Liebe Taminos,
heute zu einer weiteren von mir Verehrten: Frida Leider. Die bisher nicht wieder aufgetretene Symbiose aus gewaltiger Durchschlagskraft und gleichzeitiger erstaunlicher Frische der Stimme, dabei mit der Fähigkeit, neben dem Strom der Stimme auch die Phrasierung und die Technik der Mozart- und Verdi-Schule in die Wagner-Interpretation einfließen zu lassen, hebt sie für mich weit über die meisten Kolleginnen heraus.
Kaum etwas an ihren Aufnahmen, das nicht überzeugen könnte: Isolde und Brünnhilde in einer Klasse für sich (trotz Flagstad, Traubel, Wildbrunn, die gegen sie alle matronenhaft klingen, trotz Nilssons Trompeten), ebenso die Leonore aus Fidelio, eine großartige Donna Anna (deren einziges Zeugnis das "Or sai chi l'onore" ist, aber das hat es in sich!), gute Verdi-Interpretationen (Leonora aus Trovatore). Zum Liedgesang paßten nicht alle Parameter der Stimme, sie kam auch erst recht spät dazu; "Auf dem Wasser zu singen" etwa leidet unter einer gewissen Überattacke.
Die Rezia-Arie aus Oberon fehlt mir z.B. noch, da wäre ich für Höreindrücke sehr dankbar.
Außer Lilli Lehmann fällt mir keine Sängerin ein, die ein so breit gefächertes Repertoire beherrschte, und das auch noch auf diesem großartigen Niveau!
Ich hoffe, auch viele andere erinnern sich gern an Frida Leider.
LG,
Christian