Die MET im Kino

  • Danke für die Berichte über die Kino-Aufführungen von MET-Vorstellungen. Obwohl ich meine, dass die ganze Faszination der Oper sich nur in einer Live-Aufführung erschließt, will ich so rasch wie möglich eine solche Kino-Vorstellung besuchen, auch um mit Erfahrungshintergrund mitdiskutieren zu können.
    Eine Bitte und Ermunterung an die Taminos, die häufig mit dem Attribut "Neuling" kokettieren. Nach der in der Regel nicht so leichten Aufnahme ins Tamino-Forum sind neue Mitglieder sofort vollwertige Diskussionspartner, mit im Normalfall einer ganzen Menge Vorerfahrung. Also bitte nur Mut zu sofortiger offener Meinungsäußerung. Jeder Beitrag zählt und ist ein Impuls für die lebendige Diskussion.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Die Kritiken aus New York sind für die Carmen auch wieder sehr gut, vor allem für Garanca und Frittoli. Bin zwar mit Oper im Kino noch wenig vertraut, habe mir aber eine Karte gesichert.


    Gregor

  • Sagitt meint:


    Eine vorhersehbare Erfolgsgeschichte ?


    Jedenfalls ist das Kino in Bremen hocherfreut. 27.50 für die Karte und schon lange! ausverkauft. Vier Wochen vorher? Keine Chance.


    Also auf die DVD warten -ich nehme an, es gibt eine Rundumvermarktung.
    Angesehen davon habe ich die Carmen mit Carlos Kleiber und werde dadurch getröstet.
    Und, bei aller Wertschätzung für die Garanca. Ich erwarte nicht, dass sie eine so umwerfende Carmen singen kann wie etwa Leontyne Price.


  • Soweit ich weiß, öffnen die Kinos in Wien wenige Wochen vor dem Aufführungstermin oft noch einen weiteren Saal, gerade dann, wenn großer Andrang besteht. So bekommt man oft noch sehr spät Karten. So bin ich auch erst jetzt zur Carmen-Karte gelangt.


    Ich weiß nicht, wie andere Kinos in anderen Städten verfahren.


    Gregor

  • Es sind ja in der laufenden MET-Saison nur noch 4 Opern, die in die europäischen Kinos übertragen werden. Den Anfang macht ja bekanntlich George Bizets Carmen am 16.Januar 2010 (19 Uhr) mit Elina Garanca, die für Angela Gheorghiu die Rolle der Titelheldin übernimmt.


    Am 6. Februar folgt dann Giuseppe Verdis „Simon Boccanegra“ (19 Uhr) mit Plácido Domingo, der die Baritonpartie übernimmt.
    Weiter geht es am 27. März 2010 (18 Uhr) mit Simon Kennlyside in „Hamlet“ von Ambroise Thomas.
    Und wer noch etwas weiter im voraus planen will, kann sich schon auf Renée Fleming freuen, die am 1. Mai 2010 (19 Uhr) in Gioacchino Rossinis „Armida“ zu erleben sein wird.


    Hier ist eine Liste der Kinos in Deutschland und Österreich, die diese Übertragungen übernehmen.


    Es sind wahrlich nicht allzu viele Lichtspielhäuser, die auf die moderne Digitaltechnik umgestellt haben und technisch in der Lage sind, diese Satelliten-Übertragung zu bieten.


    Nebenbei sei noch bemerkt, dass diese Kinos auch sonst - meist als Matinees - Opern im Programm haben. Meist sind das dann Aufzeichnungen früherer Vorstellungen, auch aus London oder Paris.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine erste Oper im Kino ist gelaufen- eine Erfahrung, die man nicht missen sollte. Es ist ein berauschendes Gefühl, so nah am Geschehen zu sein, und die dynamische Kameraführung tat da ein Übriges. In der Pause gab es wie immer Interviews mit den Sängern; viel interessanter war allerdings, dass man selbst mitten auf der Bühne stand und den Arbeitern bei den Umbauten zusah (unter anderem auch, wie Konfetti aus einer Papiertüte auf den Boden gestreut wurde :wacky:). Auch der Ton war sehr gut, nicht zu laut und nicht zu leise. Muss ich öfter machen.


    Nun zur musikalischen Seite. Der junge Kanadier Yannick Nézet-Séguin bot eine ansprechende Leistung im Graben. Er dirigierte das Werk frisch, spritzig, aber dennoch mit gewissem Pathos.
    Nachdem ich letzten Sonntag eine Radiosendung zu ihr gehört hatte und begeistert war, war ich auf Elina Garanca als Carmen besonders gespannt. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Tatsächlich bot sie eine glutvolle, perfekt gesungene und in allen Stimm- und Körperlagen ausgeglichene Zigeunerin. Wie sie in die Kamera blickte, José um den Finger wickelte und selbst noch, als sie von Statisten auf Händen getragen wurde oder Alagna auf ihr lag, ohne Wackler das ganze Auditorium zu füllen vermochte, das war faszinierend. Auch interpretatorisch genügte sie hohen Ansprüchen.
    Mit dem falschen Fuß aufgestanden war wohl Roberto Alagna. Sein Timbre ist ohnehin Geschmackssache, doch erschwerend kam hinzu, dass er schauspielerisch mit dieser Inszenierung wohl nicht richtig warm wurde und von Akt zu Akt stimmlich immer mehr einbrach, bis er am Ende quasi nur noch zum Schreien fähig war. Schade.
    Reinen Gewissens aufgestanden war Teddy Tahu Rhodes, als bei ihm um 10 Uhr morgens das Telefon klingelte. Drei Stunden vor Beginn der Vorstellung erfuhr er, dass Mariusz Kwiecien erkrankt und er als Ersatz ausgewählt worden war. Da Escamillo hier eh wenig zu tun hat, war es wohl kein Problem, Rhodes noch schnell in die Produktion einzuweisen. Klang er stimmlich doch zeitweise etwas grobschlächtig, ging doch großes Charisma von dem neuseeländischen Bassbariton aus.
    Die Micaela des Abends, Barbara Frittoli, verströmte Wohlklang par excellance und blieb auch schauspielerisch kaum etwas schuldig.
    Zur Inszenierung von Richard Eyre gibt es wenig zu sagen, weil er selbst nichts zu sagen hat. Aus der Idee, das Stück in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts anzusiedeln, macht er nichts- aber gut aussehen tut's allemal. Das schien ohnehin ein Hauptanliegen dieser Produktion zu sein: Hauptsache, es macht was her. Dass stereotype Gesten, Rampensingerei und, vor allem in der letzten Szene, das "Schema F der Duettpositionen: José kniend, Carmens Hand liebkosend, José sich bekreuzigend etc. pp." fröhliche Urständ feierte(n), davon konnte auch das Bühnenbild (eine drehbare Ruine) nicht ablenken. Frau Garanca sah mit ihrer schwarzen Perücke irgendwie mehr nach Angelika Kirchschlager aus.
    Das ist eine Inszenierung, von der nichts hängenbleibt. Sollte man mich in einem Jahr fragen, ob ich mich denn noch an die "Carmen" aus der Met erinnern könnte, würde ich wohl erst nach langen Nachdenke "Ja" sagen.


    :hello:


  • Manchmal denke ich, Basti, wir beide schauen unterschiedliche Sachen. :yes:


    Also die Inszenierung fand ich absolut nicht nichtssagend. Denn diese sehr detailierte Personenführung kann nicht allein durch das engagierte Sängerquartett kommen. Da hat jemand mit dem Ensemble gearbeitet, der etwas über die Personen zu sagen hatte. Selten hat man eine so klar als Gegenpart zu Carmen orientierte Micaela gesehen. Barbara Frittoli äußerte sich auch im Interview sehr glücklich darüber, dass endlich mal ein Regisseur mit ihr bei dieser Figur gleiche Ansichten hatte. So waren allein ihre Auftritte sehr detailvoll: Die Gefahr die von den Soldaten ihr gegenüber ausging war nicht vonder Hand zu weisen. im Duett mit Jose kam tiefe Zuneigung zum Vorschein aber auch Unzufriedenheit über dessen schmärmerischen Worte zur Heimat, wo sie doch etwas ganz anderes erhofft hatte. Selbst im Chor konnte man so viele Details und Charaktere sehen. Noch bevor es zum streit zwischen Carmen und der anderen Arbeiterin kam, sah man, diese beiden Frauen sich nicht grün sind. Carmen befördert sie kurzerhand mit einem Tritt von ihrme Sitzplatz.
    Das in sich drehbare Bühnenbild zeigte die Überreste einer Arena, die ihre besten Tage schon hinter sich hatte. Das erlaubte selbst im ersten Akt Ortswechsel (von der Kaserne auf den Platz), die man sonst nicht sieht.
    Carmen (von der Garanca einfach erstklassig gespielt und gesungen) wird hier wirklich als ein femininer Don Giovanni gezeigt. Nicht in Punkte Register, aber dafür als Libertin mit Schicksalsgedanken. Es sind kleine aber bedeutende Momente wie sie auf die Männer reagiert. Sehr schön fand ich, dass man aber auch dieser Carmen ansieht, dass sie auch ein Mensch ist. Man sieht ihr an, dass sie auch gerne mit ihren Freunden mitwürde (um zu schmuggeln) anstatt auf Jose zu warten. Das macht ihre Enttäuschung später um so größer.
    Auch Jose ist hier kein stereotypischer Verlierer (ich wunder mich oft warum sich Carmen den oft schon am Anfang als verklemmten Soldaten gezeichneten Jose verguckt), sondern ein auch ein echter Jungspund, der gedanklich viel bei Micaela und seiner Heimat ist, aber doch ein fröhlicher und zupackender Zeitgenosse. Alagna spielt das großartig. Stimmlich nahm er tatsächlich ab - aber vor allem in den dramatischen Ausbrüchen. Die Schlussphrase von der Blumenarie kam ihm leider falsch in die Kehle, anosnsten kann er gerade in den lyrischen Momenten mit jedem Sänger mühelos mithalten.
    Teddy Tahu Rhodes gebürte als Einspringer höchstes Lob. Er bewältigte die kurze aber höllisch schwere Partie mehr als achtbar, sang mit viel Kern aber dennoch nicht ungehobelt.
    Yannick Nézet-Séguin war ein sensibler Begleiter, der nicht pauschal das Werk in spritzigem Tempo durchdirigierte, sondern auch dynamisch wirklich aufgebaut. Gerade im ersten Akt lies er sich viel Zeit für eine schwüle Atmosphäre, dem Ort des Geschehens angemessen.
    Besonders erwähnenswert: Die finale Szene, die ich selten so spannend und mitreißend gesehen habe. Beide Sänger gingen mit höchstem Einsatz zu Werke, von stereotypischen Gesten war da kaum was zu sehen. Bei mir auf der Leinwand war dea eine Körperbetonte Auseinandersetzung vom stehen bis hin ins Liegen, wo die beiden Sänger dazu noch konmtrollierten Gesang boten.
    Fazit: Zum Glück mal keine Neuinszenierung im modernen Psychogewand, sondern eine eher konventionelle, aber spannende Auseinandersetzung mit der Figur Carmen, die dazu noch musikalisch sehr gut umgesetzt wird. Eine Aufführung, die sich an die Qualität von "Hoffmanns Erzählungen" anschließt.

  • Sagitt meint:
    Eigentlich bin ich ein Fan der Garanca.


    Ja, bemerkenswert war, wie sehr sie spielen konnte, wie sehr sie Körpereinsatz zeigte und dennoch sang.


    Aber gegenüber ihrem Gesang habe ich gewisse Vorbehalte. Hier, nicht sonst.


    Wenn ich an meines Maßstabs-Carmen denke, Leontyne Price, damals mit Karajan 1965, das ist mein Ideal. Eine Arbeiterin, ziemlich ungehobelt, fast verrucht, voller Leidenschaft.


    Irgendwie kam mir die Garanca immer kalt vor. Blitzsauber, eiskalt. So stelle ich mir eine Carmen nicht vor. Gehabe und Körpereinsatz ok, aber die stimmliche Realisierung war mir nicht "dreckig" genug.

  • Ja, Elina Garanca sang diese Carmen wirklich ausgezeichnet, sie spielte und tanzte auch sehr gut. Aber trotzdem war sie für mich keine vollends überzeugende Carmen. Das lag an der Kälte, die sie ausstrahlte. Sie verströmte eine derart kühle Erotik, daß ich mich fragte, warum Don José diesem Eisblock hinterherlief.
    Garanca's Darstellung der Carmen war perfekt einstudiert, wahrscheinlich zu perfekt. Gesanglich aber wirklich großartig.


    Roberto Alagna schien nur langsam in Form zu kommen. Die lyrischen Stellen der Partie liegen ihm weniger, wie auch in der Blumenarie festzustellen war, als ihm sein Piano doch im Stich ließ. In den letzten beiden Akten konnte er sich mit seinen dramatischen Ausbrüchen gut steigern, diese Stellen der Partie gelangen ihm sehr viel überzeugender und er wurde hier der Partie gerecht. Auch spielte er die Rolle sehr gut.


    Der eigentliche Star des Abends war wohl Barbara Frittoli, die als Micaela stets den richtigen Ton traf. Nur selten hatte man das Gefühl, daß die Partie an manchen Stellen vielleicht einen Tick zu hoch für sie war, aber davon abgesehen war sie vokal wohl eine ideale Besetzung.


    Die Stimme des Teddy Tahu Rhodes in der Rolle des Escamillo war etwas grob und hatte zu wenig Durchschlagskraft, aber die Partie ist wohl generell schwer zu besetzen. Auch wenn die Stimme nicht sehr wohlklingend ist, war er zumindest vom Typ her sehr gut besetzt.


    Der Dirigent, Yannick Nézet-Séguin, verstand es dem Werk an den richtigen Stellen Schwung, Leidenschaft und Dramatik zu verleihen.


    Gregor

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  • ja, insgesamt fand ich auch, dass man sich weiterhin auf dem hohen niveau des hoffmann halten konnte, wenngleich eher etwas schwächer, aber es war viel pathos und auch harmonie dabei. die schlußszene geriet beiden hauptakteuren sehr gut und packend und die stimmende harmonie zwischen beiden spürte man auch im interview.
    alagna schien mir stimmlich nicht so richtig auf dem posten zu sein, dass die kühle lettin ihr temperament nicht wie die haarfarbe wechseln konnte, stand ja eigentlich schon im vorfeld irgendwie fest, letztendlich konnte sie aber wirklich begeistern.
    der ersatz-escarmillo - ein lob für sein spontanes einspringen - sang ein wenig wie auf ecstasy und war optisch sicherlich besser besetzt als stimmlich.
    sehr gut gefielen mir die tanzeinlagen in den vorspielen.

    Beste Grüße, KFB
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  • Nachtrag einer gestrigen Meldung, während Tamino nicht am Netz war:


    Zitat

    Die Live-Übertragungen von Opern-Produktionen der Met in weltweit viele Kinosäle erweisen sich als voller Erfolg: Am Samstag sahen 240'000 Personen die «Carmen» mit Elina Garanca und Roberto Alagna. Ein Rekord.


    Für die Vorstellungen wurden in Nordamerika in 700 Kinosälen 140'000 Eintrittskarten verkauft, im 37 Ländern Europas und Lateinamerikas konnten 100'000 weitere Zuschauer in 300 Sälen die Produktionen miterleben. Gemessen an der Nachfrage hätte auch die dreifache Kartenmenge verkauft werden können.


    Den bisherigen Rekord hatte «Madame Butterfly» am 7. März vergangenen Jahres mit 197'000 Zuschauern aufgestellt. Rechnet man die zeitverzögerten Ausstrahlungen der Opern mit, erreicht «Carmen» sogar 320'000 Interessierte. «Madame Butterfly» zählte insgesamt 285'000 Kino-Besucher. (cf)


    LG


    :hello:

    Harald


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  • Sagitt meint:


    gestern Simon Boccanegra im Kino.


    Eine konventionelle Inscenierung, wir sind schliesslich in der MET.
    Am Pult wieder einmal Levine. Es wurde darauf hingewiesen, dies sei seine 24?? Vorstellung. Er sah ungesund aus, zwischendurch lag er in den Seilen, zwischen den Akten, dass man dachte, ist ihm etwas passiert. Beim Schlussapplaus musste er sich am Vorhand festhalten. Aber das Wunder... wenn der den Taktstock hob, erzeugte er nach wie vor mächtige Wucht.


    Der "Event" war das Auftreten von Domingo. Das Positive zuerst. Unglaublich, welche Kondition dieser fast siebezig-jährige Mensch hat. Grossartig, wie er spielen kan. Und der Gesang ? Naja, er ist eben kein Bariton. Und einfach ein wenig tiefer singen, weil die Stimme gerutscht ist, kann es nicht sein. Sein stimmliches Kraftzentrum liegt nicht in der Stimmlage eines Bariton. Deswegen blieb er der Dramatik der Partie manches schuldig, weil die Stimme erst richtig ansprang in Dimensionen, die tenoral sind.


    Viel schlimmer allerdings der Darsteller des Fiesco,James Morris. Dass er bereits neunhundert Mal auf der Bühne der MET gestanden hat, ist sicher ein Verdienst, sagt aber nichts über die Qualität seines Gesangs an diesem Nachmittag in NY. Er hatte einfach die notwendige Tiefe nicht. Für eine Vorstellung, die in alle Welt übertragen wird, schlicht zu wenig.
    In der Rolle des Adorno hätte ich nicht gesteckt haben wollen. Der "Über-Tenor" Domingo hatte diese Rolle so oft gesungen, es gibt davon auch eine Produktion bei der DG. Gordani musste schon gute Nerven haben, sich davon nicht verrückt machen zu lassen. Ich fand, er hat das gut bewältigt,während mich bei der Pieczonka das Übermass an Vibrato störte.


    Haben sich die 27,50 Euro gelohnt ? Ja, wegen der Oper, die man immer wieder wie neu hört, zumal darin gar keine "Hits" sind, aber sie Verdis Meisterschaft zeigt.

  • ja, da möchte ich mich anschließen. der club der alten männer hat hier sicherlich keinen höhepunkt setzen können. herr domingo hat sich mit diesem experiment bestimmt keinen gefallen getan und verdankt es sicherlich seinem überragenden lebenswerk, dass er nicht massiv schelte bezogen hat. für einem vergleichsweise unbedeutenderen künstler hätte es sicherlich einen bedeutenden karriereknick bedeutet.
    für so einen bedeutende ausstrahlung war es zu wenig, vor allem wenn man das ganze ja vor der intention gestartet hat, oper einer breiteren masse "schmackhaft" zu machen!

    Beste Grüße, KFB
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  • Nach längerem Hin- und Herüberlegen hatte ich mich dafür entschieden, mir diese Vorstellung nicht im Kino an zu tun.
    Natürlich mag ich Domingo sehr, aber deswegen muss ich ihn nicht als Simon Boccanegra erleben, obwohl ich seinen Wunsch, diese Baritonrolle einmal singen zu dürfen, durchaus verstehen kann.
    Das war aber nicht mein Grund, sondern die weitere Besetzung. James Morris konnte einfach nicht mehr gut genug sein, Marcello Giordani gehört ohnehin nicht zu meinen Lieblingen und Pieczonka auch nicht,
    Inzwischen habe ich mir den Radiomitschnitt angehört und stelle fest, dass ich wirklich nichts verpasst habe.


    :hello:
    Jolanthe

  • Das Düsseldorfer Programmkino "Atelier" überträgt heute Abend seit 18 Uhr den "Hamlet" aus New York in der sensationell erfolgreich aufgenommenen Neuinszenierung des Regieteams Patrice Caurier und Moshe Leiser (in der französischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln).


    Zum ersten Mal war eine Kino-Vorstellung nicht schon lange im voraus ausverkauft.
    Allerdings war überall noch zu lesen, dass die - hier nicht sonderlich geschätzte - Natalie Dessay als Ophelia auftritt. Wäre frühzeitig bekanntgegeben worden, dass die allseits beliebte Marlis Petersen singt, wären die Karten sicher ruckzuck ausverkauft gewesen - trotz des stolzen Eintrittspreises von 28,00 EURONEN.


    Marlis Petersen hat lange hier an der Rheinoper gesungen - mit großem Erfolg. Von ihrer Norina in Donizettis "Don Pasquale" schwärmen die Leute noch heute.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Seit heute steht die neue Saison für Münsters Cineplex fest. 8 von den 11 angebotenen Opern werden übertragen:


    9. Oktober 2010, 19 Uhr
    Wagner DAS RHEINGOLD
    Mit Stephanie Blythe und Bryn Terfel
    Dirigent: James Levine, Produktion: Robert Lepage


    23. Oktober 2010, 18 Uhr
    Mussorgsky BORIS GODUNOV
    Mit Ekaterina Semenchuk und René Pape
    Dirigent: Valery Gergiev, Produktion: Peter Stein


    13. November 2010, 19 Uhr
    Donizetti DON PASQUALE
    Mit Anna Netrebko und Matthew Polenzani
    Dirigent: James Levine, Produktion: Otto Schenk


    11. Dezember 2010, 18:30 Uhr
    Verdi DON CARLO
    Mit Marina Poplavskaya, Roberto Alagna und Simon Keenlyside
    Dirigent: Yannick Nézet-Séguin, Produktion: Nicholas Hytner


    26. Februar 2011, 19 Uhr
    Gluck IPHIGENIE EN TAURIDE (Iphigenie auf Tauris)
    Mit Susan Graham und Plácido Domingo
    Dirigent: Patrick Summers, Produktion: Stephen Wadsworth


    9. April 2011, 19 Uhr
    Rossini LE COMTE ORY
    Diana Damrau und Juan Diego Flórez
    Dirigent: Maurizio Benini, Produktion: Bartlett Sher


    30. April 2011, 19 Uhr
    Verdi IL TROVATORE
    Mit Sondra Radvanovsky und Marcelo Álvarez
    Dirigent: James Levine, Produktion: David McVicar


    14. Mai 2011, 18 Uhr
    Wagner DIE WALKÜRE
    Mit Deborah Voigt, Jonas Kaufmann und Bryn Terfel
    Dirigent: James Levine, Produktion: Robert Lepage


    La fanciulla del west (8. Januar) Lucia di Lammermoor (19. März) und Capriccio (23. April) werden in Münster nicht gezeigt.


    Das Abo für diese 8 Opern kostet 175 Euro. Trotz der großen Summe noch ein sehr günstiger Preis wie ich finde.

  • So, komme gerade aus dem Kino und bin zufrieden,
    Erstens habe ich Bekanntschaft mit einer schönen Oper gemacht, die ich zuvor nur in kleinen Stücken kannte.
    Zweitens haben sich die Tenöre heute abend einer nach dem anderen überboten.
    Drittens: Die farbenfrohe, lebendige, aber nicht zu aufdringliche Regie war für meinen Geschmack genau richtig, so dass ich das Werk gut nachvollziehen konnte.
    Viertens: Auch die Fleming war toll, wenn uach nicht überragend. Zu häufig würde ich das werk an ihrer Stelle nicht mehr singen. Im Interview kündigte sie allerdings an, dass sie bald eine neue Belcan-_Partie in ihr Repertoire aufnehmen wird, sagte aber nicht welche. Ich tippe auf Norma.


    Und fünftens: Man hat erste Bilder vom neuen "Ring" an der Met gesehen. Er scheint sehr düster zu werden. Die Technik wird sehr stark zum Einsatz kommen und.... Wotan trägt einen germanischen Flügelhelm!!!
    Das ganze sah aus wie eine Mischung aus dem Schen-Ring, dem Kupfer_Ring aus Bayreuth und dem Valencia-Ring. Ich bin sehr gespannt.

  • wie oben schon gesagt, hat mir die Produktion der Armida recht gut gefallen. Mary Zimmermann hat sich für ihre Inszenierung einiges einfallen lassen, was sich vielfach in der Ausstattung widerspiegelte. Die Personenführung kann man bestimmt noch intensiver gestalten, aber dennoch hatte jede Szene Leben. Besonders gelungen war das Ballett im zweiten Akt, das wundervoll zur Musik passte (ein Teil der Arie des Alidoro aus "La Cenerentola" hörte ich darin wieder) und nicht albern wirkte. In dieser harmonischen Szene ist die übergroße Vogelspinne oben links an der wand der einzige Hinweis darauf, dass Rinaldo (Lawrence Brownlee) einer mächtigen Zauberin ins Netz geht.
    Auch Armidas (Renée Fleming) Dämonenheer ist klasse gelungen: Katzenhafte, dämonische Figuren mit langen Schwänzen. Auch Keith Miller als Oberdämon Astarotte machte darin eine gute Figur - stmmlich als Zuniga dem Publikum schon bekannt überzeugte er erneut. Seine Sprechstimme bewegt such dabei in noch dunkleren Tiefen, so dass das Publikum in Münster echt auflachte.
    Im Zentrum der Regie stand auch eine Baletttänzerin als Amor sowie ein anderer als Rache, die die Gefühle der Protagonisten entsprechend beeinflussten.
    Riccardo Frizza (war nicht ürspringlich Luis Langree vorgesehen) leitete ein vorzügliches Met-Orchester (Flöten!!!) mit viel rythmischem Gespür und gleichzeitiger Umsicht für die Sänger als Begleiter.
    Die boten eine durchschnittliche bis hervorragende Leistung:
    Wenn jemand der schlechteste sein sollte, dann war dies Kobie van Rensburg mit etwas unheitlich geführter Stimme, und dennoch hat mir sein Auftritt gut gefallen. Barry Banks und Jose Manuel Zapata lieferten in ihren kleinen Rollen klasse Töne und engagiertes Spiel. John Osborn machte als Goffredo (in der Radio-Besetzungs-Liste war teilweise noch von Bruce Ford die Rede, wo war er?) einen super Anfang.
    Renée Fleming war eine wie zu erwarten tolle Armida, die aber doch einiges von ihrer alten Brillianz eingebüßt hat und zum schweren Hände hin ordentlich mit der Mittellage zu kämpfen hatte.
    Star des Abends war somit der Rinaldo von L.Brownlee, dem man nur mit einem Wort - FABELHAFT :jubel::jubel: - bezeichnen kann.
    Insgesamt ein schöner Abend und "mein" Opernrepertoire ist um eine Erfahrung reicher.

  • Also ich habe mir die Aufführung live in NY angesehen und muß sagen, dass ich, N. Dessay noch im Ohr habend, von Marlis Petersen sehr enttäuscht war, auch wenn die Rezeption hier teilweise anders war, fehlte es mir an den entscheidenden Stellen an allen Ecken und Kanten; es war nett, aber konnte keinstenfalls meine Erwartungen an dieses hohe Haus erfüllen.
    PS. Empfehlung für alle, die wie ich zum ersten Mal in die Met gehen: Jacke und am besten Kopfbedeckung mitnehmen, um dem Klimatisierungswahnsinn der Amerikaner standhalten zu können.

    Beste Grüße, KFB
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  • Ich greife mal diesen Thread auf, um auf die Live-Übertragung in diversen Kinos hinzuweisen - obwohl es an anderer Stelle schon geschehen ist. Aber da das Forum ziemlich unübersichtlich ist: nesser einmal mehr als zuwenbig.


    Dabei muß ich gestehen, dass es mir wieder nicht gelungen ist, eine Karte zu bekommen; und das, obwohl Don Pasquale eine meiner Lieblingsopern ist und ich den Regisseur Otto Schenk sehr schätze. (Ganz zu schweigen von A.N., Marius Kwieczien u.a.)



    Viel Spaß allen, die eine Eintrittskarte ins Kino ihres Vertrauens ergattern konnten! :whistling:


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • @ Harald:
    Ich konnte eine Karte ergattern, das war auch gar nicht schwer, ich habe sie erst am vergangenen Samstag gekauft.
    Ich schaue mir erstmalig mit dem Don Pasquale eine Oper im Kino an und bin gespannt, wie es mir gefallen wird.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Das "Atelier im Savoy" hat ganze 190 Plätze und ist auf Monate im voraus ausverkauft.

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Ja, das stimmt, in Düsseldorf ist sogar schon die Vorstellung von Verdis Il Trovatore für nächstes Jahr im April ausgebucht.
    In Mülheim war das aber für den Don Pasquale gar kein Problem - und so weit weg ist das ja von Düsseldorf nicht.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • rodolfo39:
    Ich wollte mir noch Karten für den Trovatore kaufen und für Don Carlo im Dezember. Weißt Du, ob es für den Don Carlo am 11.12. auch noch Karten gibt?

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Gestern Abend habe ich im Kino Don Pasquale aus der Met gesehen und es war ein wirklich wundervoller Abend. Diese Aufführung hat das bewirkt was Musiktheater eigentlich bewirken soll: Den Zuschauer für eine paar Stunden ein ein anderes Universum zu versetzen und einfach mal abschalten und sich unterhalten lassen zu können. Und dank Otto Schenk ( oder Otti Schenk wie Anna Nebtreko ihn im Interview genannt hat ) konnte ich auch während einer Opernaufführung mal wieder lachen. Es ist schon lange her das das eine Inszenierung geschafft hat. Die letzte war die Cenerentola Inszenierung von Ponelle an der Rheinoper, die aber schon lange nicht mehr gezeigt wurde.
    Die Sängerdarsteller haben sich alle mit ihren Rollen identifiziert . Matthew Polenzani sang zwar nicht bei seiner ersten Arie die hohen Töne am Schluss, ich weis auch gar nicht ob die in der Orginalpartitur drinstehen, oder ob die nur von Florez gesungen werden . Auch Anna Nebtreko war eine tolle Norina, auch sängerisch. John del Carlo war ein Bilderbuch Don Pasquale . Und mein Lieblingsduett aus dem 2. Akt von Don Pasquale und Dr. Malesta ( Marius Kwiecien ) wurde noch einmal wiederholt. Erschrocken hab ich mich aber , als ich James Levine gesehen habe. Er sieht richtig alt und krank aus. Es ist aber immer wieder ein Vergnügen ihm beim dirigieren zu beobachten. Interessant war es auch die Bühnenarbeiten zu beobachten und so einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Das Kino im Rheinruhr Zentrum war nicht wirklich voll. Aber dafür waren die Sitze bequem.

  • Hallo rodolfo39.


    da kann ich Dir nur zustimmen. Mir gefiel die Otto Schenk Inszenierung auch sehr gut und ich kann mich auch gar nicht mehr erinnern, wann ich derartig viel während einer Opernaufführung gelacht habe.


    John del Carlo war einfach Don Pasquale. Köstlich wie ihm die Unterlippe zitterte aus lauter Begierde nach Norina. Auch Matthew Polenzani gefiel mir sehr gut, besonders im Duett mit Norina im 3.Akt. Anna Netrebkos Stimme war mir fast etwas zu schwer für diese Rolle. Darstellerisch konnte sie voll überzeugen und die Komik dieser Rolle lag ihr sehr. Am besten gefiel mir Mariusz Kwiecien, der wirklich über eine unglaublich schöne, kultivierte Baritonstimme verfügt, die mich richtiggehend in Entzücken versetzte. Auch ihm konnte man die Spielfreude deutlich anmerken.


    In der Pause gab es die üblichen Interviews mit den vier Sängern, dieses Mal durch Susan Graham.


    Der hochverdiente Applaus war für alle vier Sänger gleichermaßen stark Bei AN kamen noch einige begeisterte Pfiffe dazu.


    James Levine hat ja eine Rückenoperation hinter sich und konnte auch in der vorhergehenden Vorstellung nur bis zur Pause dirigieren, da er mit Magenkrämpfen zu kämpfen hatte. Er wurde dann durch einen anderen Dirigenten ersetzt.


    Auch das Oberhausener Kino war nicht ausverkauft. Die hinteren Reihen waren alle voll, aber die ersten vier Reihen blieben leer,


    :hello:


    Jolanthe

  • Dem kann ich mich nur anschließen. Es war ein wirklich toller Opernabend.
    Die Inszenierung von Otto Schenk ist mir zwar einen Hauch zu verspielt, aber das ist nur Geschmackssache, ich mag es halt gerne, wenn die Oper ein ganz bissl ernster ist, denn die Intrige Malatestas um Don Pasquale seine Familienwünsche auszutreiben finde ich schon sehr greznwertig.
    Dieser fast verlotterte Don Pasquale - wirklich ein ein eingefleischter Junggeselle - hatte diese Lektion aber durchaus verdient. John del Carlo war ein fantastischer Pasquale mit großer Mimik in seinem knautischgem Gesicht und auch wenn er stimmlichein wenig in die Jahre gekommen ist, bot er doch eine ansprechende Leistung. Das Plapper-Duett mit Malatesta war wirklich sehr gut im Parlando gestaltet, zumal sich Mariusz Kwicien seit 2006 nochmal gesteigert hat und einen tollen Malatesta mit cooler Sonnenbrille und dandyhafter Lässigkeit sang. Von Matthew Pollanzani war ich sehr angenehm überrascht. So einen guten Ernesto hatte ich von ihm nicht erwartet, der hohe Ton am Ende der Arie steht tatsächlich nicht in den Noten (wie eigentlich gar keiner in dieser Oper). Ein guter Tenor braucht diesen Ton nicht um zu überzeugen, und so war es auch hier. Seine beste Leistung bisher für mich an der Met.
    Wirbelwind Netrebko war als Norina wirklich sehr sehenswert, in der vokalen Gestaltung gebe ich im Meckern auf hohem Niveau einige Abstriche. Der Tonansatz war zuweilen etwas knatschig und die Stimme zu Beginn etwas kehlig - aber wie gesagt Meckern auf hohem Niveau. Sie war schlichtweg eine Wucht wie sie sich mit so viel Einsatz in die Partie warf. Im Duett mit dem ebenfalls so spielfreudigen Kwicien erlebte man die hohe Kunst der Oper, wie sein sollte.
    James Levine sieht tatsächlich sehr erschöpft aus. Kaum sahs er aber am Pult schien der von ihm entlockte drive ihn zu vitalisieren. Die Oper strotze nur so von Feinheiten, kein pauschales Tempo, sondern auch viele Ruhepausen gaben der kurzweiligen Oper viel Profil.

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