Fritz Wunderlich - Ein seltener Glücksfall für die Schallplatte

  • hallo musicophil,


    Du hast recht, ein Teil der Aufnahmen wurde später im STUDIO aufgenommen und als Philips CD ( gehört wie DG zu Universal aber das weißt Du sicher :D) veröffentlicht.
    Die Aufnahmen auf dieser CD sind aber von Wunderlich selbst aufgenommen.
    Er war ein, so würde man heute sagen, ziemlicher "Technik - Freak und hat mit seinem Tonbandgerät diese Aufnahmen getätigt.
    Die Klangqualität ist natürlich zum Teil bescheiden, aber noch allemal besser als die DG Ausgabe seines letzten Liederabends. ( Mein Tip : wenn irgendwo zu kriegen, unbedingt die Myto - Aufnahme kaufen oder noch besser die Myto Aufnahme von Hannover ( 1965 ). Gleiches Programm aber klangtechnisch sind das Welten. ).
    Dafür klingt auf diesen Aufnahmen Wunderlichs Stimme so weich und sanft wie selten - das wird auch nicht auf der Philips Aufnahme erreicht.


    Liebe Grüße


    Schuberttenor

    " Gott segne das ehrbare Künstlertum"

  • Zitat

    Original von Schuberttenor
    Die Klangqualität ist natürlich zum Teil bescheiden, aber noch allemahl besser als die DG Ausgabe seines letzten Liederabens. ( Mein Tip : wenn irgendwo zu kriegen, unbedingt die Myto - Aufnahme kaufen oder noch besser die Myto Aufnahme von Hannover ( 1965 ). Gleiches Programm aber klangtechnisch sind das Welten. ).


    Hallo Schuberttenor,


    diese CD hält wirklich eine Sternstunde fest (die Aufnahme entstand übrigens am 24.03.1966 im Sendesaal des NDR-Funkhauses Hannover, daher die tolle Klangqualität). Ich empfehle diese CD auch jedem, der Wunderlich in bestmöglicher Aufnahmequalität hören will (M.E. eine bessere, natürlichere Perspektive als bei seinen Studioeinspielungen). Leider ist die CD momentan nicht mehr zu bekommen, sie wurde aber vor gar nicht allzu langer Zeit vóm NDR wieder mal ausgestrahlt.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Schuberttenor
    Dafür klingt auf diesen Aufnahmen Wunderlichs Stimme so weich und sanft wie selten - das wird auch nicht auf der Philips Aufnahme erreicht


    Hallo Schuberttenor,


    Bei der Philips-CD ist elektronisch Geräusch entfernt.
    Das Glück wil, daß ich genau diese Aufnahme zuerst auf LP kaufte (denn da war die CD noch nicht lieferbar). Ohne filtern klingt das ja soooooviel besser. :yes: :jubel:
    Ich überspiele mal diese LP auf CD, denn jene "CD" drehe ich nicht, weil ich mich ärgere.


    LG, Paul

  • Hallo musicophil,


    stimmt, das NoNoise verfahren - wer braucht das ?? ?(?(?(?(
    Eine Traum Stimme hört man auch durch das Rauschen. Aber wenn ich bedenke ...... der Passus " ........ hinter jener Bergeshöh" nicht entrauscht noch besser - das muss fantastisch klingen !!!!!:jubel: ;( ;( :jubel:
    Jetzt gehe ich schlafen " nach den fernen Trüften sehnend "


    LG
    Schuberttenor

    " Gott segne das ehrbare Künstlertum"

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  • Hallo Schuberttenor,


    Teils hast Du Recht.
    Denn meine Philips LP kam um 1986 aus. Und damals gab es schon CDs. Ungeheuer teuer und nur in beschränkter Auflage.


    Es waren kurz davor im Archiv gefunden Aufnahmen der ÖRF. Und es handelte sich um, wenn ich mich nicht irre, ein Auftreten während der Salzburger Festspiele.


    LG, Paul

  • Hallo!
    Mittlerweile ist die CD "Wunderlich privat" im Handel und nach einem ersten Höreindruck muß ich sagen: höchst empfehlenswert! Es handelt sich durchgängig um Aufnahmen, die Wunderlich zuhause für Arbeitszwecke gemacht hat (insofern hat musicophil mit seinen Vorbehalten Unrecht). Einige davon sind ungeschnitten, enthalten also auch Patzer, Kommentare, Zwischenrufe der Kinder und dergleichen. Nichtsdestotrotz sind sie auch Künstlerisch von höchstem Wert. Beispielsweise singt er "Cäcilie" von Strauss vom Blatt mit einer Souveränität, die Peter Anders selbst im Studio unter idealen Bedingungen nicht ganz erreichte. Auch darüber hinaus sind eine Reihe von Werken dabei, die er öffentlich niemals sang: Brahms, Wolf, ein stück aus Schuberts "Schwanengesang". Ich kann also nur zum Zugreifen raten.
    was die angesprochene DVD angeht: sie ist unter dem Titel "Leben und Legende" als 2-DVD-Set für den September angekündigt. Es wird sich um die erweiterte Fassung einer Dolumentation handeln, die arte im Laufe der nächsten Monate ausstrahlen wird.

  • Will kurz eine Buchempfehlung durchgeben!
    Eine wirklich sehr schöne informative und gute Biographie!
    Dazu gibts noch eine Cd mit teileweise unveröffentlichen Stücken...
    Ganz besonders toll eine "Zauberflöte Parodie" welche Wunderlich mit einigen Freunden für seine erste Gesangslehrerin zum Geburtstag aufgenommen hat....


    Erschienen bei Schott!


  • Hallo zusammen,


    in wenigen Tagen,am 17.September jährt sich Fritz Wunderlichs Todestag zum 40. Mal. Ich kann es nicht fassen,dass der Künstler nun schon länger von uns gegangen sein soll als er gelebt hat.Noch immer seh ihn vor meinem geistigen Auge auf der Bühne der Württ.Staatsoper stehen und wie er die Zuschauer mit seiner herrlichen Stimme erfreut und mit seiner Darstellungskunst und seinem sprühenden Humor begeistert hat. Und durch die vielen Schallplattenaufnahmen ist er auch heute noch präsent wie eh und je.Ein Trost für alle, die ihn schätzen: Sein künstlerisches Wirken ist unvergänglich!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • ... wer sich mit Fritz Wunderlich näher beschäftigen möchte, sollte sich die neu produzierte Dokumentation auf ARTE am heutigen Samstag um 22.35 Uhr nicht entgehen lassen. In der Sendung berichten Weggenossen des legendären Sängers über ihre Begegnungen mit Fritz Wunderlich, unter anderem:


    Anneliese Rothenberger, Christa Ludwig, Brigitte Fassbaender, Dietrich Fischer-Dieskau, die Liedbegleiter Rolf Reinhardt und Hubert Giesen sowie Wunderlichs Bühnenkollege und enger Freund Hermann Prey.


    Der "Vater" des SWR Rundfunkorchesters Kaiserslautern Emmerich Smola berichtet, wie er den Teenager Fritz Wunderlich das erste Mal gehört und entdeckt hat und ihm daraufhin einen Studienplatz an der Freiburger Musikhochschule verschaffte.


    Auch Wunderlichs Freiburger Gesangslehrerin, die blinde Margarethe von Winterfeldt, ist in der Sendung zu sehen und berichtet als Zeitzeugin von seinen Anfängen in Freiburg und natürlich von der legendären hochschuleigenen Produktion der Zauberflöte im Jahr 1954.

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  • Ist das dann "Fritz Wunderlich - Leben und Legende", der jetzt auch auf DVD erschienen ist?

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Hans Sachs
    Ist das dann "Fritz Wunderlich - Leben und Legende", der jetzt auch auf DVD erschienen ist?


    Hallo Hans,


    zu deiner Frage bezüglich des Films "Leben und Legende"
    schreibt die WELT am 9. September:



    Die einstündige DVD "Fritz Wunderlich - Leben und Legende" bietet den unaufgeregt dessen Leben nacherzählenden Dokumentarfilm, der am 16. September auf Arte und dann in einigen dritten Programmen gezeigt wird.


    Wie gesagt: HEUTE um 22.35 - 23.35 auf ARTE

  • Hallo,
    Der Film war genau so schwach,wie alle die anderen
    Musikerportraits,die von Leuten produziert werden,die
    wenig Ahnung von Musik haben.Hier ein Stückchen Arie
    dort zwei Sätze von einem Lied.Und über allem immer
    wieder :"Granada bei Nacht".Von dem Sänger Wunderlich
    kam wenig rüber.Es wurden immer wieder Autos,Landschaft
    und Häuser gezeigt.So kann man auch 2 Stunden vollkriegen.
    Wenn schon ein Portrait von Wunderlich auf DVD,dann :
    "Der Barbier von Sevilla",aus dem Jahr 1959.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,
    ich habe den Film mit meiner Frau angesehen. Für einen Wunderlich-Kenner vermutlich pure Langeweile. Für den Erstkontakt aber gar nicht so ungeeignet. Meine Frau kannte bis 15 min vor dem Film nicht einemal den Namen Wunderlich. Ich kannte Wunderlich nur aus dem Forum und hatte Ihn zuvor noch nie bewußt gehört. Wir haben beide Lust auf mehr bekommen. Und gerade die Grenada-Fetzen sind uns durch und durch rein. Wir sind da eben noch unverdorben :D. Für einen eingefleischten Wunderlich-Liebhaber, der die Zeit damals miterlebte, gibt es vermutlich nichts abgedroscheneres, wie dieses Granada. Für mich und meine Frau war es fast eine Offenbarung.


    Was mir im Film auffiel, war die teilweise sehr unterschiedliche Tonqualität der Aufnahmen. Ich wäre zunächst an klanglich akzeptablen Aufnahmen interessiert. Wie sieht das mit dem Barbier aus? Gibt es klangliche Referenzen?


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Hallo Gallo Nero,
    die DVD mit dem Barbier ist natürlich tonlich auch nicht
    sehr gut.Es ist ja eine Live-Aufnahme von 1959.Da hatte
    man noch keine drahtlosen Mikros.
    Für mich sind die besten CD Aufnahmen mit Wunderlich :
    "Die Zauberflöte" und Mahlers" Lied von der Erde".
    Ich bin übrigens kein "Wunderlich-Fan".


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo,
    Der Film war genau so schwach,wie alle die anderen
    Musikerportraits,die von Leuten produziert werden,die
    wenig Ahnung von Musik haben


    Das ist schon richtig. Andererseits hat der Musikfreund ja idR seine Kenntnisse schon vom Gott sei Dank umfangreichen Schallmaterial. Der Film war ja wohl ausserdem von Wunderlichs Kindern produziert, also ohnehin als Film vor allem über den Menschen gedacht? Ich fand einiges - evtl. hatte ich meinen sentimentalen Tag - schon recht anrührend. Geärgert habe ich mich übrigens über Fi-Di und seine arroganten, süffisanten Bemerkungen, er war der einzige, der - IIRC - kein freundliches Wort für den verstorbenen Kollegen fand.
    Ich werd mir heute die Salzburger "Schweigsame Frau" anhören.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo zusammen,


    ich habe den Film auch mit gemischten Gefühlen genossen.Es gab die bekannten Tonträger-und Filmausschnitte,die z.T.eben unter der Aufnahmequalität der 50er und 60er Jahre litten.
    Frau Eva Wunderlich gab leider auch nur das preis,was aus der Biographie und Presseberichten schon hinlänglich bekannt ist. Und gerade sie als seine Lebensgefährtin hätte am meisten zu sagen gehabt über diesen unvergleichlichen Menschen und Sänger...
    Die Kollegenkommentare sehr gemischt- von den Damen gabs Einblicke in die Zusammenarbeit bei den Proben und auf der Bühne.Ruth Margreth Pütz hat etliche Wildschütz-Aufführungen gemeinsam mit FW gesungen,dann die Salzburger Entführung von 1961 usw.
    Anneliese Rothenberger u.a. die Entführung Salzburg 1965 und 66 sowie u.a.einen Bohème-Querschnitt auf Schallplatte,
    Brigitte Fassbaender den unvergessenen Münchner Eugen Onegin mit H.Prey in der Titelrolle
    Christa Ludwig die Referenzaufnahme von Mahlers Lied von der Erde,woraus ich mir einen Ausschnitt gestern Abend gewünscht hätte.
    Völlig daneben und überflüssig Herrn Fischer Dieskaus süffisanten Bemerkungen über Hubert Giesen und über die MET-Bühnenmikrofone.Und kein Wort über Wunderlich,mit dem er auch mehrfach Opern-und Konzertpodium geteilt hat.
    Und Hampson und Villazón, die kennen außer den CDs nichts von ihm und dementsprechend allgemein hielten sie ihre statements.
    Hermann Prey hat zum Zeitpunkt des (schon alten) Interviews inmitten mehrerer Produktionen gesteckt und wollte natürlich seinen damals aktuellen Gesangskollegen nicht am Zeug flicken.Ich kenne auch ein anderes Interwiew mit ihm,worin er zum Ausdruck bringt, seit dem Ableben seines geliebten Freundes keinen vergleichbaren Barbier-Graf,Lenski oder auch Kronthal mehr an seine Seite zu bekommen und wie er darunter leide.
    Aufschlußreiches dann doch noch am Ende der Sendung von der Bäurin des Salzburger Gehöfts,wo Wunderlich während der Festspielzeit sich einquartiert hatte. "Ich bin der Fritz" -- "und ich der Sepp", so haben sich Gast und Gastgeber bei der ersten Begegnung begrüßt. Das sagt mehr über den Menschen Fritz Wunderlich aus als all die Beiträge zuvor.
    Und: Auch wenn "Granada" von manchen Kunstkennern geringschätzig als Schnulze bezeichnet wird, so hat es weder vor noch nach ihm jemand gegeben,der dieses Lied besser gesungen hätte. :angel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    ich habe den Film auch gesehen und muss Deiner Beurteilung hundertprozentig zustimmen. Die Kommentare von Hampson und Villazón waren nicht ganz uninteressant, denn sie zeigen, wie prägend das Vorbild von Wunderlich noch heute sogar unter denen ist, die ihn schon nicht mehr erlebt haben.


    DFD war albern. Die Sequenz mit diesem eitzlen Geschwätz hätte man schon um seinetwillen herausschneiden müssen. Bei der Rothenberger und der Fassbaender schwang doch noch etwas von der Zuneigung zu ihrem Kollegen mit. Das fand ich sympathisch.


    Insgesamt fand ich die Darstellung oberflächlich, aber mit einigen einzelnen interessanten Einblicken, z.B. die Erinnerung von Emmerich Smola oder die Erinnerungen des besten Freundes und der Bäuerin - das war schon beeindruckend. Ich hatte den Eindruck, dass Wunderlich ein großer Star war, dem Starallüren fremd waren und der sich selbst in hohem Maße treu blieb.


    Etwas nachdenklich gemacht haben mich die eher vordergründigen Beiträge seiner Frau.


    Ich werde mir die DVD nicht kaufen. Da finde ich Herberts Kommentar genauso vernichtend wie zutreffend:



    Aber um einiger einzelner Beiträge hat es sich gelohnt, die Sendung anzuschauen. :yes:


    Ich habe nur einige wenige CDs mit Wunderlich, die mir aber in hohem Maße gefallen. Da werde ch meine Sammlung gern noch etwas ausbauen. Ein Kantor, mit dem ich ab und zusammen bin, hat mit ihm gemeinsam studiert. Bei unserem nächsten Treffen werde ich ihn gehörig ausfragen ...


    Freundliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew oder wenn dir das besser gefällt:Moin,moin!


    Es idt schön,eine Zustimmung aus dem nohen Norden zu bekommen.Herzlichen Dank dafür!
    Ja, es lohnt schon,nach einigen Preziosen zu suchen,die uns Fritz Wunderlich hinterlassen hat. Wenn ich deine musikalischen Vorlieben kennen würde,könnte ich dir ein paar Tips geben.Aber im Grunde genügt es,wenn du den Thread sorgfältig liest.Du wirst einiges an konträren Meinungen vorfinden,doch davon lebt dieses Forum und das macht es so interessant wie kein anderes.
    Also auf einen gedeihlichen Meinungsaustausch!
    Manchmal so: :yes:
    Manchmal so: :no:
    aber nicht so: :stumm:

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Moin Siegfried,


    (in unserer Gegend sagt man ein einfaches 'Moin'. Das Wort 'mooi' oder 'moi' heißt übersetzt: "gut" oder "schön". Je nach Tageszeit heißt es also: "guten Morgen" oder "schönen Abend" usw.) ich habe einmal nach meinen Wunderlich CDs gekramt:


    Es spricht u.a. für Wunderlichs Qualitäten, dass ich sogar als Freund von HIP-Aufnahmen diese beiden Einspielungen der Mozart-Opern als die für mich persönlich liebsten ansehe:




    Mozart: Die Entführung aus dem Serail
    Köth, Wagner, Schädle, Wunderlich, Lenz, Böhme,
    Orch. der Bayr. Staatsoper München, Jochum




    Mozart: Die Zauberflöte
    Lear, Otto, Peters, Fischer-Dieskau, Crass, Hotter,
    Wunderlich, Berlin PO, Böhm



    Und bald ist es auch wieder Zeit für diese schöne Aufnahme des WO mit Wunderlich:



    J.S.Bach: Weihnachtsoratorium BWV 248
    Janowitz, Ludwig, Wunderlich, Crass,
    Münchner Bach-Chor & Orchester, Richter



    Ich werde in der kommenden Zeit auf Aufnahmen mit ihm achten. Im Katalog sehe ich viele Zusammenstellungen. Welche würdest Du besonders empfehlen?


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Moin Andrew,
    schon wieder was gelernt.
    Also ich würde dir empfehlen,nach folgenden CDs zu schauen:


    Eugen Onegin,entweder die Gesamtaufnahme mit H.Prey in der Titelrolle oder den Querschnitt mit DFD.Wunderlichs Lenski ist schon etwas Besonderes.Dann noch evtl. den Salzburger Liederabend von 1965 und falls dir Mahler liegt,das Lied von der Erde mit Christa Ludwig zusammen.Gilt allg.als Referenzaufnahme.Im sakralen Bereich die beiden bekannten Bach-Passionen und für den Oratorienfreund die Schöpfung und die Jahreszeiten von Haydn.
    Damit du dich nicht überfrachtet fühlst,solls damit zunächst genug sein.
    Viel Freude beim Hören und Aussuchen! :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Na sowas?! Bis zur nächsten Stadt, in der es einen CD-Laden gibt, muss ich fast eine Stunde fahren. Aber heute finde ich im Edeka Supermarkt diese CD:



    Fritz Wunderlich - Portrait einer unsterblichen Stimme
    Arien & Lieder von Mozart, Lortzing, Rossini, Verdi, Puccini, Händel, Bach, Giordani, Schubert, Schumann, Silcher, Dvorak, Leoncavallo, Capua ("O sole mio"), Böhm
    Ausführende: Fritz Wunderlich, Hilde Güden, Hermann Prey, Hubert Giesen, Orchester der Wiener Volksoper, Graunke SO, RO München, Stolz, Eichhorn u. a.


    Gesehen und gekauft für 5,- Euro. Ich bin sonst nicht so ein Sampler-Sammler, aber in diesem Fall konnte ich nicht wiederstehen. Gerade läuft "Die Forelle".


    Vielen Dank, lieber Siegfried, für Deine Empfehlungen.
    Die werde ich sicherlich nicht zwischen Helmut Lotti und Anna Netrebko im Supermarkt finden :untertauch:, aber bei Ebay oder meinem nächsten Besuch in der Zivilisation weiß ich, wonach ich Ausschau halten kann.


    Freundliche Grüße aus dem hohen Norden von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Fritz Wunderlich
    Die frühen Jahre



    Leider fehlen detaillierte Angaben zu den Aufnahmedaten; es handelt sich jedoch um Aufnahmen für den europäischen Phonoclub, die später bei Ariola-Eurodisc herausgebracht wurden. Laut Beiheift dürften diese Aufnahmen 1956 entstanden sein – Diskographiebesitzer können da möglicherweise Aufklärung schaffen.


    Das Repertoire ist bunt gemischt, von Händel bis Lara. Das Orchester ist durchgängig im Stil der Vorkriegsaufnahmen weit im Hintergrund und mehr als samtiger Klangteppich zu erahnen als zu hören; die Stimme ist weit im Vordergrund und stellenweise von einer unaufdringlichen Halo von Verzerrungen umgeben.


    1. Händel „Ombra mai fu“


    Von historischer Aufführungspraxis keine Rede – reichlich Vibratoschmalz im säuerlichen Geigenklang, auch die obligatorische (oder besser: notorische) Harfe (zur Verstärkung des „Gruftmuckencharakters“) fehlt nicht – dann kommt das mit Halbstimme angesetze, leicht angerauht entwickelte erste „Ombra“, und schon bin ich im Bann dieser Stimme. Es gibt ein paar tenorale Eigenarten, die er sich von Gigli abgeschaut haben könnte, aber sie halten sich in Grenzen. Gelegentlich hört man ein bisschen Mühe, aber es dominiert die Schönheit der Stimme, an die zur Marotte kultivierten Daueraspirationen gewöhnt man sich besser möglichst schnell, sonst vertreiben sie einen vorzeitig aus dem Paradies dieser CD-Perle.


    2. Mozart „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“


    Der Wunderlich-Klassiker. Wohl aus der Zeit zu verstehen: „mein He-he-he-herz“ oder dann, vor der „Regung“, das (wunderschön – schäm) angeschluchzte Herz; eine sehr anrührend leicht angerauhte piano „Liebe“, gefolgt von strahlend hellem forte. Ich habe den Verdacht, dass die Aufnahmetechnik die Dynamik des Sängers stark eingeebnet hat, durch Verstärkung der leisen Momente – schade. Auf der anderen Seite: man kann den leicht heiseren Pianoklang in voller Lautstärke genießen ;-) . Ein wahrlich strahlend-jugendlicher Schluss mit einem schön „weiten“ „mein“.


    3. Flotow „Ach so fromm“


    Völlig außer Konkurrenz dieses Stück, schon der Text (durch Uwe Johnson zu literarischen Ehren erhoben – man lese „Marthas Ferien“), aber wer’s singen konnte, hat’s gesungen, von Caruso bis zu Pavarotti. Die Aspirationen sind hier ziemlich aufdringlich, aber der frische Stimmklang und die etwas vordergründige Art des Singens passen perfekt zur Rolle, genauso wie die leicht sentimentalische Spitzentonprotzerei am Schluss. Herrlich.


    4. Lortzing „Vater, Mutter, Schwestern, Brüder“


    Womöglich noch schlimmer als die entschwundene Martha – aber allein der Klang der Vokale e und a in Wunderlichs Stimme machen dies Stück zum Genuss. Er versucht auch gar nicht erst, da großartig was „draus zu machen“, sondern sing einfach wunderschön und geradeaus was da steht. Sehr wahrscheinlich die beste Lösung, die den Hörer mit sternenklarem Pianoklang beglückt. Und der leicht belegte Klang ist für mich ein zusätzlicher Reiz dieser Momente.


    5. Lortzing „Man wir ja einmal nur geboren“


    Wir bleiben auf denselben „lichten Höh’n“ und feiern ein Wiederseh’n mit Wunderlich, der sich sicher „mit Verstand der Lust“ des Singens ergeben hat. Vor dem Hintergrund des so unglücklich kurzen Lebens des Sängers bekommt die Aufnahme einen doppelten Boden, man kann ihm nur wünschen, dass er sein Leben so genossen hat, wie er uns hier dazu auffordert. Uns hat er ja zum Genießen mehr als genug hinterlassen.


    6. Kienzl „Selig sind, die Verfolgung leiden“


    Sorry, dieses Stück habe ich übersprungen.


    7. Donizetti „Wohl drang aus ihrem Herzen“, aka Una furtiva lagrima


    Die deutsche Sprache richtet in diesem Evergreen weit weniger Verwüstungen an als befürchtet, leider stemmt sich Wunderlich ein bisschen zu vordergründig durch das Stück und betont die meisten Anfangstöne der Phrasen sehr penetrant – die Schönheit der Stimme bleibt, aber der Reiz des Stückes geht verloren.


    8. Rigoletto „Ach wie so trügerisch“


    Strahlend draufgängerisch – und lyrisch. Den durchtriebenen Frauenverschleißer glaubt man ihm nicht, eher einen übermütigen Amor. Auch ein hoher Reiz!


    9. Mascagni „O Lola, rosengleich blüh’n deine Wangen“


    Dumpferes Klangbild, weiter entfernt vom Hörer, mehr Rauschen – eine der frühesten Aufnahmen???


    Mit viel Elan und Schmelz hinreißend gesungen, ohne Zaudern eilte man fürwahr zur Hölle fände man im Paradies nicht diese holde Stimme ;-) . Die „A – ha“s am Schluss fangen magisch an, werden dann leider von der Tontechnik künstlich verhallt und nach hinten ausgeblendet.


    10. Puccini „Wie eiskalt ist dies Händchen“


    Ein zarter Beginn, das erste as in gut integriertem, schönem, rundem Falsett. Wer ich wohl „bin“ – allein dieses „i“ ist die Platte wert, zwar ein bisschen außerhalb der Linie ausgestellt, aber wenn man’s so schön kann, dann wär es eine Sünd’, das nicht zu tun.


    Im weiteren Verlauf geht es mit Schwung durch die Kurven, aber nicht ohne Subtilität und dynamische Differenzierung; besonders der Juwelendiebstahl mit Ritardando leuchtet direkt ins Herz. Ich bilde mir ein, dass die Vorfreude auf das c’’ schon einige Zeit vorher spürbar ist; es kommt dann zwar nicht auftrumpfend überlaut strahlend, sondern eher leiser und – hier fehlt mir der korrekte Ausdruck – weniger fokussiert und sicher kein „squillo“, dafür mit einem weichem Glanz, der mir viel passender erscheint. Die Schlusstöne in einem leider wieder überverstärkten Falsett.


    11. Puccini „Und es blitzten die Sterne“


    Ich wollt’ schon weiterzappen, weil ich dieses Stück nicht mehr hören kann – aber Wunderlich hält mich fest. Hinsichtlich des „squillo“ gilt dasselbe, er fehlt, wird aber mehr als kompensiert von einer leuchtenden Weichheit, mit der er sich genussvoll und nicht forcierend, aber kraftvoll in diese Töne legt – da wird kein Schwert gezückt, aber es klingt auch nicht vorsichtig oder schwächlich, sondern einfach nur wunderschön.


    12. Puccini „Leb wohl mein Blütenreich“ aus Butterfly


    Sorry, kann ich nicht mehr hören.


    13. Puccini „Keiner schlafe“


    Er beginnt wirklich sehr zart, bevor er dann seinen stahlfrei glänzenden, leicht durch Anschluchzen sentimentalisierten Stimmglanz voll entfaltet. Ich gäb’ echt was drum, diesen sanft strahlenden, samtig glänzenden Klang beschreiben zu können: das h ist natürlich dynamisch so schwach, dass er live gnadenlos eingegangen wäre, aber dieser Klang: die Leuchtkraft ist intensiver als der strahlendste durchschlagskräftige Spitzenton bester lirico spinto – Schule es jemals sein könnte.


    14. Strauß „Als flotter Geist“


    „…ja das alles auf Ehr, das kann ich und noch mehr, wenn man’s kann ungefähr, s’ist ned schwer!“


    Hier gibt’s auch wieder, z.B. beim „Ja“, diese cremige Verfärbung des A, die mich einfach hinmacht.


    Man glaubt es ihm…


    15. Zeller „Grüß’ euch Gott alle miteinander“


    Wer hätt’ nicht seine Bank gesprengt für so einen Vogelhändler?


    16.-22.: nix für mich (das Repertoire)


    23. Mascagni „Ihr Freunde kommt und trinkt“


    Dieses Stück ist als „Bonustrack“ bezeichnet und als „historische Aufnahme von 1956“. Sie klingt wie von einer LP überspielt, ansonsten nicht anders wie der Mascagni weiter oben: ging das Originaltonband verloren?


    Singen tut er jedenfalls nicht weniger herrlich.


    Eine m.E. sehr lohnenswerte CD, die mir noch lange Freude machen wird. Es muss nicht immer alles maximal intellektuell ausdifferenziert sein, eine gesunde Musikalität tut es bei einer stimmlichen Ausnahmeerscheinung auch schon, jedenfalls für mich. Was soll man hier bebeckmessern, ich lehne mich zurück und schwelge.


    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, solche Platten "beweisen" es.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Diese CD wurde Okt.05 herausgebracht und ist eine Ansammlung früher Schallplatten-Aufnahmen. Die meisten wurden später mit besserer Aufnahmetechnik wiederholt, wobei man auch einen Reifungsgrad bei Wunderlichs Stimme feststellen kann. Reizvoll sind diese Aufnahmen allemal, dokumentieren sie die Stimme des Mittzwanzigers, der gerade in Stuttgart sein erstes Engagement nach dem Studium bekommen hatte. Die Verdi-und Puccini- Aufnahmen sind freilich zu früh entstanden.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Ich glaube,Verdi und Puccini wären auch später nicht viel besser


    geworden.Wunderlich hatte einige Stärken, aber auch einige


    Schwächen.Es ist absolut lächerlich, wenn er z.B.Stücke aus


    "Cavalleria" singt.Seine Stärke lag im deutschsprachigen Bereich,


    genau wie bei seinem Freund Hermann. Prey hatte allerdings


    eine dynamischere Stimmgebung, die ihn zu einem guten


    Liedersänger machte, während Wunderlich ein gepflegtes


    Mezzoforte nie unterschritt.


    (Ich glaube, ich habe mich wieder mal wiederholt.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Barockbassflo


    Leider fehlen detaillierte Angaben zu den Aufnahmedaten; es handelt sich jedoch um Aufnahmen für den europäischen Phonoclub, die später bei Ariola-Eurodisc herausgebracht wurden. Laut Beiheift dürften diese Aufnahmen 1956 entstanden sein – Diskographiebesitzer können da möglicherweise Aufklärung schaffen.


    Lieber Flo,


    Ich habe diese CD als Eurodisc-CD, aber auch auf Eurodisc-LP. Ich werde mal das LP-Cover anschauen, denn vermutlich ist da mehr zu finden.


    @Siegrfried: Weißt Du ob er das "Vater, Mutter, Schwestern, Brüder" je wieder aufgenommen hat?


    LG, Paul

  • Hallo allerseits,


    gestern abend habe ich zum ersten Mal ganz bewusst Fritz Wunderlich gehört, und zwar in folgender Aufnahme aus dem Jahr 1965:



    Als das erste Tenor-Rezitativ mit Arie kam ("O Schmerz!" - "Ich will bei meinem Jesum wachen"), war es da, das berühmte "Gänsehaut-Gefühl": Was für eine Stimme :jubel: :jubel: :jubel:


    Das ist einfach unbeschreiblich - ich bin völlig begeistert.


    Mein Gesamteindruck von dieser Aufnahme ist eher durchwachsen. Pears als Evangelist gefällt mir überhaupt nicht, Tom Krause finde ich in den Bass-Arien nicht sehr überzeugend. Hermann Prey singt einen überirdisch schönen, majestätischen, schon fast entrückt wirkenden Jesus, was mich doch sehr berührt hat. Aber allein schon wegen der Tenor-Arien hat sich der Kauf dieser CD's gelohnt!


    Viele Grüsse von Fugato (dem neuen Wunderlich-Fan)

  • Hallo Herbert,


    Zitat

    genau wie bei seinem Freund Hermann. Prey hatte allerdings eine dynamischere Stimmgebung, die ihn zu einem guten Liedersänger machte, während Wunderlich ein gepflegtes Mezzoforte nie unterschritt. (Ich glaube, ich habe mich wieder mal wiederholt.) Herbert.


    Also ich habe das Gefühl, dass wir hier von verschiedenen Dingen reden. Kennst Du wirklich die Liveliederaufnahmen von Wunderlich ?
    Es ist eine bekannte Geschichte, dass Wunderlich den Liedgesang erst lernen musste. Das Ergebnis war quasi das Rezital in Edinburgh, eben bei MYto erschienen. Das ist so ziemlich das beste an Liedgesang, was ich kenne und es nicht zu vergleichen mit den früheren Studioaufnahmen, wo das mit dem gepflegten mf stimmt. Aber bei Edinburgh Rezital gibt es pp und ppp, sowie alles an Dynamik und espressivo, was das Herz begehrt.


    Beste Grüsse


    Syrinx

  • Hallo Syrinx,


    ich kenne nicht nur die Live-Aufnahmen von Wunderlich,


    ich habe ihn auch in Köln 1960 oft auf der Bühne erlebt.


    (Proben und Aufführungen von Don Giovanni)


    Wenn es nicht so wäre, würde ich mir gar kein Urteil erlauben.


    Es kann ja auch sein, daß ich eine andere Vorstellung von


    Liedgestaltung habe. Das sagt aber nichts gegen die schöne


    strahlende Stimme Wunderlichs.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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