Welche Arie von welchem Tenor?

  • Lieber Hans,


    ich freue mich außerordentlich, wieder mal dein Konterfei zu sehen. Herzliche Grüße nach Bremen!


    Was den Ferrando betrifft, stimme ich dir vorbehaltslos zu. Ansonsten kennen wir unsere unterschiedlichen Ansichten und respektieren sie seit Jahren.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zu Siegried's Frage, ob ich beide Sänger, d. h. WUNDERLICH und TRAXEL noch auf der Bühne erlebt habe, möchte ich kurz antworten: TRAXEL ja, Wunderlich leider nicht. Ich frage mich aber, ob dies nun ausschlaggebend ist, um rein die Stimme und die Gestaltung der Arie zu beurteilen; es geht ja hier nicht um darstellerische Gesichtspunkte, und man kann sich im Gegenteil vielleicht sogar noch besser auf die Beurteilung der Stimme konzentrieren, wenn man unbeeinflußt von visuellen darstellerischen Bühneneindrücken dem reinen Gesang lauschen kann! Und hier bleibe ich dabei - trotz der kleinen Einschränkungen von Caruso, dessen Beiträge mich durch ihr großes Wissen immer sehr beeindrucken - daß mir zumindest bei der Arie "Komm, o holde Dame", TRAXEL's Stimme noch besser gefällt als die von WUNDERLICH. BEIDE singen die Arie m. E. technisch auf höchstem Niveau und im schönsten Belcanto, nur eben finde ich bei dieser Arie gerade TRAXEL's leise Wehmut in der Stimme, die von Caruso wohl als "Phlegma" gesehen oder gehört wird, als sehr passend zu dem Gehalt dieser Arie. Sie berührt mich, während die Stimme WUNDERLICH's für mich in diesem Fall zwar strahlend, aber doch vergleichsweise kühl daherkommt. Aber das ist sicher hier wirklich Ansichts- und Geschmacksache.


    Natürlich kann man diese deutsche Version dieser französchen Oper nicht mit den Interpretatonen französischer Sänger vergleichen. Allein schon die farbige französische Sprache nimmt für sich ein, und auch ich bin sehr angetan z. B. von dem Gesang und der Gestaltung eines DAVID DEVRIES, auch wenn die Stimme selbst sicher keine Sonderstelllung einnimmt.


    Und wenn in Verbindung mit WUNDERLICH schon die Sprache auf MOZART kommt, und dabei eine ganze Palette von Tenören als MOZART-Sänger gepriesen werden, darunter zu meinem Erstaunen sogar ein HEINZ HOPPE, dann sollte auch in diesem Zusammenhang der Name JOSEF TRAXEL doch nicht fehlen! Es iiegen mit TRAXEL ganz exzellente Einspielungen aus MOZART-Opern vor, sei es nun aus der ZAUBERFLÖTE, DON GIOVANNI, COSI FAN TUTTE oder TITUS (" Ist's Wahrheit oder Trug?"!!) Auch davon gibt es Arien, bei denen TRAXEL absolut mit WUNDERLICH konkurrieren kann. Als exemplarischen MOZART-Sänger würde ich auf jeden Fall LEOPOLD SIMONEAU mit in der ersten Reihe sehen, trotz seines störenden Akzentes! Und wenn man schon HEINZ HOPPE als Mozart-Sänger bemüht, dann könnte man m. E. schon eher noch JOHN VAN KESTEREN nennen, der einen wunderbar lyrischen BELMONTE sang.


    Viele Grüße


    wok

  • Lieber Siegfried


    meine Schwerpunkte liegen seit einiger Zeit woanders,aber ich lese immer wieder gerne bei Tamino,versammelt sch doch hier nach wie vor viel Sachverstand.


    Von Blochwitz sind,im Gegensatz zu Wunderlich, leider viele Aufnahmen gestrichen, vor allem seine sehr schönen Schubert-Aufnahmen. Es kommt nicht auf Qualität, sondern auf den Markt an. Und dort konnte sich Blochwitz nicht richtig etablieren.
    Obwohl er eine raktenhafte Karriere gemacht hat, in wenigen Jahren mit den bekanntesten Dirigenten zusammen.


    Es kommen ja immer wieder lyrische Tenöre mit wirkich schönen Stimmen wie Güra oder Kobow,aber an die Leistungen von Blochwitz und auch Protschka reichen sie einfach nicht heran.


    Schöne Grüsse aus Bremen


    Hans :jubel:

  • Und wenn man schon HEINZ HOPPE als Mozart-Sänger bemüht, dann könnte man m. E. schon eher noch JOHN VAN KESTEREN nennen, der einen wunderbar lyrischen BELMONTE sang.

    Heinz Hoppe war 1. lyrischer Tenor an der Hamburger Staatsoper. Lang, lang ist's her.
    27. Juni
    1956:

    Debüt an der Hamburger Staatsoper
    mit Mozarts "Zauberflöte". Mit der Hamburger Staatsoper August und September
    1956 erstes Ausland-Gastspiel in Edinburgh. An der Hamburger Staatsoper übernahm er das
    gesamte Mozart-Repertoire



    8. August
    1962:

    Der Senat der Stadt Hamburg
    ernennt Heinz Hoppe zum Kammersänger. Mit 38 Jahren war er der jüngste Kammersänger
    Deutschlands



    1967, Juni:
    Gastspiele an der Metro in New
    York und in Montreal/Kanada (Weltausstellung)



    27. April
    1969:

    Ende des Vertrags mit der
    Hamburger Staatsoper, letzte Vorstellung mit dem "Meistersinger von Nürnberg
    (Wagner), anschließend freiberuflich tätig mit zahllosen Fernseh-Auftritten.




    Hier u.a. Bildnisarie, Horch die Lerche singt im Hain, Lebe wohl mein flandrisch Mädchen. Seine Aufnahmen bei Telefunken/Decca mit Arien aus Don Giovanni, Cosi und Entführung Ende der Fünfziger sind heute kaum noch zu bekommen. Im Übrigen lautet der Thread "Welche Arie von welchem Tenor" und nicht Mozartsänger im allgemeinen. Eigentlich ging es nur um die Bildnisarie aus der Zauberflöte. Hier gibt es noch eine ganze Reihe von Sängern, die bisher nicht genannt wurden. Z.B. Ernst Kozub, Rene Kollo und wer kennt die Zauberflöte in einer Aufnahme mit dem Wagner-Tenor Peter Hofman, hat es alles gegeben, auch auf Vinyl.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • René Kollo und Peter Hofmann, lieber Bernward, halte ich bei aller Wertschätzung nicht für die richtige Besetzung für die Bildnisarie, die, wie der ganze Tamino, einem reinen lyrischen Tenor gebührt. Beide sind (waren) Heldentenöre.
    Fritz Wunderlich und Nicolai Gedda (der auch ein ausgezeichneter Tamino war), hier in der musikalisch glänzenden, leider librettolosen Aufnahme unter Otto Klemperer, haben nicht umsonst einen Bogen um Bayreuth gemacht.






    Wunderlich hat wohl den Steuermann Dalands im Fliegenden Holländer unter Konwitschny gesungen: ("Mit Gewitter und Sturm"):


    Dafür war er m.E. wiederum die Idealbesetzung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch ich habe mich mit dem Thema befaßt und nachstehend meine Favoriten aufgestellt. Natürlich hat jeder einen anderen Geschmack - was den Komponisten und den Sänger betrifft. Aber wenn alle den gleichen Geschmack hätten, das wäre jämmerlich. Bei mir kommen einige neue Sänger in die Liste, welche aber auf keinen Fall eine Rang- oder Reihenfolge darstellt:


    Di rigori armato (Rosenkavalier) - nur Helge Rosvaenge


    Che gelida manina - Björling (einzigartig), Gigli


    Di quella pira (Stretta) - Rosvaenge (siehe unten), del Monaco


    Niun mi tema (othello)- del Monaco


    Vesti la giubba (Bajazzo) - Pavarotti, aber auch Kaufmann


    Nessun dorma - nur Pavarotti


    Mama, quel vino e generoso (Cavalleria) - Villazon, Corelli


    Cielo i mar (La Gioconda) - Mario Lanza


    Gralserzählung -- Max Lorenz


    A te, o cara (Puritaner) - Corelli (Flores kommt in meinen Augen nicht ran!)


    Orchesterlieder (R. Strauß, bes. Waldseligkeit und Verführung) - nur Peter Anders


    Un di all" azzuro spazio (Andre Chenier) - Mario Lanza


    Addio, fiorito asil (Butterfly) - del Monaco, Gedda


    und noch etwas ganz ausgefallenes - die (kurze) Arie des Federico aus Arlesiana - mit Virgilius Noreika


    generell auch Domingo, aber der ist überall gut.


    Warum Rosvaenge in der Stretta (obwohl er in meiner Aufnahme im letzten hohen C deutlich einen halben Ton abfällt!)? Er war als Heranwachsender mein absoluter Lieblingssänger. Dann hatte ich das Glück,ihn zwischen 1957 und 1961 in Gera als Manrico, Canio, Herzog und Richard im Maskenball zu erleben. Auch wenn man hinterher munkelte, daß die Stretta um einen halben Ton tiefer geschrieben wurde (vielleicht verständlich, er mußte diese Arie 3 x wiederholen, damit 8 x das hohe C, und ein Ende wurde nur durch den eisernen Vorhang gesetzt), es ist unauslöschlich in meinem Kopf.


    Zu Monaco mögen es viele Kesting gleichtun und ihm vorwerfen, nur laut und eintönig gesungen zu haben - aber seine Kraft in der Stimme hat es mir angetan. Das trifft auch auf Corelli zu, der in eigentlich einer seiner wenigen Ausflüge ins Belcanto-Fach (eben in den Puritanern) glänzt und trotz weniger ausgefeilter Aufnahmetechnik Flores mehr als ebenbürtig ist.


    Von der Gralserzählung mit Franz Völker habe ich leider keine Aufnahme, aber Erinnerungen an Radiosendungen in den 60-er Jahren. Übrigens gefällt Kaufmann mir mit seiner Lohengrin-Interpretation nicht so gut.


    Villazon habe ich selbst beim ersten Konzert im Gewandhaus erlebt, da war seine Stimme noch unverbraucht und gesund. Der Turiddu hat den Saal explodieren lassen!


    Und Lanza - auch wenn ihm die Opernbühne versagt blieb (selbst geschuldet?), seine Stimme fasziniert mich.


    Und schließlich der Herr Noreika - ich weiß gar nicht, ob den jemand kennt. Aber ich habe eine Platte von ihm, und die Federico-Arie gefällt mir von ihm besser als von allen anderen, die sich daran versucht haben.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo Willi,


    Kollo begann weder als Helden- noch als Wagner-Tenor.
    Seine Karriere als Opernsänger begann Kollo 1965 am Staatstheater Braunschweig unter der Intendanz von Hellmuth Matiasek. Von 1967 bis 1971 war er Erster Tenor an der Deutschen Oper am Rhein/Düsseldorf-Duisburg und sang Hauptrollen in Opern von Mozart, Verdi, Puccini und Janácek.



    Eine kleine Rolle im Tannhäuser gibt es auch auf CD mit Wunderlich.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Und schließlich der Herr Noreika - ich weiß gar nicht, ob den jemand kennt


    Hallo, La Roche
    Mir ist Virgilius Noreika ein Begriff. Er war ein litauischer Tenor, der gastweise ein paarmal an der Berliner Staatsoper gesungen hat. Ich glaube, den Duca im Rigoletto. Müßte ich nachsehen, gehört habe ich ihn aber leider nicht.
    Interessant ist Deine Aufstellung zum Thema "Welcher Tenor- welche Arie". Zu einer Arie möchte ich Dir einen Tip zum Anhören und Vergleichen geben:

    A te, o cara (Puritaner) - Corelli (Flores kommt in meinen Augen nicht ran!)

    Höre Dir mal diese Arie mit Luciano Pavarotti an (Aufnahme von 1974 mit Arleen Auger, Dirigent Nicola Rescigno). Da kommt nicht nur Florez nicht ran, da kommt keiner (!!!) auch nur ansatzweise ran.
    Das ist mein Geschmack und meine Meinung und jeder darf das gerne anders sehen. Solltest Du die Aufnahme mal hören, laß´mich Deine Meinung wissen.
    Viel Freude und vielleicht neue Erkenntnisse damit und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Und schließlich der Herr Noreika - ich weiß gar nicht, ob den jemand kennt.


    Hier ist er auf DVD als Vladimir Igorewitsch zu sehen und zu hören:




    Norejka, Virgilius
    (Virgiljus), Tenor, * 22.9.1935 Siauliai (Schaulen) in Litauen; er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Vilnius (Wilna)
    [Lexikon: Norejka, Virgilius. Großes Sängerlexikon, S. 17898]

    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Bernward,


    Natürlich ist mir der Tenor HEINZ HOPPE und dessen Laufbahn gut bekannt. In den 60er Jahren hörte ich diesen häufiger in Rundfunkaufnahmen, allerdings mehr mit Operetten als mit Opern, und seine Stimme traf nicht gerade meinen musikalischen Nerv. Gewiß hörte ich ihn auch gelegentlich mit Opernarien, auch mit der Bildnisarie, doch würde ich ihn vom Stimm-Material her nicht auf eine Stufe mit WUNDERLICH oder TRAXEL stellen. Vermutlich gefielen mir damals auch einige seiner Musikstücke nicht, die er sang, so daß ich ihn nicht so interessiert weiter verfolgte wie andere Tenöre. Sicher aber besaß er auch seine Qualitäten und hatte seine Anhänger.


    Viele Grüße


    wok

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Höre Dir mal diese Arie mit Luciano Pavarotti an (Aufnahme von 1974 mit Arleen Auger, Dirigent Nicola Rescigno). Da kommt nicht nur Florez nicht ran, da kommt keiner (!!!) auch nur ansatzweise ran.
    Das ist mein Geschmack und meine Meinung und jeder darf das gerne anders sehen. Solltest Du die Aufnahme mal hören, laß´mich Deine Meinung wissen.
    Viel Freude und vielleicht neue Erkenntnisse damit und herzliche Grüße
    CHRISSY


    Servus Chrissy,


    habe mein Archiv gewälzt und die Pavarotti-Aufnahme gefunden, und natürlich gleich angehört. Du hast recht, er ist wirklich Spitze. Pavarotti ist überhaupt bis zu Beginn der 1990er Jahre in allen Aufnahmen und Filmen Klasse. Ich werde nie vergessen, als ich erstmals das Verdi-Requiem mit ihm (Freni, Cosotti, Gjaurow glaube ich ) hörte, ich meine unter Karajan. Diese junge, unverbrauchte, strahlende Tenorstimme - das war eine Eingebung. Und er war unverkennbar!! Schon nach den ersten Tönen wußte man - ahhhh! Pavarotti. Einen guten Sänger macht auch der Wiedererkennungswert aus. Und da gibt es gar nicht so extrem viele. jedenfalls für das normale Opernfreundgehör. Dazu gehören für mich auch del Monaco, Bergonzi, Prey, Metternich, die Calllas und noch eine zwei Dutzend andere. Das soll ja hier nicht vollzählig sein.


    Also Grüße nach Görlitz (da bist Du doch zu Hause?)


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • die Pavarotti-Aufnahme gefunden, und natürlich gleich angehört. Du hast recht, er ist wirklich Spitze.


    Hallo, lieber La Roche
    Großen Dank für Deine Bestätigung, da habe ich mich sehr darüber gefreut. Für mich ist Pavarotti der "Allergrößte", der "grande Tenore assoluto". Aber wie ich immer sage, das ist mein Geschmack und jeder darf das gerne anders sehen. Ich lasse jedem seine Meinung. H.v. Karajan sagte mal "Ein Tenor wie Pavarotti wird in hundert Jahren nur einmal geboren"! :jubel: Dem habe ich nichts hinzuzusetzen. Trotzdem mag, kenne und schätze ich auch noch viele andere Sänger, vor allem Tenöre.

    Grüße nach Görlitz (da bist Du doch zu Hause?)

    Das stimmt und ich bedanke mich für die Grüße und sende ebenso herzliche nach Gera. Ich freue mich einen "alten DDR- Kämpfer" hier im Forum zu wissen. Gleichzeitig möchte ich Dich bei der Gelegenheit hier im Forum begrüßen und Dir viel Freude und einen interessanten Austausch wünschen.
    Also, alles Gute, bis demnächst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Sagitt meint:


    Im "deutschen"Repertoire war Peter Anders grossartig ( auch wenn Papst Kesting kritisch war). Er war ein grosser Florestan ( 1948 ), sang herzergreifend Vater,Mütter, Schwester Brüder oder Horch, die Lerche sngt im Hain, selbst sein Belmonte,zusammen mit Erna Berger,hat Charme.

  • Die verschiedenen Beiträge zu der Frage wer denn der Tenor für Taminos Bildnis-Arie ist, möchte ich einfach mal auf sich beruhen lassen.
    Meine Präferenzen habe ich ja bereits dargestellt. Und zu der Idee, dass vielleicht Heinz Hoppe, Ernst Kozub oder Peter Hoffmann für diese Arie der Idealinterpret sein könnten, sage ich lieber nichts! Ich weiss, wie sehr diese Tenöre von einigen Opernfreunden geschätzt werden, und für Argumente - so sagt mir inzwischen meine Erfahrung - sind sie nicht wirklich zugänglich. Warum also soll ich mich mit ihnen anlegen?


    Ganz interessant fand ich die längere Liste von La Roche - zum einen, weil schon die Auswahl der Arien offenbar sehr persönlich akzentuiert ist, und zum anderen, weil die Präferenzen so unmittelbar durch persönliche Erfahrung und persönlichen Geschmack begründet werden. Da fühle ich mich denn auch nicht provoziert, die Wahl eines Monaco für Otellos Tod oder eines Lanza für Enzos Arie zu kritisieren.


    Richtig gefreut hat mich der Hinweis auf Noreika. Ich bin mir nicht sicher, ob ich seine Interpretation des Lamento di Federico für das Ideal halten soll: Aber gut gesungen und tief empfunden ist es auf jeden Fall!


    und noch etwas ganz ausgefallenes - die (kurze) Arie des Federico aus Arlesiana - mit Virgilius Noreika



    Und schließlich der Herr Noreika - ich weiß gar nicht, ob den jemand kennt. Aber ich habe eine Platte von ihm, und die Federico-Arie gefällt mir von ihm besser als von allen anderen, die sich daran versucht haben.


    Von den vielen Aufnahmen, die Noreika gemacht hat, finde ich die im italienischen Fach zumeist nicht ganz so idiomatisch und eloquent wie die im russischen Fach.
    Die Arie des Vladimir aus Fürst Igor oder das Lied des indischen Gastes aus Sadko und die Arie des Lenski aus Eugen Onegin sind in seinen Aufnahmen ohne Frage schon sehr dicht am Ideal!


    Da ist er durchaus erste Wahl und er kann sogar mit Koszlowsky, Lemeshew und Vinogradow konkurrieren.


    Norejka, Virgilius (Virgiljus), Tenor, * 22.9.1935 Siauliai (Schaulen) in Litauen; er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Vilnius (Wilna)
    [Lexikon: Norejka, Virgilius. Großes Sängerlexikon, S. 17898]


    Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass Vergilius Noreika Schüler des grossen littauischen Tenors Kipras Petrauskas war.
    Während seiner sehr glanzvollen Karriere hat er nicht nur in Vilnius und Moskau gesungen sondern in vielen Städten der damaligen Sowjetunion sowie - insbesondere in den 60er Jahren - auch in Mailand.
    In Berlin hat er leider nur wenige Male gastiert. Ich habe ihn dort als Lenski hören können und zudem mehrmals in verschiedenen Rollen am Bolschoi-Theater in Moskau.


    Ab 1976 hat Noreika in Vilnius an der litauischen Akademie gelehrt.
    Zu seinen Schülern gehören Sergeij Larin und Algis Janutas.
    Später hat er auch eine Zeit lang die Oper in Vilnius geleitet. Ich weiss aber nicht, ob er Intendant war oder das Haus nur kommissarisch geleitet hat.
    Heute soll er immer noch bestens bei Stimme sein aber nicht mehr öffentlich auftreten. Dafür fungiert er öfter als Mitglied der Jury bei Gesangswettbewerben.
    Zum Glück gibt es ja eine Unmenge von Aufnahmen mit ihm. Ich habe immerhin sieben LPs und Mitschnitte von etlichen Konzerten und Opernaufführungen auf Band.
    Auf CD ist allerdings bisher nur wenig davon veröffentlicht worden.
    Das Erwähnte Lamento di Federico ist beim Hamburger Archiv für Gesangskunst wieder veröffentlicht:







    Sehr interessant ist auch:



    ....




    In den USA gibt eine Tosca, auf der er den Cavaradossi neben der grossartigen, damals allerdings nicht mehr ganz jungen Galina Vishnewskaya singt.







    Ein recht persönliches, eher russisch romantisch gefärbtes Pieta, Signore kann man auf YouTube hören:


    http://www.youtube.com/watch?v=69JVfWaw8GY


    Natürlich gibt es noch Etliches mehr auf YouTube mit Noreika.
    Für Freunde ausgefallener Besetzungen das Butterfly-Liebesduett mit Noreika und Violetta Urmana! Noreika ist da immerhin 67 Jahre alt!!!
    Leider ist das keine Aufnahme, die ihm neue Freunde verschaffen wird! Überraschend gut aber Urmana!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo Caruso und La Roche!


    Vielen Dank für den Tipp "Noreika"! Ich kannte bisher noch nicht einmal den Namen und habe mir nun einige Aufnahmen auf youtube angehört. Ein Tenor, wie ich ihn schätze, lyrisch, des Mezzavoce und der Voix mixte fähig und nicht nur auf Lautstärke und Spitzentöne aus. Von ihm würde ich auch gerne mal " A te, o cara" hören.


    Besagte Arie habe ich mir neulich auch mit Vanzo angehört und fand ihn Donizetti näner sls viele andere bekannte Tenöre.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Hallo Caruso und La Roche!


    Vielen Dank für den Tipp "Noreika"! Ich kannte bisher noch nicht einmal den Namen und habe mir nun einige Aufnahmen auf youtube angehört. Ein Tenor, wie ich ihn schätze, lyrisch, des Mezzavoce und der Voix mixte fähig und nicht nur auf Lautstärke und Spitzentöne aus. Von ihm würde ich auch gerne mal " A te, o cara" hören.


    Werte Mme. Cortese!


    Die Partie scheint er nicht gesungen zu haben und es gibt auch keine Aufnahme irgend eines Ausschnittes daraus.
    Aber den Edgardo hat er gesungen. Ich habe ihn in Kiew gehört - neben der fabelhaften Koloratursopranistin Eugenia Miroshnischenko (sie brillierte mit virtuosen Koloraturen und wahnsinnigen Spitzentönen - so ein Phänomen wie Mado Robin, aber mit einer größeren und zu mehr Farben fähigen Stimme). Was mich damals sehr beeindruckt hat, war die Noblesse, mit der er den Edgardo sang!
    Es gibt ja eine Aufnahme der Schlussszene von ihm, die auch auf der CD des Hamburger Archives (siehe oben!) veröffentlicht ist. Leider singt er da mit etwas mehr Druck und Drückern als es nötig und gut wäre.


    Dass Noreika hierzulande so wenig bekannt ist, verwundert mich immer wieder. In den USA werden seine Aufnahmen hoch geschätzt, obwohl er meines Wissens nie dort aufgetreten ist.


    Auf jeden Fall lohnt es, sein Lied des indischen Gastes aus dem Sadko zu hören! Das hat etwas Magisches!!!Sicher gibt es das auch bei YouTube?
    Und: Perfischer-Romanze und "Una furtiva lagrima"! Aber: am besten von allen seinen Aufnahmen ist immer noch die Arie des Vladimir aus Fürst Igor!!
    Sicherheitshalber bei der Suche die litauische Schreibweise eingeben:


    Virgilijus Noreika


    Viel Spass bei weiteren Entdeckungen




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Von den vielen Aufnahmen, die Noreika gemacht hat, finde ich die im italienischen Fach zumeist nicht ganz so idiomatisch und eloquent wie die im russischen Fach.
    Die Arie des Vladimir aus Fürst Igor oder das Lied des indischen Gastes aus Sadko und die Arie des Lenski aus Eugen Onegin sind in seinen Aufnahmen ohne Frage schon sehr dicht am Ideal!


    Hallo, Caruso 41,


    Danke für Deine Ermutigung und die Bestätigung, daß Noreika ein Guter war.


    Ich habe eine "Melodia"-Schallplatte, die ich 1976 gekauft habe. Darauf singt er, vom Orchester des Bolschoi unter Boris Chaikin


    - die Lenski-Arie


    - eine Arie aus Fürst Igor


    - das Lied des indischen Gastes (werde ich mir auf Grund Deiner Empfehlung demnächst anhören)


    - Cavaradossi (deutsch wie sich die Bilder gleichen)


    - de Grieux Arie 3.Akt


    - Edgar aus Lucia


    - und die besagte Federico-Arie


    An einem der nächsten Opernabende mit meiner Frau - das machen wir 2-3 mal in der Woche - quer durch alle CD und Platten, auch Konzert - ist er dran!!!


    Herzliche Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Von der Gralserzählung mit Franz Völker habe ich leider keine Aufnahme,...


    Doch, hast du - auch wenn du es vielleicht nicht weißt:




    Allerdings ist bei Lohengrin Ivan Kozlovski eigentlich nicht zu überbieten. Dieser Lohengrin kommt wirklich aus einer anderen Welt (von IK gibt es übrigens einen Konzertmitschnitt, wo er die Gralserzählung als ca. 73-jähriger so gut singt, daß einem ungläubig der Mund offen bleibt!):


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • - eine Arie aus Fürst Igor
    - das Lied des indischen Gastes (werde ich mir auf Grund Deiner Empfehlung demnächst anhören)
    .....
    - und die besagte Federico-Arie


    An einem der nächsten Opernabende mit meiner Frau - das machen wir 2-3 mal in der Woche - quer durch alle CD und Platten, auch Konzert - ist er dran!!!


    Herzliche Grüße von La Roche


    Das ist eine gute Idee, lieber La Roche, die gute alte Melodia LP noch mal aufzulegen.
    Du wirst lachen: nachdem Du das Lamento di Federico in Deiner Liste genannt hattest, habe ich es mir auch gleich noch mal aufgelegt.
    Ich habe die LP früher sehr oft gehört und hatte sie noch gut im Ohr und in bester Erinnerung - neben der Vladimir-Arie und dem Lied des indischen Gastes auch das Lamento.


    Trotzdem habe ich echt gestaunt, wie gut die Aufnahme des E’ la storia del pastore ist! Irgendwie sind in der Stimme die ganze Verzweiflung und der Weltschmerz einfach präsent! Ein Wunder aber ist die gesangstechnische Souveränität. Wie Noreika die Stimme über die Lagenwechsel führt, wie er Töne anschwellen und wieder abschwellen lassen kann, wie er - darauf hat Mme Cortese mit Recht hingewiesen - das Mezza-Voce-Singen beherrscht und es versteht, der Bruststimme fein dosiert Kopfresonanz beizumischen, das alles ist echt vorbildlich! Faszinierend finde ich besonders die Fähigkeit, Modulationen des Melodieverlaufes durch Färbungen der Stimme zu unterstreichen. Vor allem ist das alles nicht Selbstzweck sondern ganz im Dienst der Interpretation! Das noch größere Wunder aber sind meiner Meinung nach die Ökonomie und der Geschmack mit dem er das heikle Stück singt. Dadurch errreicht er entschieden stärkere Wirkung als manch hoch gehandelter Tenor, der einfach nicht auf die Musik vertraut, sondern Gefühle mit histrionischen Gesten auszudrücken versucht. Ich nenne mal keine Namen, weil es sonst bei einigen Taminos reflexhafte Aufschreie geben wird. Mir wäre wichtiger, wir würden bei der Diskussion über Noreika bleiben!


    Du schreibst, diese Aufnahme des Lamento würde Dir besser gefallen als von allen anderen Tenören, die sich daran versucht haben.
    Ich kann das gut verstehen.


    Einen schönen Tag wünscht Dir



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ganz interessant fand ich die längere Liste von La Roche - zum einen, weil schon die Auswahl der Arien offenbar sehr persönlich akzentuiert ist, und zum anderen, weil die Präferenzen so unmittelbar durch persönliche Erfahrung und persönlichen Geschmack begründet werden


    Hallo, lieber Caruso 41, - und natürlich auch für diejenigen, die es einfach interessiert,


    nochmals möchte ich mich zu dem Ereignis äußern, welches meine Opernaffinität maßgeblich gebildet hat, meinem Besuch vom Troubadour im Dezember 1957 in Gera mit Rosvaenge. Ich war in der 9. Klasse, hatte mir gerade beim Fußballspielen den rechten kleinen Finger gebrochen - Gips! Positiv - keine schriftlichen Haus- und auch Klassenarbeiten!! Mein Opa besorgte mir die Karten, er mußte über eine Stunde anstehen (wo ist das heute noch der Fall?), und die Karte der einfachsten Kategorie kostete wohl 6,00 DDR-Mark! Ich saß in 2. Rang, 12. Reihe (letzte Reihe, das Geraer Theater faßte damals noch fast 1200 Zuschauer - jetzt etwa 600). Alle waren "fein" angezogen, nicht wie heute. Und es waren viele Sprachen zu hören. Sächsisch sowieso, Berliner waren da, auch Bayrisch war zu hören, die Grenze war ja noch offen und Hof nicht weit.


    Und in Gera waren hervorragende Sänger engagiert. Leonore war Anneliese-Schubert-Neuhaus, Luna Alexander (Sandor - ein Ungar) Todt, Azucena war Gertrud Magnus, und selbst als Ferrando war Kammersänger Erhard Groß zu sehen (er erblindete später völlig, blieb aber immer in Gera). Die anderen Solisten waren leider irgendwann weg, auch unser ansonsten toller Stammtenor - Siegfried Nordmann. Es wäre schön zu erfahren, was aus denen geworden ist, sie sind wohl alle 1961 in den Westen. Und unser Orchester spielte unter der Leitung von GMD Ernst Albrecht Reinhard.


    Da saß ich nun in der 12. Reihe, weit weg von der Bühne, und auch bei verminderter Akustik. Trotzdem - es herrschte knisternde Spannung im ausverkauften Haus. Die Introduction ging vorüber, alles wartete auf Manricos Ständchen hinter der Bühne, alles wollte einen nach heutigem Begriff echten Weltstar auf der Geraer Provinzbühne erleben! Dann eben die ersten Töne "Einsam steh ich und verlassen" - der große Däne fing an. Mir erschien die Stimme dunkler als aus den bekannten Radiosendungen. Und als er dann kam, da war ich auch etwas enttäuscht. Ich hatte einen großen Kerl erwartet, aber Helge war klein, drahtig. Aber seine Ausstrahlung!! Die Bühne gehörte ihm, er war Chef. Ganz toll dann der Zigeunerakt, immer noch nach über 54 Jahren fest eingebrannt in meinem Gedächtnis. Das Publikum tobte schon, zumal die Frau Magnus großartig, ja ebenbürtig war. Dann Luna mit seinem "Ihres Auges himmlisch Strahlen" mit anschließender Stretta - es war toll. Und Rosvaenge wurde immer besser. Seine Stretta war der Höhepunkt. Wie schon geschrieben, 3 Wiederholungen, also 8 hohe C`s. Was solls, wenn statt des C nur das H kam - die Massen tobten. Der eisene Vorhang mußte heruntergelassen werden, sonst hätte der arme Rosvenge den ganzen Abend "Lodern zum Himmel" singen müssen!!


    Zum Schluß grenzenloser Jubel, sicherlich 30 Minuten Beifall und wieder zum Schluß der eiserne Vorhang. Ich glaube, auf dem Heimweg habe ich auch versucht, die Stretta zu singen, und mancher Unbeteiligte mag gedacht haben, da kommt ein Irrer. Aber seitdem bin ich Opernfan. Ich habe auch die nachfolgenden Rosvaenge-Gastspiele in Gera sehen können (Rigoletto, Maskenball, Bajazzo).


    Tja, und nun schreibe ich das ins Tamino. Wen es nicht interessiert, der kann es ja überblättern. Aber ich bin sicher, daß viele aus dem Forum durch ähnliche Erlebnisse zur Oper oder überhaupt zur klassischen Musik gekommen sind.


    Viele herzliche Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Iwan Koslowskij ist wirklich grandios!


    Deutschsprachig ist Franz Völker aber vermutlich der Beste. Es gibt da ja zwei Aufnahmen von 1936: Furtwängler und Tietjen, wobei nur bei letzterem die zweite Strophe gesungen wird. Bei Furtwängler gelingt ihm das "des Todes Nacht" irgendwie noch bezwingender.



    Sehr gut aber auch Ben Heppner:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Doch, hast du - auch wenn du es vielleicht nicht weißt:


    Lieber Theophilius,


    Du hast mir eine große Freude gemacht mit der Gralserzählung von Franz Völker. Nicht nur die Stimme ist imposant - nein, man versteht jedes Wort!!! Diese deutliche Aussprache, ich glaube, das beherrschen heute nur noch wenige Sänger. Naja, wer singt denn noch auf deutsch. Ich jedenfalls war begeistert, und das trotz meines nur mittelmäßigen Tones vom Computer.


    Und demnächst mache ich mich an den Koszlovski.


    Herzlichsten dank von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Tja, und nun schreibe ich das ins Tamino. Wen es nicht interessiert, der kann es ja überblättern.

    Hallo, lieber La Roche
    Danke für Deinen interessanten Bericht. Ich mag und schätze es ganz sehr, wenn jemand so leidenschaftlich und begeistert ist und wenn solche "Aha- Erlebnisse", solche "Sternstunden" noch nach so vielen Jahren dankbar im Gedächtnis geblieben sind.

    ich bin sicher, daß viele aus dem Forum durch ähnliche Erlebnisse zur Oper oder überhaupt zur klassischen Musik gekommen sind.

    Das kann ich Dir bestätigen und hier tun sich für mich gewisse Parallelen auf, s. auch meinen Bericht 154 im Thread "Wer geht eigentlich in die Oper- und warum".
    Du bist ja neu hier im Forum und wirst im Laufe der Zeit bestimmt einiges nachlesen. In einigen meiner anderen Berichte wirst Du finden, daß ich 1973 das erste Mal in der Berliner Staatsoper war und dort so begeistert war, daß in zwölf Jahren darauf noch ca. 70 weitere Besuche erfolgten. Und das war schon auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, denn es war ja u. a. nicht gleich um die Ecke.
    Herzliche Grüße und ein schönes WE nach Gera
    CHRISSY aus Görlitz

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo,


    zu den Tenorarien im Französischen Fach, die einerseits ein echte Ohrenweide, andererseits ein echtes Teststück für die Stimmtechnik eines Sängers ist, gehört die Arie des Nadir aus Bizets "Perlenfischer": "Je crois entendre encore". Will man da nicht in die ferne Vergangenheit vor dem I. Weltkrieg abtauchen, zu Caruso oder Sobinow, bleiben in der Gegenwart nur Alfredo Kraus an erster, sowie Nicolai Gedda an zweiter Stelle. Alle, die man sonst noch ohne große Heranziehungsmühe der Discographie mit dieser Arie hören kann, Gigli, Schock, Domingo, Aler, Alagna, Villazon, deren Interpretation ist zumindest unvollständig.


    Gruß,


    Antalwin

  • Iwan Koslowskij ist wirklich grandios!


    Deutschsprachig ist Franz Völker aber vermutlich der Beste. . . .


    Sehr gut aber auch Ben Heppner . . .



    Haben wir über die Interpreten der Gralserzählung nicht schon mal in einem anderen Thread diskutiert?


    Wie auch immer: Ich stimme zu, dass Koszlowskijy Interpretation schon was ganz Aussergewöhnliches ist (wie seine gesamte Interpretation der Partie!!!) Ich glaube, dass dies die Aufnahme ist, die ich am häufigsten höre! Inzwischen stört mich nicht mal mehr, dass er nicht deutsch singt!


    Und welche deutsch gesungene Aufnahme würde ich auf den Spitzenplatz setzen?
    An sich halte ich es für problematisch, Ranglisten aufzustellen, da unterschiedliche Interpreten oft nicht wirklich vergleichbar sind. Ausserdem finde ich es gerade toll, bei dem einen diese Qualitäten und Akzente zu genießen und bei dem anderen andere. ( Ich habe mich dazu ausführlicher geäussert las es darum ging, die ideale Brünnhilde für die Götterdämmerung zu suchen!)


    Trotzdem: Völker verdient natürlich einen Platz ganz oben auf der Rangliste! Ich schätze die Aufnahme unter Tietjen am meisten. Die Stimme klingt da wundervoll und Völker phrasiert mit großer Imaginationskraft. Während ich Völker in etlichen Aufnahmen - zumal im italienischen Fach - oft prosaisch und ziemlich bieder finde, bleibt hier kein Wunsch offen!


    ABER: ich wüsste nicht, warum ich Völker vor Richard Tauber (1937), Marcel Wittrisch oder Helge Roswaenge (1942) setzen sollte. Und: haben nicht auch Alfred Piccaver, Richard Crooks und Georges Thill noch einen Platz ganz oben auf die Liste verdient? - Und wo bitte sollen Richard Schubert und Jaques Urlus bleiben, wenn alle Spitzeplätze besetzt sind??? Soll sich Konya wirklich unten anstellen?


    Also verweigere ich es, eine klare Entscheidung zu treffen und freue mich an der Möglichkeit, zwischen vielen Aufnahmen wählen zu können, die - jede auf ihre Art - wundervoll sind!
    Solange niemand kommt, und jetzt Jess Thomas, James King, Ben Heppner, Johan Botha oder gar Peter Hoffmann für die Liste oder gar den Spitzenplatz vorschlägt, werde ich mich zurückhalten.


    Allen viel Spass mit den guten Tenören




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo Antalwin,


    Es ist dies wirkllich eine der schönsten Arien für einen Tenor, die man sich denken kann.


    Was die Interpreten anbetrifft: Wenn hier schon keine "große Heranziehungsmühe der Discographie" unternommen werden soll, so fehlt mir hier doch leider wieder einmal - zumal wenn schon ein Sänger wie RUDOLF SCHOCK mit genannt wird - für die deutschsprachige Interpretation der Name JOSEF TRAXEL - der leider immer wieder Vergessene und Unterschätzte, der auch diese Arie - wie schon die früher besprochene Arie "Komm, o hold Dame", "zum Heulen schön" singt! Für mich zumindest in deutsch die sensibelste und ergreifendste Interpretation überhaupt, dazu noch auf höchstem gesanglichem Niveau.


    Viele Grüße


    wok

  • für die deutschsprachige Interpretation der Name JOSEF TRAXEL - der leider immer wieder Vergessene und Unterschätzte, der auch diese Arie - wie schon die früher besprochene Arie "Komm, o hold Dame", "zum Heulen schön" singt! Für mich zumindest in deutsch die sensibelste und ergreifendste Interpretation überhaupt, dazu noch auf höchstem gesanglichem Niveau.


    Ganz sicher ist diese Arie einer der inspiriertesten melodischen Einfälle Georges Bizets! Das Stück ist irgendwie eine Droge - man wird danach ganz schnell süchtig! Gut, dass es davon wirklich viele gute Aufnahmen gibt. Leider sind die meisten nicht im orginalen a-moll gesungen. Damit bleibt dem Tenor natürlich der zweimale Aufstieg auf das ganz heikel liegende Hohe B erspart. Aber es gibt natürlich Tenöre, denen das nichts ausmacht und die auch in der Lage sind, in der Kadenz am Ende der Arie ein weiches magisch klingendes hohes C einzubringen! Josef Traxel ist ganz ohne Frage einer, dem das besonders überzeugend gelingt! Für mich ist dies eine der schönsten Aufnahmen von Traxel überhaupt und ich würde sie auch auf eine Stufe stellen mit den besten Interpretationen der Arie.


    Und welche weiteren Aufnahmen dieser Arie sind stimmlich und technisch überzeugend? Welche entfalten wirklich den erotisch hypnotischen Zauber dieser Arie?
    Antalvin hat darauf verzichtet, die älteren zu nennen. Von denen, die er dann genannt hat, würde ich die Aufnahmen von Gedda und Kraus auch auf eine Top-Liste setzen.
    Für mich gehören da aber unbedingt auch Wieslaw Ochman und Leopold Simoneau drauf! Und auch der rumänische Tenor Ion Piso hat eine Aufnahme gemacht, die wohl die meisten Tenöre zwischen di Stefano und Villazon klar in den Schatten stellt!


    Und dann möchte ich mir doch nicht verkneifen, auch noch eine ältere Aufnahme zu nennen: die des Portugiesen Tomas Alcaide! Sein Timbre passt einfach einfach ideal zu der Arie, weil es so eigentümlich oszilliert und in jeder dynamischen Stufe eigene Reize entfaltet. Schlichtweg atemberaubend ist seine Fähigkeit, Töne ganz weich und verführerisch ausklingen zu lassen! Das gelingt ihm sogar bei Spitzentönen. So kann er das C in der Kadenz ganz exquisit modulieren und dann sanft ins Nichts hinein verklingen lassen! Das muss man gehört haben! Wie eigentlich alle Aufnahmen von ihm. Leider sind ja nicht gar so viele überliefert. Die Nadir-Arie aber ist sicher nach seinem ebenso brillanten wie maniriert melancholischen "Spirto gentil" die Hörenswerteste!


    . . .


    Viel Freude beim Hören!
    Es gibt so viele lohnende Entdeckungen...
    Es würde mich freuen, wenn sich möglichst viele Melomanen verführen liessen, Alcaide zu entdecken!
    Im Internet gibt es ja alle seine Aufnahmen umsonst.


    Caruso41
    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo Caruso41


    Daß meine Begeisterung über die Darbietung dieser wunderschönen Arie durch JOSEF TRAXEL die uneingeschränkte Zustimmung eines so großen Gesangsexperten findet, freut mich ganz besonders. Andernfalls hätte ich wohl auch mein Urteilsvermögen in punkto Gesangskunst völlig in Frage stellen müssen.
    Meinerseits kann ich auch nur beipflichten, daß nicht zuletzt auch LEOPOLD SIMONEAU und NICOLAI GEDDA diese Arie wunderbar lyrisch sangen. Tomaz Alcaide werde ich mir sicher in nächster Zeit einmal anhören. Sein Name ist natürlich nicht unbekannt!


    Viele Grüße!


    wok

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