Johann Nepomuk HUMMEL (1778-1837) - "Den Bub müssen’s mir da lassen"

  • Hallo zusammen,


    oben ist ja schon von euch viel gesagt worden. Da hummel zu meinen Favoriten gehört möchte ich trozdem was zum besten geben. Was ihr schon wisst werdet ihr sicher großzügig überlesen, der Rest (wenn einer da ist) bringt villeicht noch infos.


    Johann Nepomuk Hummel war ein österreichischer Komponist und Pianist. Geboren am 14. November 1778 in Preßburg (heute Bratislawa, Slowakei), studierte er anfangs bei seinem Vater und wurde im alter von acht Jahren Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart. 1787 gab er sein erstes öffentliches Konzert, darauf folgte eine vierjährige Konzertreise mit dem Vater Johann Hummel durch Deutschland, Dänemark, England und Schottland. Im Anschluss an diese Konzertreise nahm er Unterricht bei Antonio Salieri, Johann Georg Albrechtsberger und Joseph Haydn. Zu diesem Zeitpunkt begann seine lange und intensive Freundschaft mit dem großen Rivalen Beethoven. Man kann Hummels Musik dem geläufigen galanten Stil der Wiener Klassik zurechnen. Dennoch entwickelte Hummel, von seinem Lehrmeister Mozart beeinflusst, einen eigenen kompositorischen Stil. Von 1804 bis 1811 stand er als Stellvertreter bzw. Nachfolger Joseph Haydns in Diensten der Familie Esterházy in Eisenstadt (siehe Arbeitsblatt zu Joseph Haydn). 1811 heiratete er die bekannte Sängerin Elizabeth Röckel mit der er zwei Kinder hatte.
    Ab 1816 hatte Hummel die Stelle als Hofkapellmeister in Stuttgart übernommen. Diese, nur kurze Zeit, war für ihn sehr unglücklich. So ging er als Großherzoglicher Kapellmeister mit seiner Familie 1819 nach Weimar in Thüringen, wo er mit Johann Wolfgang von Goethe Freundschaft schloss. In den zwanziger Jahren des 19. Jh. unternahm er weite Konzertreisen auf denen er u. a. 1827 erneut nach Wien kam. Er tat dies aber hauptsächlich um seinen sterbenden Freund Beethoven zu besuchen, auf dessen Wunsch er ein Gedenkkonzert gab. In diesem Konzert improvisierte er aus verschiedenen Themen Beethovenscher Musik.
    Hummel, der stets durch seine große Improvisationskunst beeindruckte, schrieb auch eine "Ausführliche Anweisung zum Pianofortespiel". Im Laufe seiner letzten drei Lebensjahre musste er aufgrund seiner schlechten Gesundheit seine Aktivitäten stark einschränken. Als er am 17. Oktober 1837 in Weimar starb sah man das Ende einer Ära gekommen.
    1884 erwarb die British Library 54 Manuskriptbände mit den Werken Johann Nepomuk Hummels.


    Wichtige Werke: Zu seinen wichtigsten Werken gehören sieben Klavierkonzerte, die eine Vorstufe zu Chopins Klavierkonzerten darstellen, darüber hinaus Klaviersonaten und Kammermusikwerke, vor allem das Septett d-Moll. Weitere beliebte Werke sind das Trompetenkonzert in E-Dur und das Klavierquintett f-Moll op. 87. Weiterhin sind etliche Kammermusikwerke erhalten. Außerdem schrieb Hummel etliche Messen und andere geistliche Musik.


    Wer zu den Werken weiter Infos will, ich habe ein kleines Werkregister (noch nicht ganz vollständig) verfasst (für eigene Zwecke) und gebe es gerne weiter (als Mail-Anhang im Word-Format z.B.). Für hier ist es wohl zu umfangreich.


    Es grüßt Euch aus Norge


    Stefan.M

    Stefan

  • Zitat

    Original von Stefan.M
    Wer zu den Werken weiter Infos will, ich habe ein kleines Werkregister (noch nicht ganz vollständig) verfasst (für eigene Zwecke) und gebe es gerne weiter (als Mail-Anhang z.B.). Für hier ist es wohl zu umfangreich.


    Och, es gibt ein paar Bekloppte, die ganze Werksverzeichnisse online stellen... :rolleyes:


    Falls Du es nicht veröffentlichen magst: ich wäre an so einer eMail mit Anhang interessiert.


    :]


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Das ging aber schnell, vielen Dank!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    In Deiner Zusammenstellung taucht, ganz am Schluß, Zur Logenfeier: Lasst fahren hin (Goethe) für Bariton und Klavier auf. War Hummel ebenfalls Freimaurer? Wenn ja, welcher Loge gehörte er an? Gibt es darüber mehr Informationen?


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Lieber Ulli,


    laut Wikipedias Freimaurerauflistung war J.N.H. Freimaurer. Ich habe ein umfangreiches Werk über Freimaurerei zuhause, hier ist er nicht erwähnt. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass es zu jener Zeit wohl eine Sache des Ehrenmannes war, auch Freimaurer zu sein. Wie aktiv die einzelnen das betrieben haben, welchen Einfluss sie hatten bleibt dahingestellt. Werde mich weiter damit befassen und gegebenfalls aktualisieren.
    Welcher Loge Hummel angehörte, nennt die o. g. Aufzählung nicht.


    Viele Grüße


    Stefan.M

    Stefan

  • Hallo,


    auf den Seiten 57 bis 79 listet Guy Wagner in "Bruder Mozart" [ISBN 3850025020] die Wiener Freimaurer der 1780er Jahre... da ist [natürlich] Hummel nicht dabei. Erwähnt wird aber u.a., daß der ebenfalls freimaurerische Verleger Pasquale Artaria u.a. Werke von Hummel verlegte. Auch das hat natürlich nichts zu sagen.


    Am 15.01.1794 stellte allerdings die letzte Wiener Loge "Zum hl. Joseph" ihre Tätigkeit offiziell ein. 1795 wurde die Freimaurerei für das gesamte Kaiserreich verboten und erst 1918 wieder erlaubt.


    Demnach scheint es eher unwahrscheinlich, daß Hummel [zumindest offiziell] Freimaurer war - vielleicht hat ihm nur Goethes Text gefallen?


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Eben hörte ich nochmals den "Durchzug durchs rote Meer" und amüsierte mich köstlich zu Beginn von Track 12, wo der Sopran singt "Moses streckte seine Hand aus".
    :hahahaha:
    Hummel zitiert dort einen sehr bekannten Komponisten wörtlich (nur transponiert). Wer erkennt das Zitat...?
    :D

  • Hallo,


    das Booklet dieser CD



    meint:


    Zitat


    Wenngleich [...] Goethe in Weimar die ohne Zweifel berühmteste Persönlichkeit war, so hiße es, kein Besuch sei vollständig, ohne daß man Goethe begegnet wäre und Hummel gehöt hätte. Die beiden Künstler, die beide derselben Freimaurerloge angehörten, wurden bald Freunde [...]


    :]


    Zitat

    Original von Ben
    Hummel zitiert dort einen sehr bekannten Komponisten wörtlich (nur transponiert). Wer erkennt das Zitat...?


    Das ist doch nichts als ein gebrochener Dreiklang!? ?( Der beispielsweise in Mozarts Requiem (Tuba mirum) gleich zu Beginn ertönt. Hab ich jetzt 100 Gummipunkte? :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Hummel war Mitglied in der "Amalia"Loge Weimar.


    Kennt jemand seine genialen Versionen der Prager und Jupiter Sinfonie für Klavier, Flöte, Violine und Cello?

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

  • Zitat

    Original von Pamina1791
    Kennt jemand seine genialen Versionen der Prager und Jupiter Sinfonie für Klavier, Flöte, Violine und Cello?


    Ja, natürlich:



    Ich höre die auch sehr gerne (fast lieber aber noch die Bearbeitung der g-moll-Sinfonie, siehe auch hier).


    :]


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Hallo zusammen,


    Hast du, Pamina 1791, eine Quellenangabe zur Logenzugehörigkeit der "Amalia" in Weimar? Woher hats du diese interresannte Information?
    Vielen Dank auch an Ulli für den CD-Tip (Booklettip meine ich eigentlich).
    Die mozart´schen Klavierkonzerte in den Hummel-Bearbeitungen sind übrigens allesamt sehr hörenswert. Fast noch schöner als das Original (hoffetlich gibts jetzt keine Kloppe), meiner Meinung jedenfalls.
    Noch eine allgemeine Frage: Kennt jemand eine lieferbare CD auf der Die Diabelli-Variation von Hummel eingespielt ist?
    Danke und herzliche Grüße aus N.


    Stefan.M

    Stefan

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Stefan.M
    Noch eine allgemeine Frage: Kennt jemand eine lieferbare CD auf der Die Diabelli-Variation von Hummel eingespielt ist?


    Da sind sie alle drauf:



    Sehr zu empfehlen!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Zu Hummels Freundschaft mit Beethoven - zur Ergänzung


    Hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Stefan.M:
    […]Zu diesem Zeitpunkt begann seine lange und intensive Freundschaft mit dem großen Rivalen Beethoven.
    […] In den zwanziger Jahren des 19. Jh. unternahm er weite Konzertreisen auf denen er u. a. 1827 erneut nach Wien kam. Er tat dies aber hauptsächlich, um seinen sterbenden Freund Beethoven zu besuchen, auf dessen Wunsch er ein Gedenkkonzert gab,[…]


    Tatsächlich kannten Hummel und Beethoven einander und waren vielleicht auch schon früh nach Beethovens Ankunft in Wien befreundet. Laut „Beethoven Lexikon“ von Heinz von Loesch und Claus Raab, erschienen 2008 im Laaber-Verlag, gab es aber um 1810 einen Bruch der Freundschaft, eventuell auf Grund von Intrigen Dritter (was Hummel nicht daran hinderte, Klaviermusik Beethovens öffentlich zu spielen und zur Verbreitung des Werkes seines großen Konkurrenten beizutragen). Erst kurz vor Beethovens Tod kam es zur Versöhnung, und Hummel war dann einer der Sargträger bei Beethovens Beerdigung und improvisierte, wie von Stefan.M berichtet, bei einem Gedenkkonzert über Beethoven-Themen.



    Zitat

    Original von Stefan.M:
    […]Von 1804 bis 1811 stand er als Stellvertreter bzw. Nachfolger Joseph Haydns in Diensten der Familie Esterházy in Eisenstadt[…]


    Dazu ist zu bemerken, dass Fürst Esterházy bei Beethoven eine Messe in Auftrag gegeben hatte, nämlich die 1807 vollendete Missa in C-Dur, op. 86, die dem Auftraggeber (gemäß Anton Schindlers Darstellung) bei der ersten Aufführung in Eisenstadt gar nicht gefiel, und der dann Hummel mit der Komposition geistlicher Musik beauftragte, was in der Folge zu dessen Anstellung zum Hofkompositeur führte. (Dabei ist unklar, ob Schindlers Bericht korrekt ist - immerhin schrieb Beethoven nach der Uraufführung der C-Dur-Messe an seine Verleger Breitkopf & Härtel, dass die Messe in Eisenstadt mit großem Beifall aufgenommen worden sei.)

    Gruß
    Pylades

  • Gerade fiel mir ein, dass der Amerikaner Ian Hobson gleich drei CDs mit Hummel-Sonaten gemacht hat:



    Die waren lange nicht greifbar (nun immerhin zu akzeptablen Preisen auf dem Marktplatz) und kommen auf meine Wunschliste, da mir Hobson mit Werken anderer Komponisten immer gut gefallen hat (Mendelssohn, Strauß, Milhaud, Saint-Saens ...).

  • Guten Abend allerseits, hallo Ulli


    herzlichen Dank für den guten Tip mit der Buchbinderaufnahme über sämtliche Diabellivariationen. Habe bereits Online reingehört und werde mir die Aufnahme zulegen. Die Beschäftignung mit den Variationen lohnt sich, ist sehr zu empfehlen da sich hir ein großes Spektrum an Komponisten der Zeit der Wiener Klassik vorstellt.


    Grüße an alle
    Stefan.M

    Stefan

  • Zitat

    Original von Ulli
    [...]


    ich habe das G-Dur-Trio op. 65 vom Hummel mittlerweile richtig herzlich aufgenommen. Dazu beigetragen haben diverse Reminiszensen an Mozart, die mir in diesem Werk auffallen: insbesondere zu KV 478. Im ersten Satz des Hummel-Trios werden die Takte 46ff. des 3. Satzes von KV 478 zitiert, im wunderbaren Finalsatz die Takte 104ff. bzw. besetzungstechnisch korrekter 112/114ff. des 1. Satzes von KV 478.
    i


    Ja, und auch im Trio G-Dur op. 35 (im Finalsatz) wurde zitiert: Diesmal das Thema des Finalsatzes von Beethovens 3ttem Klavierkonzert.


    :]


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Lieber Stefan.M,


    das steht im Wikipedia.Habe es aber auch schon woanders gelesen, ich bewundere Hummel sehr, daher hab ich schon einiges gelesen über ihn.
    Du, das mit den Hummel-Versionen der Mozartschen Klavierkonzerte war aber schon ein Witz oder??!! :boese2:
    Wer könnte Mozart übertreffen?

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

  • Zitat

    Original von Pamina1791
    Wer könnte Mozart übertreffen?


    Hummel? An Virtuosität allemal.


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Guten Abend allemiteinander,


    liebe Pamina 1791, es ist schon auch meine Meinung, dass Mozart an sich wohl kaum übertroffen werden kann. Meine Aussage bezog sich eher darauf, dass man die mozartschen Originale schon x-mal in unterschiedlichsten Einspielungen gehört hat und deswegen soz. die Abwechslung eine gewisse Würze bzw. Reiz hat. Ansonsten gäb es zu sagen, dass Mozart Hummels Lehrer war, jener also entsprechend beeinflusst aber trotzdem zu seinem eigenen, unverwechselbaren Kompositionsstil kam (was man ansonsten nicht von jedem Komponisten sagen kann). Dass er sich mit seinem galanten Stil in der aufkommenden Romantik irgendwann selbst überlebt hat, also beim Publikum nicht mehr so ankam wie früher, tut hier nichts zur Sache. Ich habe sehr viel Werke von Hummel auf CD und schätze ihn sehr. Ich persönlich beschäftige mich (neben Vivaldi) viel mit Komponisten, die heute eher unbekannt sind (ich weiß, auf Hummel trifft das dank der Plattenindustrie nicht ganz zu) Ich habe übrigens im Tread über die großen Werkverzeichnisse das Werkverzeichniss Hummels reingestellt (sortiert nach Opus usw.). Könnte mir vorstellen, dass dich das interressiert.


    Herzliche Grüße aus Norwegen


    Stefan.M

    Stefan

  • Gegen ein Werkverzeichnis wäre von meiner Sicht aus nichts einzuwenden...
    im Gegenteil.
    Sollte es zuuuu lang sein (über 150.000 Zeichen) müsste man es halt in zwei oder mehr Beiträge packen


    Übrigens halte ich Hummel derzeit für ziemlich unterschätzt.....


    LG


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Alfred,


    habe doch das Werkverzeichnis (nach Opus) schon reingestellt. Habe gerade extra nachgesehen, ob es noch drin ist. Leider ist es mir damals nicht gelungen meine schöne Word-Datei so ordendlich reinzubringen wie ich sie geschrieben habe. Das macht die Sache etwas unübersichtlicher. Aber villeicht kann mir da jemand mit einem Tipp helfen.
    Übrigens bin auch ich ganz der Meinung, dass Hummel unterschätzt wird.
    Wie bereits oben erwähnt hat Hummel seine eigene Musiksprache entwickelt, was nicht jedem gelungen ist. Das nicht alle Werke so spektakulär sind wie z. B. das Trompetenkonzert ist völlig normal. Finden wir das doch selbst bei dem unantastbaren W.A.M.


    Herzliche Grüße aus dem hohen Norden


    Stefan.M

    Stefan

  • Zitat

    Original von Ulli
    [quote]Original von Pamina1791
    Wer könnte Mozart übertreffen?


    Hummel? An Virtuosität allemal.


    Nun ja, Virtuosität macht noch kein Genie :baeh01::hello:


    Aber an einem Werkverzeichnis habe ich in der Tat großes Interesse!! Danke schonmal, Stefan!!

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

  • Zitat

    Original von Pamina1791
    Nun ja, Virtuosität macht noch kein Genie :baeh01::hello:


    Aber hallo!


    :faint:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Am besten gefällt mir das eingängige Trompentenkonzert in Es-Dur, welches wohl neben Haydns Konzert das Bekannteste seiner (zugegeben seltenen) Spezies sein dürfte.


    Wahrlich zum ersten Mal habe ich mir heute bewusst Hummels Trompetenkonzert E-Dur (!) reingezogen. Meine Assoziationen waren sogleich:


    1. Satz = Mozart Haffner-Sinfonie, Kopfsatz (aber sowas von ...)

    2. Satz = Mozart C-Dur-Konzert KV 467, 2. Satz (von dem für mich völlig sinnlosen Eröffnungstakt mal abgesehen)


    Nicht, daß mich das in irgendeiner Weise wundern würde; aber ganz nachvollziehen kann ich die Beliebtheit des Konzertes nicht.


    8-)


    Sicher: eine solide Arbeit - gereicht aber für meinen bescheidenen Geschmack nicht an z.B. Haydns älteres Werk heran. Hummels Clavierkonzerte machen mich mehr an.


    Neben Haydn (1796) und Hummel (1803) komponierten auch Koželuh (1798), Weigl (1799) und angeblich Süßmayr (im SmWV nicht auffindbar?) für Anton Weidingers Klappentrompete.

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Obwohl die Klavierkonzerte und auch das Trompetenkonzert sehr schön sind (ich mag da übrigens das A-Moll am liebsten), finde ich gerade seine beiden Septette am gelungensten. Besonders das in D-Moll ist ein tolles Werk, das auch den Vergleich zu anderen groß besetzten Kammermusikwerken der Zeit standhalten kann. Das zweite kommt nicht ganz an das D-Moll heran, ist aber auch ein lohnendes Werk, besonders in seinem wunderschönen langsamen Satz und dem feurigen Scherzo in C-Moll. Bleibt noch sein Klavierquintett in Es-Moll zu erwähnen. Ein sehr gewichtiges Werk, das übrigens die selbe Besetzung wie Schuberts späteres Forellenquintett aufweist.


    LG aus Wien.:hello:

  • Bleibt noch sein Klavierquintett in Es-Moll zu erwähnen. Ein sehr gewichtiges Werk, das übrigens die selbe Besetzung wie Schuberts späteres Forellenquintett aufweist.

    Richtig!



    N.epomuk F.ortepiano Q.uintett


    Riko Fukunda, Fortepiano Grafnachbau (1824) (Sammlung Edwin Beunk)
    Franc Polman, Violine Hendrik Jacobs, Amsterdam 1701
    Elisabeth Smalt, Viola Andrea Postacchini, Fermo c1830
    Jan Insinger, Violoncello Joseph Panormo, London c1820
    Pieter Smithuijsen Kontrabaß, Ungarn Ende 18. JH


    Zugegeben: selbst für romantic in progress eine ungewöhnliche Tonart und zudem eine winzig kleine Lüge.


    Der Kopfsatz schreibt an den Akkoladen 3 b's vor (also Es-Dur), dennoch beginnt der Satz unisono (Violine, Contrabass und Fortepiano) auf Ges und wird in den folgenden 39 Takten mit Vorzeichen gespickt, die tatsächliches es-moll zu Gehör bringen. Ab Takt 40 ist kurioser Weise D-Dur vorgeschrieben (2 #) und der Satz schlängelt sich ohne Scham durch allerlei Tonarten, um vor dem Wiederholungszeichen in Fis-Dur zu münden; dadurch wird die Wiederholung des ersten Teils unerlässlich, da durch die enharmonische Verwechslung des Fis zum anfänglichen Ges die Bedeutung dieses Start-Ges' hervorgehoben wird, aber nicht nur das: die Durchführung wird ebenfalls auf dem (ausgehaltenen, kratzenden, bedeutungsschwangeren und vibratolosen) Ton Fis weitermachen, dann aber sofort durch Umdeutung des Fis nach D-Dur abwandern... der Kopfsatz endet ohne große Überraschung stark an das Ende des Kopfsatzes von Mozarts d-moll-Konzert KV 466 angelehnt in es-moll, allerdings - wie zu Beginn - in vorzeichenübersähtem Es-Dur notiert.


    Auch das folgende Menuett ist auf diese Weise notiert, was aus der kleinen Lüge zumindest schonmal eine Halbwahrheit macht. In Es-Dur schließlich steht das Largo, das mit einer Attacca-Subito-Fermate auf D7 unmittelbar in das finale Allegro agitato übergeht; auch dieses wieder in Es-Dur notiert und mit es-moll-Vorzeichen gewürzt. Eine Passage im ersten Drittel erinnert mich an das Sextett aus dem 2. Akt von Mozarts Don Giovanni: die Figur, die Leporello auf die Worte viver lasciatemi per carità singt, taucht hier rein zufällig (?) auf...


    Da das Werk auch in es-moll endet, scheint die Notationsweise m. E. lediglich der einfacheren Lesbarkeit dienen zu wollen, damit sich die Musiker nicht 6 Erniedrigungen merken müssen - in einigen Ausgaben ist allerdings "Es-Dur" als Tonart angegeben, z.B. bei dieser:



    The Music Collection

    Simon Standage, Violine David Rubio, Cambridge 1996, copy of Guarnerius del Gesù (the ‘Rode’, 1734)
    Peter Collyer, Viola Joseph Hill, London c. 1780
    Poppy Walshaw, Violoncello anonym, Sachsen (Marktneukirchen?) c1820
    Elizabeth Bradley, Contrabaß William (?) Gilkes, London c1830
    Susan Alexander-Max, Grand Piano Johann Fritz, Wien c1814


    Als Modell für Schuberts Forellenquintett gilt übrigens die eigenhändige Quintettfassung von Johann Nepomuk Hummels Septett d-moll op. 74 für Fortepiano, Flöte, Oboe, Horn, Viola, Violoncello und Contrabass aus dem Jahre 1816. In der Quintettfassung verwendet Hummel ebenfalls die Instrumente Fortepiano, Violine, Viola, Violoncello und Contrabass. Das (viersätzige) Werk Hummels weist ebenfalls einen Variationssatz zwischen Scherzo und Finalsatz auf und der geneigte Hörer wird durchaus einige harmonische und klavieristische Parallelen zu Schuberts Werk hören können. Hummels Werk war zudem sehr berühmt: Clara Schumann, Louise Farrenc und Felix Mendelssohn hatten dieses Stück im Repertoire, auch Franz Liszt hatte Hummels Septett/Quintett für Clavier solo und Clavierduett gecovered, ein positiver Umstand, der nur äußerst populären Werken widerfahren ist.

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Interessant, ich wusste nicht dass das Quintet in Es-Dur notiert war. Es-Moll ist sowieso eine verrückte Tonart, die einzig anderen Werke die ich in dieser Tonart kenne sind Haydns Klaviertrio Nr. 31 (bei Haydn überrascht mich so eine entlegene Tonart nicht) und das letzte Quartett von Schostakowitsch.


    LG aus Wien.:hello:

  • Vielleicht noch ein hummeliges Album mit Kammermusik auf modernen Instrumenten. Für das Cover wählte man ein modernisiertes Ganzkörperportrait des Komponisten



    Es musizieren Christoph Hinterhuber auf dem Klavier, Martin Rummel am Cello und Walter Auer bläst seine Föte. Das Album enthält eine Cellosonate von 1824, eine etwas frühere Klaviersonate und ein etwas wehmütiges Trio für Flöte, Cello und Klavier als Variationssatz über das Lied "Schöne Minka", einem ukrainischen Volkslied, das auch Beethoven vertonte.


    Ich finde dieses Album ganz wunderbar. Ich höre es lieber als das Piano Quintett mit dem Nepomuk Fortepiano Quintett