Ernst Pepping (1901 – 1981)
Die Symphonien
Ernst Pepping wurde am 12.09.1901 in Duisburg geboren. Von 1922 bis 1926 studierte er an der Berliner Hochschule für Musik Komposition bei Walter Gmeindl. Ab 1934 war er als Lehrer für Musiktheorie und Komposition an der evangelischen Kirchenmusikschule des Johannes-Stiftes in Berlin-Spandau tätig. Von 1935 bis 1938 unterrichtete er an der Berliner Hochschule für Musik. Im Jahr 1947 wurde er zum Professor für Kirchenmusik ernannt und als Professor für Komposition an die Berliner Hochschule für Musik berufen, wo er bis 1968 lehrte.
Pepping gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen protestantischen Kirchenmusiker. Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen geistliche Chor-Kompositionen. Pepping schrieb a cappella
Messen, Motetten und Choräle (z.B. das "Spandauer Chorbuch"), aber auch weltliche Vokalmusik, zahlreiche Orgel- sowie Orchester- und Kammermusikwerke.
Pepping wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Im Jahr 1961 wurde er zum Ehrendoktor der Freien Universität Berlin und 1971 gleichfalls der Theologischen Hochschule Berlin ernannt. Er war Mitglied der Berliner Akademie der Künste sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (München).
Ernst Pepping starb am 01.02.1981 in Berlin-Spandau.
Symphonien aus schwieriger Zeit
Als Symphoniker im engeren Sinn – also als Komponisten, der sich intensiv und über einen längeren Zeitraum hinweg mit der Gattung Symphonie auseinandersetzt – kann man Ernst Pepping nicht bezeichnen. Er schrieb seine drei Symphonien während des Zweiten Weltkrieges, also in einer schwierigen Zeit, in der viele Komponisten emigriert waren oder sich mit dem Nazi-Regime eingelassen hatten. Nach 1945 war Pepping, der konsequent an seinem eigenen Stil festhielt, dann bald ein kaum mehr gefragter Komponist. Ein wenig an Sibelius erinnernd, beendete Pepping die kompositorische Tätigkeit 13 Jahre vor seinem Tod – in Erinnerung bleibt er vor allem als Erneuerer der Kirchenmusik und als Hochschullehrer (zu seinen Schülern zählte unter anderem Aribert Reimann).
Symphonie Nr. 1 C-Dur (1939)
Uraufführung: 08.12.1939, Dresden
Ausführende Künstler: Sächsische Staatskapelle, Karl Böhm
Dauer: ca. 32 Minuten
Verlag: Edition Schott, Mainz
2 Fl. (2. auch Picc.), 2 Ob., 2 Klar. in B, 2 Fg. (2. auch KFg.), 4 Hr. in F, 3 Trp. in C, 2 Tenor-Pos., Basstb., Pauken, Schlagzeug (gr. Trommel, Becken, Triangel), Streicher
01. Allegro
02. Molto adagio
03. Risoluto
04. Finale
Gemeinhin kennzeichnen die Erste Symphonie ein frischer, leichtfüßiger Charakter, durchweg prägnante Themen, eine nachvollziehbare, rein diatonisch geprägte Melodik und Harmonik, die gewisse Pikanterien – etwa unvermittelte Ausflüge in entlegene Tonarten – dennoch nicht scheut, und eine formale wie klangliche Transparenz, die sich dem Hörer unmittelbar erschließt. Dass Peppings Symphonie im historischen Kontext schwer fasslich ist,. Nichts deutet auf die heraufziehende Katastrophe des Zweiten Weltkriegs hin. Pepping, der sich weder ideologisch noch institutionell jemals vereinnahmen ließ, äußerte sich zu den Ereignissen der Zeit nur punktuell, und auch seine Musik scheut wohl ganz bewusst jede offenkundige Bezugnahme zum aktuellen Zeit- und politischen Geschehen.
Symphonie Nr. 2 f-moll (1942)
Uraufführung: 07.02.1943, Essen
Ausführende Künstler: Essener Städtisches Orchester, Albert Bittner
Dauer: ca. 40 Minuten
Verlag: Edition Schott, Mainz
2 Fl. (2. auch Picc.), 2 Ob., Eh., 2 Klar. in B, Bass-Klar. in B, 2 Fg., KFg., 4 Hr. in F, 3 Trp. in C, 2 Tenor-Pos., Basstb., Pauken, Schlagzeug (gr. Trommel, Becken, Triangel), Streicher
01. Molto sostenuto
02. Tranquillo
03. Allegro spirituoso
04. Maestoso
Peppings Zweite Symphonie trägt deutlich subjektiv-romantische Züge. Vom heiteren, unbeschwerten Charakter der Ersten ist hier nichts mehr zu spüren. Schon das düstere f-moll des Molto Sostenuto erweckt nicht den Eindruck einer "Festlichen Musik". Für das Werk setzte sich kein Geringerer als Wilhelm Furtwängler ein: Man spürt, dass die Eindringlichkeit des langsamen Satzes bei diesem Dirigenten in besten Händen war. An anderer Stelle (3. Satz) hört man allerdings auch, dass Einfälle sich totlaufen und der Erfindungskraft des Komponisten Grenzen gesetzt sind. Trotzdem ist die Zweite Symphonie das bedeutendste Werk und für einen Test in Sachen Repertoiretauglichkeit unbedingt geeignet. Aber auch hier bleibt Pepping Traditionalist, lässt kaum etwas von den bedrohlichen Ereignissen der Weltgeschichte in die Komposition einfließen. Wie kann ein in Berlin ansässiger Tonsetzer im Angesicht von Krieg und Zerstörung derart unbekümmert komponieren, fragt man sich.
Symphonie Nr. 3 Es-Dur „Die Tageszeiten“ (1944)
Uraufführung: 25.04.1948, Berlin
Ausführende Künstler: Berliner Philharmoniker, Robert Heger
Dauer: ca. 42 Minuten
Verlag: Bärenreiter Verlag, Kassel
2 Fl. (2. auch Picc.), 2 Ob., 2 Klar. in B, 2 Fg., 4 Hr. in F, 3 Trp. in C, 2 Tenor-Pos., Basstb., Pauken, Schlagzeug (gr. und kleine Trommel, Becken, Triangel), Streicher
01. Der Morgen: Allegro
02. Der Tag: Maestoso
03. Der Abend: Adagio
04. Die Nacht: Agitato
Auch im Fall der Dritten Symphonie erklärte der Komponist ausdrücklich, dass er sich hierbei primär um absolute Musik handele; die Überschriften seien jedenfalls als "Phantasieanhaltspunkte" zu verstehen. Als symphonisches Pendant zu seinem 1940 komponierten Chorzyklus "Das Jahr", bleibt bei den "Tageszeiten" jeder Zusammenhang mit dem eigenen Tagesablauf des Komponisten im letzten Kriegsjahr spekulativ. In der Tat ist die Dritte Symphonie keine Programmmusik, die, trotz ihrer zuweilen stark impressionistischen Anklänge, zu vorderst auf tonmalerische Effekte oder musikalische Chiffren etwa nach dem Vorbild Haydn'scher Programmsymphonien zielt. Vielmehr handelt es sich um eine "Darstellung der inneren Gesetzmäßigkeit" - so der Rezensent der Uraufführung. "Der Tageskreis bedeute für Pepping einen Spannungsablauf von Kräften, aus denen heraus die Musik ihre Gestalt empfängt."
Zum 25. Todestag im Jahre 2006 veröffentlichte das renommierte Label CPO eine Doppel-CD mit Aufnahmen der drei Symphonien und dem Klavierkonzert aus dem Jahre 1950.
Volker Banfield, Klavier
Nordwestdeutsche Philharmonie
Werner Andreas Albert
CPO 777 041-2
Davidoff