Falsetist (s.o.)
      Hr. Franz Cajetan Moschee aus Cärnthen, Bassist
      Hr. Lorenz Winneberger aus Schwaben, Bassist
      Hr. Donat Stettinger aus Bayern, Bassist
      Hr. David Veit Westermeyer aus Salzburg, Tenorist
      Hr. Johann Baptist Setti aus Italien, Bassist [Der Italiener steht wieder ganz unten. Ein weiteres Indiz auf die Autorschaft Mozarts!?]


    Zum Chorsingen gehören zweetens die Choralisten (8 an der Zahl)

      Hr. Benedict Heiß aus Salzburg, Bassist
      Hr. Leopold Lill aus Salzburg, Bassist
      Hr. Joseph Schmid aus Salzburg, Bassist
      Hr. Johann Drauner aus Ungarn, Alt-Falsetist
      Hr. Judas Tadeus Wesenauer aus Salzburg, Tenorist
      Hr. Joseph Egger aus Salzburg, Tenorist
      Hr. Jacob Seelos aus Schwaben, Tenorist
      Hr. Joseph Scheffler aus Bayern, Bassist


    4 der 8 Choralisten konnten nach Angaben des Autors den Violon spielen, deshalb musste immer eine von ihnen den Violon beim Gottesdienst spielen. Er musste den Hr. Paris an der kleinen Orgel begleiten und hatte daher seinen Dienst an der kleinen Orgel zu versehen.


    Drittens gehören auch zum Chor:


    Capellknaben, deren beständig 15, welche die hohen Stimmen besetzen. Sie sind im sogenannten „Capellhaus“ untergebracht, wo auch der Capellpräfekt wohnt. Sie werden dort mit allem notwendigen versorgt und erhalten unterricht auf der Orgel, im Gesang, der Violine und in der „welschen Sprache.“2-3 Sopranisten und ebenso viele Altisten werden zum Solosingen gebraucht. Aber manchmal nahm man auch die Alt-Falsetisten.


    Bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass sie nach dem Stimmverlust noch 2-3 Jahre im Capellhaus bleiben durften, um sich in der neuen Stimmlage zu vervollkommnen. Die Chancen in den Hofdienst als Sänger einzutreten waren sehr, sehr hoch, da man sie anderen „fremden“ immer vorzog, weil man sie „für tauglich hielt.“


    Ebenso gebraucht man zum Chor auch 3 Posaunisten, die die Alt- Tenor- und Basstrombone zu blasen haben. Der Stadthürmermeister mit zwei seiner Untergebenen hat dies zu tun.
    Anmerkung: In Wien kannte man keine Bassposaunen. In der Waisenhausmesse notiert Mozart (Sohn) sie trotzdem, weil er es von Salzburg gewohnt war. Wie die Uraufführung der Waisenhausmesse dann gestaltet wurde, bleibt ein Rätsel.


    Wie sind die Sänger und das Orchester bei der Messe aufgestellt?


    Die große Orgel wird „bey einer großen Musik nur zum Präludieren gebraucht“, bei normalen Gottesdiensten wird eine der vier kleinen Seitenorgeln benutzt. Bei der Orgel befinden sich die Solosänger und die Basschorsänger. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche, als bei der gegenüberliegenden Orgel, befinden sich die Violinisten und der Rest des Chores. Auf den beiden anderen Seitenorgeln postieren sich die Trompeten und die Pauken, aber nur zu bestimmten Anlässen.
    Oboen und Querflöten kommen in der Kirche kaum zum Einsatz, das Waldhorn niemals. Die Oboisten, Flötisten und Waldhornisten, Pauker und Trompeter spielen als Zweitinstrument die Violine.


    Warum nennt der Autor die Pauken und Trompeten extra?


    Salzburg wurde von einem Fürsterzbischof regiert, der die weltliche und geistliche Macht innehatte. Alle Musiker des Hofes waren ursprünglich für die Kirche engagiert und trugen daher alle die gleichen Uniformen beim Gottesdienst. Die Pauker und Trompeter nahmen eine Sonderstellung ein, da sie die weltliche Macht des Fürsterzbischofes repräsentierten. Sie trugen andere, weltliche Uniformen und waren ein immer nur dann in der Messe anwesend wenn der Fürsterzbischof selbst die Messe zelebrierte. Daher kann man allein schon an der Instrumentalisierung einer Messe der damaligen Zeit erkennen, ob der Fürsterzbischof an der Messe persönlich beteiligt oder anwesend war, da sich in der Partitur „Paucken und Trompeten“ befinden.
    Aufgrund der Sonderstellung dieser beiden Instrumentengruppen nennt sie der Autor extra.


    Trompeter


      Hr. Johann Baptist Gesenberger, Obertrompeter aus Bayern „vor allem durch seinen guten Triller sehr berühmt“
      Hr. Caspar Köstler ais der Pfalz, Hof- und Feldtrompeter, spielt auch Violine und ist oft der Solist (Primant)
      Hr. Andreas Schachtner aus Bayern. Schüler des Herrn Köstler, spielt auch Violine und Violoncello. (Primant)
      Hr. Johann Schwarz aus der Pfalz, Hof- und Feldtrompeter (Primant)


      Hr. Ignatius Finck aus Österreich, Hof- und Feldtrompeter, Secundant des Hrn. Gesenberger, spielt auch Violine und Violoncello.
      Hr. Adam Huebner aus der Pfalz, Hoftrompeter, spielt auch Violine
      Hr. Johann Leonhard Seywald aus Salzburg


    Diese drei vetreten bzw. secundieren abwechselnd den 3 Primanten.


      Hr. Johann Siegmund Lechner aus der Reichsstadt Augsburg, Hoftrompeter, spielt auch die Violine
      Hr. Franz Heftstreit aus Mähren, Hof- und Feldtrompeter, spielt auch Violine und Viola
      Hr. Matthias Brand aus Böhmen, Hof- und Feldtrompeter
      2 Stellen sind „ledig“ und daher nicht besetzt.


    Paucker


      Hr. Anton Winckler aus Salzburg, Hof- und Feldpauker, spielt auch die Violine
      Hr. Florian Vogt aus Krenau in Mähren, Hof- und Feldpauker, spielt auch die Violine


    Damals wurde KEIN Trompeter oder Pauker in die Dienste des Fürsterzbischofs genommen, der nicht die Violine oder ein anderes Streichinstrument beherrschte, denn „bey starken Musicken müssen alle bey Hofe erscheinen und die zweite Violin oder Viola spielen.“


    Ebenso gehören zur Musik:

      Hr. Johann Rochus Egedacher, Hochfürstlicher Orgelmacher aus Salzburg
      Hr. Andreas Ferdinand Mayer, Hochfürstlicher Hof Lauten- und Geigenmacher.


    Ihre Aufgabe ist es die Instrumente „in gutem Stande zu erhalten.“


    und
    8 Musikdiener (Calcanten)


    Gesamtzahl derer, die zur Musik gehören oder auch wegen der Musik bei Hofe besoldet sind:
    99


    So das war mein kleiner Überblick über das Musikleben in Salzburg im Jahre 1757. Ich hoffe ihr hattet Spaß an meinem kleinen Ausflug in die Vergangenheit!


    LG joschi

  • Guten Tag


    sehr lobenswerte Fleißarbeit :jubel::yes: :jubel:



    (Mal sehen, ob ich etwas ähnliches -wenn auch nicht ganz so ausführliches- über die Mannheimer Hofkapelle aus dem gleichen Zeitraum zusammenkriege ? )


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ach, da habe ich ganz vergessen Joschi auch öffentlich zu danken für diese Arbeit. Via PN hatte ich es schon getan.


    Was mich wundert, ist das viele dieser Namen doch ziemlich bekannt sind. Wegen Mozart?


    LG, Paul

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von musicophil


    Was mich wundert, ist das viele dieser Namen doch ziemlich bekannt sind. Wegen Mozart?


    LG, Paul


    W. A. Mozart war zu diesem Zeitpunkt erst ein Jahr alt; und ob sein Vater Leopold damals ( 1757/58 ) in der Hofkapelle solch eine überragende Stellung innehatte ?


    Die Mannheimer Hofkapelle hatte zum selben Zeitraum ( 1758 ) 64 Mitglieder, darunter aber neben dem Kapellmeister I. Holzbauer einige bekannte Namen wie F. X. Richter, Chr. Cannabisch, I. Danzi und A. Fils.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    (Mal sehen, ob ich etwas ähnliches -wenn auch nicht ganz so ausführliches- über die Mannheimer Hofkapelle aus dem gleichen Zeitraum zusammenkriege ? )


    Hallo Bernhard!


    Das wäre toll, ich wäre dir gerne dabei behilflich.


    Prinzipiell interessieren mich solche "Listungen" von allen Höfen zu aller Zeit, aber von überall was zu finden ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.


    Ich werde aber weiterforschen und euch viele Musiker der schon etwas weiteren Vergangenheit (sänger, Solisten, Komponisten) [MA, Renaissance, Barock, Klassik] näher vorstellen.


    LG joschi

  • Guten Tag



    Im Moment habe ich nur eine Liste der Mitglieder der kurfürstlichen Hofkapelle zu Mannheim von 1758 und eine Quartiersliste für den Aufenthalt der Hofmusiker (33 Personen) aus dem gleichen Jahr in Schwetzingen. Im Sommer zog der Mannheimer Hof in die Sommerresidenz (ca. 250 Personen) nach Schwetzingen und nahmen Teile der Hofkapelle mit. Die Musiker kamen in Privatquartieren oder -teils heute noch exitierenden- Gasthäusern unter.
    Die restlichen Hofmusiker nahmen den Sommer über öfters Bildungsurlaub in ihre Heimat ( oft Böhmen ), oder gingen auf Tournee, um ihre Kasse aufzubessern und gleichzeitig Werbung für die "Mannheimer Schule bzw. Hofkapelle" zu machen. Das war durchaus im Sinne des Kurfürsten.
    Muss daher noch etwas recherieren.


    Gruß aus der Kurpfalz