Carl MILLÖCKER: DER BETTELSTUDENT - Klamauk und Klassik

  • Liebe Taminos,


    "Der Bettelstudent" ist nicht nur eine Zugnummer bei diversen Operettenfestivals - die letzte Mörbischer Version mit Marc Clear und Martina Serafin war eine der gelungensten Aufführungen am Neusiedler See - , inzwischen ist diese Operette auch in etlichen Einspielungen erhältlich, sodaß sich wohl bei entsprechender Zusammenarbeit der Operettenforianer eine vergleichende Übersicht zusammenstellen läßt.
    Ich versuche einmal, den Anfang zu machen.


    Das Maß aller Dinge ist wenigstens für mich auch hier die Eurodisc-Aufnahme aus dem Jahr 1966 mit Robert Stolz, den Berliner Symphonikern und einer glanzvollen Besetzung: Rudolf Schock als Symon, Hilde Güden als Laura, Peter Minich als Jan und Lotte Schädle als Bronislawa. Dazu Fritz Ollendorff - nomen est in der Tat omen - und Hilde Konetzni als Palmatica. Aber vielleicht kann sich jemand anderer dazu äußern, denn von mir anderes als zügellose Lobeshymnen über eine solche Kombination zu erwarten, wäre unrealistisch.


    Unter den älteren Versionen weise ich auf die bei Walhall re-edierte Münchner Rundfunkversion von 1966 hin. Werner Schmidt-Boelcke dirigiert routiniert und angemessen, allerdings auch etwas zackig-direkt und die Feinheiten nicht so sehr achtend - das ist jetzt gemessen an der Situation von damals, denn heute würde ich einen Kapellmeister mit solchen Operettenqualitäten infolge des kargen Angebots an anderen Möglichkeiten zweifellos schätzen.
    Die Sänger sind größtenteils österreichischer Herkunft und lassen dadurch mehr Walzerseligkeit ahnen, als der Dirigent versprüht. Herta Töpper (Palmatica) und Rosl Schwaiger (Bronislawa) waren allerdings fest im Münchner Opernensemble verankert. "Importiert" wurden Karl Terkal (Symon) und Wilma Lipp (Laura). Alle Genannten sind nach meinem Dafürhalten als Spitzenbesetzungen zu werten, auch wenn nicht nur in punkto Sprechkultur die Stolz-Einspielung unerreicht bleibt.


    Die Dialogregie ist hier, trotz betonter und erfreulicher Wortdeutlichkeit, überhaupt das Problem. Nicht nur, daß man einige merkwürdige inhaltliche Änderungen vornahm, deren Ursache teils rätselhaft scheint - aus dem Fürsten Wybicki wurde ein Herzog der Abruzzen(!) - teils allzu willkürlich, hat man diverse Passagen überflüssig übertrieben auf deutschen Klamauk und - man verzeihe - "preußischen" Humor hingetrimmt, sodaß man sich an das oft problematische Filmlustspielniveau der 1950er Jahre erinnert fühlt. Daß einige sonst meist gestrichene Stellen zu hören sind, sei dankbar akklamiert, tröstet aber nicht ausreichend.
    Kurt Böhme als Ollendorf ist zwar toll bei Stimme, wird aber zu sehr zum Outrieren verführt oder getrieben, was letztlich auch seine stimmliche Leistung ins Derbe schwenken läßt. Man hört ihm daher sowohl mit Begeisterung, aber häufig auch mit sehr gemischten Gefühlen zu. Otto Storr, ein weiterer Münchner aus Österreich (und bekannt durch kleinere Rollen in den Spessart-Filmen und in "Ich denke oft an Piroschka"), als Enterich überrascht mit einer guten Stimme, den sächsischen Tonfall aber hält er nicht ganz durch; man hört das Süddeutsche immer wieder durch.
    Insgesamt also keine 08/15-Fassung und als Zusatzversion sicher anzuraten. Bei Erstanschaffungen würde ich jedoch, abgesehen von Stolz, daher andere Angebote empfehlen wie etwa die Membran- oder die EMI-Edition.


    LG


    Waldi

  • Wenn ich ehrlich bin, muß ich gestehen, dass der "Bettelstudent" nicht gerade zu meinen Lieblingsoperetten zählt. Zu Rezensionszwecken mußte ich mir letzten Sommer 3 DVDs hintereinander anschauen ... naja.


    Hier mal eine kleine Zusammenstellung der Aufnahmen in meinem Bestand:


    MILLÖCKER
    DER BETTELSTUDENT
    Berlin 1936 - Rökk, Heesters, Höhn, Wüst, Kampers, Ebbecke – Melichar (DVD)
    Frankfurt 1952 - Tegethoff, Madsen, Stern, Löhe, Marschner – Schröder
    München 1956 - Töpper, Lipp, Schwaiger, Terkal, Wehofschütz – Schmidt-Boelcke
    München 1956 - Riedmann, Haas, Karlowa, Philipp, Knuth – Uher (DVD)
    Berlin 1960 - Köth, Schock, Töpper, Wunderlich, Neidlinger – Schmidt-Boelcke (Qu.)
    Berlin 1966 - Güden, Schädle, Schock, Ollendorff – Stolz (Qu.)
    München 1966 - Bartel, Köth, Bartos, Böhme, Bence – Michalski (Qu.)
    München 1967 - Litz, Streich, Holm, Prey, Gedda, Unger – Allers (Qu.)
    Leipzig 1968 - Ebert, Hölzke, Vogel – Herbig (Sz.)
    Köln 1978 - Gust, Pütz, Daalen, Schnapka, Stamm, Sandner – Cremer (DAT)
    Warschau 1980 - Walczak, Rebroff, Paziukowna, Galczuk – Satanowski (DVD)
    Baden 2006 - Rosin, Berndt, Schäfer, Trekel, Schwab, Binder – Breznik (DVD)



    irgendwo in meiner Rudolf-Christ-Sammlung müßte noch ein Querschnitt mit ihm sein, Wiener Volksoper unter Paulik, so um 1957 entstanden.


    Die Mörbischer Aufnahme kenne ich noch nicht, ebenso noch nicht die DEFA-Verfilmung mit Bert Fortell, die ich mir aber demnächst zulegen werde. Bei Interesse kann ich gerne die eine oder andere Aufnahme aus meiner Sammlung vorstellen.


    LG
    Harald


    Hier ist erstmal die DDR-Verfilmung von meinem Wunschzettel, die den sinnigen Titel: "Mazurka der Liebe" trägt:



    DDR, 1957,
    Darsteller: Bert Forell, Katharina Mayberg, Albert Garbe, Jamilla Ksirova


    Regisseur Hans Müller verfilmte 1957 mit "Mazurka der Liebe" in sehr aufwendiger Manier die Carl Millöcker Operette "Der Bettelstudent". Die Geschichte spielt im Jahr 1703 in Polen. Land und Leute sind vom nunmehr 150 Jahre andauernden Nordischen Krieg gepeinigt. Etwa zu dieser Zeit ist der polnische Freiheitskämpfer Jan auf der Flucht vor sächsischen Besatzungssoldaten und kann sich nur durch die Kutsche der Gräfin Kowalska vor der drohenden Gefangennahme retten. Dort lernt er den Studenten Simon kennen. Beide verlieben sich augenblicklich in die Kowalska-Töchter Laura und Bronislawa und begleiten diese nach Krakau auf das Fest des Adligen Gouverneurs Ollendorf. Als dieser Laura zu nahe tritt, provoziert Ollendorf einen Fächer-Schlag der Gräfin. Ollendorf schwört Rache und beschließt, den als Fürsten verkleideten Simon mit der Gräfin zu vermählen.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Waldi, lieber Harald,


    auch ich möchte mich kurz zum Bettelstudenten äußern.


    Zitat

    original Waldi


    Bei Erstanschaffungen würde ich jedoch, abgesehen von Stolz, daher andere Angebote empfehlen wie etwa die Membran- oder die EMI-Edition.


    Genau das habe ich getan und folgende Einspielung gekauft.



    Es dürfte die gleiche Aufnahme sein, allerdings als Gesamteinspielung.


    Zitat

    original Harald


    München 1967 - Litz, Streich, Holm, Prey, Gedda, Unger – Allers (Qu.)


    An anderer Stelle ist bereits schon einmal das wenig schmissige Dirigat von Franz Allers zur Sprache gekommen. Diese Einspielung zeichnet sich vorallem durch die großartige Sängerriege aus.
    Das allerdings nicht alle hervorragenden Sänger auch große Dialogsprecher sind, wird bei dieser Einspielung ebenfalls deutlich.


    Vor einiger Zeit habe ich eine Übertragung aus der Sommerarena Baden mitgeschnitten. Eine Inszenierung von Robert Herzl.


    Die Rollen waren besetzt mit:


    Laura - Anke Berndt
    Simon - Kip Wilborn
    Jan - Thomas Sigwald
    Bronislawa - Frauke Schäfer
    Palmatica - Regula Rosin
    Ollendorf - Jürgen Trekel
    Enterich - Rollie Braun


    Die Inszenierung geflällt mir recht gut. Die schauspielerischen Fähigkeiten einiger Protagonisten leider nicht. Sie waren zum Teil m.E. nach mit zuwenig Herz bei der Sache. Die sängerischen Leistungen würde ich bis auf eine recht gut einschätzen. Ich verstehe ja nicht viel von Gesangsqualitäten, aber ein nasaler Gesang, wie der von Thomas Sigwald, gefällt mir eben nicht.


    Alles in allem muss ich gestehen, dass mir "Der Bettelstudent" als Operette zwar sehr gefällt, aber das er nicht zu meinen Favoriten zählt.


    Lieber Harald - Wenn Du die DVD der DDR Verfilmung angesehen hast, würde mich Deine Einschätzung interessieren.


    LG


    Maggie


  • Liebe Maggie,


    Diese Inszenierung habe ich, wenn ich mich nicht irre, größtenteils auch gesehen, allerdings mit gemischten Gefühlen. Gutes und Schlechtes gingen hier durcheinander. Das Badener Niveau war sonst vielfach besser, und namentlich Robert Herzl, an sich ein Operettenprofi, hat schon wesentlich überzeugendere Inszenierungen geschaffen.


    Lieber Harald,


    Der Film mit Heesters, Höhn und Rökk ist eine sehr freie Variation und nicht primär mit Operettencharakter, aber es wird großartig gespielt und schwungvoll gesungen - Wermutstropfen ist die ein bißchen durchkommende Waffenfreudigkeit etc. der Entstehungszeit. Trotzdem eine dicke Empfehlung!


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,
    die Badener Inszenierung steht auch auf meiner Liste, eine von den DVDs, die ich mir ansehen mußte....


    Die andere war eine Verfilmung von 1956 (mit den Kessler-Zwillingen) hübsch bunt und mit viel Klamauk:



    BRD, 1956
    Operette, 93 Min.
    Regie: Werner Jacobs
    Darsteller: Gerhard Riedmann, Waltraut Haas, Gustav Knuth, Gunther Philipp
    Filmmusik: Carl Millöcker


    Ausserdem eine ZDF-Verfilmung, produziert 1980 in Warschau mit polnischem Chor und Orchester. Die Aussenaufnahmen wurden an den Originalschauplätzen in und um Krakau gedreht - optisch ein imposantes Werk (mit Iwan Rebroff als Ollendorf...)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Karl Millöckers BETTENSTUDENT wird gerne auf dem Niveau dieses uralten "Witzes" interpretiert und deshalb allgemein unterschätzt, auch und gerade musikalisch. Vor allem in Aufführungen in Deutschland - wird nämlich der bramabarsierende Text zu gerne beim Wort genommen und muss für platte Groteske herhalten. Die in dem Werk steckende Satire und Ironie wird in der Regel verkannt und ignoriert. Dazu ein Zitat aus Volker Klotz' Standardwerk OPERETTE: "'Marschtempo' bestimmt zwar den Schlussgesang, doch viel zu behänd, bizarr und eigensinnig in den polkanahen Spreizsprüngen der Melodie, als dass er militärisch oder gar nationalhymnisch zu vereinnahmen wäre."


    Entsprechend oberflächlich sind die meisten Einspielungen und erst recht die mir bekannten Querschnitte, denen meist gerade die Feinheiten fehlen, welche die scheinbar so glatte Oberfläche brechen. Das gilt besonders für die Badener Aufführung, die ich neulich bei einer TV-Wiederholung mitgeschnitten habe, und die in ihrer lieblosen Alberei bi gleichzeitig gesanglichem Niedrigniveau so ziemlich alle skeptischen Erwartungen an Operettenaufführungen bestätigt und die diesbezüglichen Vorurteile nur insofern negiert, als es eben keineswegs nur Vorurteile sind.


    Leider gilt das auch für Kurt Schröders Einspielung beim Hessischen Rundfunk mit Else Tegetthoff und Georg Stern, in der immerhin die Dialoge vorbildlich sind. Besser gefiel mir da schon ein Mitschnitt unter Herbert Mogg vom Gärtnerplatztheater München, der aber als Privataufnahme technisch inakzeptabel und sowieso nicht allgemein greifbar ist.


    Mein bislang liebster BETTELSTUDENT ist daher ausgerechnet einer des französischen ORTF unter Adolphe Sibert mit dem in Frankreich üblichen Operettenpersonal (Boulangeot, Dachary, Plantey), der dem Schwung und der Ironie des Werkes gerecht wird, wegen der französischen Fassung (in einer ganz ordentlichen Übersetzung) aber außer Konkurrenz steht. Die Aufnahme unter Robert Stolz kenne ich leider nicht, klingt aber vielversprechend. Ich muss sie mir gelegentlich mal besorgen, wenn es sie noch


    Insofern steht für mich ein adäquater, geschweige denn optimaler BETTELSTUDENT noch aus.


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Die Aufnahme unter Robert Stolz kenne ich leider nicht, klingt aber vielversprechend. Ich muss sie mir gelegentlich mal besorgen, wenn es sie noch <gibt>


    Lieber Rideamus,


    Die Stolz-Einspielung ist gerade wieder aufgelegt worden und ziemlich günstig zu haben. Stürze Dich in den nächsten Laden und Du wirst es nicht bereuen!


    Der Film von 1956 mit Riedmann, Haas und den Kessler-Zwillingen ist hingegen ein klassisches Beispiel für unnötige Verflachung (Harald hat es höflich angedeutet) und nur mit ein paar Szenen wirklich erinnernswert, obwohl eine Reihe guter Schauspieler mitwirkt.


    LG


    Waldi

  • Meine Lieben,


    Ganz kurz noch einmal zur Membran-Edition = Kurt Schröder/Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, 1952.


    Im 1.Akt wirkt Schröder teilweise noch etwas oberflächlich, dann aber nimmt er sich mehr Zeit und läßt ein paar Mal sehr hübsch aussingen. Das Niveau von Marszalek, Schüchter oder Stephan errreicht er natürlich nicht ganz.
    Unter den Sängern sind die Damen in der Regel besser (insbesondere Betina Brucker als Laura), aber Georg Stern ist immerhin ein solider Ollendorff. Das Problem ist - bei allem anerkennenswertem Engagement - der Symon von Jean Löhe. Er singt die Partie mit Vaterstimme. Was natürlich seinem damaligen Alter entspricht (Löhe war Jahrgang 1901). Aber auch einige andere Stimmen wirken zu wenig jugendlich (und auch hier muß Brucker genannt werden). Insgesamt gutes Provinzniveau, teilweise auch etwas darüber. Vorzüglich dagegen und mit viel Liebe gestaltet die Dialoge. Alle Sprecher sind sehr zu loben.


    Man macht mit dem Erwerb dieser Aufnahme nicht viel falsch, und das Preis/Leistungsverhältnis ist bestens - wie bei der Membran-Operettenreihe überhaupt. Aber natürlich gibt es bessere "Bettelstudenten", gar keine Frage. Zum Kennenlernen ist diese Version aber sicher geeignet.


    LG


    Waldi

  • Es gibt wenige Operetten die, schon von der Uraufführung an, ein derart gutes Libretto haben.


    Ich kenne da eigentlich nur in der "Goldenen Zeit" der Operette, nur Operetten, die fast immer so gute Libretti haben. "Fledermaus" z.B. aber auch "Zigeunerbaron".


    In der "Silbernen Zeit" fällt mir eigentlich nur die "Lustige Wiwe" und "Der Graf von Luxemburg", aber auch "Der Rastelbinder" ein, also Lehár.


    Bei den Nachfolgeoperetten denke ich an "Polenblut" das auch ein gutes Libretto hat,


    aber auch die Kálmán Operetten haben fast immer ein gutes Textbuch. Habe mir heute die "Herzogin von Chikago", auf DVD, von der Wiener Volksoper, angehört und angesehen, da ist zwar wieder das Textbuch dürftig, aber die Musik sehr gut.

    2 Mal editiert, zuletzt von oper337 ()

  • Außer der Eurodisc Gesamtaufnahme mit Hilde Güden, Rudolf Schock, habe ich noch eine


    mit


    Rosette Anday - Palmatica,
    Wilma Lipp - Laura,
    Ester Réthty - Bronislawa,
    Kurt Preger als Ollendorf,
    Eberhard Wächter - Jan Janicki,
    Rudolf Christ - Symon Symonowicz,
    von Wangenheim - Franz Bierbach,
    von Henrici - August Jaresch,
    von Schweinitz - Erich Kaufmann,
    von Richthofen - Richard Sallaba,
    Onuphrie - August Jaresch,
    Rej, Wirt - Richard Sallaba,
    Enterich - Karl Doench,


    Chro und Orchester der Wiener Staatsoper in der Volksoper,
    Dirigent: Anton Paulik


    Amadeo AVRS 12509/10


    2 Doppel LP - ohne Prosa,


    muss auch eine Aufnahem von etwa 1953 sein,


    ist in Stereo aufgefrischt worden, und sehr gut.


    Liebe Grüße peter aus Wien.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • oper337


    Lieber Peter,
    die von Dir oben angeführte Aufnahme mit Rudolf Christ unter Anton Paulik (Volksoper) müßte nach meinen Unterlagen so um das Jahr 1957 stammen. Ich habe davon einen Querschnitt auf CD.



    *******************************************



    Der WDR Köln hat vor einigen Jahren (1978 ) eine Eigenproduktion aufgenommen, die wohl im Archiv schlummert und bisher nicht veröffentlicht wurde, abwohl diese Aufnahme die Discographie dieser Operette deutlich bereichern würde. Sie ist deutlich entschlackt, die Dialoge gestrafft, das ganze mit vorzüglichen Sängern besetzt:


    Der Bettelstudent
    Operette in 3 Akten von Karl Millöcker


    Palmatica, Gräfin Nowalska: Ursula Gust
    Laura, ihre Tochter: Ruth-Margret Pütz
    Bronislawa, ihre Tochter: Waltraud Schulte-Grewe
    Symon Rymanowicz, Student: Frans van Daalen, Gesang/Michael Thomas, Sprecher
    Jan Janicki, Student: Willi Brokmeier
    Oberst Ollendorf, Gouverneur von Krakau: Georg Schnapka
    Major Wangenheim: Arwed Sandner
    Rittmeister Henrici: Walter Kräutler
    Leutnant Schweinitz: Harald Stamm
    Leutnant Rochow: Hubert Möhler
    Leutnant Richthofen: Harry Bong
    Enterich, Gefängniswärter: Ernst H. Hilbich
    General Bogumil: Thilo Breitscheidt
    Eva, dessen Frau: Maria Barring
    Onuphrie, Diener: Hans Blatt
    Wirt: Heinz Schacht


    WDR Rundfunkchor Köln, Einstudierung: Herbert Schernus;
    WDR Rundfunkorchester Köln,
    Leitung: Curt Cremer


    Leistung von Chor und Orchester ist ebenfalls tadellos, Curt Cremer war der Nachfolger von Franz Marszalek.


    LG


    Harald


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    das kann stimmen.


    Diese Operettenaufnahmen wurden aber leider ohne Prosa gemacht.


    Bei Deinert Besetzung lese ich Namen wie Ruth Margaret Pütz, die habe ich noch als vorzügliche Zerbinetta in Erimnerung,


    und Georg Schnapka hat oft den Sarastro in der Volksoper gesungen,
    ddann später eigentlich nur den Crepsel, in einer sehr netten Inszenierung ddes "Hoffmann" an der Volksoper.


    Mein Gott, wie die Zeit vergeht, morgen habe ich auch wieder eimnal GT.


    In der UNI denke ich nicht daran.


    Liebe Grüße aus dem kühler gewordenen Wien, sendet Dir Peter. :hello: :hello: :hello:


  • Lieber Peter,


    beim Suchen nach einer ganz anderen CD habe ich heute in einem Regal diese Operette als 2-CD-Set gefunden (habe ich vor ein paar Jahren mal spottbillig aus den USA bekommen), von der Firma Omega.
    Sie gefällt mir super und sie wurde im Juni 1955 aufgenommen. Für mich ein wieder ausgegrabener, schon fast vergessener Schatz, was ich so alles hab'. Das ist übrigens meine Lieblingsoperette.


    Liebe Grüße aus München


    Kristin

  • Liebe Kristin!


    Freut mich, dass Du diese Aufnahme hast! Was Du alles hast?!


    Der Bettelstudent besitzt, meiner Meinung nach, eines der besten Textbücher, kann sich mit dem "Zigeunerbaron" oder "Der Fledermaus" in eine Reihe stellen.


    Hier ist keine 2.Akt Tragik drin, sondern eine Musikalität, ich denke auch, dass diese Aufnahme, das hohe Niveau der Staatsoper in der Volksoper, von 1945 - 1955,


    in punkto Operette zeigt.


    Liebe Grüße aus dem kalten aber trockenen Wien, sendet Dir Peter.

  • Lieber Peter,


    sie läuft gerade, wundervoll, vor allem die beiden Studenten. Was der Waechter damals für eine herrliche Stimme hatte!
    Nur der Oberst Ollendorf, den bin ich von der Stimme irgendwie dunkler gewohnt.
    Ja, eine meiner vergessenen Sachen, man soll es nicht glauben. Es ist einfach eine wirklich gelungene Operette, von der Handlung und von der Musik.


    Liebe Grüße


    Kristin

  • Liebe Kristin!


    Kurt Preger war damals der Ollendorf, obwohl ich ihn auch lieber von einem Bass höre,


    wie Riddersbusch oder Frick,


    aber so schlecht war er nicht.


    Und Eberhard Waechter war ja damals noch sehr jung, und Rudolf Christ war ja der Haustenor in Wien.


    Wilma Lipp als Laura und Esther Réthy als Bronislawa, das war die Glanzzeit der Wiener Operette, nach 1945als noch Staatsopernsänger in der Operette auftraten und sie auf LPs sangen;


    ist als Doppel LP bei Ariola rausgekommen. Die Firma gibt es auch nicht mehr.


    Lieb Grüße und vielVergnügen, beim Hören,wünscht Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    es ist in der Tat eine wundervolle Aufnahme und mit dem Ollendorf kann man auch leben.


    Die habe ich jetzt wirklich durchgehört.


    Rudolf Christ kannte ich natürlich auch.


    Liebe Grüße nochmals


    Kristin


  • Lieb Kristin!


    Na, Siehste Peter fragen.


    Lieb Grüße sendet Dir ins winterliche München Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Ich habe neulich bei 2**1 einen Band mit musikalischen Kolumnen usw. von E. Henscheid mitbestellt. Eigenartigerweise ist der ein ziemlicher Operettenfan und preist den Bettelstudenten über die Maßen: besser als Die Fledermaus, Ensembles und Finali so gut wie in Mozarts komischen Opern usw.
    Selbst wenn man ein wenig Überschwang abzieht, ist das großes Lob, das mein Interesse weckt (zumal ich die Fledermaus ganz gerne mag). Kann sich jemand der Operettenkundigen dazu äußern?
    Genießt die Eurodisc oder die EMI-Aufnahme den Vorzug?


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hi


    Der Bettelstudent gehört in jede Liste der fünf besten Operetten. Dann wird es natürlich auch eine Geschmacksfrage.


    Für die eurodisc-Aufnahme spricht natürlich Robert Stolz (und ein spielfreudiges Ensemble - Rudolf Schock ist auch immer ein wenig Geschmacksfrage), für die EMI-Aufnahme das vielleicht noch etwas bessere Sänger-Ensemble (wenngleich Hermann Prey ein etwas seriöser Ollendorff ist - dennoch toll gesungen!).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hier ein Tipp für Freunde der Kino-Klamotten der 50er Jahre:


    Freitag, 8. Januar 2010, 15.55 Uhr 3sat


    DER BETTELSTUDENT
    Dt. Spielfim von 1956
    Operette, 93 Min.
    Regie: Werner Jacobs
    Filmmusik: Carl Millöcker
    Darsteller:
    Symon Rymanowicz - Gerhard Riedmann
    Komtesse Laura - Waltraud Haas
    Komtesse Bronislawa - Elma Karlowa
    Jan Janicki - Gunther Philipp
    Obert Ollendorf - Gustav Knuth



    Zitat

    Krakau um 1700: Das Gouvernement wird von dem arroganten sächsischen Oberst Ollendorf verwaltet. Zur Freude der verarmten Gräfin Palmatica hält er um die Hand ihrer Tochter Laura an. Die stolze Laura ist jedoch über Ollendorfs Annäherungsversuch so empört, dass sie ihm auf einem Ball ihren Fächer ins Gesicht schlägt. Ollendorf will sich für diesen Gesichtsverlust rächen: Er versucht Laura zur Heirat mit einem bettelarmen Studenten zu treiben, den er ihr gegenüber als reichen Adligen ausgibt. Doch Ollendorf ahnt nicht, dass Symon ein Rebell ist, der einen Coup gegen ihn plant, zusammen mit den Tänzerinnen Katja und Mira. Symon lässt sich auf Ollendorfs Plan ein, doch als er sich wider Erwarten tatsächlich in Laura verliebt, bekommt er Skrupel. Dennoch setzt er zusammen mit seinem Komplizen Jan das Spiel für Ollendorf fort. Während Ollendorf sich auf die Bloßstellung von Laura auf der Hochzeitsfeier freut, werden bereits alle inhaftierten Gegner Ollendorfs befreit.
    Werner Jacobs'("Das fliegende Klassenzimmer") Verfilmung des Operettenklassikers von "Der Bettelstudent" von Carl Millöcker, der 1882 uraufgeführt wurde, betont vor allem die schelmischen Qualitäten der Vorlage.


    Auch auf DVD erhältlich.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die DVD von den Festspielen am Neusiedler See in Mörbisch wurde bisher hier in diesem Thread noch nicht vorgestellt, hier ist sie:



    Carl Millöcker (1842-1899)
    Der Bettelstudent


    Aufnahme: 1995, live, Mörbisch
    Dirigent: Rudolf Bibl
    Symphonie-Orchester Burgenland
    Chor der Seefestspiele Mörbisch
    Chorleitung: Bernhard Schneider
    Inszenierung: Winfried Bauernfeind


    Rollen und Sänger


    Enterich: Ernst-Dieter Suttheimer
    Jan Janicki: Marc Clear
    Komtesse Bronislawa: Renate Pitscheider
    Komtesse Laura: Martina Serafin
    Oberst Ollendorf: Eberhard Stolz
    Simon: Symon Rymanowicz


    Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf den entsprechenden Beitrag von unserer musica im TAMINO-Operettenführer hinweisen; wer also noch mehr über die Handlung der Operette erfahren will, einfach hier anklicken:


    MILLÖCKER, Carl, Der Bettelstudent



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im Februar läuft im Theaterkanal der deutsch/polnische Spielfilm "Der Bettelstudent" aus dem Jahre 1980.


    Regie: Frank de Quell
    Darsteller:
    Oberst Ollendorf - Ivan Rebroff
    Palmatica - Ursula Walczak
    Laura - Danuta Paziukowna
    Bronislawa - Krystina Tyburwoska
    Simon - Mariusz Majewski
    Jan - Tadeusz Galczuk
    Enterich - Ludwig Mika . - (Werner Heintsch)


    Sendetermine:
    05., 10., 15. und 27.02.2011 jeweils um 11:05 Uhr
    01., 13., 18. und 23.02.2011 jeweils um 16:05 Uhr


    Zitat

    Original ZDF Progamminformation
    In dieser Verfilmung der Operette an Originalschauplätzen in freier musikalischer Fassung wurden einige Titel aus Millöckers Operette "Die Jungfrau von Belleville" eingefügt


    Eigentlich wollte ich mir das nicht antun. Ich meine, dass der "Bettelstudent" zu den besten Operetten überhaupt zählt. Diese Musik mit Titeln aus einer anderen (völllig unbekannten) Millöcker-Operette "anzureichern", halte ich für völlig unsinnig. Und wenn man bedenkt, das der "Bettelsstudent" im Original für ca. 90 Minuten Musik hat, der Film aber nur 100 Minuten dauert, kann man sich vorstellen, was in der "freien musikalischen Fassung" noch von der ursprünglichen Musik bleibt.


    Ich bin nun aber doch neugierig auf die eingefügten Titel und werde die Sendung daher aufzeichnen. Wenn ich's mir dann zugemutet habe, werde ich mich hierzu wieder melden, falls mir kein anderer zurvorkommt.


    :S Uwe

  • Hallo uwe,


    ich würde mir den Film ja ansehen, wäre da nicht Iwan Rebroff.........der leider überhaupt nicht mein Fall ist, pardon :no::stumm:

  • Hallo, musica!


    Der Bettelstudent ist eine wunderschöne Operette, die man nicht modernisieren braucht. Da gab es doch in den 70er Jahren schöne Verfilmungen im TV zu sehen. Gut, Iwan Rebroff ist nicht der Weisheit letzter Schluß als Ollendorf. Aber im "Zigeunerbaron" als Kalman Czupan finde ich ihn schon besser und lustig, mit dem Schweinchen im Arm.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Uwe,


    ja, der Bettelstudent ist eine sehr schöne Operette, ich habe die Palmatica gespielt, komischerweise war ich damals jünger als meine Operettentöchter Laura und Bronislawa. ;(

  • Ich habe mir jetzt die deutsch/polnische Version des „Bettelstudenten“ aus dem Jahre 1980 angeschaut und war doch einigermaßen erstaunt, dass sich mein(e) Vor(ver)urteil(ung) nicht so ganz bestätigt hat. Nun, ein Meisterwerk war es sicherlich nicht. Negativ aufgefallen ist mir vor allem eine sehr schlechte Regie. Der Regisseur war nicht in der Lage, die Darsteller, die ja wirklich auch Sänger und deren schauspielerischen Qualitäten eher unterentwickelt waren, in irgend einer Weise zu führen. Auch erschien mir die Choreographie als sehr steif und albern. Dass man offenbar mit schmalen Budget arbeiten musste, konnte man auch an der Einsparung an Komparsen sehen bzw. nicht sehen, was besonders bei den großen Ensembles und Finali zu einem merkwürdiges Missverhältnis zwischen Chorgesang und dargestellten Personen führte.


    Aber es gibt durchaus auch einige positive Aspekte, die ich dieser Verfilmung abgewinnen konnte. Da war zum einen Ivan Rebroff. Ich mag ihn auch nicht, liebe musica, aber ich muss ihm zugute halten, er kann diese Rolle tatsächlich singen, schließlich ist er ja ein Bass. Seine schauspielerischen Leistungen waren vergleichsweise auch nicht schlecht und er fügte sich ohne besonders auffallende Eitelkeiten gut in das ansonsten „namenlose“ Ensemble ein. Dieses bestand ja vorwiegend aus polnischen Sängerinnen und Sängern und es ist ein weiterer Pluspunkt in meiner Bewertung, dass diese trotz ihres leichten Akzents in deutscher Sprache gesungen und auch selbst gesprochen haben, was bei solchen Verfilmungen durchaus nicht selbstverständlich ist. Die gesangliche Leistung würde ich als durchschnittlich bis gut bewerten. Als größten Pluspunkt sehe ich an, dass die Handlung, bis auf einen sehr kurzen und possenhaften „3. Akt“ nicht wesentlich verändert wurde, einige kleinere Umstellungen kann man filmdramaturgisch akzeptieren. Und genauso positiv betrachte ich, dass man die Musik bis auf eine Ausnahme, auch originalgetreu interpretiert hat. Lediglich das „Schwamm drüber“- Couplet hat man aus unerfindlichen Gründen „modern“ instrumentiert. Das gleiche gilt für die eingefügte Musik aus der „Jungfrau von Belleville“, die offensichtlich nur für Balletteinlagen verwendet wurde. Diese ist mir übrigens nicht durch besondere Originalität aufgefallen. Allerdings sind dann gerade diesen Musikeinlagen, wie ich ja auch befürchtet hatte, das schöne Ensemble und die Introduktion aus dem 3. Akt zum Opfer gefallen, was ja letztlich auch zur Verstümmelung des Schlussaktes geführt hat.


    Alles in allem muss ich sagen, ist diese Filmversion des "Bettelstudenten" dieser großartigen Operette in keinster Weise gerecht geworden.


    :no: Uwe

  • Alles in allem muss ich sagen, ist diese Filmversion des "Bettelstudenten" dieser großartigen Operette in keinster Weise gerecht geworden.

    Deshalb hab ich sie mir auch nicht angesehen. Ich halte von den Stimmen her den Querschnitt mit Schock, Wunderlich und Neidlinger sowie den Damen Töpper, Köth, Schmidt immer noch am besten.


    LG, Bernwayrd


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich habe mir den polnischen Film sogar zweimal angesehen. Mir hat das Freilicht-Spektakel, welches von Robert Satanowski dirigiert wurde, ausgezeichnet gefallen. Das schwungvolle Ballett versprühte eine Heiterkeit, die herzerfrischend war. Die historisierenden Kostüme waren farblich unaufdringlich. Soweit nicht im Garten gespielt wurde, passte die Bühnendekoration sich der Zeit, in der die Handlung stattfand, hervorragend an.


    Der Simon trug ein Schöheitspflästerchen auf der Backe, was mich belustigte, dem superschlanken Hübschling aber gut stand. Aufseher Enterich wirkte so, wie er heißt. Von der Besetzungsliste, alles polnische für mich unbekannte Namen, war Iwan Rebroff die Ausnahme. Sein kohlschwarzer orgelnder Bass, den er manchmal bewusst exhibitionistisch herausstellte, hat mir imponiert. Die Szene des stampelnden Ollendorf auf dem in drehende Schwingungen gebrachten Billardtisch, fand ich allerfdings ein wenig klamottenhaft, lasse den Gag aber durchgehen. Gesungen und gesächselt wurde durchaus passabel. Der Simon hat mir am besten gefallen, weil er die tenoralen Höhenflüge mühelos meisterte. Der Regisseur ließ die Darsteller unbefangen reagieren ohne durch aufgesetze Einfälle unangenehm aufzufallen. Wenn ansonsten keine markante Bassstimme zur Verfügung steht, muss man ganz einfach eine Anleihe bei der Folklore machen. Iwan Rebroff kann singen, grimassieren und spielen - was erwartet man mehr.
    Man muss nicht aus Voreingenommenheit gleich die Nase rümpfen. Der Film - life aus dem Opernhaus Breslau (?) - ist in jedem Fall zu empfehlen.


    :angel:
    Engelbert

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose