RAFFinierte, volkstümliche Melodien - Die Kammermusik von Joachim Raff

  • (Klar habe ich den Titel bei Alfred geklaut und verändert) :pfeif:


    Ich möchte eine Lanze für Raffs Kammermusik brechen.


    Diese Musik ist nicht so komplex und tiefgründig wie z.B. bei Brahms, nein, sie wird als populistisch bezeichnet. Ich empfinde sie wunderbar melodiös. Dies sind keine genialen Werke, aber sie strotzen so vor einfachen aber wunderschönen Melodien. Die Werke sind sehr konstruktiv, volkstümlich und wie seine Sinfonien vielfach programmatisch.

    Raff hat 5 Violinsonaten, eine Cellosonate, vier Klaviertrios, zwei Klavierquartette, zwei Klavierquintette, 8 Streichquartette und diverse kleinere Kompositionen (z.B. ein Streichsextett und ein Oktett) geschrieben. Im Folgenden findet ihr eine aktuell erhältliche Auswahl:


    Streichquartette: CPO: Streichquartette von Raff




    Klaviertrios:


    Klavierquintett und Streichsextett:


    Werke für Violine und Klavier:



    Werke für Cello und Klavier:


    Ich besitze die Streichquartette mit dem Mannheimer Streichquartett sowie die 4 Klaviertrios mit dem Trio Opus 8.


    Die beiden Streichquartette sind sehr gegensätzlich. Das Quartett No. 6 „Suite in älterer Form“ ist einer barocken Suite, einer Reihe von klassischen Tänzen, nachempfunden. Das Quartett No. 7 „Die schöne Müllerin“ stellt eine zyklische Tondichtung dar. Hier ist, wie in seinen Sinfonien, die Programmatik vom ersten Sehen der schönen Müllerin durch den Jüngling bis zum Polterabend wunderbar dargestellt.


    Die Klaviertrios sind zu Lebzeiten mit grossem Erfolg aufgeführt worden. Auch in den Trios gelingt es ihm, wie in den Sinfonien, vielfarbig zu instrumentieren. Die Trios sind meine persönliche Entdeckung des Jahres.
    In die Violinsonaten konnte ich bereits reinhören. Sie stehen ganz oben auf meinem Wunschzettel. Die CD mit den Cellowerken habe ich bereits bestellt.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo,


    Kontakt zur Kammermusik Raffs hatte ich bislang wenig...
    Ich habe zwar sämtliche cpo-CDs mit den Werken für Violine und Klaiver, habe aber bislang nur sporadisch reingehört. Die Wagner-Fantasien finde ich ganz nett...(ist natürlich keine große Kunst)...
    Ich habe mittlerweile endlich all seine Symphonien beisammen und wirklich: Herrlichste Melodien zum sofortigen mitsingen - Meine Lieblingssymphonie: Nr.8 :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich werde den Thread zum Anlass nehmen, demnächst mal die ersten Streichquartette zu besorgen - weiss jemand, ob eine Kompletteinspielung bei cpo geplant ist, welche möglicherweise dann auch als Box zu erhalten ist?


    LG
    Raphael

  • Ich habe während eines beruflichen Aufenthaltes in Minden im dortigen jpc-Laden Vol. 3 der cpo-Serie mit Werken für Violine und Klavier gekauft.


    Mich berührt die Musik leider nicht. Die Stücke sind recht nett und gefällig, aber nichts, was einem im Ohr haften bleibt oder Lust auf mehr weckt. Allerdings ist diese Musikepoche auch nicht gerade meine Lieblingsepoche.


    Die Klaviertrios würde ich noch mal hören wollen, oder auch Werke für Klavier solo. Für das restliche Repertoire kann ich kein Interesse aufbringen.

  • Also ich möchte hier für Radagast als Autor dieses Themas und für Jochim Raff eine Lanze brechen... Da Joachim Raff ja in meiner näheren Umgebung in der Schweiz aufgewachsen ist, habe ich mich auch als "gut nachbarlichen" Interesse ein wenig mit seinen Kompositionen beschäftigt. Dank CPO's Spezialpreisen habe ich seit kurzem auch einige Raff Aufnahmen inkl. Streichquartette Nr. 6&7, Klaviertrios 1-4 und Symphonien Nr. 8-11. Bis heute habe ich jedoch erst die Klaviertrios (Nr. 1 & 4 sind dabei wirklich interessant) und die Streichquartette einmal angehört. Joachim Raff's Tonsprache ist zwar nicht sofort zugänglich und trotzdem hat seine Musik einen eigenen romantisch melancholisch-heiteren Stil, welcher suchend und vielschichtiger scheint, als es beim ersten Hineinhören den Anschein macht. Deshalb werde ich diese Aufnahmen über die nächsten Wochen nochmals durchhören und dann vielleicht weitere Einsichten dazu mitteilen können...


    Also, liebe Taminos, gibt den Raff doch 'ne zweite Chance, auch wenngleich seine Kompositionen bestimmt nicht Schubert-Niveau erreichen können :yes:


    Viele Grüsse
    Pianomania

    "Die Welt ward ihm Klavier. In Terzen, Quinten, Oktaven sprang sein Denken, Dur und Moll spannte sein Herz."
    Carl Sternheim

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  • Ich habe mir Raffs vier Klaviertiros letzte Woche bestellt und inzwischen je 2x durchgehört:



    Und für mich steht fest, Raff ist einer der großen Kammermusikkomponisten. Diese vier Trios - und zwar alle - sind Werke auf allerhöchstem Niveau. Das ist keine zweitklassige Musik mit hellen Momenten, nein, das gehört in die Liga von Mendelssohn, Schumann und Brahms. In den Bereichen Kontrapunktik, Rhytmik, Harmonik und Melodik erreicht Raff jeweils die Spitze. Ich bin zutiefst beeindruckt und kann sagen, diese Werke sind für mich die größte Entdeckung der letzten Jahre!!! Die Tonsprache mag vielleicht eklektizistisch sein, epigonal ist sie nicht. Am ehesten kann man ihn mit Saint-Saens vergleichen - mit dessen allerbesten Kammermusikwerken, wohlgemerkt (Trio Op. 18, Violinsonate Op. 75).

  • Joachim Raff hat neben vielen anderen Kammermusikwerken auch ein Streicheroktett hinterlassen, bei dem alle Stimmen des Quartetts verdoppelt wurden. Das 1872 komponierte Werk hat durch die häufige Parallelführung der entsprechenden Stimmen ein fast kammerorchestralen Klang, der auf die kurz darauf entstandenen Streicherserenaden und Sextette von Dvorak und Tschaikowsky voraus weist. Das natürlich viersätzige Werk ist in den Sätzen 1,2 und 4 sehr ansprechend und durchaus mit den genannten Werken auf Augenhöhe. Ja und in Satz 3 passiert es dann, da blitzt dann auch bei Raff mal das echte Genie auf. Der langsame Satz taucht tief in die Welt des späten Schubert und Beethoven ein und ist m.E. melodisch hinreissend. Ganz große Musik.
    Mir liegt auf LP die Ersteinspielung durch das Züricher Kammerensemble vor. Die spielen ansprechend aber das durch Hyperquartette verwöhnte Ohr wähnt, dass da noch Luft nach oben ist. Eine Einspielung durch die ASMF gibt es auch und steht auf der Orderliste.

  • Wer Freude an Raffs Melodischen Kompositionen hat, wird sich über die folgende Neuerscheinung sehr freuen. Technisch auf höchstem Niveau, auch von der Akustiktechnik her... ;)


    Die russische Pianistin Oxana Shevchenko und der deutsch-französische Cellist Christoph Croisé haben das Kammermusikwerk für Cello und Klavier von Joachim Raff eingespielt. Das ist schon etwas Besonderes. Raffs Musik besticht durch ihren Melodienreichtum.



    Die beiden Künstler stellen ihre Einspielung in diesem Teaser kurz vor



    Als erstes ist das sehr ansprechende Duo Op. 59 zu hören aus dem Jahre 1848 (Revision 1852)



    und dann zwei Fantasiestücke von Joachim Raff Op. 86 aus dem Jahre 1856 von der Einspielung